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SYNODUS EPISCOPORUM
VERLAUTBARUNGEN

XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DER BISCHOFSSYNODE
7.-28. OKTOBER 2012

Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens


Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch.
Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.


Deutsche Fassung

 

04 - 08.10.2012

INHALT

- FEIERLICHE ERÖFFNUNG DER XIII. ORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE
- ERSTE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 8. OKTOBER 2012, VORMITTAGS)
- AUSSTELLUNG AUS ANLASS DER SYNODENVERSAMMLUNG
- ERRATA CORRIGE

FEIERLICHE ERÖFFNUNG DER XIII. ORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE

“Die Wiederentdeckung des Glaubens fördern, einer Quelle der Gnade, die Freude und Hoffnung in das persönliche, familiäre und gesellschaftliche Leben trägt.” So hat Papst Benedikt XVI. gestern vormittag während der feierlichen Konzelebration zur Eröffnung der XIII. ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode auf dem Petersplatz, der belebt war durch das Wehen der Fahnen aus allen Ländern der Erde, das Ziel der Neuevangelisierung definiert. Das Thema der Synode ist die Neuevangelisierung; diese bedeutet “eine programmatische Orientierung für das Leben der Kirche, aller ihrer Glieder, der Familien, der Gemeinschaften und ihrer Institutionen”, wie der Papst in seiner Homilie sagte. Über 400 Konzelebranten bekräftigten zusammen mit dem Papst, daß “die Kirche existiert, um zu evangelisieren”: “Zu jeder Zeit und an jedem Ort ist die Mitte und das Ziel der Evangelisierung immer Jesus, der Christus, der Sohn Gottes; und das Kreuz ist schlechthin das Erkennungszeichen dessen, der das Evangelium verkündet: ein Zeichen der Liebe und des Friedens, ein Aufruf zur Umkehr und zur Versöhnung”. Die Neuevangelisierung, führte der Papst aus, richtet sich vor allem an jene Getauften, die sich von der Kirche entfernt haben und “in ihrem Leben keine Beziehung mehr zur christlichen Praxis haben”. Ausgehend vom Evangelium des XXVII. Sonntags im Jahreskreis unterstrich der Papst dann die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau, die sich heute in einer tiefen Krise befindet, sowie der Heiligmäßigkeit Protagonistin bei der Evangelisierung. “Die Ehe ist an den Glauben gebunden, nicht in oberflächlich-allgemeinen Sinn”, sagte weiter der Papst, sondern“als eine Verbindung treuer und unauflösbarer Liebe”. Dies ist eine “bereits bekannte, aber vielleicht nicht voll zur Geltung gebrachte Wahrheit”, welche “in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute” darstellt, besonders für die “entchristlichte”. Danach kam Benedikt XVI auf die beiden neuen Kirchenlehrer zu sprechen: Zu dem Hl. Johannes von Avila, einem Spanier des 16. Jh., meinte er: “Als ein wahrer Gottesmann verband er das ständige Gebet mit der apostolischen Tätigkeit”. Die Hl. Hildegard von Bingen, eine Deutsche des 12. Jh., war “eine Frau von lebhafter Intelligenz”, welche die Gabe besass, “die Zeichen der Zeit zu unterscheiden”. Diese Beiden, und mit ihnen alle Heiligen, so der Hl. Vater, sind “die wahren Protagonisten der Evangelisierung” und auch “die mitreißenden Pioniere der neuen Evangelisierung”. Zum Abschluss erinnerte Benedikt XVI an seinen Vorgänger, den seligen Papst Johannes Paul II., denn “sein langes Pontifikat war auch ein Beispiel neuer Evangelisierung”. Während des Grußwortes in verschiedenen Sprachen nach dem Angelus betete der Hl. Vater schließlich um “den betenden Beistand für die Synodenarbeit”, damit “jeder Christ sich erneut verantwortlich fühlt, den Heiland und seine Botschaft von Liebe und Frieden bekannt zu machen”.

[00017-05.09] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

ERSTE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 8. OKTOBER 2012, VORMITTAGS)

- MEDITATION DES HEILIGEN VATERS
- GRUßWORT DES DELEGIERTEN PRÄSIDENTEN, S. EM. KARD. JOHN TONG HON, BISCHOF VON HONG KONG (CHINA)
-
BERICHT DES GENERALSEKRETÄRS DER BISCHOFSSYNODE, S. EXZ. NIKOLA ETEROVIĆ, TITULARERZBISCHOF VON CIBALE (VATIKANSTADT)
- RELATIO ANTE DISCEPTATIONEM DES GENERALRELATORS, S. EM. KARD. DONALD WILLIAM WUERL, ERZBISCHOF VON WASHINGTON (USA)

Heute vormittag, am Montag, den 8. Oktober 2012; um 09.10 Uhr haben in Gegenwart des Heiligen Vaters in der Synodenaula im Vatikan die Arbeiten der XIII. Generalversammlung der Bischofssynode über das Thema
«Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens» begonnen.

Die Erste Generalkongregation wurde mit dem Hora Tertia eröffnet.

In der Folge publizieren wir eine Synthese der Meditation des Heiligen Vaters wärend der Hora Tertia.

MEDITATION DES HEILIGEN VATERS

Die Säulen der Neuevangelisierung sind die Confessio (das Bekenntnis des Glaubens) und die Caritas (Nächstenliebe), wenn wir im Geiste des Evangeliums einen Weg gehen wollen, der das gute Feuer der Frohen Botschaft offenbart, die wir den anderen bringen wollen. Mit diesen Worten hat der Heilige Vater heute morgen während der Hora Tertia betont, daß nur Gott Quelle dieses Weges sein kann, der dann aber auch die Teilhabe der Menschen benötigt. Im Geiste des Evangeliums also, durch die Rückkehr zum Gebet, auf dem die Zusammenarbeit mit Gott gründet.
Denn Gott zeigt sich in der Gestalt Jesu, der das Wort ist, von dem wir uns durchdringen lassen sollen. Zum Bekenntnis des christlichen Glaubens, sagte der Heilige Vater weiter, gehört die Bereitschaft zu leiden: die Confessio (das Bekenntnis) enthält das Konzept des Martyrologiums, das heißt, es drückt den Willen aus, Zeugnis abzulegen bis zum Tod. Diese Haltung garantiert unsere Glaubwürdigkeit. Die Confessio (das Bekenntnis) muß mit dem Herzen und mit dem Mund abgelegt werden. Es muß öffentlich gemacht werden, denn der Glaube, den man in sich trägt, muß den anderen mitgeteilt werden, er muß geäußert werden mit dem Mut, der eine Folge der Intelligenz ist.
Denn Gott, sagte der Heilige Vater, ist nicht nur ein geistiges Wesen. Er dringt in das Leben und in die Sinne des Menschen ein. So ist die Kraft unserer Sinne, die sich im Einklang mit Gott durchdringen lassen, notwendig für die Confessio (das Bekenntnis).
All das setzt die Caritas (Nächstenliebe) voraus, die Liebe, die zum Feuer wird. Sie ist die Flamme, so der Papst, die die anderen entzündet und so zum Feuer der Nächstenliebe wird.
Der Christ darf nicht lau sein: das ist die größte Gefahr. Indem er die Heilige Schrift und die Kirchenväter zitierte, erklärte der Papst, daß das Feuer, der Geist Licht, Farbe und Kraft ist. Der Geist Gottes ist die Macht der Verwandlung. So schafft die Kraft die Begeisterung für die Nächstenliebe, die für die Evangelisierung entscheidend ist.
Andererseits enthält das Wort Evangelium schon die Ankündigung eines Sieges, des Guten und der Freude, die im Zusammenhang mit der Evangelisierung zu Gerechtigkeit, Frieden und Heil werden müssen.
Dann griff der Heilige Vater auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes in der altrömischen Kultur zurück und erklärte, wie das Evangelium an sich eine Botschaft der Kraft, der Erneuerung und des Heils sei. Ein Wort, das auch heute noch seine Gültigkeit hat, in einer Zeit, in der sich viele Menschen fragen, ob hinter den Wolken der Geschichte ein Gott ist, ob es sich um eine Hypothese oder um Wirklichkeit handelt
Für den Christen, fuhr der Papst fort, existiert Gott und allein schon diese Existenz ist Quelle des Heils. Doch das ist nicht alles, denn Gott liebt uns, er hat zu uns gesprochen und sich uns gezeigt.
Das ist für den Heiligen Vater die Grundlage der Verkündigung, das ist die Botschaft, die von der Kirche verbreitet werden soll. Dabei darf nie das Gebet vergessen werden, denn wenn Gott nicht wirkt, fügte der Papst hinzu, ist das Werk der Menschen unvollständig. Nur Gott kann also den Prozeß der Erneuerung einleiten. Die Menschen haben die Aufgabe, bereitwillig daran mitzuarbeiten, und dabei ihr ganzes Sein aufs Spiel zu setzen und damit die Gegenwart Gottes sichtbar zu machen.

[00022-05.05] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

Wir werden den vollständigen Text der Meditation des Papstes veröffentlichen, sobald uns dies möglich ist.

Vorsitzführender Delegierter Präsident S. Em. Kard. John TONG HON, Bischof von Hong Kong (CHINA)

Nach dem Gebet ergriffen das Wort: S. Em. Kard. John TONG HON, Bischof von Hong Kong (CHINA), zur Begrüßung des Delegierten Präsidenten; S. Exz. Nikola ETEROVIĆ, Titularerzbischof von Cibale (VATIKANSTADT), um den Bericht des Generalsekretärs vorzulegen.

Nach der Pause ergriff S. Em. Kard. Donald William WUERL, Erzbischof von Washington (USA), das Wort zur Relatio ante disceptationem des Generalrelators.

Die Generalkongregation schloß um 12:00 Uhr mit dem Gebet des
Angelus Domini unter Leitung des Heiligen Vaters.

256 Synodenväter waren anwesend.

Die Zweite Generalkongregation wird am heutigen Nachmittag, 8. Oktober 2012, um 16.30 Uhr stattfinden. Bei dieser Gelegenheit werden die Berichte über die einzelnen Kontinente vorgelegt und die allgemeine Diskussion wird eröffnet.

Wir werden hier in der Folge die vollständigen Texte der Beiträge veröffentlichen, die in der Aula vorgetragen wurden.

GRUßWORT DES DELEGIERTEN PRÄSIDENTEN, S. EM. KARD. JOHN TONG HON, BISCHOF VON HONG KONG (CHINA)


Lieber Heiliger Vater,

von Seiten der Synodenväter und der Teilnehmer möchte ich Ihnen unsere herzlichen Grüße und unsere tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen dafür, dass Sie uns zur dieser Versammlung der Bischofssynode eingeladen haben. Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens ist in der Tat ein dringliches Thema, weil viele Menschen in der Welt unseren Herrn Jesus Christus immer noch nicht kennen und viele der Getauften die Glaubenspraxis aufgegeben haben.
Vor fünfzig Jahren hat uns das Zweite Vatikanische Konzil ermutigt “hinauszufahren” (Lk 5,4). In ähnlicher Weise müssen wir uns auch heute die Gemeinschaft der frühen Kirche (Apg 2,42-47) zum Vorbild nehmen für die Evangelisierung. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft besaßen drei Eigenschaften, die mit den drei griechischen Worten didache, koinonia und diakonia beschrieben werden können. Didache bedeutet Lehre, die nicht nur Theorie ist, sondern vielmehr eine persönliche Annahme des menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Koinonia bedeutet Gemeinschaft auf verschiedenen Ebenen: grundsätzlich mit Gott; und dann mit allen Gliedern der Kirche; und in noch weiterem Sinn mit den Menschen der ganzen Welt, insbesondere mit den Armen. Diakonia bedeutet Dienst, von dem Jesus uns lehrt, dass wir uns nicht bedienen lassen, sondern dass wir dienen sollen, auch bis zur totalen Selbsthingabe am Kreuz (vgl. Mt 20,28). Für diese drei Eigenschaften gibt es in Hongkong, Macao und Festlandchina Zeugnisse.
In Hongkong erlebten viele Familien vor der Rückkehr der Stadt unter die Souveränität von China 1997 eine Krise aufgrund der Angst davor, unter einem kommunistischen Regime zu leben. Der Begriff “Krise” besteht in der chinesischen Sprache aus zwei Zeichen: “Gefahr” und “Chance”. So kehrten angesichts der Krise der Unsicherheit auch nicht-praktizierende Katholiken auf der Suche nach einer geistlichen Unterstützung zur Kirche zurück. Und viele Gläubige nahmen an den Katechesen, Bibelkursen und theologischen Seminaren teil, um ihren Glauben zu vertiefen und das Evangelium verkünden zu können. Heute hat unsere Diözese mehr als eintausend gut ausgebildete freiwillige Katecheten. In diesem Jahr haben mehr als dreitausend Erwachsene in der Osternacht die Taufe empfangen.
Macao, unsere Nachbardiözese, hat ähnliche Bemühungen unternommen und in den letzten Jahren eine wachsende Zahl von Taufen erlebt.
Der Pfarrer einer ländlichen Gemeinde in Nordchina hat mir von seinen Erfahrungen bei der Evangelisierung erzählt. Nachdem er viel gebetet hatte, beschloss er, die Pfarrgemeinde in zwei Gruppen mit verschiedenen Aufgaben einzuteilen. Den Neugetauften gab er den Auftrag, ihre nicht-katholischen Freunde und Verwandten zur Katechese zu bringen, und denen, die schon länger den katholischen Glauben angenommen hatten, gab er den Auftrag, die Katechumenen im Katechismus zu unterrichten. Während des Katechismusunterrichts betete der Pfarrer mit ganzem Herzen in der Kirche. Schließlich gab es in der Pfarrei mehr als tausend Taufen pro Jahr.
Unter den Merkmalen von didache, koinonia und diakonia
, wie sie beispielhaft in der frühen Kirche gelebt wurde und sich in den oben genannten Zeugnissen widerspiegeln, scheint mir die didache am wichtigsten zu sein, denn Gott wirkt durch uns als Seine Zeugen. Wir müssen in der heutigen Zeit angesichts einer in der Welt vorherrschenden materialistischen Kultur und angesichts des Problems der abgefallenen Katholiken in der Kirche eifrige Zeugen unseres Glaubens sein. Wir müssen ebenso den jungen Menschen Aufmerksamkeit schenken, woran der Heilige Vater uns immer wieder erinnert: “Mögen die jungen Menschen den Jugendlichen das Evangelium verkünden.” Gottes Heilsplan ist wundervoll. Ich bin sicher, dass wir mit Glauben, Hoffnung und Liebe in unserem Evangelisierungsauftrag Erfolg haben werden.

Lieber Heiliger Vater, die Synodenväter und die Teilnehmer danken Ihnen für ihre freundliche Aufmerksamkeit. Sie freuen sich darauf, Ihre Worte und Ihr Zeugnis zu hören.

[00007-05.11] [NNNNN] [Originaltext: Englisch]

BERICHT DES GENERALSEKRETÄRS DER BISCHOFSSYNODE, S. EXZ. NIKOLA ETEROVIĆ, TITULARERZBISCHOF VON CIBALE (VATIKANSTADT)

Heiliger Vater,
Eminenzen und Exzellenzen, verehrte Synodenväter,
liebe Brüder und Schwestern,

“Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,19-20). Die Worte des auferstandenen Christus am Ende des Evangeliums nach Matthäus leiten die Zeit der Mission der Kirche ein. Nachdem die Jünger, die “alle dort einmütig im Gebet verharrten, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern” (Apg 1,14) den Heiligen Geist empfangen hatten, der in die ganze Wahrheit führt (vgl. Joh 16,13), verließen sie den Abendmahlssaal, um “überall” (Mk 16,20) und in jeder Sprache das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Diese Weisung des auferstandenen Herrn lässt sich in dieser Weise auch auf uns übertragen, die wir hier zur XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zusammengekommen sind, um über das Thema Die neue Evangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens nachzudenken. Es geht um die Frohbotschaft, die die Apostel verkündet und der Kirche anvertraut haben, dass nämlich “Christus für unsere Sünden gestorben ist, gemäß der Schrift, und [dass er] begraben worden ist. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf” (1Kor 15,3-5).” Das Evangelium bleibt dasselbe; nur die menschlichen, religiösen, kulturellen und sozialen Kontexte, in denen dieses Wort des Heils gelebt und den anderen vermittelt werden muss, haben sich verändert. Die unabdingbare Bedingung für dieses dringliche Missionswerk ist der Glaube, das Maß der apostolischen Dynamik. Lasset uns, in dem Bewusstsein, dass uns der Herr auch vorwerfen könnte, Kleingläubige (ὀλιγόπιστοι) zu sein (vgl. Mt 8,26), nun beten, wie die Apostel gebetet haben: “Stärke unseren Glauben!” (πρόσθες ἡμÃν πίστιν) (Lk 17,5). Bei dieser Synode beten wir auf eine besonders intensive Weise, besonders bei den vier Eucharistiefeiern unter dem Vorsitz des Heiligen Vaters Benedikt XVI. Außer bei der gestrigen Eröffnungsliturgie wird er bei der Messe zur Heiligsprechung von sieben Seligen am 21. Oktober, und beim Abschlussgottesdienst am Sonntag, dem 28. Oktober, den Vorsitz führen. Der Eucharistiefeier am 11. Oktober kommt eine besondere Bedeutung zu. Der Bischof von Rom wird bei der feierlichen Konzelebration zur Eröffnung des Jahres des Glaubens den Vorsitz führen. Da der Glaube und seine Vermittlung zum Thema dieser Synode gehören, das wir im Kontext der Neuevangelisierung betrachten wollen, wird sich dieses Ereignis zweifellos überaus positiv auf die Arbeiten dieser Synode auswirken. Im Namen aller Synodenväter und Teilnehmer der Synodenversammlung möchte ich dem Heiligen Vater meinen tiefempfundenen Dank dafür zum Ausdruck bringen, dass er zum Gedenken an den 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils und den 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche das Jahr des Glaubens ausrufen wollte. Indem wir uns der Gnade des Heiligen Geistes anvertrauen, den der in unserer Mitte gegenwärtige auferstandene Herr “unbegrenzt gibt” (Joh 3,34), vertrauen wir fest darauf, dass das Jahr des Glaubens der Heiligen Kirche Gottes, Unserer Mutter, reiche geistliche Früchte bringen wird.
Heiliger Vater, ich möchte Ihnen vor allem dafür danken, dass Sie diese Synodenversammlung - die 5. in Ihrem 8jährigen Pontifikat - einberufen haben. Diese große Zahl zeigt, wie sehr Sie die Bischofssynoden als privilegierten Ausdruck der Gemeinschaft unter den Bischöfen als Mitglieder des Bischofskollegiums, und ihre Einheit mit Ihnen als Oberhaupt dieses Kollegiums, zu schätzen wissen. So konnten in den Jahren 2005 und 2008 unter Ihrer weisen Führung ja auch zwei Ordentliche Generalversammlungen über die Eucharistie und das Wort Gottes stattfinden, sowie die Zweite Sonderversammlung für Afrika 2009 und die Sonderversammlung für den Nahen Osten 2010.

