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RADIOBOTSCHAFT VON PAPST PAUL VI.
ZUM 81. DEUTSCHEN KATHOLIKENTAG

Sonntag, 17. Juli 1966

 

Geliebte Söhne und Töchter des katholischen Deutschland!

Der 81. Deutsche Katholikentag, zu dem ihr euch in diesen Tagen versammelt habt, bietet uns die willkommene Gelegenheit, Unseren Gruß und ein väterliches Wort an euch zu richten.

Wir grüssen in der Liebe Christi Unsere Brüder im Bischofsamt und alle Angehörigen des Priester- und Ordensstandes. Wir grüßen alle anwesenden Männer und Frauen, die in der Kirche und in der Welt Verantwortung tragen. Wir grüßen das gesamte Gottesvolk, die katholischen Gläubigen, wie jeden an Christus Glaubenden und schließlich alle, die durch die Gnade Gottes zum Heil berufen sind (vgl. Konst. über die Kirche: Lumen gentium Nr. 13).

Eure festliche Tagung findet an einem Ort statt, der sich auszeichnet durch seine große christliche Vergangenheit wie durch den lebendigen Glauben seiner heutigen Bewohner Bambergs. Die ehrwürdige Kaiser- und Bischofsstadt, deren herrlicher Dom das Grabmal unseres Vorgängers Papst Clemens II. birgt, vor Jahrhunderten als Zentrum kirchlichen Lebens in Franken gegründet, trägt auch heute noch das Antlitz einer an den Aufgaben der Gegenwart sich bewährenden Gläubigkeit.

Geliebte Söhne und Töchter! Der diesjährige Deutsche Katholikentag steht unter dem Leitgedanken «Auf dein Wort hin» (Lk 5, 5). Ihr habt damit ein Thema von tiefer Bedeutung und reicher Aussagekraft gewählt. Als Wort der Heiligen Schrift bringt es eure Versammlung in Zusammenhang mit jenen heiligen Büchern, «in denen der Vater im Himmel seinen Kindern in Liebe entgegengeht und mit ihnen spricht» (Dogm. Konstitution über die göttliche Offenbarung: Dei Verbum Nr. 21). Als Wort des heiligen Petrus: «Meister, die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich das Netz auswerfen» (Lk 2, 5) bringt es seitdem immer neu in Erinnerung, dass im Reich Gottes alles Wirken ohne Auftrag des Herrn nutzlos ist und gemahnt, dem Ruf Christi voll Vertrauen und in Gehorsam zu folgen, wann immer er an uns angeht.

Der 81. Deutsche Katholikentag ist der erste in eurem Land nach Abschluss des II. Vatikanischen Konzils. Im Heiligen Geist versammelt, sind die Konzilsväter nach dem Schriftwort den Aposteln gleich «hinaus in die Tiefe gefahren» (Lk 5, 4). «Auf sein Wort hin» haben sie ihre Arbeit begonnen und «sie und alle, die mit ihnen waren, ergriff Staunen» (Lk 5, 9) über das vollendete Werk. Das Konzil hat der Welt von heute den Willen Gottes verkündet: seinen Auftrag zur Erneuerung der Kirche, zur Neubelebung der brüderlichen Liebe unter den Christen, zu bereiter Begegnung mit allen Menschen und damit zu zeitoffenem Heilsdienst an der Welt von heute.

Ihr, geliebte Söhne und Töchter, habt euch in diesen Tagen bemüht, in den Geist des Konzils einzudringen, ja, ihr wollt mit ihm das gesamte Gottesvolk eurer Heimat durchdringen. Dabei seid ihr euch wohl bewusst, dass die Umsetzung dieses göttlichen Auftrags im täglichen Leben vielerorts großen Schwierigkeiten begegnen wird, dass er missdeutet, verzerrt, überhört, ja selbst vergessen werden kann. Wir hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, dass der Geist des Konzils, des Geist erhöhten religiösen Eifers, der zum Feuer des Glaubens und der Liebe werden soll, von dem Christus will, dass es in uns brenne (Lk 12, 49) sich überall durchsetzen und jeden erfassen wird, der guten Willens ist und «auf sein Wort hin» lebt.

