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BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER AM 
WELTERNÄHRUNGSGIPFEL DER FAO 
(ROM, 10. - 13. JUNI 2002)

 

Herr Präsident der Italienischen Republik,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs,
Herr Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen,
Herr Generaldirektor der FAO,
meine Damen und Herren!

Mit Freude richte ich meinen ehrerbietigen und herzlichen Gruß an jeden von Ihnen. Sie, die Vertreter von fast allen Ländern der Welt, haben sich etwas mehr als fünf Jahr nach dem Welternährungsgipfel von 1996 hier in Rom versammelt.

Da ich zu diesem bedeutenden Anlaß nicht unter Ihnen sein kann, habe ich Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano gebeten, Ihnen meine aufrichtige Anerkennung und Hochachtung auszusprechen für die schwierige Arbeit, die vor Ihnen liegt, um allen Menschen das tägliche Brot zu sichern.

Einen besonderen Gruß möchte ich an den Präsidenten der Italienischen Republik und an alle Staats- und Regierungschefs richten, die zu diesem Gipfel in Rom zusammengekommen sind. Im Laufe meiner Pastoralreisen in die verschiedenen Länder der Welt, wie auch bei den Treffen im Vatikan, hatte ich bereits Gelegenheit, viele von ihnen persönlich kennenzulernen: Ihnen allen gilt mein herzlicher Segenswunsch, sowohl für sie selbst als auch für die von ihnen vertretenen Nationen.

Ich weite diesen Gruß aus auf den Generalsekretär der Vereinten Nationen wie auch auf den Generaldirektor der FAO und auf die Verantwortlichen der anderen internationalen Organisationen, die an dieser Versammlung teilnehmen. Der Hl. Stuhl erwartet sich viel von ihrer Tätigkeit zugunsten des materiellen und spirituellen Fortschritts der Menschheit.

Dem jetzigen Welternährungsgipfel spreche ich den Wunsch aus, es möge ihm der erhoffte Erfolg beschieden sein: Das ersehnen Millionen Männer und Frauen auf der ganzen Welt.

Das vorherige Gipfeltreffen im Jahr 1996 hatte bereits festgestellt, daß Hunger und Unterernährung nicht einfach naturbedingte und strukturelle Phänomene bestimmter geographischer Gebiete sind, sondern eher das Ergebnis einer komplexeren Situation der Unterentwicklung, verursacht von der Untätigkeit oder dem Egoismus der Menschen.

Wenn die Zielsetzungen des Gipfels von 1996 nicht erreicht worden sind, so ist dies auch auf eine fehlende Kultur der Solidarität zurückzuführen sowie auf internationale Beziehungen, die zuweilen auf einem Pragmatismus ohne ethischsittliche Grundlage fußen. Besorgniserregend sind darüber hinaus manche Statistiken, wonach in den letzten Jahren die Entwicklungshilfe für die armen Länder eher ab- als zugenommen hat.

Heute stellt sich mehr denn je die dringende Notwendigkeit, daß in den internationalen Beziehungen die Solidarität zum Grundkriterium jeder Form von Zusammenarbeit werde – in dem Bewußtsein um die universale Bestimmung der Güter, die der Schöpfergott uns anvertraut hat.

Gewiß, viel wird von den Experten erwartet, die aufzeigen müssen, wann und wie die Ressourcen in der Landwirtschaft gesteigert werden sollen, wie die Produkte besser verteilt werden können, wie die unterschiedlichen Programme zur Nahrungssicherung ausgearbeitet werden sollen, welche neuen Technologien im Hinblick auf eine Vermehrung der Ernten und eine Erweiterung der Tierhaltung denkbar wären.

In der Präambel der Statuten der FAO findet sich die ausdrückliche Verpflichtung jedes Landes, den eigenen Ernährungsstandard zu heben, die Bedingungen der landwirtschaftlichen Tätigkeit und die Lebensumstände der Landbevölkerung zu verbessern, um somit die Produktion zu erhöhen und eine wirkungsvolle Verteilung der Nahrungsmittel in allen Gegenden der Welt zu ermöglichen.

Diese Ziele erfordern jedoch eine ständige Überprüfung des Verhältnisses zwischen dem Recht auf Befreiung von Armut und der Pflicht der gesamten Menschheitsfamilie, den Menschen in Not konkret zu Hilfe zu kommen.

Meinerseits freue ich mich darüber, daß dieser Welternährungsgipfel die verschiedenen Glieder der internationalen Gemeinschaft, die Regierungen und die zwischenstaatlichen Institutionen erneut dazu anspornt, sich in jedem Falle für die Gewährleistung des Rechts auf Ernährung einzusetzen, wenn ein einzelner Staat aufgrund von Unterentwicklung oder seiner Armutssituation nicht dazu in der Lage ist. Dieser Einsatz ist umso nötiger und gerechtfertigter, weil Armut und Hunger das geordnete Miteinander von Völkern und Nationen an der Wurzel zu zersetzen drohen und eine konkrete Gefahr für den Frieden und die internationale Sicherheit darstellen.

Unter diesem Blickwinkel ist der gegenwärtige Welternährungsgipfel zu sehen. Er zeigt seine Sicht von der Nahrungssicherheit auf und sieht Maßnahmen der Solidarität vor, die bis zum Jahr 2015 die Zahl der unterernährten Menschen, denen das Lebensnotwenige fehlt, halbieren sollen. Es handelt sich um eine bedeutende Herausforderung, bei der sich auch die Kirche in vorderster Reihe einsetzt.

Deshalb wird die katholische Kirche, die sich seit jeher um die Förderung der Menschenrechte und um eine umfassende Entwicklung der Völker bemüht, auch in Zukunft die Menschen unterstützen, die sich für die Gewährleistung der täglichen Nahrung für alle einsetzen. Aufgrund ihrer innersten Berufung steht sie den Armen der Welt nahe, und sie wünscht sich das wirkungsvolle Engagement aller, damit dieses Problem, eines der schwersten der Menschheit, bald eine Lösung finde.

Der allmächtige Gott, so reich an Erbarmen, lasse seinen Segen herabkommen auf Sie, auf Ihre Arbeit unter der Schirmherrschaft der FAO und auf alle, die für den wahren Fortschritt der Menschheitsfamilie eintreten.

Aus dem Vatikan, 10. Juni 2002

JOHANNES PAUL II.

 

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