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SYNODUS EPISCOPORUM
VERLAUTBARUNGEN

XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DER BISCHOFSSYNODE
7.-28. OKTOBER 2012

Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens


Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch.
Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.


Deutsche Fassung

 

05 - 08.10.2012

INHALT

- ZWEITE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 8. OKTOBER 2012 - NACHMITTAG)
- ERRATA CORRIGE

ZWEITE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 8. OKTOBER 2012 - NACHMITTAG)

- BERICHTE AUS DEN KONTINENTEN
- WORTBEITRÄGE IN DER SYNODENAULA (BEGINN)

Heute um 16.35 Uhr hat in Gegenwart des Heiligen Vaters mit dem Gebet des “Adsumus” die Zweite Generalkongregation begonnen. In der Synodenaula wurden die Berichte aus den Kontinenten sowie die ersten Wortbeiträge der Synodenväter zum Thema: “Die neue Evangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens” verlesen.

Turnusmäßiger delegierter Präsident:S. Em. Kardinal John TONG HON, Bischof von Hong Kong (CHINA).

Darauf folgten die freien Wortbeiträge der Synodenväter.

An dieser Generalkongregation, die um 19.00 Uhr mit dem
Angelusgebet beendet wurde, haben 256 Synodenväter teilgenommen.

BERICHTE ÜBER DIE KONTINENTE

- Für Europa: Kardinal Péter ERDŐ, Erzbischof von Esztergom-Budapest, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (C.C.E.E.) (UNGARN)
- Für Afrika: Kardinal Polycarp PENGO, Erzbischof von Dar-es-Salaam, Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars (S.C.E.A.M. - S.E.C.A.M.) (TANSANIA)
- Für Amerika: S.Exz. Carlos AGUIAR RETES, Erzbischof von Tlalnepantla, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident des Rates der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (C.E.L.AM.) (MEXIKO)
- Für Asien: Kardinal Oswald GRACIAS, Erzbischof von Bombay, Generalsekretär der Vereinigung der asiatischen Bischofskonferenzen (F.A.B.C.) (INDIEN)
- Für Ozeanien: S.Exz. John Atcherley DEW, Erzbischof von Wellington, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident der Föderation der Katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (F.C.B.C.O.) (NEUSEELAND)

Im Folgenden veröffentlichen wir die Berichte über die Kontinente:

- Für Europa: Kardinal
Péter ERDŐ, Erzbischof von Esztergom-Budapest, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (C.C.E.E.) (UNGARN)

1. Europa muss evangelisiert werden. Das ist notwendig. Dem Thema Europa wurden schon zwei Sonderversammlungen der Bischofssynode gewidmet, die erste nach dem Fall der Mauer in Berlin, in einem Klima der Begeisterung, die zweite 1999, kurz vor dem Großen Jubiläum. Die Ergebnisse dieser letzten Versammlung wurden im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben “Ecclesia in Europa” des seligen Johannes Paul II. zusammengefasst. Inzwischen sind fast dreizehn Jahre vergangen. Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Wurden die Probleme gelöst? Oder sind sie sogar noch größer geworden?
2. Zu den Sorgen des großen Papstes Johannes Paul II. gehörten die Anzeichen für “den Verlust des christlichen Gedächtnisses und Erbes” (Ecclesia in Europa, 7). Diese Tendenz ist in den letzten Jahren noch stärker geworden. Trotz einiger positiver Erfahrungen breitet sich in weiten Teilen des Kontinents eine immer größere Ignoranz in Fragen des christlichen Glaubens aus. Viele Medien stellen den christlichen Glauben und seine Geschichte häufig in diffamierender Weise dar und verbreiten so in der Öffentlichkeit falsche Informationen über den Inhalt unseres Glaubens und das Leben der Kirche. Auch unsere Katechese, vor allem die, die in staatlichen Instituten erfolgt, stößt an Grenzen. Vor einigen Jahren wurde vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eine Untersuchung in Auftrag gegeben über die juristische, statistische, kirchliche und kulturelle Situation des Religionsunterrichts in allen Ländern des Kontinents. Aus dieser ging hervor, daß in den öffentlichen Schulen vieler Ländern ein Unterricht über die Religion oder die Religionen möglich ist, aber nicht über die katholische Religion. Solch ein sogenannter neutraler Religionsunterricht birgt jedoch die Gefahr einer Erziehung zum Synkretismus und Indifferentismus.
3. Die Entchristianisierung wird noch unterstrichen durch juristische, manchmal auch physische Angriffe gegen die sichtbarer Kundgebung des Glaubens.
Die europäische Informationsstelle für die Intoleranz gegenüber Christen verzeichnete viele Fälle von Diskriminierung und Gewalt gegen Christen in fast allen europäischen Ländern. Es passiert nicht selten, daß auch die Gerichte den christlichen Opfern dieser Ungerechtigkeit die Hilfe verwehrt. Die überwältigende Mehrheit von Gewalttaten und Diskriminierungen wegen religiöser Zugehörigkeit richten sich in Europa gegen Christen, vor allem gegen Katholiken.
4. Die Entchristianisierung ist nicht nur eine spontane Entwicklung. Das Apostolische Schreiben “Ecclesia in Europa” begrüßte noch “mit Genugtuung alles, was getan wurde, um die Bedingungen und Modalitäten zur Achtung der Menschenrechte präzise darzulegen” (Nr. 12). Heute betrachten wir dagegen mit Sorge das Entstehen von sogenannten “Menschenrechten der dritten und vierten Generation”. Diese haben keine klaren Bindungen mehr an die menschliche und christliche Weltanschauung oder an die objektive Sittenordnung, so wie sie sich auch in den Kategorien des Naturrechts zum Ausdruck kommt. Oft ist ihre Grundlage rein menschlich- positivistisch, so als wäre der Mensch mit seinen eigenen Anschauungen und Wünschen sogar von der Realität selbst unabhängig.
Der “Verlust der Erinnerung des Christentums” geht einher mit anthropologischen Veränderungen, die aus einer audio-visuellen Kultur resultieren, welche klare Begriffe und logische Überlegungen schwächen.5. Dieser Prozeß stellt auch für die Zivilgesellschaft ein großes Risiko dar. “Ecclesia in Europa” (Nr. 12) erkennt als positives europäisches Phänomen die “Bedeutung an, die dem Recht zuerkannt wird”. Leider muß konstatiert werden, dass der Rechtsstaat in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern schwächer geworden ist. Die Politiker wurden vor allem durch die Finanzkrise dazu gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen, die dem Willen ihrer Wähler diametral entgegenlaufen. Die Bevölkerung hat oft den Eindruck, dass die traditionelle Demokratie an Bedeutung verliert.
Es manifestieren sich auch die Anzeichen einer Illusion, derzufolge es angeblich möglich ist, die Gesellschaft mit Hilfe der Massenmedien und der Wirtschaft zu regieren, wobei man völlig auf und Moral verzichtet.
6. Die Bevölkerung Europas hungert und dürstet nach Hoffnung, gerade auch aufgrund des Bevölkerungsrückgangs und der Überalterung der Bevölkerung - ein Phänomen, das vor zwei Jahren vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen untersucht wurde -, und aufgrund der Wirtschaftskrise und des Schwächerwerdens der kulturellen und religiösen Identität.
Die Weltjugendtage von Köln und Madrid haben ebenso wie die Pastoralbesuche des Heiligen Vaters in verschiedenen Ländern ein großes Zeichen der Hoffnung dargestellt und eine außerordentliche missionarische Wirkung gezeitigt. Die Massenbewegung, die Teilnahme der Massenmedien, die Großveranstaltungen haben das Herz der Menschen erreicht, die vor allem auf diese Kommunikationsweise ansprechen. Ihre Auswirkungen sind nicht flüchtiger Natur. Bei diesen Anlässen haben zahlreiche Teilnehmer sogar ihre Berufung als Priester oder Ordensangehörige erfahren. Auch einige Bischöfe kehrten von diesen Begegnungen zutiefst bewegt wieder nach Hause zurück.
Die Stadtmission, die in zahlreichen europäischen Großstädten organisiert wurde, versuchte, dieser Hoffnung Gewicht zu verleihen. “Wer läßt uns Gutes erleben?” (Ps 4,7) - so lautete das Motto, unter dem die Mission in Paris stand. “Es gibt eine Hoffnung für deine Nachkommen”
(Jer 31,17), so haben wir auf der Mission von Budapest gehört. Diese Missionen verzeichneten dauerhafte Ergebnisse: einmal abgesehen von der zahlreichen Kontaktaufnahme mit den ungläubigen Komponenten der Gesellschaft, hat eine sogeartete Erfahrung vor allem den Gemeinden dabei geholfen, ihre Berufung zur Evangelisierung der nicht praktizierenden, aber auch der ungläubigen Menschen zu erneuern. Seit dem vergangenen Jahr, als wir, mit Hilfe des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, in 12 europäischen Städten wieder eine große Evangelisierungskampagne organisiert haben, konnten wir zu unserer Freude den Unternehmungsgeist zahlreicher Gemeinden feststellen. Um auf die Krise der Familien zu reagieren, hat man sogar im Namen der Gemeinde, im Auftrag des Bischofs, alle katholischen Familien zu Hause besucht. Zahlreiche Laien besuchen nun, als Folge dieser Evangelisierung, den Katechismusunterricht.
7. Anzumerken ist auch die wertvolle Rolle, die einige geistliche Bewegungen gespielt haben, die bereits in “Ecclesia in Europa” (Nr.15) erwähnt wurden. Sie sind ein wahrer Segen für die Kirche, sofern es ihnen möglich ist, der postmodenen Versuchung zu widerstehen, sich mit außergewöhnlichen Gefühlen und Wahrnehmungen zufriedenzugeben. Die aktive Präsenz von Personen in der Mission, die aus anderen Ländern und aus anderen Kontinenten stammen, ermutigt die europäischen Gläubigen sehr.
8. Ein weiteres Zeichen der Zeiten, das gerade in Europa äußerst vielversprechend ist, besteht in der zunehmenden freiwilligen Mitarbeit in den Gemeinden, vor allem im Bereich der Caritas. Vor allem Pensionäre in der Altersstufe zwischen 65 und 75 Jahren zeigen eine rührende Großzügigkeit und tragen dazu bei, die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken.
9. Leider sind in Europa weiterhin nationale und ethnische Spannungen vorhanden. Ungeklärte Fragen auf dem Balkan, die prekäre Lage der Katholiken in Bosnien, die verschiedenen Konflikte, die mit dem Phänomen der Immigration aus Osteuropa verbunden sind, verlangen nach einem ausgewogenen Zeugnis und manchmal nach einem geduldigen Dienst seitens der Kirche.
Danken wir der Göttlichen Vorsehung dafür, dass in den letzten Jahren trotz der erwähnten Probleme die Versöhnung unter den europäischen Staaten Fortschritte gemacht hat. Ermutigt durch Seine Heiligkeit Benedikt XVI. haben die Bischofskonferenzen der Slowakei und Ungarns im Jahr 2006 einen Versöhnungsvertrag unterzeichnet. Ihre Geste möge als Vorbild für die Gesellschaft beider Länder dienen. Ein weiteres mutiges Ereignis hat vor wenigen Monaten stattgefunden. Der orthodoxe Patriarch von Moskau und ganz Rußland, Kyrill, hat in Warschau gemeinsam mit dem Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz ein Versöhnungsdokument unterzeichnet. Darin bekräftigen die unterzeichnenden Parteien auch ihre gemeinsame Absicht, die menschlichen und christlichen Werte in Europa zu verteidigen und ihre Annahme zu fördern.
10. In diesen Kontext ordnen sich die jüngsten ökumenischen Ergebnisse ein. Trotz der Tatsache, daß einige neue Gemeinschaften sehr stark antikatholisch eingestellt sind und daß andere christliche Sphären versuchen, ihre Identität durch Angriffe auf die katholische Kirche zu stärken, wächst die praktische allgemeine Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in Europa. Ein Zeichen hierfür ist das Europäische Katholisch-Orthodoxe Forum, das sich mit aktuellen Fragen zur Moral und zur Soziallehre befasst. Die Begegnungen mit den Vertretern aller orthodoxen Kirchen haben weite Übereinstimmung im Hinblick auf die Familie und das Leben zum Ausdruck gebracht, ebenso wie zu den Kriterien für das Verhältnis zwischen Staat und Kirche und zur Wirtschaftskrise. Auch mit den protestantischen Gemeinschaften wächst in Europa der Geist der Brüderlichkeit und der Solidarität.
11. Darüber hinaus wächst unter den katholischen Bischöfen des lateinischen und des orientalischen Ritus das Bewußtsein der Einheit, der Brüderlichkeit und der wahren Gemeinschaft.
Wir erflehen daher das Licht des Heiligen Geistes für die Arbeiten dieser Synode und für die ganze Neuevangelisierung. Selige Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, bitte für uns!

