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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUR WEIHE DER NEUEN PROPSTEIKIRCHE
IN LEIPZIG

 

Meinem verehrten Bruder
Dr. Heiner Koch
Bischof von Dresden-Meißen

Die Weihe der neuen Propsteikirche in Leipzig ist ein besonderer Tag der Freude für die katholische Gemeinde wie auch für alle Menschen in dieser Stadt und über ihre Grenzen hinaus. Heute eine Kirche im Herzen einer großen deutschen Stadt zu bauen und so dem Glauben an den dreifaltigen Gott mitten im Leben sichtbaren Platz zu geben, ist ein Zeichen der Hoffnung und der Zukunft. Aus diesem Anlass übermittle ich Dir, lieber Mitbruder, und allen Anwesenden meine herzlichen Grüße und bitte den Herrn Jesus Christus, dass er die Augen unseres Herzens erleuchte, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir durch ihn berufen sind (vgl. Eph 1, 18).

In den letzten siebzig Jahren musste die Trinitatisgemeinde die Erfahrung eines mehrfachen Ortswechsels machen. Es fehlte zunächst ein eigenes Gotteshaus als lebendiger Mittelpunkt, als Stätte der Begegnung mit Gott und des Austauschs der Menschen untereinander. Zweimal wurde das Bestreben, Heimat zu finden, im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gesprengt. Die Geschichte lehrt die Kirche aber gerade durch solche Erfahrungen, dass es oft die Situation der leeren Hände ist, die einen Weg zu religiöser Erneuerung und reicher geistlicher Frucht eröffnet.

Die Dynamik der Wirklichkeit fordert die Menschen immer wieder auf, sich auf das Ungewohnte einzulassen und die Gemeinschaft mit Gott sowie den Brüdern und Schwestern als das eigentliche Geschenk zu erfahren. So ist es möglich, eine neue Dynamik der Liebe in der Gesellschaft zu erzeugen, die Menschen und Gruppen antreibt, Verantwortung zu übernehmen und Zukunft zu gestalten. Das haben Christen nicht zuletzt bei den Ereignissen des Jahres 1989 unter Beweis gestellt.

Nun darf sich die katholische Gemeinde auf ihre neue Kirche freuen. Diese wird kein Solitär in einer fremden Umgebung bleiben. Sie streckt ihre Arme der Stadt entgegen und gibt sich ihr als Geschenk. Zugleich weist sie mit ihrem schlanken Turm zum Himmel und ist so gleichsam in Gott verankert. Sie öffnet ihre Türen auch für die, welche Christus nicht kennen, und will allen immer wieder neu den größeren Horizont vor Augen führen, den die Auferstehung Christi in die Welt gebracht hat: »Jeden Tag wird in der Welt die Schönheit neu geboren, die durch die Stürme der Geschichte verwandelt wieder aufersteht. Die Werte tendieren dazu, immer wieder auf neue Weise zu erscheinen, und tatsächlich ist der Mensch oft aus dem, was unumkehrbar schien, zu neuem Leben erstanden. Das ist die Kraft der Auferstehung, und jeder Verkünder des Evangeliums ist ein Werkzeug dieser Dynamik« (Evangelii gaudium, 276).

Mit diesem Wunsch und in der Gemeinschaft des Gebetes füreinander erteile ich den Gläubigen der Pfarrei Sankt Trinitatis in Leipzig sowie allen, die an der Weihe der neuen Propsteikirche teilnehmen, von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 3. Mai 2015,
fünfter Sonntag der Osterzeit

Franziskus

 

 



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