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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Ein Schritt weiter

Freitag, 15. Januar 2016

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 4, 29. Januar 2016

 

Der Glaube ist »ein Geschenk«, das man weder kaufen noch selber verdienen kann. In der heiligen Messe vom 15. Januar, die er wie gewohnt am Morgen im Gästehaus Santa Marta feierte, ging Papst Franziskus, angeregt von den Tageslesungen, erneut auf die Merkmale des Glaubens ein.

Der Papst erinnerte an das Evangelium vom Vortag, wo der Aussätzige zu Jesus sage: »Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde«, und er widmete seine Aufmerksamkeit weiteren »entschlossenen« und »mutigen« Persönlichkeiten, die vom Glauben geleitet wurden. Franziskus ging bei seinen Überlegungen vom Abschnitt aus dem Markusevangelium (2,1-12) aus, wo von dem Gelähmten berichtet wird, der von seinen Freunden zu Jesus gebracht wird. Jesus »ist wie gewöhnlich mitten unter den Menschen, sehr vielen Menschen«. Um den Kranken in seine Nähe zu bringen, wagen seine Freunde alles: »Sie haben nicht an die Gefahren gedacht«, die es mit sich bringt, »die Bahre auf das Dach hochzutragen«, und auch nicht an das Risiko, »das der Hausbesitzer die Polizei rufen und sie ins Gefängnis bringen könnte«. Denn sie »dachten nur daran, sich Jesus zu nähern. Sie hatten Glauben.«

Es sei »derselbe Glaube, den jene Frau hatte, die sich bemühte, den Saum des Gewandes Jesu, seines Mantels zu berühren, um geheilt zu werden, als er – auch mitten in der Menge – zum Haus des Jairus ging«. Derselbe Glaube lasse auch »den Hauptmann sagen: ›Nein, nein Meister, keine Umstände: Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.‹« Ein »starker, mutiger« Glaube, »der mit offenem Herzen vorangeht«. An dieser Stelle »geht Jesus einen Schritt weiter«, unterstrich Franziskus. Um dies zu erklären, verwies er auf eine weitere Begebenheit aus dem Evangelium, wo Jesus »in Nazaret zu Beginn seiner Sendung in die Synagoge ging und sagte, dass er gekommen ist, um die Gefangenen, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen, den Blinden das Augenlicht wiederzugeben… ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen, das heißt ein Jahr – das kann man gut verstehen – der Vergebung, der größeren Nähe zum Herrn«. Das heiße, er habe einen neuen Weg gezeigt, »einen Weg zu Gott«.

Dasselbe geschehe mit dem Gelähmten, zu dem er nicht einfach sage: »Sei geheilt!«, sondern: »Deine Sünden sind dir vergeben!« Mit dieser Neuheit, so der Papst, habe Jesus die Reaktionen derer ausgelöst, »die ein verschlossenes Herz hatten«, die »bis zu einem gewissen Punkt bereits akzeptiert hatten, dass Jesus heilte«. Aber dass er auch Sünden vergab, das sei »zu viel« für sie gewesen. Sie hätten gedacht: »Er hat kein Recht, das zu sagen, weil nur Gott Sünden vergeben kann.« Jesus erwidere darauf: »Warum denkt ihr das? Denn ihr sollt wissen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat« – genau das sei der »weitere Schritt«, erklärte Franziskus –, »Sünden zu vergeben: Steh auf, nimm deine Tragbahre und sei geheilt! « Jesus beginne hier mit jenen Worten, »die an einem gewissen Punkt die Menschen entmutigen werden«, mit harten Worten, in denen er davon spricht, »seinen Leib als Weg des Heils zu essen «. Das heiße, dass er beginne, »sich als Gott zu offenbaren«, was er dann ganz klar vor dem Hohen Priester tun werde: »Ich bin der Sohn Gottes.«

Dieser »weitere Schritt« werde auch dem Glauben der Christen vor Augen gestellt. Denn jeder könne Glauben haben an »Christus, den Sohn Gottes, vom Vater gesandt, um uns zu retten: ja, uns aus der Krankheit zu retten; an viel Gutes, das der Herr getan hat und uns zu tun hilft«. Vor allem aber müsse man Glauben haben, dass er gekommen sei, »um uns aus unseren Sünden zu retten, uns zu retten und uns zum Vater zu bringen«. Das sei »der am schwierigsten zu verstehende Punkt«, so der Papst. Und das habe nicht nur für die Schriftgelehrten gegolten, »die dachten: ›Er lästert Gott. Gott allein kann Sünden vergeben!‹« In der Tat hätten einige Jünger »gezweifelt und sind weggegangen«, als Jesus zeigte, dass er »eine größere Sendung« hat, als »die eines Menschen, um jene Vergebung zu schenken, um das Leben zu schenken, um die Menschheit zu erneuern«. So dass Jesus selbst »sein kleines Grüppchen fragen musste: ›Wollt auch ihr gehen?‹«

Von der Frage Jesu ausgehend forderte der Papst dazu auf, dass ein jeder sich fragen sollte: »Wie ist mein Glaube an Jesus Christus? Glaube ich, dass Jesus Christus Gott ist, dass er der Sohn Gottes ist? Und verändert dieser Glaube mein Leben? Bewirkt er, dass mein Herz sich erneuert in diesem Jahr der Gnade, diesem Jahr der Vergebung, diesem Jahr der größeren Nähe zum Herrn?«

Es sei eine Einladung, die Qualität des Glaubens zu entdecken, im Bewusstsein, dass er »ein Geschenk ist. Niemand ›verdient‹ den Glauben. Niemand kann ihn kaufen.« Man müsse sich fragen: »Führt mich ›mein‹ Glaube an Jesus Christus zur Demütigung? Ich sage nicht zur Demut: zur Verdemütigung, zur Reue, zum Gebet, das bittet: ›Vergib mir, Herr!‹ und das bereit ist zu bezeugen: »Du bist Gott. Du kannst meine Sünden vergeben.« So betete der Papst abschließend: »Der Herr lasse uns im Glauben wachsen«, damit wir so handeln, wie jene, die Jesus gehört und seine Werke gesehen haben und die »staunten und Gott lobten«. Denn »der Lobpreis ist der Beweis, dass ich glaube, dass Jesus Christus in meinem Leben Gott ist, dass er zu mir gesandt worden ist, um mir zu vergeben«. Und der Lobpreis, fügte der Papst hinzu. »ist unentgeltlich. Er ist eine Haltung, die der Heilige Geist eingibt und die dich dazu führt zu sagen: ›Du bist der eine und einzige Gott.‹«

 



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