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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN GEORGE JOHANNES,
NEUER BOTSCHAFTER VON SÜDAFRIKA
BEIM HL. STUHL*


Freitag, 29. Mai 2009

 

Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan begrüßen zu dürfen und von Ihnen das Beglaubigungsschreiben zu erhalten, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Südafrika beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für den freundlichen Gruß und die guten Wünsche, die mir Präsident Jacob Zuma durch Sie übermitteln ließ. Ich erwidere sie gerne und bitte Sie, Seiner Exzellenz meinen Glückwunsch zum Antritt seines Präsidentenamtes zu übermitteln. Mein Gruß geht auch an die zivilen Autoritäten und alle Menschen Ihres Landes.

Der rasche und friedliche Übergang Südafrikas zu einer demokratischen Regierung wurde weithin begrüßt, und der Heilige Stuhl hat diese historische Periode der Veränderung mit zustimmendem Interesse verfolgt. Niemand kann bezweifeln, daß der erreichte Fortschritt zu einem großen Teil den herausragenden politischen Fähigkeiten und menschlichen Qualitäten des früheren Präsidenten Nelson Mandela zu verdanken ist. Er hat sich für Vergebung und Aussöhnung eingesetzt und genießt nicht nur den Respekt Ihres Landes, sondern der gesamten internationalen Gemeinschaft. Ich möchte Sie freundlich bitten, ihm meine besten Wünsche für gute Gesundheit und Wohlergehen zu übermitteln. Ich möchte auch auf das Verdienst all jener einfachen Männer und Frauen hinweisen, die durch ihre Integrität und den damit verbundenen ehrlichen Arbeitseifer ebenfalls maßgeblich dazu beigetragen haben, die Grundlagen für eine Zukunft des Friedens und Wohlergehens aller zu legen.

Die Größe Südafrikas, seine Bevölkerung, seine wirtschaftlichen Ressourcen und die Großzügigkeit seines Volkes machen es zu einer der einflußreichsten Nationen des Kontinents. Dadurch bietet sich Ihrem Land die einzigartige Gelegenheit, anderen afrikanischen Ländern bei ihren Bemühungen um Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt hilfreich zur Seite zu stehen. Nachdem die Isolation der Apartheid-Ära überwunden werden konnte, hat sich Ihr Land, aus seiner eigenen schmerzlichen Erfahrung schöpfend, mit Hilfe seiner Friedenstruppen und diplomatischen Initiativen intensiv für die Herbeiführung der Aussöhnung in anderen Ländern engagiert. Länder wie Ruanda, Angola, Mosambik, Malawi und Simbabwe sind in den Genuß dieses Beistands gekommen. Ich rufe Südafrika auf, sich verstärkt für die noble Sache der Unterstützung anderer Nationen zu engagieren, die auf dem Weg zu Frieden und Aussöhnung sind. Gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig, daß Südafrika weiter seine beachtlichen menschlichen und materiellen Ressourcen einsetzt, um seine Nachbarländer auf dem Weg einer guten Regierungsführung und des Wohlstands zu unterstützen. Zweifelsohne stellen sich auf diesem Weg viele Herausforderungen, nicht zuletzt die große Zahl der Flüchtlinge in Ihrer Region. Ich bin jedoch zuversichtlich, daß diese Schwierigkeiten mit demselben Geist der Solidarität und Großherzigkeit bewältigt werden können, den die Südafrikaner bereits unter Beweis gestellt haben.

Herr Botschafter, Sie haben einige soziale Herausforderungen angesprochen, vor denen Ihr Land steht, und die Entwicklungspläne erwähnt, mit denen man sie in den Griff bekommen will. Die in einigen Gebieten weiter bestehende Armut sowie fehlende grundlegende Dienstleistungen und Arbeitsmöglichkeiten haben viele neue Probleme aufgeworfen wie Gewalt und Unsicherheit, Suchtmittelmißbrauch, ethnische Spannungen und Korruption. Die durch Armut, Arbeitslosigkeit und zerrüttete Familien ausgelösten Existenzängste und Aggressionen machen ein Einschreiten der Regierung umso dringlicher. In diesem Zusammenhang möchte ich nicht nur auf die bereits eingeleiteten Initiativen zur Förderung internationaler Investitionen hinweisen, sondern auch auf die Bemühungen um die Schaffung besserer Möglichkeiten im Bildungs- und Beschäftigungssektor, vor allem für junge Menschen.

