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SYNODUS EPISCOPORUM
VERLAUTBARUNGEN

XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DER BISCHOFSSYNODE
7.-28. OKTOBER 2012

Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens


Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch.
Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.


Deutsche Fassung

 

10 - 11.10.2012

INHALT

- PAPSTMESSE ZUR ERÖFFNUNG DES JAHRES DES GLAUBENS (DONNERSTAG; 11. OKTOBER 2012)
- FACKELZUG UND GEBET: “DIE SCHÖNE KIRCHE DES KONZILS”

PAPSTMESSE ZUR ERÖFFNUNG DES JAHRES DES GLAUBENS (DONNERSTAG; 11. OKTOBER 2012)

- HOMILIE DES HEILIGEN VATERS
- GRUßWORT DES ÖKUMENISCHEN PATRIARCHEN

Heute, Donnerstag 11. Oktober um 10.00 Uhr, zelebrierte der Heilige Vater Benedikt XVI. die Heilige Messe auf dem Vorplatz der Petersbasilika anläßlich der Eröffnung des Jahres des Glaubens, zum Gedächtnis an den 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils und an den 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche.

Es konzelebrierten 80 Kardinäle, 15 Konzilsväter, 8 Patriarchen der Ostkirchen, 191 Erzbischöfe und Bischöfe, die an der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode teilnehmen, 104 Bischöfe, die Vorsitzende der Bischofskonferenzen aus aller Welt sind.

Zum Eucharistischen Gebet kamen zum Altar S. Em. Kard. Tarcisio BERTONE, S.D.B., Staatssekretär Seiner Heiligkeit (VATIKANSTADT), S. Em. Kard. Angelo SODANO, Dekan des Kardinalskollegs (VATIKANSTADT); die beiden ranghöchsten Kardinäle “per decananza”; S.E. Salvatore FISICHELLA, Titularerzbischof von Voghenza, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung (VATIKANSTADT); S.E. José Octavio RUIZ ARENAS, emeritierter Erzbischof von Villavicencio, Sekretär des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung (VATIKANSTADT).

Die Erste Lesung erfolgte in englischer Sprache, der Antwortpsalm in italienischer, die zweite Lesung in griechischer Sprache. Das Evangelium wurde in lateinischer Sprache verkündet. Die Fürbitten wurden in spanischer, chinesischer, arabischer, portugisiescher Sprache und in Swahili gebetet.

Im Anschluß an das Kommuniongebet erfolgt eine Grußadresse Seiner Heiligkeit BARTHOLOMAIOS I., Erzbischofs von Konstantinopel und Ökumenischen Patriarchen (TÜRKEI), die wir in diesem Bulletin publizieren.

Im Anschluß überreicht Seine Heiligkeit die Botschaften des II. Vatikanischen Konzils an die Menschheit, sowie des Katechismus der Katholischen Kirche.

Im Verlauf der Meßfeier hielt der Heilige Vater im Anschluß an die Lesung des Evangeliums eine Homilie, die wir in der Folge publizieren.

HOMILIE DES HEILIGEN VATERS

Verehrte Mitbrüder,
liebe Brüder und Schwestern!