[00013-05.10] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

- Für Afrika: Kardinal Polycarp PENGO, Erzbischof von Dar-es-Salaam, Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars (S.C.E.A.M. - S.E.C.A.M.) (TANSANIA)

Ich spreche im Namen des Symposiums der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars (SECAM).
Seit den frühen Anfängen der Kirche wurde auf dem afrikanischen Kontinent evangelisiert. Die Begegnung zwischen dem äthiopischen Eunuchen und dem Diakon Philippus (vgl. Apg 8,26-39) ist ein Beispiel dafür.
Für weite Teile des subsaharischen Afrika ist die Evangelisierung jedoch ein eher neues Phänomen, so daß es sehr schwierig ist, zwischen alter und neuer Evangelisierung zu unterscheiden. Es scheint aber angemessen zu sein, im Falle von Afrika von neuer Evangelisierung zu sprechen, angefangen bei dem Appell, der 1969 durch Papst Paul VI. erging: “Afrikaner, seid eure eigenen Missionare!” (Predigt während des Abschlußgottesdienstes eines von den afrikanischen Bischöfen organisierten Symposiums in Kampala, Uganda, 31.7.1969). Dieser Appell bedeutet für uns, daß wir nicht nur wahre Afrikaner, sondern auch wahre Katholiken sein müssen. Und dazu bedarf es einer reifen Kirche auf unserem Kontinent.
Um diese Herausforderung annehmen zu können, wurden die dafür notwendigen pastoralen Einrichtungen auf nationaler und regionale Ebene geschaffen oder ausgebaut. Zu diesem Zweck wurde 1969 das SECAM ins Leben gerufen, das “die Gemeinschaft, die Zusammenarbeit und das gemeinsame Handeln aller afrikanischen Bischofskonferenzen und der umliegenden Inseln bewahren und fördern” soll (
http://www.uecon.org/SECAM.html). Aus der Einrichtung oder Stärkung der pastoralen Strukturen erklärt sich auch die heute ungemein große Zahl afrikanischer Bischöfe, Ordensmännern und -frauen, und Katechisten.
Eine grundlegende Errungenschaft für die Neuevangelisierung Afrikas sind die kleinen christlichen Gemeinschaften. Sie sind zu lebendigen Zentren der Evangelisierung unseres heutigen Kontinents geworden.
Es gibt aber auch negative Faktoren, die die notwendige Vertiefung des Glaubens in Afrika behindern. So werden beispielsweise durch die Globalisierung schnell fremdartige ausländische Werte eingeführt, die es den Christen unseres Kontinents schwermachen, wahre Afrikaner zu sein. Und das macht auch ihren christlichen Glauben fremdartig.

In einem solchen Kontext haben traditionelle Werte wie die Achtung des Lebens, der Familie und der engen sozialen Beziehungen nur schwer Bestand.
Auf der anderen Seite gibt es in Afrika kulturelle Elemente, die eine wahre Evangelisierung verhindern. Dazu gehören beispielsweise die kontinuierlichen Stammesfehden, Krankheiten, Korruption, Menschenhandel, verabscheuungswürdige Verbrechen wie Kindesmissbrauch und Misshandlung von Frauen und Minderjährigen.
Eine weiterer Faktor, der im Zusammenhang mit der Neuevangelisierung Afrikas nicht unterschätzt werden darf, ist die Aktualität des islamistischen Fundamentalismus auf dem Kontinent. Hier stellt sich den Verkündern des Evangeliums die schwierige Aufgabe, mit der grossen, aber schweigsamen Masse der gutwilligen Muslime in einen Dialog zu treten, aber auch mit der kleinen Gruppe von Fundamentalisten, die nicht bereit sind, objektive Wahrheiten zu akzeptieren, wenn sie nicht ihren Vorurteilen entsprechen.
Die Neuevangelisierung in Afrika muss auch über die Forderung Pauls VI. hinausgehen, der sagte: “Afrikaner, seid eure eigenen Missionare”. Es gibt inzwischen schon afrikanische Missionare in der westlichen Kirche, wie zum Beispiel in Amerika und Europa. Das ist eine logische Entwicklung. Wir müssen aber in diesem Zusammenhang einen möglichen negativen Aspekt erwähnen, nämlich dass die Träger der Evangelisierung statt echter Evangelisationsarbeit vor allem materiellen Gewinn suchen, und das mit negativen Folgen für die Kirchen beider Seiten. Während die afrikanische Kirche ihre qualifiziertesten Missionare verliert, findet die westliche Kirche Missionare vor, die hauptsächlich materielle Interessen haben.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, daß die Synode über die Neuevangelisierung ein hochwillkommenes Ereignis ist. Sie ist, wie der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. sagte, ein Aufruf an Afrika: “Steh auf, nimm deine Bahre und geh” (vgl. Africae Munus 148). Mit einem durch diese Synode erneuerten Glauben kann Afrika, so glaube ich, die schwerwiegenden Probleme überwinden, vor die es sich heute gestellt sieht.
Im Lichte der beiden päpstlichen nachsynodalen Schreiben Ecclesia in Afrika (1995) und Africae Munus (2011), des Katechismus der Katholischen Kirche und dem Kompendium der Soziallehre der Kirche erwartet die Kirche in Afrika von dieser Synode mit Recht eine reiche Ernte.

[00010-05.11] [NNNNN] [Originaltext: Englisch]

- Für Amerika: S.Exz. Carlos AGUIAR RETES, Erzbischof von Tlalnepantla, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident des Rates der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (C.E.L.AM.) (MEXIKO)