Es freut mich, Sie, die 262 Synodenväter aus 5 Kontinenten, begrüßen zu dürfen: Afrika, Amerika, Asien, Europa und Ozeanien: Repräsentanten der 13 Bischofssynoden der katholischen Ostkirchen sui iuris, der 114 Bischofskonferenzen und der Union der Ordensoberen. Mein herzlicher Gruß geht auch an Sie, die Dikasterienleiter der Römischen Kurie und enge Mitarbeiter des Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., dem 264. Nachfolger des hl. Petrus am Sitz von Rom. Der Großteil der Synodenväter, die an der Ordentlichen Generalversammlung teilnehmen, nämlich 182, wurden gewählt: 172 davon von Bischofskonferenzen, 10 von der Union der Generaloberen. Von den verbliebenen wurden 3 von den katholischen Ostkirchen sui iuris ernannt, 37 nehmen ex officio teil, und 40 andere wurden vom Heiligen Vater ernannt. Davon sind: 6 Patriarchen, 49 Kardinäle, 3 Großerzbischöfe (einer davon ist Kardinal), 71 Erzbischöfe, 120 Bischöfe und 14 Priester. Was die von ihnen bekleideten Ämter angeht, sind 10 Oberhäupter der Ostkirchen sui iuris, 32 sind Präsidenten von Bischofskonferenzen, 26 Dikasterienleiter der Römischen Kurie, 211 Ordinarien und 11 Weihbischöfe.
Einen besonderen Gruß richte ich an die Bruderdelegierten, Repräsentanten der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die die Sorge um die Evangelisierung unserer Brüder und Schwestern in unserer heutigen Welt mit den Katholiken teilen.
Im Laufe der Synode werden wir die Gelegenheit haben, drei Sondergäste begrüßen zu dürfen, die der Einladung des Heiligen Vaters Benedikt XVI., an den Synodenarbeiten teilzunehmen, gefolgt sind.
Es freut mich, die 45 Experten und 49 Auditoren begrüßen zu dürfen - Männer und Frauen -, die unter vielen im Bereich der Evangelisierung und der Förderung des Menschen beschäftigten Experten und Personen ausgewählt wurden, und die nun wissen, dass ihr persönliches Zeugnis und ihre jeweiligen Gemeinschaften eine große Bereicherung für unsere Synodenarbeit darstellen.
Herzlich begrüße ich auch alle Pressevertreter, Assistenten, Übersetzer und Techniker, und - ganz besonders - die Mitarbeiter des Generalsekretariats der Bischofssynode, denen ich für Ihre großzügige und lobenswerte Arbeit für die Vorbereitung dieser Synodenversammlung danke.Diese Vorstellung ist in 4 Teile gegliedert:
I. Die Aktivitäten zwischen der XII. und der XIII. Ordentlichen Generalversammlung
II. Die Vorbereitung der XIII. Ordentlichen Generalversammlung
III. Die Aktivitäten des Generalsekretariats
IV. Schluss

I. Die Aktivitäten zwischen der XII. und der XIII. Ordentlichen Generalversammlung

Die XII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zum Thema Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche fand vom 5.-26. Oktober 2008 statt. Zum Abschluss dieser Synodenversammlung setzte sich der XII. Ordentliche Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode aus 15 Mitgliedern zusammen. In Übereinstimmung mit dem Ordo Synodi Episcoporum wählten die Synodenväter 12 Mitglieder, und der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. ernannte 3 Bischöfe, damit die vorgesehene Anzahl erreicht wurde. Der XII. Ordentliche Rat hatte zwei Hauptaufgaben: die Umsetzung der Beschlüsse der XII. Synodenversammlung zum Wort Gottes und die Vorbereitung der XIII. Ordentlichen Generalversammlung.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, hielt der Ordentliche Rat in Rom 7 Treffen ab. Das erste fand am 25. Oktober 2008 statt, als sich die Synodenversammlung dem Ende zuneigte, wodurch es den Mitgliedern ermöglicht wurde, einander besser kennenzulernen und den Terminplan für die zukünftigen Aktivitäten abzustecken. Im Jahr 2009 versammelte sich der Ordentliche Rat dreimal, vom 20.-21. Januar, 3.-4. Juni, und vom 24.-25 September. Der Ordentliche Rat hielt 2012 ein Meeting ab (8.-9. Juni); eines 2011 (22.-23. November), und eines 2012 (16. Februar). Die Mitglieder des Ordentlichen Rats und das Generalsekretariat kamen überein, via E-Mail Informationen und Dokumentationsmaterial auszutauschen, in der Absicht, jede Unannehmlichkeit, die sich aus dem Umstand ergeben könnte, dass die Bischöfe wegen ihrer wiederholten Reisen nach Rom und zum Generalsekretariat in ihren Diözesen häufig abwesend sind, weitgehendst zu vermeiden.
Hauptzweck der ersten beiden Meetings des XII. Ordentlichen Rats war es, über die reiche Dokumentation der Synode über das Wort Gottes nachzudenken. Die Mitglieder des Ordentlichen Rats konzentrierten sich besonders darauf, die 55 Propositiones zu untersuchen, die die Synodenväter zum Großteil durch Zwei-Drittel-Mehrheit approbiert hatten. In den ersten Vorschlägen wurde der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. gebeten, “ein Dokument über das Geheimnis des Wortes Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche, sowie auch im Licht des dem heiligen Völkerapostel Paulus zum 2000. Jahrestag seiner Geburt gewidmeten Jahres” in Erwägung ziehen zu wollen.
Der Heilige Vater war gewillt, der Anfrage der Synodenväter zuzustimmen. Wie bereits in der Vergangenheit geschehen, waren die Mitglieder des XII. Ordentlichen Rats des Generalsekretariats der Bischofssynode dem Heiligen Vater bei der Abfassung des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens behilflich. Unterstützt wurden sie dabei von renommierten Experten. Beim Meeting vom Januar 2009 stimmten sich die Mitglieder über einen ersten Entwurf des Dokuments ab und machten viele detaillierte Vorschläge. Im Juni besprachen sie den ersten Entwurf des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens. In zahlreichen Beiträgen wurde versucht, die Fruchtbarkeit der Besprechung bei der XII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode herauszustellen, im Licht des kirchlichen Lehramts, besonders des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Kirchenväter und der Lehre des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. Nachdem diese ersten Überlegungen eingefügt worden waren, wurde der Text zur weiteren Durchsicht via E-mail an die Mitglieder des Ordentlichen Rats geschickt, und die so ergangenen Vorschläge wurden später in den endgültigen Text eingefügt. Am 7. Juli 2009 unterbreitete das Generalsekretariat dem Papst ein Schreiben, der gemäß seinem Charisma als Universaler Hirte der Kirche beträchtliche Änderungen eingefügt hat. Bei einer dem Generalsekretär am 13. Juni 2009 gewährten Audienz nahm der Heilige Vater den Vorschlag des Ordentlichen Rats an und gab dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben den bedeutungsvollen Titel Verbum Domini. Der Bischof von Rom unterzeichnete das Dokument am 30. September 2010, dem Gedenktag des hl. Hieronymus, der eine so große Liebe zur Heiligen Schrift hegte. Veröffentlicht wurde es am 11. November 2010; und noch am selben Tag wurde es vorgestellt von: S.E. Kard. Marc Ouellet PSS, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe und Generalkoordinator der XII. Ordentlichen Generalversammlung; S.E. Kard. Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Rats für die Kultur und Präsident der Kommission für die Synodenbotschaft; S.Exz. Nicola Eterovic, Generalsekretär der Bischofssynode, und Msgr. Fortunato Frezza, Untersekretär des Generalsekretariats. Das Nachsynodale Apostolische Schreiben wurde ursprünglich in 8 Sprachen veröffentlicht. Später wurden noch weitere Übersetzungen angefertigt.
Am 30. März 2009 schickte der Generalsekretär der Bischofssynode die Relatio circa labores peractos der XII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode an die Oberhäupter der katholischen Ostkirchen sui iuris, die Präsidenten der Bischofskonferenzen, die Dikasterienleiter der Römischen Kurie und den Präsidenten der Union der Ordensoberen. Besagtes Dokument enthielt die Zusammenfassung der Vorbereitung und der Arbeiten der Synodenversammlung sowie unter anderem folgende Statistiken: an der Versammlung des Jahres 2009 hatten 253 Synodenväter teilgenommen, 183 davon waren gewählt, 38 waren Mitglieder ex officio, 32 vom Papst ernannt. 51 Synodenväter kamen aus Afrika, 62 aus Amerika, 41 aus Asien, 90 aus Europa und 9 aus Ozeanien. Es wurden insgesamt 23 Generalversammlungen abgehalten und 8 Sitzungen der kleinen Arbeitsgruppen. Die Synodenväter approbierten den Text des Nuntius an das Gottesvolk durch Akklamation und die 55 Propositiones mit großer Mehrheit.

II. Die Vorbereitung der XIII. Ordentlichen Generalversammlung

Die kollegiale Natur der Bischofssynode zeigt sich auch in der Art und Weise, wie das Thema der XIII. Generalversammlung zustandekam. Zwei Konsultationen waren dafür nötig. Vor Abschluss der XII. Generalversammlung der Bischofssynode wurden die Synodenväter aufgefordert, Themen vorzuschlagen, die ihrer Meinung nach bei der XIII. Synodenversammlung zur Besprechung vorgelegt werden könnten.
Obwohl zahlreiche und unterschiedliche Vorschläge eingingen, erwies es sich, dass eine erstaunlich große Zahl von ihnen eine gewisse Vorliebe für das Thema der Glaubensvermittlung zeigte.
Zu Beginn des Jahres 2009 schrieb Seine Exzellenz Nikola Eterovic, der Generalsekretär der Bischofssynode, am 9. Januar im Anschluss an eine Papstaudienz an die Oberhäupter der katholischen Ostkirchen sui iuris, die Präsidenten der Bischofskonferenzen, die Leiter der Dikasterien der Römischen Kurie und den Präsidenten der Union der Ordensoberen und bat sie darum, die drei möglichen Themen zu benennen, die ihres Erachtens Gegenstand einer möglichen Synodendiskussion werden könnten. Den Normen der Synode zufolge sollten die vorgeschlagenen Themen die drei folgenden Bedingungen erfüllen: 1) sie sollten von Interesse für die Universalkirche sein; 2) sie sollten aktuelle seelsorgerische Bedürfnisse erfüllen und 3) realistischerweise dazu geeignet sein, in einer Bischofssynode gründlich untersucht zu werden. Die Antworten sollten beim Generalsekretariat bis zum 1. Juni 2009 eingehen, so dass sie vom Ordentlichen Rat des Generalsekretariats in seiner Sitzung vom 3.-4. Juni geprüft werden konnten.
Bei dieser Sitzung untersuchte der Ordentliche Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode die zahlreichen Vorschläge, die aus diesen Gruppen stammten, zu denen das Generalsekretariat offizielle Beziehungen unterhält. Nach gründlicher Untersuchung wurden drei Themen formuliert, die Seine Exzellenz Nikola Eterovic, der Generalsekretär, dem Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. zur Auswahl unterbreitete. In der Papstaudienz vom 13. Juni 2009 drückte der Papst seine Vorliebe für den ersten der drei Vorschläge aus, der von den Bischofskonferenzen am meisten genannt worden war. Es handelte sich um das Thema Die Weitergabe des Glaubens durch Erziehung und Hinführung zum christlichen Glauben. Die beiden anderen Vorschläge, die die Bischofssynoden weniger oft genannt hatten, betrafen die Pfarrgemeinde als Gemeinschaft der Gemeinschaften und die anthropologischen Herausforderungen unserer Tage. Im Verlauf dieser Audienz entschied der Heilige Vater außerdem, dass die XIII. Synodenversammlung im Oktober 2011 (vom 2.-23.) stattfinden sollte. Beide Entscheidungen wurden aus den folgenden Gründen geändert.
Was das Thema anbelangt, so teilte Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. in einer dem Generalsekretär gewährten Audienz seine Entscheidung mit, einen Rat für die Neuevangelisierung zu gründen. Im Interesse einer besseren Koordination hat der Heilige Vater es für angemessen erachtet, das Thema der Glaubensübermittlung mit dem der Neuevangelisierung zu verbinden. In beiden Fällen ermutigte er die Mitglieder der Ordentlichen Ratsversammlung dazu, die Frage bei ihrer Versammlung am 24.-25. September 2009 zu beraten, während sie ihre Arbeit am Entwurf der Lineamenta für die XIII. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode fortsetzten. Ich habe die Angelegenheit pflichtgemäß den Mitgliedern des Ordentlichen Rats des Generalsekretariats der Bischofssynode vorgetragen, die die Vorschläge des Heiligen Vaters begrüßten und, nach eingehender Reflexion, das Synodenthema folgendermaßen umformulierten: Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens. In einer dem Generalsekretär am 3. Juli 2010 gewährten Audienz billigte der Papst das Thema der Synodenversammlung. Wie erwähnt rief der Papst mit dem Apostolischen Schreiben in Form eines “ Motu proprio” Ubicumque et semper (vom 21. September 2010) den Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ins Leben.
Was den Termin anbelangt, so kündigte der Heilige Vater Benedikt XVI., indem er einer Bitte der Bischöfe aus dem Mittleren Osten entspach, nach einer Beratung mit seinen engsten Mitarbeitern am 19. September 2009 die Einberufung einer Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten während eines Treffens mit den Patriarchen und Großerzbischöfen der katholischen Ostkirchen sui iuris an. Diese Synodenversammlung, die im Oktober 2010 stattfand, führte zu einem Aufschub der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode um ein Jahr. Der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. selbst wollte das Thema der XIII. Ordentlichen Generalversammlung am 24. Oktober 2010 im Verlauf der feierlichen Eucharistiefeier in der Petersbasilika ankündigen, beim Abschluss der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten, wobei er gleichzeitig auch ankündigte, dass die Synode im Oktober 2012 stattfinden würde.
Daher stellt das Thema der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode das Ergebnis eines weit angelegten Prozesses dar, in dem die Meinung des weltweiten Episkopats eingeholt wurde und die pastoralen Anliegen des Heiligen Vaters, des Bischofs von Rom und Universaler Hirte der Kirche eingebracht wurden Er möchte die Reflexion über die Vermittlung des christlichen Glaubens in den Kontext der Neuevangelisierung einbringen, wobei er ihren gegenseitigen Ergänzungscharakter betont: die Neuevangelisierung hat die Übermittlung des christlichen Glaubens zum Ziel; die Übermittlung des christlichen Glaubens ihrerseits hat in einer religiösen, kulturellen und sozialen Umgebung stattzufinden, die der Neuevangelisierung bedarf, “neu in ihrem Eifer, ihren Methoden und Ausdrucksweisen.” (JOHANNES PAUL II., Ansprache vor der XIX. Versammlung der C.E.L.A.M., Port-au-Prince, Haiti, 9. März 1983), 3: AAS 75 I (1983) 778).

