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Sr. ELENA MARIA MANGANELLI, O.S.A.
KREUZWEG
LECCETO (SIENA) 2011

 

ACHTE STATION
Jesus begegnet den Frauen von Jerusalem

Jesus schaut uns an und löst das Weinen der Bekehrung aus.

 

V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. 
R.
Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 23, 27-31

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: „Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: ,Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben.‘ Dann wird man zu den Bergen sagen: ,Fallt auf uns!‘, und zu den Hügeln: ,Deckt uns zu!‘ Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?“

Jesus, der Meister, fährt auf dem Weg zum Kalvarienberg fort, unsere Menschlichkeit zu formen. Als er die Frauen von Jerusalem trifft, nimmt er mit seinem Blick voll Wahrheit und Barmherzigkeit die über ihn vergossenen Mitleidstränen auf. Derselbe Gott, der wehklagend über Jerusalem geweint hat, [1] lehrt jetzt diese Frauen, damit ihr Weinen keine unfruchtbare äußere Bemitleidung bleibt. Er lädt sie ein, in ihm das Schicksal des Unschuldigen zu erkennen, der ungerecht verurteilt ist und wie grünes Holz versengt wird von der „Strafe, die uns Heil bringt“[2]. Er hilft ihnen, das dürre Holz des eigenen Herzens zu prüfen, um den heilsamen Schmerz der Zerknirschung zu empfinden.

Das echte Weinen entspringt hier, wenn die Augen mit den Tränen nicht nur die Sünde bekennen, sondern auch den Schmerz des Herzens. Das sind gesegnete Tränen wie jene des Petrus, Zeichen der Reue und Unterpfand der Bekehrung, die in uns die Taufgnade erneuern.

Demütiger Jesus,
in Deinem leidenden und mißhandelten Leib,
übel beleumdet und verspottet, vermögen wir nicht mehr
die Wunden unserer Untreue und unserer Ehrsucht,
unseres Verrats und unserer Auflehnung zu erkennen.
Es sind Wunden, die seufzen
und den Balsam unserer Bekehrung erflehen,
während wir heute nicht mehr fähig sind, über unsere Sünden zu weinen.

Komm, Geist der Wahrheit,
gieße über uns die Gabe der Weisheit aus!
Im Licht der Liebe, die rettet,
schenke uns die Erkenntnis unseres Elends,
„die Tränen, die die Schuld auflösen,
das Weinen, das die Vergebung verdient“ [3]

 

Alle:

Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Eia, Mater, fons amoris,
me sentire vim doloris
fac, ut tecum lugeam.

  

 


[1] Vgl. Lk 19,41.

[2] Vgl. Jes 53,5.

[3] Vgl. Ambrosius, Expositio Evangelii secundum Lucam, X, 90.

 

 

© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana

    

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