Mit großer Freude beginnen wir heute, fünfzig Jahre nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das Jahr des Glaubens. Gerne richte ich meinen Gruß an Sie alle, speziell an den Patriarchen von Konstantinopel, Seine Heiligkeit Bartholomäus I., und an den Erzbischof von Canterbury, Seine Gnaden Rowan Williams. In besonderer Weise verbinde ich mich auch mit den Patriarchen und den Großerzbischöfen der katholischen Ostkirchen sowie mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen. Um des Konzils zu gedenken, das einige der unter uns Anwesenden persönlich erleben durften – sie begrüße ich besonders herzlich –, ist diese Feier durch einige spezielle Zeichen bereichert worden: die Eingangsprozession, die an die denkwürdige Prozession der Konzilsväter erinnern wollte, als sie feierlich in diese Basilika einzogen; die Inthronisation des Evangeliars – einer Kopie dessen, das während des Konzils benutzt wurde; die Übergabe der sieben Schlußbotschaften des Konzils sowie des Katechismus der Katholischen Kirche, die ich am Ende, vor dem Segen, vornehmen werde. Diese Zeichen rufen nicht nur unsere Erinnerung wach, sondern sie bieten uns auch die Perspektive, um über das Gedenken hinauszugehen. Sie laden uns ein, tiefer in die geistige Bewegung einzudringen, die das Zweite Vatikanum geprägt hat, um sie uns zu eigen zu machen und sie in ihrem wahren Sinn weiterzuführen. Und dieser Sinn war und ist der Glaube an Christus, der apostolische Glaube, beseelt von dem inneren Impuls, Christus jedem und allen Menschen mitzuteilen, im Wandern der Kirche auf den Wegen der Geschichte.
Das Jahr des Glaubens, das wir heute eröffnen, ist konsequent mit dem ganzen Weg der Kirche in den letzten fünfzig Jahren verbunden: vom Konzil, über die Lehre des Dieners Gottes Pauls VI., der 1967 ein „Jahr des Glaubens“ ausrief, bis zu dem Großen Jubiläum des Jahres 2000, mit dem der selige Johannes Paul II. der gesamten Menschheit erneut Jesus Christus als den einzigen Retter – gestern, heute und allezeit – vor Augen gestellt hat. Zwischen diesen beiden Päpsten, Paul VI. und Johannes Paul II., bestand ein tiefe und volle Übereinstimmung gerade in bezug auf Christus als Mittelpunkt des Kosmos und der Geschichte und auf die apostolische Sorge, ihn der Welt zu verkündigen. Jesus ist das Zentrum des christlichen Glaubens. Der Christ glaubt an Gott durch Jesus Christus, der Gottes Angesicht offenbart hat. Jesus Christus ist die Erfüllung der Schrift und ihr endgültiger Interpret. Er ist nicht nur Objekt des Glaubens, sondern – wie der Hebräerbrief sagt – „Urheber und Vollender des Glaubens“ (12,2).
Das Evangelium von heute sagt uns, daß Jesus Christus, der vom Vater im Heiligen Geist „gesalbt“ wurde, der wahre und ewige Träger der Evangelisierung ist. „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe“ (Lk 4,18). Diese Sendung Christi, diese seine Bewegung setzt sich in Raum und Zeit über die Jahrhunderte und die Kontinente hin fort. Es ist eine Bewegung, die vom Vater ausgeht und mit der Kraft des Geistes den Armen die gute Nachricht bringt, in materiellem wie in spirituellem Sinn. Die Kirche ist das erste und notwendige Mittel dieses Werkes Christi, denn sie ist mit ihm vereint wie der Leib mit dem Haupt. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). Das sagte der Auferstandene zu seinen Jüngern, und indem er sie anhauchte, fügte er hinzu: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (v. 22). Gott ist der Hauptträger der Evangelisierung der Welt, und zwar durch Jesus Christus. Christus selbst aber wollte seine Sendung der Kirche übertragen, und er tat dies und tut es weiterhin bis zum Ende der Zeiten, indem er seinen Jüngern den Heiligen Geist einflößt – denselben Geist, der auf ihn herabkam und sein ganzes Erdenleben hindurch in ihm blieb und ihm Kraft gab, damit er „den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht“; damit er „die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18-19).
Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Glauben nicht zum Thema eines spezifischen Dokuments machen wollen. Und doch war es ganz und gar durchdrungen von dem Bewußtsein und dem Wunsch, sich sozusagen neu in das christliche Mysterium zu vertiefen, um es dem Menschen von heute wieder wirksam vortragen zu können. Diesbezüglich sagte der Diener Gottes Paul VI. zwei Jahre nach dem Ende der Konzilsversammlung: „Wenn das Konzil den Glauben nicht ausdrücklich behandelt, so spricht es doch auf jeder Seite von ihm, erkennt seinen lebenswichtigen und übernatürlichen Charakter an, geht davon aus, daß er unverkürzt und stark ist, und baut auf ihn seine Lehren auf. Es würde genügen, an [einige] Konzilsaussagen zu erinnern […] um zu entdecken, welch wesentliche Bedeutung das Konzil in Übereinstimmung mit der Lehrüberlieferung der Kirche dem Glauben beimißt, dem wahren Glauben, dessen Quelle Christus und dessen Kanal das Lehramt der Kirche ist“ (Katechese in der Generalaudienz vom 8. März 1967). So weit Paul VI. 1967.
Doch nun müssen wir auf den zurückgehen, der das Zweite Vatikanische Konzil einberief und es eröffnete: auf den seligen Johannes XXIII. In seiner Eröffnungsansprache stellte er das Hauptziel des Konzils mit folgenden Worten vor: „Dies betrifft in höchstem Grade das Ökumenische Konzil: daß das heilige Gut der christlichen Lehre bewahrt und in wirksamerer Form weitergegeben wird […] Das Hauptanliegen dieses Konzils ist also nicht die Diskussion über das eine oder andere Thema der Lehre … Dafür bedurfte es nicht eines Konzils … Es ist nötig, daß diese sichere und unveränderliche Lehre, an der in Treue festgehalten werden muß, vertieft und in einer Weise vorgetragen wird, die den Erfordernissen unserer Zeit entspricht“ (AAS54 [1962], 790.791-792). So Papst Johannes XXIII. Bei der Eröffnung des Konzills.
Im Licht dieser Worte versteht man, was ich selbst damals erleben konnte: Während des Konzils herrschte eine bewegende innere Spannung angesichts der gemeinsamen Aufgabe, die Wahrheit und die Schönheit des Glaubens im Heute unserer Zeit erstrahlen zu lassen, ohne sie den Ansprüchen der Gegenwart zu opfern, noch sie an die Vergangenheit gefesselt zu halten: Im Glauben schwingt die ewige Gegenwart Gottes mit, die über die Zeit hinausreicht und dennoch von uns nur in unserem unwiederholbaren Heute aufgenommen werden kann. Darum halte ich es – besonders an einem so bedeutsamen Jahrestag wie diesem – für das Wichtigste, in der ganzen Kirche jene positive Spannung, jenes tiefe Verlangen, Christus dem Menschen unserer Zeit erneut zu verkünden, wieder zu beleben. Damit aber dieser innere Antrieb zur neuen Evangelisierung nicht auf der Ebene der Vorstellungen stehenbleibt und nicht zu Verwirrung führt, muß er sich auf ein konkretes und präzises Fundament stützen, und dieses Fundament sind die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, in denen er zum Ausdruck gekommen ist. Darum habe ich mehrmals auf der Notwendigkeit bestanden, sozusagen zum „Buchstaben“ des Konzils zurückzukehren – d. h. zu seinen Texten –, um seinen authentischen Geist zu entdecken, und habe wiederholt, daß in ihnen das wahre Erbe des Zweiten Vatikanums liegt. Die Bezugnahme auf die Dokumente schützt vor den Extremen anachronistischer Nostalgien einerseits und eines Vorauseilens andererseits und erlaubt, die Neuheit in der Kontinuität zu erfassen. Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen. Es hat sich vielmehr darum bemüht dafür zu sorgen, daß derselbe Glaube im Heute weiter gelebt werde, daß er in einer sich verändernden Welt weiterhin ein gelebter Glaube sei. Wir müssen in der Tat dem Heute der Kirche treu sein, nicht dem Gestern oder dem Morgen. Und dieses Heute finden wir gerade in den Konzilsdokumenten, weil sie immer so aktuell sind, wie der Diener Gottes Paul VI. und die Konzilsväter sie verkündet haben, in ihrer Vollständigkeit und in ihrem Zusammenhang, ohne Abstriche und ohne Hinzufügungen.