Die Vorbereitung der Lineamenta
Die Vorbereitungen für die XIII. Ordentliche Vollversammlung begannen noch vor der Veröffentlichung ihres offiziellen Themas, nachdem der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. das Thema festgelegt hatte, das die Synode beraten sollte. Die XII. Ordentliche Ratsversammlung des Generalsekretariats traf zweimal zusammen, um den Text der Lineamenta zu studieren. Bei ihrem Treffen vom 24.-25. September 2009 einigten sich die Mitglieder, mit Hilfe einiger Experten, auf einen Entwurf für die Lineamenta, wobei sie auch die Anregungen der Bischöfe und die existierenden seelsorgerischen und sozialen Umstände, unter denen die Teilkirchen in der heutigen Zeit leben und arbeiten in ihre Vorschläge möglicher Synodenthemen mit einbezogen. Sie bezogen sich wiederholt auf die Lehren des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils und die späteren Äußerungen des kirchlichen Lehramts, vor allem diejenigen des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI.
Bei ihrem Treffen vom 8.-9. Juni 2010 untersuchten die Mitglieder der Ordentlichen Ratsversammlung den Entwurf der Lineamenta, der das Thema der Neuevangelisierung und der Vermittlung des Glaubens behandelte, auch wenn das endgültige Thema noch nicht veröffentlicht worden war. Nach einer gründlichen Diskussion wurden zahlreiche Veränderungen angebracht, um den Text zu verbessern und zugleich verwiesen Mitglieder auf einige Gesichtspunkte, die noch weiterer Vertiefungen bedurften. Das Generalsekretariat versuchte, mit Hilfe einiger Experten diese Hinweise mit einzubeziehen. Nach der Veröffentlichung des Synodenthemas sandte das Generalsekretariat den Text der Lineamenta per Email an jedes Mitglied der Ordentlichen Ratsversammlung, um deren Billigung bzw. eventuelle Vorschläge einzuholen, um den Text noch zu verbessern. Die wenigen Hinweise, die daraufhin eingingen, wurden dann in den Text integriert, der daraufhin in die verschiedenen Sprachen übersetzt wurde.

Nach Abschluss der Übersetzungsarbeiten publizierte das Generalsekretariat die Lineamenta für die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, die das Datum des 2. Februars 2011, des Festes der Darstellung des Herrn, trägt. Das Dokument wurde am 4. März 2011 im Presseamt des Heiligen Stuhls durch Seine Exzellenz Nikola Eterovic, den Generalsekretär, und Msgr. Fortunato Frezza, den Untersekretär der Bischofssynode, vorgestellt. Die Lineamenta wurden dann all denen zugesandt, mit denen das Generalsekretariat offiziell in Verbindung steht. Im Übrigen erfuhren sie eine weite Verbreitung, in erster Linie durch die üblichen Kommunikationsmittel des Heiligen Stuhls und der katholischen Kirche. Unter dem Stichwort “Bischofssynode” wurde der Text der Lineamenta auf der Internetseite des Heiligen Stuhles in acht Sprachen zugänglich gemacht: Lateinisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Spanisch und Deutsch, wobei das Generalsekretariat die Übersetzungen vorbereitete. Wie bereits in der Vergangenheit enthalten die Lineamenta eine Reihe von Fragen - insgesamt 72 - , die dazu dienten, die Reflexion und Vertiefung der Diskussion über dieses Thema zu erleichtern. In der Vorrede bat der Generalsekretär darum, dass die davon Betroffenen bis zum 1. November 2011, dem Fest Allerheiligen, antworten sollten, so dass das Instrumentum Laboris für die XIII. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode zügig abgefaßt werden konnte.

Die Abfassung des Instrumentum laboris

Das Generalsekretariat erhielt zahlreiche Antworten, die im allgemeinen sehr ausführlich waren, was auf ein großes allgemeines Interesse am Thema der Synode schließen ließ. Im Übrigen zählten die Antworten die seelsorgerischen Aktivitäten auf, die in zahlreichen Partikularkirchen bereits stattfanden. Zugleich unterstrichen sie die Notwendigkeit eines erneuerten apostolischen Eifers beim Werk der Evangelisierung, um sie empfänglicher zu machen für die Gnade des Heiligen Geistes, der neue Wege eingibt, um nah und fern die Frohe Botschaft zu verkündigen, vor allem aber den Getauften, die sich von der Kirche entfernt haben.
Der Prozentsatz der Antworten, die von Institutionen eingingen, liegt bei 90,5 %, die sich folgendermaßen aufteilen:
- Synoden katholischer Orientalischer Kirchen suis iuris: 84,6 % (11 von 13 Kirchen antworteten) (keine Antwort kam von den folgenden Kirchen sui iuris: vom Großerzbistum der Syrisch-Malankarischen Kirche und von der Ruthenischen Metropolitankirche);
- Bischofskonferenzen: 81,5 % (93 von 144 Bischofskonferenzen antworteten);
Dikasterien der Römischen Kurie: 96,1 % (25 von 26 Dikasterien antworteten) (Die Verwaltung der Güter des Heiligen Stuhles antwortete nicht);
- Union der Ordensoberen: 100 %.

Was die Bischofskonferenzen anbelangt, so mag eine alphabetische Ordnung der Prozentsätze, nach Kontinenten geordnet, von Interesse sein:

- Afrika: 66,6 % (24 von 36 Bischofskonferenzen antworteten)(zwölf Bischofskonferenzen gaben keine Antwort: Kamerun, Tschad, die Republik Kongo, Gabun, Gambia und Sierra Leone, Guinea, Namibia, Nigeria, Indischer Ozean, Zentralafrikanische Republik und Uganda).
- Amerika: 95,8 % (23 von 24 Bischofskonferenzen antworteten)(Die Bischofskonferenz von Haiti gab keine Antwort).
- Asien: 88,8 % (16 von 18 Bischofskonferenzen antworteten)(Die Bischofskonferenzen von Sri Lanka und Ost-Timor antworteten nicht).
- Europa: 81,25 % (26 von 32 Bischofskonferenzen antworteten)(Es gingen keine Antworten von den folgenden Bischofskonferenzen ein: Albanien, Bulgarien, Griechenland, Litauen, Türkei und Ukraine).
- Ozeanien: 100 % (4 von 4 Bischofskonferenzen antworteten).

Zu diesen Antworten gesellten sich Beiträge des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (C.C.E.E.) wie auch der Versammlung der katholischen Hierarchie in Ägypten. Das Generalsekretariat der Bischofssynode erhielt außerdem Hinweise seitens unterschiedlicher kirchlicher Institutionen, wie beispielsweise von der Internationalen Union der Ordensoberen (U.I.S.G.). Einige Universitäten und Zentren höherer Bildung reichten gleichfalls Vorschläge ein, ganz zu schweigen von zahlreichen Einzelpersonen, die am Thema der Synode interesse zeigten. Das Generalsekretariat stellt all diese Antworten und Vorschläge in Rechnung, gemeinsam mit den Ergebnissen zahlreicher Sitzungen und Artikel, die sowohl in der Fachpresse als in populären Zeitschriften erschienen.
Im Verlauf des Treffens vom 22.-23. November 2011 unterzogen die Mitglieder der XII. Ordentlichen Ratsversammlung, die durch Experten unterstützt wurden, die Antworten auf die Lineamenta einer gründlichen Analyse, einigten sich auf einen Entwurf für das Instrumentum laboris und machten zahlreiche Vorschläge für den Textentwurf.
Beim Treffen vom 16. Februar 2012 untersuchte die Ordentliche Ratsversammlung den Entwurf des Instrumentum laboris. Die Arbeiten waren auf einen einzigen Tag beschränkt, da am 17. Februar eine Mehrheit der Mitglieder der Ordentlichen Ratsversammlung an dem Konsistorium teilnahmen, das der Heilige Vater Benedikt XVI. einberufen hatte. Um die Diskussion zu vereinfachen, hatte das Generalsekretariat bereits zuvor den Text des Dokumentes an die Mitglieder des Rates gesandt. Sie waren daher in der Lage, unmittelbar in eine lebhafte Debatte einzutreten und so zahlreiche fruchtbare Bemerkungen beizusteuern, um den Text zu verbessern. Die Mitglieder des Rates nahmen auch dankbar die Entscheidung des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. zur Kenntnis, das Jahr des Glaubens auszurufen. Beim Entwurf des Instrumentum laboris verwandten sie große Aufmerksamkeit auf das Apostolische Schreiben in Form eines Motu proprio “Porta fidei”. Um die endgültige Approbation für das Dokument zu erlangen, sandte das Generalsekretariat den Text des Instrumentum laboris wieder per Email an die Mitglieder der Ordentlichen Ratsversammlung. Einige Mitglieder machten weitere Vorschläge, die noch eingearbeitet wurden, um den Text zu verbessern. Das Generalsekretariat übersetzte daraufhin das Dokument in acht Sprachen. Das Instrumentum laboris, das das Datum vom 27. Mai 2012 trägt, dem Hochfest Pfingsten, wurde am 19. Juni 2012 im Presseamt des Heiligen Stuhles durch Seine Exzellenz Nikola Eterovic, den Generalsekretär, und Msgr. Fortunato Frezza, den Untersekretär der Bischofssynode, vorgestellt. Das Instrumentum laboris wurde weit verbreitet, auch durchs Internet - es ist unter dem Stichwort “Bischofssynode” auf der Webseite des Heiligen Stuhles zu finden - und in zahlreichen weiteren Publikationen. Die italienische Fassung wurde von der Libreria Editrice Vaticana publiziert. Die Publikation des Instrumentum laboris gab zahlreichen Personen Zugang zum Terminkalender der Synodenversammlung, informierte sie über Leistungen der Partikularkirchen und über einige weitere Punkte, die noch weitere Reflexionen und Verbesserungen benötigen. Das Dokument über die Neuevangelisierung und die Weitergabe des Glaubens - zwei äußerst wichtige Themen im Leben und der Sendung der Kirche - ist von besonderem Interesse für die Synodenväter, die sich in ihren Beiträgen darauf beziehen müssen.

Die Ernennung derer, die bei der Synode mit besonderer Verantwortung betraut sind

Am 22. Oktober 2011 hat Papst Benedikt XVI. zur Vorbereitung der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode Seine Eminenz Kardinal Donald William Wuerl, Erzbischof von Washington (USA) zum Hauptberichterstatter und zum Sondersekretär Seine Exzellenz Pierre-Marie Carré, Erzbischof von Montpellier (Frankreich), ernannt.
Am 29. Juni 2012 hat Seine Heiligkeit dreiVizepräsidenten ernannt: Seine Eminenz Kardinal John Tong Hon, Bischof von Hong Kong (China); Seine Eminenz Kardinal Francisco Robles Ortega, Erzbischof von Guadalajara (Mexiko); und Seine Eminenz Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, Erzbischof von Kinshasa (Demokratische Republik Kongo).

III. Die Tätigkeiten des Generalsekretariats

In der Zeit vom Oktober 2008 bis zur Gegenwart war das Generalsekretariat der Bischofssynode mit seinen Routinetätigkeiten beschäftigt, vor allem der Aufgabe, die XII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zum Abschluss zu bringen und Vorbereitungen für die XIII. Ordentliche Generalversammlung zu treffen.
Gleichzeitig bereitete das Generalsekretariat auf Ersuchen des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. zwei Sonderversammlungen der Bischofssynode vor: die Zweite Sonderversammlung für Afrika und die Sonderversammlung für den Nahen Osten. Erstere, die vom 4.-25. Oktober 2009 stattfand, zählte 244 Synodenväter. Die Erträge der Synodendiskussion wurden in dem Postsynodalen Apostolischen Schreiben Africae munus zusammengefaßt, welches der Heilige Vater persönlich im Verlauf seiner Apostolischen Reise nach Cotonou in Benin am 20. November 2011 den Präsidenten der Afrikanischen Bischofskonferenzen überreichen wollte.
Die Sonderversammlung für den Nahen Osten, die vom 10.-24. Oktober 2010 tagte, sah die Teilnahme von 185 Synodenväter, die sich um den Bischof von Rom versammelten und unter denen sämtliche Bischöfe des Nahen Ostens waren. Die Ergebnisse der Arbeiten der Synode wurden in dem Postsynodalen Schreiben Ecclesia in Medio Oriente publiziert. Am 16. September 2012 überreichte Seine Heiligkeit im Verlauf seiner Apostolischen Reise in den Libanon dieses Dokument Vertretern des Episkopats aus dem Nahen Osten, den Patriarchen und den Präsidenten der jeweiligen Bischofskonferenzen.
Das Generalsekretariat war außerdem an weiteren Tätigkeiten beteiligt, die ich kurz aufzählen werde.

Besondere Ratsversammlungen

Zusätzlich zu den Tätigkeiten der Ordentlichen Ratsversammlung war das Generalsekretariat der Bischofssynode auch an den Zusammenkünften besonderer Ratsversammlungen beteiligt, vor allem denen für Afrika und den Nahen Osten, zum Zwecke der Vorbereitung ihrer jeweiligen Sonderversammlungen. In der Tat trat seit der Feier der XII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode die Besondere Ratsversammlung für Afrika sechs mal zusammen (27.-28. November 2008; 23.-24. Januar 2009; 19. März 2009; 19.-20. Januar 2010; 27.-28. April 2010; 19.-20. November 2011).
Die Ratsversammlung für den Mittleren Osten hielt neun Versammlungen ab (21.-22. September 2009; 24.-25. November 2009; 23.-24. April 2010; 4.-6. Juni 2010; 20.-21. Januar 2011; 30.-31. März 2011; 17.-18. Mai 2011; 6.-7. Juli 2011; 14.-16. September 2012).
Von den übrigen Ratsversammlungen trat die Besondere Ratsversammlung für Amerika am häufigsten zusammen, praktisch einmal pro Jahr: 18.-19. November 2008; 17.-18. November 2009; 16.-17. November 2010; 27.-28. Oktober 2011.

