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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN FIRMIN MBOUTSOU,
BOTSCHAFTER DER REPUBLIK GABUN BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 26. Juni 2008

  

Herr Botschafter,

es ist mir eine Freude, Eure Exzellenz anläßlich der Übergabe des Schreibens zu empfangen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Gabun beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden.

Ich habe mich über die freundlichen Worte gefreut, die Sie, Herr Botschafter, an mich gerichtet haben, so wie auch über die Grüße und Wünsche, die Sie mir von seiten Seiner Exzellenz, Herrn El Hadj Omar Bongo Ondimba, dem Präsidenten der Republik, übermittelt haben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm sowie der gesamten Bevölkerung Gabuns meinerseits die herzlichen Wünsche für Glück und Wohlergehen zukommen lassen könnten, die ich dem Land aussprechen möchte. Ich bitte Gott, allen zu ermöglichen, in einer immer brüderlicheren und solidarischeren Nation zu leben, in der sich die Gaben, die jeder von Gott empfangen hat, zum Wohle aller entfalten können.

Exzellenz, Sie haben soeben die Bedeutung der von gegenseitigem Vertrauen geprägten Beziehungen hervorgehoben, die seit vierzig Jahren zwischen Gabun und dem Heiligen Stuhl bestehen. Diese Verbindungen sind während der jüngsten Reise, die Erzbischof Dominique Mamberti, der Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, im vergangenen Januar in ihr Land unternommen hat, verstärkt worden. Der herzliche Empfang, der ihm durch den Präsidenten der Republik sowie durch die verschiedenen staatlichen Behörden bereitet wurde, ist ein Zeichen der Harmonie, welche diese Beziehungen auszeichnet, sowie des Wunsches nach beständiger Annäherung und Zusammenarbeit.

Die Kirche hat einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte und zum Aufbau Ihres Landes geleistet, wie Sie, Herr Botschafter, hervorheben wollten. Ich weiß die Beachtung für die Sendung der Kirche unter Ihren Landsleuten zu schätzen. In dieser Hinsicht muß das Rahmenabkommen zwischen Gabun und dem Heiligen Stuhl erwähnt werden, das vor etwas mehr als zehn Jahren unterzeichnet wurde. Es bildet die Grundlage einer immer umfangreicheren Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und Ihrem Land. Für die Kirche haben solche diplomatischen Schritte die wesentliche Funktion, ihr bei der Erfüllung ihrer Sendung im Dienste jedes einzelnen Menschen in seinem täglichen Leben zu helfen und auf diese Weise zur Entwicklung aller Menschen und des Landes beizutragen und jedem eine neue Hoffnung für die Zukunft zu schenken.

Entsprechend ihrer Berufung und insbesondere dank ihrer zahlreichen Institutionen, ihrer religiösen Kongregationen und der Gesamtheit der Gemeinschaften vor Ort trägt die Kirche zur Ausbildung von Männern, Frauen und Kindern bei und möchte dies in Zukunft noch verstärken. Sie tut dies ohne Unterscheidungen zu treffen, in der Achtung vor den Menschen und ihrer Kultur und indem sie jedem die geistlichen und moralischen Werte vermittelt, die für das Wachstum des Menschen unerläßlich sind. Gleichermaßen blickt sie auf eine lange Tradition der Mitarbeit im Gesundheitswesen und in der Krankenpflege zum Wohlergehen der Menschen zurück. Die zahlreichen von den religiösen Kongregationen geleiteten Krankenversorgungsstationen in Ihrem Land stellen das unter Beweis. Man darf sich wünschen, daß das Land diesen karitativen Dienst, der allen Menschen geleistet wird, die ihn in Anspruch nehmen wollen, im Rahmen eines Abkommens vollständig anerkennt und unterstützt. Eine solche rechtliche Anerkennung würde sich wohltuend auf die religiöse Präsenz und auf die Dynamik der Strukturen im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich auswirken.

Unter den vorrangigen Themenbereichen muß auch die Erziehung erwähnt werden, für die im Jahr 2001 ebenfalls ein Abkommen unterzeichnet worden ist; trotz ihrer geringen Mittel hat die Kirche den lebhaften Wunsch, ihren diesbezüglichen Auftrag mit Unterstützung aller betroffenen Instanzen weiterverfolgen zu können. Sie wünscht sich, alle jungen Menschen zu erziehen, die ihr anvertraut sind, und ihnen eine ganzheitliche Ausbildung zu verschaffen, die es ihnen erlaubt, eine bessere Zukunft zu haben und ihr Schicksal sowie das ihrer Familien und der Gesellschaft in die Hand zu nehmen. Es ist auch eine Gelegenheit, an der Ausbildung von Männern und Frauen mitzuwirken, die morgen die Führungskräfte des Landes sein werden. Indem eine Gesellschaft der ganzheitlichen Erziehung der Menschen besondere Aufmerksamkeit zukommen läßt, zeigt sie, daß ihre Glieder den größten Reichtum der Nation darstellen. Ich kann mir also hinsichtlich der Ausbildung auf allen Ebenen und vor allem im Bereich des Hochschulwesens nur eine Stärkung der Abkommen mit dem Episkopat Ihres Landes wünschen. Die Kirche möchte auch weiterhin eine qualitätsvolle Ausbildung anbieten und weiterentwickeln, was der vertrauensvollen Unterstützung durch die Behörden und die verschiedenen staatlichen Einrichtungen bedarf. Diese Ausbildung muß gleichzeitig geistige Kenntnisse in den verschiedenen Bereichen der Wissenschaften und des Denkens vermitteln, doch auch das ganze Dasein formen, indem es die grundlegenden persönlichen und kollektiven Werte vermittelt.

