KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE DES GEWEIHTEN LEBENS UND DIE
GEMEINSCHAFTEN DES APOSTOLISCHEN LEBENS
RICHTLINIEN FÜR DIE AUSBILDUNG IN DEN
ORDENSINSTITUTEN
* Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die
Gemeinschaften des apostolischen Lebens, die das vorliegende Dokument veröffentlicht,
gibt diesem das Gewicht einer Instruktion gemäß can. 34. Es handelt
sich um Verfügungen und Hinweise, die vom Hl.
Vater gebilligt wurden und von diesem Dikasterium vorgelegt werden in
der Absicht, die Vorschriften des Rechtes zu erläutern und deren Anwendung
zu erleichtern. Diese Instruktionen und Hinweise setzen also die schon
bestehenden Vorschriften des Rechtes voraus und beziehen sich auf den
Einzelfall, ohne irgendeine dieser Vorschriften zu entwerten
VORWORT
ZIELSETZUNG DER AUSBILDUNG DER ORDENSLEUTE
1. Die zeitgemäße Erneuerung der Ordensinstitute hängt
wesentlich von der Ausbildung ihrer Mitglieder ab. Das Ordensleben führt Jünger
Christi zusammen, denen geholfen werden soIl, »die göttliche Gabe,
welche die Kirche von ihrem Herrn empfangen hat und in seiner Gnade immer
bewahrt«,(1) zu empfangen. Daher werden auch die besten Formen der
Anpassung des Ordenslebens an die Erfordernisse unserer Zeit nur dann Früchte
tragen, wenn sie von einer tiefen geistlichen Erneuerung erfüllt sind. Die
Ausbildung der Kandidaten, deren unmittelbares Ziel darin besteht, diese in das
Ordensleben einzuführen und ihnen dessen Eigenart in der Kirche bewußt
zu machen, soll daher vor allem danach trachten, durch die harmonische
Abstimmung ihrer geistlichen, apostolischen, theoretischen und praktischen
Elemente den Ordensmännern und Ordensfrauen behilflich zu sein, ihr Leben
in Christus durch den Geist einheitlich zu verwirklichen.(2)
EINE STÄNDIGE SORGE
2. Die Kirche hatte sich schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil über
die Ausbildung der Ordensleute Gedanken gemacht.(3) Das Konzil hat dann im VI.
Kapitel der dogmatischen Konstitution Lumen gentium und im Dekret Perfectae
caritatis Lehrgrundsätze und allgemeine Hinweise erstellt. Papst Paul
VI. hat seinerseits die Ordensleute daran erinnert, daß, so verschieden
und vielfältig auch die Lebensformen und Charismen sein mögen, alle
Elemente des Ordenslebens immer auf die Formung des »inneren Menschen«
hingeordnet sein müssen.(4) Unser Heiliger Vater, Johannes Paul II., ist
vom Beginn seines Pontifikats an in zahlreichen Ansprachen immer wieder auf die
Ausbildung der Ordensleute eingegangen.(5) Dem Codex des kanonischen Rechtes
schließlich ging es darum, die für eine zeitgemäße
Erneuerung der Ausbildung notwendigen Erfordernisse in klare Normen zu
fassen.(6)
NACHKONZILIARE MASSNAHMEN DER KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
DES GEWEIHTEN LEBENS UND FÜR DIE GEMEINSCHAFTEN DES APOSTOLISCHEN LEBENS
3. Bereits 1969 erweiterte die Kongregation in der Instruktion Renovationis
causam einige damals gültige kirchenrechtliche Vorschriften, um »die
gesamte Ausbildungsabfolge... besser der Denkweise der heutigen Menschen, den
modernen Lebensbedingungen sowie den derzeitigen Erfordernissen der
apostolischen Tätigkeit anzupassen, ohne der Eigenart und dem besonderen
Zweck der einzelnen Institute untreu zu werden«.(7)
Andere Dokumente, die von diesem Dikasterium seither veröffentlicht
wurden, haben zwar nicht direkt die Ausbildung der Ordensleute zum Inhalt,
betreffen sie aber dennoch unter dem einen oder anderen Gesichtspunkt. Es
handelt sich um die Dokumente Mutuae relationes, 1978,(8) Das
Ordensleben und die Förderung des Menschen und Die kontemplative
Dimension des Ordenslebens, beide 1980;(9) Wesentliche Elemente der
Lehre der Kirche über das Ordensleben, 1983.(10) Es wird zweckmäßig
sein, sich dieser verschiedenen Dokumente zu bedienen, damit die Ausbildung der
Ordensleute in vollem Einklang mit den pastoralen Richtlinien und Weisungen der
Universalkirche und der Ortskirchen erfolgt und um bei den apostolisch tätigen
Ordensmännern und Ordensfrauen »die Verbindung von Innerlichkeit und
aktivem Wirken zu fordern«.(11) So wird das aktive Wirken »für
den Herrn« sie unaufhörlich zum Herrn, der »Quelle aller Tätigkeit«,
hinführen.(12)
ZWECK DIESES DOKUMENTS UND AN WEN ES GERICHTET IST
4. Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für
die Gemeinschaften des apostolischen Lebens hält es jedoch für
angebracht, ja notwendig, den höheren Oberen der Ordensinstitute und ihren
mit der Ausbildung betrauten Brüdern und Schwestern, einschließlich
der Nonnen und Mönche, das vorliegende Dokument in die Hand zu geben, um so
mehr, als viele von ihnen darum gebeten haben. Sie tut das kraft ihres Auftrags,
den Instituten Richtlinien zu geben, die ihnen helfen sollen, ihr Eigenrecht der
Ausbildungsordnung (ratio), zu der sie das allgemeine Recht der
Kirche verpflichtet, zu erstellen.(13) Andererseits haben die Ordensmänner
und Ordensfrauen ein Recht darauf, die Ansicht des Heiligen Stuhles über
die aktuellen Probleme der Ausbildung und über die von ihm zur Lösung
dieser Probleme angeregten Vorschläge kennenzulernen. Das Dokument lehnt
sich an zahlreiche Erfahrungen an, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
gemacht wurden, und geht auf Fragen ein, die von den höheren Oberen
mehrmals aufgeworfen worden waren. Es erinnert alle an einige Forderungen des
Rechts im Hinblick auf die Situation und die Bedürfnisse unserer Zeit.
Schließlich hofft es, vor allem den neu entstehenden wie auch jenen
Instituten, die augenblicklich nur über geringe Ausbildungs- und
Informationsmöglichkeiten verfügen, einen Dienst erweisen zu können.
5. Das Dokument betrifft nur die Ordenstinstitute. Es handelt von der
besonderen Eigenart des Ordenslebens und widmet nur ein Kapitel den
Erfordernissen, die für die Diakon- und Priesterausbildung erfüllt
sein müssen. Diese sind Gegenstand ausführlicher Instruktionen des
zuständigen Dikasteriums, welche auch auf die Ordensmänner als
Kandidaten für diese Ämter anzuwenden sind.(14) Unser Dokument
versucht, gültige Richtlinien für das Ordensleben als ganzes zu geben.
Es wird Sache jedes einzlnen Institutes sein, seiner je besonderen Eigenart
entsprechend von diesen Richtlinien Gebrauch zu machen.
Der Inhalt des Dokumentes gilt, soweit sich aus dem Textzusammenhang oder
der Natur der Sache nichts anderes ergibt, in rechtlich gleicher Weise für
beide Geschlechter.(15)
ERSTES KAPITEL
GEWEIHTES LEBEN UND AUSBILDUNG
ORDENSIDENTITÄT UND AUSBILDUNG
6. Das erste Ziel der Ausbildung ist es, den Kandidaten für das
Ordensleben und den jungen Menschen nach Ablegung der Ordensgelübde zu ermöglichen,
sich zunächst der Identität des Ordenslebens bewußt zu werden,
sie sich dann anzueignen und sie zu vertiefen. Nur unter diesen Voraussetzungen
werden sich Ordensangehörige als bedeutsame, wirkungsvolle und treue Zeugen
in die Welt einfügen.(16) Am Anfang eines Dokumentes über die
Ordensausbildung muß daher in Erinnerung gerufen werden, worin für
die Kirche die Gnade der Weihe zum Ordensleben besteht.
DAS GEWEIHTE LEBEN NACH DEM KIRCHENRECHT
7. »Das Ordensleben macht als Weihe der ganzen Person eine von Gott
gestiftete wunderbare Verbindung in der Kirche sichtbar und ist ein Zeichen der
kommenden Welt. So vollzieht der Ordensangehörige seine völlige
Hingabe gleichsam als ein Gott dargebrachtes Opfer, wordurch sein ganzes Dasein
zu einer beständigen Verehrung Gottes in der Liebe wird«.
»Das durch die Profeß der evangelischen Räte geweihte Leben«
- aus dem das Ordensleben herausgragt - »besteht in einer auf Dauer
angelegten Lebensweise, in der Gläubige unter der Leitung des Heiligen
Geistes in besonders enger Nachfolge Christi sich Gott, dem höchstgeliebten,
gänzlich hingeben und zu seiner Verherrlichung wie auch zur Auferbauung der
Kirche und zum Heil der Welt eine neue und besondere Bindung eingehen, um im
Dienste am Reich Gottes zur vollkommenen Liebe zu gelangen und, ein strahlendes
Zeichen in der Kirche geworden, die himmlische Herrlichkeit anzukündigen«.(17)
»Diese Lebensweise in von der zuständigen Autorität der
Kirche kanonisch errichteten Instituten des geweihten Lebens übernehmen Gläubige
in freier Entscheidung, die nach den eigenen Satzungen der Institute durch Gelübde
oder andere heilige Bindungen sich zu den evangelischen Räten der
Keuschheit, Armut und des Gehorsams bekennen und durch die Liebe, zu der diese Räte
hinführen, sich in besonderer Weise mit der Kirche und deren Heilswerk
verbinden«.(18)
GÖTTLICHE BERUFUNG ZU EINER HEILSSENDUNG
8. Am Anfang der Weihe zum Ordensleben steht ein Anruf Gottes, der nichts
anderes bedeutet, als die Liebe, die er dem von ihm berufenen Menschen
entgegenbringt. Diese Liebe ist absolut selbstlos, persönlich und
einzigartig. Sie ergreift vom Menschen so sehr Besitz, daß er nicht mehr
sich selbst gehört, sonderrn Christus.(19) Sie nimmt so den Charakter einer
festen Verbindung an. In dem Blick, den Jesus auf den reichen Jüngling
richtete, kommt dieser Charakter zum Ausdruck: »Da sah ihn Jesus an und
gewann ihn lieb« (Mk 10,21). Die Gabe des Geistes ist Kennzeichen
und Ausdruck dieser Liebe. Diese Gabe veranlaßt den von Gott berufenen
Menschen, durch die Übernahme und Verwirklichung der evangelischen Räte
der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams Christus nachzufolgen. Es ist »eine
göttliche Gabe, welche die Kirche von ihrem Herrn empfangen hat und in
seiner Gnade immer bewahrt!«.(20) Darum muß »die letzte Norm des
Ordenslebens die im Evangelium dargelegte Nachfolge Christi« sein.(21)
EINE PERSÖNLICHE ANTWORT
9. Der Ruf Christi, der Ausdruck einer erlösenden Liebe ist, »umfaßt
die ganze Person, Seele und Leib, ob Mann oder Frau, in ihrem einen und
unwiederholbaren personalen 'Ich'«.(22) »Dieser Heilsruf nimmt im
Herzen des Gerufenen die konkrete Gestalt der Profeß der evangelischen Räte
an«.(23) In dieser Form geben die Frauen und Männer, die Gott ruft,
ihrerseits Christus dem Erlöser eine Antwort der Liebe: eine Liebe, die
sich ganz und vorbehaltlos hingibt und die ganze Person »als lebendiges und
heiliges Opfer, das Gott gefällt« (Rom, 12,1), darbringt. Nur
diese Liebe, die auch hochzeitlichen Charakter hat und das ganze Gefühlsleben
der Person bestimmt, wird den, der um Christi und des Evangeliums willen »sein
Leben verliert« (vgl. Mk 8,35), die Entsagungen und das Kreuz, auf
die er unweigerlich stößt, motivieren und ertragen lassen.(24) Diese
persönliche Antwort ist integrierender Bestandteil der Weihe zum
Ordensleben.
DIE ORDENSPROFEß: EIN KIRCHLICHER AKT DER WEIHE UND
EINGLIEDERUNG
10. Nach dem Kirchenrecht »übernehmen in der Ordensprofeß
die Mitglieder durch ein öffentliches Gelübde die Beachtung der drei
evangelischen Räte, werden Gott durch den Dienst der Kirche geweiht und dem
Institut mit den vom Recht festgesetzten Rechten und Pflichten eingegliedert«.(25)
In dem liturgischen Akt der Ordensprofeß, der ein Akt der Kirche in der
Autorität dessen ist, der die Gelübde entgegennimmt, laufen das
Handeln Gottes und der Weg des betreffenden Menschen zusammen.(26) Dieser Akt
begründet die Eingliederung in ein Institut.
Die Mitglieder »führen ein brüderliches Leben in Gemeinschaft«,(27)
und das Institut verhilft ihnen »zu größerer Beständigkeit
in der Lebensweise, zu einer erprobten Lehre über das Streben nach
Vollkommenheit, zu einer brüderlichen Gemeinschaft in der militia Christi«
und zu einer durch den Gehorsam gefestigten Freiheit. Dadurch können sie
ihr Ordensgelöbnis sicher erfüllen und getreu bewahren und auf dem Weg
der Liebe in geistlicher Freude voranschreiten«.(28)
Ihre Zugehörigkeit zu einem Institut hält die Ordensleute dazu an,
von Christus und der Kirche ein öffentliches Zeugnis zu geben, das vom »Geist
der Welt« (1 Kor2,12) und von den Haltungen, die er nach sich
zieht, weit entfernt ist, ebenso wie ein Zeugnis von der Anwesenheit in der Welt
gemäß der »Weisheit Gottes« (1 Kor 2,7).
LEBEN NACH DEN EVANGELISCHEN RÄTEN
11. »Die Ordensprofeß legt in das Herz eines jeden... die Liebe
des Vaters; jene Liebe, die im Herzen Jesu Christi ist, des Erlösers der
Welt. Es ist die Liebe, die die Welt umfängt und alles, was in ihr vom
Vater kommt; zugleich sucht sie alles in der Welt zu überwinden, was 'nicht
vom Vater kommt'«.(29) »Eine solche Liebe muß... aus derselben
Quelle jener besonderen Weihe hervorströmen, die - auf dem sakramentaIen
Grund der hl. Taufe - den Beginn des neuen Lebens (der Ordensleute) in Christus
und in der Kirche, also den Beginn der neuen Schöpfung darstellt«.(30)
12. Glaube, Hoffnung und Liebe drängen die Ordensleute dazu, durch
die Gelübde die drei evangelischen Räte zu verwirklichen und sich zu
ihnen zu bekennen und so die Bedeutung des Geistes der Seligpreisungen für
diese Welt zu bezeugen.(31)
Die evangelischen Räte sind gleichsam die Grundpfeiler des
Ordenslebens, weil sie in vollkommener und bedeutsamer Weise den evangelischen
Radikalismus, der es kennzeichnet, zum Ausdruck bringen. Denn »durch die
Verpflichmg auf die evangelischen Räte in der Kirche will (der Ordensangehörige)
von den Hindernissen, die ihn von der Glut der Liebe und der Vollkommenheit der
Gottesverehrung zurückhalten könnten, frei werden und wird dem göttlichen
Dienst inniger geweiht«.(32)
Sie betreffen drei wesentliche Ebenen der Existenz und der Beziehungen der
menschlichen Person: Gefühl, Besitz und Macht. Aus dieser anthropologischen
Verwurzelung erklärt sich, daß die geistliche Überlieferung der
Kirche sie häufig mit den vom hl. Johannes genannten drei Begierden in
Verbindung gebracht hat.(33) Die richtige Befolgung der Räte fordert die
personliche Entfaltung, die geistliche Freiheit, die Reinigung des Herzens,
facht die Glut der Liebe an und hilft dem Ordensmann und der Ordensfrau,
mitzuwirken am Aufbau der irdischen Gesellschaft.(34)
Die evangelischen Rate haben, wenn sie möglichst authentisch gelebt
werden, eine große Bedeutung für alle Menschen,(35) denn jedes Gelübde
gibt eine spezifische Antwort auf die großen Versuchungen unserer Zeit.
Durch die Räte zeigt die Kirche weiterhin der Welt die Wege zu ihrer
Verwandlung in das Reich Gottes.
Darum ist es so wichtig, aufmerksame Sorge darauf zu verwenden, daß
die Kandidaten für das Ordensleben theoretisch und praktisch in die
konkreten Anforderungen der drei Gelübde eingeführt werden.
KEUSCHHEIT
13. »Der um des Himmelreiches willen übernommene evangelische
Rat der Keuschheit, der ein Zeichen der künftigen Welt und eine Quelle
reicherer Fruchtbarkeit eines ungeteilten Herzens ist, bringt die Verpflichtung
zu vollkommener Enthaltsamkeit im Zölibat mit sich«.(36) Die Befolgung
dieses Rates setzt voraus, daß die durch die Ordensgelübde geweihte
Person »in mehr unmittelbarer Weise« (ET 13) eine Beziehung zu Gott
durch Christus im Heiligen Geist in den Mittelpunkt ihres Gefühlslebens
stellt.
»Die Beobachtung vollkommener Enthaltsamkeit rührt sehr
unmittelbar an tiefere Neigungen der menschlichen Natur. Darum dürfen
Kandidaten nur nach wirklich ausreichender Prüfung und nach Erlangung der
erforderlichen psychologischen und affektiven Reife zum Gelöbnis der
Keuschheit hinzutreten und zugelassen werden. Man soll sie nicht nur auf die
Gefahren für die Keuschheit aufmerksam machen sondern sie anleiten, die
gottgewollte Ehelosigkeit zum Wohl der Gesamtperson innerlich zu übernehmen«.(37)
Eine instinktive Neigung führt die menschliche Person dazu, die menschliche
Liebe zu verabsolutieren. Gekennzeichnet ist diese Neigung von dem affektiven
Egoismus, der in einer Herrschaft über die geliebte Person sichtbar wird,
so als könnte aus diesem Besitz das Glück erwachsen. Andererseits
bereitet es dem Menschen große Mühe, zu begreifen und vor allem zu
verwirklichen, daß die Liebe in der völligen Selbsthingabe gelebt
werden kann ohne notwendigerweise den sexuellen Ausdruck zu erfordern. Die
Erziehung zur Keuschheit soll daher darauf ausgerichtet sein, jedem einzelnen zu
helfen, seinen Sexualtrieb zu kontrollieren und zu beherrschen, während er
sich gleichzeitig vor einem affektiven Egoismus hüten muß, der ihn
hochmütige Befriedigung über seine geübte Enthaltsamkeit
empfinden läßt. Nicht zufällig räumten die alten Kirchenväter
der Demut den Vorrang vor der Keuschheit ein, da diese letztere eben, wie die
Erfahrung beweist, sich mit der Härte des Herzens abfinden kann.
Die Keuschheit befreit das Herz des Menschen in einzigartiger Weise von
seinen FesseIn (vgl. I Kor 7,32-35), so daß es vor Liebe zu Gott
und zu allen Menschen glüht. Einer der größten Beiträge,
die die Ordensleute für die Menschheit heute erbringen können, besteht
gewiß darin, daß sie ihnen, mehr durch ihr Leben als durch ihre
Worte, die Möglichkeit einer echten Hingabe und einer Offenheit für
die anderen enthüllen, indem sie ihre Freuden teilen, treu und beständig
in der Liebe sind, ohne Haltungen der Herrschsucht oder der Exklusivität
anzunehmen.
Die Erziehung zur gottegeweihten Keuschheit soll daher für Folgendes
Sorge tragen:
- Erhaltung der Freude und Dankbarkeit für die persönliche Liebe,
mit der jeder einzelne von Christus angeblickt und erwählt wurde;
- Ermutigung zum häufigen Empfang des Sakramentes der Wiederversöhnung,
zur Anwendung einer geordneten geistlichen Führung und zur Teilnahme an
einer wahrhaft brüderlichen Liebe in Gemeinschaft, die in offenen und
herzlichen Beziehungen konkrete Gestalt annimmt;
- Erklärung des Wertes und der Bedeutung des Körpers, Anhalten zu
einer grundlegenden Körperpflege (Schlaf, Sport, Entspannung, Ernährung,
usw.);
- Erteilung der Grundkenntnisse über die Sexualität des Mannes und
der Frau mit den entsprechenden physischen, psychologischen und geistigen
Hinweisen;
- Hilfe zur Selbstkontrolle im sexuellen und affektiven Bereich, aber auch
im Hinblick auf andere instinktmäßige oder erworbene Bedürfnisse
(Naschen, Tabak, Alkohol);
- Hilfe an jeden, seine früheren Erfahrungen anzunehmen: die positiven,
um dafür zu danken, die negativen, um die Schwachstellen ausfinding zu
machen, sich friedlich vor Gott zu erniedrigen und in Zukunft wachsam zu
bleiben;
- Herausstellen der Fruchtbarkeit der Keuschheit, der Geburt aus dem Geist
(Gal 4,19), die das Leben für die Kirche hervorbringt;
- Schaffung eines Klimas des Vertrauens zwischen den Ordensleuten und ihren
Erziehern, die bereit sein müssen, alles aufzunehmen und mit aufrichtiger
Zuneigung hinzuhören, um Erklärungen zu geben und Hilfe zu leisten.
- Verhalten, das im Gebrauch der sozialen Kommunikationsmittel sowie jener
zwischenmenschlichen Beziehungen, die einer treu gelebten Keuschheit hinderlich
sein können, von der gebotenen Klugheit geprägt ist (vgl. can. 277,2
und 666). Diese Klugheit wird nicht nur von den Ordensleuten, sondern auch von
deren Oberen gefordert.
ARMUT
14. »Der evangelische Rat der Armut in die Nachfolge Christi, der um
unseretwillen arm wurde, obwohl Er reich war; hat außer einem in
Wirklichkeit und im Geiste armen Leben, das nach Kräften in Bescheidenheit
und fern von irdischem Reichtum zu führen ist, Abhängigkeit und Beschränkung
zur Folge in Gebrauch und Verfügung über Vermögen nach Maßgabe
des Eigenrechts der einzeInen Institute«.(38)
Das Gespür für die Armut ist nicht neu, weder in der Kirche noch
im Ordensleben. Neu ist vielleicht, daß heute ein besonderes Gefühl für
die Armen und für die Armut in der Welt das Ordensleben kennzeichnet. Es
gibt heute Formen von Armut in großem Ausmaß, die einzelne oder
ganze Gesellschaften zu ertragen haben: Hunger, Unwissenheit, Krankheiten,
Arbeitslosigkeit, Unterdrückung grundlegender Freiheiten, wirtschaftliche
und politische Abhängigkeit, Korruption in den öffentlichen
Verwaltungsapparaten, und allem Anschein nach ist die menschliche Gesellschaft
so organisiert, daß sie diese verschiedenen Armutsformen erzeugt und immer
wieder erzeugt, ja vervielfältigt.
Unter diesen Bedingungen werden die Ordensleute zu einer größeren
Nähe zu den Ärmsten und Bedürftigsten angehaIten, also zu den
Menschen, die Jesus seit jeher bevorzugt hat, zu denen er nach seiner eigenen
Aussage gesandt wurde(39) und mit denen er sich identifizierte.(40)
Diese Nähe zu den Armen läßt die Ordensleute einen persönlichen
und gemeinschaftlichen Lebensstil annehmen, der konsequenter ihrer VerpfIichtung
anspricht, dem armen und erniedrigten Jesus unmittelbarer nachzufolgen und die
Situation der Armen zu teilen.