Die Aktualisierung des Vademecum

Der vom Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. am 29. September 2006 verabschiedete Ordo Synodi Episcoporum richtete seine Aufmerksamkeit auf Verfahren, die in jüngsten Synodenversammlungen eine gewisse Weiterentwicklung erfahren haben und die in den Vorgehensweisen der Synode das Klima der Kollegialität verbessert haben. Gestatten Sie mir, einige praktische Aspekte hervorzuheben, die sich als nützlich für die gegenwärtige Synodalversammlung erweisen könnten.
Wie bereits bei früheren Synodenversammlungen wird jeder Synodenvater die Möglichkeit haben, 5 Minuten lang das Wort zu ergreifen. Eine längere Version seines Beitrags kann außerdem beim Generalsekretariat eingereicht werden. Bitte denken Sie daran, dass eine kurze Zusammenfassung des Beitrags, den jeder Synodenvater den Hinweisen des Vademecum folgend vorbereitet hat, publiziert werden wird.
4-minütige Beiträge sind vorgesehen für die Bruderdelegierten und die Auditoren. In Anbetracht der großen Zahl von Auditoren kann jeder einen schriftlichen Text beim Generalsekretariat der Bischofssynode einreichen, so dass er in der allgemeinen Diskussion des Synodenthemas berücksichtigt werden kann. Auf jeden Fall wird alles erdenklich Mögliche dafür getan, dass selbst die Auditoren während der Generalkongregationen das Wort ergreifen können, sei es einzeln oder als Vertreter einer ganzen Gruppe.
Im Verlauf des heutigen Nachmittags werden nach den Worten des Generalrelators Vertreter der 5 Kontinente einen Beitrag vortragen, der versuchen wird, eine Übersicht zum Thema der Neuevangelisierung und der Weitergabe des christlichen Glaubens in ihren jeweiligen Kontinenten zu geben. Jeder von ihnen kann 10 Minuten lang sprechen.
Am Schluß der Generalkongregationen gibt es am Nachmittag zwischen 18.00 und 19.00 Uhr Gelegenheit zu freier Diskussion. Ein Synodenvater darf bei der Gelegenheit nicht länger als 3 Minuten sprechen und höchstens noch ein weiteres mal. Diesselbe Regel gilt für die anderen Diskussionszeiten im Synodensaal, um eine möglichst große Teilnahme zu ermutigen. Es sind auch themengebundene Diskussionen vorgesehen. Die erste, die am 8. Oktober stattfinden wird, dreht sich um den Vortrag des Generalrelators, Seine Eminenz Kardinal Donald William Wuerl, Erzbischof von Washington (USA). Die zweite, am 9. Oktober, sollte sich dem Thema des Postsynodalen Apostolischen Schreibens Verbum Domini widmen, gefolgt von einem 30-minütigen Vortrag zu diesem Thema von Seiner Eminenz Kardinal Marc Ouellet, P. S. S., den Präfekten der Bischofskongregation. Vergleichbare Diskussionszeiten werden dem Vortrag Seiner Gnaden Rowan Douglas Williams, des Erzbischofs von Canterbury und Primas von England und der Anglikanischen Gemeinschaft folgen, der am Mittwoch, 10. Oktober gehalten wird. Der Erzbischof wird die anglikanische Perspektive der Herausforderung der Neuevangelisierung und der Weitergabe des christlichen Glaubens mit uns teilen. Am 12. Oktober wird Dr. Werner Arber, Professor für Mikrobiologie am Biozentrum der Universität Basel (Schweiz) und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften seine Beobachtungen zum Thema der Beziehung zwischen Wissenschaft und Glaube mit uns teilen. Nach seinem Vortrag wird Herr Dr. Arber auf Fragen seitens der Synodenväter gern antworten.*
Der erste Teil des Synodenverfahrens ist Beiträgen der Synodenväter vorbehalten. Um eine gewisse Ordnung nach Themen unter den Beiträgen einzuhalten, wird jeder Synodenvater, der das Wort zu ergreifen wünscht, gebeten, sich im Generalsekretariat registrieren zu lassen und dabei das Thema anzugeben, zu dem er zu sprechen wünscht. Es wird sehr empfohlen, sich hierbei auf die Nummer oder Nummern zu beziehen, die im Instrumentum laboris vorgegeben sind. Diejenigen haben den Vortritt, die über ein Thema zu sprechen wünschen, das im ersten Teil des Instrumentum laboris in den Nummern 1-40 enthalten sind, die die Einleitung und das Thema Jesus Christus, Gute Nachrichten Gottes für die Menschheit enthalten sind. Es folgen Themen des zweiten Teils, Nummern 90-128, Weitergabe des Glaubens. Der vierte Teil, Nummern 129-169, umfasst das vierte Kapitel, Die Wiederbelebung der Seelsorgetätigkeit und der Beschluss. Ein geordneterer Ansatz, Thema für Thema, sollte eine Vertiefung der Entwicklung des Themas erleichtern.
Während dieser Synodenversammlung wird die Abstimmung elektronisch erfolgen, was nicht nur der Zeitersparnis dient, sondern auch ermöglicht, dass Ergebnisse in Echtzeit erzielt werden können. In Anbetracht der Wichtigkeit der Abstimmung über die Propositiones und der Verfahrensweise wird diese Abstimmung sowohl in schriftlicher als auch elektronischer Form erfolgen. Wie bereits gesagt, können die Synodenväter über die Vorschläge in schriftlicher Form abstimmen, auch jene unter ihnen, die nicht an der Generalversammlung teilnehmen können, wenn die elektronische Abstimmung erfolgt. Die offiziellen Abstimmungsergebnisse sind daher jene, die von der Abstimmungskommission fristgerecht erstellt werden müssen; letztere hat die Aufgabe, die Abstimmungsergebnisse auf Papier aufzuführen.
Im Verlauf der Synodenversammlung dürfen wir drei Sondergäste begrüßen: Frère Alois, Prior von Taizé (Frankreich), Hw. Lamar Vest, Präsident der Amerikanischen Bibelgesellschaft (USA) und den neuernannten Hr. Werner Arber, Professor für Mikrobiologie am Biozentrum der Universität Basel (Schweiz), Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Gewinner des Nobelpreises für Physik des Jahres 1978.
Der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wird zur feierlichen Eucharistiefeier am 11. Oktober erwartet, bei der der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. den Vorsitz führt.
Wie bereits erwähnt, wird der Erzbischof von Canterbury und Primas von ganz England und der Anglikanischen Gemeinschaft, Seine Gnaden Rowan Douglas Williams, am 10. Oktober in der Synodenhalle eine einführende Ansprache halten.
Auf dem Terminkalender der XIII. Ordentlichen Generalversammlung stehen verschiedene Initiativen, an denen sich die Synodenväter als Gruppe beteiligen sollten. Die diesbezüglichen Informationen werden rechtzeitig weitergegeben werden. All diese Termine sind dazu gedacht, nicht nur die Kollegialität der Bischöfen untereinander und mit dem Bischof von Rom zu fördern, dem Oberhaupt des Bischofskollegiums, sondern auch die communio inmitten des Gottesvolkes, dessen Repräsentanten in dieser Synodenversammlung versammelt sind. Den Synodenvätern steht es frei, an anderen Veranstaltungen teilzunehmen, die abseits des Synodenkalenders stattfinden.

Publikationen

Die Aktivität des Generalsekretariats schloss auch die folgenden Publikationen ein: 2011 veröffentlichte die “Lateran University Press” unter der Schirmherrschaft des Generalsekretariats der Bischofssynode das Buch
La Parola di Dio nella vita e nella missione della Chiesa. Dieses Buch enthält nicht nur die reiche Dokumentation der Phase, in der die XII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode vorbereitet und abgehalten wurde, sondern alle offiziellen Texte der Synodenversammlung, darunter auch die Zusammenfassungen der Einführungen der einzelnen Synodenväter und das Nachsynodale Apostolische Schreiben Verbum Domini, das den Höhepunkt der Synodenarbeiten darstellt. Das Personenverzeichnis stellt ein nützliches und schnelles Nachschlagwerk dar.
In Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern hat der Generalsekretär beim diesem Verlag auch das Buch Il Vescovo Servitore del Vangelo di Gesù Cristo herausgegeben, das das Ergebnis der Arbeit der X. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode ist, die von 30. September - 27. Oktober 2001 abgehalten wurde. Diese Publikation des Generalsekretariats der Bischofssynode vervollständigt die Reihe der Ordentlichen und Außerordentlichen Versammlungen und ermöglicht, dass nicht nur den Bischöfen und Forschern ein reiches Angebot an Synodendokumentation zur Verfügung steht, sondern allen anderen Personen, die daran interessiert sind.
Der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ist es zu verdanken, dass das Generalsekretariat die Veröffentlichung des Buches La Chiesa in Africa a servizio della riconciliazione, della giustizia e della pace im Verlag Urbaniana University Press, Vatikanstadt 2012, unterstützt hat. Darin sind die Ergebnisse der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika enthalten, die von 4.-25. Oktober 2009 in Rom abgehalten wurde.

IV) Schluss
Jesus Christus, der allererste und größte Künder des Evangeliums

Die Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens
, das Thema der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, lenkt unseren Blick auf Jesus Christus, unerschöpfliche Quelle aller Evangelisierung. In dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi schreibt der Diener Gottes Papst Paul VI., der die Arbeit der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode (27. September - 26. Oktober 1974) zum Thema Evangelisierung in der modernen Welt zusammenfassen wollte: “Die Bischöfe haben im Verlauf der Synode sehr oft diese Wahrheit hervorgehoben: Jesus selbst, Frohbotschaft Gottes, ist der allererste und größte Künder des Evangeliums gewesen. Er ist es bis zum Äußersten gewesen: bis zur Vollkommenheit und zur Hingabe seines irdischen Lebens.” (
En, 7). Auch wir, die wir hier in der XIII. Ordentlichen Generalversammlung versammelt sind, wollen, in Kontinuität mit unseren Vorgängern, mit Jesus Christus, “dem Alpha und Omega, dem Ersten und dem Letzten, dem Anfang und dem Ende” (Offb 22,13), wieder neu über die Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens nachdenken.
In den Priscilla-Katakomben kann man ein diesbezügliches Fresko von Christus dem Guten Hirten bewundern, das reich ist an theologischem Inhalt. Nachdem der Herr die 99 verlassen hatte, kehrte mit einem Schaf auf den Schultern zurück, das verloren war, nun aber wiedergefunden ist. Das Bild ist eine künstlerische Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Schaf (vgl. Lk 15,1-7; Mt 18,12-14). Jesus Christus, der Gute Hirte, tut, was Gott im Alten Testament verheißen hat: “Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist” (Ez 34,16) In diesem Bild kann man auf besondere Weise die Freude wahrnehmen, die es dem Hirten bereitet hat, die verlorenen Schafe wieder zur Herde zurückzubringen. Das ruft uns die Worte des Evangelisten Matthäus wieder ins Gedächtnis ruft: “er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben” (Mt 18,13).
Zwei Schafe grasen friedlich in der Nähe des Guten Hirten. Es sind treue Schafe, die beim Herrn geblieben sind. Sie kennen ihren Hirten (vgl. Joh 10,14), der sie einzeln beim Namen ruft (vgl. Joh 10,3). An ihrer Seite stehen zwei grüne Bäume, auf deren Zweigen zwei Tauben sitzen, die zwei Olivenzweige im Schnabel tragen. Das Bild ruft noch einen anderen biblischen Vergleich mit dem Wachstum des Himmelreiches in Erinnerung, das “wie ein Senfkorn ist, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen” (Lk 13,19; vgl Mk 4,31; Mt 13,31). Die Olivenzweige verweisen darüber hinaus auf die Erfahrung des Noah, der wusste, dass die Sintflut vorbei war, als die Taube zur Arche zurückkam, “in ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig” (Gen 8,11). Mit Seinem Kommen beginnt Jesus der Gute Hirt die Rettung der Welt. Durch sein Kreuzesopfer bringt er Eintracht und Frieden: Er ist “unser Friede” (Eph 2,14).
Das Bild von Jesus, dem Guten Hirten - einschließlich dem in den Priscilla-Katakomben - ist ein Beispiel der Inkulturation der christlichen Botschaft in der griechisch-römischen Kultur. Die Bürger des Römischen Reiches erinnerte das Bildnis an Hermas - bzw. Hermes Kriophoros -, der einen Widder auf den Schultern tragend die Herde leitet. Dieses Symbol birgt die Aufforderung, das bleibende Evangelium Jesu Christi den Kulturen den Kulturen der Männer und Frauen unserer Zeit bekannt zu machen, die, zu ihrer Zeit, von der Frohbotschaft unseres Herrn Jesus, den einzigen Retter der Welt (vgl. Apg 4,12) geläutert und erhöht werden müssen.
Unter den Schafen, die der Gute Hirte wieder der Herde zugeführt hat, sind berühmte Heilige, vor allem große Künder des Evangeliums wie die Heiligen Petrus und Paulus, der auf eine besondere Weise mit den anderen Aposteln verbunden ist. Wie im Abendmahlssaal wird der seligen Jungfrau Maria, der Mutter Jesu und der Mutter der Kirche, dem Stern der Neuevangelisierung, ein besonderer Platz eingeräumt. Am Donnerstag, dem 4. Oktober, vertraute der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. in Loreto die Synodenarbeit und das Jahr des Glaubens ihrem mütterlichen Schutz an. Es ist uns ein Anliegen, von allen Seligen und Heiligen, die in der Geschichte der Kirche ihrem Beispiel gefolgt sind, besonders des seligen Papstes Johannes Paul II. zu gedenken, der sich im Laufe seines Pontifikats unermüdlich für die Förderung der Neuevangelisierung eingesetzt hat und es nicht versäumen wird, vom Himmel aus über unsere Arbeit zu wachen. Im Laufe dieser Synodenversammlung wird die Zahl der Heiligen um weitere 7 erweitert werden, die der Bischof von Rom, Papst Benedikt XVI., am 21. Oktober zur Ehre der Altäre erheben wird. Wir vertrauen die Arbeit dieser Synodenversammlung ihrer Fürsprache und der der Heiligen Johannes von Avila und Hildegard von Bingen, den neuen Kirchenlehrern, an, auf dass unsere Arbeit die Worte Jesus Christi, des Guten Hirten, fruchtbar machen möge: “Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten” (Joh 10,16).
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

[00008-05.61] [NNNNN] [Originaltext: Latin

RELATIO ANTE DISCEPTATIONEM DES GENERALRELATORS, S. EM. KARD. DONALD WILLIAM WUERL, ERZBISCHOF VON WASHINGTON (USA)

Es ist mir eine große Ehre, bei dieser Synode als Generalrelator meinen Dienst zu leisten, und ich bin unserem Heiligen Vater dankbar für dieses Privileg. Wir beginnen nun mit unseren Arbeiten über die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens. Ich möchte daher einige Punkte behandeln, die, so hoffe ich, dazu beitragen werden, unsere Beratungen zu umreißen und einige Themen zur gemeinsamen Reflexion zu bieten.
Keiner von uns ist zu dieser Synode gekommen ohne die vorausgehende Vorbereitung, die in unserem pastoralen Dienst enthalten ist und die ihrerseits auch von der Arbeit des Generalsekretariats der Bischofssynode gespeist wird, das zunächst die Lineamenta erarbeitet hat mit den Ratschlägen und Vorschlägen der Bischofskonferenzen, der Synoden der katholischen Kirchen sui iuris, der Dikasterien der Römischen Kurie, der Bischöfe ohne Bischofskonferenzen und der Union der Ordensoberen. Anregungen kamen auch von einzelnen Bischöfen, Frauen und Männern des geweihten Lebens und Laiengläubigen, wobei die kirchlichen Bewegungen und Vereinigungen nicht vergessen werden dürfen. Vor kurzem wurde uns auch das Instrumentum laboris geschenkt, das in seinen eingehenden Überlegungen das Augenmerk auf die Neuevangelisierung richtet. Das Instrumentum gibt bereits einen Orientierungsrahmen für einen großen Teil der Synodenberatungen, und es ist meine Absicht, einige Abschnitte herauszustellen, die eingehender behandelt werden können. In meinen Ausführungen werde ich auf das Instrumentum laboris Bezug nehmen.
In meine Beobachtungen möchte ich folgende Punkte einschließen:

1) was und wen wir verkünden- das Wort Gottes;
2) neue Ressourcen, die uns bei dieser Aufgabe helfen;
3) Begleitumstände unserer Zeit, die diese Synode notwendig machen;
4) Elemente der Neuevangelisierung;
5) einige theologische Prinzipien für die Neuevangelisierung;
6) Eigenschaften der Träger der Neuevangelisierung; und schließlich
7) Charismen der Kirche heute, um die Aufgabe der Neuevangelisierung zu unterstützen

