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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE MISSIONARE VON DER HEILIGEN FAMILIE
ANLÄSSLICH IHRES 10. GENERALKAPITELS

 

Liebe Missionare von der Heiligen Familie!

1. Mit besonderer Freude richte ich an Euch, liebe Mitglieder des Generalkapitels der Missionare von der Heiligen Familie, herzliche Segensgrüße. Als Vertreter aller Provinzen und Länder, in denen Eure Kongregation tätig ist, seid Ihr zu Eurem 10. Generalkapitel nach Rom gekommen, um aus dem Geist Eures Gründers, des Dieners Gottes P. Jean Berthier, heraus, der Eure Gemeinschaft vor einhundert Jahren ins Leben gerufen hat, die Grundlinien Eures zukünftigen missionarischen Wirkens zu beraten. Meine besten Segenswünsche gelten Ihnen, lieber P. Wilhelmus van der Weiden, der Sie für die kommenden sechs Jahre zum Generaloberen bestellt worden sind, sowie den anderen Mitgliedern der neuen Generalleitung. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, dem bisherigen Generaloberen und seinen Mitarbeitern für den engagierten Dienst in der Leitung Eurer Gemeinschaft meine Anerkennung zu bezeugen. Durch Euch geht mein herzlicher Gruß an die Mitglieder Eurer Kongregation in aller Welt, mit dem ich meinen aufrichtigen Dank verbinde für das vielfältige und überaus segensreiche Wirken, durch das Ihr zum Aufbau und Wachstum der Kirche beigetragen habt.

2. ”Familie - unser Leben, unsere Sendung“: unter diesem Leitthema standen die Beratungen Eures Generalkapitels. Ihr habt Euch einem Fragenkomplex zugewandt, der für Kirche und Welt von erstrangiger Bedeutung ist, ist doch die Familie ebenso Grundbaustein der menschlichen Gesellschaft wie auch Keimzelle des kirchlichen Lebens. Durch das Vorbild der heiligen Familie von Nazareth steht Euch dieser Tatbestand seit Eurer Gründung beispielhaft vor Augen. Leider ist diese Urzelle menschlichen und geistlichen Lebens heute außerordentlichen Bedrohungen ausgesetzt, die eine Rückbesinnung auf ihre ursprüngliche Heiligkeit und Unantastbarkeit verlangen. Deswegen weiß ich mich Euch in der festen Überzeugung verbunden, da an der Basis einer friedlichen Zukunft der Menschheitsfamilie angesichts des herannahenden dritten christlichen Jahrtausends eine Rückbesinnung auf die verlässlichen Grundlagen der natürlichen und spirituellen Werte stehen muss, wie sie dem Menschen schöpfungsgemäß innewohnen. Daher möchte ich an Euch ”eindringlich appellieren, bei aller grundsätzlichen Beachtung des eigenen und besonderen Charismas das Familienapostolat als eine der vorrangigen Aufgaben anzusehen, die durch die heutigen Verhältnisse besonders dringend geworden sind“ (Familiaris Consortio, 74).

3. Neben der Sorge um die Familie in den vielfältigen Bezügen ihres konkreten Alltagslebens in Kirche und Welt gilt Euer besonderes Augenmerk auch der Berufungspastoral, also der Familie als Keimzelle geistlichen Lebens. Wo sich die Familie in ihrem geistlichen Reichtum voll entfalten kann, vermag sie selbst ”gleichsam das erste Seminar“ zu sein (Optatam Totius, 2). Doch kann gerade auch das Wirken von Ordensleuten in ihrer Weihe an Gott im Bereich der Familienpastoral den Blick zu weiten auf den ”Ehebund der Kirche mit Christus, ihrem einzigen Bräutigam“ (Perfectae Caritatis, 12), wodurch sie zu Zeugen jener umfassenden Liebe werden, ”die in ihnen durch die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen eine immer größere Bereitschaft weckt, sich hochherzig dem Dienst vor Gott und den Werken des Apostolates zu widmen“ (Familiaris Consortio, 74). So können aus der Begegnung mit Euch und Eurem Lebenszeugnis neue Zeugen für das Evangelium des Lebens gewonnen werden, so vermag Eure Mission neuen Missionaren das Herz zu öffnen, um an der Sendung der Kirche mitzuwirken und das Heilswerk des Herrn fortzusetzen: (vgl. Redemptoris Missio, 61) ”Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1, 8).

4. So sehr Ihr, liebe Missionare von der Heiligen Familie, in den nahen und fernen Zentren, an deren Straßen und Wegkreuzungen der Welt arbeitet, wirkt Ihr gleichermaßen aus dem innersten Geheimnis der Kirche heraus, aus der Kraft des menschgewordenen Wortes Gottes, das seine Sendung in einer menschlichen Familie begonnen hat. Ihr selbst fühlt Euch im wahrsten Sinn des Wortes ”bewegt“, wenn Ihr, wie der Herr selbst, die vielen Menschen seht, die müde und erschöpft sind wie Schafe, die keinen Hirten haben. Schenkt diesen Menschen, zu denen Ihr Euch gesandt wisst, Raum, in dem sie sich menschlich entfalten und geistlich erheben können. Werdet selbst immer mehr das, was ihr als Grundlage allen Lebens in den Mittelpunkt Eurer Spiritualität gestellt habt: eine geistliche Familie, die in Gottverbundenheit, Einfachheit und Bescheidenheit ihre Sendung lebt und in ihrem Leben den bezeugt, der Euch gesandt hat. Lasst die Schönheit und Strahlkraft Eurer missionarischen Berufung nicht verdunkeln. Baut auf die Erfahrung der älteren Mitbrüder und vertraut auf das Engagement und den Ideenreichtum der jüngeren: in ihnen liegt die Zukunft Eurer Gemeinschaft, auf sie und auf alle jungen Menschen setze ich in tiefem Vertrauen meine besondere Hoffnung für die ganze Kirche. Sie werden es sein, die die Fackel des Glaubens weit in das kommende Jahrtausend hineintragen werden.

Euch allen, liebe Brüder, gelten für die Zukunft der Kongregation der Missionare von der Heiligen Familie meine aufrichtigen Wünsche. Ich empfehle Euch, Eure Sorgen und Anliegen, Eure Vorhaben und Hoffnungen der Gottesmutter an, unter deren Schutz Euer Gründer auf dem Berg von La Salette, wo sie als ”Mutter der Versöhnung“ verehrt wird, sein Werk gestellt hat. Dazu erteile ich Euch und allen Mitgliedern Eurer Kongregation von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 14. Oktober 1995.

IOANNES PAULUS PP. II

 

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