Wenn wir uns in Einklang mit der authentischen Grundausrichtung begeben, die der selige Johannes XXIII. dem Zweiten Vatikanischen Konzil geben wollte, können wir sie im Laufe dieses Jahres des Glaubens aktualisieren, innerhalb des einen Weges der Kirche, die das uns von Christus anvertraute Glaubensgut fortwährend vertiefen möchte. Die Konzilsväter wollten den Glauben wieder wirkungsvoll präsentieren; und wenn sie sich zuversichtlich dem Dialog mit der modernen Welt öffneten, so geschah dies, weil sie sich ihres Glaubens, des sicheren Felsens, auf dem sie standen, sicher waren. In den darauffolgenden Jahren haben hingegen viele die herrschende Mentalität ohne Unterscheidungsvermögen angenommen und die Fundamente des depositum fidei selbst in Frage gestellt, die sie leider in ihrer Wahrheit nicht mehr als geeignet empfanden.
Wenn die Kirche heute ein neues Jahr des Glaubens und die neue Evangelisierung vorschlägt, dann nicht, um ein Jubiläum zu ehren, sondern weil es notwendig ist, mehr noch als vor fünfzig Jahren! Und die Antwort auf diese Notwendigkeit ist dieselbe, die von den Päpsten und Vätern des Konzils beabsichtigt war und die in den Dokumenten enthalten ist. Auch die Initiative, einen Päpstlichen Rat zu schaffen, der der Förderung der neuen Evangelisierung gewidmet ist und dem ich für seinen besonderen Einsatz für das Jahr des Glaubens danke, gehört in diese Perspektive. In diesen Jahrzehnten ist eine geistliche „Verwüstung“ vorangeschritten. Was ein Leben, eine Welt ohne Gott bedeutet, konnte man zur Zeit des Konzils bereits aus einigen tragischen Vorfällen der Geschichte entnehmen, heute aber sehen wir es leider tagtäglich in unserer Umgebung. Es ist die Leere, die sich ausgebreitet hat. Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist; so gibt es in der heutigen Welt unzählige, oft implizit oder negativ ausgedrückte Zeichen des Durstes nach Gott, nach dem letzten Sinn des Lebens. Und in der Wüste braucht man vor allem glaubende Menschen, die mit ihrem eigenen Leben den Weg zum Land der Verheißung weisen und so die Hoffnung wach halten. Der gelebte Glaube öffnet das Herz für die Gnade Gottes, die vom Pessimismus befreit. Evangelisieren bedeutet heute mehr denn je, ein neues, von Gott verwandeltes Leben zu bezeugen und so den Weg zu weisen. Die erste Lesung hat uns von der Weisheit des Reisenden gesprochen (vgl. Sir 34,9-13): Die Reise ist ein Bild für das Leben, und der weise Reisende ist derjenige, der die Kunst des Lebens gelernt hat und sie mit den anderen teilen kann – wie es den Pilgern auf dem Weg nach Santiago oder auf den anderen Pilgerwegen geht, die nicht zufällig in diesen Jahren wieder in Mode gekommen sind. Wie kommt es, daß heute so viele Menschen das Bedürfnis haben, diese Wege zu gehen? Ist es vielleicht, weil sie dort den Sinn unseres Erdendaseins finden oder zumindest erahnen? Da sehen wir also, wie wir dieses Jahr des Glaubens bildlich darstellen können: als eine Pilgerreise durch die Wüsten der heutigen Welt, bei der man nur das Wesentliche mitnimmt: keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd – wie der Herr den Aposteln aufträgt, als er sie aussendet (Lk 9,3), sondern das Evangelium und den Glauben der Kirche, dessen leuchtender Ausdruck die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils sind, ebenso wie der Katechismus der Katholischen Kirche, der vor nunmehr 20 Jahren veröffentlicht wurde.Verehrte, liebe Mitbrüder, am 11. Oktober 1962 wurde das Fest der heiligen Gottesmutter Maria gefeiert. Ihr vertrauen wir das Jahr des Glaubens an, wie ich es vor einer Woche getan habe, als ich mich als Pilger nach Loreto begab. Möge die Jungfrau Maria immer als Stern über dem Weg der neuen Evangelisierung leuchten. Sie helfe uns, die Aufforderung des Apostels Paulus zu befolgen: „Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! … Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!“ (Kol 3,16-17). Amen.


