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ANHANG


  • ANHANG II
    Eine prophetische Geste der Gemeinschaft und Solidarität 

Anhang I,A
WEIHE - BERUFUNG

Leben bedeutet, jeden Augenblick von Gott gewollt und geliebt zu sein. Wenn dies schon für jedes Geschöpf zutrifft, wieviel mehr muß dann nicht jemand, der Gott geweiht ist, sich der Bedeutung des Lebens als einer Gabe Gottes bewußt sein, als eines Rufs zum Leben gemäß der Logik der göttlichen Liebe, die uns in Christus offenbar wurde! »Der Mensch, der sich Gott geweiht hat, macht in den verschiedenen Lebensformen, die vom Heiligen Geist im Laufe der Geschichte eingegeben wurden, die Erfahrung der Wahrheit über den Gott der Liebe, je mehr er sich unter das Kreuz Christi stellt« (VC, 24). Als Getaufter und als einer, der sich noch radikaler Gott und den Brüdern anheimgegeben hat, ist der Geweihte eine Epiphanie der Liebe des Dreieinigen Gottes, der die Gemeinschaft mit den Menschen sucht: »Diesen Glanz der Liebe spiegelt das geweihte Leben wider, weil es mit seiner Treue zum Kreuzesgeheimnis bekennt, an die Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu glauben und aus ihr zu leben« (ebd.).

1. Das Große Jubiläum, das wir feiern, findet im geweihten Leben eine wunderbare geschichtliche und seinsmäßige Konkretisierung des Geheimnisses der Liebe Gottes, die in der Person Jesu Christi offenbar geworden ist. Das Große Jubiläum ist eine hohe Feier der 2000 Jahre seit der Menschwerdung des Wortes des Vaters und dessen Ostergeheimnisses, das durch die Kraft des Heiligen Geistes sich aufs neue verwirklicht. Es geht um die höchste Verdichtung des Geheimnisses von Gott als Gemeinschaft, Gott als Liebe: der Vater, der durch seine Schöpfung aus sich heraustritt, setzt sich in Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen durch seinen Sohn Jesus Christus, der als ein Ereignis in der Geschichte die volle Gemeinschaft zwischen Gott und dem Menschen darstellt. Diese Offenbarung-Gemeinschaft des Vaters durch seinen Sohn Jesus verwirklicht sich innerhalb der geschichtlichen Zeit durch die ständige Ausgießung des Geistes, die eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, daß sich die Gemeinschaft von Gott und den Menschen in ihrer ganzen Tiefe verwirklichen kann.

Es ist der ewige Plan Gottes, die Menschen an seinem dreifaltigen Leben Anteil nehmen zu lassen: durch Jesus Christus im heiligen Geist hat der Mensch Zugang zum Vater. Die Vaterschaft Gottes ist nichts Sentimentales; sie ist vielmehr eine Tatsache, die den Menschen umgestaltet, indem sie ihn in die Intimität seiner dreifaltigen Familie hineinnimmt. Die Christen haben »Anteil an der göttlichen Natur« (2 Petr 1,4), denn der Brief an die Epheser sagt: »Durch ihn haben wir in dem einen Geist Zugang zum Vater« (vgl. Eph 2,18). Heilig sein bedeutet, durch Jesus Christus im Heiligen Geist an der Natur Gottes, des Vaters, Anteil zu haben. Die Christen werden so »Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes« (vgl. Eph 2,19). Der ewige Plan Gottes besteht also darin, »alles in Christus zu erneuern«. Von Ewigkeit hat er die Menschen »gerufen«, sich in Gemeinschaft mit ihm zu begeben, indem er sie in das Geheimnis seines menschgewordenen Sohnes einschloß: »Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus nach seinem gnädigen Willen... Er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen und in Christus alles zu vereinen, alles was im Himmel und auf Erden ist...« (Eph 1,3-6. 9-10).

2. Wir sind von Ewigkeit her berufen, »in« und »durch« Christus »heilig« zu sein, d.h. am »heiligen Leben« Gottes und an dessen grenzenloser Transzendenz teilzunehmen. Darin liegt die »Weihe« jedes Getauften. Ja man kann sagen, daß im Plan Gottes jedes vernunftbegabte Wesen an dieser Berufung Anteil hat. Die Weihe ist gleichzusetzen mit der Vergöttlichung des Menschen, und diese wieder ist gleichzusetzen mit dem Einswerden mit Christus, das durch die Ausgießung des Geistes geschieht.