1 Die große Herausforderung: die tiefgreifenden Veränderungen und der Bruch mit der überkommenen Kultur (vgl. Instrumentum laboris für die XIII. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode, Nr. 47)
Die V. Generalversammlung des Episkopats Lateinamerikas und der Karibischen Inseln (die im Mai 2007 in Aparecida, Brasilien) stattfand, ist in einer Kontinuität mit dem II. Vatikanischen Konzil zu sehen (“Die V. Generalversammlung des Episkopats Lateinamerikas und der Karibischen Inseln ist ein neuer Schritt in der Geschichte der Kirche, vor allem nach dem Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil. Sie gibt Kontinuität, nimmt aber gleichzeitig den Weg der Treue, der Erneuerung und der Evangelisierung der lateinamerikanischen Kirche im Dienste der Völker wieder auf”. Dokument von Aparecida, Nr. 9) und fordert dazu auf, die Mission der Kirche im neuen und herausfordernden Kontext Lateinamerikas und der Welt von Grund auf zu überdenken und mit Loyalität und Mut neu zu gestalten (vgl. DA, Nr. 11). Sie hält es für notwendig, den grauen Pragmatismus des täglichen Lebens der Kirche zu verlassen und wieder bei Christus zu beginnen (vgl. DA, Nr. 12).
Die Neuevangelisierung erfordert kirchliche Gemeinschaft
Um eine Neuevangelisierung durchführen zu können und den neuen Generationen den Glauben vermitteln zu können, muß die Kirche eine ehrliche Gewissenserforschung darüber, wie der Glaube gelebt werden soll, durchführen („Der Vorschlag zu einer neuen Lebensweise gilt nicht nur für die Hirten, sondern vielmehr für alle in Amerika lebende Christen. Von allen wird erwartet, daß sie eine echte christliche Spiritualität annehmen und vertiefen. «In der Tat versteht man unter dem Begriff Spiritualität die Art und Weise der Lebensführung, wie sie von uns Christen verlangt wird. Spiritualität bedeutet ›leben in Christus‹ und ›leben im Geiste‹. Sie wird im Glauben angenommen, findet in der Liebe ihren Ausdruck, wird durch die Hoffnung belebt und im täglichen Leben der kirchlichen Gemeinschaft umgesetzt»”. (Ecclesia in America, EIA, Nr. 29). Das kirchliche Leben (vgl. Instrumentum laboris für die XIII. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode, Nr. 95) und ihr Zeugnis in der heutigen Gesellschaft müssen überprüft werden (“Die Pastoral der Kirche kann nicht außerhalb des historischen Kontexts, in dem ihre Mitglieder leben, handeln. Ihr Leben spielt sich innerhalb von konkreten sozialen und kulturellen Gegebenheiten ab. Diese sozialen und kulturellen Umwälzungen sind für die Kirche eine neue Herausforderung für ihre Aufgabe der Errichtung des Reiches Gottes. Hieraus ergibt sich für die Kirche die Notwendigkeit, in Treue zum Heiligen Geist, der sie leitet, sich zu erneuern, durch spirituelle, pastorale und auch institutionelle Reformen”. DA, Nr. 367).
Die Kirche in Amerika sagt: „Angesichts einer geteilten und nach Einheit verlangenden Welt ist es notwendig, freudig und fest im Glauben zu verkünden, daß Gott Gemeinschaft ist; er ist Vater, Sohn und Heiliger Geist; er ist die Einheit in der Verschiedenheit; er beruft alle Menschen zur Teilhabe an dieser dreifaltigen Gemeinschaft. … Diese in der Kirche existierende und ihrer Natur nach wesentliche Gemeinschaft muß durch konkrete Zeichen sichtbar werden“ (EIA, Nr. 33).
Auch wenn die institutionelle Organisation der Kirche unerläßlich ist, so reicht sie doch nicht aus (“Ein Großteil der heutigen Menschheit findet das Evangelium nicht in der fortdauernden Evangelisierung der Kirche ”. Aus: “Die Neuevangelisierung”, Rede Joseph Kardinal Ratzingers anläßlich des Jubiläums der Katechisten und Religionslehrer am 10. Dezember 2000 in Rom. In: Osservatore Romano, 19. Januar 2001); das Zeugnis der Spiritualität der “communio” (Novo Millennio Ineunte, Nr. 43) muß im kirchlichen Leben sichtbar sein; deshalb bedarf es der Teilnahme und der Gemeinschaft der verschiedenen Mitglieder der Kirche auf allen Ebenen und aller Funktionen (“Die pastorale Bekehrung erfordert, daß die pastoralen Gemeinschaften von Jüngern in der Mission sind, die sich um Christus, ihren Meister und Hirten scharen. Von hier geht die Öffnung nach außen aus, die Bereitschaft zum Dialog und die Bereitschaft, die Mitverantwortung und die effektive Teilnahme der Gläubigen am Leben der christlichen Gemeinschaften zu fördern. Heute mehr denn je sind das Zeugnis der kirchlichen Gemeinschaft und der Heiligmäßigkeit eine pastorale Dringlichkeit”. DA, Nr. 368), indem Zeugnis abgelegt wird über die Kunst, zu leben (“Dafür bedarf es der Neuevangelisierung. Wenn man die Kunst, zu leben, ignoriert, funktioniert absolut nichts mehr. Doch diese Kunst kommt nicht von der Wissenschaft her, sie kann nur von demjenigen vermittelt werden, der das Leben hat, der der lebendes Evangelium ist”. Aus “Die Neuevangelisierung”, Joseph Ratzinger).
Das sich Bewußtwerden, das die kirchliche Gemeinschaft hervorbringt, beginnt mit der pastoralen Bekehrung (die der Schlüssel für eine neue, begeisterte Evangelisierung ist), verstanden als Anerkennung der Offenbarung des Reiches Gottes und die Verpflichtung, Jünger Christi zu sein, um ihn überall in der Welt bekannt zu machen (Mk 1,15). Das ist eine Verpflichtung, die eine ständige (“Die Bekehrung wird auf Erden nie vollkommen erreicht werden: auf dem Weg, den der Jünger in der Nachfolge Jesu gehen muß, muß sie ein ganzes Leben lang immer wieder angestrebt werden“. EIA, Nr. 28) und persönliche Bekehrung (“Die persönliche Bekehrung erweckt die Fähigkeit, alles in den Dienst für das Kommen des Reiches Gottes zu stellen. Bischöfe, Priester, ständige Diakone, Männer und Frauen des gottgeweihten Lebens, Laien, sowohl Männer als auch Frauen, wir alle sind aufgefordert, uns ständig zu bekehren, was bedeutet, daß wir aufmerksam auf das hören müssen und uns bewußt werden müssen, «was der Heilige Geist den Kirchen sagt» durch die Zeichen der Zeiten, in denen Gott sich zeigt”, DA, Nr. 366) erfordert.
Der hoffnungsvoll beginnende Weg der Neuevangelisierung in Amerika
Die pastorale Erneuerung in Amerika, die als Antwort auf das Zweite Vatikanische Konzil in Gang gesetzt wurde, hat das Leben der Kirche in ihrem Inneren dynamisiert: die Zahl der im Bereich der Seelsorge Tätigen hat sich vervielfältigt, die Anwesenheit und die eucharistische Teilnahme der Gläubigen an der Sonntagsmesse hat zugenommen; folglich gibt es zahlreiche und unterschiedliche positive Aspekte der pastoralen Erneuerung der Kirche (vgl. DA, Nr. 99). Gleichwohl steht dieses Wachstum nicht in einem proportionalen Verhältnis zum demographischen Wachstum unserer Völker; es gibt eine sehr große Anzahl von der Kirche fernstehenden Katholiken, deren katholische Identität nur sehr lau ist, auch wenn sie sicherlich gläubig sind (vgl. DA, Nr. 100).
Die Religiosität ist weiterhin lebendig, und sie ist potentiell das große Reservoir unserer Völker (“Ein besonderes Merkmal Amerikas ist das Vorhandensein einer Volksfrömmigkeit, die tief in den verschiedenen Völkern verwurzelt ist. Sie ist auf allen Gesellschaftsebenen zu finden, und sie ist von besonderer Bedeutung als Ort der Begegnung mit Christus für alle, die Gott aufrichtig und im Geiste der Armut und Demut des Herzens suchen (vgl. Mt 11,25)”. EIA, Nr. 16) Sie bereitet, wenn sie vom Wort Gottes geleitet ist (“«Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben» (Joh 14,6). Mit diesen Worten stellt sich Jesus als den einzigen Weg dar, der zur Heiligkeit führt. Jedoch gelangt man hauptsächlich durch das Wort Gottes, das die Kirche durch ihren Predigtdienst verkündet, zur konkreten Kenntnis der Wegstrecke”. EIA, Nr. 31), das Herz des Gläubigen auf die Entdeckung Christi vor (vgl. Instrumentum laboris für die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, Nr. 21. “Gott zu verkündigen, bedeutet in ein Verhältnis mit Gott einführen: lehren zu beten”. Aus: “Die Neuevangelisierung”, Joseph Ratzinger), indem man sich vom Herrn des Lebens anziehen läßt (“Die Begegnung mit dem Herrn erzeugt eine tiefgreifende Verwandlung bei denen, die sich ihm nicht verschließen. Der erste Impuls, der von dieser Umwandlung ausgeht, ist, daß man den anderen den Reichtum, den man in dieser Begegnung erfahren hat, gerne mitteilen möchte”. EIA, Nr. 68) und einzuwilligen, der Kirche mit einem größeren Bewusstsein als Mitglied einer Gemeinschaft missionierender Jünger beizutreten, die eine christliche Spiritualität praktiziert (“Die Nachfolge Christi hat ein sehr viel höher angesetztes Ziel: die Identifizierung mit Ihm, d. h. das Erreichen der Einheit mit Gott”. Aus: “Die Neuevangelisierung” Joseph Ratzinger), die es ihren Mitgliedern ermöglicht, durch die Gemeinschaft mit Gott Vater im Heiligen Geist geheiligt zu werden (“Die Heiligkeit ist das Ziel der Umkehr, denn diese «existiert nicht um ihrer selbst willen, sondern sie führt zu Gott, der heilig ist. Heilig zu sein heißt, Gott nachzuahmen und seinen Namen durch die Werke, die wir in unserem Leben vollbringen, zu verherrlichen (vgl. Mt 5,16)»”. EIA, Nr. 30).
Die kleinen Gemeinschaften, die untereinander in Verbindung stehen, erleben den Vorzug der Kommunikation und der Gemeinschaft. Die Gemeinde erneuert sich, indem sie ein neues Gesicht der Kirche zeigt, die kraftvoll wächst und sich entwickelt (vgl. Instrumentum Laboris für die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, Nr. 80-107), wenn die Gemeinde in einem organischen Verhältnis zu den anderen steht, die ihrerseits als Diözese vom Bischof geleitet werden (“Ein Schlüssel für die Erneuerung der Pfarreien, die besonders in den Großstädten sehr wichtig ist, könnte vielleicht darin bestehen, die Pfarrei als Gemeinschaft der Gemeinschaften und Bewegungen zu sehen”: EIA, Nr. 41). Diese Dynamik der kirchlichen Gemeinschaft ist vor allem in den Städten und den Großräumen der Metropolen sehr dringend und unverzichtbar (vgl. DA, Nr. 517-518).
Das Leben der Kirche als Gemeinschaft der Gemeinschaften, in Gemeinschaft und Einheit, ermöglicht es jedem Christen, zu entdecken, daß es im 21. Jahrhundert möglich ist, als Jünger Jesu in einer Gemeinschaft aus Jüngern Jesu zu leben und sich als Missionsjünger klar zu werden über die dringende Notwendigkeit, in der Welt von heute ein glaubwürdiges und zuverlässiges Zeugnis des Glaubens abzulegen (Wenn wir den Glauben verkündigen, dann müssen wir auch eine Gemeinschaft für das Leben anbieten, einen allen zugänglichen Raumfür diesen neuen Lebensstil. Die Evangelisierung kann nicht nur allein durch Worte erfolgen. Das Evangelium schafft Leben, schafft Gemeinschaft auf dem Weg. Eine nur individuelle Umkehr hat keinen Bestand. NE, JR).
Die pastoralen Abläufe der Programmgestaltung in den Diözesen öffnen Räume für die Ausbildung des Missionsjüngers und für die Missionierung des Kontinents. Die vom Plan der Diözese für die Seelsorge beschriebene planmäßige Seelsorge verwirklicht das, was in Novo Millennio Ineunte vorgezeichnet ist: “Und in den Ortskirchen kann man jene konkreten programmatischen Züge festschreiben, die es der Verkündigung Jesu Christi erlauben, die Personen zu erreichen, die Gemeinschaften zu formen und durch das Zeugnis in die Gesellschaft und die Kultur tief einzuwirken.” (NMI, Nr. 29).
Deshalb wage ich es, zu sagen, daß die Neuevangelisierung, die sich in Amerika einen Weg bahnt, von der Begegnung Christi mit der Kirche ausgeht, die die Kirche den gläubigen Christen anbietet (“Jesus Christus ist die ‘Frohbotschaft’ des Heils, das den Menschen von gestern, heute und für alle Zeiten zuteil geworden ist; doch er ist auch gleichzeitig der erste und höchste Verkünder seines Evangeliums. Die Kirche muss den Mittelpunkt ihrer Seelsorge und ihrer Evangelisierung im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus sehen. ‘All das, was im kirchlichen Bereich an Projekten erstellt wird, hat von Christus und seinem Evangelium auszugehen’”: EIA, Nr. 67), und gelangt so zur Entdeckung und zum leidenschaftlichen und engagierten Erleben eines geregelten Lebens (die Verkündigung Gottes führt hin zur Gemeinschaft mit Gott in der von Christus begründeten und belebten brüderlichen Gemeinschaft. NE, JR), das Ausdruck der Spiritualität der Gemeinschaft ist.