Diese dem Evangelium entsprechende »vorrangige Entscheidung«(41)
der Ordensleute für die Armen schließt das innere Losgelöstsein,
die Einfachheit und Strenge des Kommunitätslebens ein und bedeutet
mitunter, daß sie das Leben und den Lebenskampf dieser Menschen teilen,
ohne jedoch zu vergessen, daß die eigentliche Sendung der Ordensleute
darin besteht, »auf herausragende Weise Zeugnis zu geben, daß die
Welt nicht verwandelt und Gott geweiht werden kann, außer im Geist der
Seligpreisungen«.(42)
Gott liebt die ganze Menschheitsfamilie und will sie als ganze, ohne
jemanden auszuschließen, sammeln.(43) Es ist für die Ordensmänner
und Ordensfrauuch eine Armutsform, sich nicht in ein bestimmtes Milieu oder eine
soziale Klasse abdrängen zu lassen, denn die echten Armen sind in allen
Kreisen zu finden. Dies gilt, unter Berücksichtigung der je besonderen
Eigenart ihres Charismas, ebenso für die Institute, die sich einem Dienst
an den am meisten benachteiligten sozialen Schichten verschrieben haben. Das
Studium der Soziallehre der Kirche und besonders der Enzyklika Sollicitudo
rei socialis und der Instruktion über die christliche Freiheit und
Befreiung(44) soll den Ordensleuten helfen, die für eine aktualisierte Übung
der evangelischen Armut erforderlichen Unterscheidungen vorzunehmen.
Die Erziehung zur evangelischen Armut soll auf folgende Punkte achten:
- Vor dem Eintritt ins Ordensleben erfreuten sich manche dieser jungen Leute
einer gewissen finanziellen Unabhängigkeit und waren gewohnt, sich alles,
worauf sie Lust hatten, zu besorgen. Andere wiederum finden in der
Orsgemeinschaft einen höheren Lebensstandard vor, als sie ihn aus ihrer
Kindheit oder ihren Studien- bzw. Arbeitsjahren gewöhnt waren. Die
Erziehung zur Armut soll die Geschichte jedes einzelnen berücksichtigen.
Man wird auch daran denken müssen, daß in manchen Kulturen die
Familien sich von dem was gleichsam als ein sozialer Aufstieg für ihre
Kinder erscheint, erwarten, daß es auch ihnen zugute kommt;
- zur Tugend der Armut gehört es, sich einzulassen auf ein
arbeitsreiches Leben, auf einen strengen Lebensstil sowie auf eine konkrete, demütige
Art des Verzichtes auf Eigentum, die die Betreffenden freier für ihre
Sendung machen; die Schöpfung und die in ihr dem Menschen zur Verfügung
gestellten materiellen Güter zu bewundern und zu respektieren; die
Versorgung mit dem Lebensnotwendingen der Gemeinschaft zu überlassen; den
aufrichtigen Wunsch zu bekunden, daß »alle alles gemeinsam haben«
und »jedem davon so viel zugeteilt wird, wie er nötig hat« (vgl.
Apg 4,32.35).
Das alles, um dem armen, geliebten Jesus nachzufolgen und zum Mittelpunkt
des eigenen Lebens zu machen. Andernfalls nimmt die religiöse Armut in Form
der Solidarität und der Güterteilung allzu leicht
ideologisch-politischen Charakter an. Nur ein armes Herz, das sich anschickt,
dem armen Christus nachzufolgen, kann die Quelle echter Solidarität und
wahrer Uneigennützigkeit sein.
GEHORSAM
15. »Der im Geist des Glaubens und der Liebe in die Nachfolge des bis
zum Tode gehorsamen Christus übernommene evangelische Rat des Gehorsams
verpflichtet zur Unterwerfung des Willens gegenüber den rechtmäßigen
Oberen als Stellvertretern Gottes, wenn sie im Rahmen der eigenen Konstitutionen
befehlen«.(45) Alle Ordensleute unterstehen außerdem »aus einem
eigenen Grunde der höchsten Autorität der Kirche... und sind gehalten,
dem Papst als ihrem höchsten Oberen auch kraft der heiligen
Gehorsamsbindung Folge zu leisten«.(46) Weit davon entfernt, die Würde
der menschlichen Person zu mindern führt der Ordensgehorsam diese durch die
größer gewordene Freiheit der Kinder Gottes zu ihrer Reife«.(47)
Der Ordensgehorsam ist zugleich Nachahmung Christi und Teilnahme an seiner
Sendung. Es geht ihm darum zu tun, was Christus getan hat, und zugleich das zu
tun, was er in der konkreten Situation, in der sich die Ordensleute heute
befinden, tun würde. Daß in einem Institut die Obernautorität
ausgeübt wird oder nicht, kann man ohne Berufung auf die Sendung weder
befehlen noch befolgen. Wenn der Ordensangehörige gehorcht, stellt er
seinen Gehorsam m einen kontinuierlichen Zusammenhang mit dem Gehorsam Jesu zur
Rettung der Welt. Daher ist alles, was bei der Ausübung der Autorität
bzw. bei der Leistung des Gehorsams durch Kompromiß, diplomatische Lösung
oder Zwang oder irgendeine andere Art menschlicher Machenschaften zustande
kommt, ein Verrat an der grundlegenden Inspiration des Ordensgehorsams, nämlich
sich nach der Sendung Jesu zu richten und sie hier und jetzt zu verwirklichen,
selbst wenn der Einsatz schwer ist. Ein Oberer, der den Dialog fördert,
erzieht zu einem aktiven und verantwortungsvollen Gehoram. Dennoch kommt es ihm
zu, »seine Autorität zu gebrauchen, wenn entschieden und angeordnet
werden muß, was zu tun ist«.(48)
Was die Erziehung zum Gehorsam betrifft, soll Folgendes beachtet werden:
- Um sich dem Gehorsam hingeben zu können, muß man zuerst als
Person existieren. Die Kandidaten müssen die Anonymität der
technischen Welt verlassen, sich als Personen erkennen und als solche anerkannt,
geschätzt und geliebt werden;
- die Kandidaten müssen zur wahren Freiheit finden, um persönlich
von »dem, was ihnen gefällt«, zu dem zu gelangen, »was dem
Vater gefällt«. Deshalb solIen die Strukturen der Ausbildungskommunität,
auch wenn sie klar und eindeutig festgelegt sind, den Eigeninitiativen und
verantwortlichen Entscheidungen einen breiten Raum lassen;
- daß der Wille Gottes sich meistens und auf herausragende Weise
durch die Vermittlung der Kirche und ihres Lehramtes kundtut, und für die
Ordensleute besonders durch ihre eigenen Ordenssatzungen.
- was den Gehorsam anbelangt, so hat das Zeugnis der älteren Kommunitätsmitglieder
mehr Bedeutung für die jungen Leute als jede andere theoretische Überlegung.
- Wer sich jedoch wie Christus und in Christus zu gehorchen bemüht, dem
gelingt es, weniger vorbildliche Beispiele einfach unbeachtet zu lassen.
Die Erziehung zum Ordensgehorsam wird daher mit aller Klarheit und dem
erforderlichen Anspruch darauf abzielen, daß man nicht von dem »Weg«
abkommt, der Christus mit seiner Sendung ist.(49)
DIE ORDENSINSTITUTE: EINE VIELFALT VON GABEN, DIE GEPFLEGT UND
BEWAHRT WERDEN MÜSSEN
16. Die Vielfalt der Ordensinstitute gleicht »einem Baum, der aus
einem von Gott gegebenen Keim wunderbar und vielfältig auf dem Ackerfeld
des Herrn Zweige treibt«.(50) Durch sie »macht die Kirche wirklich...
den Gläubigen wie den Ungläubigen Christus sichtbar, wie er auf dem
Berg in der Beschauung weilt oder wie er den Scharen das Reich Gottes verkündigt
oder wie er die Kranken und Schwachen heilt und die Sünder zum Guten
bekehrt oder wie er die Kinder segnet und allen Wohltaten erweist, immer aber
dem Willen des Vaters gehorsam ist, der ihn gesandt hat«.(51)
Diese Mannifaltigkeit erklärt sich aus der Mannigfaltigkeit des »Charismas
der Ordensstifter«.(52) Dieses Charisma »scheint eine gewisse Erfahrung
des Geistes zu sein, die den eigenen Schülern überliefert wurde,
damit sie danach leben, sie hüten, vertiefen und ständig
weiterentwickeln in der gleichen Weise, wie auch der Leib Christi ständig wächst.
Deshalb "schützt und fördert die Kirche den eigenen Charakter der
verschiedenen Ordensinstitute" (LG 44)«.(53)
Deshalb sollen die evangelischen Räte auch nicht gleichförmig
befolgt werden, sondern jedes Institut hat »unter Beachtung der Eigenart
und der eigenen Ziele« seine eigene Art und Weise der Befolgung
festzulegen.(54) Es geht dabei jedoch nicht nur um die getreue Befolgung der
evangelischen Räte, sondern um alles, was den Lebensstil der Mitglieder des
Instituts betrifft, die nach Vollkommenheit ihres Standes streben.(55)
EIN IM HEILIGEN GEIST GEEINTES LEBEN
17. »Wer sich auf die evangelischen Räte verpflichtet, muß
vor allem Gott, der uns zuvor geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10), suchen und
lieben und sich in allen Lebensumständen bemühen, ein mit Christus
verborgenes Leben (vgl. Kol 3,3) zu führen. Daraus fließt die
Nächstenliebe zum Heil der Welt und zum Aufbau der Kirche«.(56) Diese
Liebe, die selbst wieder die Verwirklichung der evangelischen Räte beseelt
und leitet, wird in die Herzen ausgegossen vom Geist Gottes, der ein Geist der
Einheit, der Harmonie und der Versöhnung nicht nur der Menschen
untereinander, sondern auch im Innern jedes einzelnen Menschen selbst ist.
Deshalb dürfte das persönliche Leben eines Ordensmannes oder einer
Ordensfrau eigentlich nicht unter Spaltungen leiden, weder zwischen dem
allgemeinen Ziel ihres Ordenslebens und dem besonderen Ziel ihres Instituts,
noch zwischen der Weihe an Gott und der Entsendung in die WeIt, noch zwischen
dem Ordensleben als solchem einerseits und den apostolischen Tätigkeiten
andererseits. Es gibt konkret kein Ordensleben »an sich«, das
gleichsam wie ein Zusatz das besondere Ziel und eigene Charisma jedes Instituts
überlagern wurde. In den Instituten, die sich dem Apostolat widmen, sind
sowohl das Streben nach Heiligkeit und die Befolgung der evangelischen Räte
wie auch das Gott und seinem Dienst geweihte Leben an und für sich mit dem
Dienst an der Kirche und der Welt verbunden.(57) Oder besser, in diesen
Instituten gehören »die apostolische und die karitative Tätigkeit
zum eigentlichen Wesen des Ordenslebens«, und zwar so sehr, daß »das
ganze Ordensleben... von apostolichem Geist durchdrungen und alle apostolische
Arbeit vom Ordensgeist geprägt sein muß«.(58) Der Dienst am Nächsten
entfernt und trennt den Ordensmann oder die Ordensfrau nicht von Gott. Wenn
dieser Dienst von einer wahrhaft göttlichen Liebe beseelt ist, gewinnt er
Wert und Bedeutung eines Dienstes an Gott.(59)
Und man kann daher mit Recht sagen, »das Apostolat aller Ordensleute
besteht in erster Linie im Zeugnis ihres geweihten Lebens«.(60)
Es wird Sache jedes einzelnen sein zu überprufen, inwieweit in seinem
eigenen Leben die apostolische Arbeit aus seiner tiefen Verbundenheit mit Gott
hervorgeht und zugleich diese Verbundenheit enger macht und stärkt.(61)
Unter diesem Gesichtspunkt ist der hier und jetzt in der empfangenen Sendung
bekundete Gehorsam das direkte Mittel, durch das sich eine gewisse - geduldig
gesuchte, aber niemals erreichte - Einheit des Lebens verwirklichen läßt.
Dieser Gehorsam ist nur aus dem Willen zu erklären, Christus möglichst
unmittelbar nachzufolgen, ein Wille, der seinerseits von einer persönlichen
Liebe Christi beseelt und angeregt wird. Diese Liebe ist das Prinzip der inneren
Einheit des ganzen gottgeweihten Lebens.
Die Einheit des Lebens läßt sich in geeigneter Weise aufgrund
einer vierfachen Treue nachweisen: die Treue zu Christus und zum Evangelium, die
Treue zur Kirche und zu ihrer Sendung in der Welt, die Treue zum Ordensleben und
Charisma des eigenen Institutes, die Treue zum Menschen und zu unserer Zeit.(62)
ZWEITES KAPITEL
ASPEKTE, DIE ALLEN ABSCHNITTEN DER AUSBILDUNG ZUM ORDENSLEBEN GEMEINSAM
SIND
A) VERMITTLER UND UMFELD DER AUSBILDUNG DER GEIST GOTTES
19. Gott selbst beruft Menschen zum geweihten Leben in der Kirche. Er behält
während des ganzen Lebens der Ordensleute die Initiative: »Gott, der
euch beruft, ist treu; er wird es tun«.(63) Wie sich Jesus nicht damit
zufrieden gegeben hat, seine Jünger zu berufen, sondern sie während
seines öffentlichen Wirkens geduldig erzogen hat, so fuhr er nach seiner
Auferstehung fort, sie durch seinen Geist »in die ganze Wahreit zu führen«.(64)
Dieser Geist, dessen Wirken zwar von anderer Art ist als die Erkenntnisse
der Psychologie oder die sichtbare Geschichte, der aber auch durch sie tätig
ist, handelt im Verborgenen des Herzens eines jeden von uns, um sich dann in
sichtbaren Früchten zu offenbaren: Er ist die Wahrheit, die »lehrt«,
»erinnert«, »führt«.(65) Er ist »die Salbung«,
die uns erkennen, ermessen, beurteilen, wählen läßt.(66) Er ist
der Beistand und Tröster, der »sich unserer Schwachheit annimmt«,
uns stärkt und uns den Geist des Sohnes schenkt.(67) Diese unauffällige,
aber entschiedene Gegenwart des Geistes Gottes verlangt zwei Grundhaltungen: die
Demut, die sich der Weisheit Gottes überläßt, und die Kenntnis
und praktische Übung der geistlichen Unterscheidung. Es kommt in der Tat
darauf an, die Gegenwart des Geistes in sämtlichen Aspekten des Lebens und
der Geschichte und durch die menschliche Vermittlung erkennen zu können Was
diese letztere betrifft, gilt es, die Öffnung für einen geistlichen Führer
wachzuhalten, die von dem Wunsch, selbst klar zu sehen, und von der Bereitschaft
geweckt wird, sich beraten und lenken zu lassen, um den Willen Gottes
einwandfrei zu erkenen.
DIE JUNGFRAU MARIA
20. Mit dem Wirken des Heiligen Geistes verbunden war seit jeher die
Jungfrau Maria, Gottesmutter und Mutter aller Glieder des Gottesvolkes. Denn
durch ihn hat sie das Wort Gottes in ihrem Schoß empfangen und auf ihn
wartete sie zusammen mit den Aposteln, im Gebet verharrend (vgl. LG 52 u. 59),
am Morgen nach der Himmelfahrt des Herrn. Darum treffen die Ordensmänner
und Ordensfrauen in jeder Phase ihrer Ausbildung auf die Gegenwart Mariens.
»Unter allen Personen, die sich vorbehaltlos Gott geweiht haben, ist
sie die erste. Sie - die Jungfrau von Nazaret - ist diejenige, die am vollständigsten
und auf die vollkommenste Weise Gott geweiht ist. In der göttlichen
Mutterschaft erreicht ihre bräutliche Liebe durch die Kraft des Heiligen
Geistes ihren Höhepunkt. Sie, die als Mutter Christus auf ihren Armen trägt,
verwirklicht gleich in vollkommenster Weise seinen Ruf "Folge mir".
Sie folgt ihm - sie, die Mutter - als ihrem Meister in Keuschheit, Armut und
Gehorsam... Wenn die ganze Kirche in Maria ihr erstes Modell findet, um wieviel
mehr finden es geweihte Personen und Gemeinschaften in der Kirche«. Jeder
Ordensangehörige »ist eingeladen, seine Ordensweihe nach dem Vorbild
der Weihe der Gottesgebärerin neu zu leben«.(68)
Der Ordensmann und die Ordensfrau begegnen Maria nicht nur als Vorbild,
sondern auch als Mutter. »Sie ist die Mutter der Ordensleute, weil sie die
Mutter dessen ist, der geheiligt und gesandt worden ist. In ihrem Fiat und in
ihrem Magnificat findet das Ordensleben seine Ganzhingabe an das Heilswirken
Gottes und die Freude darüber«.(69)
DIE KIRCHE UND DIE »KIRCHLICHE GESINNUNG«
21. Zwischen Maria und der Kirche bestehen vielfältige und enge
Bande. Sie ist deren hervorragendstes Mitglied und sie ist ihre Mutter. Sie ist
deren Urbild im Glauben, in der Liebe und in der vollkommenen Verbundenheit mit
Christus. Sie ist für die Kirche ein Zeichen der sicheren Hoffnung und des
Trostes, bis der Tag des Herrn kommt (vgl. LG 53, 63, 68).
Auch das Ordensleben unterhält eine besondere Verbindung zum Geheimnis
der Kirche. Es gehört zu ihrem Leben und zu ihrer Heiligkeit.(70) Es ist »eine
besondere Weise der Teilhabe an der "sakramentalen" Natur des Volkes
Gottes«.(71) Durch seine völlige Hingabe an Gott ist der Ordensangehörige
»in besonderer Weise mit der Kirche und ihrem Geheimnis verbunden, und das
verpflichtet ihn, mit ungeteilter Hingabe für das Wohl des ganzen Leibes zu
wirken«.(72) »Die Kirche erhebt aber« durch das Amt ihrer
Bischofe »nicht nur den Ordensberuf durch ihre Bestätigung zur Würde
eines kanonischen Standes, sondern macht ihn auch durch ihre liturgische Feier
zu einem Gott geweihten Stand«.(73)
22. In der Kirche erhalten die Ordensleute die Nahrung für ihr in der
Taufe empfangenes Leben und ihr gottgeweihtes Ordensleben. In ihr nehmen sie das
Brot des Lebens entgegen, in ihr kommen sie zum Tisch des Wortes Gottes und des
Leibes Christi. In der Tat vernahm der hl. Antonius, der mit Recht als der Vater
des Ordenslebens gilt, wahrend einer Liturgiefeier das lebendige wirksame Wort,
das ihn bewog, alles zu verlassen und sich in die Nachfolge Christi zu
begeben.(74) In der Kirche stellt die vom Gebet begleitete Lesung des
Gotteswortes den Dialog zwischen Gott und den Ordensleuten her(75) und löst
bei ihnen hochherzigen Schwung und unerläßliche Entsagung aus. Die
Kirche verbindet die Opfergabe ihres Lebens, die die Ordensleute darbringen, mit
dem eucharistischen Opfer Christi.(76) Durch das häufig empfangene
Sakrament der Buße erhalten sie schließlich von Gottes
Barmherzigkeit Verzeihung für ihre Sünden und werden zugleich mit der
Kirche und mit ihrer Ordensgemeinschaft versöhnt, die sie mit ihrer Sünde
verwundet haben.(77) So wird die Liturgie der Kirche für sie schlechthin
zum Höhepunkt, dem eine ganze Kommunität zustrebt, und zur Quelle, aus
der ihre evangelische Kraft strömt (vgl. SC 10).
23. Deshalb muß die Ausbildungsarbeit notwendigerweise in Gemeinschaft
mit der Kirche, deren Söhne und Töchter die Ordensleute sind, und in
kindlichem Gehorsam gegenüber ihren Bischöfen erfolgen. Die Kirche, »die
von der Dreifaltigkeit erfüllt ist«,(78) wie Origines sagt, ist nach
dem Abbild und in Abhängigkeit von ihrer Quelle eine universale
Gemeinschaft in der Liebe. Von ihr empfangen wir das Evangelium, das sie uns
dank ihrer Überlieferung und der authentischen Auslegung des Lehramtes zu
entschlüsseln hilft.(79) Denn bei der Kirche handelt es sich um eine
organische Gemeinschaft.(80) Sie besteht fort durch die Apostel und ihre
Nachfolger unter der Autorität des Petrus, »dem immerwährenden
und sichtbaren Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft«.(81)
Man wird also bei den Ordensmännern und Ordensfrauen eine »Gesinung«
nicht nur »mit«, sondern - wie auch der hl. Ignatius von Loyola sagt
»in« der Kirche(82) entwickeln müssen. Diese kirchliche Gesinnung
besteht dem Bewußtsein, daß man zu einem Volk gehört, das
unterwegs ist. Ein Volk, das seinen Ursprung in der trinitarischen Gemeinschaft
hat; das in der Geschichte der Menschheit verwurzelt ist; das sich auf das
Fundament der Apostel und auf das Hirtenamt ihrer Nachfolger stützt; das im
Nachfolger Petri den Stellvertreter Christi und das sichtbare Haupt der ganzen
Kirche anerkennt. Ein Volk, das in der Hl. Schrift, in der Überlieferung
und im Lehramt der Kirche den dreifachen und einzigen Weg findet, auf dem das
Wort Gottes zu ihm gelangt; das sich nach der sichtbaren Einheit mit den
anderen, nichtkatholischen christlichen Gemeinschaften sehnt. Ein Volk, das
sowohl um die seit Jahrhunderten vor sich gegangenen Veränderungen als auch
um die legitimen Verschiedenheiten in der heutigen Kirche Bescheid weiß,
das sich aber eher darum bemüht, die Kontinuität und Einheit
aufzudecken, die noch immer realer sind. Ein Volk, das sich als Leib Christi
identifiziert und das die Liebe zu Christus nicht von der Liebe zu seiner Kirche
trennt, weil es sich bewußt ist, daß sie ein Geheimnis darstellt,
das Geheimnis Gottes selbst in Jesus Christus durch seinen Geist, der für
die Menschheit von heute und aller Zeiten ausgegossen und ihr mitgeteilt wurde.
Ein Volk also, das sich nicht nur vom soziologischen oder politischen Standpunkt
aus erfassen und analysieren läßt, weil sich die eigentlich
authentische Seite seines Lebens der Beachtung der Weisen dieser Welt entzieht.
Ein missionarisches Volk schließlich, das sich nicht damit zufrieden gibt,
die Kirche als »kleine Herde« zu sehen, sondern das unaufhörlich
alles daran setzt, daß jedem Menschen das Evangelium verkündet wird
und die Welt erfährt, daß »uns Menschen kein anderer Name unter
dem Himmel gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen« (Apg 4,12),
als der Name Jesu Christi (vgl. LG 9).
25. Die kirchliche Gesinnung enthält auch den Sinn für die
Gemeinschaft. Aufgrund der Wesensverwandtschaft zwischen dem Ordensleben und dem
Geheimnis einer Kirche, deren Heiliger Geist sie »in Germeinschaft und
Dienstleistung eint«,(83) »sind die Ordensleute als "Experten des
gemeinschaftlichen Lebens" aufgerufen, in der Kirche, der kirchlichen
Gemeinschaft und der Welt Zeugen und Baumeister im Sinne jenes göttlichen
Planes für Gemeinschaft zu sein, der die Geschichte der Menschen krönen
soll«.(84) Und dies durch die Verpflichtung auf die evangelischen Räte,
die die inbrünstige Liebe von jedem Hindernis befreit und die Ordensleute
zu einem prophetischen Zeichen der innigsten Vereinigung mit dem über alles
geliebten Gott werden läßt, und durch die tägliche Erfahrung
eines Lebens in Gemeinschaft, in Gebet und Apostolat als wesentlicher und
unterscheidender Elemente ihrer Form des gottgeweihten Lebens, durch die sie zum
Zeichen brüderlicher Gemeinschaft werden.(85)
Darum soll vor allem in der Anfangsphase der Ausbildung »das
Gemeinschaftsleben, besonders verstanden als Erfahrung und Zeugnis der "Communio"«,(86)
als ein unerläßlicher Rahmen und ein bevorzugtes Mittel der
Ausbildung angesehen werden.