Es ist die Berufung der gottgeweihten Personen, diese »Weihe« noch sichtbarer zu machen. Das geweihte Leben ist eine »Christus gemäße Existenz«, die »nur auf Grund einer besonderen Berufung und kraft eines eigenen Geschenks des Geistes möglich ist. In ihr ist die Taufweihe in der Tat zu einer radikalen Antwort in der Nachfolge Christi durch die Annahme der evangelischen Räte geführt« (VC, 14). Auf diese Weise ist der Geweihte gerufen, trotz der Schwachheit seiner Menschennatur das Geheimnis Christi, das wir im Jubiläum feiern, durchscheinen zu lassen. Denn »im geweihten Leben geht es nicht nur darum, Christus aus ganzem Herzen zu folgen, ihn »mehr als Vater und Mutter, mehr als Sohn oder Tochter« (vgl. Mt 10,37) zu lieben, wie es von jedem Jünger gefordert wird, sondern dies mit der sich Christus anpassenden Zustimmung oder gesamten Existenz, in einer allumfassenden Spannung zu leben und auszudrücken, die im möglichen Zeitrahmen die eschatologische Vollkommenheit vorwegnimmt« (VC, 16).

Christus ist »das Ebenbild des unsichtbaren Gottes« (Kol 1,15), und der Mensch seinerseits ist Ebenbild Christi: »Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht« (Rm 8,28).

Wer sich radikal und eindeutig Gott geweiht hat, der ist gerufen, lebendige Ikone Christi zu werden: seine »besondere Weihe« (VC, 30) ist nichts anderes als der Ruf zu einem wachsenden Einswerden mit Christus, zu sein wie ein lebendiges Sakrament der Gegenwart Christi unter den Menschen. Denn »während sich (die Geweihten) auf einem Weg unablässiger Läuterung vom Geist leiten lassen, werden sie immer mehr zu Personen, die mit Christus gleichförmig sind, zur Verlängerung einer besonderen Gegenwart des auferstandenen Herrn in die Geschichte hinein« (VC, 19).

3. Das Jubiläum ist nicht einfach eine Gedenkfeier für ein Ereignis der Vergangenheit. Es geht um eine Wirklichkeit, die sich gewissermaßen täglich erneuert, da Jesus von Nazareth tatsächlich auferstanden ist und unter und in uns lebt. Ja, der Mensch Jesus Christus, der vor 20 Jahrhunderten gelebt hat, gestorben und auferstanden ist, ist »Anfang und Ende« (Apg 21,6), »Alpha und Omega« (Apg 1,8; 21,6) der ganzen Schöpfung; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen und alles hat in ihm Bestand (Kol 1,16). Er teilt die Wasser der Geschichte, er bewegt den Kosmos, er ist die Erfüllung und der Sinn jeglichen Ereignisses und des ganzen Universums.

Der Geweihte ist sich bewußt, daß er in aller Bescheidenheit berufen ist, dieses Geheimnis Christi heute sichtbar zu machen. Wenn »die Religion, die in Christus gründet, eine Religion der Herrlichkeit ist, dann bedeutet sie eine Existenz in einem neuen Leben zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes (vgl. Eph 1,12)«; und wenn »der Mensch (vivens homo) Offenbarwerdung der Herrlichkeit Gottes ist, berufen zu einem Leben aus der Fülle Gottes« (TMA, 6), dann wird der Geweihte, der zu einem noch radikaleren Zeugnis für das Geheimnis Christi vor der Welt berufen ist, dies noch viel mehr sein.

Wenn »das heilige Jahr ein einziges, ununterbrochenes Lob der Dreifaltigkeit, des Höchsten Gottes, sein soll« (Incarnationis mysterium, 3), dann ist dies für die Geweihten ein weiterer Grund, Gott zu loben und ihm zu danken: sie sind durch ihre Ordensweihe von Gott berufen, den Männern und Frauen von heute dieses große Geheimnis Gottes erfahrbar zu machen, das mit der Person Christi in unsere Geschichte eingebrochen ist.

Der heutige Mensch will sehen, daß die Verheißungen Gottes, die sich in der Person Christi vor 2000 Jahren erfüllten, sich auch heute noch für ihn erneuern. Der heutige, von Tausenden von Botschaften und Abertausenden von Worten erstickte Mensch braucht mehr denn je die »Frohe Botschaft«, das »Wort«, das in seinem Fleisch Fleisch wird. Der heutige Mensch ist der falschen Glücksverheißungen müde; er will die Erfüllung der Verheißungen, er hat ein unsägliches Verlangen nach Heil. Der heutige Mensch dürstet und hungert nach Liebe, Freundschaft, Verständnis; er braucht jemanden, der ihm hilft, seine Ängste, seine Furcht und seine Zweifel zu überwinden; er braucht jemanden, der der offenkundigen Sinnlosigkeit, die ihn umgibt, Sinn verleiht.