Auf diese Weise nähert sich das Leben der Diözese und der Gemeinde demjenigen der Familie, der Hauskirche an (Damit die Familie wirklich eine „Hauskirche“ ist, ist sie berufen, die Umgebung zu bilden, in der die Eltern den Glauben weitergeben, und sie ‘sollen […] durch Wort und Beispiel für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein’”: EIA, Nr. 46). Dadurch stärken sie sich wechselseitig und tragen dazu bei, die Grundlagen zu schaffen, auf denen man sich mit dem Erziehungsnotstand unserer Zeit auseinander setzen kann (Lineamenta für die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, Nr. 20).
Die Protagonisten der Neuen Evangelisierung
Damit die Hefe des Evangeliums das Leben der Menschen durchdringe und ihm Sinn und Geschmack verleihe, hängt der Einfluß des Glaubens auf die Gesellschaft größtenteils vom Handeln der Laien ab. Deshalb bekräftigt “Ecclesia in Amerika”, daß sie die eigentlichen Protagonisten der Neuevangelisierung sind: “Die kirchliche Erneuerung in Amerika wird ohne die aktive Teilnahme der Laien nicht möglich sein. Daher kommt ihnen zum großen Teil die Verantwortung für die Zukunft der Kirche zu” (EIA, Nr. 44).
Die Berufung und die eigentliche und spezifische Sendung der gläubigen Laien besteht in der Verwandlung der weltlichen Strukturen, mit dem Ziel, daß sich der Verhaltenskodex der Gesellschaft auf die Werte des Evangeliums gründen soll (vgl. Lumen gentium, Nr. 31; EIA Nr. 27). Hierauf gründet die Bedeutung des Bewusstseins und der Ausbildung der Laien ihrer Identität gemäß, die, ganz persönlich und gemeinschaftlich, Zeugnis ablegen soll für ein Leben, das im Bereich des Privatlebens und der Arbeit kohärent mit den Gewissheiten des Glaubens übereinstimmen sollte (“Es gibt zwei Bereiche, in denen die Berufung der Laien verwirklicht wird: der erste Bereich, der am ehesten ihrem Laienstand entspricht, umfasst die weltlichen Dinge, die zu regeln die Laien nach Gottes Willen berufen sind. In der Tat ‘wird das Evangelium durch die besondere Art dieses Wirkungsbereiches in die Strukturen dieser Welt hineingetragen, und durch ihr allseits heiligmäßiges Wirken weihen sie diese Welt Gott’. Durch die Laien ‘verwirklicht sich die Präsenz und Mission der Kirche in der Welt auf besondere Weise in der Verschiedenheit der Charismen und Ämter, die es im Laienstand gibt. Die Weltzugewandtheit ist das eigentliche Charakteristikum der Laien und ihrer Spiritualität, die sie in Familie und Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in Kultur und Politik tätig werden lässt. Zur Evangelisierung dieser Lebensbereiche sind die Laien berufen”: EIA, Nr. 44).
Deshalb ist es unerlässlich, über Einrichtungen zu verfügen, welche die Berufung der Laien fördern und deren Bildung und Mission in der Welt begleiten (vgl. Instrumentum laboris der XIII. Ordentlichen Generalsversammlung der Synode, Nr. 118).
Die Neuevangelisierung und der Dialog mit der Welt und den Religionen
Während des Konzils unterstrich Papst Paul VI in seiner ersten Enzyklika: "Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft; zum Dialog" (Ecclesiam Suam, Nr. 65).
In der heutigen pluralistischen Gesellschaft öffnen sich für den Dialog verschiedene Bereiche; der Dialog in Amerika befasst sich unter anderem mit den Themen: Wort Gottes, Menschenwürde, Familie, Leben, Erziehung, Ethik, Wirtschaft, Völkerentwicklung, Menschen unterwegs und vor allem die Migrantenbewegung, Solidarität, Ökologie, Gerechtigkeit und Frieden. Bei allen Thematiken ist die Wahrheit der Leuchtturm ("Die Treue zum Menschen erfordert die Treue zur Wahrheit, die allein Garant der Freiheit (vgl. Joh 8, 32) und der Möglichkeit einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung ist. Darum sucht die Kirche die Wahrheit, verkündet sie unermüdlich und erkennt sie an, wo immer sie sich offenbart. Diese Sendung der Wahrheit ist für die Kirche unverzichtbar". Caritas in Veritate, Nr. 9).
Die gesellschaftlichen und kulturellen Erziehungsinstitutionen ("Bei dem globalen Projekt der Neuevangelisierung nimmt der Bereich Erziehung einen bevorzugten Platz ein. Deshalb muß die Aktivität aller katholischen Lehrer unterstützt werden, was auch für jene gilt, die in nicht konfessionsgebundenen Schulen unterrichten. In diesem Sinne richte ich an die Ordensleute den dringenden Aufruf, diesen für die Neuevangelisierung so wichtigen Bereich nicht aufzugeben"... Die Familie ist der erste Ort der Erziehung der Person: EIA, Nr. 71) sind eigenständige strategische Instanzen, um die Anteilname der Laien in der Welt zu fördern, zu koordinieren und zu definieren.
Schlüsselpunkte der Neuevangelisierung
Die grundlegende Herausforderung der Neuevangelisierung
Christus verkündigen mit der Sprache und den kulturellen Formen der neuen Technologien der sozialen Kommunikation (vgl. Instrumentum laboris der XIII. Ordentlichen Generalsversammlung der Synode, Nr. 59-62).
Die technisch-pastorale Seite der Neuevangelisierung
Die Aufgabe der Kirche als Fortsetzung der Dynamik des Geheimnisses der Menschwerdung (“Im Geheimnis der Inkarnation werden die Grundlagen für eine Anthropologie gelegt, die über ihre Grenzen und Widersprüche hinausgehen kann, indem sie sich auf Gott selbst, ja auf das Ziel der ‘Vergöttlichung’ dadurch zubewegt, daß der erlöste und zum gemeinsamen Leben mit dem dreifaltigen Gott zugelassene Mensch in Christus eingegliedert wird”, NMI Nr. 23), im Sinne von Gaudium et spes (vgl. Gaudium et Spes, Nr. 1-4) und nach den Anweisungen von Novo Millennio Ineunte (NMI, Nr. 3): in jeder Teilkirche "die sich um ihren Bischof versammelt, ist im Hören des Wortes, im geschwisterlichen Miteinander und im "Brechen des Brotes" (vgl. Apg 2,42) "die eine heilige, katholische und apostolische Kirche wahrhaft gegenwärtig und wirksam". Gerade in der konkreten Situation jeder Teilkirche nimmt das Geheimnis des einzigen Gottesvolkes diese besondere Form an, die sich den einzelnen Umwelt und Kulturen anpassen kann. Diese Verwurzelung der Kirche in Ort und Zeit spiegelt letztendlich die Logik der Menschwerdung selbst wieder.
Die Verantwortung der Träger der Pastoral:
1. Persönliche Umkehr (vgl. Instrumentum laboris zur XIII. Ordentlichen Generalsversammlung der Synode, Nr. 88) und Änderung der Mentalität der Priester, Ordensleute und Träger der Pastoral, beflügelt vor allem von dem Bewusstsein der aktuellen sozialen und kulturellen Herausforderungen, und begleitet von ständigem Studium und Meditation des Wortes Gottes ("Diese Lektüre der Bibel, begleitet durch das Gebet, ist in der kirchlichen Tradition als "Lectio divina" bekannt. Es ist dies eine Praxis, die bei allen Christen gefördert werden soll. Für die Priester muß sie ein grundlegendes Element bei der Predigtvorbereitung, besonders der Sonntagspredigt, bilden": EIA, Nr. 31).
2. Die Vorbreitung und die Feier der Eucharistie ("Die verschiedenen Aspekte dieses Sakraments zeigen seinen unerschöpflichen Reichtum auf. Es ist gleichzeitig Sakrament-Opfer, Sakrament-Gemeinschaft und Sakrament-Gegenwart. Die Eucharistie ist der bevorzugte Ort der Begegnung mit dem lebendigen Christus": EIA, Nr. 35), der kulturellen Angebote (vgl. Instrumentum laboris der XIII. Ordentlichen Generalsversammlung der Synode, Nr. 97) und der religiösen Praktiken der Volksfrömmigkeit, damit sie zu Orten und Einrichtungen der Begegnung mit Christus und den Brüdern werden (EIA, Nr. 12).
3. Eine organische Pastoral für die Teilname und die Gemeinschaft innerhalb der Diözesen ("Die vom Bischof geleitete Diözese ist der erste Bereich von Gemeinschaft und Mission. Sie muß eine erneuerte, verstärkte und organische Pastoraltätigkeit entwickeln und fördern, damit sich die Verschiedenheit der Charismen, Aufträge, Dienste und Organisationen an dem selben Missionsprojekt orientieren, nämlich das Leben in der eigenen Umgebung zu verkünden. Dieses Projekt, das auf dem Weg der verschiedenen Teilhabe entsteht, ermöglicht eine organische Pastoral, die auf die neuen Herausforderungen antworten kann. DA, Nr. 169) und innerhalb der kirchlichen Provinzen (vgl. EIA, Nr. 36-37).Die Verantwortung der Gemeinschaft der Gläubigen:
1. Als Grundlage der Glaubensbildung der Gläubigen den Katechismus der Katholischen Kirche und das Kompendium der Soziallehre der Kirche benützen (angesichts der schwerwiegenden Probleme der Sozialordnung, so wie sie in unterschiedlichen Formen in ganz Amerika vorhanden sind, weis der Katholik, daß er innerhalb der kirchlichen Soziallehre Antworten als Ausgangspunkt für konkrete Lösungen finden kann. Solche Lehre zu verbreiten ist deshalb eine wirkliche pastorale Priorität. EIA, Nr. 54).
2. Das gemeinschaftliche christliche Leben in einer Lebensform von kleinen Gemeinschaften, die teilen und Gemeinsamkeit leben, ausdrücken (die Berufung zum missionarischen Jüngersein ist gleichzeitig Berufung in die Gemeinschaft seiner Kirche. Es gibt keine Jüngerschaft ohne Gemeinschaft... Der Glaube befreit uns aus der Isolation des Ichs, weil er uns in eine Gemeinschaft einführt. Das bedeutet, daß die Zugehörigkeit zu einer konkreten Gemeinschaft, in der wir eine bleibende Erfahrung von Jüngerschaft und Gemeinschaft mit den Nachfolgern der Apostel und dem Papst machen, eine wesentliche Eigenschaft des christlichen Ereignisses ist. DA, vgl. 156)
3. Christliche Bildungsangebote definieren und anbieten (vgl. EIA, Nr. 34 und 69), um auf pädagogische Weise die Gläubigen auf mystagogischen Wegen in die Erfahrung der Geheimnisse Gottes einzuführen (vgl. NMI, vgl. 32-34).
Die Verantwortung der Laien in der Welt:
1. Sich zusammentun und sich gegenseitig stärken, damit sie in dem je eigenen Lebensbereich handeln und Zeugnis ablegen können (vgl. Instrumentum laboris der XIII. Ordentlichen Generalsversammlung der Synode, Nr. 158) für die Glaubensüberzeugungen und ihre katholische Identität ("Aufgrund ihrer Teilhabe am prophetischen Amt Christi werden die Laien" folglich "ganz in diese Aufgabe der Kirche einbezogen", und deshalb müssen sie sich berufen und gesandt fühlen, die Frohbotschaft des Reiches zu verkünden. Die Worte Jesu: "Geht auch ihr in meinen Weinberg!" (Mt 20,4), darf man nicht so auffassen, als wären sie nur an die Apostel gerichtet worden, sondern sie gelten für alle, die wahre Jünger des Herrn sein wollen". EIA, Nr. 57)
2. Mit den öffentlichen und privaten Institutionen den Dialog suchen, und an der Realisierung des Gemeinwohls und einer Kultur ("Mein Vorgänger, Paul VI., vertrat aufgrund weiser Eingebung den Standpunkt: "Der Bruch zwischen Evangelium und Kultur ist ohne Zweifel das Drama unserer Zeitepoche". Deshalb sagten auch die Synodenväter, daß "die Neuevangelisierung klare, ernsthafte und geordnete Anstrengungen erfordert, um die Kultur mit dem Evangelium zu durchwirken". EIA, Nr. 70), die auf der Menschenwürde beruht ("Man sollte daran erinnern, daß das Fundament, auf dem alle Menschenrechte basieren, die Würde der Person ist". EIA, Nr. 57).
3. Die neuen technischen Kommunikationsmittel benutzen, um Leben und Aufgabe der Kirche bekannt zu machen und mit der Welt in einen Dialog zu treten ("Für die Effektivität der Neuevangelisierung ist eine vertiefte Kenntnis der heutigen Kultur grundlegend, in der die Massenmedien einen großen Einfluß ausüben. Daher ist es unerläßlich, diese Medien sowohl in ihren herkömmlichen Formen als auch hinsichtlich der neuesten Errungenschaften des technischen Fortschritts zu kennen und zu nutzen". EIA, Nr. 72).
4. Die sozialen Vernetzungen benutzen, um das katholische Denken und seine aktuellen Antworten auf die kulturellen herausforderungen bekannt zu machen, besonders gegenüber der neuen Generation ("Es gibt wirklich viele Jugendliche in Amerika, die den wahren Sinn ihres Lebens suchen und ein Verlangen nach Gott verspüren... Die dabei entstehende Frustration führt häufig dazu, daß sie von der Suche nach Gott ablassen. Angesichts dieser sehr komplexen Situation "verpflichtet sich die Kirche, ihre pastorale und missionarische Option für die Jugendlichen aufrechtzuerhalten, damit sie heute dem lebendigen Christus begegnen können". EIA, Nr. 47).
Die pastorale Umkehr setzt sich in der kontinentalen Mission fort, die in Aparecida vom ftlineEpiskopat aus Lateinamerika und der Karibik als Auftrag angenommen wurde. Deshalb identifiziert sich in Amerika die Neuevangelisierung mit der Mission des Kontinents.