DIE GEMEINSCHAFT
26. Innerhalb der Kirche und in der Verbundenheit mit der Jungfrau Maria
spielt die Lebensgemeinschaft in allen Abschaitten der Ausbildung eine
bevorzugte Rolle. Die Ausbildung hängt ja großenteils von der Qualität
dieser Gemeinschaft ab. Diese Qualität ergibt sich aus dem allgemeinen
Klima in der Gemeinschaft und aus dem Lebensstil ihrer Mitglieder in Übereinstimmung
mit der Eigenart und dem Geist des betreffenden Instituts. Das heißt, eine
Gemeinschaft wird das sein, was die Mitglieder aus ihr machen, sie hat ihre
eigenen Forderungen, und schon bevor man sich ihrer als eines MitteIs der
Ausbildung bedient, verdient sie, geliebt zu werden und daß ihr gedient
werde um dessentwillen, was sie für das Ordensleben bedeutet, so wie die
Kirche es sich vorstellt.
Die Grundinspiration bleibt natürlich die christliche Urgemeinde,
Frucht des Paschamysteriums des Herrn.(87) Aber wer dieses Ideal anstrebt, muß
sich der Anforderungen, die es an ihn stellt, bewußt sein. Ein demütiger
Realismus und der Glaube müssen die Bemühungen um die Ausbildung zum
brüderlichen Leben beseelen. Die Gemeinschaft kommt nicht zustande und
besteht weiter, weil ihre Mitglieder sich aufgrund ihrer Übereinstimmung im
Denken, im Charakter oder in ihren Entscheidungen glücklich zusammenfinden,
sondern weil der Herr sie zusammengeführt hat und sie durch eine gemeinsame
Weihe und eine gemeinsame Sendung in der Kirche zusammenhält. Der vom
Oberen ausgeübten besonderen Vermittlung pflichten alle im Glaubensgehorsam
bei.(88) Man sollte im übrigen nicht vergessen, daß der österliche
Friede und die österliche Freude einer Gemeinschaft immer Frucht des
eigenen Todes und des Empfangs der Gabe des Geistes sind.(89)
27. Eine Gemeinschaft ist in dem Maße formativ, in dem sie jedem ihrer
Mitglieder in der Treue zum Herrn und dem Charisma des Instituts entsprechend zu
wachsen erlaubt.
Daher müssen die Mitglieder miteinander die Gründe für das
Bestehen dieser Gemeinschaft und ihre grundlegenden Zielsetzungen geklärt
haben, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sollen von Einfachheit und
Vertrauen geprägt sein und sich vor allem auf den Glauben und die Liebe gründen.
Zu diesem Zweck wird die Gemeinschaft jeden Tag unter dem Wirken des Heiligen
Geistes aufgebaut, indem sie sich vom Wort Gottes richten und bekehren, durch
die Buße läutern, durch die Eucharistie aufbauen, durch die Feier des
liturgischen Jahres stärken läßt. Sie steigert ihre Gemeinschaft
durch die hochherzige gegenseitige Unterstützung und durch den ständigen
Austausch materieller und geistiger Güter im Geiste der Armut und aufgrund
der Freundschaft und des Dialogs. Sie lebt aufs tiefste den Geist des
Ordensstifters und die Regel des Instituts. Die Obern werden es als ihren
besonderen Auftrag betrachten, diese brüderliche Gemeinschaft in Christus
aufzubauen (vgl. can. 619).
Im Bewußtsein seiner Verantwortung innerhalb der Gemeinschaft fühlt
sich jeder einzelne angespornt, nicht nur seinetwegen, sondern um des Wohles
aller willen zu wachsen.(90) Ordensmänner und Ordensfrauen in der
Ausbildung sollen in ihrer Gemeinschaft eine geistliche Atmosphäre, eine
Einfachheit des Lebens und einen apostolischen Schwung finden können, die
geeignet sind, sie so in die Nachfolge Christi einzuüben, wie es der
Radikalität ihrer Weihe entspricht.
Hier sollen die Worte aus der Botschaft Papst Johannes Pauls II. an die
Ordensleute von Brasilien in Erinnerung gerufen werden: »Darum ist es gut,
daß die jungen Ordensleute während ihrer Ausbildung in formativen
Gemeinschaften leben, in denen es nicht an all den Voraussetzungen für eine
vollständige Ausbildung fehlt: für die geistliche, intellektuelle,
liturgische und pastorale Ausbildung und das Gemeinschaftsleben. Schwerlich
werden sie sich alle in kleinen Kommunitäten finden lassen. Wie auch immer
es sei, stets ist es notwendig, aus der pädagogischen Erfahrung der Kirche
alles das zu schöpfen, was ein Urteil darüber ermöglicht, ob der
Prozeß der Ausbildung sich in rechter und fruchtbarer Weise in einer
Gemeinschaft vollzieht, die den Personen und ihrer Ordensberufung - und in
entsprechenden Fällen ihrer Priesterberufung - angemessen ist« (OR dt,
19.9.86, S.8).
28. Hier gilt es auf das Problem hinzuweisen, das sich mit der
Eingliederung einer für die Ausbildung des Nachwuchses bestimmten
Ordensgemeinschaft in eine arme Umgebung stellt. Kleine Ordenskommunitäten
in den Wohngebieten des einfachen Volkes, am Rande der Großstädte
oder in den ärmsten Zonen im Landesinnern sind ein bedeutsamer Ausdruck der
»bevorzugten Option für die Armen«, denn es genügt nicht, für
die Armen zu arbeiten, sondern es geht darum, mit ihnen und, soweit das möglich
ist, wie sie zu leben. Diese Forderung muß jedoch der jeweiligen
Situation, in der sich der Ordensangehörige selbst befindet, angepaßt
werden. Als allgemeine Regel sei zunächst gesagt, daß die
Anforderungen der Ausbildung Vorrang haben müssen vor gewissen
apostolischen Vorteilen der Eingliederung in eine arme Umgebung. So müssen
zum Beispiel die Einsamkeit und Stille, die während der gesamten ersten
Ausbildung unerläßlich sind, verwirklicht und eingehalten werden können.
Andererseits gehören zur Ausbildungszeit, einschließlich des
Noviziats, Perioden apostolischer Arbeit, wo diese Dimension des Ordenslebens
Ausdruck finden kann, vorausgesetzt, daß diese kleinen Kommunitäten
bestimmten Kriterien entsprechen, die sie als echte Ordensgemeinschaften
ausweisen: sie müssen die Möglichkeit bieten, ein echtes Ordensleben
im Einklang mit den Zielsetzungen des Instituts zu leben; in diesen
Gemeinschaften müssen das gemeinschaftliche und persönliche
Gebetsleben und folglich Zeiten und Orte der Stille eingehalten werden können;
die Anwesenheit dieser Ordensmänner und Ordensfrauen muß vor allem
evangelisch motiviert sein; diese Gemeinschaften müssen immer bereit sein,
den Forderungen der Oberen des Instituts zu entsprechen; ihre apostolische
Arbeit darf nicht in erster Linie einer persönlichen Wahl enstprechen,
sondern muß Antwort auf eine Entscheidung des Instituts, im Einklang mit
der Diözesanseelsorge sein, für die als erster der Bischof
verantwortlich ist.
Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß in den Kulturen und
Ländern, wo die Gastfreundschaft einen besonders hochgeschätzten Wert
darstellt, die Ordensgemeinschaft als solche den Gästen gegenüber
hinsichtlich der Zeit und Orte ganz über ihre Autonomie und Unabhängigkeit
verfügen können muß. Zweifellos ist das gerade in bescheidenen
Ordensniederlassungen recht schwer zu verwirklichen, es muß aber berücksichtigt
werden, wenn die Gemeinschaft ihren Plan des Gemeinschaftslebens erarbeitet.
DER ORDENSANGEHÖRIGE SELBST VERANTWORTLICH FÜR SEINE
AUSBILDUNG
29. Aber die Hauptverantwortung dafür, »ja« zu sagen auf den
an ihn ergangenen Anruf und alle Konsequenzen aus dieser Antwort zu ziehen, die
nicht so sehr eine verstandesmäßige, sondern eine Antwort auf eine
Lebensfrage ist, liegt beim Ordensangehörigen selbst. Der Ruf und das
Handeln Gottes sowie seine Liebe sind immer neu, die geschichtlichen Situationen
wiederholen sich niemals. Der Gerufene ist daher ständig eingeladen, eine
sorgfältige, neue und verantwortliche Antwort zu geben. Sein Weg soll
ebenso an den des Gottesvolkes im Buch Exodus erinnern wie an den nur langsamen
Fortschritt der Jünger, denen »es schwerfällt, alles zu glauben«,(91)
denen aber zuletzt das Herz brennt, als sich der auferstandene Herr ihnen zu
erkennen gibt.(92) Damit sei angedeutet, inwieweit die Ausbildung des
Ordensangehörigen auf dessen Persönlichkeit zugeschnitten, also
individuell sein muß. Man wird nachdrücklich an sein persönliches
Gewissen und seine Verantwortung appellieren müssen, damit er die Werte des
Ordenslebens und zugleich die ihm von seinem Novizenter aufgetragene Lebensregel
verinnerlicht. So wird er in sich selbst die Rechtfertigung für seine
praktischen Entschlüsse und im Hl. Geist seine entscheidende Kraft finden.
Es gilt also ein richtiges Gleichgewicht zu finden zwischen der
Gruppenausbildung und der individuellen Ausbildung der einzelnen Person,
zwischen der Einhaltung der für jede Ausbildungsphase vorgesehenen Zeiten
und deren Anpassung an den Rhythmus des einzelnen.
DIE ERZIEHER ODER AUSBILDER: IN VERSCHIEDENER WEISE FÜR DIE
AUSBILDUNG VERANTWORTLICHE OBERE
30. Der Geist des auferstandenen Jesus wird durch eine ganze Reihe
kirchlicher Vermittlungen gegenwärtig und tätig. Die gesamte
Ordenstradition der Kirche bezeugt die entscheidende Rolle der Erzieher für
das Gelingen der Ausbildungsarbeit. Ihre Aufgabe ist es, in der Anfangsphase der
Ausbildung die Echtheit des Rufes zum Ordensleben zu unterscheiden und den
jungen Ordensleuten zu helfen, ihren persönlichen Dialog mit Gott richtig
zu führen, sowie herauszufinden, auf welchen Wegen sie Gott wohl
voranbringen will. Ihre Aufgabe ist es auch, den Ordensangehörigen auf den
Wegen des Herrn durch ein direktes, regelmäßiges Gespräch zu
begleiten,(93) bei voller Respektierung der Zuständigkeit des Beichtvaters
und des eigentlichen Spirituals. Eine der wichtigsten Aufgaben der für die
Ausbildung Verantwortlichen ist es übrigens, sicherzustellen, daß die
Novizen und die jungen Professen tatsachlich von einem Spiritual begleitet
werden.
Den jungen Ordensleuten muß entsprechend den Ausbildungsabschnitten,
in denen sie sich gerade befinden, auch eine solide, sorgfältig ausgewählte
Kost in lehrmäßiger und praktischer Hinsicht geboten werden. Schließlich
müssen die Ausbilder schrittweise die Entwicklung derer, für die sie
die Verantwortung tragen, im Licht der Früchte des Geistes überprüfen
und bewerten und auch beurteilen, ob der Berufene tatsächlich die in einem
solchen Augenblick von der Kirche und von dem Ordensinstitut geforderten Fähigkeiten
besitzt.
31. Außer einer guten Kenntnis der katholischen Glaubens- und
Sittenlehre sind »für alle, die in der Ausbildung Verantwortung
tragen, folgende angemessenen Befähigungen erforderlich:
- menschliche Begabungen, wie Intuition und Kontaktfreudigkeit;
- vertiefte Gottes und Gebetserfahrung;
- Weisheit, die vom aufmerksamen und langdauernden Hinhören auf das
Wort Gottes herkommt;
- Liebe zur Liturgie und Verständnis für ihre Aufgabe in der
geistlichen und kirchlichen Erziehung;
- die notwendige Zuständigkeit im kulturellen Bereich
- Verfügbarkeit an Zeit und gutem Willen, um sich der persönlichen
Betreuung der einzelnen Kandidaten zu widmen, und nicht nur der Gruppe«.(94)
Diese Aufgabe erfordert somit innere Ruhe, Verfügbarkeit, Geduld, Verständnis
und eine aufrichtige Zuneigung für jene, die der pastoralen Verantwortung
des Erziehers anvertraut wurden.
32. Wenn unter der persönlichen Verantwortung des
Ausbildungsverantwortlichen eine Ausbildungsgruppe besteht, müssen deren
Mitglieder einvernehmlich und im vollen Bewußtsein ihrer gemeinsamen
Verantwortung handeln. »Unter der Leitung des Oberen sollen sie eine enge
Gemeinschaft in Gesinnung und Tat eingehen und untereinander und mit den Alumnen
eine Familie bilden«.(95) Ebenso notwendig sind der Zusammenhalt und die
Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen der verschiedenen
Ausbildungsabschnitte . Das Ausbildungswerk als ganzes ist die Frucht der
Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen für die Ausbildung und ihren
Alumnen. Auch wenn es stimmt, daß menschlich gesehen der AIumne der
Erstverantwortliche dafür ist, so kann diese Verantwortung doch nur
innerhalb einer besonderen Tradition, nämlich der des Instituts, ausgeübt
werden, deren Zeugen und unmittelbar Beteiligte die für die Ausbildung
Verantwortlichen sind.
B) DIE MENSCHLICHE UND CHRISTLICHE DIMENSION DER AUSBILDUNG
33. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in seiner Erklärung über
die christliche Erziehung die Ziele und die Mittel jeder wahren Erziehung im
Dienst der nenschlichen Familie dargelegt. Sie bei der Aufnahme und Ausbildung
der Kandidaten für das Ordensleben vor Augen zu haben, ist wichtig, lautet
doch die erste Forderung dieser Ausbildung, daß man bei dem Kandidaten
einer menschlichen und christlichen Voraussetzung begegnet. Zahlreiche Mißerfolge
im Ordensleben können tatsächlich nicht wahrgenommenen oder nicht
ausgeglichenen Mängeln in diesem Bereich zugeschrieben werden. Nicht nur
das Vorhandensein dieser menschlichen und christlichen Grundvoraussetzung soll
beim Eintritt in das Ordensleben überprüft werden, sondern es müssen
im Verlauf des Ausbildungszyklus die erforderlichen Klarstellungen und
Berichtigungen, der Entwicklung der Personen und Ereignisse entsprechend, gewährleistet
sein.
34. Die Gesamtausbildung der Person enthält eine physische, moralische,
intellektuelle und geistliche Dimension. Ihre Zielsetzungen und Erfordernisse
sind bekannt. Das Zweite Vatikanische Konzil legt sie in der
Pastoralkonstitution Gaudium et Spes(96) und in der Erklärung
über die christliche Erziehung Gravissimum educationis(97) dar.
Das Dekret über die Priesterausildung Optatam totius schlägt
Kriterien vor, die eine Beurteilung der für den priesterlichen Dienst nötigen
menschlichen Reife der Kandidaten ermöglichen sollen.(98) Angesichts der
Natur des Ordenslebens und der Sendung, zu deren Erfüllung in der Kirche
der Ordensangehörige berufen ist, lassen sich diese Kriterien unschwer auf
die Kandidaten für das Ordensleben anwenden. Das Dekret über die
zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens Perfectae caritatis endlich
erinnert daran, daß die Ordensweihe in der Taufweihe wurzelt,(99) was
implizit die Verfügung enthält, daß zum Noviziat nur Kandidaten
zugelassen werden sollen, die bereits in einer ihrem Alter angemessenen Weise
alle aus ihrer Taufe erwachsenden Verpflichtungen leben. Und ebenso müßte
eine gute Ordensausbildung in allen Lebensabschnitten, besonders in den
schwierigeren Perioden, wo man aufgerufen ist, von neuem aus freien Stücken
jene Wahl zu treffen, die bereits (in der Taufe) ein für allemal erfolgt
ist, das Bekenntnis des Glaubens und die Verpflichtungen aus der Taufe bestätigen.
35. Auch wenn das vorliegende Dokument einen gewissen Nachdruck auf die
kulturelle und intellektuelle Dimension der Ausbildung legt, bleibt doch die
geistliche Dimension vorranging. »Die Ordensausbildung, die anfängliche
wie die fortdauernde, hat auf ihren verschiedenen Stufen als Hauptzweck, die
Ordensleute in die Gotteserfahrung einzuführen und ihnen zu helfen,
dieselbe fortschreitend in ihrem Leben zu vervollkommnen«.(100)
C) DIE ASKESE
36. »Die Nachfolge Christi führt zur immer bewußteren und
konkreteren Teilhabe am Geheimnis seines Leidens und Sterbens und seiner
Auferstehung. Das Ostergeheimnis muß als Ursprung des Lebens und Reifens
das Herz des Ausbildungsprogrammes sein. In ihm wird der neue Mensch gestaltet,
der Ordenschrist und der Apostel«.(101) Das läßt uns auf die
unerläßliche Notwendigkeit der Askese in der Ausbilung und im Leben
der Ordensleute hinweisen. In einer Welt, die von sexueller ZügelIosigkeit,
Konsum und Machtmißbrauch aller Art beherrscht wird, braucht es Zeugen des
Ostergeheimnisses Christi, dessen erster Abschnitt zwangsläufig über
das Kreuz führt. Dieser Durchgang durch das Kreuz ist Anlaß dazu, auf
das Programm der Gesamtausbildung eine tägliche persönliche Askese zu
setzen, die die Kandidaten, Novizen und Professen, zur Übung der Tugenden
des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Klugheit, der Gerechtigkeit, der
Festigkeit und der Enthaltsamkeit hinführt. Dieses Programm ist zeitlos und
kann nicht aus der Mode kommen. Es ist immer aktuell und immer notwendig. Ohne
es anzunehmen, kann keiner seine Taufe leben und schon gar nicht seinem
Ordensberuf treu sein. Es wird um so mehr befolgt werden, wenn es, wie das
christliche Leben insgesamt, von der Liebe unseres Herrn Jesus Christus und von
der Freude, ihm zu dienen, motiviert wird.
Das christliche Volk braucht außerdem Animatoren, die ihm helfen, den »königlichen
Weg des heiligen Kreuzes« zu durchlaufen. Es braucht Zeugen, die auf das
verzichten, was der hl. Johannes »die Welt« und »ihre Begierde«
nennt, aber auch auf diese vom Schöpfer geschaffene und erhaltene »Welt«
und manche ihrer Werte. Das Reich Gottes, dessen »Erhabenheit gegenüber
dem Irdischen« der Ordensstand »offenkundig macht«,(102) ist
nicht von dieser Welt. Es bedarf der Zeugen, die das aussprechen. Das setzt natürlich
im Verlauf der Ausbildung die Reflexion über die christliche Bedeutung der
Askese und über die einwandfrei auf Gott gegründeten Überzeugungen
sowie seine Beziehungen zu der aus seiner Hand stammenden Welt voraus, denn es
geht darum, sich zugleich vor einem kindlich-naturalistischen Optimismus
einerseits und einem das Geheimnis Christi, Schöpfers und Erlösers der
Welt, vernachlässigenden Pessimismus andererseits zu hüten.
37. Im übrigen ist die Askese, die die Weigerung enthält, unseren
Urtrieben und Instinkten freiwillig nachzugeben, nicht zuerst eine spezifisch
christliche, sondern eine anthropologische Forderung. Die Psychologen machen
darauf aufmerksam, daß vor allem die jungen Menschen zum Aufbau ihrer Persönlichkeit
auf Widerstand stoßen müssen (Erzieher, Regelungen usw). Aber das
gilt nicht bloß für die Jugendlichen, denn der Aufbau einer Person
ist ja niemals zu Ende. Die bei der Ausbildung der Ordensmänner und
Ordensfrauen angewandte Pädagogik muß ihnen helfen, sich für ein
Unterfangen zu begeistern, das einige Anstrengung erfordert. So wird Gott selbst
zum Führer der menschlichen Person, die er geschaffen hat.
38. Die Askese, die fester Bestandteil des Ordenslebens ist, macht eine Einführung
in die Stille und Einsamkeit erforderlich; das gilt auch für die Institute
mit apostolischer Tätigkeit. »Es wird verlangt, daß man sich
auch in diesen Ordensgesellschaften getreu an das ureigene Gesetz des
geistlichen Lebens hält, das darin besteht, die Zeiten, die dem Alleinsein
mit Gott vorbehalten sind, und die Zeiten für die verschiedenen Tätigkeiten
sowie für die sich daraus ergebenden menschlichen Beziehungen richtig
aufeinander abzustimmen«.(103) Die freiwillig angenommene Einsamkeit führt
zur inneren, geistigen Stille, und diese verlangt die Ruhe in materieller
Hinsicht. Die Hausordnung jeder Ordensgemeinschaft, nicht nur der Ausbildungshäuser,
muß unbedingt Zeiten und Orte des Alleinsseins und der Stille vorsehen, um
das Hören und die Aufnahme des Wortes Gottes ebenso zu fördern wie die
geistliche Reifung des einzelnen und eine echte brüderliche Gemeinschaft in
Christus.
D) SEXUALITÄT UND AUSBILDUNG
39. Die Generationen von heute sind häufig ganz in einem koedukativ
geprägten Milieu aufgewachsen und erzogen worden, ohne daß den Jungen
und Mädchen immer dabei geholfen worden wäre, ihren je eigenen
Reichtum und ihre Grenzen zu erkennen. Die Kontakte im Apostolat, die größere
Zusammenarbeit, die sich erfreulicherweise zwischen den Ordensmännern und
den Ordensfrauen herausgebildet hat, wie auch die derzeitigen kulturellen Strömungen
machen eine Ausbildung auf diesem Gebiet besonders notwendig. Das gemischte
Milieu in der frühen Jugend und die enge und häufige Zusammenarbeit
sind ja nicht notwendigerweise ein Garant für Reife in den gegenseitigen
Beziehungen. Man wird daher geeignete Maßnahmen zur Förderung und
Festigung dieser Reife ergreifen und sie im Hinblick auf die Erziehung zu einer
gelebten, vollkommenen Keuschheit bejahen müssen. Außerdem müssen
sich Männer und Frauen ihrer spezifischen Situation im Plan Gottes, des
eigenständigen Beitrags, den jedes Geschlecht zum Heilswerk leistet, bewußt
werden. So wird man den künftigen Ordensleuten die Möglichkeit bieten,
über die Stellung der Sexualität im göttlichen Schöpfungs-
und Heilsplan nachzudenken.
