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APOSTOLISCHE REISE NACH KÖLN
ANLÄSSLICH DES XX. WELTJUGENDTAGES

BEGEGNUNG MIT DEN DEUTSCHEN BISCHÖFEN

GRUSSWORTE VON KARD. KARL LEHMANN,
VORSITZENDER DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ

Piussaal im Erzbischöflichen Palais von Köln
Sonntag, 21. August 2005

 

Heiliger Vater!

Im Namen aller Mitbrüder im Bischofsamt, der jetzt in Verantwortung stehenden und der im hochverdienten Ruhestand lebenden, darf ich Sie gegen Ende Ihres Pastoral-Besuches anläßlich des XX. Weltjugendtages in unserem Land von ganzem Herzen begrüßen. Seitdem ich Sie bald nach Ihrer Ankunft am Donnerstag auf dem Schiff willkommen heißen durfte, haben Sie durch Ihre persönliche Teilnahme und durch Ihren unermüdlichen Einsatz diese vier Tage zu einem unvergeßlichen Ereignis werden lassen. Auf Ihrer ersten Reise außerhalb Italiens sind Sie mit großer Herzlichkeit, besonders auch von den Jugendlichen aus der ganzen Welt – wir haben es schon gehört, 193 Nationen –, empfangen worden. Sie haben die Herzen der jungen, aber auch der älteren Menschen regelrecht erobert. Dies verdanken wir nicht zuletzt Ihrer Fähigkeit zu aufrichtiger Zuneigung, Ihren tiefen Worten und bei aller Würde des Petrusamtes Ihrer Bescheidenheit im persönlichen Auftreten.

Sie hatten zunächst einmal eine schwere Mission. Schon Johannes Paul II. hatte beim letzten Weltjugendtag 2002 in Toronto im Blick auf die Aufgaben der Jugend im 21. Jahrhundert die jungen Menschen aufgerufen, als »Bauleute einer Zivilisation der Liebe in der Stadt der Menschen die Stadt Gottes zu errichten und sich mit allen Kräften für eine Zukunft im Zeichen der Freiheit und des Friedens einzusetzen«. Sie selbst haben diesen Appell an die Jugendlichen erneuert und ihnen – auf Ihre Weise, aber ganz im Sinne unseres verstorbenen Papstes Johannes Paul II. – Mut zugesprochen, im Vertrauen auf den Beistand des Herrn sich in der Verantwortung für eine menschenwürdige Gestaltung der Zukunft zu stellen. Zugleich haben Sie ihnen immer wieder das Leitwort ans Herz gelegt, das nicht nur den Weg zum Weltjugendtag nach Köln und die Tage hier markiert hat, sondern auch die Richtung für den Aufbruch in die Zukunft weist: »Wir sind gekommen, um ihn anzubeten.«

Die Bereitschaft, sich für diesen Aufruf zu öffnen, hat schon die Vorbereitung des Weltjugendtages in den deutschen Diözesen geprägt. Der ganz erstaunliche Weg des Weltjugendtagskreuzes und der Marien-Ikone durch unsere Städte und unser Land hat bei vielen, die mit uns daran teilgenommen haben, eine Vertiefung des eigenen Glaubens, eine Besinnung auf ihre kirchliche Zugehörigkeit und eine neue Bereitschaft geweckt, in einer zunehmend säkularen Umgebung und in einem Klima religiöser Indifferenz Zeugnis zu geben. Am Tag des »Sozialen Engagements « am letzten Freitag haben mehr als 120.000 junge Menschen durch ihr konkretes Handeln in 4300 Projekten eindrucksvoll bewiesen, daß der christliche Glaube nicht zum Rückzug aus der Welt, sondern zur aktiven Verantwortung für den Nächsten und zu einer solidarischen Gestaltung der sozialen Wirklichkeit motiviert. In dem Programm des Weltjugendtages sind diese Impulse an vielen Orten bei den 250 Katechesen und den Gottesdiensten, auf der Wallfahrt zum Kölner Dom und bei vielen einzelnen Gelegenheiten – nicht zuletzt auch bei Beichtgesprächen, Meditationen und Anbetungsstunden – vertieft worden.