[00011-05.14] [RC013] [Originaltext: Spanisch]

- Für Asien: Kardinal Oswald GRACIAS, Erzbischof von Bombay, Generalsekretär der Vereinigung der asiatischen Bischofskonferenzen (F.A.B.C.) (INDIEN)

Asien ist ein Kontinent, der gerade die Hoffnungen und Freuden einer beständigen Neugeburt im Geiste erlebt (Ecclesia in Asia). Wir alle wissen, daß 60 % der Weltbevölkerung in Asien lebt. Es ist ein junger Kontinent, mit einer mehrheitlich jungen Bevölkerung. Und folglich ist Asien in vielerlei Hinsicht zentral für die Zukunft der Welt. Indien und China, die 37 % der Weltbevölkerung beherbergen, treten in vielen Gebieten als Hauptakteure auf der internationalen Bühne auf.
Auf der asiatischen Szene gibt es wenig Einheitlichkeit, und deshalb ist es schwer, zu sagen, was eigentlich typisch asiatisch ist. In einigen Ländern wie etwa Japan, Südkorea und Taiwan sehen wir ein hohes wirtschaftliches Entwicklungsniveau; in anderen Ländern ist dieses Niveau im Steigen begriffen, wogegen andere Länder gegen die Armut kämpfen. Asien ist mit einem breiten Spektrum alter und hochentwickelter Kulturen gesegnet. Es ist auch die Wiege vieler Religionen der Welt. Kann das daran liegen, daß die asiatische Seele, die unablässig das Absolute sucht, tief in der Spiritualität verwurzelt ist?
Die Kirchen in Asien haben für die drei wichtigsten Herausforderungen, die uns erwarten, drei zentrale Stoßrichtungen identifiziert. Wir müssen mit den Kulturen, wir müssen mit den Armen und wir müssen mit den Religionen ins Gespräch kommen: wir müssen untersuchen, was der Auftrag des Evangeliums für uns im Hinblick auf diese drei zentralen Wirklichkeiten bedeutet.
Ein alles umfassender Megatrend, der in Asien jeden einzelnen Aspekt des Lebens beeinflußt, ist die Globalisierung. Diese ist ein fortschreitender, unerbittlicher, komplexer und ambivalenter Prozeß, der jeden Bereich unseres Lebens und unseres Tuns umfaßt. Nachdem sie zunächst als wirtschaftlicher Prozeß begonnen hatte, der mitunter zum Nachteil der ärmeren Länder zum freien Wettbewerb geführt hatte, ist sie mittlerweile zu einem kulturellen Phänomen geworden. Sie beeinflußt wichtige Werte der asiatischen Kultur, indem sie Materialismus, Individualismus, Konsumismus und Relativismus mit sich bringt. Vor allem die Jugend ist ihren Auswirkungen gegenüber sehr anfällig.
Wir sehen die Auswirkungen der Globalisierung vor allem darin, wie sie unser Wertesystem beeinflußt. Traditionelle asiatische Werte, die Pflege hochgeschätzter Traditionen und Kulturen werden von ihr beeinflußt und untergraben. Zu Anfang unseres großen Vorhabens der Neuevangelisierung möchte ich hier einige Beispiele anführen:
1. Wie bereits erwähnt, breitet sich der Geist der Säkularisierung und des Materialismus immer weiter aus. Die Bevölkerung Asiens ist von Natur aus religiös. Hunderttausende stehen Schlange, um Tempel und Orte der Verehrung zu besuchen, um aus Anlaß bestimmter Festtage den göttlichen Segen zu erhalten. Nun stellen viele fest, daß Gott aus der Mitte des Lebens der Menschen an den Rand gedrängt wird. Aus unserer christlichen Perspektive ist festzustellen, daß unsere Kirchen immer noch großen Zulauf haben. Aber wie lange noch? Das Jahr des Glaubens wird uns mit der Herausforderung konfrontieren, die Botschaft des Glaubens auf eine Art und Weise zu vermitteln, die anziehend und einschlägig ist und eine Antwort auf die Fragen unserer Zeit darstellt.
2. Die Familienbande, die einst in jedem asiatischen Haus sehr wichtig und tief verwurzelt waren, werden allmählich untergraben. Dies geht Hand in Hand mit den Angriffen auf die Heiligkeit der Ehe. Die Scheidung, einst ein Tabuthema, ist keineswegs mehr selten. Einige schwache Stimmen haben sich auch zugunsten der gleichgeschlechtlichen Ehe erhoben. Noch ist das keine große Bewegung, aber im Namen der Freiheit gewinnt das immer mehr an Boden.
In der asiatischen Kirche sind zahlreiche auf die Familie ausgerichtete Bewegungen entstanden. Dieses Apostolat hat Früchte getragen, da die Familie als Kernzelle der Gesellschaft verstanden wird, als die Umgebung, in der Glück, Erfolg und Lebensaufgabe angelegt wurden. Die Herausforderung an uns besteht darin, neue Wege zu finden, um die Heiligkeit der Familie und des Zuhause zu erhalten.
3. Bewegungen gegen das menschliche Leben: Während die Seele des Asiaten alle Aspekte des Lebens für wichtig erachtet, gibt es nunmehr Bedrohungen für das Leben, die auf unterschiedliche Art beunruhigen. Ethnische Kriege, die gewaltsame Unterdrückung andersgearteter religiöser Überzeugungen; die tragische Bedrohung des Lebens hilfloser Menschen, der Ungeborenen; die Ermordung weiblicher Föten ist in manchen Gegenden weitverbreitet, weil eine Tochter als ein Fluch des Himmels oder als finanzielle Belastung angesehen wird.
Die asiatische Seele an sich hat große Ehrfurcht vor dem Leben. In einigen religiösen Traditionen werden Tiere und Pflanzen als heilig angesehen und werden mit größter Ehrfurcht behandelt. In dieser Umgebung wird die Botschaft des Evangeliums zugunsten des Lebens mit Selbstverständlichkeit akzeptiert.
4. Die asiatische Seele sucht Gemeinschaft. Aber auch das wird mittlerweile durch den Individualismus behindert, der sich einschleicht und dafür sorgt, daß man sich nicht mehr um den anderen kümmert und seinen/ihren Bedürfnissen gleichgültig gegenübersteht. Hinzu kommt auch, daß die Gastfreundschaft, die traditionell in allen Gesellschaften wichtig war, immer mehr abnimmt. Die Kirche Asiens hat sich für die grundlegende Methode der christlichen Gemeinschaft als neuer Weg, Kirche zu sein, entschieden. Dies hat mancherorts sehr großen Erfolg gehabt und zur Mitwirkung der Laien in der Kirche, der Laienbildung und einander entgegengestreckten Händen geführt. Es hat vielen, die zuvor vernachlässigt worden waren, ein Gefühl der Zugehörigkeit gegeben.
5. Wir sind leider auch Zeugen einer steigenden Anzahl von Angriffen auf die Religion. In einigen Ländern nimmt die Christenverfolgung zu. Die Opposition kommt von seiten einer zahlenmäßig stärkeren Religion oder manchmal auch seitens ideologischer Angriffe, die religiösen Gruppierungen ihre politische Autorität aufoktroyieren wollen. Die christlichen Gemeinden fühlen sich mancherorts schwach und ungeschützt, aber wir haben Fälle heroischer Glaubenszeugnisse mitten im Leiden gesehen.
Selbst heute noch sind die großartigen Erkenntnisse des II. Vatikanischen Konzils in Nostra Aetate relevant. Für uns Asiaten ist der Dialog kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Jeder von uns hat Tag für Tag mit einem Dialog des Lebens zu tun. In Asien stellen wir nur 3 % der Gesamtbevölkerung dar, und nur in zwei Ländern, auf den Philippinen und in Ost-Timor, gibt es eine christliche Mehrheit. Der religiöse Fundamentalismus macht sich auf unserem Kontinent zunehmend bemerkbar. Diese Vorfälle sind, auch wenn sie nur sporadisch auftreten, Grund zur Besorgnis.
Wir freuen uns auf das Jahr des Glaubens, damit wir lernen, unseren Glauben besser zu verstehen, ihn authentischer zu leben und ihn vertrauensvoller zu bekennen.
Gestatten Sie mir, mit zwei weiteren Elementen zu schließen, die unseren asiatischen Kontext betreffen: Religion ist für uns eher die Jüngerschaft eines Menschen als der Beitritt zu einer Lehre oder der Gehorsam einer Reihe von Regeln gegenüber. Die Gestalt Jesu ist zutiefst anziehend: Seine Botschaft und Sein Leben, Sein Leiden, Tod und Seine Auferstehung. Die Zuwendung zu einer Lehre ist die Frucht der Jüngerschaft bei einem Meister. So haben die ersten Christen die Frohe Botschaft verkündet.
Im übrigen findet die asiatische Mentalität mehr Bedeutung im kontemplativen Gebet als in diskursiven Meditationen. Dies sind Reichtümer, auf die wir bauen und die wir mit der Welt teilen können. Unsere Liturgien spielen eine zentrale Rolle in unserem christlichen Glauben, aber wenn wenigstens in außerliturgischen Gottesdiensten die Kontemplation in den Brennpunkt rücken kann, dann kann dies unserem Volk tiefe Befriedigung verschaffen, da es die Gegenwart Gottes verspürt und von ihm gestärkt wird.
Vor uns liegen ungeheure Herausforderungen. Aber es gibt viele Möglichkeiten. Das junge Asien ist mit einem Kommunikationsboom gesegnet, wie es ihn noch nie gegeben hat. Dies darf nicht als eine Bedrohung angesehen werden, sondern als ein großes Geschenk Gottes, das dazu genutzt werden soll, um die Frohe Botschaft zu verkündigen. Wir sind dazu aufgerufen, unsere Jugend besonders im Gebrauch der neuen Medien auszubilden und Nutzen aus diesen neuen Medien zu ziehen.
Möge Maria, der Stern der Neuevangelisierung, uns auf unserem Weg leiten.

