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ANSPRACHE

VON JOHANNES PAUL II. 
AN DIE PÄPSTLICHE SCHWEIZERGARDE

5. Mai 2000

 

Herr Kommandant,
liebe Gardisten,
liebe Angehörige und Freunde der Schweizergarde!

1. Seit den Anfängen der Schweizergarde verbindet euch mit dem 6. Mai eine ungebrochene Tradition, die euch an den besonderen Einsatz um Wohl und Leben der Nachfolger des heiligen Petrus erinnert. So ist es auch in diesem Jahr für mich ein Anlaß zur Freude, euch zusammen mit euren Eltern, Angehörigen und Freunden im Apostolischen Palast zu empfangen. Einen besonderen Willkommensgruß entbiete ich den neuen Rekruten, die durch die Ablegung des Treueeides in Euer Korps eingegliedert werden. Dadurch verpflichten sie sich, einige Jahre ihres Lebens einer sehr ehrenhaften und verantwortungsvollen Aufgabe im Herzen der Weltkirche zu widmen.

2. In diesem Zusammenhang kommt mir ein Wort in den Sinn, das Jesus im Hinblick auf seine Jünger gesprochen hat: "Wer um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen" (Mt 27,29).

Liebe junge Rekruten! Diese Verheißung läßt sich in gewisser Weise auch auf euch anwenden. Auch ihr habt Vater und Mutter, Brüder und Schwestern, Äcker und Häuser verlassen um eines geistigen und religiösen Wertes willen. Denn ihr habt euch bereit erklärt, für eine bestimmte Zeit dem Bischof von Rom und Nachfolger des Petrus einen wichtigen Dienst zu erweisen. Ihr seid entschlossen, ihm die notwendige Sicherheit zu gewährleisten, damit er sich frei und ungehindert den Menschen zuwenden und ihnen das Evangelium verkünden kann.

3. Wie in den Jüngern zur Zeit Jesu, so mag auch in euch als jungen Menschen des anbrechenden neuen Jahrtausends manch bange Frage bohren: Wird sich der Dienst bei der Päpstlichen Schweizergarde im fernen Rom wirklich lohnen? Wirft er einen jungen Mann nicht in seinem Beruf zurück? Kommt man nicht viel zu spät zur Gründung einer Familie?

Ich möchte euch darauf die Wahrheit sagen: Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß sich euer Dienst auszahlen wird. Damit ist nicht das Geld gemeint, sondern ein Lohn, der mit Geld nicht zu bezahlen ist. Eine Voraussetzung ist freilich nötig: daß ihr diesen neuen Lebensabschnitt gleichsam als Anruf Gottes versteht und alle Kräfte in eure Aufgabe und in die Gemeinschaft eurer Kameraden einbringt. Gern gebe ich euch ein Motto für euren Dienst mit auf den Weg: Was du tust, das tue ganz! Wenn ihr euren Aufenthalt in der Ewigen Stadt unter dieses Leitwort stellt, dann werdet ihr einmal in eure Schweizer Heimat zurückkehren als Männer, die an Leib und Seele gereift sind und deren Liebe zur Kirche und zu ihrem obersten Hirten tiefer und weiser geworden ist.

4. Gerade jetzt im Jahr des Großen Jubiläums gehen an den Toren des Vatikans viele Menschen an euch vorüber. So könnt ihr die Vielfalt der Gründe erahnen, die jemanden bewegen, den Petersplatz und die Museen, die Audienzhalle und die Petersbasilika zu besuchen: Neugier, Kunstinteresse oder religiöse Stimmung, aber auch wahre katholische Frömmigkeit, die über die vielen Türen hinaus zur Heiligen Pforte führt. Die Vielstimmigkeit der Motive fordert auch euch heraus, Stellung zu nehmen. Weniger durch Worte als vielmehr durch das Zeugnis eures Lebens sollt ihr zeigen, was es euch persönlich bedeutet, in der Nähe des Petrusgrabes Dienst zu tun. Ich bin sicher, daß die Erfahrung im Herzen der Weltkirche tiefe Spuren in euren eigenen Herzen hinterlassen wird. So werdet ihr später einmal in der Lage sein, euren Familien und Freunden in der Heimat den Schatz eines in Rom gereiften Glaubens weiterzugeben. Zugleich werdet ihr dazu beitragen, daß die Bande zum Nachfolger des heiligen Petrus in eurem Land weiter gefestigt werden.

... auf französisch:

5. So beglückwünsche ich euch herzlich zu eurem Ja für den Dienst in der Päpstlichen Schweizergarde. Der Papst baut auf euch! Voller Dankbarkeit grüße ich auch eure Eltern, Geschwister und Freunde. Sie haben innerlich zugestimmt, daß der Sohn und Bruder für eine Zeitlang an dieser zentralen Stelle der Weltkirche seinen Dienst erfüllen kann. Eine erste Frucht dieser Entscheidung ist unsere heutige Begegnung im Rahmen dieser Audienz. Möge euer Aufenthalt in Rom ein Anstoß sein, immer mehr Christus zu suchen und ihn hier zu finden. Im Großen Jubiläum ist sie ja weit geöffnet: die Heilige Pforte, die Tür, die für Christus steht, der gekommen ist, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10). Gern erteile ich euch den Apostolischen Segen.

 

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