In diesem Zusammenhang soll man die Gründe dafür darlegen und
begreiflich machen, daß jene Manner und Frauen vom Ordensleben
ausgeschlossen bleiben müssen, die ihre homosexuellen Neigungen nicht zu
beherrschen vermögen oder die einen dritten Weg einzuschlagen gedenken,
einen »zweifelhaften Lebensstand zwischen Zölibat und Ehe«.(104)
40. Gott hat keine undifferenzierte Welt geschaffen. Als er den Menschen
nach seinem Abbild und Gleichnis (Gen 1,26-27) als vernunftbegabtes und
freies Geschöpf schuf, das ihn zu erkennen und zu lieben fähig ist,
wollte er nicht, daß dieser Mensch allein bleibe, sondern in Beziehung zu
einer anderen menschlichen Person, der Frau, lebe (Gen 2,18). Zwischen
den zweien entsteht eine »gegenseitige Beziehung, eine Beziehung des Mannes
zur Frau und der Frau zum Mann«.(105) »Die Frau ist ein anderes "Ich"
im gemeinsamen Menschsein«.(106) Deshalb »sind Mann und Frau von
Anfang an gerufen, nicht nur "nebeneinander" oder "miteinander"
zu existieren, sondern sie sind auch dazu berufen, gegenseitig "füreinander"
dazusein«.(107) Man wird unschwer die Bedeutung dieser anthropologischen
Prinzipien verstehen, wenn es darum geht, jene Männer und Frauen
auszubilden, die aufgrund einer besonderen Gnade das Gelübde der
vollkommenen Keuschheit um des Himmelreiches willen abgelegt haben.
41. »Durch eine sorgsame und tiefergehende Untersuchung der
anthropologischen Fundierung des Frauseins und des Mannseins muß die
personale Identität der Frau in ihrer Beziehung, Verschiedenheit und
Komplementarität zum Mann präzisiert werden, und das nicht nur im
Hinblick auf die Rollen, die sie übernehmen, und die Aufgaben, die sie erfüllen
soll, sondern auch und tiefer noch im Hinblick auf ihre Struktur und auf ihre
personale Bedeutung«.(108) Die Geschichte des Ordenslebens gibt Zeugnis
davon, daß viele Frauen dort, sei es in der Klausur oder in der Welt,
einen idealen Ort für den Dienst an Gott und den Menschen, die günstigen
Voraussetzungen für die Entfaltung ihres eigenen Frauseins und
infolgedessen ein tieferes Verständnis ihrer Identität gefunden haben.
Diese Vertiefung soll noch durch die theologische Reflexion und aufgrund des »Beitrags,
den die verschiedenen Humanwissenschaften und Kulturen einbringen können«,(109)
weitergeführt werden.
Schließlich sollte man zum besseren Verständnis der besonderen
Eigenart des weiblichen Ordenslebens nicht vergesseen, daß »die
Gestalt der Maria von Nazaret schon allein dadurch die Frau als solche ins
Licht stellt, daß sich Gott im erhabenen Geschehen der Menschwerdung
seines Sohnes dem freien und tätigen Dienst einer Frau anvertraut hat. Man
kann daher sagen, daß die Frau durch den Blick auf Maria dort das
Geheinnis entdeckt, wie sie ihr Frausein würdig leben und ihre wahre
Entfaltung bewirken kann. Im Licht Mariens erblickt die Kirche auf dem Antlitz
der Frau den Glanz einer Schönheit, die die höchsten Gefühle
widerspiegelt, deren das menschliche Herz fähig ist: die vorbehaltlose
Hingabe der Liebe; eine Kraft, die größte Schmerzen zu ertragen
vermag; grenzenlose Treue und unermüdlicher Einsatz; die Fähigkeit,
tiefe Einsichten mit Worten des Trostes und der Ermutigung zu verbinden«.(110)
DRITTES KAPITEL
DIE STUFEN DER ORDENSAUSBILDUNG
A) DIE VORBEREITUNGSPHASE ZUM NOVIZIAT
BEGRÜNDUNG
42. Unter den gegenwärtigen Umständen und ganz allgemein kann man
sagen, daß die in Renovationis causam aufgestellte Diagnose nichts
von ihrer Aktualität verloren hat: »Die meisten Schwierigkeiten, die
man heutzutage bei der Ausbildung der Novizen antrifft, kommen daher, daß
diese zur Zeit ihrer Zulassung zum Noviziat nicht die erforderliche Reife besaßen«.(111)
Sicher verlangt man nicht von einem Kandidaten für das Ordensleben, daß
er imstande ist, sogleich sämtliche Verpflichtungen von Ordensleuten zu übernehmen,
doch muß er für fähig gehalten werden, schrittweise
hineinzuwachsesn. Um diese Fähigkeit ermessen zu können, ist es
gerechtfertigt, daß man sich Zeit läßt und die erforderlichen
Mittel einsetzt, um zu einer Beurteilung zu gelangen. Das ist der Zweck der
Vorbereitungsphase vor dem Noviziat, die u.a. als Postulat, Vornoviziat usw.
bezeichnet wird. Die Art und Weise ihrer Durchführung obliegt einzig und
allein dem Recht der Ordensinstitute, doch »niemand kann ohne entsprechende
Vorbereitung aufgenommen werden«.(112)
INHALT
43. Unter Berücksichtigung dessen, was in Nr. 86ff über die
Situation der Jugend in der modernen Welt gesagt wird, soll diese
Vorbereitungszeit, die zu verlängern man sich nicht scheuen sollte, es sich
zur Aufgabe machen, einige Punkte zu überprüfen und klarzustellen, die
den Obern die Möglichkeit geben sollen, sich zur Zweckmäßigkeit
und zum Zeitpunkt der Zulassung zum Noviziat zu äußern. Man soll
darauf achten, diese Zulassung weder übereilt vorzunehmen noch sie unbegründet
hinauszuzögern, vorausgestzt daß man ein zuverlässiges Urteil über
die von den Kandidaten gebotene Gewähr abgeben kann.
Die Bedingungen für die Zulassung sind vom allgemeinen Recht
festgelegt; Eigenrecht kann ihnen noch andere hinzufügen.(113) Die vom
Recht vorgesehenen Punkte sind folgende:
- Der erforderliche Grad der menschlichen und christlichen Reife,(114) damit
das Noviziat begonnen werden kann, ohne auf das Niveau einer Grundausbildung
oder eines einfachen Katechumenates abzusinken. Es kommt tatsächlich vor,
daß sich Kandidaten vorstellen, die überhaupt über keine
abgeschlossene (sakramentale, lehrmäßige und moralische) christliche
Einführung verfügen und denen es an manchen Elementen eines normalen
christlichen Lebens mangelt;
- Die grundlegende Allgemeinbildung, die jener entsprechen muß, die üblicherweise
von einem jungen Menschen erwartet werden muß, der eine normale Schulzeit
in dem Land abgeschlossen hat. Vor allem müssen die künftigen Novizen
mühelos die im Noviziat verwendete Sprache beherrschen. Was diese
Grundbildung anbelangt, wird man jedoch die Situation mancher Länder und
sozialer Schichten berücksichtigen müssen, wo zwar die
Schulbesuchsquote noch verhältnismäßig niedrig ist, aber der
Herr dennoch Kandidaten zum Ordensleben beruft. Man wird also gleichzeitig
darauf bedacht sein müssen, die Bildung zu fördern und sie nicht einer
fremden Kultur anzugleichen. Die männlichen und weiblichen Kandidaten für
den Ordensberuf müssen in ihrer eigenen Kultur den Ruf des Herrn wahrnehmen
und eigenständig darauf antworten;
- die Ausgewogenheit des Gefühlslebens, vor allem das sexuelle
Gleichgewicht, was die Annahme des anderen, Mann oder Frau, in voller Achtung
seines Andersseins voraussetzt. Nötigenfalls kann man sich einer
psychologischen Untersuchung bedienen, wobei aber das unverletzliche Recht der
Person auf Schutz der Intimität gewahrt werden muß;
- die Fähigkeit, in Gemeinschaft unter der Autorität der Oberen in
einem solchen Institut zu leben. Von dieser Fähigkeit wird man sich natürlich
im Verlauf des Noviziats noch besser überzeugen; aber die Frage muß
vorher gestellt werden. Die Kandidaten müssen vor allem wissen, daß
es für den, der sein ganzes Leben dem Herm hingeben will, noch andere Wege
gibt, als in ein Ordensinstitut einzutreten.(115)
FORMEN DER VERWIRKLICHUNG
44. Sie können verschiedener Art sein: Aufnahme in eine Kommunität
des Instituts, ohne deswegen deren ganzes Leben zu teilen, ausgenommen die
Gemeinschaft des Noviziats, von der deshalb abzuraten ist - der Fall der
Nonnenklöster wird hiervon nicht berührt; Zeiten der Kontaktnahme mit
dem Institut oder einem seiner Vertreter; gemeinsames Leben in einem Haus für
Ordenskandidaten usw. Doch darf keine dieser Formen die Vermutung aufkommen
lassen, die Betreffenden seien bereits Mitglieder des Instituts. Auf jeden Fall
ist die persönliche Begleitung der Kandidaten wichtiger als die
Infrastruktur. Einer oder mehrere mit der erforderlichen Eignung ausgestattete
Ordensangehörige werden von den Obern für die Begleitung der
Kandidaten und die Beurteilung ihrer Berufung bestimmt. Er arbeitet aktiv mit
dem Novizenmeister bzw. der Novizenmeisterin zusammen.
B) DAS NOVIZIAT UND DIE ZEITLICHEN GELÜBDE
ZWECK
45. »Das Noviziat, mit dem das Leben im Institut beginnt, ist dazu
eingerichtet, daß die Novizen die göttliche Berufung, und zwar jene,
die dem Institut eigen ist, besser erkennen, die Lebensweise des Instituts
erfahren und mit dessen Geist Sinn und Herz bilden, ferner daß ihre
Ansicht und Eignung erwiesen werden«.(116) Angesichts der Vielfalt der
Charismen und Institute könnte man den Zweck des Noviziats beschreiben als
eine unverkürzte Einführung in jene Lebensform, die der Sohn Gottes
annahm und die er uns im Evangelium vorlegt(117) unter dem einen oder anderen
Aspekt seines Wirkens oder seines Geheimnisses.(118)
INHALT
46. »Die Novizen sollen zur Vervollkommung der menschlichen und
christlichen Tugenden angeleitet werden; sie sollen durch Gebet und
Selbstverleugnung auf einen erfüllteren Weg der Vollkommenheit geführt
werden; zur Betrachtung des Heilsgeheimnisses und zum Lesen und Meditieren der
heiligen Schriften sollen sie angeleitet werden; sie sollen zur Pflege des
Gottesdienstes in der heiligen Liturgie vorbereitet werden; die Art und Weise,
ein Leben zu führen, das Gott und den Menschen in Christus durch die
evangelischen Räte geweiht ist, sollen sie erlernen; über Eigenart und
Geist, Zielsetzung und Ordnung, Geschichte und Leben des Instituts sollen sie
belehrt sowie mit Liebe zur Kirche und deren geistlichen Hirten erfüllt
werden«.(119)
Aus diesem allgemeinen Gesetz geht hervor, daß die umfassende Einführung,
die das Wesensmerkmal des Noviziats ist, weit über eine bloße
Unterweisung hinausgeht. Sie ist:
- Einführung in das tiefe und lebendige Erfahren Christi und seines
Vaters. Das setzt ein meditierendes Studium der Heiligen Schrift, die Feier der
Liturgie gemäß dem Geist und der Eigenart des Instituts, eine
Anleitung zum persönlichen Gebet und seiner Übung sowie die Gewohnheit
und Neigung voraus, die großen Vertreter der spirituellen Tradition der
Kirche aufzugreifen, ohne sich auf geistliche Lesungen im Zeitgeschmack zu
beschränken;
- Einführung, um durch Selbstverleugnung in das Ostergeheinnis Christi
einzutreten, vor allem durch Anleitung zur Befolgung der evangelischen Räte,
einer mit Freude auf sich genommenen Askese und zur mutigen Annahme des
Mysteriums des Kreuzes;
- Einführung in das brüderliche Leben im Sinne des Evangeliums.
Tatsächlich wird ja in der Gemeinschaft der Glaube vertieft und wird zur
Glaubensgemeinschaft, und die Liebe findet ihre vielfältigen Beweise im
konkreten Alltagsleben eben dieser Gemeinschaft;
- Einführung in die Geschichte, in die besondere Sendung und die
Spiritualität des Ordensinstituts. Hier gilt für die apostolisch tätigen
Institute unter anderen Elementen: »Um die Ausbildung der Novizen zu
vervollkommnen, können die Konstitutionen außer der in § 1
vorgesehenen Zeit (d.h. der zwölf Monate, die in der Kommunität des
Noviziats durchgeführt werden müssen) einen oder mehrere
Zeitabschnitte für die Durchführung eines apostolischen Praktikums außerhalb
der Kommunität des Noviziats festsetzen«.(120)
Ziel und Zweck dieser Abschnitte ist es, die Novizen dazu anzuleiten, »in
fortschreitendem Maße in ihrem Leben jene Einheit und jenen Zusammenhalt
zu verwirklichen, die zwischen der Kontemplation und der apostolischen Tätigkeit
bestehen müssen, eine Einheit, die zu den grundlegenden und erstrangigen
Werten dieser Ordensgemeinschaften gehört«.(121)
Bei der Festlegung solcher Zeitabschnitte muß beachtet werden, daß
die Novizen während der zwölf Monate, die sie in der Kommunität
des Noviziats ausgebildet werden, »nicht mit Studien und Arbeiten beschäftigt
werden dürfen, die dieser Ausbildung nicht unmittelbar dienlich sind«;(122)
- das Ausbildungsprogramm des Noviziats ist vom Eigenrecht jedes Instituts
festzulegen;(123)
- unbedingt abzuraten ist von der Durchführung des Noviziats in einer
der Kultur und Sprache des Herkunftslandes der Novizen fremden Umgebung. Besser
sind in der Tat kleine Noviziate, vorausgesetzt, daß sie in dieser Kultur
verwurzelt sind. Der Hauptgrund dafür ist, daß vermieden werden muß,
die Probleme während eines Ausbildungsabschnittes zu vermehren, wo die
Person ihr grundlegendes Gleichgewicht finden soll, wo das Verhältnis
zwischen den Novizen und dem Novizenmeister unbelastet sein und es ihnen ermöglichen
soll, sich gegenseitig auszusprechen, mit allen Nuancen, die zu einem
beginnenden intensiven geistlichen Weg gehören. Außerdem birgt die
Verlegung in eine andere Kultur zu diesem Zeitpunkt die Gefahr in sich, daß
falsche Berufe aufgenommen und möglicherweise falsche Motivierungen nicht
erkannt werden.
DIE BERUFLICHE ARBEIT WÄHREND DES NOVIZIATS
48. An dieser Stelle muß die Frage der beruflichen Arbeit in der Zeit
des Noviziats erwähnt werden. Aus Motiven, die manchmal durch eine
apostolische Gesinnung gerechtfertigt sind, und die sich auch an die
Sozialgesetzgebung der betreffenden Länder halten können, ist es in
einigen Industrieländern üblich, daß Kandidaten, die einer
bezahlten Beschäftigung nachgehen, beim Eintritt in das Noviziat bei ihrem
Arbeitgeber lediglich um eine einjährige Freistellung »aus persönlichen
Rücksichten« ansuchen. Das bewahrt sie davor, ihren Arbeitsplatz zu
verlieren, falls sie in die Welt zurückkehren, und damit vor der Gefahr der
Arbeitslosigkeit. Das führt aber mitunter auch dazu, daß diese
Kandidaten im zweiten Noviziatsjahr unter dem Deckmantel eines apostolischen
Praktikums die berufliche Arbeit wieder aufnehmen.
Dazu ist, wie wir glauben, grundsätzlich Folgendes zu sagen. In
Instituten, in denen ein zweijahriges Noviziat vorgesehen ist, sollen die
Novizen eine ganztätige Berufsarbeit nur dann ausführen dürfen,
wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:
- diese Arbeit muß tatsächlich der apostolischen Zielsetzung des
Instituts entsprechen;
- sie darf erst im zweiten Jahr des Noviziats aufgenommen werden;
- sie muß den Vorschriften von can. 648 § 2 entsprechen, d.h. zur
Vervollkommnung der Ausbildung der Novizen zum Leben in dem Ordensinstitut
beitragen und wirklich eine apostolische Tätigkeit darstellen.
Ähnliches könnte man auch bezüglich eines Vollzeitstudiums während
des zweiten Noviziatsjahres sagen.
EINIGE BEDINGUNGEN FÜR DIE DURCHFÜHRUNG
Für die Zulassung sollen die kanonisch vorgeschriebenen Bedingungen
der Zulässigkeit und Rechtsgültigkeit sowohl der Kandidaten wie der für
die Zulassung zuständigen Autorität streng eingehalten werden. Wenn
man sich daran hält, vermeidet man bereits für später viele
Unannehmlichkeiten.(124) Was die Kandidaten für das Diakonats- und das
Priesteramt betrifft, soll man sich schon jetzt im Einzelgespräch
vergewissern, daß keine Irregularität vorliegt, die später den
Empfang der Weihen beeinträchtigen könnte, wobei als vereinbart gilt,
daß die höheren Oberen klerikaler Ordensinstitute päpstlichen
Rechtes von den nicht dem Heiligen Stuhl vorbehaltenen Irregularitäten
dispensieren können.(125)
Vor der Zulassung eines Weltklerikers zum Noviziat müssen die Oberen
dessen eigenen Ordinarius befragen und ihn um die Austellung eines Zeugnisses
ersuchen (can. 644 u. 645 § 2).
50. Die für Durchführung des Noviziats notwendingen zeitlichen und
räumlichen Gegebenheiten werden irn einzelnen vom Recht dargelegt. Man soll
dabei zwar eine gewisse Beweglichkeit bewahren, sich jedoch erinnern, daß
die Klugheit zu etwas raten kann, was nicht vom Recht auferlegt ist.(126) Die höheren
Oberen und die für die Ausbildung Verantwortlichen wissen, daß die
heutige Situation zweifellos stärker als in früheren Zeiten für
die Novizen ausreichend stabile Verhältnisse erfordert, die dem steten
geistlichen Wachstum einen vertieften und ruhigen Verlauf ermöglichen. Das
ist um so wichtiger, als zahlreiche Kandidaten bereits Lebenserfahrungen in der
Welt gemacht haben. Die Novizen müssen sich tatsächlich in die
praktische Erfahrung des langen Gebets, der Einsamkeit und der Stille einüben.
Dabei spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Sie mögen ein stärkeres
Verlangen spüren, sich von der Welt zu »erholen« als in die Welt
zu »gehen«, und dieses Verlangen ist nicht nur subjektiv. Deshalb
sollen Zeit und Ort des Noviziats so gestaltet sein, daß die Novizen dort
ein günstiges Klima für das gründliche Hineinwachsen in das Leben
mit Christus vorfinden. Das wird nur erreicht durch Selbstverleugnung, durch den
Verzicht auf alles, was in der Welt Gott entgegensteht, und selbst auf »hochzuschätzende
Werte« der Welt.(127) Es ist daher ganz und gar davon abzuraten, die
Noviziatszeit in solchen Gemeinschaften zu verbringen, die gänzlich in ihre
Umgebung integriert sind. Wie bereits gesagt (Nr. 28), muß den
Erfordernissen der Ausbildung mehr Rechnung getragen werden als gewissen
Vorteilen im Apostolat, die eine Einbindung in eine arme Umgebung mit sich
bringen kann.
PÄDAGOGIK
51. Die eintretenden Novizen besitzen nicht alle dasselbe menschliche und
christliche Bildungsniveau. Es muß daher jedem einzelnen ganz besondere
Aufmerksamkeit geschenkt werden, um im Gleichschritt mit ihm zu gehen und ihn an
den Inhalt und die Pädagogik der für ihn vorgesehenen Ausbildung
anzupassen.
DER NOVIZENMEISTER UND SEINE MITARBEITER
52. Die Leitung der Novizen ist, unter der Autorität der höheren
Oberen, allein dem Novizenmeister vorbehalten. Er soll von allen anderen
Verpflichtungen, die ihn an der vollen Ausübung seiner erzieherischen
Aufgabe hindern könnten, befreit werden. Eventuelle Mitarbeiter sind im
Hinblick auf das Programm der Ausbildung und die Leitung des Noviziats ihm
unterstellt. Zusammen mit ihm haben sie einen wichtigen Anteil bei der
Beurteilung und Entscheidung.(128)
In den Noviziaten, wo entweder für den Unterricht oder für die
Erteilung des Sakraments der Wiederversöhunung Weltpriester oder andere
auswärtige Ordensleute und sogar Laien eingesetzt werden, sollen sie bei
voller Wahrung der gegenseitigen Diskretion in engem Zusamenwirken mit dem
Novizenmeiter arbeiten.
Der Novizenmeister ist der dazu beauftragte geistliche Begleiter für
alle und jeden einzelnen Novizen. Das Noviziat ist der Ort seines Dienstes und
folglich der Ort einer dauernden Verfügbarkeit für jene, die ihm
anvertraut sind. Er wird seine Aufgabe nur dann mühelos bewältigen können,
wenn die Novizen ihm gegenüber freie und vollständige Offenheit an den
Tag legen. Doch in den klerikalen Ordensinstituten dürfen weder er noch
sein Gehilfe sakramentale Beichten ihrer Novizen hören, außer wenn
diese in Einzelfällen von sich aus darum bitten.(129) Schließlich
sollen die Novizenmeister daran denken, daß nicht einfach psycho-pädagogische
Mittel an die Stelle einer echten geistlichen Begleitung treten können.
53. »Ihrer eigenen Verantwortung bewußt sollen die Novizen so mit
dem Novizenmeister aktiv zusammenarbeiten, daß sie der Gnade der göttlichen
Berufung treu entsprechen«.(130) »Die Mitglieder des Instituts sollen
es sich angelegen sein lassen, bei der Aufgabe der Ausbildung der Novizen für
ihren Teil durch ein beispielhaftes Leben und durch Gebet mitzuwirken«.(131)
DIE ORDENSPROFEß
54. Während einer liturgischen Feier nimmt die Kirche in der Person der
beauftragten Oberen die Gelübde derer entgegen, die ihre Profeß
ablegen, und verbindet ihr Opfer mit dem eucharistischen Opfer.(132) Der Ordo
professionis(133) gibt das Schema dieser liturgischen Feier an, die zugleich
den anerkannten Überlieferungen der Ordensinstitute entsprechen muß.
Diese liturgische Handlung bringt das kirchliche Verwurzeltsein der Profeß
zum Ausdruck. Aus dem auf diese Weise gefeierten Mysterium soll sich ein
lebendigeres und tieferes Verständnis der Weihe entwickeln können.
55. Während des Noviziats soll gleichzeitig die Vortrefflichkeit und
die Möglichkeit einer immerwährenden Verpflichtung im Dienst des Herrn
herausgestellt werden. »Die Qualität eines Menschen - sagt Johannes
Paul II. - läßt sich an der Art seiner Bindungen messen. Man darf
also, und zwar mit Freude, sagen, daß sich eure Freiheit in freiwilligem
Dienst, in liebevoller Knechtschaft an Gott gebunden hat. Und dadurch ist euer
Menschsein zur Reife gelangt. "Menschliche Reife", schrieb ich in der
Enzyklika Redemptor hominis, "bedeutet den vollen Gebrauch des
Geschenkes der Freiheit, das wir vom Schöpfer in dem Augenblick erhalten
haben, in dem er den nach seinem Abbild und Gleichnis erschaffenen Menschen ins
Dasein gerufen hat. Dieses Geschenk findet seine volle Entfaltung in der
vorbehaltlosen Hingabe der eigenen menschlichen Person an Christus im Geist bräutlicher
Liebe und mit Christus an alle, zu denen er Männer und Frauen sendet, die
ihm durch die evangelischen Räte ganz geweiht sind"«.(134) Man
gibt Christus sein Leben nicht »versuchsweise« hin. Im übrigen
ergreift ja er die Initiative, um uns dazu aufzufordern. Die Ordensleute
bezeugen, daß dies zunächst dank der Treue Gottes möglich ist
und daß es frei und glücklich macht, wenn die Hingabe jeden Tag
erneuert wird.
