Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • ERSTER TEIL DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
    • ERSTER ABSCHNITT ,,ICH GLAUBE" - ,,WIR GLAUBEN"
      • ZWEITES KAPITEL GOTT GEHT AUF DEN MENSCHEN ZU
        • ARTIKEL 2 DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG
          • III Die Auslegung des Glaubenserbes
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III Die Auslegung des Glaubenserbes

 

Das Glaubenserbe ist der Kirche als ganzer anvertraut

 

84 Das in der Heiligen Überlieferung und in der Heiligen Schrift enthaltene ,,heilige Erbe" [Vgl. Tim 6,20; 2Timl‘12-14.] des Glaubens [depositum fidei] ist von den Aposteln der Kirche als ganzer anvertraut worden. ,,Ihr anhängend verharrt das ganze heilige Volk, mit seinen Hirten vereint, ständig in der Lehre und Gemeinschaft der Apostel, bei Brotbrechen und Gebeten, so daß im Festhalten am überlieferten Glauben, in seiner Verwirklichung und in seinem Bekenntnis ein einzigartiger Einklang zwischen Vorstehern und Gläubigen zustande kommt" (DV 10).

 

 

Das Lehramt der Kirche

 

85 ,,Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes authentisch auszulegen, ist allein dem lebendigen Lehramt der Kirche" - das heißt den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom - ,,anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird" (DV 10).

 

86 ,,Das Lehramt steht also nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nur lehrt, was überliefert ist, da es ja dieses [Wort Gottes] nach göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes ehrfürchtig hört, heilig bewahrt und treu erklärt und all das, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Erbe des Glaubens schöpft" (DV 10).

 

87 Die Gläubigen rufen sich das Wort Christi an die Apostel ins Gedächtnis: ,,Wer euch hört, der hört mich" (Lk 10,16) [Vgl. LG 20.] und nehmen die Lehren und Weisungen, die ihnen ihre Hirten in verschiedenen Formen geben, willig an.

 

 

Die Dogmen des Glaubens

 

88 Das Lehramt der Kirche setzt die von Christus erhaltene Autorität voll ein, wenn es Dogmen definiert, das heißt wenn es in einer das christliche Volk zu einer unwiderruflichen Glaubenszustimmung verpflichtenden Form Wahrheiten vorlegt, die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind oder die mit solchen Wahrheiten in einem notwendigen Zusammenhang stehen.

 

89 Unser geistliches Leben und die Dogmen stehen in organischer Verbindung. Die Dogmen sind Lichter auf unserem Glaubensweg, sie erhellen und sichern ihn. Umgekehrt werden durch ein rechtes Leben unser Verstand und unser Herz geöffnet, um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen [Vgl. Joh 8,31-32.].

 

90 Die wechselseitigen Verbindungen zwischen den Dogmen und ihr innerer Zusammenhang sind in der Offenbarung des Mysteriums Christi als ganze zu finden [Vgl. 1. Vatikanisches K.: ,,nexus mysteriorum": DS 3016; LG 25.]. Es gibt ,,eine Ordnung oder ,Hierarchie‘ der Wahrheiten der katholischen Lehre, da ihr Zusammenhang mit dem Fundament des christlichen Glaubens verschieden ist." (UR 11).

 

Der übernatürliche Glaubenssinn

 

91 Alle Gläubigen sind an der Erfassung und Weitergabe der geoffenbarten Wahrheit beteiligt. Sie haben die Salbung des Heiligen Geistes empfangen, der sie unterrichtet [Vgl. 1 Joh 2,20. 27. ]und in die ganze Wahrheit führt [Vgl. Joh 16,13.].

 

92 ,,Die Gesamtheit der Gläubigen ... kann im Glauben nicht fehlgehen, und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie mittels des übernatürlichen Glaubenssinns des ganzen Volkes dann kund, wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert" (LG 12).

 

93 ,,Durch jenen Glaubenssinn nämlich, der vom Geist der Wahrheit geweckt und erhalten wird, hängt das Volk Gottes unter der Leitung des heiligen Lehramtes ... dem einmal den Heiligen übergebenen Glauben unwiderruflich an, dringt mit rechtem Urteil immer tiefer in ihn ein und wendet ihn im Leben voller an" (LG 12).

 

Das Wachstum im Glaubensverständnis

 

94 Dank des Beistands des Heiligen Geistes kann das Verständnis der Wirklichkeiten wie auch der Formulierungen des Glaubenserbes im Leben der Kirche wachsen:

-,,aufgrund des Nachsinnens und des Studiums der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen" (DV 8); insbesondere ,,die theologische Forschung soll sich ... um eine tiefe Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemühen" (GS 62,7)[Vgl. Gs 44,2; DV 23; 24; UR 4.];

- ,,aufgrund der inneren Einsicht in die geistlichen Dinge, die sie erfahren" (DV 8); ,,die göttlichen Worte wachsen mit den Lesenden" (Gregor d. Gr., hom. Ez. 1,7,8);

- ,,aufgrund der Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt die sichere Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben" (DV 8).

95 ,,Es zeigt sich also, daß die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem überaus weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen" (DV 10,3).

 

 





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