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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN SULIEMAN MOHAMED MUSTAFA,
NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK SUDAN
BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 17. Dezember 2009

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie heute im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Sudan beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie im Namen Seiner Exzellenz Umar al-Baschir, des Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben, und ich bitte Sie, all Ihren geliebten Mitbürgern meine guten Wünsche zu übermitteln.

Der Heilige Stuhl knüpft bereitwillig diplomatische Beziehungen zu verschiedenen Staaten, um den Dialog und die Zusammenarbeit weltweit zu fördern. Dieser Dialog kann in großem Maße dazu beitragen, Spannungen, falsche Darstellungen und Mißverständnisse zu überwinden, besonders wenn diese Frieden und Entwicklung in Gefahr bringen. Im Falle des Sudan war der Heilige Stuhl hocherfreut über die Unterzeichnung des Umfassenden Friedensabkommens vor vier Jahren, das eine tragische Periode beendete, die von unsäglichem Leid, Verlusten an Menschenleben und Zerstörung geprägt war. Die Erwartungen, die durch dieses Abkommen hervorgerufen wurden, das von wichtigen Beteiligten innerhalb des Landes und mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft geschlossen wurde, müssen am Leben erhalten werden. Die positiven Resultate, die aus einer echten Suche nach gerechten Lösungen für die Spannungen und aus der Zusammenarbeit mehrerer Beteiligter hervorgegangen sind, sollten ein Ansporn für weitere Verbesserungen im Umsetzungsprozeß sein. In dieser heiklen Periode verdient auch die gute Arbeit der internationalen Friedenstruppen in schwierigen Zonen sowie jene der humanitären Hilfsorganisationen Unterstützung und gebührende Hilfe von seiten aller nationalen und regionalen Autoritäten.

Herr Botschafter, das Land, das Sie vertreten, kann dank seiner Ressourcen und seiner Bevölkerung zu einem wichtigen Faktor auf dem afrikanischen Kontinent werden. Es wird gedeihen, wenn die Bürger der Nation in einem Land leben, in dem Eintracht und Frieden herrschen, auf der Grundlage einer gerechten Lösung der gegenwärtigen Konflikte, die für alle Beteiligten annehmbar ist. Gewalt »bremst die authentische Entwicklung und behindert den Übergang der Völker zu größerem sozioökonomischen und geistigen Wohlbefinden« (Caritas in veritate, 29); Friede und Entwicklung, zwei wesentliche Elemente für das Wohlergehen jeder Nation, können nicht ohne den Schutz der Menschenrechte für alle Bürger ohne Ausnahme existieren.

In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, daß die Menschen in Darfur auch weiterhin schwer leiden. Die Verhandlungen zwischen bewaffneten Gruppen gehen nur langsam und zögernd voran und müssen dringend von allen Seiten Unterstützung finden. Die Achtung der Zivilbevölkerung und ihrer menschlichen Grundrechte sowie die Verantwortung bezüglich der nationalen und regionalen Stabilität erfordern ganz klar erneuerte Versuche, nach bleibenden Vereinbarungen zu suchen. Ich hoffe aufrichtig, daß alle Beteiligten jede Gelegenheit ergreifen, um zu einem Ausgleich durch Dialog und die friedliche Lösung von Konflikten zu gelangen. Das ist der einzige Weg, der – untermauert von Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung – zur Stabilität für die Region Darfur und den Rest des Landes führen wird.

Herr Botschafter, die katholische Kirche in Ihrem Land setzt sich für das geistliche und menschliche Wohlergehen ihrer Glieder sowie aller Bürger der Nation ein, besonders durch Erziehung und Bildung, Gesundheitsfürsorge und Entwicklungsprojekte sowie durch die Förderung eines Geistes der Toleranz, des Friedens und der Achtung anderer durch Dialog und Zusammenarbeit. Die Katholiken suchen nur die Freiheit, Anerkennung und Achtung, die der Identität und der Sendung der Kirche zu eigen sind. Der Sudan steht wie viele Länder der Herausforderung gegenüber, einen wahren und gerechten Ausgleich zwischen der Wahrung kultureller Werte, die die Identität der Mehrheit der Bevölkerung prägen, und der gleichzeitigen Achtung der Rechte und der Freiheit der Minderheiten zu suchen. Die öffentliche Hand muß sicherstellen, daß Menschen aller Glaubensrichtungen wirklich das menschliche Grundrecht der Religionsfreiheit genießen. Ebenso streben die Familien, die religiösen Minderheiten angehören und dort leben, wo die Bildungspläne in den Schulen der religiösen Mehrheit angepaßt sind, zu Recht nach der Anerkennung ihres elterlichen Rechts, die Erziehung ihrer Kinder selbst zu bestimmen, ohne vom Gesetz daran gehindert zu werden. Sowohl muslimische als euch christliche Eltern lieben ihre Kinder und sind gleichermaßen um ihr Wohlergehen besorgt, besonders in bezug auf ihre religiöse Erziehung.

Exzellenz, ich lade Sie ein, die bereitwillige Mitarbeit der Abteilungen der Römischen Kurie zu nutzen, und ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen Ihrer Mission, die herzlichen Beziehungen zwischen dem Sudan und dem Heiligen Stuhl fortzusetzen. Möge der Allmächtige Ihnen, Exzellenz, Ihrer Familie und der Nation, die Sie vertreten, seinen Segen gewähren.

 

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