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ANSPRACHE VON PAPST PIUS XII.
AN EINE SCHWEIZER PRESSEDELEGATION*

Sonntag, 14. April 1946

 

Den Gästen aus der Schweiz den Willkommensgruß zu entbieten, ist Uns, geehrte Herren, eine besondere Genugtuung.

Wir hatten in den vergangenen Jahren öfters Gelegenheit, Berufsgenossen von Ihnen aus den verschiedensten Ländern und Nationen bei Uns zu sehen und Uns immer wieder der verantwortungsvollen Mission bewusst zu werden, die den Männern der Presse, des Rundfunks und des Films, den Formern und Bewegern der öffentlichen Meinung, besonders in Zeiten wie den gegenwärtigen zukommt.

Eine geistige Macht wie die Propaganda hat Anspruch darauf, ernst genommen zu werden : im Guten und im Bösen. Der Same, den sie streut, kann zum Segen werden wie zum Fluch.

An dem unsagbaren Kriegs- und Nachkriegsleid, dessen Zeugen wir alle sind, und an der fast unheilbar gewordenen Entfremdung der Menschen und Völker hat jene Presse, die sich vorbehaltlos in den Dienst des Nützlichkeitsprinzips, der politischen und nationalen Leidenschaften stellt, ja die sittlichen Hemmungen der Sachlichkeit, Wahrhaftigkeit und Unparteilichkeit sogar bewusst ausschaltet, einen ganz entscheidenden Anteil.

Sie, geehrte Herren, kommen aus einem Land, das die gütig waltende Vorsehung durch die Brände zweier Weltkriege heil hindurchgerettet, und dem die Voraussicht seiner Staatsmänner und der gesunde Sinn seiner Bevölkerung das Abgleiten in jene Verirrungen erspart haben.

Sie kommen als Vertreter eines Volkes, das seinen Ehrgeiz darin setzt, den Opfern des Krieges durch tätige Nächstenliebe zu helfen. Auch Ihre gegenwärtige Fahrt durch das von Armut und Not heimgesuchte Italien steht im Zeichen einer solchen Friedensmission. Wir beglückwünschen Sie zu Ihrer edlen Aufgabe und benützen gerne die Gelegenheit, der großangelegten Kriegs- und Nachkriegshilfe des Schweizervolkes Unsere Anerkennung und Unser Lob auszusprechen.

Grüssen Sie die liebe Schweiz, mit der Uns teure Erinnerungen verbinden, Erinnerungen an Herrlichkeiten der Natur wie an Menschen, deren Wesen von dieser gewaltigen Natur geprägt war.

Dem Schweizervolk ist es unbeschadet seiner starken Unterschiede in Abstammung, Sprache und Brauchtum gegeben, sich zu fühlen und zu sein: ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not sich trennend und Gefahr (vgl. Schiller, Wilhelm Tell, A. 2, Sz. 2 ). Die Schweiz ist im kleinen das, was nicht wenige für Europa im großen als rettenden Ausweg ersehnen. Freilich lässt sich eine solche Einheit schwer künstlich schaffen; sie will wie das werdende Leben organisch wachsen, sie will in Geschichte und Kultur verankert sein. So ist es bei euch. Aber das Innerste der Einheit, ihr Mark, ist eine seelische Haltung, die von jedem Schweizer immer neu gewonnen werden muss : es ist die Achtung vor sich selbst und vor dem anderen, vor der Persönlichkeit des Mitbürgers und Mitmenschen.

Solche seelische Haltung bleibt indes — jedenfalls in einem ganzen Volk und auf die Dauer — nur bestehen, solange der Glaube an Gott in ihm lebendig ist. Sie vertreten in Ihrem Beruf verschiedene Richtungen; aber in dem einem können Sie sich immer zusammenfinden, dass Ihnen dieser Glaube etwas Heiliges ist, dem Sie sein Recht und seinen Bestand unangetastet lassen.

Den gedeihlichen Fortgang Ihrer Fahrt mit den besten Wünschen begleitend rufen Wir Gottes Segen herab auf jeden Einzelnen von Ihnen, auf Ihre Familien, auf das ganze Unserem Herzen so nahestehende Schweizer Volk.


*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, VIII,
 5. Pontifikatsjahr, 2. März 1946 - 1. März 1947, SS. 43-44
 Tipografia Poliglotta Vaticana

 



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