56. Die ewigen Gelübde setzen eine lange Vorbereitung und einen
ausdauernden Lernprozeß voraus. Das rechtfertigt, daß die Kirche
ihnen die zeitlichen Gelübde vorausgehen läßt. »Wenn auch
die Ablegung dieser ersten Gelübde aufgrund ihrer zeitlichen Begrenzung das
Merkmal einer Prüfung an sich trägt, so macht sie den jungen
Religiosen, der dieselbe vollzieht, doch der dem Ordensstand eigenen Weihe tatsächlich
teilhaftig«.(135) Diese Periode der zeitlichen Gelübde hat daher zum
Ziel, die jungen Professen in ihrer Treue zu stärken, unabhängig
davon, ob das tägliche Leben »in der Nachfolge Christi« sie mit
Genugtuungen zu erfüllen vermag oder nicht. Die liturgische Feier soll
sorgfältig die ewige Profeß von der zeitlichen Profeß
unterscheiden; letztere soll »ohne besondere Feierlichkeit« abgehalten
werden,(136) während die Ablegung der ewigen Gelübde »mit der
vorgeschriebenen Feierlichkeit und der Beteiligung der Ordensleute und des
Volkes« verlaufen soll,(137) denn »sie ist das Zeichen der unlöslichen
Verbindung Christi mit seiner Braut, der Kirche (vgl. LG 44)«.(138)
57. Alle Verfügungen des Kirchenrechts hinsichtlich der Bedingungen zur
Gültigkeit und Dauer der zeitlichen und der ewigen Profeß sind sorgfältig
zu beobachten.(139)
C) DIE AUSBILDUNG DER ZEITLICHEN PROFESSEN
DIE VORSCHRIFT DER KIRCHE
58. Was die Ausbildung der zeitlichen Professen angeht, schreibt die Kirche
vor, daß »in den einzelnen Instituten nach der ersten Profeß
die Ausbiluung aller Mitglieder zu vervollkommnen ist, damit sie das dem
Institut eigene Leben erfüllter führen und dessen Sendung geeigneter
ausführen konnen. Daher muß das Eigenrecht die Ordnung dieser
Ausbildung und ihre Dauer unter Beachtung der Zeiten festlegen, wie es von
Zielsetzung und Eigenart des Instituts gefordert wird«.(140)
»Die Ausbildung soll systematisch, dem Fassungsvermögen der
Mitglieder angepaßt, sprituell und apostolisch, theoretisch und zugleich
praktisch sein, gegebenenfalls mit Erwerb entsprechender kirchlicher wie
staatlicher Titel. Während dieser Ausbildungszeit dürfen den
Mitgliedern keine Ämter und Aufgaben übertragen werden, die die
Ausbildung behindern«.(141)
BEDEUTUNG UND ANFORDERUNGEN DIESES AUSBILDUNGSABSCHNITTES
59. Die erste Profeß leitet eine neue Phase der Ausbildung ein, die
von der aus der Profeß hervorgegangenen Dynamik und Stabilität
profitiert. Für die Ordensleute geht es darum, die Früchte der
vorausgegangenen Abschnitte zu ernten und durch die mutige Befolgung dessen, zu
dem man sich verpflichtet hat, weiter menschlich und geistlich zu wachsen. Den
ihnen im vorhergehenden Abschnitt zuteil gewordenen geistlichen Schwung
beizubehalten ist um so notwendiger, als in den apostolisch tätigen
Instituten der Übergang zu einem offeneren Lebensstil und sehr
anspruchsvoIlen Tätigkeiten oft Gefahren der Verunsicherung und
Austrocknung mit sich bringt. In den auf die Kontemplation hingeordneten
Instituten bestehen diese Gefahren eher in Routine, Ermüdung und
geistlicher Trägheit. Jesus hat seine Jünger durch die Krisen, die sie
durchmachten, erzogen. Durch die wiederholten Ankündigungen seines Leidens
und Sterbens hat er sie darauf vorbereitet, zuverlässigere Jünger zu
werden.(142) Die Pädagogik dieses Ausbildungsabschnittes soll daher den
jungen Ordensangehörigen wirklich seinen Weg gehen lassen, mit Hilfe seiner
ganzen Erfahrung und entsprechend einer Einheit von Lebenssicht und Leben, der
Einheit seiner Berufung in eben diesem Augenblick seines Daseins und im Hinblick
auf die ewige Profeß.
INHALT UND MITTEL DER AUSBILDUNG
60. Dem Institut obliegt die schwere Verantwortung, die Gestaltung und die
Dauer dieser Phase der Ausbildung zu planen und dem jungen Ordensangehörigen
die für ein wirkliches Wachsen in der Hingabe an den Herrn günstigen
Bedingungen bereitzustellen. Es soll ihm zuerst eine starke, formende Kommunität
und die Anwesenheit kundiger Erzieher bieten. In diesem Stadium der Ausbildung
ist im Gegensatz zu dem, was hinsichtlich des Noviziats gesagt wurde (vgl. Nr.
47, f), eine zahlenmäßig größere, mit den Mitteln für
die Ausbildung ausgestattete und gut begleitete Kommunität besser als eine
kleine Kommunität ohne wirkliche Ausbilder. So wie während des ganzen
Ordenslebens muß sich der Ordensmann und die Ordensfrau darum bemühen,
die Bedeutung des Gemeinschaftslebens gemäß der Berufung ihres
Institus in der Praxis besser zu verstehen, den Realismus dieses Lebens und die
Bedingungen für den Fortschritt darin anzunehmen, die anderen in ihrem
Anderssein zu respektieren und sich inmitten der besagten Gemeinschaft
verantwortlich zu fühlen. Von den Oberen soll eigens ein Verantwortlicher für
die Ausbildung der zeitlichen Professen ernannt werden, der auf dieser Stufe und
auf besondere Weise gewissermaßen den Auftrag des Novizenmeisters weiterführt.
Diese Ausbildung soll mindestens drei Jahre dauern.
61. Die folgenden Vorschläge für die Studienordnung sollen als
Hinweise dienen; sie streben zweifellos hohe Ziele an, besteht doch die
Notwendigkeit, Ordensfrauen und Ordensmänner auszubilden, die den
Erwartungen und Bedürfnissen der modernen Welt gewachsen sind. Es wird an
den Instituten und den Ausbildern liegen, die Anpassungen durchzuführen,
wie sie Personen, Zeiten und Orte verlangen. Im Studienplan müssen an
erster Stelle die biblische Theologie, Dogmatik, Spiritualität und Pastoral
und ganz besonders die lehrmäßige Vertiefung des geweihten Lebens und
des Charismas des Instituts stehen. Die Aufstellung dieses Planes und seine
Durchführung sollen auf die innere Einheit des Unterrichts und die
Harmonisierung der verschiedenen Disziplinen achten. Es sind nicht mehrere
Wisssenschaften, sondern eine einzige, die die Ordensleute bewußt lernen
sollen: die Wissenschaft vom Glauben und vom Evangelium. Deshalb soll eine Anhäufung
von verschiedenen Fächern und Kursen vermieden werden. Außerdem soll
man aus Sorge um die Achtung der Person die Ordensleute nicht zu früh in
eine übermaßig kritische Problematik einführen, wenn sie noch
nicht den erforderlichen Entwicklungsweg zurückgelegt haben, um ein solches
Problem mit ruhiger Gelassenheit angehen zu können.
Es soll für die geeignete Vermittlung einer philosophischen
Grundausbilung gesorgt werden, die es den jungen Ordensleuten ermöglicht,
sich ein Wissen von Gott und eine christliche Weltanschauung anzueignen in engem
Zuammenhang mit den heute anstehenden Fragen, und die die Ubereinstimmung
herausstellt, welche im Hinblick auf die Suche nach der einzigen Wahrheit
zwischen dem Wissen der Vernunft und dem des Glaubens besteht. Unter diesen Umständen
sollen die Ordensleute vor den stets drohenden Versuchungen eines kritischen
Rationalismus einerseits und des Pietismus und Fundamentalismus andererseits
bewahrt werden.
Für die theologischen Studien sollen ein sinnvoller Studienplan
erstellt und die verschiedenen Teile gut gegliedert werden, damit die
Rangordnung oder »Hierarchie« der Wahrheiten innerhalb der
katholischen Lehre, je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem
Fundament des Glaubens, daraus hervorgeht;(143) die Erstellung dieser
Studienordnung kann sich, mit entsprechenden Anpassungen, an die Anweisungen
halten, die von der Kongregation für das katholische Bildungswesen für
die Ausbildung der Priesteramtskandidaten gegeben wurden,(144) wobei darauf zu
achten ist, daß nichts vergessen wird, was in der Kirche zu einem guten
Verständnis des Glaubens und des christlichen Lebens verhelfen kann:
Geschichte, Liturgie, Kirchenrecht usw.
62. Endlich erfordert der Reifungsprozeß des Ordensangehörigen in
diesem Abschnitt einen apostolischen Einsatz und eine zunehmende Teilnahme an
den kirchlichen und sozialen Erfahrungen getreu dem Charisma seines
Ordensinstituts und unter Berücksichtigung seiner persönlichen Fähigkeiten
und Neigungen. Was diese Erfahrungen betrifft, sollen sich die Ordensfrauen und
Ordensmänner daran erinnern, daß sie nicht zuerst Pastoralbeamte
sind, daß sie sich nicht mehr im Anfangsstadium der Ausbildung befinden,
und daß ihr Einsatz in einem kirchlichen und vor allem sozialen Dienst
notwendigerweise Kriterien der Unterscheidung folgt (vgl. Nr. 28).
63. Obwohl die Oberen mit vollem Recht als »geistliche Lehrer in bezug
auf den institutseigenen Entwurf vom Leben nach dem Evangelium«(145)
bestellt sind, muß den Ordensleuten für ihren inneren, auch
nichtsakramentalen Bereich eine Person zur Verfügung stehen, die gewöhnlich
als geistlicher Führer oder Berater bezeichnet wird. »Der Tradition
der ersten Väter in der Wüste und aller großen Ordensstifter
folgend haben die Ordensinstitute jeweils besonders qualifizierte und
ausersehene Mitglieder, die ihren Brüdern in diesem Bereich behilflich sein
sollen. Ihre Rolle ändert sich je nach dem Abschnitt, in dem sich der
Ordensangehörige befindet, aber ihre wesentliche Verantwortung besteht in
der Unterscheidung des Wirkens Gottes, in der Führung des Ordensangehörigen
auf den göttlichen Wegen und in der Nährung des Lebens durch eine
solide Lehre und die Übung des Gebets. Besonders in den ersten Abschnitten
wird es notwendig sein, den bereits zurückgelegten Weg zu bewerten«.(146)
Diese Seelenführung, die »nicht durch psychologisch-pädagogische
Erfindungen ersetzt werden kann«(147) und für die das Konzil »die
geschuldete Freiheit« verlangt,(148) soll daher »durch die Verfügbarkeit
zuständiger und befähigter Personen gefördert« werden.(149)
Diese vor allem für diesen Abschnitt der Ausbildung der Ordernsleute
dargelegten Verfügungen bleiben für ihr ganzes weiteres Leben
bestehen. Vor allem in den Ordensgemeinschaften mit einer größeren
Mitgliederzahl und besonders in den Kommunitäten, wo zeitliche Professen
aufgenommen werden, ist es unerläßlich, daß wenigstens ein
Ordensangehöriger offiziell zur geistlichen Begleitung und Beratung seiner
Mitbrüder bestellt wird.
64. Einige Institute sehen vor der ewigen Profeß eine intensivere
Vorbereitungszeit vor, während welcher sich der Ordensangehörige aus
den gewohnten Beschäftigungen zurückzieht. Diese Gepflogenheit
verdient, daß man sie unterstützt und in weiteren Instituten bekannt
macht.
65. Wenn junge Professen wie es das Recht vorsieht, von ihrem Obern oder
ihrer Oberin dazu angehalten werden, Spezialkenntnisse zu erwerben,(150) »sollen
diese Studien nicht einer falsch verstandenen Selbstverwirklichng dienen, um
persönliche Interessen durchzusetzen, sondern den Erfordernissen der
apostolischen Zielsetzung der jeweiligen Ordensfamilien und den Notwendigkeiten
der Kirche entsprechen«.(151) Die Durchführung dieser Studien und die
Vorbereitung auf Diplomprüfungen sollen nach dem Urteil der höheren
Oberen und der für die Ausbildung Verantwortlichen auf die übrige für
diesen Ausbildungsabschnitt vorgesehene Ordnung richtig abgestimmt sein.
D) DIE STÄNDIGE WEITERBILDUNG DER EWIGEN PROFESSEN
66. »Ihr ganzes Leben hindurch sollen die Ordensleute eifrig ihre
spirituelle, theoretische und praktische Ausbildung fortführen; die Oberen
aber sollen ihnen hierfür Hilfsmittel und Zeit zur Verfügung stellen«.(152)
»Jedes Ordensinstitut hat also die Aufgabe, einen Plan für die
angemessene ständige Weiterbildung seiner Mitglieder zu entwerfen und zu
verwirklichen. Ein Programm, das nicht nur auf die intelIektuelle Fortbildung
abzielt, sondern auf die Formung der ganzen Person, hauptsächlich in ihrer
geistlichen Dimension, damit jedes Ordensmitglied seine Weihe an Gott in vollem
Maß leben kann, in der besonderen Sendung, die ihm von der Kirche
anvertraut ist«.(153)
WARUM STÄNDIGE WEITERBILDUNG?
67. Motiviert wird die ständige Weiterbildung zuerst von dem Ruf
Gottes, der immerzu und unter jeweils neuen Umständen jeden einzelnen der
Seinen beruft. Das Charisma des Ordenslebens in einem bestimmten Institut ist
eine lebendige Gnade, die unter oft ganz neuen Daseinsbedingungen empfangen und
gelebt werden will. »Das Charisma der Stifter (ET 11) scheint eine gewisse
Erfahrung des Geistes zu sein, die den eigenen Schülern überliefert
wurde, damit sie danach leben, sie hüten, vertiefen und ständig
weiterentwickeln in der gleichen Weise, wie auch der Leib Christi ständig wächst...
Die besondere charismatische Note jedes einzelnen Ordensinstituts verlangt vom
Stifter wie von seinen Schülern den ständigen Nachweis der Treue zum
Herrn, der Fügsamkeit gegenüber seinem Geist, der klugen Beachtung der
Umstände und der Zeichen der Zeit, des Willens zum Gehorsam gegen die
Kirche, des Bewußtseins der Unterordnung unter die Hierarchie, des Mutes
zu Initiativen, der Beständigkeit der Hingabe und der Demut im Ertragen von
Widerständen... In unserer Zeit wird von den Ordensleuten in besonderer
Weise eben jene charismatische, lebhafte und erfindungsreiche Originalität
erwartet, durch die sich die Stifter auszeichneten...«.(154) Die ständige
Weiterbildung verlangt, daß man auf die Zeichen des Geistes in unserer
Zeit besonderes Augenmerk legt und dafür empfänglich wird, um eine
angemessene Antwort auf sie geben zu können.
Die ständige Weiterbildung ist zudem eine soziologische Größe,
die in unseren Tagen sämtliche Berufszweige berührt. Sie ist die häufigste
Ursache für das Verbleiben in einem Beruf bzw. für das notgedrungene
Umsteigen von einem Beruf in einen anderen.
Während die Anfangsausbildung darauf hingeordnet war, daß sich
der Mensch eine hinreichende Selbständigkeit aneignet, um seinen
Ordensverpflichtungen getreu zu leben, hilft die ständige Weiterbildung dem
Ordensmann und der Ordensfrau, ihre Kreativität in diese Treue
einzubringen. Denn die christliche und Ordensberufung verlangt ein dynamisches
Wachstum und eine Treue in den konkreten Gegebenheiten des Daseins. Das
erfordert eine innerlich einigende geistliche Ausbildung, die aber flexibel ist
und wach für die täglichen Begebenheiten des persönlichen Lebens
und des Lebens der Welt.
»Christus nachfolgen« heißt, sich immer auf den Weg begeben
sich vor Erstarrung und Versteifung hüten, um ein lebendiges und wahres
Zeugnis vom Reich Gottes in dieser Welt geben zu können. Man könnte
drei wesentliche Gründe für die ständige Weiterbildung u.a. so
formulieren:
- der erste ergibt sich aus der Stellung des Ordenslebens innerhalb der
Kirche. Es spielt dort eine hochbedeutsame charismatische und eschatologische
Rolle, die bei den Ordensfrauen und Ordensmännern eine besondere
Aufmerksamkeit für das Leben des Geistes sowohl in der persönlichen
Geschichte jedes einzelnen wie in der Hoffnung und Angst der Volker voraussetzt;
- der zweite Grund liegt in den Herausforderungen, die von der Zukunft des
christlichen Glaubens in einer sich mit atemberaubender Geschwindigkeit verändernden
Welt herrühren;(155)
- der dritte betrifft das Leben der Ordensinstitute selbst und vor allem
ihre Zukunft, die zu einem TeiI von der ständigen Weiterbildung ihrer
Mitglieder abhängt.
INHALT DER FORTBILDUNG
68. Die ständige Weiterbildung ist ein umfassender Erneuerungsprozeß,
der sich auf alle Aspekte der Peson des Ordensangehörigen und auf das
Institut selbst in seiner Gesamtheit erstreckt. Sie muß der Tatsache
Rechnung tragen, daß ihre verschiedenen Aspekte im Leben jedes einzelnen
Ordensangehörigen jeder Kommunität untrennbar miteinander verbunden
sind und sich gegenseitig beeinflussen. Dabei können folgende
Gesichtspunkte festgehalten werden:
- das Leben nach dem Geist (die Spiritualität): es muß Vorrang
haben, da es eine Vertiefung des Glaubens und des Verständnisses der
Ordensprofeß einschließt. Die jährlichen geistlichen Übungen
(Exerzitien) und Zeiten der Geisteserneuerung in verschiedener Form sollen daher
gefördert werden;
- die Teilnahme am Leben der Kirche in Übereinstimmung mit dem Charisma
des Instituts und vor allem die Aufarbeitung der Methoden und Inhalte der
pastoralen Tätigkeiten in Zusammenarbeit mit den anderen Vertretern der
Seelsorge am Ort;
- die studienmäßige und berufliche Fortbildung, welche die
Vertiefung des biblischen und theologischen Wissens, das Studium der Dokumente
des Lehramtes der Universalkirche und der Teilkirchen, eine bessere Kenntnis der
Kulturen der Gegenden, wo man lebt und arbeitet, und gegebenenfalls die
berufliche und fachliche Neuqualifizierung umfaßt;
- die Treue zum eigenen Charisma durch eine immer bessere Kenntnis des
Ordensstifters, der Geschichte des Instituts, seines Geistes, seiner Sendung,
und dementsprechend das Bemühen, dieses Charisma persönlich und in
Geeinschaft zu leben.
69. Es kommt vor, daß ein beachtlicher Teil der ständigen
Weiterbildung im Rahmen der zwischen den Instituten bestehenden
Ausbildungsdienste erfolgt. In diesen Fällen ist darauf hinzuweisen, daß
ein Institut nicht die Aufgabe der Fortbildung seiner Mitglieder insgesamt auswärtigen
Einrichtungen übertragen darf, da diese Aufgabe in vieler Hinsicht zu sehr
an die dem Charisma jedes Instituts eigenen Werte gebunden ist. Jedes Institut
muß also entsprechend seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten
verschiedene Initiativen und Strukturen anregen und organisiert durchführen.
DIE ENTSCHEIDENDEN ABSCHNITTE DER STÄNDIGEN WEITERBILDUNG
70. Diese Abschnitte müssen sehr flexibel verstanden werden. Es
empfiehlt sich, sie konkret mit jenen zu verbinden, wie sie die unvorhersehbare
Initiative des Heiligen Geistes auszulösen vermag. Für bedeutsame
Perioden halten wir im besonderen:
- den Übergang von der Anfangsausbildung zur ersten Erfahrung eines
selbständigeren Lebens, wo der Ordensangehörige dazu finden muß,
auf neue Art und Weise Gott treu zu sein;
- ungefähr zehn Jahre nach der ewigen Profeß, wo sich die Gefahr
eines »Gewohnheits« lebens und das Nachlassen jeder Begeisterung
einstellt. Jetzt scheint ein längerer Zeitraum geboten zu sein, wo man dem
gewohnten Leben gegenüber etwas Abstand nimmt, um es im Lichte des
Evangeliums und des Denkens des Ordensstifters »neu zu uberdenken«.
Diese Zeit der Vertiefung bieten manche Institute ihren Mitgliedern im Terziat
an, das manchmal auch »zweites Noviziat« oder »zweite Probezeit«
genannt wird. Diese Zeit sollte in einer Kommunität des Instituts verbracht
werden;
- die volle Reife bringt nicht selten die Gefahr mit sich, daß sich
vor allem bei starken und erfolgreichen Naturen ein Individualismus
herausbildet;
- im Augenblick schwerer Krisen, die in jedem Alter unter der Einwirkung äußerer
Faktoren (Wechsel der Stelle oder der Arbeit, Mißerfolg, Unverständnis,
Gefühl, an den Rand gedrängt zu werden, usw.) oder umittelbar persönlicher
Faktoren (physische oder psychische Krankheit, geistliche Austrocknung, starke
Versuchungen, Glaubenskrise oder Krise des Gefühlslebens oder beides
zusammen usw.) auftreten können. Unter diesen Umstanden muß dem
Ordensangehörigen geholfen werden, im Glauben einen positiven Ausgang aus
der Krise zu finden;
- im Augenblick ihres (altersbedingten) zunehmenden Rückzugs aus dem
aktiven Wirken erfahren Ordensmänner und Ordensfrauen in ihrem Dasein am
tiefsten das, was Paulus im Zusammenhang mit unserem Auf-dem-Weg-Sein zur
Auferstehung beschreibt: »Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser
äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag
erneuert«.(156) SeIbst Petrus muß sich, nachdem er die unermeßliche
Aufgabe, die Herde des Herrn zu weiden, erhalten hat, sagen lassen: »Als du
noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du
wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken,
und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht
willst«.(157) Der Ordensangehörige kann diese Augenblicke als eine
einzigartige Chance erleben, sich von der österlichen Erfahrung des Herrn
so durchdringen zu lassen, daß er im Zusammenhang mit einer Entscheidung
abzutreten den brennenden Wunsch verspürt zu sterben, um »bei Christus
zu sein«: »Christus will ich erkennen und die Macht seiner
Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen.
So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen«.(158) Das
Ordensleben folgt keiner anderen inneren Bewegung.
71. Die Oberen sollen einen Verantwortlichen für die ständige
Weiterbildung in dem Institut bestellen. Aber es ist auch darauf zu achten, daß
Ordensmänner und Ordensfrauen, entsprechend der bereits in der
Anfangsausbildung angewandten Pädagogik und entsprechend den an die
erlangte Reife und die besonderen Umstände des einzelnen angepaßten
Bestimmungen, ihr ganzes Leben hindurch geistliche Begleiter bzw. Berater zur
Verfügung haben sollen.
VIERTES KAPITEL
DIE AUSBILDUNG IN DEN GÄNZLICH AUF DIE KONTEMPLATION HINGEORDNETEN
INSTITUTEN, BESONDERS DEN NONNENKLÖSTERN (PC 7)
72. Das in den vorhergehenden Kapiteln Gesagte läßt sich bei
entsprechender Achtung ihres Charismas und der ihnen eigenen Tradition und
Gesetzgebung auch auf die hier genannten Institute anwenden.