Exzellenz, in Ihrer Grußadresse haben Sie erwähnt, welche Errungenschaft eine universale Durchsetzung der Demokratie als Grundlage für ein besseres Leben für alle ist. Beim Kampf gegen die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit haben die Menschen Südafrikas eine bemerkenswerte Zivilcourage und Klugheit an den Tag gelegt. Ich bin zuversichtlich, daß derselbe Mut, dieselbe Klugheit auch im jetzigen Kampf gegen Armut und Korruption zum Tragen kommen werden. Ihre Regierung bemüht sich zu Recht darum, die Dienstleistungen im Gesundheitswesen und im Bildungssektor auszubauen und einen nachhaltigen wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Nur so kann die Armut ausgemerzt und ein Klima der Sicherheit geschaffen werden. Den Bedürfnissen der Familien muß Rechnung getragen, die Familie als unentbehrliches Element für den Bau einer gesunden Gesellschaft anerkannt werden. Kinder und Jugendliche haben das Recht, nicht nur von einer angemessenen Ausbildung und außerschulischen Aktivitäten profitieren zu dürfen, sondern auch ihre Eingliederung in die Arbeitswelt garantiert zu wissen. Korruption macht geschäftliche Initiativen und Investitionen unattraktiv und führt letztendlich dazu, den Menschen die Hoffnung zu nehmen. Das starke Engagement Südafrikas für den Kampf gegen die Korruption ist daher ausgesprochen wichtig und muß von allen Bürgern anerkannt und unterstützt werden. Vor allem die zivilen Verantwortlichen müssen dafür sorgen, daß der Kampf gegen die Korruption unparteilich unterstützt wird. Damit einhergehen muß der Respekt vor einer unabhängigen Judikative und die kontinuierliche Heranbildung hochprofessioneller Polizeikräfte. Diese anspruchsvollen Aufgaben kann ich nur gutheißen und ermutigen. Ich bin zuversichtlich, daß etwaige Hindernisse auch in Zukunft überwunden werden können.

Die katholische Kirche ist überzeugt, daß sich die von ihr angebotenen Dienstleistungen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen positiv auf das Leben in Ihrem Land auswirken. Die katholische Kirche unterstützt die moralische Faser des Gesellschaftsgewebes, indem sie für Integrität, Gerechtigkeit und Frieden eintritt und den Respekt vor dem Leben vom Augenblick der Empfängnis an bis zum natürlichen Tode lehrt. Besonders ernst nimmt die Kirche ihr Engagement für die Kampagne gegen die Ausbreitung von HIV/Aids, im Rahmen derer sie zur Treue in der Ehe und Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe aufruft. Sie steht bereits auf dem afrikanischen Kontinent und auf der ganzen Welt den von dieser Krankheit Betroffenen mit praktischer Hilfe zur Seite. Ich ermutige die Menschen und Institutionen Ihres Landes, weiterhin in ihrer Heimat wie auch in der gesamten Region all jenen zu helfen, die durch ihren Einsatz im Bereich der Forschung, durch praktische Hilfeleistung und geistlichen Beistand das Leid der Menschen lindern wollen.

Herr Botschafter, ich wünsche Ihnen für Ihren Auftrag viel Erfolg und versichere Sie der bereitwilligen Unterstützung der Römischen Kurie. Der allmächtige Gott schenke Ihnen, Exzellenz, Ihrer Familie und der von Ihnen repräsentierten Nation reichen Segen, Wohlergehen und Frieden!


*L'Osservatore Romano n. 30 pp. 10, 11.

 

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