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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN FRAU AYESHA RIYAZ,
NEUE BOTSCHAFTERIN PAKISTANS BEIM HL. STUHL*

Freitag, 1. Juni 2007

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie zur außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafterin der Islamischen Republik Pakistan beim Heiligen Stuhl ernannt werden. Ich bitte Sie, Seiner Exzellenz Präsident Pervez Musharraf, der Regierung und der Bevölkerung Ihrer Nation meine Grüße zu übermitteln. Gewiß wird der Geist der Kooperation, der unsere diplomatischen Beziehungen über fünf Jahrzehnte lang geprägt hat, auch weiterhin jene grundlegenden Werte fördern, die zur Wahrung der jedem Menschen eigenen Würde dienen. Ferner möchte ich Sie bitten, auch die Katholiken Pakistans und ihre Bischöfe herzlich zu grüßen und sie meines innigen Gebets für ihr Wohl zu versichern.

Mit Recht haben Sie unser gemeinsames Ziel hervorgehoben – die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zur Sicherung einer besseren Zukunft für die Menschheit. Das kann jedoch nur durch wahre Kooperation zwischen den Völkern, den Religionen und den Nationen erreicht werden. In dieser Hinsicht schätzt der Heilige Stuhl die Bemühungen Pakistans, in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft größere Stabilität in Ihre Region zu bringen und unschuldige Menschen vor den Gefahren des Terrorismus und der Gewalttätigkeit zu schützen. Der Weg zu nationaler und internationaler Sicherheit ist lang und schwierig, er erfordert viel Geduld und Entschlossenheit. Trotz der Hindernisse, denen wir begegnen, sollten alle Bemühungen, den Weg zu Frieden, Stabilität und Hoffnung offenzuhalten, ermutigt und gefördert werden.

Nur zu gut kennt die Bevölkerung Pakistans das Leid, das durch Gewalt und Gesetzwidrigkeit verursacht wird, die, wie Eure Exzellenz richtig bemerkt hat, zu Destabilisierung führen. Die Grundsätze der Demokratie garantieren die Freiheit, politische Ansichten auf verschiedene Art und Weise öffentlich zu äußern. Dieses Recht sollte stets verantwortungsvoll ausgeübt werden, um die staatliche Ordnung zu wahren und soziale Harmonie zu schützen und zu fördern. Zweifellos ist Ihrer Regierung bewußt, daß die Ursachen politischer Unruhen und Agitation innerhalb der Grenzen Ihres Landes bekämpft und die Mittel und Wege zur Unterstützung ziviler und demokratischer Institutionen gefestigt werden müssen. Auf diese Weise werden nationale Solidarität gefördert und die friedliche Schlichtung von Streitigkeiten ermutigt.

Ein solcher Schritt, den Ihr Land in dieser Richtung unternommen hat, zeigt sich am Beispiel der jüngsten Wahlreformen, deren Ziel es ist, allen Bürgern, einschließlich den Mitgliedern von Minderheitsgruppen, die volle Teilnahme zu ermöglichen. Ferner möchte ich den jüngsten legislativen Bestimmungen Pakistans zustimmen, durch die ungerechte Formen der Voreingenommenheit und Diskriminierung gegenüber Frauen ausgeschaltet werden sollen. Stets hat Pakistan auf Bildung großen Wert gelegt. Gute Schulung dient nicht nur der kognitiven, sondern auch der spirituellen Entwicklung der Kinder. Unter der Führung ihrer Lehrer entdecken die jungen Menschen die Einzigartigkeit jedes menschlichen Wesens als Geschöpf Gottes, sie erkennen jene Würde, die allen Männern und Frauen, auch den Angehörigen anderer Kulturen und Religionen eigen ist. Auf diese Weise kann das zivile Leben einer Nation reifen und allen Bürgern ermöglichen, die Früchte wahrer Toleranz und gegenseitiger Achtung zu genießen.

Eine starke demokratische Gesellschaft beruht auf ihrer Fähigkeit, die Religionsfreiheit zu unterstützen und zu wahren – ein in der Würde der menschlichen Person verankertes Grundrecht. Daher ist es wesentlich, jene Bürger vor Gewaltakten zu schützen, die religiösen Minderheiten angehören. Ein solcher Schutz entspricht nicht nur der Würde des Menschen, sondern trägt auch zum Wohl aller bei. In einer Zeit, in der die Bedrohung der Religionsfreiheit in aller Welt stets verhängnisvoller wird, möchte ich Pakistan ermutigen, stets intensiver zur Sicherung des Friedens beizutragen, damit die Menschen ihrem Gewissen entsprechend, ohne Einschüchterung und Bedrohung leben, beten und Werke der Nächstenliebe verrichten können. In der Tat besteht eine unlösliche Verschränkung zwischen der Liebe zu Gott und seiner Verehrung und der Liebe zum Nächsten und dem Dienst an ihm (Deus Caritas Est, 16). Pakistan war Zeuge solch tätiger Nächstenliebe nach dem tragischen Erdbeben, von dem Ihre Nation 2005 betroffen war, als zahlreiche Organisationen, einschließlich die katholische Kirche, zur Linderung der Not der von der Naturkatastrophe heimgesuchten Menschen beigetragen haben. Die katholische Kirche spielt weiterhin eine wesentliche Rolle im Bereich des Bildungs- und Gesundheitswesens, ferner leistet sie andere karitative Dienste für alle Bürger Ihres Landes, ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit.

Abschließend möchte ich meine tiefe Achtung und Bewunderung für das religiöse Erbe zum Ausdruck bringen, das die menschliche Entwicklung Ihres Landes inspiriert hat und auch weiterhin den Wunsch nach größerem Frieden und gegenseitiger Verständigung beseelt. Sowohl Christen wie Muslime verehren den einen Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer von Himmel und Erde. Dieser Glaube ist es, der uns bewegt, in Geist und Herz vereint unermüdlich für Frieden, Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für die Menschheit zu arbeiten.

Seien Sie versichert, daß die verschiedenen Abteilungen der Römischen Kurie Ihnen bereitwillig ihre Unterstützung zur Verwirklichung dieser edlen Ziele anbieten werden. Bei der Ausübung der Ihnen anvertrauten Aufgaben begleite ich Eure Exzellenz mit dem aufrichtigen Wunsch, daß Ihr öffentlicher Dienst reiche Früchte tragen möge. Für Sie, Ihre Familie und Ihre Mitbürger erbitte ich von Herzen den reichen Segen des allmächtigen Gottes.


*L'Osservatore Romano n. 30-31 p. 12.

 

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