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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Harmonie, Armut, Geduld

Dienstag, 14. April 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 17, 24. April 2015

 

Um drei Gnaden sollte für die christlichen Gemeinschaften gebetet werden: Harmonie, Armut und Geduld. Als Fortsetzung der Reflexion über das nächtliche Zwiegespräch zwischen Jesus und Nikodemus, das im Mittelpunkt des Wortgottesdienstes stand, widmete Papst Franziskus die Predigt der Messe, die er am Dienstag, 14. April, in Santa Marta feierte, dem Thema der »Wiedergeburt «, was für die Kirche soviel heißt wie »neu geboren werden aus dem Geist«.

Der Bischof von Rom knüpfte an die Lesungen des Vortages an, wobei er daran erinnerte, dass diese dazu aufgefordert hatten, »über eine der vielen Verwandlungen nachzudenken«, die der Geist bewirke: jene, »Mut« zu verleihen und den Menschen dadurch von einem »Feigling und furchtsamen Menschen« in einen »mutigen Menschen« zu verwandeln, »der sehr viel Mut dazu hat, Jesus zu verkündigen, ohne Furcht zu empfinden«. Von der Betrachtung des einzelnen Menschen ging der Papst dann dazu über zu ergründen, »was der Geist innerhalb einer Gemeinschaft bewirkt«.

Nach der Lektüre des Abschnitts aus der Apostelgeschichte (4,32-37), in dem die christlichen Urgemeinden beschrieben werden, habe man fast den Eindruck, es mit der Beschreibung einer »idealen Welt« zu tun zu haben: »Alle waren Freunde, alle lebten in völliger Gütergemeinschaft, es gab keinen Streit.« Eine Erzählung, so erläuterte Franziskus, die »sich wie eine Inhaltsangabe anhört, so als ob das Leben eine zeitlang stillgestanden wäre und der Geist Gottes uns zeigen würde, was er in einer Gemeinschaft bewirken könnte, wie eine Gemeinschaft verwandelt werden könnte: eine Diözesangemeinschaft, eine Pfarrgemeinde, eine religiöse Gemeinschaft, eine Familiengemeinschaft«.

Bei dieser Schilderung hob der Papst zwei typische Merkmale der »Wiedergeburt in einer Gemeinschaft « hervor. Vor allem die Harmonie: »Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele.« Wer aus dem Geist wiedergeboren werde, habe also »die Gnade der Einheit, der Harmonie«. In der Tat sei der Heilige Geist »der Einzige, der uns diese Harmonie schenken kann«, weil »er zugleich auch die Harmonie zwischen dem Vater und dem Sohn darstellt«. Und dann gebe es ein zweites Merkmal, und zwar handle es sich dabei um die »Gütergemeinschaft«. In der Schrift stehe: »Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum.«

In diesem Zusammenhang hob der Papst hervor, dass diese beiden Aspekte nur »ein Schritt« auf dem Weg einer »wiedergeborenen« Gemeinschaft sei. In der Tat beginne sie auch, »Probleme« zu haben. Da habe es beispielsweise den Fall »der Ehe des Hananias und der Saphira« gegeben, die nach ihrem Eintritt in die Gemeinde »versuchten, die Gemeinde zu betrügen«. Eine negative Erfahrung, die man auch auf unsere Tage übertragen könne: sie sei vergleichbar, so erläuterte Franziskus, mit den »Wohlbegüterten unter den Wohltätern «, die sich an die Kirche annähern, »die in sie eintreten, um ihr zu helfen, und die sich dann der Kirche bedienen, um ihre eigenen Geschäfte zu treiben«. Sodann gebe es auch »die Verfolgungen «, die im Übrigen bereits »von Jesus angekündigt « worden seien: In diesem Kontext erinnerte der Papst an »die letzte Seligpreisung bei Matthäus: ›Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt werdet… Freut euch und jubelt.‹« Und er erinnerte auch daran, dass Jesus »viel Schönes verheißt, Frieden und Fülle: ›Wer um meinetwillen verfolgt wird, wird dafür das Hundertfache erhalten.‹«

All das finde sich auch »in der ersten Gemeinde wieder, die aus dem Heiligen Geist wiedergeboren war«, und der gegenüber Petrus erklärt: »Liebe Brüder, lasst euch durch die Feuersglut, die zu eurer Prüfung über euch gekommen ist, nicht verwirren.« In dem »Bild der Feuersglut«, so kommentierte der Papst, finden wir jenes »des Feuers wieder, durch das das Gold geschieden wird«, also »das Gold einer aus dem Heiligen Geist wiedergeborenen Gemeinde wird geläutert von allen Schwierigkeiten, von den Verfolgungen«.

An dieser Stelle führte der Papst ein drittes wichtiges Element ein, indem er an den »Rat Jesu« erinnerte, der denen galt, die sich »inmitten von Schwierigkeiten, von Verfolgungen« befinden: »›Durch standhafte Geduld werdet ihr euer Leben und eure Seele retten.‹« Es bedürfe also »der Geduld im Ertragen: Probleme ertragen, Schwierigkeiten ertragen, die üble Nachrede ertragen, die Verleumdungen, den Schmerz über den Tod eines Kindes oder der Ehefrau, eines Ehemannes, einer Mutter, eines Vaters… die Geduld«.

Das also seien die drei Elemente: eine christliche Gemeinde »zeigt, dass sie im Heiligen Geist wiedergeboren ist, wenn sie eine Gemeinde ist, die nach Harmonie strebt«, und keine internen Spaltungen aufweist, »wenn sie nach Armut strebt« und »nicht nach der Anhäufung von Reichtümern« – in der Tat seien die Reichtümer »für die Dienste da« –, und wenn sie Geduld habe, also wenn »sie sich nicht gleich angesichts von Schwierigkeiten ereifert und sich gekränkt fühlt«, denn Jesus, der Diener Jahwes, ist geduldig«.

Im Lichte des Gesagten schloss der Papst seine Reflexion mit der Aufforderung an alle ab, in dieser zweiten Woche nach Ostern, in der die österlichen Mysterien gefeiert werden, an »unsere Gemeinschaften zu denken«, seien diese nun Diözesangemeinschaften, Pfarrgemeinschaften, Familiengemeinschaften oder solche anderer Art, um drei Gnaden zu erbitten: die »Gnade der Harmonie, die noch mehr als bloße Einheit ist«, die »Gnade der Armut« – was nicht gleichzusetzen sei »mit Elend«: in der Tat, so präzisierte Franziskus, müsse der, der Besitz habe, »ihn gut verwalten im Interesse des Gemeinwohls und großzügig sein« –, und schließlich die »Gnade der Geduld«. Wir müssten in der Tat lernen, dass nicht nur »jedem Einzelnen von uns« die Gnade zuteil geworden sei, »im Geist wiedergeboren zu werden«, sondern dass es diese Gnade auch für »unsere Gemeinschaft« gebe.

 



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