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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Der Tag des "Ja"

Montag, 4. April 2016

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 15, 15. April 2016

 

»Ja«: für den Christen gibt es keine andere Antwort auf den Ruf Gottes. Und vor allem darf er nie die Haltung dessen annehmen, der so tut, als würde er nicht verstehen, und den Blick abwendet. Am Hochfest der Verkündigung des Herrn, das in diesem Jahr am 4. April gefeiert wurde, forderte der Papst die Gläubigen in der heiligen Messe in Santa Marta auf, ein »Fest des Ja« zu feiern. Ein überzeugtes »Ja« sprachen an diesem Morgen auch die Priester, die aus Anlass des 50. Jubiläums ihrer Priesterweihe mit Franziskus konzelebrierten. Und ebenso die Vinzentinerinnen, die in Santa Marta tätig sind und ihre Gelübde erneuerten.

»Eine ganze Geschichte, die an diesem Hochfest, das wir heute feiern, endet und beginnt: die Geschichte des Menschen, als er das Paradies verlässt«, unterstrich der Papst zu Beginn seiner Predigt. Denn nach dem Sündenfall trage der Herr dem Menschen auf, die Erde zu erfüllen und sich zu vermehren: »Sei fruchtbar und wirke!« Aber »der Herr blickte aufmerksam auf das, was der Mensch tat«, so dass er »ihn einige Male auch bestrafte, als er dem Irrtum verfiel: denken wir an Babel oder an die Sintflut«.

So habe Gott stets auf das »geblickt, was der Mensch tat. Dann hat Gott, der auf den Menschen blickte und ihn behütete, beschlossen, sich ein Volk zu schaffen, und hat Abraham, unseren Vater im Glauben, berufen: ›Zieh weg aus deinem Land, aus deinem Vaterhaus!‹« Und Abraham »gehorchte, er sagte Ja zum Herrn und brach aus seinem Land auf, ohne zu wissen, wohin er gehen würde«. Das sei »das erste ›Ja‹ des Volkes Gottes«. Und »mit Abraham beginnt Gott – der auf das Volk schaute – auch, ›mit ihm zu gehen‹. Und er ging mit Abraham: ›Geh deinen Weg vor mir‹, sagte er zu ihm.« Der Papst erläuterte weiter: »Gott tat dann dasselbe mit Mose, zu dem er – als dieser bereits achtzig Jahre alt war – sagte: ›Tu dies!‹ Und Mose sagte mit achtzig Jahren, als er schon alt war: ›Ja!‹ Und er ging hin, sein Volk zu befreien.« Dasselbe habe Gott aber auch mit den Propheten getan, zum Beispiel Jesaja: Als der Herr ihm auftrage, dem Volk bestimmte Dinge zu sagen, da antworte er, er habe »unreine Lippen«. Aber »der Herr reinigt die Lippen des Jesaja und Jesaja sagt Ja!«

Dasselbe geschehe bei Jeremia: »Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung!«, sei die erste Antwort des Propheten. Aber Gott trage ihm auf, dennoch zu gehen, und Jeremia antworte: »Ja!« Es seien »sehr viele, die Ja gesagt haben«, es sei in der Tat eine »Menschheit von alten Männern und Frauen, die Ja gesagt haben zur Hoffnung des Herrn«. Franziskus erinnerte in seiner Predigt auch an Simeon und Hanna und fuhr dann fort: »Heute berichtet uns das Evangelium vom Ende dieser Kette von ›Ja‹ und vom Beginn eines anderen ›Ja‹, das zu wachsen beginnt: dem ›Ja‹ Mariens.« Gerade »dieses ›Ja‹ bewirkt, dass Gott nicht nur sieht, wie es dem Menschen geht, dass er nicht nur mit seinem Volk den Weg geht, sondern dass er einer von uns wird und unser Fleisch annimmt.« Denn »das ›Ja‹ Mariens öffnet die Tür für das ›Ja‹ Jesu: ›Siehe, ich komme, deinen Willen zu erfüllen.‹« »Dieses ›Ja‹ begleitet Jesus in seinem ganzen Leben, bis hin zum Kreuz: ›Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.‹« Und »in Jesus Christus ist, wie Paulus zu den Korinthern sagt, das ›Ja‹ Gottes: Er ist das ›Ja‹.« »Das ist ein schöner Tag, dem Herrn zu danken, dass er uns diesen Weg des ›Ja‹ gelehrt hat, aber auch um über unser Leben nachzudenken.«

Zu den anwesenden Priestern sagte der Papst: »Einige von euch begehen heute ihr 50. Priesterjubiläum: ein schöner Tag, um an die ›Ja‹ eures Lebens zu denken«. Aber »wir alle müssen jeden Tag Ja oder Nein sagen und wir sollten darüber nachdenken, ob wir immer Ja sagen oder ob wir uns oft verstecken, wie Adam und Eva, und den Blick abwenden, um nicht Nein zu sagen«, indem wir so tun, als würden wir nicht verstehen, »um was Gott bittet«.

»Heute ist das Fest des ›Ja‹«, unterstrich Franziskus erneut. Denn »im ›Ja‹ Mariens ist das ›Ja‹ der gesamten Heilsgeschichte enthalten und dort beginnt das letzte ›Ja‹ des Menschen und Gottes. Dort macht Gott alles neu, erschafft er neu. Wie Gott am Anfang mit einem ›Ja‹ die Welt und den Menschen, dieses schöne Schöpfung geschaffen hat, schafft Gott mit diesem ›Ja, ich komme, deinen Willen zu tun‹, alles neu, und auf noch wunderbarere Weise macht er die Welt neu, macht er uns alle neu.« Es sei »das ›Ja‹ Gottes, das uns heiligt, das uns in Jesus Christus vorangehen lässt«. Daher sei dies der richtige Tag, »um dem Herrn zu danken und uns zu fragen: Bin ich eine Frau des Ja, bin ich ein Mann des Ja? Oder bin ich ein Mann, eine Frau des Nein? Oder bin ich ein Mann bzw. eine Frau, die ein wenig in die andere Richtung blickt, um eine Antwort zu vermeiden?« Abschließend brachte der Papst seine Hoffnung zum Ausdruck, dass »der Herr uns die Gnade schenkt, den Weg jener Männer und Frauen einzuschlagen, die Ja zu sagen wussten«.

Nachdem der Papst sich an die Priester gewandt hatte, sagte er zu den Ordensschwestern, die in Santa Marta leben: »Nun werden die Schwestern, die in diesem Haus tätig sind, in der Stille ihre Gelübde erneuern: Sie tun dies jedes Jahr, denn der heilig Vinzenz war intelligent und wusste, dass die Sendung, die er ihnen anvertraute, sehr schwierig war, und daher wollte er, dass sie jedes Jahr ihre Gelübde erneuern. Wir wollen diese Erneuerung in der Stille begleiten.«

 



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