1) Was / Wen wir verkünden

Im Mittelpunkt unserer Verkündigung steht Jesus, sein Evangelium und sein Weg. Christliches Leben ist definiert als eine Begegnung mit Jesus. Als Jesus zum ersten Mal zu uns kam, bot er eine völlige neue Art zu leben an. Die Begeisterung breitete sich aus, so wie der Sohn Gottes, der auch einer von uns ist, das Kommen des Gottesreiches verkündete. Auch heute lädt er uns ein, seine Jünger zu werden, und bietet uns einen Platz in seinem Reich an, so wie er es bei jenen tat, die ihm zuhörten. Und dies war in den vergangenen zwanzig Jahrhunderten so. Mit dem immer besseren Verständnis seiner Botschaft wurde auch immer klarer, dass Jesus uns nicht nur eine völlig neue Art zu leben anbietet, sondern auch eine neue Art zu sein. Der heilige Petrus schreibt: “Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben...” ( 1 Petr 1,3). Dieses neue Leben als Kinder Gottes durch die Taufe ist uns von Jesus selbst offenbart worden: “Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen” (Joh 3,5). (vgl. Instrumentum laboris Nr. 18-19, Nr. 31)
Wir freuen uns, weil wir als Kinder angenommen worden sind, und der heilige Johannes versichert uns, das diese Annahme an Kindes Statt keine juristische Fiktion ist: “Seht wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es” (1 Joh 3,1).
Das Evangelium, zu dessen Verkündigung Jesus Christus gekommen ist, ist nicht eine Nachricht über Gott, sondern Gott selbst in unserer Mitte. Gott hat sich selbst sichtbar, hörbar, berührbar gemacht. Im Gegenzug will er unsere Liebe.
In der im Matthäusevangelium enthaltenen Bergpredigt hören wir von eine neue Lebensweise und was diese mit dem Barmherzigen, dem nach Gerechtigkeit Dürstenden, dem Trauernden, dem Friedfertigen, dem Armen im Geiste zu tun hat. Hier hören wir von der Berufung, Salz der Erde und Licht auf dem Leuchter zu sein. Später hören wir im selben Evangelium die aussergewöhnliche Formulierung, dass wir im Nächsten die Gegenwart Christi selbst sehen sollen. Die Jünger Jesu sind dazu gerufen, eine Welt für möglich zu halten, in der nicht nur der Hungrige gesättigt, der Durstige getränkt, der Fremde aufgenommen und der Nackte bekleidet wird, sondern dass sogar Sünden vergeben werden und das Unterpfand für das ewige Leben gegeben wird. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 23, Nr. 28-29)
Jesus zieht uns an sich. Die Freude, die wir erfahren drängt uns, sie mit anderen zu teilen. Wir sind nicht nur Jünger, sondern wir sind Missionare, Verkünder des Evangeliums. Wie die ersten Jünger sollen wir uns selbst an der Seite Jesu sehen, der als Sämann die Samen einer neuen Lebensweise aussät, Samen der Teilhabe an einem Königreich, das für immer bestehen wird (vgl. Mt 13, 1-9, 18-23; Mk 4,3; Lk 8, 5). (vgl. Instumentum laboris Nr. 25 und Nr. 34)
Dieselbe Sicht müssen wir heute haben, wenn wir andere einladen, das Evangelium aufzuschlagen und von dem Ruf zu lesen, Reben am Weinstock des Herrn zu sein, von dem Brot des ewigen Lebens zu essen und die Worte der Wahrheit zu hören, Worte die auf immer bestehen werden.
Wir müssen mit lebendigem Glauben, fester Überzeugung und freudigem Zeugnisgeben fähig sein, unsere Verkündigung zu erneuern, in der Überzeugung, dass Gott so wie in vergangenen Zeiten auch heute immer noch zu uns spricht. So sagt das Nachsynodale Apostolische Schreiben Verbum Domini des Heiligen Vaters ganz klar: “Die Beziehung zwischen Christus, dem Wort des Vaters, und der Kirche kann nicht einfach nur als Ereignis der Vergangenheit verstanden werden, sondern es ist eine lebendige Beziehung, in die persönlich einzutreten jeder Gläubige berufen ist. Tatsächlich sprechen wir von der Gegenwart des Wortes Gottes heute bei uns: ‘Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt’ (Mt 28,20)” (51).
Was unseren katholischen Glauben heute auszeichnet, ist genau dieses Verständnis von der Kirche als fortdauernder Gegenwart Christi, dem Mittler von Gottes rettendem Eingreifen in unsere Welt, und der Kirche als Sakrament von Gottes heilsbringendem Handeln. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium am Anfang daran erinnert, dass “die Kirche [... ] ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit [ist]...”. (1) (vgl. Instrumentum laboris Nr. 27).
Die intellektuelle und ideologische Trennung von Christus und seiner Kirche ist einer der ersten Fakten, mit denen wir bei dem Versuch einer Neuevangelisierung von Kultur und Menschen heute umzugehen haben. Schon in seiner Enzyklika Gott ist die Liebe (Deus caritas est) hat uns der Heilige Vater daran erinnert, dass “die Kirche [...] Gottes Familie in der Welt” ist und dass sich “das Wesen der Kirche in einem dreifachen Auftrag aus [drückt]: Verkündigung von Gottes Wort (kerygma-martyria), Feier der Sakramente (leiturgia), Dienst der Liebe (diakonia)”. Weiter unterstreicht er, dass dies “Aufgaben [sind], die sich gegenseitig bedingen und sich nicht voneinander trennen lassen” (25).
Alles, was die Kirche ist, hat sie von Christus empfangen. Die erste und kostbarstes Gabe ist die aus dem Ostermysterium gewonnene Gnade: aus seinem Leiden, Tod und seiner glorreichen Auferstehung. Jesus hat uns aus der Macht der Sünde befreit und uns vom Tod errettet. Die Kirche empfängt von ihrem Herren nicht nur die überwältigende Gnade, die er für uns verdient hat, sondern auch die Aufgabe, seinen Sieg mittzuteilen und zu verkündigen. Wir sind dazu aufgerufen, die Frohbotschaft Jesu Christi treu der Welt zu übermitteln. Die erste Aufgabe der Kirche ist die Evangelisierung. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 23-26).
Eine der Herausforderungen, die einerseits die Neuevangelisierung dringend macht und andererseits eine Barriere gegen sie bildet, ist der heutige Individualismus. Unsere Kultur und der Schwerpunkt in vielen Teilen der gegenwärtigen Gesellschaft heben den Einzelnen hervor und schätzen die für jede Person notwendige Bindung an andere gering. In unserer Gesellschaft, die individuelle Freiheit und Autonomie, persönliche Selbstverwirklichung und Dominanz wertschätzt, verliert man leicht unsere Abhängigkeit von anderen und unsere Verantwortung für sie aus den Augen. In seiner Ansprache an die nordamerikanischen Bischöfe während seines Washingtonbesuches 2008 hat uns unser Heiliger Vater gelehrt, dass die Betonung unserer persönlichen Beziehung zu Gott auf Kosten unserer Berufung in die Mitgliedschaft einer erlösten Gemeinschaft “nur ein weiterer Beweis dafür [ist], dass eine Erneuerung der Evangelisierung der Kultur dringend ansteht” (vgl. Instrumentum Laboris Nr. 7, Nr. 35, Nr. 43-44, Nr. 48).
Die Kirche wird niemals müde, die vom Herrn empfangene Gabe zu verkünden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat daran erinnert, dass die Evangelisierung das Herzstück der Kirche ist. In Lumen Gentium, dem grundlegenden Text und Kern der Aussagen des Konzils über das Leben der Kirche, unterstreichen die Konzilsväter: “Diesen feierlichen Auftrag Christi zur Verkündigung der Heilswahrheit hat die Kirche von den Aposteln erhalten und muss ihn erfüllen bis zu den Grenzen der Erde” (17). Das Konzil spricht überzeugend von der Wahrheit, dass die göttliche Sendung, die Jesus der Kirche übertragen hat, in den Aposteln und ihren Nachfolgern bis an das Ende der Welt fortdauert. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 27 und Nr. 92)

2) Neue Ressourcen

Wir stellen uns der Aufgabe der Neuevangelisierung nicht innerhalb eines luftleeren Raumes. Seit Jahrzehnten hat das päpstliche Lehramt die Kirche zu einem tiefen Bewusstsein sowohl der Problematik als auch der Art und Weise, wie ihr zu begegnen ist, geführt. Papst Paul VI. hat das Interesse daran angestoßen, der selige Papst Johannes Paul II. zu einem tieferen Bewusstsein ihrer Notwendigkeit gedrängt, und unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., hat diese Aufgabe der Kirche zu einem beständigen Thema seiner Lehre und Predigt gemacht.
In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi hat Papst Paul VI. die Lehre des Konzils wiederaufgenommen, wenn er sagt, die Kirche ist “eine Gemeinschaft, die ihrerseits evangelisiert. Der Auftrag, der den Zwölf gegeben wurde – ‘Gehet hin, verkündet die Frohbotschaft’ –, gilt auch, wenngleich in anderer Art, für alle Christen... Im übrigen gilt die Frohbotschaft vom Reich, das kommt und das angefangen hat, für alle Menschen aller Zeiten. Jene, die sie empfangen haben, jene, die sie zu einer Gemeinschaft des Heils versammelt, können und müssen sie mitteilen und ausbreiten” (13). In diesem historischem Dokument, das zehn Jahre nach dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht wurde, erkannte der Papst die Dringlichkeit einer “neuen Zeit der Evangelisierung”. (vgl. Instrumentum laboris Nr. 3 und Nr. 27)
Das Pontifikat des seligen Johannes Paul II. hat uns häufige Bezugnahmen auf die Elemente der Neuevangelisierung und eine mutmachenden Unterweisung geschenkt: im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Catechesi Tradendae, im nach der Synode über die Laien veröffentlichten Schreiben
Christifideles Laici sowie in der Enzyklika Redemptoris Missio. Der selige Johannes Paul II. hat uns in Erinnerung gerufen, dass die Evangelisierung “der vorrangige Dienst (ist), den die Kirche jedem einzelnen und der Menschheit insgesamt anbieten kann”, und er hat den Einsatz für eine Evangelisierung angeregt, die “neu im Eifer, in den Methoden und in ihrer Durchführung.” ist (vgl Instrumentum laboris Nr. 130, Nr. 100-101)
Papst Benedikt XVI. hat bekräftigt, dass die Unterscheidung der “neuen Erfordernisse der Evangelisierung” “die prophetische Aufgabe der Päpste” ist. Er betonte, dass “die gesamte Aktivität der Kirche ein Ausdruck der Liebe ist”, welche die Welt zu evangelisieren sucht. Mit der Bekanntgabe der Schaffung einer neuen vatikanischen Behörde für die Neuevangelisierung in der Predigt am Fest der Apostel Peter und Paul in der Basilika St. Paul vor den Mauern hat unser Heiliger Vater diesem Einsatz eine formale Struktur gegeben und hat die Notwendigkeit und die all-umfassende Natur dieser Sendung der Kirche verdeutlicht. (vgl. Instrumentum laboris Nr. 130, Nr. 149)
Eine andere Quelle, die der universalen Kirche bei diesem Bemühen zur erneuten Präsentation des Evangeliums zur Verfügung steht, ist der Katechismus der Katholischen Kirche. Dieses Kompendium des Glaubens in seinen vielfältigen Manifestationen und Anwendungen ist ein helles Licht in dem, was leider in zu vielen Fällen Finsternis der religiösen Ignoranz geworden ist (vgl. Instrumentum laboris Nr. 100-101).

3) Begleitumstände unserer Zeit

Der dramatischen Veränderungen unterworfene gesellschaftliche Hintergrund für die Annahme, die Aneignung und das Leben des Glaubens ist der Kontext dieser Synode. Der Aufruf, den katholischen Glauben, die Botschaft des Evangeliums, die Lehre Christi erneut vorzuschlagen, ist gerade deshalb notwendig, weil wir so vielen Menschen begegnen, die diese Heilsbotschaft zwar gehört haben, für die diese Verkündigung aber jetzt schal geworden ist. Die Vision ist verblasst. Die Verheißungen scheinen leer zu sein oder keinen Bezug zum wirklichen Leben zu haben (vgl. Instrumentum laboris Nr. 41-44).
In der Kirche haben wir es in vielen Fällen, insbesondere in den meisten Ländern der so genannten “Ersten Welt”, mit einem dramatischen Rückgang der Glaubenspraxis der bereits Getauften zu tun. Unser Heiliger Vater hat darüber hinaus präzisiert, dass das Werk der Neuevangelisierung darin besteht, Jesus Christus und sein Evangelium in den Ländern zu verkünden, “wo zwar schon eine erste Verkündigung des Glaubens erfolgte und es Kirchen alter Gründung gibt, die aber eine fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft und eine Art ‘Finsternis des Sinnes für Gott’ erleben” (28. Juni 2010; vgl.
Instrumentum laboris Nr. 52-53, Nr. 94).
Die Antworten der Bischöfe aus der so genannten Dritten Welt - den erst in jüngerer Zeit evangelisierten Gesellschaften - weisen auf dieselben Erfahrungen in ihren Ortskirchen hin (vgl.
Instrumentum laboris Nr. 87-89).
Die gegenwärtige Situation hat ihre Wurzeln in den Umbrüchen der 1970er und 1980er Jahre, Jahrzehnte, in denen es offenkundig eine mangelhafte oder fehlerhafte Katechese auf vielen Unterrichtsebenen gab. Wir standen vor einer Hermeneutik der Diskontinuität, von der das Milieu der höheren Bildungszentren durchdrungen war und sich auch in einer irrigen liturgischen Praxis widerspiegelte. Ganze Generationen wurden getrennt von dem System der Unterstützung, das die Glaubensweitergabe erleichterte. Es ist, als hätte sich der Einfluss der Säkularisierung wie ein Tsunami über die kulturelle Landschaft ergossen und wichtige Kennzeichen der Gesellschaft wie Ehe, Familie, den Begriff des Gemeinwohls und des objektiven “richtig” und “falsch” hinweggespült. Tragischerweise haben die Sünden einiger weniger dem Misstrauen gegenüber den Strukturen der Kirche Vorschub geleistet (vgl.
Instrumentum laboris Nr. 69, Nr. 95, Nr. 104).
Die Säkularisierung hat zwei Generationen von Katholiken geformt, die die Grundgebete der Kirche nicht mehr kennen. Viele sehen keinen Wert in der Teilnahme an der heiligen Messe, unterlassen es, das Bußsakrament zu empfangen, und haben oft den Sinn für das Geheimnis oder die Transzendenz verloren als etwas, das reale und nachweisbare Bedeutung hat.
All das oben Genannte hatte zur Folge, dass ein großer Teil der Gläubigen schlecht darauf vorbereitet war, mit einer Kultur umzugehen, die - wie unser Heiliger Vater auf seinen vielen Reisen in die ganze Welt unterstrichen hat - gekennzeichnet ist von Säkularismus, Materialismus und Individualismus.
Aber die heutige Situation ist nicht in allem düster. So wie es möglich ist, die Ursachen oder zumindest die Anlässe für die heutige negative Situation auszumachen, so ist es auch möglich, eine zunehmend erkennbare positive Antwort festzustellen. Viele Menschen, vor allem die Jugendlichen, die der Kirche entfremdet wurden, sind der Meinung, dass die säkularisierte Welt keine angemessenen Antworten auf die ewigen und tiefen Fragen des menschlichen Herzens hat (vgl. Instrumentum laboris Nr. 63-64, Nr. 70-71).
Viele Hirten haben bemerkt, dass sich die Neuevangelisierung auf zwei Ebenen zugleich entfaltet, nämlich in der Einführung der Kinder in den Glauben und die Unterrichtung ihrer Eltern im Glauben. Für viele Lehrer und diejenigen, die bereits in der Katechese unterrichtet sind, ist dies ein besonders bereichernder Moment, denn die jungen Erwachsenen nähern sich dieses Mal dem Glauben mit einer viel größeren Offenheit, weil sie selbst mehr wissen wollen.
Kontaktpunkte finden sich für viele junge Erwachsene heute in den Programmen der Universitätspastoral an weltlichen Universitäten und höheren Schulen, in Pfarrei- oder Diözesanprogrammen mit einem Schwerpunkt auf aktuellen wichtigen Fragestellungen sowie in auf die Familie zugeschnittene Veranstaltungen für diejenigen, die Kinder haben und sowohl spirituelle als auch soziale Unterstützung suchen.
Heutzutage sollte auch die Familie selbst als vorbildlicher Ort der Neuevangelisierung und damit zusammenhängenden Lebensfragen besonders erwähnt werden. Während die zeitgenössische Gesellschaft das traditionelle Familienleben herunterspielt oder sogar lächerlich macht, bleibt dies jedoch eine natürliche Realität und der erste Baustein der Gemeinschaft. Die Familie ist der natürliche und normale Kontext für die Weitergabe des Glaubens und der Werte und ebenso die Realität, auf die wir unser ganzes Leben lang häufig zurückkommen, um Unterstützung zu finden (vgl. Instrumentum laboris Nr.110-113).
Ein immer offensichtlicheres Merkmal der Neuevangelisierung ist, dass unsere Bemühungen, das Evangelium zu verbreiten, uns nicht länger notwendigerweise in fremde Länder und zu weit entfernten Völkern führen. Die Menschen, die es nötig haben, erneut von Christus zu hören, sind mitten unter uns, in unserer Nachbarschaft und in unseren Pfarreien, auch wenn sie im Herzen und im Geist weit von uns entfernt sind. Immigration und weit verbreitete Migration haben ein neues nachbarschaftliches Umfeld geschaffen, das nur zu oft wirklich eine Übung der Neuevangelisierung ist.
Die Missionare der Erstevangelisierung überwanden immense geographische Distanzen, um die Frohe Botschaft zu verbreiten. Wir, die Missionare der Neuevangelisierung, müssen ideologische Distanzen überwinden, die genauso immens sind, und das häufig, bevor wir über unsere Nachbarschaft oder Familie hinausgekommen sind.