[00012-05.04] [NNNNN] [Originaltext: Englisch]

- Für Ozeanien: S.Exz. John Atcherley DEW, Erzbischof von Wellington, Präsident der Bischofskonferenz, Präsident der Föderation der Katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (F.C.B.C.O.) (NEUSEELAND)

1. Bei der Bischofssynode für Ozeanien des Jahres 1998 hat Pater Timothy Radcliffe, der damalige Generalobere der Dominikaner, hier in dieser Aula den wunderschönen Ausdruck “Inseln der Menschlichkeit” geprägt und meinte damit Ozeanien. Diese “Inseln der Menschlichkeit” haben dann in dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben “Ecclesia in Oceania” Niederschlag gefunden, das Papst Johannes Paul II. bei einer Pastoralreise nach Neukaledonien verkünden sollte. Sein immer schlechter werdender Gesundheitszustand machte diesen Plan jedoch zunichte, und so kam es, dass mit “Ecclesia in Oceania” zum ersten Mal ein wichtiges vatikanisches Dokument elektronisch lanciert wurde: so kam Ozeanien, das zwar vom technologischen Zentrum der Welt weit entfernt ist, aber immerhin ein Drittel der Erdoberfläche umfasst, in den Genuss der Vorteile der elektronischen Kommunikation! Das Nachsynodale Apostolische Schreiben war ein Aufruf an die Menschen Ozeaniens, ihr Leben wieder neu auf Jesus auszurichten: seinen Weg zu gehen, seine Wahrheit weiterzusagen und sein Leben zu leben.
Das Nachsynodale Apostolische Schreiben war auch für viele eine Einführung in den Begriff “neue Evangelisierung”. “Die Evangelisierung ist die Sendung der Kirche, die der Welt die in Jesu Christus offenbarte Wahrheit Gottes mitteilen will... Eine neue Evangelisierung ist heute notwendig, so dass ein jeder die Barmherzigkeit Gottes, die allen Menschen in Jesus Christus bestimmt ist, vernehmen, verstehen und an sie glauben möge” (EO 18).
Dieses Heute ist das biblische Heute: “Heute, wenn ihr seine Stimme hört...”
Heute ist die Kirche Ozeaniens eingeladen, erneut die Aufforderung Jesu Christi zu vernehmen, seinen Weg zu gehen, seine Wahrheit zu sagen und sein Leben zu leben unter dem Kreuz des Südens, das den nächtlichen Himmel über ganz Ozeanien erhellt.
Was verstehen wir unter den Inseln der Menschlichkeit, die wir in den Diözesen und Ländern der vier Bischofskonferenzen erkennen, aus denen sich die Föderation der Katholischen Bischofskonferenzen von Ozeanien zusammensetzt?
Die Bischofskonferenz des Pazifik (CEPAC).
Mehr als 30% der Bevölkerung dieses immens großen Gebietes wurde nach der Bischofssynode für Ozeanien geboren. Überall spüren wir die Lebendigkeit der Jugend, wie man z.B. auch an der großen Beteiligung der Jugendlichen am Weltjugendtag in Sydney 2008 sieht, an dem jährlich stattfindenden Téné-Festival in Neukaledonien, dem diesjährigen Jugend-Festival in Samoa; an die vielen Priester- und Ordensberufungen, deren missionarischer Wirkungskreis weit über das Gebiet der CEPAC hinausgeht. In diesen jungen Menschen, die eine Brücke schlagen zwischen den traditionellen kulturellen Werten und unserem aufregenden neuen technologischen Zeitalter mit einem Wischen auf dem I-pad oder smart-phone, können wir eine ehrliche, ja manchmal schmerzliche Suche nach Sinn und Spiritualität erkennen. Manchmal ist es schwer für sie, den trügerischen Verlockungen der aggressiven Medien und der Unterhaltungsindustrie zu widerstehen. Die von der CEPAC herausgegebenen französisch- und englischsprachigen Ausgaben des Katechismus der katholischen Kirche und des YouCat sind ein wertvolles Werkzeug für die Bildung der Jugendlichen.
In NEUSEELAND konnten wir beobachten, wie das katholische Leben durch die migrationsbedingte wachsende ethnische Verschiedenheit neue Vitalität erlangt hat. Die zahlenmäßig größten Bevölkerungsgruppen stammen von den Pazifischen Inseln und den Philippinen - hier finden wir auch einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Anteil von Katholiken - aus dem Nahen Osten, Indien, Korea, China und dem Sudan. Es sind Menschen, die ihren katholischen Glauben und ihre Spiritualität ebenso mit einbringen wie die von ihnen gemachten Erfahrungen von Krieg, Armut und Vertreibung, die ihren Glauben geformt haben. Mit der Unterzeichnung des Vertrags von Waitangi zwischen der Britischen Krone und dem Stamm der Maori im Jahre 1840 konnte sich Neuseeland einer starken bi-kulturellen Partnerschaft versichern. Dieser Vertrag legte die “moralischen Grundlagen für die Präsenz aller anderen Völker in Aotearoa-Neuseeland” (Stellungnahme NZCBC [Neuseeländer Bischofskonferenz], 1989).
In Australien gibt es ein großes Engagement in der Gesellschaft durch die Erwachsenenbildung und neue Formen von Führungsrollen für Laien in der Kirche. Was Medien und Technik angeht, ist Australien das fortschrittlichste aller Länder der Föderation. Und diesen Fortschritt hat Australien großzügig mit anderen geteilt, beispielsweise durch seine Förderung des katholischen Radionetzwerkes auf den Salomon-Inseln; sowie durch die Zurverfügungstellung der elektronischen Ressourcen für die Evangelisierung, die schulische und pastorale Bildung. In den letzten zwei Jahren hat die Diözese Broken Bay elektronische Konferenzen mit weltweiten Live-Übertragungen angeboten. Bei der ersten dieser elektronischen Konferenzen, an der ich in Wellington, Neuseeland, teilnahm, konnte ich fasziniert miterleben, wie australische Gastgeber via Satellitenverbindung die Teilnehmer aus vielen Pazifik-Ländern, den Salomon-Inseln, den Philippinen, Indien - ja sogar aus dem weit entfernten Kanada und dem Vereinigten Königreich - begrüßten und sich mit ihnen unterhielten. Diese neue Technik ist ein grundlegendes Element der neuen Evangelisierung.
Papua-neuguinea und die Salomon-inseln sind - wie im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Ecclesia in Oceania gewünscht (#16-17) wurde - führend auf dem Gebiet der Analyse und der praktischen Inkulturation des Evangeliums. Ihre Kulturen spiegeln Werte des Evangeliums wie die Heiligkeit des Lebens und der Gastfreundschaft wider. Verschiedene internationale Orden und Säkularinstitute - sowohl für den Klerus als auch für Laien - haben ihre Bildungsprogramme wegen des guten inkulturierten Bildungsangebot und des hervorragenden Hochschulniveaus in Papua Neuguinea und auf den Salomon- Inseln angesiedelt. In diesen Ländern gibt es auch breite Bevölkerungsschichten, die die Botschaft des Evangeliums zum ersten Mal hören; so konnten z.B. am vergangenen Osterfest auf den Salomon-Inseln mehr als 60 Erwachsenentaufen vorgenommen werden.
In jeder der vier Konferenzen funktionieren unsere katholischen Schulen gut und sind in das Pfarreileben integriert. Unsere Schulen sind ein fruchtbarer Boden für die neue Evangelisierung, da sie die Möglichkeit bieten, die Familien am Leben der Kirche wieder Anteil haben zu lassen.
Der hl. Peter Chanel ist der Protomärtyrer Ozeaniens, und seine Fürsprache wird schon seit vielen Jahren erfleht. Die Heiligsprechung der seligen Mary vom Kreuz MacKillop vor zwei Jahren fand nicht nur in Australien großes Interesse, sondern im gesamten Pazifik-Raum. Das Medien-Interesse war enorm, und die Heiligsprechung wirkte Wunder für die Kirche. Solche Vorbilder an Heiligkeit inspirieren auch weiterhin: der sel. Peter To Rot aus Papua-Neuguinea, der bald (noch im Laufe dieser Synode) heiliggesprochen werden wird, der sel. Pedro Calungsod aus Guam - der “Heilige der Teenager”. In Neuseeland erwarten wir die Causa der Suzanne Aubert. Da das Medieninteresse groß ist und auf die Phantasie der Menschen Einfluss nimmt, werden diese Beispiele mehr für die Neuevangelisierung tun, als wir uns vorstellen können.
2. Diese “Inseln der Menschlichkeit” sind jedoch auf einer vulkanischen Kette wackeliger tektonischer Platten gebaut, die manchmal als “Inseln der Unmenschlichkeit” zur Oberfläche drängen und zum Ausbruch kommen.
CEPAC: Alle Länder der CEPAC-Region stehen seit mehr als 50 Jahren nicht mehr unter Kolonialherrschaft oder konnten eine Art interner Selbst-Regierung erlangen. Einige von ihnen kämpfen aber immer noch um eine Regierungsform, die nicht nur ihre kulturelle Einzigartigkeit widerspiegelt, sondern auch den Anforderungen einer modernen Demokratie entspricht, z.B. Fidschi und Tonga. Diese anhaltende politische Instabilität begünstigt gelegentliche Ausbrüche von Gewalt, was nicht selten auch Menschenleben fordert.
Einige dieser Länder/Diözesen sind stark betroffen vom Klimawandel, z.B. die niedrig liegenden Inseln Kiribati, Tuvalu, Tokelau, Rotuma, die nördlichen Cook-Inseln und Ost-Polynesien. Die “überwältigende Pracht und Schönheit... von Land und Meer, Wasser und Erde” (EO 6) ist ernstlich bedroht, und mehr noch all jene, die von dem leben, was Land und See dem Menschen zu bieten haben. Die Sorge der Kirche um die Armen und Schwachen muss unbedingt auch den Bedürfnissen potentieller “ Umweltflüchtlinge” Rechnung tragen.
In NEUSEELAND können wir beobachten, dass das saeculum, “in dem Gläubige und Nichtgläubige zusammen leben, etwas darstellt, was ihnen gemeinsam ist: das Menschliche” (IL 54). Der “Vorhof der Völker” ist ein bevorzugter Ort der Evangelisierung. Das ist die positive Seite der Evangelisierung. Ein aggressiver Säkularismus und die mangelnde Anerkennung der transzendenten Würde der menschlichen Person führen oft dazu, dass der Dialog mit der Gesellschaft über wichtige Fragen zu Bioethik und Gesellschaft - Euthanasie, Abtreibung, die Definition der Ehe - behindert wird. Dieser Säkularismus stellt auch eine Herausforderung für eine wachsende Zahl Andersgläubiger dar, die in Neuseeland eine neue Heimat gefunden haben, z.B. Muslime, Hindus, Buddhisten und Sikhs. In ihren Heimatländern haben sie oft die Erfahrung einer sehr viel positiveren Begegnung mit Christen gemacht, und sind nun enttäuscht über das, was sie in einem Land erleben, das sie für “christlich” hielten.
Papua Neuguinea und die Salomon-inseln: In einer Region mit so verschiedenen ethnischen und sozialen Bevölkerungsgruppen stellen sich natürlich ernstzunehmende Fragen sozialer Gerechtigkeit: Zusammenbruch traditioneller kultureller Werte und soziale Fragmentierung, eine hohe HIV/AIDS- Rate, bedrückende Armuts- und Korruptionsraten, Spannungen aufgrund von Streitigkeiten über den Zugang zu den Naturschätzen, schnell voranschreitende Urbanisierung, großes Gewaltpotential, Grenzstreitigkeiten mit Indonesien und West Papua. Die bereits erwähnte Kraft der Inkulturation wird in diesen Bereichen, in denen die soziale Gerechtigkeit rascher Lösungen bedarf, auf eine harte Probe gestellt.
Australien: Das immens große “Südliche Land des Heiligen Geistes” muss im Bereich der neuen Evangelisierung höchsten Anforderungen gewachsen sein, und zwar im Dialog mit einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft, beim Überbrücken des Abgrundes zwischen Arm und Reich, in der Förderung der Würde der Eingeborenen-Völker und Asylsuchenden und bei der Suche nach Lösungen für dieselben bioethischen und sozialen Fragen, denen sich Neuseeland stellen muss. Australien hat oft mit verheerenden Buschbränden zu kämpfen, die viele Menschenleben fordern und große Sachschäden anrichten. Diese Brände sind eine der Auswirkungen des Klimawandels. Obwohl Naturkatastrophen in Ozeanien aus globaler Sicht oft gering sind, haben sie doch enorme Auswirkungen auf kleinere Nationen und schwache Wirtschaftssysteme.
3. Die neue Evangelisieurng in diesem Kontext
Das Instrumentum Laboris (78) erinnert uns an die drei Grunderfordernisse für die neue Evangelisierung:
*die Fähigkeit zur Unterscheidung, d.h. die Fähigkeit, sich der Gegenwart zu stellen in der Überzeugung, dass es auch in dieser Zeit möglich ist, das Evangelium zu verkünden...
*die Fähigkeit, den christlichen Glauben zu leben...
* eine klare und eindeutige Verbundenheit mit der Kirche
Diese Erfordernisse sind ein Aufruf zur Umkehr im Kontext der neuen Evangelisierung in Ozeanien. “...Eine neue Evangelisierung ist heute notwendig, so dass ein jeder die Barmherzigkeit Gottes, die allen Menschen in Jesus Christus bestimmt ist, vernehmen, verstehen und an sie glauben möge” (EO 18).
a) “Evangelisierung bedeutet, dass wir über die Verkünder des Evangeliums sprechen müssen”. Die Ausbildung und ständige Bildung all jener, die in die Evangelisierungs-Sendung der Kirche eingebunden sind, muss für uns oberste Priorität haben. Das bedeutet, dass wir das Geschenk und die Berufung der Taufe wiederentdecken müssen, indem wir dem auferstandenen Jesus in den Schriften und in der Kirchengemeinde begegnen, die um die Eucharistie versammelt ist, eine erneuerte Verpflichtung zum Gebet und zur Kontemplation, zum Bibelstudium und zur lectio divina, einen großzügigen und mutigen Dienst an der Gemeinschaft der Kirche und der Gesellschaft, unter Hochhaltung der Familie und ihrer Werte.
b) Wir müssen die kerygmatische katholische Tradition zurückgewinnen, “das Wort Gottes verkünden, dafür einzutreten, ob man es hören will oder nicht” (2 Tim 4,2), die prophetische Stimme der Kirche wiedererlangen, die Zeichen der Zeit zu erkennen wissen, die nach einer neuen Evangelisierung rufen, und eine christliche Antwort auf diese Zeichen der Zeit finden.
Wir beten mit den Worten von Ecclesia in Oceania darum, dass die Kirche in Ozeanien, “die Kraft haben möge, dem Weg Jesu getreu zu folgen, die Wahrheit Jesu Christi mutig weiterzusagen und freudvoll das Leben Jesu Christi zu leben.”