DIE STELLUNG DIESER INSTITUTE IN DER KIRCHE
73. »Die gänzlich auf die Kontemplation hingeordneten Institute,
deren Mitglieder in Einsamkeit und Schweigen, anhaltendem Gebet und hochherziger
Buße für Gott allein da sind, nehmen - mag die Notwendigkeit zum tätigen
Apostolat noch so sehr drängen - im mystischen Leib Christi, dessen
'Glieder nicht alle den gleichen Dienst verrichten' (Röm
12,4), immer eine hervorragende Stelle ein. Sie bringen Gott ein erhabenes
Lobopfer dar und schenken dem Volk Gottes durch überreiche Früchte der
Heiligkeit Licht, eifern es durch ihr Beispiel an und lassen es in
geheimnisvoller apostolischer Fruchtbarkeit wachsen. So sind sie eine Zier der
Kirche und verströmen himmlische Gnaden«.(159)
Innerhalb einer Teilkirche »ist ihr beschauliches Leben ihr erstes und
grundlegendes Apostolat, weil es nach einem besonderen Plan Gottes ihre eigentümliche
und besondere Weise ist, Kirche zu sein, in der Kirche zu leben, die Verbindung
mit der Kirche zu verwirklichen, eine Sendung in der Kirche zu erfüllen«.(160)
Unter dem Gesichtspunkt der Ausbildung ihrer Mitglieder und aus den eben
angegebenen Gründen verlangen diese Institute ganz besondere Aufmerksamkeit
sowohl bei der anfänglichen wie bei der fortdauernden Ausbildung.
DIE BEDEUTUNG DER AUSBILDUNG IN DIESEN INSTITUTEN
74. Das Studium des Wortes Gottes, der Überlieferung der Kirchenväter,
der Dokumente des kirchlichen Lehramtes und eine systematische theologische
Reflexion sollten an Stätten, wo sich Menschen dafür entschieden
haben, ihr ganzes Leben auf das vorrangige, wenn nicht ausschließliche
Suchen nach Gott hinzuordnen, nicht geringer geschätzt werden. Diese ganz
auf die Kontemplation hingeordneten Ordensmänner und Ordensfrauen erfahren
aus der Heiligen Schrift, wie Gott nicht müde wird, sich um sein Geschöpf
zu bemühen, um einen Bund mit ihm zu schließen, und wie umgekehrt das
ganze Leben des Menschen nur ein ständiges Suchen nach Gott sein kann. Und
sie lassen sich selbst geduldig auf dieses Suchen ein. In der Dunkelheit seiner
Grenzen macht der Mensch nur tastende Versuche, aber zugleich schenkt ihm Gott
die Fähigkeit, sich dafür zu begeistern. Diesen Ordensleuten soll also
geholfen werden, dem Geheimnis Gottes näherzukommen, wobei die kritischen
Forderungen der menschlichen Vernunft nicht unbeachtet bleiben dürfen.
HerausgestelIt weren sollen - bei aller Bescheidenheit hinsichtlich des
Ausganges eines Suchens, das erst beendet sein wird, wenn wir von Angesicht zu
Angesicht Gott sehen, wie er ist - auch die Gewißheiten, welche die
Offenbarung über das Geheimnis Gottes, der Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes, anbietet. Die erste Sorge der Mitglieder dieser beschaulichen
Orden ist nicht und darf nicht sein, ein umfangreiches Wissen zu erwerben noch
akademische Grade zu erlangen. Sie gilt und muß gelten der Stärkung
des Glaubens; »Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein
von Dingen, die man nicht sieht«.(161) Im Glauben finden sich Grundlage und
Anfänge einer echten Konmplation. Gewiß versetzt er den Menschen auf
unbekannte Wege: »Abraham zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde«,(162)
aber er läßt einen standhalten in der Prüfung, als sähe man
den Unsichtbaren.(163) Der Glaube überwindet, vertieft und erweitert die
Anstrengung des Verstandes, der auf der Suche ist und über das nachsinnt,
was ihm jetzt nur wie »in einem Spiegel und rätselhaften Umrissen«(164)
zugänglich ist.
EINIGE SCHWERPUNKTE
75. Angesichts der besonderen Eigenart dieser Institute und der genannten
Methoden, um diese Eigenart treu zu bewahren, soll ihre Ausbildungsordnung
einige Schwerpunkte enthalten, die nach und nach auf den aufeinanderfolgenden
Stufen der Ausbildung zu behandeln sind. Zu Beginn ist zu vermerken, daß
angesichts der Stabilität der Mitglieder und des Fehlens von Tätigkeiten
außerhalb des Klosters der Ausbildungsverlauf bei ihnen weniger intensiv
und nicht so formell zu sein braucht. Es soll aber auch darauf hingewiesen
werden, daß man im Rahmen der modernen Welt von den Mitgliedern dieser
Institute ein menschliches und religiöses Bildungsniveau erwarten muß,
das den Erfordernissen unserer Zeit entspricht.
DIE LECTIO DIVINA
76. Mehr als ihre im Apostolat tätigen Brüder und Schwestern
verbringen die Mitglieder der gänzlich auf die Kontempaltion hingeordneten
Institute täglich einen gut Teil ihrer Zeit mit dem Studium des Wortes
Gottes und mit der lectio divina unter den vier Gesichtspunkten von Lesung,
Meditation, Gebet und Betrachtung. Unabhängig von den Bezeichnungen, die
den verschiedenen geistlichen Traditionen entsprechend dafür verwendet
werden, und unabhängig von dem genauen Sinn, den man ihnen gibt, behält
jeder dieser Abschnitte seine Notwendigkeit und Originalität. Die lectio
divina lebt vom Wort Gottes, findet darin ihren Ausgangspunkt und kehrt zu ihm
zurück. Die Ernsthaftigkeit des Bibelstudiums gewährleistet also
teilweise die Fülle der lectio. Ob diese lectio den Text der Bibel selbst
zum Gegenstand hat, ob es sich um einen liturgischen Text oder um einen großen
spirituellen Text der kathoIischen Tradition handelt, es ist ein getreues Echo
des Wortes Gottes, das man hören und vielIeicht sogar, nach Art der Alten, »murmeln«
(leise mitsprechen) soll. Diese Einführung oder Initiation erfordert
mutiges Einüben wahrend der anfänglichen Ausbildung, und auf sie stützen
sich alle weiteren Stufen.
DIE LITURGIE
77. Die Liturgie, vor allem die Feier der Eucharistie und das Stundengebet
oder Brevier, nimmt in diesen Instituten einen erstrangigen Platz ein. Wenn die
Alten das Klosterleben gern mit dem Leben der Engel verglichen, dann unter
anderem deshalb, weil die Engel »Liturgen« Gottes sind.(165) Die
Liturgie, in der sich Himmel und Erde vereinen und die darum gleichsam einen
Vorgeschmack der himmlischen Liturgie vermittelt, ist der Höhepunkt, dem
die ganze Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.
In ihr erschöpft sich nicht das ganze Tun der Kirche, aber sie ist für
diejenigen, die sich »einzig und allein der Sache Gottes zuwenden«,
der Ort und das bevorzugte Mittel, namens der Kirche in Anbetung, Freude und
Danksagung das von Christus vollbrachte Heilswerk zu verherrlichen, an das uns
der Ablauf des liturgischen Jahes immer wieder erinnert.(166) Die Liturgie soll
daher nicht nur sorgfältig nach den eigenen Traditionen und Riten der
verschiedenen Institute gefeiert, sondern auch im Hinblick auf ihre Geschichte,
die Vielfalt ihrer Formen und ihre theologische Bedeutung studiert werden.
78. Nach der Tradition einiger dieser Institute erhalten Ordensmänner
das Priesteramt und feiern täglich die Eucharistie, obwohl sie nicht für
die Ausibung eines Apostolats bestimmt werden. Diese Praxis findet ihre
Rechtfertigung, sowohl was das Priesteramt als auch was das Sakrament der
Eucharistie trifft. Denn einerseits besteht eine innere Harmonie zwischen der
Ordensweihe und der Weihe zum Amt, und es ist legitim, daß diese Ordensmänner
zu Priestern geweiht werden, auch wenn sie weder innerhalb noch außerhalb
des Klosters ein Amt auszuüben haben. »Die Einheit der Ordensweihe,
die eine Hingabe an Gott darstellt, und des priesterlichen Charakters in ein und
derselben Person macht diese in besonderer Weise Christus ähnlich, der
zugleich Priester und Opfer ist«.(167)
Andererseits ist die Eucharistie, »auch dann, wenn keine Gläubigen
dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche«(168) und soll darum
als solcher gefeiert werden, denn »die Gründe für die Darbringung
des Opfers liegen ja nicht nur auf der Seite der Gläubigen, denen die
Sakramente gespendet werden müssen, sondern hauptsächlich auf Seite
Gottes, dem in der Konsekration dieses Sakraments ein Opfer dargebracht wird«.(169)
Schließlich gilt es auf die Affinität von kontemplativer Berufung und
Geheimnis der Eucharistie hinzuweisen. Denn »die wichtigsten Werke des
beschaulichen Lebens bestehen in der Feier der göttlichen Mysterien«.(170)
ARBEIT
79. Die Arbeit ist ein allgemeines Gesetz, dem sich Ordensmänner und
Ordensfrauen verpflichtet wissen, und es empfiehlt sich, in der Ausbildungsphase
ihren Sinn herauszustellen, da sie in dem Fall, mit dem wir uns hier befassen,
innerhalb des Klosters ausgeführt wird. Die Arbeit für den
Lebensunterhalt ist kein Hindernis für die Vorsehung Gottes, die sich um
die kleinsten Einzelheiten unseres Lebens kümmert, sondern sie gehört
in seine Pläne. Sie kann als Dienst an der Kommunität angesehen
werden, als ein Mittel, dort eine gewisse Verantwortung auszuüben und mit
anderen zusammenzuarbeiten. Sie erlaubt die Entwicklung einer bestimmten persönlichen
Disziplin und die Ausgewogenheit der inneren Aspekte, die der Tagesplan enthält.
In den Systemen der Sozialfürsorge, die nach und nach in verschiedenen Ländern
in Kraft treten, läßt die Arbeit auch die Ordensleute an der
nationalen Solidarität teilhaben, der sich kein Staatsbürger entziehen
darf. Allgemeiner gesagt, die Arbeit ist ein Element der Solidarität mit
allen Arbeitern der Welt. Sie entspricht also nicht nur einer wirtschaftlichen
und sozialen Notwendigkeit, sondern einer Forderung des Evangeliums.
Niemand in der Kommunität darf sich mit einer bestimmten Arbeit
identifizieren, womit er Gefahr liefe, sie zu seinem Eigentum zu machen, aber
alle sollen für alle Arbeiten, die von ihnen verlangt werden können,
verfügbar sein.
Während der anfänglichen Ausbildung, besonders während des
Noviziats, sollte die für die Arbeit bestimmte Zeit nicht die normalerweise
für die Studien oder andere direkt mit der Ausbildung in Zusammnhang
stehende Tätigkeiten vorgesehene Zeit beeinträchtigen.
ASKESE
80. In den ausschließlich auf die Kontemplation hingeordneten
Instituten, wo Ordensmänner und Ordensfrauen vor allem richtig verstehen müssen,
daß ihre Ordensweihe trotz der zu ihrer Eigenart gehörenden Forderung
nach Rückzug aus der Welt sie »doch auf tiefere Weise in der Liebe
Christi« den Menschen und der Welt gegenwärtig macht,(171) nimmt die
Askese einen besonderen Platz ein, »Mönch ist, wer von allen getrennt
und mit allen vereint ist«.(172) Mit allen vereint, wie er mit Christus
vereint ist. Mit allen vereint, weil er in seinem Herzen die Anbetung, die
Danksagung, den Lobpreis, die Ängste und das Leiden der Menschen seiner
Zeit trägt. Mit allen vereint, weil Gott ihn an einen Ort ruft, wo er dem
Manchen seine Geheimnisse offenbart. Die gänzlich der Kontemplation
hingegegeben Ordensleute sind nicht nur in der Welt, sondern auch im Herzen der
Kirche gegenwärtig. Die Liturgie, die sie feiern, erfüllt eine
wesentliche Funktion der kirchlichen Gemeinschaft. Die Liebe, die sie beseelt
und die sie sich zu vervollkommnen bemühen, belebt zugleich den ganzen
mystischen Leib Christi. In dieser Liebe rühren sie an die erste Quelle
alles Seienden -»amor fontalis«- und darum befinden sie sich im Herzen
der Welt und der Kirche. »Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich
die Liebe sein«.(173) Das ist ihre Berufung und ihre Sendung.
DURCHFÜHRUNG
81. Allgemeine Regel ist, daß der gesamte Zyklus der anfänglichen
und der fortdauernden Ausbildung innerhalb des Klosters durchgeführt wird.
Das ist für diese Ordensleute der angemessenste Ort, um den Weg der Umkehr,
Läuterung und Askese erfüllen und Christus gemäß leben zu können.
Diese Forderung hat zugleich den Vorteil, daß sie den Einklang in der
Kommunität fördert. Es ist ja in der Tat die ganze Gemeinschaft, und
nicht nur einige Personen oder eingeweihte Gruppen, der die Vorteile einer
ordentlichen Ausbildung zugute kommen sollen.
82. Wenn ein Kloster, weil es an Lehrern oder an einer ausreichenden Zahl
von Bewerbern fehlt, nicht auf sich allein gestellt diese Aufgabe leisten kann,
sollen in geeigneter Weise für mehrere Klöster derselben Föderation,
desselben Ordens oder der im wesentlichen selben Berufung gemeinsam Lehrangebote
(Kurse, Tagungen usw.) in einem der Klöster organisiert werden, und zwar in
einer zeitlichen Ordnung, die dem kontemplativen Charakter der beteiligten Klöster
entspricht.
Und in allen Fällen, wo die Erfordernisse der Ausbildung Auswirkungen
auf die Einhaltung der Klausur haben würden, soll man sich an die geltende
Gesetzgebung halten.(174) Man kann für die Ausbildung auch Personen außerhaIb
des Klosters und sogar des Ordens in Anspruch nehmen, vorausgesetzt, daß
sie auf die besondere Sichtweise der von ihnen zu unterrichtenden Ordensleute
eingehen.
83. Der Anschluß von Nonnenklöstern an Institute von Männern
gemäß can. 614 kann auch für die Ausbildung der Nonnen
vorteilhaft sein. Er gewährleistet die Treue zum Charisma, zum Geist und zu
den Traditionen ein und derselben geistlichen Familie.
84. Jedes Kloster soll mittels einer guten, laufend ergänzten
Bibliothek und eventuell durch die Möglichkeit von Fernkursen günstige
Voraussetzungen für das persönliche Studium und die Lekture schaffen.
85. Den Mönchsorden und -kongregationen, den Nonnenklöster-Föderationen
und den nicht föderierten oder nicht angeschlossenen Klöstern ist es
aufgetragen, eine Ausbildungsordnung (ratio) zu erstellen, die unter das
Eigenrecht der Institute fällt und die konkrete Anwendungsbestimmungen gemäß
can. 650.1, 659 bis 661 enthalten soll.
FÜNFTES KAPITEL
AKTUELLE FRAGEN BEZÜGLICH DER AUSBILDUNG DER ORDENSLEUTE
Im folgenden werden aktuelle Fragen oder Standpunkte zusammengestellt, die
sich für manche aus einer kurzen Analyse ergeben und die infolgedessen
wahrscheinlich der Erörterung, der Differenzierung und Ergänzung bedürfen.
Für andere werden Orientierungen und Prinzipien angegeben, deren konkrete
Anwendung nur auf der Ebene der Ortskirchen erfolgen kann.
A) DIE JUNGEN KANDIDATEN FÜR DAS ORDENSLEBEN UND DIE PASTORAL DER
BERUFE
86. Die jungen Menschen sind »die Hoffnung der Kirche«,(175) »die
Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen«.(176)
Auch wenn es erwachsene Kandidaten zum Ordensleben gibt, so stellen die 18 bis
25-jährigen heute doch die Mehrheit dar. In dem Maße, in dem sie von
dem erfaßt sind, was man gewöhnlich »die Modernität«
nennt, kann man, wie es scheint, ziemlich genau einige gemeinsame Züge
ausmachen. Dieser Darstellung sind die Nachwirkungen des abendländischen
Modells anzumerken, aber dieses Modell ist dabei, mit seinen Werten und seinen
Schwächen Allgemeingut zu werden, und jede Kultur wird daran die Änderungen
vornehmen, die ihre eigene Originalität verlangt.
87. »Die Jugendlichen sind für die Werte der Gerechtigkeit, der
Gewaltlosigkeit und des Friedens besonders sensibel. Ihr Herz ist offen für
Geschwisterlichkeit, Freundschaft und Solidarität. Sie sind aufs höchste
motiviert für die Anliegen der Lebensqualität und der Erhaltung der
Natur«.(177) Sie sehnen sich im allgemeinen und manchmal glühend nach
einer besseren Welt, und es fehlen unter ihnen solche nicht, die sich in
politischen, sozialen, kulturellen und karitativen Vereinigungen engagieren, um
zur Besserung der Lage der Menschheit beizutragen. Außer wenn sie von
typisch totalitären Ideologien fehlgeleitet wurden, sind sie größtenteils
leidenschaftliche Befürworter der Befreiung des Menschen im Hinblick auf
Rassismus, Unterentwicklung, Kriege und Ungerechtigkeiten. Diese Haltung wird
nicht immer von Motiven religiöser, philosophischer und politischer Natur
veranlaßt - ja, manchmal ist sie weit davon entfernt -, doch man kann ihr
nicht die Aufrichtigkeit und das Gewicht der Hochherzigkeit absprechen. Unter
ihnen finden sich einige, die von einem tiefen religiösen Gefühl geprägt
sind, aber dieses Gefühl muß selbst noch evangelisiert werden.
Etliche von ihnen ¾ und das ist keineswegs immer eine Minderheit ¾
haben ein ganz vorbildliches christliches Leben geführt und sich redlich im
Apostolat engagiert, wobei sie bereits erfuhren, was »besonders enge
Nachfolge Jesu Christi« bedeuten kann.
88. Dabei neigen ihre doktrinellen und ethischen Bezugnahmen dazu, sich so
sehr zu relativieren, daß sie nicht immer richtig wissen, ob es feste
Bezugspunkte für das Erkennen der Wahrheit über den Menschen, die Welt
und die Dinge gibt. Schuld daran ist nicht selten die Armseligkeit oder das
Fehlen des Metaphysikunterrichts in den Lehrplänen der Schulen. Unschlüssig
zögern sie auszusprechen, wer sie sind, und zu sagen, wozu sie berufen
sind. Wenn sie Überzeugungen zur Existenz von Gut und Böse haben, so
scheint sich der Sinn dieser Begriffe im Vergleich zu dem, den er für die
früheren Generationen hatte, verschoben zu haben. Häufig besteht bei
ihnen ein Mißverhältnis zwischen dem Stand ihrer mitunter sehr
spezialisierten weltlichen Kenntnisse, dem ihres psychologischen Wachstums und
dem ihres christlichen Lebens. Angesichts der Krise, von der die Familie als
Institution sowohl dort heimgesucht wird, wo die Kultur nicht tief vom
Christentum durchdrungen ist, als auch in Kulturen des nachchristlichen Typs, wo
sich die Notwendigkeit einer Neu-Evangelisierung als vordringlich erweist, als
auch in den längst evangelisierten Kulturen, haben nicht alle in ihren
Familien glückliche Erfahrungen kennengelernt. Sie lernen viel mittels
Bilder, und die heutige Schulpädgogik fordert bisweilen dieses Medium, doch
sie lesen wenig. Es stellt sich heraus, daß ihre Bildung und Kultur
gewissermaßen durch ein Fehlen der geschichtlichen Dimension gekennzeichet
ist, so als würde unsere Welt erst heute beginnen. Sie bleiben von der
Konsumgesellschaft mit den Enttäuschungen, die sie hervorruft, nicht
verschont. Nachdem sie manchmal nur mit Mühe ihren Platz in der Welt
gefunden haben, lassen sich manche der jungen Leute von Gewalt, Drogen und
Erotik verführen. Immer häufiger sind unter den Kandidaten zum
Ordensleben Jugendliche zu finden, die gerade in diesem letzten Bereich unglückliche
Erfahrungen gemacht haben.
89. Es bedrängen uns also die Probleme, die von der Fülle und
Vielschichtigkeit dieses menschlichen Gefüges der Pastoral der Berufe sowie
der Ausbildung gestellt werden. Hier geht es um die Unterscheidung der Berufe.
Vor allem in bestimmten Ländern wird es immer wieder vorkommen, daß
sich Kandidaten und Kandidatinnen deshalb zum Ordensleben melden, weil sie mehr
oder weniger bewußt eine Förderung in sozialer Hinsicht und eine
Sicherheit für die Zukunft suchen; für andere wird sich das
Ordensleben als der ideale Ort eines ideologischen Einsatzes für die
Gerechtigkeit anbieten. Wieder andere, die mehr konservativ eingestellt sind,
werden vom Ordensleben erwarten, daß es ihnen zum Ort der Rettung ihres
Glaubens in einer weitgehend als feindlich und korrupt angesehenen Welt werde.
Diese Motivationen stellen gleichsam die Kehrseite einer Anzahl von Werten dar,
sie bedürfen allerdings der Klärung und Berichtigung. In den
sogenannten entwickelten Ländern soll wohl auf der Grundlage von Entsagung,
bleibender Treue, friedliebender und gleichbleibender Hochherzigkeit, echter
Freude und Liebe vor allem das menschliche und geistliche Gleichgewicht gefördert
werden. Hier haben wir ein anspruchsvolles, aber notwendiges Programm für
die mit der Pastoral der Berufe und mit der Ausbildung beauftragten Ordensmänner
und Ordensfrauen.
B) DIE AUSBILDUNG DER ORDENSLEUTE UND DIE KULTUR
90. »Unter dem Allgemeinbergriff Kultur kann man, wie die
Pastoralkonstitution Gaudium et spes (Nr. 53 u. 62) vorschlägt, die
Gesamtheit der persönlichen und sozialen Anlagen zusammenfassen, die den
Menschen kennzeichnen und es ihm ermöglichen, seine Situation und sein
Schicksal anzunehmen und zu meistern«.(178) Man kann deshalb sagen, »Kultur
ist das, wodurch der Mensch als solcher mehr Mensch wird«, und sie »steht
immer in wesentlicher und notwendiger Beziehung zu dem, was der Mensch ist«.(179)
Andererseits »steht das Gelöbnis der evangelischen Räte, wenn es
auch den Verzicht auf hochzuschätzende Werte mit sich bringt, dennoch der
wahren Entfaltung der menschlichen Person nicht entgegen, sondern fördert
sie aus ihrem Wesen heraus aufs höchste«.(180)
91. Diese Affinität lenkt unsere Aufmerksamkeit konkret auf einige
Punkte. Jesus Christus und sein Evangelium gehen über jede Kultur hinaus,
selbst dann, wenn die Präsenz des auferstandenen Christus und seines
Geistes sie alle von innen her durchdringt.(181) Andererseits muß jede
Kultur evangelisiert, d.h. von den Wunden der Sünde gereinigt und geheilt
werden. Zugleich wird die Weisheit, die sie in sich trägt, von der Weisheit
des Kreuzes überragt, vertieft und vollendet.(182) Man sollte also überall
auf der Welt:
- für die AllgemeinbiIdung der Kandidaten sorgen, ohne zu vergessen, daß
sich Kultur nicht auf die intellektuelle Dimension der Person beschränkt;
- feststellen, wie die Ordensmänner und Ordensfrauen ihren eigenen
Glauben in ihre ursprüngliche Kultur inkulturieren, und ihnen dabei helfen.