4) Elemente der Neuevangelisierung

Die Neuevangelisierung ist kein Programm, sie ist eine Art, zu denken, zu sehen und zu handeln. Sie ist eine Art Linse, durch die wir die Möglichkeit sehen, das Evangelium erneut zu verkünden. Sie ist auch Zeichen für das Weiterwirken des Heiligen Geistes in der Kirche.
Im Kern besteht die Neuevangelisierung darin, erneut eine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, mit seinem Evangelium und seiner Kirche denjenigen anzubieten, die die Botschaft der Kirche nicht mehr anziehend finden. Ich glaube, es gibt drei verschiedene, jedoch miteinander zusammenhängende Phasen:
a) die Erneuerung oder Vertiefung unseres Glaubens sowohl auf intellektueller als auch auf emotionaler Ebene (vgl. Instrumentum laboris Nr.24, Nr. 37-40, Nr. 118-119, Nr. 147-158)
b) ein neues Vertrauen in die Wahrheit unseres Glaubens (vgl. Instrumentum laboris Nr.31, Nr. 41, Nr. 46, Nr. 49, Nr. 120) und
c) die Bereitschaft, ihn mit anderen zu teilen (vgl.
Instrumentum laboris Nr. 33-34, Nr. 81)
Die Neuevangelisierung beginnt bei jedem einzelnen von uns, indem wir es uns zur Aufgabe machen, unser Glaubensverständnis und unsere Aneignung des Glaubens zu erneuern, und zwar so, dass die Botschaft des Evangeliums und dessen Umsetzung im Heute tiefer, bereitwilliger und freudiger erfasst wird.
Unser Bemühen um eine erneute Wertschätzung des Glaubens sollte ein neues Vertrauen in die Wahrheit unserer Botschaft zur Folge haben. Leider haben wir erlebt, wie dieses Vertrauen nur allzu lange durch die Übernahme eines großen Teils des säkularen Wertesystems untergraben wurde, das sich in den vergangenen Jahrzehnten durchgesetzt hat als eine höherwertige und bessere Lebensweise als diejenige, die von Jesus, seinem Evangelium und seiner Kirche vorgeschlagen wird. Im schulischen und theologischen Bereich der Kultur, der die Hermeneutik der Diskontinuität widerspiegelt, wurde die Sicht des Evangeliums nur zu oft verdunkelt und eine sichere, überzeugte Stimme machte den Entschuldigungen Platz für das, woran wir festhalten und was wir glauben.
Im Evangelium lesen wir, dass Jesus lehrte, wie jemand, der Vollmacht hat (Mk 1,21-22). Er lehrte aus seiner eigenen Identität heraus. Jesus besitzt Autorität aufgrund dessen, wer er ist. “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”, verkündete er (Joh 14,6). Diese göttliche Pädagogik bleibt das Vorbild für uns heute. Diese Wahrheit - die Offenbarung dessen, wer Jesus ist - teilt er uns durch die Kirche mit. Jesus hat uns nicht als Waisen zurückgelassen. Als er zu seinem Vater zurückkehrte gab er denjenigen, die er erwählt und mit dem Heiligen Geist gesalbt hatte den Auftrag, all das, was er ihnen mitgeteilt hatte, zu lehren und es bis an die Enden der Erde zu verkünden.
Viele Menschen, die heute Vergewisserung suchen hinsichtlich des Wertes und der Bedeutung des Lebens werden überzeugt von der klaren, eindeutigen und vertrauenswürdigen Botschaft Christi, wie sie in seiner Kirche dargelegt wird. Um dies gut zu tun, müssen wir das “Peinlichkeits-Syndrom” überwinden, wie manche das mangelnde Vertrauen in die Wahrheit des Glaubens und in die Weisheit des Lehramtes bezeichnet haben, das unsere Epoche kennzeichnet.
Das dritte Element der Neuevangelisierung muss die Bereitschaft und der Wunsch sein, den Glauben zu teilen. Vor allem in der westlichen Welt gibt sehr viele, die bereits von Jesus gehört haben. Für uns besteht die Herausforderung darin, mitten in ihrem alltäglichen Leben und ihrer konkreten Situation ein neues Bewusstsein und eine neue Vertrautheit mit Jesus zu entfachen. Wir sind nicht nur zur Verkündigung aufgerufen, sondern auch dazu, unsere Vorgehensweise so anzupassen, dass eine ganze Generation angezogen und dazu gebracht wird, den unkomplizierten, aufrichtigen und spürbaren Schatz der Freundschaft mit Jesus wiederzufinden.
Der erste Moment jeder Evangelisierung entspringt nicht einem Programm, sondern der Begegnung mit einer Person: mit Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Die Kirche bekräftigt: “Der Herr Jesus Christus selbst, der in seiner Kirche gegenwärtig ist, geht dem Werk der Verkünder des Evangeliums voraus, begleitet es und folgt ihm, und lässt so ihre Arbeit fruchtbar werden: Was sich am Anfang ereignet hat, setzt sich durch die ganze Geschichte hindurch fort” (Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, 1).
Wir vertrauen zuallererst und zu jeder Zeit auf Jesus. Er ist der Eckstein. Wenn wir uns denen nähern, die im Glauben erkaltet sind oder Abstand genommen haben von ihm, ist der Prüfstein stets die Einfachheit der Lehre, die motiviert und den Menschen in der Tiefe anspricht. Wir wenden uns unseren Brüdern und Schwestern zu, die das Sakrament der Taufe empfangen haben und trotzdem nicht mehr am Leben der Kirche teilnehmen. Ihnen bieten wir unsere Erfahrung der Liebe Jesu an, nicht eine philosophische Abhandlung über das Verhalten.
Die Art und Weise, wie wir kommunzieren, muss Zugang zu den Herzen finden, so dass der Heilige Geist unsere Brüder und Schwestern wieder mit der Freundschaft mit Jesus vertraut machen kann, der allein “der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte” ist (
Gaudium et spes, 10).
Das persönliche Zeugnis derer, die Jesus nachfolgen, ist schon in sich selbst eine Verkündigung des Wortes. Unsere Botschaft muss daher heute in unserem Lebenszeugnis verwurzelt sein. Dies sollen auch Momente der Einladung sein und nicht des Scheltens.
Wir müssen der Welt unsere Freude mitteilen, endgültig und vollkommen geliebt und daher zur Liebe fähig zu sein. Unsere Botschaft muss Ausdruck finden in Worten und im Leben, in Gebet und Tat, im aktiven Handeln und im Ertragen des Leids.

5) Theologische Prinzipien für die Neuevangelisierung

Evangelisierung und Neuevangelisierung sind sowohl theologische Begriffe wie auch pastorale Initiativen.
Das Dokument Dominus Iesus der Glaubenskongregation zählt neun theologische/philosophische Mängel auf, die unsere begrifflichen Vorstellungen beherrschen und die unsere missionarischen Anstrengungen unterhöhlen. Schon zehn Jahre zuvor hat die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten eine Überprüfung von katechetischen Texten durchgeführt und zehn Mängel in der Lehre entdeckt, die berichtigt werden müssen.
Da die Theologie Begriffe gebraucht, um unseren Glauben auszudrücken, der im Evangelium verwurzelt ist, sind die Grundlagen unseres Glaubens in Gefahr, wenn die Menschen mit dem begrifflichen Rahmen Schwierigkeiten haben. Säkularismus und Rationalismus haben eine Ideologie geschaffen, welche den Glauben der Vernunft unterwirft. Religion wird zu einer persönlichen Angelegenheit. Die Lehre in Glaubensangelegenheiten wird auf eigentümliche Auffassungen reduziert, ohne dass die Möglichkeit eines Anspruchs auf eine allgemein gültige Wahrheit besteht.
In einer vom Relativismus beherrschten Kultur haben Begriffe wie Menschwerdung, Auferstehung, Erlösung, Sakrament und Gnade - Zentralthemen der Theologie, um unseren Glauben an Jesus Christus zu erklären - wenig Bedeutung für Katholiken und nicht mehr gläubige Katholiken. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 20)
Es ist eine Versuchung für die Träger der Evangelisierung, und vielleicht auch für die Seelsorger, diese begrifflichen Hindernisse nicht in Angriff zu nehmen und statt dessen unsere Aufmerksamkeit und Energie auf eher soziologische Notwendigkeiten oder pastorale Initiativen zu lenken, oder sogar eine Wortfindung jenseits unser eigenen Theologie zu betreiben.
Während die Neuevangelisierung notwendigerweise aufmerksam sein muss gegenüber den Zeichen der Zeit und mit einer Stimme reden muss, welche die heutigen Menschen erreicht, so darf sie doch auch nicht die Verwurzelung in der großen lebendigen Tradition der Kirche verlieren, wie sie sich schon in den theologischen Begriffen ausgedrückt hat.
Am Beginn unserer Reflexionen über die Neuevangelisierung scheinen mir einige theologische Grundlagen aus den Lineamenta, dem Instrumentum laboris und viele aus dem Material der Bischofkonferenzen aus aller Welt aufzufallen. Ich möchte vier davon ansprechen.

a) Die anthropologischen Grundlagen der Evangelisierung

Wenn die Säkularisierung mit ihren atheistischen Tendenzen nicht mehr mit Gott rechnet, verändert sich das gesamte Verständnis davon, was Menschsein bedeutet. Deshalb muss die Neuevangelisierung ihre Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Ursprung von menschlicher Würde, Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung richten. Die Tatsache, dass jede Person als Abbild Gottes und ihm ähnlich geschaffen wurde, ist zum Beispiel die Grundlage für die Deklaration von allgemein gültigen Menschenrechten. Wir sehen hier wieder einmal die Gelegenheit, mit Überzeugung einer zweifelnden Gemeinschaft von der Wahrheit und Integrität von Realitäten wie Ehe, Familie, moralischem Naturgesetz und objektiven Gut und Böse zu reden. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 19)
Die Neuevangelisierung muss auf dem theologischen Verständnis beruhen, dass es Christus ist, der dem Menschen den Menschen selbst offenbart, und zwar die wahre Identität des Menschen in Christus, dem neuen Adam. Dieser Gesichtspunkt der Neuevangelisierung besitzt eine handfeste Bedeutung für den Einzelnen. Wenn es Christus ist, der uns offenbart, wer Gott ist, und somit auch, wer wir sind und was uns mit Gott verbindet, dann ist Gott nicht weit weg oder unendlich entfernt. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 19)
Die anzunehmende Grundlage der Neuevangelisierung sollte die natürliche Sehnsucht aller nach Gemeinschaft mit dem Transzendenten - mit Gott - sein. In jedem Menschen findet sich die Grundorientierung auf die Transzendenz und die rechte Lebensführung hin, die in der natürlichen Schöpfungsordnung wurzelt. Der Katechismus der Katholischen Kirche erinnert uns daran, dass die Zehn Gebote selbst ein privilegierter Ausdruck des Naturrechts sind. Die Neuevangelisierung muss von der Überzeugung getragen sein, dass der christliche Glaube einige Einsichten besitzt in die Problematik des Bösen, die Tatsache der Sünde, den Sündenfall und dem Ruf zu einem neuen Leben. Das Böse und die Sünde sind in der Tat Hindernisse für die Frohbotschaft, aber es ist die Frohbotschaft, welche den Sinn des menschlichen Zustandes klärt und damit auch die Möglichkeit eines Lebens, das die angeborenen Begrenzungen der menschlichen Schwachheit überwindet. Letztlich muss die Neuevangelisierung auf der Erkenntnis beruhen, dass wir nur im Licht Jesu Christi voll begreifen, was es bedeutet, Menschen zu sein.

b) Christologische Grundlagen der Neuevangelisierung

Wie schon angemerkt, ist Neuevangelisierung die Wieder-Einführung, die neue Darstellung von Christus. Unsere Verkündigung Christi beginnt allerdings mit einer klaren theologischen Erläuterung dessen, wer Christus ist, seiner Verbindung mit dem Vater, seiner Gottheit und Menschheit und der Tatsache seines Todes und seiner Auferstehung. Im Zentrum unseres christlichen Glaubens steht Christus. Aber der Christus unsere Verkündigung ist der Christus der Offenbarung, der Christus, so wie ihn seine Kirche sieht, der Christus der Überlieferung und nicht der von persönlichen, soziologischen oder abweichenden theologischen Kreationen. Niemand von uns konnte alleine den Geist, das Herz, die Liebe und die Identität Gottes erkennen. Jesus kam, um die Wahrheit zu offenbaren - von Gott und von uns selber. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 18-21)

c) Die ekklesiologischen Grundlagen der Neuevangelisierung

Die Neuevangelisierung muss für eine klare theologische Erläuterung der Heilsnotwendigkeit der Kirche Sorge tragen. Das ist ein delikater Aspekt in unseren Predigten und ist in den Katechesen zu oft vernachlässigt worden. In der heutigen wiederauflebenden Kultur ist das Gefühl weit verbreitet, dass man das Heil jenseits von Kirche erreicht durch eine Beziehung mit Jesus. Wir aber müssen betonen und beweisen, dass Christus jeden Menschen überall, aber in und durch die Gegenwart der Kirche, erreicht. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 35-36)

Die Schrift bietet viele Bilder und Gleichnisse für die Beschreibung von Kirche. Ein Bild davon ist das einer mit Christus und untereinander durch die Taufe verbundenen großen Völkerfamilie. Der heilige Paulus spricht von der Kirche als dem Leib Christi, mit unserem Herrn als dem Haupt und uns als den Gliedern. Im Schreiben an die Gläubigen aus Korinth sagt er: “Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm” (1 Kor 12, 27).
Die Grundlage unserer Bemühungen für die Neuevangelisierung muss die Erkenntnis sein, dass Christus jedem von uns bei der Taufe die Gaben des Heiligen Geistes geschenkt hat. Es ist der Geist, die Seele der Kirche, der uns in eine Einheit zusammenführt, die jede Art von Trennung überwindet. (vgl.1 Kor 12,13). (vgl. Instrumentum laboris Nr. 119)
Die Neuevangelisierung muss von Gottes allgemeinem Heilswillen sprechen und gleichzeitig anerkennen, dass Jesus einen klaren und alleinigen Weg zur Erlösung und Rettung geschaffen hat. Die Kirche ist nicht ein unter vielen gleichberechtigten Wegen zu Gott. Auch wenn Gott will, dass alle gerettet werden, so hat er doch aus seinem allgemeinen Heilswillen heraus Christus gesandt, um uns an Kindes Statt anzunehmen und uns vielleicht ewige Glückseligkeit zu schenken.

d) Soteriologische Grundlagen der Neuevangelisierung

Eingebunden in unser Verständnis der Gegenwart Gottes unter uns heute ist das Bewusstsein dessen, was wir unter seinem Reich verstehen. Im neuen Testament finden wir überall das Reich Gottes. Für Jesus scheint es eine Sorge darzustellen. Vom Beginn seiner Predigttätigkeit an verkündigte er: “das Himmelreich ist nahe” (Mt 4,17). Jesus redete von den Handelnden, der Macht, den Grenzen und der Dauer des Reiches. (Vgl. Instrumentum laboris Nr. 24)
Das Herz des Evangeliums ist das Reich Gottes. Wenn wir ein christliches Leben führen wollen - wenn wir den glaubhaften Anspruch erheben wollen, Jesu Jünger zu sein - dann ist es wesentlich notwendig, dass wir auf das von ihm verkündigte Reich hinschauen.
Auf Erden ist das Reich geheimnisvoll verborgen und kann überall angetroffen werden, aber nur in einer geistlichen Weise. Das Reich Gottes “existiert schon ... [Es] wird am Ende der Zeiten vollendet sein. In der Person Christi ist es gekommen und im Herzen derer, die ihm eingegliedert sind, wächst es geheimnisvoll bis zu seiner endzeitlichen Vollendung”(KKK 865).
So wissen wir also, dass Christus sein Reich auf Erden errichtet hat, auch wenn noch nicht in der Fülle seiner Herrlichkeit. Es ist schon da, aber es ist immer noch am Wachsen: “Am Ende der Zeiten wird das Reich Gottes zu seiner Vollendung gelangen” (KKK 1060). Währenddessen gilt: “Christus der Herr herrscht schon jetzt durch die Kirche” (KKK 680).
Die vier theologischen Grundlagenabschnitte für die Neuevangelisierung zeigen, dass, gleich welche Ergebnisse wir in dieser Synode zu erreichen hoffen und gleich welche pastoralen Ziele wir setzen, um Christus der heutigen Zeit wieder vor Augen zu stellen, wir dabei fest in die biblische Vorstellung verwurzelt sein müssen, dass der Mensch als Abbild Gottes geschaffen ist, als Teil einer Schöpfung, die Gottes Weisheit widerspiegelt und eine natürliche, moralische Ordnung für die menschlichen Handlungen bietet. Diese geschaffene Schönheit zu entstellen ist die Sünde und der Egoismus, der jede nachfolgende Generation gezeichnet hat. Aber Gott hat in diese Welt seinen Sohn gesandt, um uns neues Leben anzubieten. Er hat die Kirche ins Leben gerufen, um seine lebendige und rettende Gegenwart fortzusetzen. Unser Heil ist untrennbar verbunden mit unserer Teilhabe an dem großen Sakrament, das die Kirche ist. Durch sie hoffen wir, das jetzt kommende Reich darzustellen und gleichzeitig unsern Anteil an ihrer Herrlichkeit zu verwirklichen.

6) Die Qualitäten der Träger der Neuevangelisierung

Unter den Qualitäten, die heute von dem Träger der Evangelisierung erwartet werden - und es gibt deren viele, die identifiziert werden können - ragen vier heraus: Kühnheit und Mut, die Bindung an die Kirche, das Gefühl der Dringlichkeit und der Freude (vgl. Instrumentum laboris Nr. 46, Nr. 49, Nr. 168-169).
In der Apostelgeschichte lautet das Wort, das die Apostel nach der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten beschreibt, “mutig”. Petrus wird dargestellt, wie er mutig aufsteht und die frohe Botschaft der Auferstehung verkündigt, später greift Paulus das Thema auf und verkündet mutig das Wort auf unermüdlichen Reisen quer durch die ganze damals bekannte Welt (vgl. Instrumentum laboris Nr. 41).
Heute muß die Neuevangelisierung einen Mut zeigen, der aus dem Vertrauen in Christus geboren ist. Es gibt unzählige Beispiele für stillen Mut: der hl. Maximilian Kolbe, die selige Teresa von Kalkutta, und vor ihnen der selige Miguel Pro und die jüngsten Märtyrer aus Litauen, Spanien, Mexiko und die zeitlich weiter zurückliegenden Bezeugungen durch die Heiligen aus Korea, Nigeria und Japan (vgl. Instrumentum laboris Nr. 128 und Nr. 158).
Wenn von Mut die Rede ist, dann müssen wir auch die Notwendigkeit zu institutionellen Zeugnissen seitens jener Partikularkirchen anerkennen, die sich der Präsenz institutioneller Ausdrücke der Kirche erfreuen, wie Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Dienstleistungen im Sektor des Gesundheitswesen, soziale Dienstleistungen und weitere Formen der Hilfe für die Bedürftigen; es muß anerkannt werden, dass diese institutionellen Ausdrucksformen des kirchlichen Lebens auch Gottes Wort bezeugen sollten.
Die Träger der Neuevangelisierung bedürfen der Bindung an die Kirche, an ihr Evangelium und ihre seelsorgerische Präsenz. Die Beglaubigung dessen, was wir verkünden und die Verifizierung der Wahrheit unserer Botschaft, dass dies die Worte des Ewigen Lebens sind, hängen von unserer Gemeinschaft mit der Kirche und von unser Solidarität mit ihren Hirten ab (vgl. Instumentum laboris Nr. 77f.).
Eine weitere Eigenschaft der Neuevangelisierung und folglich der mit ihr Befaßten ist das Gefühl der Dringlichkeit. Vielleicht sollten wir in der Erzählung des Lukas über den Besuch Marias bei Elisabeth ein Vorbild für unser eigenes Gefühl der Dringlichkeit sehen. Das Evangelium berichtet, wie Maria eilig zu der langen und schwierigen Reise von Nazareth zu einem Dorf auf den Hügeln von Judäa aufbrach. Keine Zeit durfte verloren werden, da ihre Sendung so wichtig war (vgl. Instrumentum laboris Nr. 138 & 149).
Schließlich, wenn wir uns umsehen und das weite offene Feld sehen, das darauf wartet, dass wir die Samen des neuen Lebens aussäen, dann müssen wir das mit Freuden tun. Unsere Botschaft sollte so geartet sein, dass sie andere dazu inspiriert, und freudig auf dem Pfad zu folgen, der zum Reich Gottes führt. Der Träger der Evangelisierung muss sich durch Freude auszeichnen. Wir bringen eine Botschaft großer Freude, Christus ist auferstanden, Christus ist bei uns. Ganz gleich unter welchen Umständen wir leben, unser Zeugnis muss, gemeinsam mit den Früchten des Heiligen Geistes, Liebe, Frieden und Freude ausstrahlen (Gal 5,22).