Die Intensität der spirituellen Begegnung, die Freude am Glauben und die unerschütterliche Hoffnung haben das Grundklima dieses weltweiten Treffens der Jugend bestimmt. Sie hat auch diejenigen nicht unberührt gelassen, die – innerhalb und außerhalb der Kirche – mit kritischen Augen auf dieses Ereignis blickten. Wir konnten es auch beim Medienecho sehen. Der Weltjugendtag ist – was mit uns viele Gläubige gewünscht, erhofft und im Gebet vor Gott getragen haben – ein großes Fest des Glaubens geworden.

Wir wissen, daß sich ein solches Ereignis nicht einfach künstlich festhalten, verlängern oder kopieren läßt. Wir haben aber von Anfang an der Frage eine große Aufmerksamkeit geschenkt, auch durch das Einsetzen einer kleinen Arbeitsgruppe, wie wir die Intensität dieses Glaubensfestes mit den wichtigsten Anstößen und Ermutigungen auch künftig fruchtbar machen können in der Jugendarbeit und in der Jugendseelsorge. Wir wollen das, was hier an Kraft des Glaubens sichtbar wurde, als dauerhafte Erneuerung des christlichen Lebens in den Familien und Gemeinden, in den kirchlichen Gemeinschaften, Verbänden und Vereinigungen positiv und lebendig wirksam werden lassen. Wir wollen uns mit allen Kräften darum ständig in den einzelnen deutschen Diözesen und in der Deutschen Bischofskonferenz kümmern. Wir wissen uns darin von Ihnen nachdrücklich unterstützt, brüderlich aufgefordert und im Gebet begleitet.

Heiliger Vater!

Sie haben die Gelegenheit Ihres ersten Besuches als Papst in Ihrer Heimat genutzt, um mit den Repräsentanten des Staates, sowie der christlichen Kirchen und Gemeinschaften zusammenzutreffen. Der Besuch der Synagoge in Köln, der Ihnen ein besonderes Anliegen war, hat nicht nur die gemeinsamen Wurzeln ins Bewußtsein gerufen, die uns mit dem jüdischen Volk als ältere Brüder im Glauben an den einen Gott verbinden. Er ist auch als Zeichen der Sensibilität für die Leiden der Juden in den vergangenen Jahrhunderten bis hin zum Holocaust des 20. Jahrhunderts und zu den Bedrohungen unserer Tage wahrgenommen worden.

Beim ökumenischen Treffen haben Sie das Gespräch mit Vertretern der Orthodoxen Kirche, der Evangelischen Kirche in Deutschland und anderen kirchlichen Gemeinschaften fortgeführt, das Ihr kirchliches Wirken schon immer begleitet hat. Wir wollen, wiederum durch Sie ermutigt, den einmal begonnen Weg im festen Blick auf das Ziel fortsetzen, das uns der Herr selbst mit seinem Wort aus den johanneischen Abschiedsreden vor Augen gestellt hat: »Ut unum sint« (Joh 17, 21).

Zugleich haben Sie durch die Begegnung mit Vertretern muslimischer Gemeinden das friedliche Zusammenleben in unserem Land gestärkt und sehr eindeutige Worte zum gegenwärtigen Terrorismus gefunden. Eine Ermutigung und große Freude haben Sie auch allen vermittelt, die als katholische Gläubige an verschiedenen Orten in der Kirche mitwirken und Verantwortung tragen. Dies gilt für die Priesterkandidaten wie für die Ordensleute und alle, die nach den evangelischen Räten leben. Es gilt auch für die katholischen Laien im großen Spektrum ihrer ehrenamtlichen und hauptamtlichen Tätigkeit, nicht zuletzt auch für uns, die wir uns im bischöflichen Dienst mit Ihnen besonders verbunden wissen. Das Wort des Herrn an Petrus und über ihn auch an Sie: »Stärke deine Brüder« (Lk 22,32) stand über allen Gesprächen, die Sie in großer Offenheit, in der Zuwendung zu den einzelnen Personen mit Orientierungskraft und Mut zur Zuversicht geführt haben. Ich bin überzeugt, die Gemeinschaft deutscher Katholiken mit dem Nachfolger Petri ist hierdurch nachhaltig gefestigt worden.

