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Sr. ELENA MARIA MANGANELLI, O.S.A.
KREUZWEG
LECCETO (SIENA) 2011

 

SECHSTE STATION
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Jesus sieht nicht auf den Augenschein. Jesus sieht das Herz.

 

V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. 
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther. 4, 6

Gott, der sprach: „Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!“, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.

Im Verlauf des Kreuzwegs schildert die Volksfrömmigkeit die Geste einer Frau, voller Zartgefühl und Verehrung, gleichsam ein Hauch des Duftes von Betanien: Veronika trocknet das Antlitz Jesu. In jenem schmerzverzerrten Gesicht erkennt Veronika das von der Herrlichkeit verklärte Antlitz; in der Erscheinung des leidenden Knechtes sieht sie den Schönsten aller Menschen. Das ist die Sicht, die die freie Geste der Zärtlichkeit auslöst und zur Belohnung den Abdruck des Heiligen Antlitzes erhält! Veronika lehrt uns das Geheimnis ihres fraulichen Sehens, „das zur Begegnung drängt und Hilfe bringt: sehen mit dem Herzen![1]

Demütiger Jesus,
unser Sehen ist ein Sehen, das unfähig ist, über den Augenschein hinaus zu blicken:
über
 das Elend hinaus, um Deine Gegenwart zu erkennen,
über
 den Schatten der Sünde hinaus, um die Sonne Deiner Barmherzigkeit zu bemerken,
über
 die Runzeln der Kirche hinaus, um das Antlitz der Mutter zu betrachten.

Komm, Geist der Wahrheit,
träufle in unsere Augen „die Augentropfen des Glaubens“ [2],
damit sie sich nicht vom Augenschein des Sichtbaren anziehen lassen,
sondern die Faszination des Unsichtbaren kennenlernen.

 

Alle:

 

Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Quis non posset contristari,
piam Matrem contemplari
dolentem cum Filio?

 


[1] Vgl. Johannes Paul II., Brief an die Frauen, Nr. 12.

[2] Augustinus, In Ioannis Ev. Tract. 34,9.

 

 

© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana

    

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