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Maria Crescentia Höss 
(1682-1744)

  

Ihr Leben

Von der Kaufbeurer Franziskanerin Maria Crescentia Höss ging eine faszinierende Wirkung aus, der sich niemand entziehen konnte, der ihr begegnete. Für ungezählte Menschen jeglichen Standes war sie eine fürsorgliche und ebenso gescheite Helferin und Beraterin in geistlichen und weltlichen Anliegen jeder Art. Sie besaβ die Fähigkeit, die jeweiligen Probleme rasch zu erkennen und sie zweckmäβig und vernünftig zu lösen.

Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August schätzte sie als kritische und verständnisvolle Seelenführerin, die ihn so beeindruckte, daβ er den Papst nach ihrem Tod nachdrücklich um ihre Heiligsprechung bat. Sie schlichtete den Nachfolgestreit in der Fürstabtei Kempten und beriet die bayerische Kurfürstin und Kaiserin Maria Amalia bei den Auseinandersetzungen zwischen ihrem Gemahl, Kaiser Karl VII., und Maria Theresia von Österreich.

Zahlreiche Menschen besuchten Crescentia in ihrem Kloster und nahmen für die Gelegenheit zu einem Gespräch tagelange Wartezeiten in Kauf. Viele Tausende aus den deutschsprachigen Ländern Europas schrieben an Crescentia, erbaten Rat und Hilfe und erhielten stets eine Antwort. Das kleine Kaufbeurer Kloster bewältigte ein erstaunliches und imponierendes Briefapostolat.

Crescentia, die Tochter eines einfachen Wollwebers, wurde am 20. Oktober 1682 in der Freien Reichsstadt Kaufbeuren geboren, die damals rund 2500 Einwohner zählte und zu über zwei Drittel protestantisch war. Schon in der Schule fiel sie auf wegen ihrer Klugheit und ihrer Frömmigkeit. Sie wurde Weberin, wollte aber gerne in das Kaufbeurer Franziskanerinnenkloster eintreten. Die Eltern waren zu arm, um die verlangte Mitgift bezahlen zu können, und nur durch die tatkräftige Hilfe des evangelischen Bürgermeisters wurde sie schlieβlich in das Kloster aufgenommen. Hier war ihr Leben geprägt von der Freude in Gott und dem Bemühen in allem den Willen Gottes zu erfüllen. Grundlage ihrer Frömmigkeit war die Versenkung in das Leiden Christi sowie die Nachfolge seines Lebens durch das Opfer und die Hinwendung zum Mitmenschen. Sie wurde vieler Visionen gewürdigt, über die sie nur im Gehorsam gegenüber ihren kirchlichen Vorgesetzten sprach.

Bald bestimmte sie wegen ihrer überzeugenden Frömmigkeit und ihrer auβerordentlichen Klugheit das Leben im Kloster. Ab 1710 prägte sie als fürsorgliche und mildtätige Pförtnerin das Erscheinungsbild des Klosters nach auβen. Seit 1717 formte sie als Novizenmeisterin die jungen Schwestern für ein Leben in der klösterlichen Gemeinschaft. 1741 wählten ihre Mitschwestern sie einstimmig zur Oberin. Sie leitete das Kloster in geistlichen und weltlichen Belangen vorzüglich und verbesserte seine wirtschaftliche Lage entscheidend, so daβ sie groβzügige Hilfen und Almosen geben konnte.

Unmittelbar nach ihrem Tod am 5. April 1744, es war ein Ostersonntag, kamen die Menschen in groβer Zahl zu ihrem Grab in der Klosterkirche. Bald waren es bis zu 70.000 Gläubige im Jahr, und Kaufbeuren wurde zu einem der berühmten Wallfahrtsorte in Europa. Die Wallfahrt zu dieser groβen Frau überdauerte selbst die Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts, und nach der Seligsprechung durch Papst Leo XIII. im Oktober 1900 wuchs sie noch erheblich.

Diese Verehrung ist bis heute in erstaunlicher Weise lebendig geblieben. In der Diözese Augsburg ist Crescentia Höss die am meisten und am unmittelbarstem verehrte Heilige. Eine schier unübersehbare Fülle von Votivgaben und Berichten über Gebetserhörungen bezeugen ihre Fürsprache.

Die Heiligsprechung am 25. November 2001 bestätigt Vertrauen und Zuversicht der Gläubigen.

Crescentia ist ein Beispiel für die Verwirklichung christlicher Grundsätze im Alltag durch ein Leben aus dem Glauben in der Nachfolge Christi und in der Fürsorge für die Mitmenschen.

Sie ist eine Heilige der Ökumene, die von katholischen und evangelischen Gläubigen zu ihren Lebzeiten und nach ihrem Tod verehrt wurde und wird.

Sie ist auβerdem ein Vorbild für die Mitgestaltung des kirchlichen Lebens durch die Frauen. Fromm, beharrlich und selbstbewuβt setzte sie sich für die Kirche und die Vermehrung des Glaubens ein.

 

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