7) Charismen der Kirche heute, die bei der Neuevangelisierung helfen

Die Probleme der sozialen Gerechtigkeit

Ein Bereich, der eine neue Wertschätzung unseres katholischen Glaubens und Interesse an ihm anzeigt, ist der Wert, den man der sozialen Gerechtigkeit beimißt. Wir sehen, dass die katholische Soziallehre, die im Laufe von mehr als einem Jahrhundert erarbeitet wurde, die Entwicklung der sozialen Gerechtigkeit in großen Teilen der Welt geprägt hat und auch heute noch beeinflußt. Die katholische soziale Gerechtigkeit entwickelte sich nicht aus dem Nichts. In den Jahrzehnten vor der Enzyklika Rerum Novarum wurde der Schauplatz vorbereitet, auf dem sich die Kämpfe für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte abspielen sollten. Mit der Verbreitung von Rerum Novarum im Jahr 1891 wollte die Kirche der schrecklichen Ausbeutung und Armut der Arbeiter am Ende des 19. Jahrhunderts entgegentreten (vgl. Instrumentum laboris Nr. 71, Nr. 123f., Nr. 130).
Es wäre nicht richtig, zu sagen, dass Jesus ein bestimmtes politisches, soziales oder wirtschaftliches Programm vertreten hätte. Er hat allerdings grundsätzliche Prinzipien festgelegt, die jedes gerechte, menschliche, wirtschaftliche oder politische System charakterisierten sollten. Nur durch den Glauben kann man zu der Überzeugung gelangen, dass unser gerechtes Handeln zum Plan Gottes gehört, das Kommen seines Reiches herbeizuführen.
Wenn wir heute die Themen betrachten, die diejenigen einladen, die sich der Kirche entfremdet haben, so kann es uns ermutigen, dass so viele junge Leute den Wunsch verspüren, in den Dienst der Kirche einbezogen zu werden. Für sie stellt die Lehre der Kirche über soziale Gerechtigkeit sowohl eine Offenbarung als auch eine Einladung zu einem erfüllteren Leben innerhalb der Kirche dar.

Neue Gemeinschaften/ Kirchliche Bewegungen

Wir sind nicht die einzigen, die die Aufgabe der Neuevangelisierung in Angriff nehmen. Noch sind wir die ersten, die überlegen, wie diese Aufgabe bewältigt werden soll. Ausdruck dafür, dass die Neuevangelisierung begonnen hat, sind die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften, ein wahrer Segen für die Kirche heute. Dieses Zeugnis für das Wirken des Heiligen Geistes wird ergänzt durch die reichen spirituellen Charismen der alten religiösen Gemeinschaften und Kongregationen, die so treu dafür arbeiten, Zeugnis abzulegen für den Anbruch des himmlischen Königreiches. Sie tun dies durch ihr Engagement dafür, die evangelischen Räte der Vollkommenheit zu leben. Die an viele ergangene Einladung Christi, ihm als Jünger in größerer Nähe nachzufolgen, lebt in der Kirche auf eine ganz besondere Weise im Ordensleben fort (vgl. Instrumentum laboris Nr. 115).
Ich will nicht versuchen, die neuen religiösen Gemeinschaften aufzuzählen, da ich befürchte, ich würde gar zu viele auslassen, die bereits große Früchte tragen. Dasselbe trifft zu für die neuen kirchlichen Bewegungen, wie etwa Comunione e Liberazione, Opus Dei und den Neokatechumenalen Weg, um nur drei davon zu nennen. Sie alle verweisen auf das Wirken des Heiligen Geistes, das die Kirche sich heutzutage denen zuwenden lässt, die sich von ihr entfernt haben.
Eine der Aufgaben, die Teil unseres Bemühens sein könnte, die Kirche in der Arbeit der Neuevangelisierung zu engagieren, könnte darin bestehen, alle neuen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften dazu aufzurufen, ihre Energie und ihre Tätigkeiten stärker ins Leben der Gesamtkirche zu integrieren, vor allem in deren Ausprägung als Ortskirche oder Teilkirche, unter der apostolischen Leitung des Bischofs (vgl. Instrumentum laboris Nr. 116).
Im Verlauf des im September 2011 vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung organisierten Treffens trat ganz klar zutage, dass es viele junge, eifrige Gläubige gibt, die bereits an der Neuevangelisierung mitarbeiten und die sich bereits zu Gruppen zusammengeschlossen haben, die eine stattliche Schar von Bewegungen und Orten umfasst, die eine geistliche Heimat sein können.

Schluss

Zu Beginn unserer Antwort auf den Auftrag unseres Heiligen Vaters, der wünscht, dass sich diese Synode mit der Neuevangelisierung befasst, erscheint es opportun, darauf hinzuweisen, dass uns ein vierfacher Auftrag erwartet:
1) die Unentbehrlichkeit der Evangelisierung zu bekräftigen;2) die theologischen Grundlagen der Neuevangelisierung zu berücksichtigen;
3) die zahlreichen aktuellen Äußerungsformen der Neuevangelisierung zu unterstützen;
4) praktische Wege vorzuschlagen, wie die Neuevangelisierung beispielsweise in den Gemeinden, in der Universitätsseelsorge, in den Organisationen verschiedener Berufsvereinigungen, in der Seelsorge für verschiedene Gruppierungen wie etwa das Militär, das Gesundheitswesen oder soziale Einrichtungen ermutigt, strukturiert und durchgeführt werden kann, aber auch junge Fachleute aller Berufszweige zu ermutigen, sich selbst als die Werkzeuge der Evangelisierungstätigkeit der Kirche zu betrachten. In Anbetracht der Bedeutung der Politik, die ein Spiegel menschlicher Freiheit, menschlicher Würde und der natürlichen Ordnung der Moral ist, sollte auch die kommende Generation jener, die am politischen Leben mitwirken, im Brennpunkt unserer praktischen Betrachtungen stehen.
Es scheint, dass die Überlegungen hinsichtlich der aktuellen Situation, mit der sich die Kirche heute auseinander setzen muss, zu einer Bestätigung ihrer wesentlichen Berufung zur Evangelisierung, zur Anerkennung zahlreicher Faktoren und Instrumente für die Erneuerung sowie zur Präsentation einer praktischen Orientierung und Ermutigung führen sollte.
Diese Synode sollte ein Aufruf an die gesamte Kirche sein, das Leben und die Realität in der Optik der Neuevangelisierung zu sehen, in einer Weise, die betont, dass zahlreiche Gläubige bereits mit einigen ihrer Aspekte vertraut sind, auch wenn sie nicht immer mit dem Namen Neuevangelisierung identifiziert werden.
Nun, wo wir unsere Arbeit beginnen, haben wir guten Grund, dies voller Optimismus und Enthusiasmus zu tun, denn die Samen der Neuevangelisierung, die im Verlauf der Pontifikate Pauls VI., Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. ausgesät wurden, haben bereits zu keimen begonnen. Unsere Aufgabe besteht darin, Wege zu finden, ihr Wachstum zu fördern, zu ermutigen und zu beschleunigen.

[00009-05.56] [NNNNN] [Originaltext: Latin]

AUSSTELLUNG AUS ANLASS DER SYNODENVERSAMMLUNG

Neuevangelisierung, ein Neuanfang unter dem Zeichen des Ursprungs des christlichen Glaubens. Das ist der Sinn der in der Vorhalle der Aula Paul VI. von den Vatikanischen Museen anläßlich der XIII. Ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode vorbereiteten Ausstellung. Drei Funde aus frühchristlicher Zeit werden die Arbeit der Synodenväter und der übrigen Teilnehmer an den Synodensitzungen begleiten. Die historisch und künstlerisch wertvollen Werke kommen aus den Katakomben und zeigen symbolische Darstellungen aus dem frühen Christentum. Sie wurden vom Museo Pio Cristiano ausgewählt, wo sie auch aufbewahrt werden.

[00021-05.04] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

-Nachstehend geben wir eine kurze Beschreibung der ausgestellten Werke:0

Die kleine Statue des Guten Hirten

Ende des 3. - Anfang des 4. Jh.s n. Chr.
weißer Marmor
100x36x27 cm
aus der Calixtus-Katakombe in Rom (vor 1764)
Vatikanstadt, Vatikanische Museen, Museum Pio Cristianoinv. 28590
zum Schutz des Originals wird ein Abdruck aus Marmorharz der Statue ausgestellt

Die kleine Statue des Guten Hirten ist das berühmteste Stück aus der Sammlung von Funden der christlichen Antike, die in den Vatikanischen Museen aufbewahrt werden, und sie gehört zweifellos, tout court, zu den symbolträchtigen Darstellungen des frühen Christentums. Dieses prächtige Monument gehört zu einer Gruppe von Werken, die Papst Klemens XIII. (Rezzonico) (1758-1769) großzügigerweise erwarb und die er der Sammlung frühchristlicher Kunst des Museums für frühchristliche Kunst in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek vermachte, die auf den weitsichtigen Wunsch von Papst Benedikt XIV. (1740-1758), dem Vorgänger von Klemens, gegründet worden war. Zu den Werken, die hier vor allem genannt werden müssen, gehört eine Reihe christlicher Sarkophage aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, die mit Reliefs geschmückt sind. Sie kamen durch den Ankauf des Bildhauers Giuseppe Angelini (1735-1811) in die Bibliothek, den er auf dem Antiquitätenmarkt tätigte, der damals in Rom durch die Funde in den zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert endeckten Katakomben eine Blütezeit erlebte.
Alle Kunstwerke, die im Museum eingegangen sind, wurden ordnungsgemäß restauriert und vervollständigt: die Frontalseiten der mit Bildern geschmückten Sarkophage wurden oft von den intakten Särgen abgetrennt, die - da nicht mit Reliefs versehen - als unnötig betrachtet wurden. So war es auch leichter, sie an den hohen Wänden des Museums zu befestigen. In einigen Fällen waren die “Restaurierungen” eigentlich vollkommene Neuüberarbeitungen, was so weit ging, dass die ursprünglichen Charakteristiken nicht mehr zu erkennen waren; ja, manchmal veränderte sich sogar das Aussehen der Kunstwerke, was auch ihre ursprüngliche Bestimmung entstellte, wie im Fall der Werke, von denen hier die Rede ist.
Wenn man die Arbeitsweise Angelinis verstehen will, sollte man lesen, was er selber auf die Rechnungen geschrieben hat, die er zum Erhalt seiner Vergütung vorlegte: “Ein mir zugestelltes Basrelief-Fragment, das die Figur des Guten Hirten darstellt, wurde von mir restauriert [...], und nachdem die Modelle gutgeheißen worden waren, wurden die Arbeiten am Marmor ausgeführt, der dabei auf eine kleine Figur von einer Größe von 4 1/2 Zoll reduziert wurde. Für diese Arbeiten werden 100 Skudi geschuldet” (Vatikanisches Geheimarchiv, EDV-Archiv 309, Reg. 216 (Jahr 1764), S. 2). Wie man also bei aufmerksamer Lektüre erkennen kann, war unser “Guter Hirt” in Wahrheit eigentlich keine Statue, sondern ein “Basrelief-Fragment”, dessen Form “auf eine kleine Figur reduziert wurde”, eine Rundplastik, die ca. einen Meter hoch war. Wenn man sich die Figur genauer ansieht und dabei das weglässt, was hinzugefügt wurde, kann man ihren zweidimensionalen Umriss bewundern, der ihrem Ursprung als “Basrelief” - oder genauer gesagt: Hochrelief - entspricht. Ähnliche Beispiele erlauben es uns heute, das ursprüngliche Aussehen des Fundstückes zu rekonstruieren, welches eben das Fragment eines monumentalen, wahrscheinlich strigilierten Sarkophags war.

Doch auch wenn die romantische Figur der Statue so aus unserer Vorstellung verschwunden ist, darf der ikonographische Wert dieses Kunstwerks auf gar keinen Fall geschmälert werden. Die Darstellung eines Hirten mit einem Schaf auf den Schultern, wie man es aus allgemeinen Schäferszenen kennt, war in der Kunst des Altertums ein oft verwendetes Motiv, das mit einer Vielzahl positiver Themen in Verbindung gebracht wurde, deren bedeutendstes die Philantropie (lateinisch: humanitas) zu sein scheint: so geleiteten der römische Gott Merkur, aber auch der Held Herkules, die Seelen der Verstorbenen ja auch tatsächlich ins Jenseits, indem sie sie auf ihren Schultern trugen, wie es eben ein Hirte mit seinen Schafen tut. Bilder von Schafträger-Hirten (griechisch: “die einen Widder tragen”) waren daher im römisch-griechischen Altertum häufige künstlerische Ausdrucksformen, verstanden als tugendhafte Personifizierungen der Güte gegenüber dem Menschengeschlecht. Die Christen der ersten Jahrhunderte fanden es ganz natürlich, diese künstlerischen Bilder zu benutzen, um dadurch einen neuen Inhalt zu vermitteln: die Offenbarung Jesu, des Guten (und schönen) Hirten, gemäß den Worten des Johannes. Das im Evangelium verwendete Bild vom Hirten erinnert wiederum an eines der bedeutendsten Themen der jüdischen Bibelkultur. So gibt sich Gott selbst im Alten Testament seinem Volk als Hirte zu erkennen (vgl. Ez 34; Ps 23), und die Propheten verheißen, dass er seinem Volk einen Hirten seiner Wahl erwachsen lassen wird, der den bezeichnenden Namen David trägt, der das Königtum des Messias zum Ausdruck bringt: “Ich setze für sie einen einzigen Hirten ein, der sie auf die Weide führt, meinen Knecht David. Er wird sie weiden und er wird ihr Hirt sein. Ich selbst, der Herr, werde ihr Gott sein und mein Knecht David wird in ihrer Mitte der Fürst sein” (Ez 34, 23-24). Wenn sich Jesus als “Guter Hirt” definiert, macht er also seine messianische Identität und seine Gotteskindschaft geltend und gibt sich als derjenige zu erkennen, der das Volk dem Neuen Bund zuführt.