[00014-05.15] [RC005] [Originaltext: Englisch]

WORTBEITRÄGE IN DER SYNODENAULA (BEGINN)

Es haben folgende Synodenväter das Wort ergriffen:

- Kardinal Angelo SODANO, Dekan des Kardinalskollegiums (VATIKANSTADT)
- S.Exz. Salvador PIÑEIRO GARCÍA-CALDERÓN, Erzbischof von Ayacucho, Präsident der Bischofskonferenz, Militärbischof für Peru (PERU)
-
Kardinal Stanisław RYŁKO, Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien (VATIKANSTADT)

Im Folgenden veröffentlichen wir die Zusammenfassungen der Wortbeiträge:

- Kardinal Angelo SODANO, Dekan des Kardinalskollegiums (VATIKANSTADT)

Diese Synodenversammlung ist vom Papst einberufen worden, um ein Thema zu vertiefen, das die Herzmitte unseres pastoralen Sendungsauftrages zu Beginn des dritten christlichen Jahrtausends berührt. Der Nachfolger Petri hat seinerseits bereits tiefgehende Studien in dieser Hinsicht eingeleitet, wie es aus zahlreichen seiner Verlautbarungen ersichtlich wird. Eine Zusammenfassung davon ist bereits im letzten Teil des kürzlich erschienenen Buches des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung veröffentlicht worden, das den Titel trägt: “Enchiridion der Neuevangelisierung” (Libreria Editrice Vaticana 2012).
In seiner Ansprache, die er vor kurzem vor den Teilnehmern des“Ad-limina”-Besuchs der französischen Bischöfe gehalten hat, sagte der der Papst ausdrücklich: “Die Herausforderungen einer in weiten Teilen säkularisierten Gesellschaft stellen nunmehr eine Aufforderung dar, mit Mut und Optimismus nach einer Antwort zu suchen und dabei mit Kühnheit und Innovationsgeist die ständige Neuheit des Evangeliums vorzuschlagen” (L’Osservatore Romano, 22. September 2012).
“Mit Mut und Optimismus”: dies ist der Wunsch, den ich meinerseits gegenüber allen hier Anwesenden zum Ausdruck bringe, wobei ich die großen Schwierigkeiten eingestehe, die in der gegenwärtigen Situation herrschen. Mitunter drängt sich auch uns die Versuchung der Apostel auf, die am Ufer des Sees Gennesaret durch den Mund Simons zu Jesus sagten: “Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen” (Lk 5,5). Und es ereignete sich der wunderbare Fischfang.
Gewiss, die Neuevangelisierung, zu der wir berufen sind, soll nicht nur ein Slogan oder eine neue Technik sein, wie es heutzutage bei der Neu-Alphabetisierung der Fall ist, die den Gebrauch von Online-Kommunikationsmethoden vermitteln will. Es handelt sich dabei vielmehr um eine neue Evangelisierung in dem uns von den letzten Päpsten aufgezeigten Sinn, bei der die Herausforderungen in Angriff genommen werden sollen, vor denen die Kirche heute steht. Sie muss dabei jede Form des Skeptizismus überwinden und auf die Hilfe des Herrn vertrauen. Zudem handelt es sich um ein häufig wiederkehrendes Thema in der Geschichte der Kirche, die dazu berufen ist, aus ihrem Schatz “nova et vetera” (Mt 13,52), Neues und Altes, hervorzuholen.
Wir stehen gewiss vor einem großen Vorhaben, in das Himmel und Erde miteinbezogen sind. Angesichts des zuvorkommenden und begleitenden Wirkens der göttlichen Gnade ist es ein geheimnisvolles Werk. Die Formulierung des zweiten Teils des Themas dieser Synode, das heißt der Satz “für die Weitergabe des Glaubens”, scheint nicht ganz angemessen zu sein, denn, wie wir nur allzu gut wissen, wird der Glaube nicht durch uns weitergegeben, da er aus der Gnade Gottes hervorgeht und nicht nur aus der Entscheidung des Menschen, der dieses Geschenk annimmt. Und um diese Gnade zu erbitten, weist uns die Kirche neben dem Apostolat des Handelns auch stets auf das Apostolat des Gebets hin.
Meinerseits habe ich versucht, mich auf unsere Synodenversammlung vorzubereiten, indem ich in den vergangenen Monaten erneut die “Apostelgeschichte” gelesen habe. Dort erkennt man bereits deutlich, dass das Evangelisierungswerk der Kirche Frucht verschiedener Faktoren war. Dies zeigt sich an den Worten und konkreten Initiativen der Apostel sowie am beständigen Wirken der göttlichen Gnade, die die Herzen für die Annahme der Frohen Botschaft offen werden ließ. Sicherlich sehen wir dort, dass Petrus gegenwärtig ist, der nach Pfingsten die Initiative ergreift und mit heiligem Eifer Jesus von Nazaret als den einzigen Erlöser vorstellt (Apg 2,14 ff.).
Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich nach der trostreichen Lektüre der Apostelgeschichte mit dem Buch der Offenbarung beschäftigt habe, und dabei habe ich über die Wirklichkeit des Bösen in der Welt sowie über das Geheimnis der Freiheit des Menschen nachgedacht, der obwohl er das Licht sieht, mitunter bevorzugt im Dunkel zu bleiben. Ich wollte die Textstellen der Apokalypse meditieren, die uns die zerstörerische Gegenwart des Bösen in der Welt beschreiben. Es ist jedoch stets tröstlich, in der Apostelgeschichte zu lesen, wie letztlich die siegreiche Kraft über allem menschlichen Elend erstrahlt.
Ich möchte nun meine Rede mit einem Aufruf beschließen, den ich nicht so sehr als Dekan des Kardinalskollegiums, sondern vielmehr als ältester Dekan der hier versammelten Bischöfe vorbringe. Ich rufe dazu auf, dass wir unser Evangelisierungswerk mit großer Demut voranbringen, von dem Wissen getragen, dass wir nicht die ersten sind, die im Weinberg des Herrn arbeiten, und auch nicht die letzten sein werden. Wir sind nicht die ersten, denn andere sind uns seit zweitausend Jahren in dieser pastoralen Aufgabe vorangegangen. Wir sind auch nicht die letzten, denn nach uns werden andere dieses Werk weiterführen, bis zum Ende der menschlichen Geschichte, wenn es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird (Offb 21,1).