Das darf natürlich nicht dazu führen, daß die Ausbildungshäuser
der Orden in eine Art Inkulturationslaboratorien verwandelt werden. Aber die für
die Ausbildung Verantwortlichen dürfen es nicht versäumen, bei der
persönlichen Begleitung ihrer Alumnen darauf zu achten. Da es um ihre persönliche
Glaubenserziehung und die Einpflanzung dieses Glaubens in das Leben der ganzen
Person geht, durfen sie nicht vergessen, daß das Evangelium in einer
Kultur die letzte Wahrheit der Werte, die sie in sich trägt, freisetzt und
daß andererseits die Kultur das Evangelium auf eigenständige Weise
zum Ausdruck bringt und neue Aspekte darin offenkundig macht;(183)
- die Ordensmänner und Ordensfrauen, die in einer ihrer Herkunft nach
fremden Kultur leben und arbeiten, in die Kenntnis und Wertschätzung dieser
Kultur einführen, wie es in dem Konzilsdekret Ad gentes, Nr. 22,
empfohlen wird;
- entsprechend dem Dekret Ad gentes, Nr. 18, in den jungen Kirchen
in Gemeinschaft mit der ganzen Ortskirche und unter der Führung ihres
Bischofs ein inkulturiertes Ordensleben fördern.
C) ORDENSLEBEN UND KIRCHLICHE BEWEGUNGEN
92. »In der Kirche als communio sind die Lebensstände derart
aufeinander bezogen, daß sie aufeinander ausgerichtet sind. Der tiefste
Sinn der verschiedenen Lebensstände ist nur einer und allen gemeinsam:
Ihnen allen ist aufgegeben, eine Modalität darzustellen, nach der die
gleiche christliche Würde und die Berufung zur Heiligkeit in der
Vollkommenheit der Liebe gelebt werden. Diese Modalitäten sind zugleich
verschieden und komplementär. So hat jede von ihnen eigene und
unverwechselbare Züge und steht doch in Beziehung zu den anderen und in
ihrem Dienst«.(184) Das bestätigen die zahlreichen heutigen
Erfahrungen nicht nur mit Arbeits-, sondern bisveilen auch mit Gebets- und
Lebensgemeinschaften zwischen Ordensleuten und Laien. Unser Vorschlag will hier
nicht eine Gesamtstudie über diese neue Situation eröffnen, sondern
nur die Beziehungen zwischen Ordensleuten und Laien unter dem Gesichtspunkt der
kirchlichen Bewegungen, die größtenteils auf die Initiative von Laien
zurückgehen, ins Auge fassen.
Schon immer sind im Vollk Gottes kirchliche Bewegungen aufgetreten, die von
dem Verlangen beseelt waren, intensiver nach dem Evangelium zu leben und es den
Menschen zu verkündigen. Manche dieser Bewegungen waren sehr eng mit
Ordensinstituten verbunden, deren spezifische Spiritualität sie teilten. In
unseren Tagen - und das schon seit einigen Jahrzehnten - sind neue Bewegungen
auf den Plan getreten, die von den Strukturen und dem Stil des Ordenslebens
unabhängiger als die früheren sind und an deren für die Kirche günstigen
Einfluß auf der Bischofsynode über die Berufung und Sendung der Laien
(1987) wiederholt erinnert wurde; Voraussetzung dafür ist, daß sie
eine Reihe von Kriterien der Kirchlichkeit einhalten.(185)
93. Um zwischen diesen Bewegungen und den Ordensinstituten einen guten
Einklang herzustellen und zu bewahren - und das um so mehr, als da oder dort
zahlreiche Ordensberufe aus diesen Bewegungen hervorgegangen sind -, gilt es, über
die folgenden Forderungen und über die konkreten Konsequenzen, die sie für
die Mitglieder dieser Institute nach sich ziehen, nachzudenken.
- Ein Institut, so wie es der Stifter gewollt und wie es die Kirche
anerkannt hat, besitzt eine innere Kohärenz, die ihm aus seiner Natur,
seiner Zielsetzung, seinem Geist, seiner Anlage und seinen Überlieferungen
erwächst. Dieses ganze Erbgut stellt die Grundpfeiler sowohl für die
Identität und die Einheit des Instituts selbst(186) als auch für die
Einheit des Lebens jedes seiner Mitglieder dar. Es ist ein Geschenk des Geistes
an die Kirche, das keinerlei Einmischung, Überlagerung oder Trübung
erfahren darf. Der Dialog und die Teilnahme innerhalb der Kirche setzen voraus,
daß sich jeder dessen bewußt ist.
Ein Kandidat für das Ordensleben, der aus der einen oder anderen dieser
kirchlichen Bewegungen kommt, stellt sich beim Eintritt in das Noviziat aus
freien Stücken unter die Autorität der Oberen und der legitim mit
seiner Ausbildung beauftragten Erzieher. Er kann also nicht gleichzeitig von
einem Verantwortlichen außerhalb des Instituts, dem er nunmehr angehört,
abhängig sein, auch wenn er vor seinem Eintritt dieser Bewegung angehört
hat. Andernfalls steht die Einheit des Instituts und die Einheit des Lebens der
Novizen hier auf dem Spiel. Diese Forderungen bleiben über die Ordensweihe
hinaus bestehen, um jede Form von »Mehrfachzugehörigkeit« sowohl
hinsichtlich des persönlichen geistlichen Lebens des Ordensangehörigen
wie hinsichtlich seiner Sendung vorzubeugen. Sollten diese Forderungen nicht
respektiert werden, bestünde die Gefahr, daß der notwendige Einklang
zwischen Ordensleuten und Laien auf den beiden soeben genannten Ebenen in
Verwirrung ausarten wurde.
D) DAS BISCHOFSAMT UND DAS ORDENSLEBEN
94. Seit der Veröffentlichung des Dokumentes Mutuae relationes und
seitdem Papst Johannes Paul II. bei mehreren Anlässen den nachhaltigen
Einfluß der Hirtenaufgabe der Bischöfe auf das Ordensleben
unterstrichen hat, ist diese Frage hochaktuell. Der Dienst des Bischofs und
eines Ordensobern konkurrieren nicht. Es gibt in den Instituten sicher eine
innere Ordnung, die ihre eigene Zuständigkeit hat im Bereich des Unterhalts
und des Wachstums des Ordenslebens. Diese Ordnung erfreut sich einer wirklichen
Autonomie, die jedoch notwendigerweise im Rahmen einer organischen kirchlichen
Gemeinschaft ausgeübt wird.(187)
95. »Den einzelnen Instituten wird eine gebührende Autonomie
ihres Lebens, insbesondere ihrer Leitung, zuerkannt, kraft derer sie in der
Kirche ihre eigene Ordnung haben und ihr Erbgut im Sinne des can. 578 unversehrt
bewahren können. Diese Autonomie zu wahren und zu schützen, ist Sache
der Ortsordinarien«.(188)
Im Rahmen dieser Autonomie »muß das Eigenrecht (der Institute)
die Ordnung der Ausbildung und ihre Dauer unter Beachtung der Erfordernisse der
Kirche und der Verhältnisse der Menschen und der Zeiten festlegen, wie es
von Zielsetzung und Eigenart des Instituts gefordert wird«.(189)
»Was die Pflicht zu lehren betrifft, so haben die Ordensobern die
Kompetenz und die Autorität von Lehrern des Geistes in bezug auf den
institutseigenen Entwurf vom Leben nach dem Evangelium. Sie müssen hier
eine wirkliche geistliche Leitung wahrnehmen, für das Gesamtinstitut und
seine einzelnen Kommunitäten, und zwar in aufrichtiger Übereinstimmung
mit dem authentischen Lehramt der Hierarchie«.(190)
96. Andererseits haben die Bischofe als »rechtmäßige Lehrer«
und »Zeugen der göttlichen und katholischen Wahrheit«(191) eine »Verantwortung
bezüglich der Glaubensunterweisung sowohl in den Studienzentren als auch in
den anderen Möglichkeiten der Glaubensvermittlung«.(192)
»Den Bischöfen als den rechtmäßigen Lehrern und den Führern
zur Vollkommenheit für alle Mitglieder ihrer Diözese (vgl. CD 12,
15,35.2: LG 25,45) obliegt es auch, die Treue zum Ordensberuf, im Geiste jedes
Instituts, zu schützen«,(193) im Sinne der Normen des Kirchenrechts
(vgl. can. 386, 387, 591, 593, 678).
97. Das steht keineswegs der Autonomie des Lebens und besonders der
Autonomie der den Ordensinstituten zuerkannten Leitung entgegen. Wenn der
Bischof durch die Respektierung dieser Autonomie in der Ausübung seiner
Jurisdiktion eingeschränkt ist, entbindet ihn das deswegen nicht davon, über
den Weg der Ordensleute zur Heiligkeit zu wachen. In der Tat obliegt es einem
Nachfolger der Apostel als Diener des Wortes Gottes, die Christen im allgemeinen
zur Nachfolge Christi aufzurufen, und ganz besonders jene, die die Gnade der
Berufung zu einer »besonders engen Nachfolge« (can. 573,1) empfangen
haben. Das Institut, dem diese Letzteren angehören, stellt schon in sich
und für sie eine Schule der Vollkommenheit und einen Weg zur Heiligkeit
dar, aber das Ordensleben, das es anbietet, ist ein Gut der Kirche und
untersteht als solches der Verantwortung des Bischofs. Die Beziehung des
Bischofs zu den Ordensleuten, allgemein verstanden auf Apostolatsebene, ist tief
verwurzelt in seiner Aufgabe als Diener des Evangliums, im Dienst der Heiligkeit
der Kirche und der Unversehrtheit ihres Glaubens. In diesem Geist und aufgrund
dieser Prinzipien ist es angebracht, daß die Bischöfe der Ortskirchen
von den höheren Obern über die Ausbildungsordnungen, die in den auf
dem Gebiet ihrer Diözesen gelegenen Zentren oder Abteilungen zur Ausbildung
der Ordensleute in Geltung sind, zumindest informiert werden. Jede
Schwierigkeit, was die bischöfliche Verantwortung und das Funktioneren
dieser Abteilungen oder Zentren betrifft, soll zwischen Bischöfen und höheren
Obern im Sinne der Richtlinien von Mutuae relationes (Nr. 24-35) und
eventuelI mit Hilfe von Koordinierungsorganen, auf die in demseIben Dokument
hingewiesen wird (MR 52-67), geprüft werden.
E) DIE GEGENSEITIGE ZUSAMMENARBEIT DER INSTITUTE AUF DEM GEBIET DER
AUSBILDUNG
98. Die Hauptverantwortung für die Ausbildung der Ordensleute liegt zu
Recht bei jedem einzelnen Institut, und die höheren Obern der Institute
haben die wichtige Aufgabe, mit Hilfe ihrer qualifizierten Verantwortlichen darüber
zu wachen. Jedes Institut muß im übrigen nach dem Eigenrecht seine
Ausbildungsordnung (ratio) festlegen.(194) Doch eine Reihe von Umständen
haben zahlreiche Institute auf allen Kontinenten veranlaßt, ihre
Ausbildungsmaßnahmen zusammenzulegen (Personal und Einrichtungen), um in
diesem so wichtigen Werk zusammenzuarbeiten, das sie völlig auf sich aIlein
gestellt nicht mehr zu vollbringen vermögen.
99. Diese Zusammenarbeit erfolgt mittels ständiger Zentren oder
periodischer Angebote. Unter einem »inter-institutionellen« Zentrum
versteht man ein Studienzentrum für Ordensleute unter der gemeinsamen
Verantwortung der höheren Obern der Institute, deren Mitglieder an diesem
Zentrum teilnehmen. Ziel eines solchen Zentrums ist die Sicherstellung der
theoretischen und praktischen Ausbildung, die von der je eigenen Sendung der
Institute und ihrer Natur entsprechend verlangt wird. Es unterscheidet sich von
der Ausbildungskommunität, die zu jedem Institut gehört und in welcher
der Novize und der junge Ordensangehörige in das kommunitäre,
geistliche und pastorale Leben des Instituts eingeführt werden. Wenn sich
ein Institut an einem »inter-institutionellen« Zentrum beteiligt, muß
im Hinblick auf eine harmonische und vollständige Ausbildung auf eine
gegenseitige Ergänzung zwischen der Ausbildungskommunität und dem
Zentrum hingearbeitet werden.
Die Ausbildungszentren innerhalb einer Föderation unterliegen den
Normen in den Statuten der Föderation und sind hier nicht betroffen.
Dasselbe gilt von Studienzentren oder -abteilungen, die der Verantwortung eines
einzigen Instituts unterstehen, die aber Ordensmänner bzw. Ordensfrauen
anderer Institute als Gäste aufnehmen.
100. Die Zusammenarbeit der Institute bei der Ausbildung der jungen
Professen, bei der Fortbildung und bei der Schulung der Ausbilder kann im Rahmen
eines Zentrums erfolgen. Die Ausbildung der Novizen hingegen kann nur in Form
periodischer Angebote erfolgen, denn die eigentIiche Kommunität des
Noviziats kann nur eine jedem Institut eigene homogene Gemeinschaft sein.
Unser Dikasterium beabsichtigt, diesbezüglich ein ausführIiches,
normatives Dokument über die Durchfuhrung der Zusammenarbeit zwischen den
Ordensinstituten im Bereich der Ausbildung zu veröffentlichen.
SECHSTES KAPITEL
DIE ORDENSLEUTE ALS KANDIDATEN FÜR DAS PRIESTERAMT UND DAS AMT DES
DIAKONS
101. Die von diesen Ordensleuten aufgeworfenen Probleme müssen
angesichts ihres besonderen Charakters eigens dargelegt werden. Es gibt drei
Problemgruppen. Die einen betreffen die Ausbildung zu den Ämtern als
solche; andere die religiöse Eigenart der Ordenspriester und Ordensdiakone;
die dritte Gruppe endlich die Eingliederung des Ordenspriesters in das
Presbyterium der Diözese.
DIE AUSBILDUNG
102. In einigen Instituten, die von ihrem Eigenrecht als Klerikerorden
beschrieben werden, entschließt man sich mitunter, den Laienbrüdern
und den Kandidaten für die geweihten Ämter dieselbe Ausbildung zu
erteilen. Auf der Stufe des Noviziats scheint vom besonderen Charisma des
Instituts eine gemeinsame Ausbildung für beide manchmal sogar gefordert zu
sein. Daraus ergeben sich günstige Konsequenzen für das Niveau und die
Vollständigkeit der Iehrmäßigen Ausbildung der Laienbrüder
und für ihre Eingliederung in die Gemeinschaft. Aber in allen Fällen müssen
vor allem die Dauer und der Inhalt des Vorbereitungsstudiums auf das Priesteramt
streng eingehalten und befolgt werden.
103. »Die Ausbildung der Mitglieder, die sich auf den Empfang der
heiligen Weihen vorbereiten, richtet sich nach dem allgemeinen Recht und nach
der eigenen Studienordnung des Instituts«.(195) Folglich müssen sich
die Ordensmänner, die Kandidaten für das Priesteramt sind, an die
Normen von Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis,(196) und die
Kandidaten für das Diakonatsamt an die vom Eigenrecht der Institute dafür
vorgesehenen Bestimmungen halten. Man braucht hier nicht diese ganze
Studienordnung (»Ratio«) noch einmal aufzugreifen, deren Hauptpunke ja
im Kirchenrecht stehen.(197) Es sei nur an einige Abschnitte des
Ausbildungsverlaufes erinnert, damit sie von den höheren Obern beobachtet
werden.
104. Das Studium der Philosophie und der TheoIogie, das hintereinander oder
zusammen durchgeführt werden kann, soll mindestens sechs volle Jahre
umfassen, und zwar sollen zwei ganze Jahre den philosophischen Fächern und
vier ganze Jahre den theologischen Studien gewidmet sein. Die höheren Obern
sollen über die Einhaltung dieser Bestimmungen wachen, besonders dann, wenn
sie ihre jungen Ordensmänner »inter-institutionellen« Zentren
oder Universitäten anvertrauen.
105. Obwohl die gesamte Ausbildung der Priesteramtskandidaten ein pastorales
Ziel verfolgt, soll es eine der Zielsetzung des Instituts angepaßte
eigentliche pastorale Ausbildung geben. Das Programm dieser Ausbildung soll sich
nach dem Dekret Optatum totius und für die Ausbildung der zur
Arbeit in fremde Kulturen berufenen Ordensmänner nach dem Dekret Ad
Gentes richten.(198)
106. Die der Kontemplation hingegeben Ordenspriester, Mönche oder
andere, die von ihren Obern angewiesen werden, sich Gästen für den
Dienst der Wiederversöhnung oder des geistlichen Rates zur Verfügung
zu haIten, sollen mit einer diesem Dienst angemessenen pastoralen Ausbildung
ausgestattet werden. Sie sollen sich gleichfalls an die pastoralen Weisungen der
Ortskirche halten, in der sie sich befinden.
107. Alle kirchenrechtlichen Anforderungen an die Weihebewerber und ihre
Person sollen unter Berücksichtigung der dem Ordensstand eigenen Natur und
seiner Verpflichtungen beachtet werden.(199)
DIE RELIGIÖSE EIGENART DER ORDENSPRIESTER UND ORDENSDIAKONE
108. »Ein Ordenspriester, der sich an der Seite von Weltpriestern der
Seelsorge widmet, sollte durch sein Verhalten klar zu erkennen geben, daß
er Ordensmann ist«.(200) Damit beim Ordenspriester und Ordensdiakon immer
sichtbar zutage tritt, »was für das Ordensleben und die Ordensleute
kennzeichnend ist und ihnen ein Gesicht verleiht«,(201) müssen wohl
einige Bedingungen erfüllt sein, hinsichtlich welcher sich Ordensleute,
Priester- und Diakonatsamtskandidaten, wahrend ihrer anfänglichen
Ausbildung und im Verlauf ihrer ständigen Weiterbildung ratsamerweise prüfen
sollten:
- daß sie eine klare Vorstellung und gefestigte Überzeugungen von
der Natur des Priester- bzw. des Diakonatsamtes, das zu ihrer Heiligkeit und
ihrem Leben gehört, besitzen,(202) aber dabei an dem Prinzip festhalten, daß
ihr pastoraler Dienst Teil der Natur ihres Ordenslebens ist;(203)
- daß sie für ihr geistliches Leben die Quellen des Instituts,
dessen Mitglieder sie sind, studieren und in ihnen das Geschenk empfangen, das
dieses Institut für die Kirche darstellt;
- daß sie von einer persönlichen geistlichen Erfahrung Zeugnis
geben, die sich am Zeugnis und an der Lehre des Stifters inspiriert;
- daß sie ihr Leben nach der Lebensregel führen, zu deren
Einhaltung sie sich verpflichtet haben;
- daß sie dem Recht gemäß in Gemeinschaft leben;
- daß sie verfügbar und beweglich für den Dienst der
Gesamtkirche sind, wenn die Obern des Instituts sie damit beauftragen.
Wenn diese Bedingungen beachtet werden, wird der Ordenspriester oder
Ordensdiakon die beiden Dimensionen seiner einen Berufung gut miteinander in
Einklang bringen können.
DER PLATZ DES ORDENSPRIESTERS IM PRESBYTERIUM DER DIÖZESE
109. Die Ausbildung des Ordenspriesters muß seiner späteren
Eingliederung in das Presbyterium einer Ortskirche Rechnung tragen, dabei jedoch
die Eigenart jedes Instituts berücksichtigen.(204) Denn »die
Teilkirche ist der geschichtliche Raum, in dem eine Berufung sich wirklich ausdrückt
und apostolisch wirkt«;(205) die Ordenspriester können sie mit Recht
als »die Heimat der eigenen Berufung« betrachten.(206)
Die Prinzipien, die diese Eingliederung bestimmen sollen, sind im
Konzilsdekret Christus Dominus (Nr. 34-35) dargelegt. Die Ordenspriester
sind »Mitarbeiter des Bischofstandes«, »man muß sie in
einem wahren Sinne als zum Klerus der Diözese gehörend betrachten,
insofern sie unter der Autorität der geweihten Oberhirten Anteil an der
Seelsorge und an den Werken des Apostolats haben«.(207)
Das Dokument Mutae relationes (Nr. 15-23) hebt, was diese
Eingliederung betrifft, den wechselseitigen Einfluß zwischen den
universellen und partikulären Werten hervor. Wenn von den Ordensleuten
verlangt wird, »sich, auch wenn sie einem Ordensinstitut päpstlichen
Rechts angehören, als wirkliche Mitglieder der Diözesanfamilie zu
betrachten«,(208) so gesteht das Kirchenrecht ihnen doch eine angemessene
Autonomie zu(209) unter der Voraussetzung, daß ihr universeller und
missionarischer Charakter gewahrt bleibt.(210) Für gewöhnlich wird die
Situation eines Ordenspriesters oder Ordensinstitutes, dem der Bischof einen
Auftrag oder eine pastorale Arbeit in seiner Kirche anvertraut hat,(211) durch
schriftliche Übereinkunft zwischen dem Bischof und dem zuständigen
Obern des Istituts oder des betreffenden Ordensmitgliedes geregelt. Gleiches
gilt unter denselben Umständen für einen Ordens-Diakon.
SCHLUß
110. Dieses Dokument wollte den bereits gewonnenen Erfahrungen nach dem
Konzil Rechnung tragen und zugleich von den höheren Obern aufgeworfene
Fragen weitergeben. Es ruft allen einige Forderungen des Rechts in bezug auf die
gegenwärtigen Verhältnisse und Bedürfnisse in Erinnerung. Nicht
zuletzt hofft es, den Ordensinstituten von Nutzen zu sein, damit alle in der
kirchlichen Gemeinschaft voranschreiten, unter der Führung des Papstes und
der Bischöfe, denen »das Amt zukommt, zu unterscheiden und zu steuern,
das Amt, das gleichzeitig die Fülle besonderer Gaben des Geistes und das
eigene Charisma der Lenkung der verschiedenen Dienste in tiefster Fügsamkeit
gegenüber dem einzigen lebenspendenden Geist mit sich bringt«.(212)
An erster Stelle wurde darauf hingewiesen, daß das Hauptziel der
Ausbildung der Ordenleute darin besteht, sie in das Ordensleben einzuführen
und ihnen dabei zu helfen, sich ihrer Identität als Männer und Frauen
bewußt zu werden, die sich durch ihr Gelübde zur Befolgung der
evangelischen Räte der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams Gott in
einem Ordensinstitut geweiht haben. Unter den entscheidenden Vermittlern der
Ausbildung kommt dem Heiligen Geist ein Vorrang zu, denn die Ausbildung der
Ordensleute ist ihrer Quelle und ihrer Zielsetzung nach ein im wesentlichen göttliches
Werk. In unserem Dokument wird die Notwendigkeit betont, qualifizierte Erzieher
auszubilden, ohne zu warten, bis jene, die diese Aufgabe gegenwärtig
wahrnehmen, ihren Auftrag beendet haben. Die wichtige Rolle, die der Ordensangehörige
selbst und seine Gemeinschaft spielen, machen diese Aufgabe zu einem bevorzugten
Ort der Ubung persönlicher und gemeinschaftlicher Verantwortung. Es wurden
einige aktuelle Fragen zur Sprache gebracht, die zwar nicht alle peremptorisch
beantwortet werden, die aber wenigstens zum Nachdenken anregen sollen. Ein
besonderer Platz wurde auch den gänzlich auf die Kontemplation
hingeordneten Instituten eingeräumt angesichts ihrer Stellung im Herzen der
Kirche und der Eigenart ihrer Berufung.