Heiliger Vater!

Vor wenigen Stunden haben wir den Abschluß dieses XX. Weltjugendtages durch einen großen Gottesdienst gefeiert, der über eine Millionen Menschen zusammengeführt hat. Nochmals sagen wir Ihnen für dieses Geschenk ein herzliches Vergelt’s Gott. Gerne denken wir auch an die Vigil am gestrigen Abend. Wir danken, gerade auch in Ihrer Gegenwart, unserem verehrten Mitbruder, dem Erzbischof von Köln Joachim Kardinal Meisner, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ganz besonders dem Generalsekretär Herrn Domkapitular Prälat Dr. Heiner Koch, sowie allen Schwestern und Brüdern aus unseren Bistümern und der Deutschen Bischofskonferenz für dieses große Wagnis, für dessen Gelingen wir mit Ihnen von Herzen danken. Dabei möchte ich, Heiliger Vater, mit großer Dankbarkeit den Hochwürdigsten Herrn Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, und seine Mitarbeiter nennen.

Als Zeichen unserer Verbundenheit möchten wir Ihnen eine Statue des Heiligen Bonifatius als Mönch für Ihren Wohnbereich mit auf den Weg geben. Wir sind dankbar zu wissen, daß Ihnen der »Apostel der Deutschen«, der auch ein so großer und kluger Missionar war, noch fehlt. Es ist ein besonders tiefes Symbol der Einheit zwischen dem Nachfolger Petri und dem hl. Bonifatius, der gerade die Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater zur obersten Richtschnur seines kirchlichen Handelns machte. Wir wollen ihm dabei gerne folgen. Ich darf aber auch noch anmerken, das, was vor uns ist, ist noch aus Wachs, weil es schwierig war, jetzt in den Ferien alles noch zu einem guten Ende zu führen. Und die Gießerei, die dafür nun auch besonders anerkannt ist, liegt in Bayern und hat im Augenblick Ferien. Aber wenn ich zur Bischofssynode komme, dann werde ich auch die gegossene Form aus Bronze mitbringen. Sie stammt von dem Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald. Er hat im letzten Jahr für den Mainzer Dom, im Jubiläumsjahr, den hl. Bonifatius doppelt so groß geschaffen, ganz bewußt einmal in der Gestalt des missionarischen Mönches aus England.

Heiliger Vater!

Die Zuneigung und Dankbarkeit der Menschen, die Sie während des Weltjugendtages in Köln erfahren haben, werden auch über dieses Ereignis hinaus lebendig bleiben. Mit allen Gläubigen begleiten wir Sie im Gebet bei Ihrem verantwortungsvollen Dienst in der ganzen Kirche und wissen uns Ihnen als unserem Mitbruder aus Deutschland besonders dankbar und herzlich in Jesus Christus verbunden. Bevor wir Sie jedoch ziehen lassen, wollen wir Sie von ganzem Herzen einladen, unabhängig von den Pflichten eines Weltjugendtages bald wieder unser Land und ganz besonders auch Ihre Heimat zu besuchen. Wir möchten Sie gemeinsam heute schon dazu einladen.

Heiliger Vater!

Nochmals sage ich Ihnen für alles und im Namen aller ein herzliches Vergelt’s Gott, wir wünschen Ihnen Gottes Segen zunächst für den Flug nach Rom sowie auch ein wenig Erholung von den Mühen dieser Tage. Bitte grüßen Sie Ihren auch uns teuren Bruder Georg. Wir wünschen ihm weiterhin eine gute Genesung.

Und nun bitten wir um Ihr Wort und Ihren Apostolischen Segen für die Menschen in unserem Land, für unsere Kirche und auch für uns selbst.

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