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JOHANNES PAUL II.

AUDIENZ FÜR DEN BEIM HL. STUHL AKKREDITIERTEN BOTSCHAFTER WEISSRUSSLANDS,
WLADIMIR R. KOROLEW

Freitag, 17. Mai 2002

 

Herr Botschafter

1. Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz anläßlich der feierlichen Übergabe des Beglaubigungsschreibens, das Sie als ersten außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Weißrußland beim Hl. Stuhl akkreditiert.

Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, aus denen der Geist erkennbar wird, mit dem Sie Ihre Mission beginnen möchten. Gleichzeitig bitte ich Sie, Seiner Exzellenz Herrn Aleksandr Lukaschenko, dem Präsidenten der Republik Weißrußland, meine herzlichen Grüße zu übermitteln und das weißrussische Volk meiner besten Wünsche für seine harmonische menschliche und geistige Entwicklung zu versichern.

2. In Ihrer Ansprache haben Sie darauf hingewiesen, daß die heute erreichte Etappe einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Beziehungen zwischen dem Hl. Stuhl und Ihrem Land darstellt und ein Zeichen dafür ist, daß die politisch Verantwortlichen und die ganze Bevölkerung Weißrußlands sowohl den sozialen Zusammenhalt innerhalb des Landes als auch seine Rolle in der Gesamtheit des europäischen Kontinents und im Zusammenspiel der Nationen zu festigen wünschen. Außerdem läßt sie deutlich den guten Willen jener Völker erkennen, die sich im internationalen Leben durch Dialog und Aufnahmebereitschaft auf die anderen hin öffnen wollen, unter Achtung der spezifischen Kulturen und Traditionen.

3. Sie erinnerten an das friedliche Miteinander verschiedener religiöser Bekenntnisse innerhalb der Nation als besonderes Merkmal und Reichtum Weißrußlands. Diese Realität ist das Ergebnis der Geschichte Ihres Landes, und sie ist heute noch Teil seiner Kultur. Sie wurzelt im Recht auf Religionsfreiheit, einem unveräußerlichen Recht jedes Menschen, das zu den grundlegendsten Rechten gehört, weil es in direkter Beziehung zur Gewissensfreiheit steht. Es ist wichtig, daß es von der bürgerlichen Gesellschaft überall anerkannt und vom Staat garantiert wird. Ein solches Verhalten bringt den Ländern, die sich darum bemühen, besondere Ehre ein. Schutz der Freiheit Der katholischen Kirche ist ihrerseits, wie Sie wissen, der Schutz dieser Freiheit sehr wichtig, die im Rahmen der Gesetze und Gewohnheiten eines Landes immer Berücksichtigung finden muß. Ich habe mit Freude erfahren, daß Weißrußland diesem Aspekt im Leben der Menschen und der gesellschaftlichen Gruppen besondere Aufmerksamkeit schenkt und daß die dortigen Katholiken in aller Freiheit dieses Recht genießen, das es ihnen ermöglicht, ihre spezifische Rolle im Leben des Landes zu übernehmen und auf diese Weise ihren Stein zum Aufbau der Gesellschaft beizusteuern, in Zusammenarbeit mit all ihren Landsleuten.

4. Die katholische Kirche hat wesensmäßig einen spirituellen Auftrag, nämlich zu ermöglichen, daß das Evangelium allen Menschen verkündet werden kann. Es soll ihr Leben und ihre Kultur tief durchdringen, damit sie im Hinblick auf das Gemeinwohl ein persönliches und gemeinschaftliches Leben führen können, das den Werten des Evangeliums entspricht. Die Kirche möchte nicht an die Stelle der rechtmäßigen Autoritäten treten, und sie wünscht nicht, daß ihre Gläubigen abseits von der Gesellschaft stehen, so als seien sie ihr fremd. Sie möchte vielmehr, daß sie, vom Wort des Lebens genährt und erneuert, stets aktiv am Leben der Nation beteiligt bleiben. Die Neuordnung der Diözesen Ihres Landes, die vom Hl. Stuhl vorgesehen war und vor einigen Jahren in pastoraler Sorge um ihre Gläubigen durchgeführt worden ist, steht auch im Dienst dieser Mitwirkung der Kirche am Leben der Nation. In diesem geistigen Zusammenhang freue ich mich über die Eröffnung – vor nicht langer Zeit – eines zweiten Priesterseminars in Pinsk, in dem Priester, die aus diesem Volk stammen und von seiner Kultur durchdrungen sind, ausgebildet werden sollen. Das ist ein klares Anzeichen für die spirituelle Fruchtbarkeit Weißrußlands. Ich weiß ebenfalls, daß die Tätigkeit der Katholiken, besonders im sozialen Bereich und in der Betreuung der benachteiligten Menschen, von den Behörden als eine wirksame Beteiligung an der Entwicklung des Landes geschätzt wird. In diesem Zusammenhang spreche ich den Wunsch aus, daß alle betroffenen Instanzen auch in Zukunft die Arbeit der kirchlichen Gemeinschaft und der katholischen Institutionen, die im Dienst aller Menschen stehen, gewährleisten, um es der katholischen Kirche zu ermöglichen, ihren spirituellen Auftrag in Ihrem Land immer besser zu erfüllen.

5. Herr Botschafter, ich freue mich, durch Sie die katholischen Gläubigen von Weißrußland grüßen zu können. Ich danke Gott für ihre mutige Treue in den schwierigen und leidvollen Zeiten der Vergangenheit und fordere sie auf, ihre wiedergefundene Freiheit für eine neue Intensivierung der Beziehungen zwischen den kirchlichen Gemeinschaften und für den Dienst an allen zu nutzen. Ich kenne die Bemühungen der Hirten um eine immer tiefere Verwurzelung des Glaubens in lebendigen Gemeinschaften, sowohl dank der in der Landessprache gefeierten Liturgie als auch dank der Bereitschaft zu lehramtlicher und spiritueller Ausbildung der Gläubigen. Ich danke den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, die ihr Leben hochherzig ihren Brüdern und Schwestern widmen, und ich versichere alle Laiengläubigen meiner geistigen Nähe im Gebet. Ich lade sie ein, für alle Mitmenschen wahre Zeugen der Liebe Christi zu sein, damit jeder Mensch den Reichtum des göttlichen Erbarmens kennenlernen kann.

6. Heute, da Sie Ihr Amt beim Hl. Stuhl antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, meine besten Wünsche für dessen gutes Gelingen aus. Ich sichere Ihnen zu, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets einen zuvorkommenden Empfang und verständnisvolle Begleitung finden werden, um Sie in Ihrer wichtigen Funktion zu unterstützen.

Auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter und auf das gesamte weißrussische Volk rufe ich den reichen Segen Gottes herab.

 

© Copyright 2002 - Libreria Editrice Vaticana

 



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