The Holy See
back up
Search
riga

AUßERORDENTLICHES KONSISTORIUM

GEMEINSAME SCHLUßBOTSCHAFT DER KARDINÄLE 
ZUM ABSCHLUß DES AUßERORDENTLICHEN KONSISTORIUMS 


1. Zum Abschluß des Konsistoriums bekräftigen wir Kardinäle aus allen Teilen der Welt unsere tiefe Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe mit dem Heiligen Vater, dem Nachfolger Petri. 

Ihm gilt unsere aufrichtige Dankbarkeit: Schon zur Vorbereitung auf das Große Jubiläumsjahr hatte er uns zu einem Konsistorium einberufen, und nun hat er uns in diesem neuerlichen Konsistorium dazu eingeladen, über die spirituelle und pastorale Umsetzung der Gnade des Heiligen Jahres nachzudenken; dies soll geschehen durch die Vertiefung der in dem wertvollen Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte dargelegten programmatischen Richtlinien. 

2. Mit der ganzen Kirche danken wir dem Herrn, dem Spender aller Gaben, für die überreichen Gnaden, die sich durch das Heilige Jahr über das Volk Gottes und die gesamte Menschheit ergossen haben. 

3. Wir sind davon überzeugt, daß das große Erbe, welches uns das Jubiläumsjahr als Geschenk und Verantwortung hinterläßt, in einer aus tiefer Überzeugung und wachsendem Vertrauen gelebten Erneuerung unseres Glaubensbekenntnisses an Jesus Christus besteht, den menschgewordenen Gottessohn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, den einzigen und universalen Erlöser der Welt. 

Mit Freude nehmen wir deshalb den Auftrag an, weiterhin den Blick fest auf Christus gerichtet zu halten und sein Antlitz zu betrachten, und diesen Auftrag geben wir allen weiter; dies wollen wir tun durch die Kenntnis des Wortes Gottes, das beständige Gebet und die persönliche Gemeinschaft mit Ihm, durch die Teilnahme an der Eucharistie vor allem am Tag des Herrn, die Annahme der Barmherzigkeit des Vaters im Sakrament der Versöhnung sowie durch einen mutigen Einsatz für die Heiligkeit als Sinn und Bestimmung jedes Menschen und Quelle und Kraft des seelsorglichen Wirkens des Kirche. So wird die Erfahrung des Heiligen Jahres das Leben der Gläubigen beseelen und ihnen Orientierung schenken können, wenn sie den absoluten Primat der Gnade annehmen. 

4. Die Betrachtung Christi im Gebet führt einerseits zur Liebesgemeinschaft mit ihm und nährt andererseits die Evangelisierungssendung der Kirche. Angesichts des großen Bedürfnisses jedes Menschen nach Christus fühlen wir uns dringend aufgerufen, nicht nur von ihm zu »sprechen«, sondern ihn auch »sichtbar« zu machen: durch die Verkündigung des rettenden Wortes und durch ein mutiges Glaubenszeugnis mit neuem missionarischen Schwung. 

5. Voraussetzung, Kraft und Frucht der Evangelisierungssendung ist die Gemeinschaft, also die Einheit der Jünger, für die Christus gebetet hat. 

In einer von Zerrüttungen und Konflikten zutiefst gezeichneten Welt und in einer Kirche, die noch die Wunden der Trennungen trägt, spüren wir umso stärker unsere Pflicht, die Spiritualität der Gemeinschaft zu pflegen:sowohl innerhalb der christlichen Gemeinschaften als auch bei der Fortsetzung des ökumenischen Wegs und des interreligiösen Dialogs in Nächstenliebe, Wahrheit und Vertrauen; hierbei wollen wir den vorbildlichen Anregungen des Heiligen Vaters folgen. 

6. Die Gemeinschaft veranlaßt die Kirche zur Solidarität mit der Menschheit, insbesondere im gegenwärtigen Kontext der Globalisierung, angesichts der wachsenden Menge von Armen, Leidenden und all jener, die in ihren unantastbaren Rechten auf Leben, Gesundheit, Arbeit, Kultur, soziale Beteiligung und Religionsfreiheit verletzt werden. 

Wir erneuern unser Engagement für Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden gegenüber den Völkern, die aufgrund von Spannungen und Kriegen leiden müssen. Unsere Gedanken gehen vor allem nach Afrika, wo viele Völker von ethnischen Konflikten, von fortdauernder Armut und schweren Krankheiten hart geprüft sind. Dieser Kontinent muß die Solidarität der gesamten Kirche erfahren. 

Einen eindringlichen Appell richten wir gemeinsam mit dem Heiligen Vater an alle Christen, damit sie ihr Gebet für den Frieden im Heiligen Land verstärken;wir bitten die Verantwortlichen der Nationen, Israelis und Palästinensern dabei zu helfen, friedlich zusammenzuleben. Im Lande Jesu, wo bereits zuviel Blut vergossen wurde, hat sich die Lage in letzter Zeit weiter verschlechtert. Gemeinsam mit dem Heiligen Vater richten wir die inständige Bitte an die beteiligten Parteien, unverzüglich zu einem Waffenstillstand zu gelangen und den Dialog auf einer Ebene der Gleichheit und der gegenseitigen Achtung wiederaufzunehmen. 

7. Angesichts der zahlreichen schwerwiegenden und neuartigen Herausforderungen, denen die Kirche in der derzeitigen Zeitenwende gegenübersteht, spornt uns die im Heiligen Jahr gelebte Glaubenserfahrung an, keine Angst zu haben, sondern hinauszufahren; dabei setzen wir unsere Hoffnung auf Christus und vertrauen auf die mütterliche Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria. 

Wir begleiten den Heiligen Vater bei seiner nächsten Pilgerreise in die Ukraine mit unserem Gebet und möchten bei dieser Gelegenheit unsere brüderliche Gemeinschaft mit allen orientalischen Kirchen bekräftigen. 

 Vatikanstadt, 24. Mai 2001, Hochfest der Himmelfahrt des Herrn.      

top