Jetzt bleibt noch, für alle, Obern, Ausbilder, Ordensleute, die Gnade
der Treue zu ihrer Berufung nach dem Vorbild und unter der Obhut der Jungfrau
Maria zu erbitten. Auf ihrem Weg durch die Zeiten schreitet die Kirche voran und
»geht dabei denselben Weg, den auch die Jungfrau Maria zurückgelegt
hat, die den Pilgerweg des Glaubens gegangen ist und ihre Verbundenheit mit dem
Sohn in Treue bewahrt hat«.(213) Die Zeit der Ausbildung hilft den
Ordensleuten, diesen Weg im Licht des Geheimnisses Christi zu gehen, das das
Geheimnis Mariens »voll und ganz aufklärt«,(214) während
gleichzeitig das Geheimnis Mariens »für die Kirche ein Zeichen der
Bestätigung für das Dogma von der Menschwerdung ist«,(215) wie es
auf dem Konzil von Ephesus offenkundig geworden ist. Maria ist bei der
Entstehung und der Erziehung einer Ordensberufung gegenwärtig. Sie ist mit
dem ganzen Wachsen dieser Berufung im Heiligen Geist aufs engste verbunden. Die
Sendung, die sie an der Seite Jesu erfüllt hat, vollendet sie zum Wohle
seines Leibes, der Kirche, und in jedem Christen, besonders in jenen, die sich
einer »besonders engen« Nachfolge Jesu Christi hingeben.(216) Und
darum wird eine von einer authentischen Theologie getragene marianische Atmosphäre
für die Ausbildung der Ordensleute die Zuverlässigkeit, die Gründlichkeit
und die Freude sicherstellen, ohne die ihr Sendungsauftrag in der Welt nicht
voll erfüllt werden könnte.
In der Audienz, die dem unterzeichneten Kardinal-Präfekten am 10.
November 1989 gewährt wurde, hat der Hl. Vater das vorliegende Dokument der
Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gemeinschaften
des apostolischen Lebens gutgeheißen und dessen Veröffentlichung
unter dem Titel »Richtlinien für die Ausbildung in den
Ordensinstituten« gestattet.
Rom, am Sitz der Kongregation, den 2. Februar 1990, am Fest der
Darstellung des Herrn.
fr. JÉRÔME KARDINAL HAMER Präfekt
+ VINCENZO FAGIOLO em. Erzbischof von Chieti Sekretär
(1) LG 43.
(2) Vgl. PC 18, 3. Abs.
(3) In chronologischer Reihenfolge: SC de Religiosis, Dekret Quo
efficacius, 24.1.44: AAS 36 (1944) 213; Rundschreiben Quantam conferat,
10.6.44: Enchiridion de statibus perfectionis, Romae 1949, Nr. 381,
S. 561-564; Apostol. Konstitution Sedes Sapientiae, 21.5.56: AAS 48
(1956) 354-365. Und allgemeine Statuten im Anhang an die Konstitution.
(4) ET 32; cf. 2 Kor 4,16; Röm 7,22; Eph 4,24;
EV 996ff.
(5) Johannes Paul II. in Porto Alegre, 5. Juli 1980. IDGP, III, 2, 128;
Johannes Paul II. in Bergamo, 26.April 1981. Ebd., IV, 1, 1035; Johannes Paul
II. in Manila, 17 Februar 1981. Ebd., IV, 1, 329; dtsch. in: W.u.W., 1981,
188-192; Johannes Paul II. an die Vertreter der Gesellschaft Jesu in Rom,
Februar 1982. IDGP, V, 1, 704; dtsch. in: DAP, 1982, S. 924-939; Johannes Paul
II. an die Novizenmeister der Kapuziner in Rom, 28. September 1984. IDGP, VII,
2, 689; Johannes Paul II. in Lima, 1. Februar 1985. IDGP, VIII, 1, 339; dtsch.
in: DAP, 1985, 397-404; Johannes Paul II. an die Vollversammlung der
Internationalen Vereinigung der Generaloberinnen (UISG) in Rom, 7. Mai 1985.
IDGP, VIII, 1, 1212; dtsch. in: DAP, 1985, 1318-1321; Johannes Paul II. in
Bombay, 10. Februar 1986. IDGP, IX, 1, 420; Johannes Paul II. an die UISG, 22.
Mai 1986. Ebd., S. 1656; Johannes Paul II. an die Generalversammlung der
Konferenz der Ordensleute Brasiliens, 11. Juli 1986. IDGP, IX, 237; dtsch. in:
OR dt, 19.9.86, S. 7-8.
(6) Vgl. CIC, can. 641-66.
(7) R C, Vorwort. AAS (1969), S, 103 ff.
(8) Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute
sowie Kongregation für die Bischöfe, AAS, 1978, 473 ff.
(9) Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute EV
7, 414 ff.
(10) Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute EV
9, 181 ff.
(11) KDO, Nr. 4.
(12) Johannes Paul II. an die CRIS, 7. März 1980. IDGP, III, I,
527; dtsch. in: W.u.W., 1980, S. 108.
(13) Vgl. can. 659, 2 u. 3.
(14) RI Nr. 1,2. AAS 1970, 321 ff.
(15) Vgl. can. 606.
(16) Vgl. Johannes Paul II. an die Vollversammlung der UISG, 7. Mai
1985. Dtsch.: DAP, 1985, S. 1320.
(17) Can. 607,1 und 573,1; vgl. auch LG 44 und PC 1, 5 u. 6.
(18) can. 573,2.
(19) Vgl. 1 Kor 6, 19.
(20) LG 43..
(21) PC 2a. Über die göttliche Berufung vgl. auch LG 39;
43b; 44a, 47; PC lc; RC Vorwort, 2d; OPR I, 57, 62, 67, 85, 140, 142; II 65, 72;
Anhang; OCV. 17, 20; ET 3; 6; 8; 10; 19; 31; 55; MR 8a; can. 574,2; 575; EE 2;
5; 6; 7; 12; 14; 23; 44; 53; RD 3c; 6b; 7d; 10c: 16a.
(22) RD 3.
(23) RD 8.
(24) Über die persönliche Antwort vgl. auch LG 44a; 46b; 47;
PC 1c; RC 2a c; 13, 1; OPR 1, 7, 80; ET 1; 4; 7; 8; 31; can. 573,1; EE 4; 5; 30;
44; 49; RD 7a; 8b; 9b.
(25) Can. 654.
(26) Vgl. EE 13-17.
(27) Can. 607, 2.
(28) LG 43 a. Über das Amt der Kirche bei der Ordensweihe vgl.
auch LG 44a, 45c, PC lb,c; 5b; 11a; OPR, Anhang, Missa in die professionis
perpetuae 1; Ritus promissionis 5; OCV 16; ET 7; 47; MR 8; can. 573,2; 576;
598; 600-602; EE 7; 8; 11; 13; 40; 42; RD 7a,b; 14c.
(29) RD 9.
(30) RD 8.
(31) LG 31.
(32) LG 44.
(33) Vgl. Joh 2,15-17.
(34) Vgl. LG 46.
(35) Vgl. LG 39; 42; 43.
(36) Can. 599.
(37) PC 12.
(38) Can. 600.
(39) Vgl. Lk 4, 16-21.
(40) Vg1. Lk 7, 18-23.
(41) Schlußdokument von Puebla. Nr. 733-735, Johannes Paul II.
spricht von der »Liebe der Auserwählung« (Rede an die Familie von
Prado, Lyon, 7.10.1986).
(42) LG 31.
(43) Vgl. GS 32.
(44) Kongregation für die Glaubenslehre, 22.3.1986.
(45) Can. 601.
(46) Can 590, 1 u. 2.
(47) PC 14.
(48) Ebd.
(49) vgl. Joh 14,6.
(50) LG 43.
(51) LG 46.
(52) ET 11; vgl. Vonv., Anm. 4.
(53) MR 1l; vgl. Vonv., Anm. 8.
(54) Can. 598, 1.
(55) Vgl can. 598, 2.
(56) PC 6.
(57) Vgl. PC 5.
(58) PC 8.
(59) Thomas v. Aquin, S. Theol. II-II, q. 188; a. 1 u. 2.
(60) Can. 673.
(61) Vgl. PC 8.
(62) Vgl. OFM 13-21; Vgl. Vorw., Anm. 9.
(63) 1 Thess 5,24; vgl. 2 Thess 3,3.
(64) 2 Joh 16, 13.
(65) Vgl. Joh 14,26; 16,12.
(66) Vgl. 1 Joh 2,20-27.
(67) Vgl. Röm 8,15-26.
(68) RD 17.
(69) EE 11,53; vgl. Vorw., Anm. 10; LG 53 und can. 663,4; RM 42-45;
Brief Johannes Paul II. an alle geweihten Personen, 22.5.1988.
(70) Vgl. LG 44.
(71) MR 10; vgl. Vorw., Anm. 8.
(72) MR 10 vgl. Vorw., Anm. 8.; vgl. LG 44 und can. 678.
(73) LG 45; vgl. MR 8 vgl. Vorw., Anm. 8.
(74) Vgl. Athanasius, Das Leben des hl. Antonius: PG 26,
841-845.
(75) Vgl. DV 25.
(76) Vgl. LG 45.
(77) Vgl. LG 11.
(78) PG 12, 1265.
(79) Vgl. DV 10.
(80) Vgl. MR 5; vgl. Vorw. Anm. 8.
(81) LG 18.
(82) Geistliche Übungen, Nr. 351 und 352.
(83) LG 4.
(84) OFM 24; vgl. Vorw., Anrn. 9.
(85) Ebd; vgl. auch Schlußdokument von Puebla, Nr.
211-219.
(86) OFM 33c, vgl. Vorw., Anm. 9; vgl. auch can. 602.
(87) Vgl. Apg 2,42; PC 15; can. 602; vgl. auch EE 18-22.
(88) Vgl. can. 601, 618 und 619; PC 14.
(89) Vgl. Joh 12,24; Gal 5, 22.
(90) ET 32-54; vgl. Vorw., Anm. 4. vgl. auch EE n. 18-22.
(91) Vgl. Lk 24, 25.
(92) Vgl. Lk 24, 32.
(93) Vgl. Tob 5, 10,17,22.
(94) KDO 20; vgl. Vorw., Anm. 9.
(95) OT 5b.
(96) Vgl. GS 12-22 und 61.
(97) Vgl. GE 1 u.2.
(98) Vgl. OT 11.
(99) Vgl. PC 5.
(100) KDO 17. vgl. Vorw., Anm. 9.
(101) Johannes Paul II. an die Ordensleute Brasiliens, 11.7.1986, Nr.
5; vgl. Vorw., Anm. 5.
(102) LG 44.
(103) RC 5; cf. 7.
(104) Schlußdokument der Sondersynode der niederländischen
Bischöfe, OR, 2. Februar 1980, 32. Vorlage.
(105) MD 7.
(106) MD 6.
(107) MD 7.
(108) ChL 50.
(109) ChL 50.
(110) RM 46.
(111) Vgl. RC 4.
(112) Vgl. can. 597, 2.
(113) Vgl. can. 641-645.
(114) Siehe Nr. 90-91.
(115) Vgl. can. 642.
(116) Can. 646.
(117) LG 44.
(118) LG 46.
(119) Can. 652, 2.
(120) Can. 648, 2.
(121) RC 5.
(122) Can. 652, 5.
(123) Can. 650, 1.
(124) Vgl. can. 597, 1 u. 2; can. 641-645.
(125) Vgl. can. 134, 1, und 1047, 4.
(126) Vgl. can. 647-649 et 653, 2.
(127) LG 46b.
(128) Vgl. can. 650-652, 1.
(129) Vgl. can. 985.
(130) Can. 652, 3.
(131) Can 652, 4.
(132) Vgl., LG 45.
(133) Vom 2. Februar 1970. Verbesserte Neuausgabe 1975. EV 3, 1237 ff.
(134) Johannes Paul II. an die Mitglieder der männlichen Orden
und Säkularinstitute in Madrid, 2. Nov. 1982, Nr. 2. AAS 1983, 271; dtsch.:
DAP. 1982, S. 717-718.
(135) RC 7. 7
(136) OPR 5; vgl. Vorw., Anm. 24.
(137) OPR 6.
(138) OPR 6.
(139) Vgl. can. 655-658.
(140) Can. 659, 1 u. 2.
(141) Can. 660, 1 u. 2.
(142) Vgl. Mk 8, 31-37; 9, 31-32; 10, 32-43.
(143) UR 11.
(144) RI 70-81 u. Anm. 148; 90-93. EV 3, 1103.
(145) MR 13a; vgl. Vorw. Anm. 8.
(146) EE II, 47; vgl. Vorw. Anm. 10.
(147) KDO, 11.
(148) PC 14. vgl. auch can. 630.
(149) KDO II.
(150) Vgl. can. 660, 1.
(151) MR 26.
(152) Can. 661.
(153) Johannes Paul II. an die Ordensleute Brasiliens, 1986, Nr. 6,
a.a.O., S. 8 vgl. Vorw., Anm. 5.
(154) MR 11b, 12b, 23f.
(155) Vgl. PC 2d.
(156) 2 Kor 4,16; vgl. auch 5, 1-10.
(157) Joh 21, 15-19.
(158) Phil 3,10; vgl. 1, 20-26; vgl. auch LG 48.
(159) PC 7.
(160) KDO 26 u. 27.
(161) Hebr 11,1.
(162) Hebr 11,8.
(163) Vgl. Hebr 11,27.
(164) 1 Kor 13,12.
(165) Origines, Peri Archon I, 8, 1.
(166) Vgl. LG 49 50; SC 5, 8, 9, 10.
(167) Paul VI. and die höheren Obern Italiens. AAS (1986), 1180.
Vgl. auch Schreiben and die Kartäuser" vom 18.4.1971. AAS 1971,
s.448-449.
(168) PO 13; vgl. Paul VI., Enzyklika Mysterium fidei. AAS (1965)
761-762.
(169) Thomas v. A., S. Theol., III, q. 82, a. 10.
(170) Ebd. II-II, q. 189, a. 8, ad 2um.
(171) LG 46.
(172) VS III, Einführung u. Anm. 27. EV 3, 865.
(173) Hl. Theresia von Lisieux, Autobiographische Schriften,
1957, S. 229 (franz.).
(174) Vgl. can. 667.
(175) GE 2.
(176) ChL 46; auch Vorlage 51 u. 52 der 7. Bischofssynode (1987).
(177) ChL 46.
(178) CThI., am 8.10.1985, Nr. 4-1. EV 9, 1622.
(179) Johannes Paul II. an die UNESCO, 1980, Nr. 6 u. 7. IDGP 1980. I,
1636; dtsch:. W.u.W., 1980, 224-225.
(180) LG 46.
(181) CThI, Glaube und Inkulturation, Nr. 8-22. Civiltà
Cattolica, Januar 1989
(182) Ebd.; vgl. auch ChL 44.
(183) CThI, Nr. 4-2; vgl. Anm. 4 dieses Kapitels.
(184) ChL 55.
(185) ChL 30.
(186) Vgl. can. 578.
(187) Vgl. CD 35,3 u. 4; MR 13c.
(188) can. 586.
(189) can. 659,2; vgl. auch can. 650,1 besonders was das Noviziat
betrifft.
(190) MR 13a.
(191) LG 25.
(192) MR 33; vgl. auch can. 753 und 212,1.
(193) MR 28. Zum Bischof als "perfector" vgl. S. Theol,
I-II, q. 184.
(194) Can. 650,1 und 659,2. Vgl. auch Johannes Paul II. an die
Ordensleute Brasiliens, I986, Nr. 5. (a.a.O.).
(195) Can. 659, 3.
(196) 1. Ausgabe 6.1.1970; 2. Ausgabe 19.3.85; vgl. Kapitel 4, Anm. 35.
(197) Vgl. can. 242-256.
(198) Vgl. OT 4 und 19-21; AG 25-26.
(199) Vgl. can. 1010-1054.
(200) Johannes Paul II. an die Ordensleute Brasiliens, 5. Juli 1980.
Vgl. Vorw., Anm. 5.
(201) Ebd.
(202) Vgl. LG 44.
(203) Vgl. PC 8.
(204) CD 35,2.
(205) MR 23d.
(206) MR 37.
(207) CD 34. »Ut Episcopis auxiliatores adsint et subsint«,
heißt es in CD 35.
(208) 14 MR, 18,b.
(209) Vgl. can. 586, 1 und 2.
(210) Vgl. can. 591; MR 23. MR 57-58; vgl. auch can. 520, 2.
(211) MR 57-58; vgl. auch can. 520, 2.
(212) MR 6.
(213) 2 RM 2. AAS (1987) 361 ff.
(214) 3 RM 4.
(215) Ebd.
(216) LG 42.
ABKÜRZUNGEN
DOKUMENTE DES II. VATIKANISCHEN KONZILS
AG Dekret Ad gentes, 1965
CD Dekret Christus Dominus, 1965
DV Dogmatische Konstitution Dei Verbum, 1965
GE Erklärung Gravissimum educationis, 1965
GS Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 1965
LG Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 1964
OT Dekret Optatam totius, 1965
PC Dekret Perfectae caritatis, 1965
PO Dekret Presbyterorum ordinis, 1965
UR Dekret Unitatis redintegratio, 1964
SC Konstitution Sacrosanstum Concilium, 1963
PÄPSTLICHE DOKUMENTE
ChL Apostolische Ermahnung Christifideles laici, Johannes Paul II.,
1989
ET Apostolische Ermahnung Evangelica testificatio, Paul VI., 1971
MD Apostolisches Schreiben Mulieris dignitatem, Johannes Paul II.,
1988
RD Apostolische Ermahnung Redemptionis donum, Johannes Paul II.,
1984
RM Enzyklika Redemptoris Mater, Johannes Paul II., 1987
ANDERE DOKUMENTE DES HL. STUHLES
CIC Codex Iuris Canonici
can. Canon, canones
EE Eléments essentiells de l'enseignement de l'Eglise sur la Vie
Religieuse appliqués aux instituts consacrés à l'apostolat
(Wesentliche Elemente der Lehre der Kirche über das Ordensleben, angewandt
auf die apostolisch tätigen Institute): Dokument der Kongregation für
die Ordensleute und Säkularinstitute, 1983
EGL Aktuelle Hinweise fur die Einführung der
Priesteramtskandidaten in das geistli-che Leben: Rundschreiben der
Kongregation für das katholische Bildungswesen, 1980
KDO Die kontemplative Dimension des Ordenslebens; Dokument der
Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute, 1980
MR Mutuae relationes (Leitlinien fur die gegenseitigen Beziehungen
zwischen Bischöfen und Ordensleuten in der Kirche): Dokument der Hl.
Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute und der Hl.
Kongregation für die Bischöfe, 1978
OCV Ordo consecranonis Virginum, Kongregation für den Kult,
1970
OFM Das Ordensleben und die Förderung des Menschen: Dokument
der Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute, 1980
OPR Ordo Professionis Religiosae, Kongregation für den Kult,
1970
RC Renovationis causam: Instruktion der Hl. Kongregation für
die Ordensleute und Säkularinstitute über die zeitgemäße
Erneuerung der Ausbildung zum Ordensle-ben, 1969
RI Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis (Grundordnung für
die Ausbildung der Priester): Dokument der Kongregation für das katholische
Bildungswesen, 1970
VS Venite seorsum: Instruktion der Hl. Kongregation für die
Ordensleute und Säkularinstitute, 1969
WEITERE ABKÜRZUNGEN
AAS Acta Apostolicae Sedis
Cthl Commissio Theologica Internationalis
EV Enchiridion Vaticanum, Edizioni Dehoniane, Bologna.
IDGP Insegnamenti di Giovanni Paolo II, Libreria Editrice Vaticana.
OR L'Osservatore Romano
ORdt L'Osservatore Romano, deutsche Ausgabe
PG Patrologia Graeca
UISG Unione Internazionale delle Superiore Generali (Internationale
Vereinigung der Generaloberinnen)
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
Zielsetzung der Ausbildung der Ordensleute
Eine ständige Sorge
Nachkonziliare Maßnahmen der Kongregation für die Institute des
geweihten Lebens und die Gemeinschaften des apostolischen Lebens
Zweck dieses Dokuments und an wen es gerichtet ist
Erstes Kapitel
GEWEIHTES LEBEN UND AUSBILDUNG
Ordensidentität und Ausbildung
Das geweihte Leben nach dem Kirchenrecht
Göttliche Berufung zu einer Heilssendung
Eine persönliche Antwort
Die Ordensprofeß: Ein kirchlicher Akt der Weihe und Eingliederung
Das Leben nach den evangelischen Räten
Keuschheit
Armut
Gehorsam
Die Ordensinstitute: Eine Vielfalt von Gaben, die gepflegt und bewahrt
werden müssen
Ein im Heiligen Geist geeintes Leben
Zweites Kapitel
ASPEKTE, DIE ALLEN ABSCHNITTEN DER AUSBILDUNG
ZUM ORDENSLEBEN GEMEINSAM SIND
A) Vermittler und Umfeld der Ausbildung
Der Geist Gottes
Die Jungfrau Maria
Kirche und die »kirchliche Gesinnung«
Die Gemeinschaft
Der Ordensangehörige selbst: verantwortlich für seine Ausbildung
Die Erzieher oder Ausbilder: in verschiedener Weise für die Ausbildung
verantwortliche Obere
B) Die menschliche und christliche Dimension der Ausbildung
C) Die Askese
D) Sexualität und Ausbildung
Drittes Kapitel
DIE STUFEN DER ORDENSAUSBILDUNG
A) Die Vorbereitungsphase zum Noviziat
Begründung
Inhalt
Formen der Verwirklichung
B) Das Noviziat und die zeitlichen Gelübde
Zweck
Inhalt
Die berufliche Arbeit während des Noviziats
Einige Bedingungen für die Durchführung
Pädagogik
Der Novizenmeister und seine Mitarbeiter
Die Ordensprofeß
C) Die Ausbildung der zeitlichen Professen
Die Vorschrift der Kirche
Bedeutung und Anforderungen dieses Ausbildungsabschnittes
Inhalt und Mittel der Ausbildung
D) Die ständige Weiterbildung der ewigen Professen
Warum ständige Weiterbildung?
Inhalt der Fortbildung
Die entscheidenden Abschnitte der ständigen Weiterbildung
Viertes Kapitel
DIE AUSBILDUNG IN DEN GÄNZLICH
AUF DIE KONTEMPLATION HINGEORDNETEN INSTITUTEN,
BESONDERS DEN NONNENKLÖSTERN (PC 7)
Die Stellung dieser Institute in der Kirche
Die Bedeutung der Ausbildung in diesen Instituten
Einige Schwerpunkte
Die »lectio divina«
Die Liturgie
Arbeit
Askese
Durchführung
Fünftes Kapitel
AKTUELLE FRAGEN BEZÜGLICH DER AUSBILDUNG DER ORDENSLEUTE
A) Die jungen Kandidaten für das Ordensleben und die Pastoral der
Berufe
B) Die Ausbildung der Ordensleute und die Kultur
C) Ordensleben und kirchliche Bewegungen
D) Das Bischofsamt und das Ordensleben
E) Die gegenseitige Zusammenarbeit der Institute auf dem Gebiet der
Ausbildung
Sechstes Kapitel
DIE ORDENSLEUTE ALS KANDIDATEN FÜR DAS PRIESTERAMT
UND DAS AMT DES DIAKONS
Die Ausbildung
Die religiöse Eigenart der Ordenspriester und Ordensdiakone
Der Platz der Ordenspriester im Presbyterium der Diözese
SCHLUSS
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