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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 30. Juli 2017

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Die Gleichnisrede Jesu, die im dreizehnten Kapitel des Matthäusevangeliums sieben Gleichnisse zusammenstellt, findet mit den drei heutigen Bildern ihren Abschluss: mit dem Bild des verborgenen Schatzes (V. 44), der kostbaren Perle (V. 45-46) und des Fischernetzes (V. 47-48).

Ich möchte mich den ersten beiden zuwenden: Sie unterstreichen den Entschluss der Protagonisten, alles zu verkaufen, um das zu erlangen, was sie entdeckt haben. Im ersten Fall handelt es sich um einen Bauern, der zufällig einen Schatz entdeckt, der im Acker vergraben ist, wo er arbeitet. Da der Acker nicht ihm gehört, muss er ihn erwerben, wenn er in den Besitz des Schatzes gelangen will: So beschließt er, sein ganzes Hab und Gut zu riskieren, um jene wirklich außerordentliche Gelegenheit nicht zu verpassen. Im zweiten Fall sehen wir einen Kaufmann, der mit kostbaren Perlen handelt. Als erfahrener Kenner findet er eine besonders wertvolle Perle. Auch er beschließt, alles auf jene Perle zu setzen und dafür alle anderen zu verkaufen. Diese Gleichnisse heben zwei Merkmale hervor, die den Besitz des Reiches Gottes betreffen: die Suche und das Opfer. Es ist wahr, dass das Reich Gottes allen angeboten wird – es ist eine Gabe, es ist ein Geschenk, es ist eine Gnade –, doch es wird nicht auf einem Silbertablett serviert, es erfordert eine Dynamik: es geht darum, zu suchen, zu gehen, sich einzusetzen. Die Haltung jener Suche ist die wesentliche Bedingung für das Finden. Es ist notwendig, dass das Herz brennt vor Verlangen, das kostbare Gut zu erreichen, das heißt das Reich Gottes, das in der Person Jesu gegenwärtig wird. Er ist der verborgene Schatz, er ist die wertvolle Perle. Er ist die grundlegende Entdeckung, die unserem Leben eine entscheidende Wende geben kann, indem sie es mit Sinn erfüllt.

Angesichts der unerwarteten Entdeckung werden sich sowohl der Bauer als auch der Kaufmann bewusst, dass sie vor einer einzigartigen Gelegenheit stehen, die sie sich nicht entgehen lassen dürfen. Daher verkaufen sie alles, was sie besitzen. Die Erkenntnis des unermesslichen Wertes dieses Schatzes führt zu einer Entscheidung, die auch Opfer, Trennungen und Verzichte einschließt. Wenn man den Schatz und die Perle entdeckt hat – das heißt wenn wir den Herrn gefunden haben –, darf man diese Entdeckung nicht unfruchtbar lassen, sondern muss alles andere opfern. Es geht nicht darum, alles Übrige zu verachten, sondern es Jesus unterzuordnen und ihn an die erste Stelle zu setzen. Die Gnade an die erste Stelle. Der Jünger Christi ist nicht einer, der auf etwas Wesentliches verzichtet hat. Er ist jemand, der sehr viel mehr gefunden hat: Er hat die Freude in Fülle gefunden, die allein der Herr schenken kann. Das ist die dem Evangelium entsprechende Freude der geheilten Kranken, es ist die Freude der Sünder, denen vergeben worden ist, und es ist die Freude des Schächers, für den sich die Pforte des Paradieses öffnet.

Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude (vgl. Evangelii gaudium, 1). Heute werden wir aufgefordert, in den Gleichnissen die Freude des Bauers und des Kaufmanns zu betrachten. Es ist die Freude eines jeden von uns, wenn wir die Nähe und tröstende Gegenwart Jesu in unserem Leben entdecken: eine Gegenwart, die das Herz verwandelt und uns für die Bedürfnisse und die Aufnahme der Brüder und Schwestern offen sein lässt, besonders der schwächsten unter ihnen.

Mit der Fürsprache der Jungfrau Maria wollen wir beten, dass es ein jeder von uns verstehe, mit den Worten und den alltäglichen Gesten die Freude zu bezeugen, den Schatz des Reiches Gottes gefunden zu haben, das heißt die Liebe, die der Vater uns durch Jesus geschenkt hat.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute wird der von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Tag gegen Menschenhandel begangen. Jedes Jahr werden Tausende von Männern, Frauen und Kindern zu unschuldigen Opfern der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft sowie der sexuellen Ausbeutung und des Organhandels, und es hat den Anschein, dass wir uns daran derart gewöhnt haben, dass wir den Menschenhandel für etwas Normales halten.

Das ist schlimm, das ist grausam, das ist kriminell! Ich möchte erneut zum Einsatz aller aufrufen, damit diesem verabscheuungswürdigen Übel, einer modernen Form der Sklaverei, angemessen entgegengetreten wird. Gemeinsam wollen wir zur Jungfrau Maria beten, dass sie den Opfern des Menschenhandels beistehe und die Herzen der Menschenhändler bekehre. Beten wir gemeinsam zur Gottesmutter: Gegrüßet seist du, Maria…

Nun grüße ich alle Pilger aus Italien und verschiedenen anderen Ländern, besonders die »Murialdina«-Schwestern vom heiligen Josef, die Novizinnen der Maria-Hilf-Schwestern, die Ministranten verschiedener italienischer Pfarreien sowie den italienischen Club für Frauen-Hockey aus Buenos Aires. Allen wünsche ich einen schönen Sonntag, und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!



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