[00024-05.04] [IN001] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Salvador PIÑEIRO GARCÍA-CALDERÓN, Erzbischof von Ayacucho, Präsident der Bischofskonferenz, Militärbischof für Peru (PERU)

In meinem priesterlichen Wirken bin ich immer Pfarrer gewesen, und ich habe entdeckt, dass der bevorzugte Ort für die Erziehung im Glauben der sonntägliche Gottesdienst ist, weil wir Gläubigen dort Jesus hören und den Triumph seines Kreuzes feiern, um den Sendungsauftrag der Liebe zu leben. Woche für Woche vernehmen wir die Worte und Gesten des Meisters, die wir in der Familie, in unseren Wohnvierteln und an den Orten unserer Arbeit und unserer Studien verwirklichen sollen.
Am Sonntag, dem Tag des Herrn und der Kirche, an diesem eucharistischen Tag,danken wir dem Vater der Güte und Barmherzigkeit, der uns das Leben und vor allem den Glauben Jesu Christi schenkt sowie die Gemeinschaft mit unseren Brüdern und Schwestern, insbesondere mit jenen, die Not leiden und von Leid, Armut und Ausgrenzung betroffen sind.
Wir gehen diesen wöchentlichen Weg innerhalb des pädagogischen Systems des Kirchenjahres, beseelt von Joh 16,28, der unseren Blick auf das weihnachtliche und österliche Geheimnis richtet, indem er diese Ereignisse vorbereitet und sie in der Freude des Heils feiert.
Eine angemessene Vorbereitung der Liturgie und der gottesdienstlichen Zeichen ist die beste Katechese für uns Gläubige, die uns durch die Verkündigung der Bibel und die Gesänge zu einer bewußten, aktiven und fruchtbringenden Teilnahme führen soll (SC 11), die uns mit missionarischem Geist erfüllt. Der Altar ist Gipfelpunkt und Quelle des kirchlichen Wirkens (SC 10).
Man muss im pastoralen Handeln unserer Diözesen und unserer Pfarreien die Liturgiekreise fördern, die über diesen bevorzugten Ort der Evangelisierung nachdenken, ihn vorbereiten und animieren.
Wenn die Theologie zur Pastoral in der Liturgie wird, müssen wir uns der Ausbildung der Priester und Katecheten annehmen, damit sie deren Inhalte vertiefen und Methoden für Kinder und Jugendliche fördern.Neben den offiziellen Gottesdiensten gibt es die in unseren lateinamerikanischen Völkern so tief verwurzelte Volksfrömmigkeit, in der zahlreiche Gläubige ihre Erwartungen zum Ausdruck bringen und Jesus Christus, der Jungfrau Maria und den Heiligen die Ehre erweisen wollen.
Das Lehramt des Dieners Gottes Paul VI. zeigt uns in Evangelium nuntiandi den Wert der Volksfrömmigkeit, und daher müssen wir diese Suche nach Gott begleiten, indem wir auf Katechesen und Programme Wert legen, die diese Ereignisse in der Gemeinschaft zu Initiativen sozialer Veränderungen werden lassen, die dem Wohl der Bedürftigsten dienen.
Wir dürfen diese schlichte Bitte von Seiten einer Mehrheit nicht vergessen, die in den Wallfahrtsorten und bei Patronatsfesten ihre Frömmigkeit bekundet und sich dabei bedauerlicherweise nur selten aufgenommen und begleitet fühlt.

[00025-05.06N002] [Originaltext: Spanisch]

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Kardinal Stanisław RYŁKO, Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien (VATIKANSTADT)

Im Instrumentum laboris lesen wir unter Nr. 115: “Ein anderes Geschenk der Vorsehung an die Kirche ist das in den letzten Jahren erfolgte, oft unerwartete und charismatische Aufblühen von Gruppen und Bewegungen, die sich vor allem der Verkündigung des Evangeliums widmen.
Das Lehramt der letzten Päpste hat bei zahlreichen Anlässen diese “neue Zeit der Zusammenschlüsse von Laien” als ein Geschenk der Vorsehung unterstrichen und damit auch den engen Zusammenhang mit dem “neuen Pfingsten” des Zweiten Vatikanischen Konzils. Insbesondere der selige Johannes Paul II. verwies auf die missionarische Dynamik der Bewegungen und neuen Gemeinschaften, die “ein echtes Geschenk Gottes für die Neuevangelisierung und die missionarische Arbeit im engeren Sinn darstellen. Ich fordere also dazu auf, sie zu verbreiten und sich ihrer zu bedienen, um dem christlichen Leben und der Evangelisierung Kraft zu geben in einer pluralistischen Sicht der Art der Zusammenschlüsse und der Ausdrucksweisen”. Papst Benedikt XVI. hat seinerseits unterstrichen: “Ein von der Vorsehung bestimmtes Instrument für einen neuen missionarischen Impuls sind die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften; nehmt sie auf und fördert sie in euren Diözesen.” Und bei anderer Gelegenheit hat er die Bischöfe aufgefordert, sie “mit viel Liebe” anzunehmen.
Leider stellen die Bewegungen und neuen Gemeinschaften weiterhin eine Ressource dar, die in der Kirche noch nicht in ihrem vollen Wert geschätzt wird, eine Gabe des Heiligen Geistes und ein Gnadenschatz, der vor den Augen vieler Hirten noch verborgen ist, weil sie sich vielleicht vor dem Neuen fürchten, das diese in das Leben der Diözese und der Pfarreien bringen. Der Heilige Vater ist sich dieser Schwierigkeit sehr wohl bewusst, und deshalb ermahnt er die Hirten “die Charismen nicht auszulöschen” und “daß wir dankbar sein sollen, wenn uns der Herr neue Gaben schenkt, auch wenn sie manchmal unbequem sind”. Daher ist eine echte “pastorale Bekehrung” der Bischöfe und Priester notwendig, die aufgerufen sind, in den Bewegungen vor allem ein kostbares Geschenk zu sehen und weniger ein Problem.
Denn die missionarische Begeisterung der neuen Gruppierungen entspringt nicht einem oberflächlichen Gefühlsenthusiasmus, sondern sehr tiefen und anspruchsvollen Erfahrungen der Glaubensbildung gläubiger Laien hin zu einem erwachsenen Glauben, die in der Lage ist angemessen auf die Herausforderungen der Säkularisierung zu antworten. Das Neue ihres Wirkens darf also nicht in ihren Methoden gesucht werden, sondern in der Fähigkeit die Zentralität Gottes im Leben der Christen wieder zu bekräftigen, eine grundlegende Frage in den Lehren des Heiligen Vaters Benedikt XVI. Auch für die Aufgabe der neuen Evangelisierung gilt das alte scholastische Sprichwort: operari sequitur esse, denn unser Handeln ist immer Ausdruck dessen, was wir sind. Evangelisierung ist nicht nur und nicht so sehr eine Frage des “Könnens und Tuns”, sondern vor allem eine Frage des “Seins”, das heißt des wahren und authentischen Christseins.
Darüber hinaus scheinen die von den Bewegungen und neuen Gemeinschaften angewandten Evangelisierungsmethoden sehr unterschiedlich, wirklich vielgestaltig zu sein. Aber sie sind zurückführbar auf die “drei Gesetze der Neuevangelisierung”, über die der damalige Kardinal Ratzinger aus Anlass des Jubiläumsjahres 2000 vor Katecheten und Religionslehrern sprach: vor allem das Gesetz der “Enteignung”, das heißt nicht im eigenen Namen, sondern im Namen der Kirche zu sprechen, indem er darauf hinwies, dass “Evangelisieren nicht bloß eine Form des Sprechens ist, sondern eine Lebensform”, das heißt das klare Bewusstsein, zu Christus und seinem Leib (der Kirche!) zu gehören, die das eigene Ich übersteigen. Das zweite Gesetz ist das “Gesetz des Senfkorns”, das heißt der Mut mit Geduld und Ausdauer zu evangelisieren, ohne unmittelbare Ergebnisse zu verlangen und daran denkend, dass das Gesetz der großen Zahlen nicht das Gesetz des Evangeliums ist. Dies ist eine Haltung, die wir zum Beispiel bei der Evangelisierungsarbeit erkennen können, die von Bewegungen und neuen Gemeinschaften in den am weitesten säkularisierten Gegenden der Erde unternommen wird. Das dritte “Gesetz” ist das Gesetz des Weizenkorns, das sterben un die Logik des Kreuzes annehmen muss, um Leben zu schenken. In diesen Gesetzen liegt das tiefste Geheimnis für die wirksame Umsetzung des Evangelisierungsauftrags der Kirche zu allen Zeiten.

[00026-05.08] [IN003] [Originaltext: Italienisch]

ERRATA CORRIGE

Das in den Verlautbarungen N.4 veröffentliche Errata Corrige zu S. Em. Kardinal John TONG HON ist zu löschen.

- Verlautbarungen Nr. 03 des 07 10.2012
S. 3
ersetzen:
“...um in jenen Menschen eine neue Begegnung mit dem Herrn zu begünstigen, der allein unser Leben einen tiefen Sinn verleiht ...”
durch:
“...um in jenen Menschen eine neue Begegnung mit dem Herrn zu begünstigen, der allein unserem Leben einen tiefen Sinn verleiht...”

 

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