Die Kirchenväter greifen bei der Erklärung der tiefen Bedeutung dieses außerordentlichen antiken Symbols, das wir schlicht den “Guten Hirten” nennen, vor allem auf Ausdrücke wie Abstieg und Aufstieg zurück, wie man von jenem “keuschen Hirten” ableiten kann, “der Schafherden weidet auf Berg und Tal” und als dessen Schüler sich Abercius in der berühmten Inschrift zu erkennen gibt. Der Abstieg ins Tal wird so zum Symbol der Menschwerdung Jesu: “ein außerordentlicher Abstieg, bedingt durch ein Übermaß an Liebe zu den Menschen, um - wie es in dem geheimnisvollen Wort der Heiligen Schrift heißt -, die von den Bergen herabgestiegenen “verlorenen Schafe des Hauses Israel” zurückzuführen” (Origenes, Contra Coelsum, 4,17). Der Abstieg (griechisch: katàbasis) des Hirten wird zum Bild seiner kénosis, also seiner “Erniedrigung”, “Demütigung”: Er - so sagt Paulus - “war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz” (Phil 2,6-8). Wie Origenes im Orient, so greift auch Irenäus von Lyon (Ende des 2. Jahrhunderts) das synoptische Gleichnis vom “Guten Hirten”, also vom verlorenen Schaf wieder auf (vgl. Mt 18, 12-14; Lk 15,3-7). “Der Herr ist gekommen, um das Schaf zu suchen, das sich verirrt hat, und es ist der Mensch, der sich verirrt hatte” (Demonstratio apostolicae praedicationis, 33). Aber der “Abstieg” des göttlichen Hirten ist in seiner Menschwerdung auch der Abstieg in den Tod, die äußerste Vollendung seiner kénosis: das Gleichnis vom verlorenen Schaf wird also auch als “Gleichnis der Passion” verstanden (Pseudo-Cyprian, De centesima, 10), indem es darauf verweist, dass Christus, als er gestorben ist, “in die Tiefen der Erde hinabstieg, um dort das verlorene Schaf zu suchen” (Irenäus, Contra haereses, 3, 19, 3). Und doch ist es gerade Irenäus, der, ein Bild aus dem Hebräerbrief wiederaufgreifend (“er hat den erhabenen Hirten seiner Schafe von den Toten heraufgeführt”: 13,20), die reiche Symbolik des Hirten zur Vollendung bringt und seinen letztendlichen Aufstieg (griechisch: anábasis) herausstellt, sein Auferstehen von den Toten: “nachdem er für uns in die Tiefen der Erde hinabgestiegen ist, um dort das verlorene Schaf zu suchen [...], steigt er in die Höhe empor, um Seinem Vater den so wiedergefundenen Menschen darzubringen und zu schenken” (Contra haereses, 3, 19, 3). Und Origenes schließt: “Wegen eines einzigen Schafes, das sich verirrt hat, ist er auf die Erde herabgestiegen; er hat es gefunden; hat es auf seine Schultern genommen und in den Himmel zurückgebracht” (In Josue, 7, 16).
Das ist also der Bedeutungsreichtum, der sich hinter dem Hirten verbirgt, der ein Schaf auf den Schultern trägt. Und das ist auch der Grund, warum das heidnische Symbol der Menschenliebe so gut die Menschenliebe Gottes zum Ausdruck bringen konnte, die sich in Christus offenbart: “Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16). Es ist also nicht wichtig zu klären, ob die Schafträger-Hirten, die uns durch einen kulturell und spirituell so bedeutenden Moment der Geschichte überliefert wurden, wie es das 3. Jahrhundert war, tatsächlich in einem christlichen Ambiente entstanden sind oder nicht: wenn wir uns von den biblischen und patristischen Schriften leiten lassen, können wir in jedem Fall, und ohne Furcht, zu irren, den wahren Hirten erkennen, von dem sie uns erzählen. Manchmal ist diese Identifikation jedoch leichter, z. B. dort, wo die inzwischen idealisierte Gestalt des Hirten die Züge des Apollo angenommen hat, trügerischer Gott der Schönheit und der Wortgewandheit, der sich jedoch - wie in diesem Beispiel, das das berühmteste von allen ist -, dank der bereits gepriesenen Ausdrucksfreiheit, dazu anbietet, ein antikes biblisches Bild veranschaulichen soll, das sich auf den Messias bezieht: “Du bist der Schönste von allen Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich für immer gesegnet” (Ps 45,3).

Umberto Utro
Vatikanische Museen

[00018-05.17] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

Sarkophagfront mit einer Darstellung des Guten Hirten und des Apostelkollegiums

ca. 375-400 n. Chr.
cm 60 x 221 x 11
Coemeterium der heiligen Cyriaka (oder San Lorenzo?); anschließend in der Basilika Sankt Laurentius vor den Mauern; dann in Santa Maria Nuova (S. Francesca Romana); ab 1757 im Museo Cristiano von Benedikt XIV.; seit 1854 im Museo Pio Cristiano
Vatikanstadt, Vatikanische Museen, Museo Pio Cristiano
Inv. 31534 (Ex 177)

Die große Sarkophagfront, erhalten ohne Deckel und die restlichen Sarkophagseiten, ist ganz mit Reliefs geschmückt: in der Mitte befindet sich eine Darstellung Jesu als “Guter Hirte” mit apollinischen Gesichtszügen und einem Heiligenschein. Er ist dabei, ein Lamm zu seiner Rechten zu streicheln. Rechts und links von ihm stehen jeweils sechs mit Tunika und Pallium bekleidete Männer in verschiedenen Haltungen: Es sind die Apostel, unter denen man die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus an ihren charakteristischen Gesichtszügen erkennt. Zu Füßen der Dargestellten befinden sich sechs Lämmer, einschließlich des Lammes zur Rechten Christi. An beiden Seiten des Bildes kümmern sich in ländlicher Umgebung zwei andere Hirten (ohne charakteristische Gesichtszüge) um weitere Schafe.
Der Sarkophag ist ein wertvolles Beispiel für die römische Kunst unter Kaiser Theodosius (379-395). In dieser Zeit entstand eine ganze Reihe von auserlesenen Werken der Bildhauerkunst, die immer mehr darauf abzielte, das neue Bewusstsein der kirchlichen Gemeinschaft im Bild darzustellen: diese war nach der Konstantinischen Wende am Ende des Jahrhunderts, zum einzigen vom Staat anerkannten religiösen Bezugspunkts geworden (Edikt von Thessaloniki 380). So sind auf den Sarkophagvorderseiten immer häufiger Szenen zu finden, die Christus als König darstellen, der von Aposteln und Würdenträgern umgeben ist. Die eindringlichen Bilder der
Maiestas Domini und der Traditio legis verbreiten sich immer mehr. Die in die dekorativen Teile eingelassenen biblischen Szenen mit Triumphcharakter werden größer dargestellt: darunter zum Beispiel der Einzug in Jerusalem, Jesus vor Pilatus (als Christus sich als wahrer König offenbart), die Heilung des Lahmen am Teich Betesda (mit Christus als Thaumaturg in der Mitte) oder der eindrucksvolle Durchzug durch das Rote Meer (mit Mose als Vorläufer für Christus, den Führer und Retter des neuen Volkes). Doch abgesehen von dem sozialen Träger, ist es das immer tiefer und systematischer werdende theologische Denken der Gemeinschaft selbst, das in den von ihrem Ambiente gefertigten Kunstwerken zum Ausdruck kommt. So kann diese Sarkophagfront auch als eine in Bildern verfasste Abhandlung der Christologie und Ekklesiologie des späten IV. Jahrhunderts gesehen werden, die wir hier kurz darstellen wollen.
Zunächst zur Gestalt des Hirten: Schon zwischen der Mitte des III. Jahrhunderts und Anfang des IV. Jahrhunderts bevölkerten Hirtenszenen sowie das schon von den Heiden verwendete Bild des Hirten criòforo (“der ein Schaf trägt”) die christlichen Sarkophagfronten, um die Gestalt des Guten Hirten (vgl. Joh 10,11) aus dem Evangelium darzustellen - in einem überraschend natürlichen interkulturellen Übergang vom Heidentum ins Christentum. Die Ausdrucksfreiheit nach der Konstantinischen Wende hatte zum allmählichen Verschwinden des Bildes geführt. Man bevorzugte jetzt ausdrücklich Szenen mit den Wundern Christi, die die rettende Macht des Erlösers besser zum Ausdruck brachten. Im vorliegenden Fall dagegen kehrt die Darstellung Christi als Guter Hirte zurück in den Mittelpunkt der Darstellung. Seine göttliche Natur offenbart sich in seinen Gesichtszügen, die dem trügerischen Gott der Schönheit und Redegewandtheit entlehnt sind, und in dem runden Heiligenschein, der gerade in jenen Jahren aus der heidnischen Ikonographie übernommen wurde. Die Figur des Hirten muß aber verstanden werden in Bezug auf das ihn umgebende Apostelkollegium. Es handelt sich dabei um eine überraschende ikonographische Zusammenstellung: Die Zwölf tragen der Tradition entsprechend prunkvolle Gewänder und sind mit der Geste der Akklamation oder adlocutio dargestellt oder einfach mit einer Schriftrolle in der Hand. So zeigen sie sich als discipuli, die mit ihrem magister einen Dialog führen. Aber gerade hierin liegt das Überraschende: Während der Meister auf anderen Sarkophagdarstellungen normalerweise ein ebenso vornehmes und faltenreiches Gewand trägt, ist er hier in der Bekleidung eines einfachen Hirten dargestellt, mit der kurzen Tunika und einem Umhang über der Schulter. Zudem streichelt er das erste der zwölf Lämmer, die zu Füßen der Apostel dargestellt sind: Es handelt sich bei ihnen um nichts anderes als die Darstellung der Apostel selbst, in einer der wahrscheinlich am weitesten verbreiteten “zoomorphen Ersetzungen” der frühchristlichen Kunst, die biblische Gestalten symbolisch als Tiere darstellen (man denke an Jesus als Fisch oder Lamm; an die Apostel als Lämmer oder in anderen Fällen als Tauben, etc.). Gewöhnlich wendet sich die Reihe der Lämmer/Apostel allerdings einem Lamm, Christus, in der Mitte zu, das, so wie in vielen bekannten Bildern, auf dem Berg der Geheimen Offenbarung dargestellt ist. Auf unserem Sarkophag hat man also zwei unterschiedliche ikonographische Typologien miteinander verschmolzen: das Apostelkollegium, bei dem ein Philosoph als Lehrer den Vorsitz führt, und die Lämmer/Apostel, die sich dem Lamm/Christus zuwenden. Das begriffliche Bindeglied dieser einzigartigen Doppelkomposition liegt in der Gestalt im Zentrum: die johanneische Theologie des Guten Hirten, Grundlage eines großen Teils des christologischen Denkens im frühen Christentum, verbindet sich hier mit einer ekklesiologischen Überlegung zum Apostelkollegium und dem pastoralen Dienst in der christlichen Gemeinde im späten IV. Jahrhundert: Die Apostel haben die Aufgabe, die ihnen vom Herrn anvertraute Herde zu weiden (vgl. 1 Petr 5,2), indem sie die Gläubigen in der Wahrheit seines Evangeliums unterrichten. Zugleich aber ist es wahr, dass dieses pastorale
munus abgeleitet ist aus der Bestimmung Jesu selbst, des “obersten Hirten” (1 Petr 5,4), des Guten Hirten, der im Zentrum, das heißt als Haupt, dieses Kollegiums dargestellt ist. In diesem Zusammenhang kann man in der Geste der Zärtlichkeit, die Jesus dem Lamm (das Petrus entspricht) zu seiner Rechten erweist, ein Echo der Worte des Auferstandenen zu ihm sehen: “Weide meine Lämmer!” (Joh 21,15-17). Auf Petrus, den Führer der Apostel - als den ihn das Evangelium an mehreren Stellen zeigt und wie es auch die Ikongraphie unterstreicht, indem sie ihn als ersten zur Rechten Christi darstellt - wird ausdrücklich hingewiesen als Lamm/Hirte der anderen Lämmer/Hirten, seiner Gefährten. Es ist nicht weit hergeholt hierin einen Bezug zur immer klarer festgelegten hierarchischen Struktur der Kirche in dieser Zeit zu sehen und zu einem Bewusstsein vom Vorrang des “Apostolischen Stuhles” von Rom, das gerade von den beiden Päpsten der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts unterstützt wurde, von Damasus (366-384) und Siricius (384-399).
Man beachte schließlich auch die Gegenwart des heiligen Paulus auf der linken Seite Christi, der in der Ikonographie mittlerweile den Verräter-Apostel abgelöst und sich im kirchlichen Bildgedächtnis gegenüber dem Matthias aus der Apostelgeschichte durchgesetzt hatte (vgl. Apg 1,26). So wurde er in den bildlichen Darstellungen definitiv zur symmetrischen Entsprechung des heiligen Petrus, wie dies schon in den Szenen der Maiestas und der Traditio der Fall gewesen war (so sollte der apostolische Ursprung der Kirche Roms, Ort des Martyriums der beiden Apostel, bekräftigt werden, aber ebenso die Einheit der westlichen und östlichen Seele der Christenheit).
Die Hirten, die an beiden Enden der Sarkophagfront die Schafe streicheln, schließen die Darstellung ab (auch als ikonographisches Pendant zu Christus/zum Hirten in der Mitte) und sind zugleich der letzte Interpretationsschlüssel für die beiden Apostelreihen: diese sind in der Tat “gesandt” ( wie ihr Name sagt), sein Volk liebevoll zu weiden. Sie hören von ihrem großen “Hirten” die Aufforderung, die den Schluss des Matthäusevangeliums bildet: “Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. [...] Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,16-20).

Umberto Utro
Vatikanische Museen

[00019-05.16] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

Sarkophagfragment mit der Darstellung Christi und der Evangelisten in einem Boot

ca. 325-350 n. Chr.
weißer Marmor
20 x 46 x 7,5 cm
unbekannte Herkunft; in der Folgezeit in Spoleto, Ortsteil Apostoli, wiederverwendet als Wandelement; erworben durch G. B. De Rossi und schließlich im Jahr 1931 dem Museo Pio Cristiano vermacht durch Natalia Ferraioli de Rossi
Vatikanstadt, Vatikanische Museen, Museo Pio Cristiano
Inventarnummer 31594

Dieses kleine, von einem Sarkophagdeckel vom Anfang des 4. Jahrhunderts stammende Fragment ordnet sich ein in die große Reihe von Seedarstellungen der antiken griechisch-römischen Kunst, die zur Dekoration von Sarkophagen sehr beliebt waren. Man kann ein Schiff mit schlankem Bug und niedrigem Schiffskörper erkennen, das von einem Steuermann mit üppiger Mähne und prächtigem Gewand gelenkt wird, während drei nur mit Lendenschurz bekleidete Ruderer seine Befehle ausführen. Das Boot gleitet über ein von starken Wellen bewegtes Meer, während zur Rechten gerade noch ein kleiner Rest des Unterbaus eines Leuchtturms zu sehen ist. Inschriften, die in der Art von Bildunterschriften neben den Gestalten angebracht sind, klären über deren Identität auf: der Steuermann auf der rechten Seite ist
Iesus Christus - seine Identität konnte bereits aus der Ikonographie der apollinischen Gesichtszüge erahnt werden, auch wenn sie teilweise beschädigt sind - die Ruderer hingegen stellen, von links nach rechts gehend, Marcus, Lucas und [Io]hannes dar, die Namen von drei Evangelisten, die logischerweise jenseits der Bruchstelle auf die Präsenz des vierten Evangelisten, nämlich Matthäus, schließen lassen.

Die generische Schiffsdarstellung, die auf zahlreichen antiken Sarkophagen und Inschriften erscheint, erhält folglich auf diesem Fragment ihre wahrste Identität: sie verkörpert in der Tat die Kirche, die, ganz wie das Schiff in der Episode von der Stillung des Seesturms (vgl. Mt 8,23-27 und Parallelstellen), “auf dem Meer der Welt von den Wogen der Verfolgungen und der Versuchungen hin- und hergeworfen wird, während der Herr in seiner Geduld zu schlafen scheint, bis zum letzten Augenblick, in dem er, da er durch die Gebete der Heiligen geweckt wird, die Welt bezähmt und den Seinen den Frieden wiedergibt” (Tertullian, De Baptismo, 12,8). Der Verfasser der Pseudo-Klementinen bekräftigt am Anfang seiner Homiliae, und zwar im Brief an Jakobus (1,14), daß “der gesamte Leib der Kirche einem großen Schiff ähnelt, das während eines gewaltigen Sturmes Männer befördert, die aus weiter Ferne kommen.” Er präzisiert auch, daß Christus der Steuermann dieses Schiffes ist - gerade so, wie wir es gut auf unserem Fragment sehen können -, der Bischof sitzt im Ausguck, während die Diakone, die Priester und Katechisten die Ruderer sind. Auch Hippolyt von Rom greift (in De antichristo, 59) diesselbe Analogie wieder auf, indem er unterstreicht, daß “das Meer für die Welt steht, die Kirche, gleich einem Schiff, von den Strömungen hin- und hergeworfen, aber nicht überwältigt wird, da sie einen erfahrenen Steuermann an Bord hat, nämlich Christus”, während “sie als Steuerruder die beiden Testamente hat.”
Andere Väter betonen die Bedeutung der unterschiedlichen Teile dieses Schiffes, wobei sie sich vor allem auf den Hauptmast beziehen, der durch seine Form das Kreuz symbolisiert; es ist uns allerdings wichtig, den von Hippolyt vorgeschlagenen Bezug auf die Heilige Schrift und die Bedeutung, die Klemens im Hinblick auf die Zusammensetzung der Schiffsbesatzung den Katchisten beimißt, zu unterstreichen:in der Tat unterweisen Letztere die Gläubigen im Glauben, vor allem über die Heilige Schrift und die Evangelien, und sie sind die wahren Protagonisten der Ausbreitung und des Verständnisses der “Frohen Botschaft” des Heils.
Die Evangelisten, die das von Christus gesteuerte Boot antreiben, können gar nicht anders als sich auf die Einladung beziehen, die Jesus am Ende der biblischen Erzählung an die Seinen richtet: “Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet” (Mk 16,15); “Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes” (Mt 28, 19).
Das von den Evangelisten angetriebene und von Christus zum Hafen des Heils geleitete Schiff stellt schließlich auch ein wirksames Bild der unaufhaltsamen Verbreitung der christlichen Botschaft dar (auf Griechisch: des
ng1033 kérygma), jenes euanghélion, der Frohen Botschaft, die, wenn sie angenommen wird, zum Heile führt (durch die Taufe als Zugang zum neuen Leben), und die sich, dank der engmaschigen Verbreitung der Evangelientexte gerade über die Seewege an allen Ufern der antiken Welt ausgebreitet hat.

Umberto Utro
Vatikanische Museen

[00020-05.06] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

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