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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE BASILIANER ANLÄSSLICH IHRES GENERALKAPITELS

Samstag, 8. Juli 2000

 

Liebe Brüder des Basilianerordens!

1. Ihr seid in der Ewigen Stadt zusammengetroffen, um euer Generalkapitel abzuhalten. Voller Freude empfange ich euch im Rahmen dieser Begegnung, um auf diese Weise eure Gemeinschaft mit dem Sitz Petri zu bekräftigen. Ich möchte euch für dieses Zeugnis der kirchlichen Nächstenliebe meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, und richte einen herzlichen Gruß an euren Protoarchimandriten Dionysios Lachovicz.

Euer Kapitel setzt sich zum Ziel, die Ordensstatuten zu erneuern, einen neuen Generalrat zu wählen und geeignete Richtlinien zur Lösung der derzeitigen Probleme eures Ordens auszuarbeiten. Es ist gerade zehn Jahre her, daß ein großer Teil der Mitglieder eurer Gemeinschaft von der Herrschaft durch Regime der Unterdrückung befreit wurde, die in so schwerwiegender Weise das kirchliche Leben behindert haben. Dieses Ereignis fällt mit dem Jahr des Großen Jubiläums zusammen: mit einem Zeitabschnitt also, in dem wir zur Reinigung des Gedächtnisses, zur Vergebung – mit einem Wort – zur Versöhnung aufgerufen sind. Besonders diejenigen, die sehr viel leiden mußten, sind zu einer Liebe berufen, die »alles erträgt, alles glaubt, alles hofft und allem standhält« (vgl. 1 Kor 13,7). Eine solche Liebe führt zur Versöhnung mit den Brüdern, vor allem mit jenen, die unsagbares Leid brachten.

Das Heilige Jahr 2000 stelle für euch alle einen deutlichen Aufruf zur Heiligkeit in eurem persönlichen Leben und im Leben der Gemeinschaft dar, und es möge sich auf die gesamte christliche Gemeinschaft förderlich auswirken.

2. Die Einheit der Kirche, für die Christus beim Letzten Abendmahl betete (vgl. Joh 17,20.21), sei euch allen eine beständige Aufgabe. Hierbei möge euch der hl. Basilius der Große ein Vorbild sein, über den ich geschrieben habe: »Dieselbe Liebe zu Christus und seinem Evangelium war es, die den hl. Basilius so sehr unter den Streitigkeiten der Kirche leiden ließ und ihn mit soviel Ausdauer, hoffend wider die Hoffnung, nach einer wirksameren und offenkundigeren Gemeinschaft mit allen Kirchen suchen ließ« (Apostolisches Schreiben Patres Ecclesiae vom 2. Januar 1980, 51–52; in: O.R. dt., Nr. 8, 22.2.1980, S. 8).

Ein weiteres vorrangiges Ziel eurer Weihe an Gott im Orden der Basilianer besteht darin, das christliche Leben eures Volkes zu erneuern. Der hl. Josaphat, dessen sterbliche Überreste in der nahegelegenen Basilika St. Peter ruhen, arbeitete in besonderer Weise auf dieses Ziel hin. Wir nähern uns dem 400. Jahrestag seines Eintritts in das Kloster der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Vilnius. Auf jenen Zeitpunkt läßt sich der Anbruch eines neuen Frühlings im monastischen Leben der griechisch-katholischen Kirche zurückführen. Durch seine geistliche Askese, sein bußfertiges Leben und seinen unermüdlichen Dienst an der Kirche trug er nachhaltig nicht nur zum Wiedererstarken des Mönchtums bei, sondern auch zum Weiterbestehen des Christentums in jenen Ländern. Eine ähnliche Situation wiederholt sich heute dort, wo die Kirche über Jahrzehnte hindurch unterdrückt wurde. Auch heute warten jene Völker darauf, das Licht Gottes zu schauen, das sich in den Gesichtern jener Menschen widerspiegelt, die durch ihr Gebet, ihre Liebe und ihren Dienst verwandelt werden.

