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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Tag für Tag

Dienstag, 24. Mai 2016

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 23, 10. Juni 2016

 

»Heute, am 24. Mai, begehen wir das Fest ›Maria, Hilfe der Christen‹, das in China mit besonderer Verehrung gefeiert wird. Ich feiere diese heilige Messe für alle Chinesen, für dieses große Land, auf dass der Herr China segnen möge.« Mit diesen Worten begann Papst Franziskus die Eucharistiefeier in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta. In seiner Predigt ging er auf das Thema der »einfachen Heiligkeit« ein, jene Heiligkeit, zu der alle Christen berufen sind: ein »Weg«, den die Gläubigen »jeden Tag« mit »Mut, Hoffnung, Gnade und Umkehr« gehen sollen.

Der Papst stützte sich in seinen Überlegungen auf den ersten Petrusbrief (1,10-16), der in der Liturgie vom Tag als erste Lesung vorgegeben war: »ein kleiner Traktat über die Heiligkeit, eine Ermahnung, aber auch ein Hinweis auf den Weg der Heiligkeit«. Franziskus erläuterte: »Es handelt sich um die einfache Heiligkeit aller Christen, die alltägliche Heiligkeit, unsere Heiligkeit, die wir Tag für Tag leben müssen.« Der letzte Bezugspunkt, auf den Petrus selbst hinweise, sei eindeutig: »Denn es heißt in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig.« So sage Gott auch zu Abraham: »Geh deinen Weg vor mir und sei rechtschaffen!« Das bedeute: »Heiligkeit heißt, in der Gegenwart Gottes zu wandeln, und zwar in rechtschaffener Weise«, denn »Heiligkeit kann man nicht kaufen, sie wird nicht verkauft. Und sie wird auch nicht verschenkt.« Sie sei »ein Weg in der Gegenwart Gottes, den ich selbst gehen muss: ein anderer kann ihn nicht in meinem Namen gehen«. Sicherlich, »ich kann beten, damit der andere heilig wird, aber den Weg muss er selbst gehen, nicht ich«.

Zur besseren Erklärung wies der Papst, den Abschnitt aus dem Petrusbrief zitierend, auf einige »Worte« hin, die nützlich sein könnten, uns zu lehren, »wie die alltägliche Heiligkeit aussieht, jene sozusagen ›anonyme‹ Heiligkeit«. Vor allen Dingen sei »Mut« notwendig. Daran erinnere auch Petrus: »Deshalb umgürtet euch, und macht euch bereit! Seid nüchtern, und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade! Geht voran, setzt alles daran: Nur Mut!« Man brauche stets »den Mut voranzugehen«, daher könne man sagen, dass »das Himmelreich Jesu den Mutigen gehört«. Der Apostel fahre dann fort: »Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird.« Hier sei das zweite nützliche Wort zu finden: »Hoffnung«. Franziskus unterstrich, dass man »keinen Weg beginnen« könne, »ohne ankommen zu wollen«. Wir erwarteten »eine Begegnung mit Gott, eine Begegnung mit Jesus«: diese Hoffnung »motiviert den Mut«.

Der heilige Petrus spreche dann von »Gnade«. Das sei das dritte Wort, das uns verstehen lasse, dass »wir die Heiligkeit nicht aus uns selbst bewirken können«, sondern dass »sie eine Gnade ist«. Der Papst erläuterte: »Gut sein, heilig sein, jeden Tag ein wenig einen Schritt vorankommen im christlichen Leben, das ist eine Gnade Gottes, um die wir bitten müssen« und für deren Empfang wir »bereit sein müssen«.

In Bezug auf die »Hoffnung auf dem Weg« schlug Franziskus vor, das 11. Kapitel des Hebräerbriefs zu lesen: »Er erzählt vom Weg unserer Väter, der ersten von Gott Berufenen, und davon, wie sie vorangegangen sind. Von unserem Vater Abraham sagt er: ›Er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.‹« Jeder von uns könne »den Herrn um diese Gnade bitten« und »ganz einfach« beten: »Herr, ich bin ein armer Kerl. Aber du kannst das Wunder wirken, mich ein wenig besser zu machen.« So könnten »wir das Herz öffnen«, damit der Heilige Geist in uns wirke.

Schließlich gebe es noch ein weiteres Wort, von dem Petrus spreche: »Seid gehorsame Kinder, und lasst euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie früher, in der Zeit eurer Unwissenheit. Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden.« Hier sei die Rede von »Umkehr«. Auf dem Weg »dürfen wir nicht zurückblicken: Es ist ein Weg, um voranzugehen, auf den Horizont zu, mit Hoffnung, Mut, Offenheit für die Gnade.« Aber es könne geschehen, dass »ich an einem Tag vorwärts gehe und an einem anderen Tag zurück, vor und zurück. Das hilft nicht«, sondern es führe dazu, dass wir »am selben Ort stehenbleiben«. Daher sei es notwendig, jeden Tag umzukehren. Jemand könnte sagen: »Pater, um umzukehren muss ich Buße tun, mich geißeln«, aber Franziskus erklärte, dass »die kleinen Bekehrungen« notwendig seien. »Wenn du es schaffst, nicht schlecht über einen andern zu reden, dann bist du auf einem guten Weg, um heilig zu werden.« Wir seien zu einfachen Dingen berufen:  »Vielleicht habe ich Lust, meinen Nachbarn, meinen Arbeitskollegen zu kritisieren?« Dann sei es nützlich, »sich etwas auf die Zunge zu beißen«, die vielleicht »anschwellen« wird, aber »euer Geist wird heiliger sein auf diesem Weg«.

Wichtig sei »voranzugehen« auf diesem »einfachen« Weg, der allerdings auch »Stärke« – »die eine Gabe des Heiligen Geistes ist« – erfordere, um »Leid zu ertragen«. Denn Leid gebe es immer im Leben: »sei es eine Krankheit oder der Tod eines nahestehenden Menschen oder ein Problem mit den Kindern oder mit den Geschwistern oder ein größeres Problem in den Geschäften oder in der Arbeit«. Der Bezugspunkt sei stets Jesus, der »vorangegangen ist und gelitten hat«. So gebe es auch für uns »kleine Stückchen des Kreuzes«, aber da sei auch »die Freude dieses Weges«, auf dem wir »in jedem Augenblick« Jesus begegnen.

Franziskus fasste abschließend zusammen: »Mut, Hoffnung, Gnade, Umkehr und Stärke«, daraus bestehe »die alltägliche Heiligkeit in der Kirche: jeden Tag einen kleinen Schritt voran auf diesem Weg zur Begegnung mit dem Herrn«.



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