GRUßADRESSE DES ÖKUMENISCHEN PATRIARCHEN

Geliebter Bruder im Herrn, Eure Heiligkeit Papst Benedikt;
Brüder und Schwestern;
Als Christus sich auf die Geschehnisse von Getsemani vorbereitete, sprach er ein Gebet für die Einheit, das im 17. Kapitel des Johannesevangeliums, Vers 1, wiedergegeben wird: “... bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir”. Durch Jahrhunderte hindurch wurden wir von der Macht und der Liebe Christi wirklich beschützt und im geeigneten geschichtlichen Moment kam der Heilige Geist auf uns herab und wir begannen einen langen Weg auf die sichtbare, von Jesus gewollte Einheit hin. Dies wurde bei Unitatis Redintegratio 1 bekräftigt:
“Von dieser Gnade sind heute überall sehr viele Menschen ergriffen, und auch unter unsern getrennten Brüdern ist unter der Einwirkung der Gnade des Heiligen Geistes eine sich von Tag zu Tag ausbreitende Bewegung zur Wiederherstellung der Einheit aller Christen entstanden”.
Hier auf diesem Platz zeigte die Römisch-Katholische Kirche in einer großartigen, bedeutenden Feier ihr Herz und ihren Geist, der sie durch diese fünfzig Jahre hindurch bis in die Gegenwart gelenkt hat. Die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, ein Meilenstein für Veränderungen, war bestimmt von der Tatsache, daß der Sohn, das menschgewordene Wort Gottes, da ist “wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind” (Mt 18,20) und daß der Geist, der vom Vater ausgeht “euch in die ganze Wahrheit führen” wird (Joh 16,13).
In den danach folgenden fünfzig Jahre haben wir unsoft deutlich und mit Wehmut, aber auch mit Freude und Enthusiasmus an die persönlichen Diskussionen mit Bischöfen und theologischen Fachleuten während unserer Ausbildung - als junger Student - am Päpstlichen Orientalischen Institut erinnert, und an einige Sondersitzungen des Konzils, an denen wir teilgenommen haben. Wir sind Augenzeugen, wie sich die Bischöfe mit einem gestärkten Sinn für Kontinuität erneut der Gültigkeit von Tradition und dem Glauben, “der den Heiligen ein für allemal anvertraut ist” (Jud 1,3) bewußt wurden. Es war eine vielversprechende und hoffnungvolle Zeit, sowohl innerhalb als auch außerhalb eurer Kirche.
Wir haben festgestellt, daß dies für die Orthodoxe Kirche eine Zeit des Austausches und der Erwartungen war. Die Einberufung der ersten panorthodoxen Konferenzen auf Rhodos zum Beispiel hat zu den vorbereitenden Konzilien im Hinblick auf ein Großes Konzil der Orthodoxen Kirchen geführt. Diese Formen des Austausches werden der modernen Welt ein Zeugnis sein für die Einheit der Orthodoxen Kirche. Des weiteren war dies eine Zeit des “Dialogs der Liebe”, welcher die Gemeinsame Internationale Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche vorbereitet hat und die von unseren verehrten Vorgänger Papst Johannes Paul II und dem Ökumenische Patriarch Dimitrios ins Leben gerufen wurde.
In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat die Konzilsversammlung einige Ziele erreicht. Das zeigt sich in einer Reihe von wichtigen und einflußreichen Konstitutionen, Erklärungen und Dekreten. Wir haben über die Wiederfindung des Sinngehaltes und die “Rückkehr zu den Quellen” durch Liturgiestudien, Bibelforschung und die Lehre der Väter nachgedacht. Wir haben die schrittweise Bemühung geschätzt, die starren akademischen Grenzen aufzubrechen und den ökumenischen Dialog zu beginnen. Das hat zu der gegenseitigen Aufhebung der Exkommunizierungen von 1054, zum Austausch von Grußbotschaften, zur Rückerstattung von Reliquien, zum Beginn wichtiger Dialoge und zu gegenseitigen Besuchen unser jeweiligen Sitze geführt.
Unser Weg war nicht immer leicht und ohne Leiden und Herausforderungen. Denn wir wissen: “das Tor ... ist eng und der Weg dahin ist schmal” (Mt 7,14). Es ist nicht leicht, die grundlegende Theologie und die Hauptthemen des Zweiten Vatikanischen Konzils - das Geheimnis der Kirche, die Heiligkeit der Liturgie und die Autorität des Bischofes - durchgehend anzuwenden. Sie werden nur unter Mühen während des ganzen Lebens und mit der Hilfe der ganzen Kirche angenommen. Deshalb müßte das Tor immer offen bleiben für eine vertiefte Aufnahme, einen größeren pastoralen Einsatz und eine Vertiefung der kirchlichen Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Im gemeinsamen Weiterschreiten auf diesem Weg bringen wir dem lebendigen Gott - Vater, Sohn und Heiliger Geist - Dank und Ehre dar dafür, daß die Versammlung der Bischöfe die Wichtigkeit der Beratungen und des ehrlichen Dialogs zwischen unseren “Schwesterkirchen” erkannt hat. Wir schließen uns der Hoffnung an, “daß die Wand, die die abendländische und die orientalische Kirche trennt, einmal hinweggenommen werde und schließlich nur eine einzige Wohnung sei, deren fester Eckstein Jesus Christus ist, der aus beidem eines machen wird” (Unitatis Redintegratio 18).
Mit Christus als unserem Eckstein und der uns gemeinsamen Tradition werden wir - mit der Gnade Gottes - den Leib Christi immer mehr schätzen und ihn immer vollkommener verwirklichen. Mit unserem ständigen Einsatz, im Geiste der urkirchlichen Tradition und im Licht der Kirche der Konzilien des ersten Jahrtausends, könnten wir die sichtbare Einheit erleben, die nur jenseits unserer heutigen Zeit erreichbar ist.
Die Kirche zeichnet sich durch ihre besondere prophetische und pastorale Dimension aus. Sie bejaht die ihr eigene Milde und Spiritualität und dient mit Demut und Einfühlsamkeit den “geringsten Brüdern” Christi (Mt 25,40).
Geliebter Bruder, unsere Anwesenheit hier bedeutet und kennzeichnet unseren Einsatz für ein gemeinsames Zeugnis für die Botschaft des Heils und der Heilung für unsere geringsten Brüder: die Armen, die Unterdrückten, die Randgruppen in der von Gott geschaffenen Welt. Beginnen wir, um Frieden und Wohlergehen unserer Brüder und Schwestern im Nahen Osten zu beten. Möge die Liebe und der Wunsch nach Harmonie, die wir hier ausdrücken, zusammen mit dem im Dialog und im gegenseitigen Respekt gesuchten Verstehen, ein Beispiel für eine von Gewalt, Trennung und Teilungen unter den Völkern und Nationen gezeichneten Welt sein. Möge die Menschheit “dem Nächsten” di Hand reichen und mögen wir gemeinsam daran arbeiten, die Leiden der Völker zu überwinden, vor allem wo Menschen unter Hunger, Naturkatastrophen, Krankheiten und Kriegen leiden, die letztendlich das Leben von uns allen betreffen.
Angesichts dessen, was die Kirche in der Welt noch zu leisten hat, und mit großer Genugtuung wegen der miteinander erreichten Fortschritte, fühlen wir uns geehrt durch die Einladung zu dieser festlichen Gedenkfeier an das Zweite Vatikanische Konzil und die Bitte um eine kleine Ansprache. Es ist kein Zufall, daß diese Feier für eure Kirche gleichzeitig der feierliche Beginn des “Jahres des Glaubens” ist. Es ist ja der Glaube, der ein deutliches Kennzeichen unseres gemeinsam gegangenen Weges hin zur Wiederversöhnung und zur sichtbaren Einheit ist.
Zum Abschluß gratulieren wir Ihnen, Heiliger Vater und geliebter Bruder, zusammen mit allen hier versammelten Gläubigen und umarmen sie zum freudigen Anlaß dieser Gedenkfeierfeier brüderlich. Gott segne euch alle.