Die Einheit der Kirche bedarf heute einer »schöpferischen Treue« (vgl. Vita consecrata, 37), die auf die großartige und überreiche geistliche Tradition des Ostens zurückzugreifen vermag. Diese Tradition soll in all euren Gemeinschaften wiedergewonnen werden: euch kommt es zu, treue Zeugen eines so vielgestaltigen geistlichen Erbes zu werden.

3. Der hl. Basilius der Große, euer Patriarch, beginnt seine »Längeren Regeln« mit einem eindeutigen Hinweis auf das Gebot der Liebe zu Gott und zu den Brüdern. Aus ihm ergibt sich die gesamte Dynamik der nachfolgenden monastischen Regeln und des Weges zur Heiligkeit. Die Liebe muß im Rahmen eines Gemeinschaftsleben geübt werden, das sich am Vorbild der Urgemeinde von Jerusalem orientiert, die in einer vollen Gemeinschaft der Güter und Charismen lebte (vgl. Apg 2,42–47). Auf dieses Vorbild berufen sich eure Väter, der Metropolit Joseph Veljamin Rutskyj und der hl. Josaphat Kuncevyc, die das Leben eures Ordens erneuert haben.

Euer Dienst an der Ökumene muß sich eine tiefe innere Hinwendung zu Christus und seinem Evangelium zum Ausgangspunkt nehmen. Dies setzt eine intensive Hingabe ans Gebet voraus, »das durch das Licht Gottes und durch die Wahrheit unser Leben verwandelt und es zu einer Ikone Jesu Christi macht« (Ansprache in der Kirche der Basilianer in Warschau am 11. Juni 1999, Nr. 4). Nur wenn wir demütig das Heilige Antlitz unseres Erlösers betrachten, kann es uns gelingen, uns untereinander zu versöhnen und die volle Einheit wiederzufinden, die aus der Liebe entsteht.

Von besonderer Bedeutung auf dieser Wegstrecke ist die Liturgie, die den Höhe- und Mittelpunkt des ganzen christlichen Lebens darstellt. Sie muß mit all ihrem Reichtum zu eurem beständigen Bezugspunkt werden. Die treue Zugehörigkeit zum Erbe der Vergangenheit, die es vermag, für eine gesunde Kreativität gemäß dem großen Geist der liturgischen Gebete offen zu sein, wird eine Garantie für die Ausdauer in eurer dem Osten zugehörenden religiösen Identität sein.

4. Euer Charisma beruht auf einigen wesentlichen Merkmalen: dem Gemeinschaftsleben, der eindeutigen Bekundung eines Lebens im Geiste des Evangeliums, dem Dienst an der Einheit der Kirche Christi – der durch das Studium und vor allem durch das persönliche und liturgische Gebet zum Ausdruck gebracht wird –, dem vielfältigen Apostolat für das Volk Gottes durch geistliche Erziehung sowie den pastoralen, katechetischen, missionarischen, schulischen und verlegerischen Aktivitäten. Der hl. Basilus selbst verband »in kluger Ausgewogenheit den unermüdlichen Eifer der Predigt mit Intervallen der Einsamkeit und häufigem inneren Gebet. Denn das schien ihm äußerst notwendig für die ›Reinigung der Seele‹, damit die Verkündigung des Wortes immer durch das ›sichtbare Beispiel‹ des Lebens bestätigt werde. So wurde Basilus Bischof und war zugleich im ursprünglichen Sinn des Wortes Mönch …« (Apostolisches Schreiben Patres Ecclesiae, 18–20).

Meine dankbare Wertschätzung gilt den aus dem Amt scheidenden Konsultoren. Denjenigen, die an ihre Stelle gewählt werden, möchte ich meinen herzlichen Glück- und Segenswunsch übermitteln. Einen besonderen Gruß richte ich an die Vertreter aus den Ordensprovinzen Argentiniens, Brasiliens, Kanadas, Polens, Rumäniens, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Slowakei, der Ukraine, Ungarns sowie der kürzlich errichteten Provinz in Prag. Euch alle vertraue ich der mütterlichen Fürsprache der Allerseligsten Jungfrau an, während ich – in brüderlichem Gedenken an den Protoarchimandriten – einem jeden von euch von ganzem Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen erteile.

 

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