Die Rolle der Kirche besteht auch darin, den Personen menschlichen und geistlichen Beistand anzubieten und ihnen zu helfen, auf ihre Sinnsuche eine Antwort zu finden. In diesem Sinne möchte sie die Seelsorge für die Streitkräfte besser organisieren, deren Mission besonders delikat ist und die im Land sowie in der gesamten Region vor allem einen Dienst für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Sicherheit leisten. Wie Sie, Herr Botschafter, wissen, möchte die Kirche dadurch, daß sie die katholischen Soldaten und ihre Familien begleitet, diesen dabei helfen, sich bei der Erfüllung ihrer besonderen Aufgabe auf die menschlichen und moralischen Werte des Christentums zu stützen, damit sie ihrem Vaterland treu dienen und ihr persönliches sowie ihr familiäres Leben entsprechend ihrer christlichen Berufung gestalten. Die Hirten der Kirche müssen sich um die gesamte Herde kümmern, die ihnen anvertraut ist, und es wäre zweckmäßig, wenn sich die Mitglieder der Streitkräfte unter der Führung eines Hirten, der die Besonderheiten des militärischen Umfelds zu erkennen und zu beachten weiß, zu eigenen christlichen Gemeinden zusammenschließen könnten.

Vor allem die Verantwortlichen der Nationen und diejenigen, die auf allen Ebenen dazu aufgerufen sind, das Schicksal der Bevölkerung zu leiten, sind dazu verpflichtet, friedliche Gesellschaften zu errichten. Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die Ihr Land diesem Bereich schenkt. Durch Sie, Herr Botschafter, lade ich alle Verantwortlichen und die Menschen guten Willens, vor allem auf dem hochgeschätzten afrikanischen Kontinent, dazu ein, sich immer stärker für eine friedliche, brüderliche und solidarische Welt einzusetzen. Heute appelliere ich an einen zunehmend prophetischen Mut und möchte uns in Erinnerung rufen, daß Frieden und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen und daß all dies durch die Beachtung des Rechts in jedem Bereich verwirklicht werden muß. Ohne Gerechtigkeit, ohne den Kampf gegen jede Form von Korruption, ohne die Beachtung der Rechtsvorschriften ist es unmöglich, einen wirklichen Frieden zu errichten, und es ist klar, daß die Bürger dann Schwierigkeiten haben werden, ihren Führern zu vertrauen. Zudem kann es ohne die Achtung vor der Freiheit jedes Einzelnen keinen Frieden geben. Gemäß ihrer Tradition ist die Kirche dazu bereit, ihre eigene Art der Mitwirkung zu leisten und alle Personen zu unterstützen, deren vorrangige Sorge es ist, eine Gesellschaft zu schaffen, welche die grundlegendsten Menschenrechte respektiert und eine Gesellschaft für den Menschen aufbauen will.

Sie achten, Herr Botschafter, auf die großen Fragen, welche die Zukunft unserer Welt betreffen. Diese Zukunft ist zu oft an rein wirtschaftliche Fragstellungen gebunden, die Quelle zahlreicher Konflikte sind. Es empfiehlt sich, dafür zu sorgen, daß die Bewohner des Landes als erste vom Ertrag der natürlichen Reichtümer des Landes profitieren, sowie alles zu tun, was in unserer Macht steht, um den Planeten besser zu schützen, damit wir den künftigen Generationen eine wirklich bewohnbare Welt hinterlassen können, die imstande ist, alle ihre Bewohner zu ernähren.

Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, die günstige Gelegenheit wahrzunehmen, die mir durch ihre Anwesenheit gegeben ist, um durch Sie alle Katholiken von Gabun herzlich zu grüßen, besonders die Bischöfe, die im vergangenen Monat Oktober zu ihrem »Ad-limina«-Besuch hier waren. Ich kenne die Verbundenheit und die Liebe, die sie ihrem Land entgegenbringen, sowie auch ihren entschlossenen Einsatz, in brüderlicher Eintracht mit allen Landsleuten an seiner Entwicklung mitzuwirken. Ich lade sie herzlich dazu ein, weiterhin immer glühendere Mitarbeiter und Zeugen für den Frieden, die Brüderlichkeit und die Solidarität unter allen zu sein. Herr Botschafter, jetzt, da Ihre Mission beim Apostolischen Stuhl offiziell beginnt, möchte ich Ihnen meine herzlichen Wünsche für die hohe Aufgabe übermitteln, die Sie übernehmen. Seien Sie versichert, daß Sie hier, bei meinen Mitarbeitern, die aufmerksame und verständnisvolle Aufnahme finden, derer Sie bedürfen.

Eurer Exzellenz, Ihren Angehörigen, den Verantwortlichen des Landes und der ganzen Bevölkerung von Gabun erteile ich von ganzem Herzen den reichen Segen des Allmächtigen.


*L'Osservatore Romano n. 29 p. 9.


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