[00155-05.18] [NN000] [Originaltext: Italienisch]

FACKELZUG UND GEBET: “DIE SCHÖNE KIRCHE DES KONZILS”

“Die schöne Kirche des Konzils” ist eine Initiative der Katholischen Aktion Italiens in Zusammenarbeit mit der Diözese Rom, aus Anlaß der Eröffnung des Jahrs des Glaubens, die gleichzeitig mit der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode stattfindet, die sich mit der Neuevangelisierung befaßt. Es werden sich auch Synodenväter und andere Teilnehmer der Synodenversammlung an dieser Initiative beteiligen.
Es wird Gelegenheit geben zur Meditation und zum Gebet, aber auch zum Bekenntnis und zum Feiern. Die Zusammenkunft ist für 18.00 angesetzt. Um 19.30 Uhr wird ein Fackelzug von der Engelsburg in Richtung Petersplatz aufbrechen. Der Gruß des Heiligen Vaters Benedikt XVI. ist für 21.00 vorgesehen, dann werden S. Em. Kardinal Agostino Vallini, Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Diözese Rom, Franco Milano, der Präsident der Katholischen Aktion Italiens, Msgr. Domenico Sigalini, Bischof von Palestrina und Hauptverantwortlicher für die Seelsorge derVereinigung, das Wort ergreifen. Es folgt das Zeugnis von Msgr. Loris Capovilla, Sekretär Papst Johannes’ XXIII.; schließlich wird ungekürzt das von der vatikanischen Filmothek zur Verfügung gestellte Original des Films der “Mondscheinrede” vorgeführt.
Der Abend wird von den Gesängen des “Polyphonen Chors der Diözese Rom” unter der Leitung von Msgr. Marco Frisina begleitet. Im Anschluß daran wird es möglich sein, die Kirchen im Stadtzentrum von Rom zu besuchen, um dort das Gebet mit der Eucharistischen Anbetung fortzusetzen.
Das Ereignis wurde organisiert, um fünfzig Jahre nach seiner Eröffnung die Erinnerung an das II. Vatikanische Konzil und an den historischen Fackelzug vom 11. Oktober 1962 wieder lebendig werden zu lassen, der am Abend der “Mondscheinrede” Johannes XXIII. ebenfalls durch die Katholische Aktion Italiens organisiert worden war.
Die Direktübertragung des Ereignisses wird durch das Vatikanische Fersehzentrum und Radio Vatikan gewährleistet. Es wird von zahlreichen Sendern ausgestrahlt, ist aber auch über die Internetseite
www.azionecattolica.it abrufbar.

[00156-05.04] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

 

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