Denn die Kirche ist aus dem Konzil wunderbar verjüngt hervorgegangen und uns scheint, die schönste. Frucht des Konzils für die Kirche ist die tiefere Erkenntnis ihrer selbst. Dies spricht sich in verschiedenen Merkmalen aus, vor allem aber in dem stärkeren Bewusstsein der Gemeinschaft, das sich in allen Konzilsdekreten widerspiegelt. In dem über die heilige Liturgie durch die tätige Teilnahme der Gläubigen an der Feier der heiligen Messe. Dieser Gemeinschaft ist vor allem grundlegend die Gemeinschaft mit Christus. Das ist nämlich, wie das Konzil ausführt, das Geheimnis der Kirche, ihres Gottesdienstes, der Sakramente und auch der Christen selbst: dass Christus sich mit uns verbindet in seiner Kraft und in seiner Liebe. Die Konstitution über die Kirche erklärt in dieser Hinsicht feierlich: «Gott hat es gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Gottesvolk zu berufen, das nicht dem Fleisch nach, sondern im Geist zur Einheit zusammenwachsen soll» (Konst. über die Kirche, Nr. 9). Diese Aussagen über das Volk Gottes gehören zu den schönsten der katholischen Lehre; jeder Christ sollte sie sich zueigen machen. Der Gemeinschaftscharakter der Kirche findet einen besonderen Ausdruck in der Kollegialität der Bischofe. Gemeinsam bilden sie einen Körper, ein Kollegium der Nachfolger der Apostel. «Insofern dies Kollegium aus vielen zusammengesetzt ist, drückt es die Vielheit und Universalität des Gottesvolkes aus; insofern es unter einem Haupt versammelt ist, stellt es die Einheit der Herde Christi dar» (Lumen gentium, Nr. 22).

Das aber ist es, was das Konzil vor allem sagen will: Die Gemeinschaft des Volkes Gottes ist eins durch die Liebe Christi. Seid euch bewusst, geliebte Söhne und Töchter, das alles, was den Gemeinschaftscharakter verletzt, außerhalb der Linie steht, die das Konzil zur Erneuerung der Kirche vorgezeichnet hat: Sonderheiten, Spaltungen, jedes egoistische Sich-Abkapseln ja, jede Gleichgültigkeit gegenüber unseren Brüdern und Schwestern, den nahen wie den noch so fernen, muss der brüderlichen Liebe weichen, zu der uns das Konzil auf Christi Wort hin anleitet (vgl. Ansprache Papst Paul VI.,5 Jan. 1966).

«Auf sein Wort hin», das heißt im Gehorsam auf Christus und auf die von ihm Gesandten: Nehmt Anteil, mehr als bislang schon, bei der Gestaltung des kirchlichen, des öffentlichen und des kulturellen Lebens; bei der Zusammenarbeit aller Christen gegen jede Not wie bei der Erhaltung und Ausbreitung des Friedens Christi auf der ganzen Welt. Nicht bloße Worte, sondern die von der Liebe getragene Tat soll das Kennzeichen der Christen sein. Dabei mögen euch Kenntnis und Umsetzung der Konstitutionen, Dekrete und Erklärungen des Konzils in allen Bereichen des Lebens helfen. Möge der Vater im Himmel uns zu dieser gemeinsamen Arbeit das Vertrauen, den Gehorsam und zugleich den Wagemut dessen schenken, der das Leitwort eures Treffens geprägt hat.

Mit diesem von Herzen kommenden Wunsch erteilen Wir euch, euren verdienten Oberhirten und Seelsorgern, euren hohen Gästen staatlicher und städtischer Behörden, euren Familien, Gemeinden und Organisationen, allen die ummittelbar oder aus der Ferne am Katholikentag in Bamberg teilnehmen, als Unterpfand reichster Gnaden Unseres Herrn Jesus Christus in väterlicher Liebe den Apostolischen Segen.

 

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