Christus neu entdecken, das ist das erste Ziel des Jubiläums. Es hängt auch von den Geweihten ab, ob dieses Ziel erreicht wird...

Anhang I,B

GEMEINSCHAFT - OKUMENISMUS

In diesem Jubiläumsjahr, das durch das lebendige Gedenken an die Menschwerdung des Herrn das dritte christliche Jahrtausend einleitet, ist die Kirche aufgerufen, sich selbst aufs neue als ein Geheimnis der Gemeinschaft zu entdecken. Es ist der Plan des Vaters mit der Welt, daß die Menschen wie Söhne in dem einen Sohn (Eph 1,4f) seien und leben, und daß Gott »alles in allem« sei (1 Kor 15,28). Das Geheimnis der Gemeinschaft, das in Christus, dem Fleisch gewordenen, gestorbenen und auferstandenen ewigen Wort gründet, ist für uns durch die Ausgießung des Heiligen Geistes möglich geworden; es ist das Geheimnis der Kirche selbst. Das geweihte Leben hat als Gabe des Geistes die Aufgabe, die Gemeinschaft im Gottesvolk sichtbar zu machen durch ein brüderliches Leben, das echt und dauerhaft gelebt wird, damit die Welt in der Gemeinschaft jene Antwort auf ihr tiefes Verlangen nach einer wahren Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen finde.

1. Vor seiner Hingabe für das Heil der Welt bittet Jesus den Vater, daß doch alle eins seien, und er verweist als Beispiel dieser Einheit auf seine ewige Beziehung als Sohn zum Vater: »...ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich« (Joh 17,21.23). Die ganze Sorge Gottes für die Welt dient letztlich diesem Ziel: die Menschen sollen Anteil erhalten am göttlichen Leben, das vollkommene Liebe ist, vollkommene gegenseitige Hingabe von Vater und Sohn im Heiligen Geist. Der Vater hat jeden Menschen geschaffen; er hat seinen eingeborenen Sohn gesandt und den Geist ausgegossen, damit ein jeder in das Leben Gottes eingeführt werde und in Gemeinschaft mit allen lebe.

Die Kirche, die aus dem Opfer Christi und aus der Ausgießung des Geistes entsteht, hat kein anderes Ziel als das, die »Gemeinschaft« der Menschen möglich zu machen und das dreifaltige Leben für die ganze Menschheit zu erschließen. Und da das göttliche Leben ein Leben in Dreifaltigkeit ist (der Beziehungen), deshalb ist die Kirche das »Sakrament«, in welchem es den Menschen möglich wird, sich als Mitglieder der einzigen Familie Gottes zu retten.

Der hl. Paulus schreibt: »Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen« (1 Kor 12,13; vgl. Eph 4,4). Der Geist ist tatsächlich der Urgrund der Gemeinschaft, da er Person gewordener Ausdruck der göttlichen Agape (Liebe) ist, die von ihrer Natur aus eint: »Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist« (Röm 5,5). Er ist der Urgrund der Einheit und der Gemeinschaft, denn die Einheit der Kirche ist ein Gnadengeschenk Gottes: indem wir mit Christus eins werden, entsteht die Kirche als Verwirklichung des ewigen Planes Gottes. Jesus ist Mensch geworden, gestorben und auferstanden, damit sich diese Einheit verwirkliche, um die von der Sünde verwundeten Menschen zur Einheit mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zurückzuführen (vgl. Eph 2,11-22).

2. Wenn dieses das Geheimnis der Kirche als Gemeinschaft ist, dann sind die Geweihten, die zu einer besonderen Radikalität in der Nachfolge Christi und zu einer besonderen Sichtbarmachung der Gleichwerdung mit ihm gerufen sind, auch dazu gerufen, der Welt die Sichtbarkeit der Kirche als ein Geheimnis der Gemeinschaft zu zeigen. Das geschwisterliche Leben, das die Geweihten je nach der Eigenart ihrer jeweiligen Spiritualität kennzeichnen soll, wird zum Ort, an dem das Geheimnis der Kirche sich in der Sichtbarkeit jener Personen offenbart, die sich gegenseitig als Glieder in Christus verstehen. Wenn der Geweihte die Radikalität seiner Taufberufung verwirklichen soll, dann bedeutet dies, daß seine Berufung als Geweihter eine Berufung zur Bildung der Kirche, zur Bildung von Gemeinschaft ist. Die theologische Begründung des geweihten Lebens wird von diesem Gesichtspunkt her in der Kirche immer mehr zu einem Element der Förderung des Lebens in Gemeinschaft. Man weiht sich dem Herrn, um noch radikaler die eigene Verbindung mit der Kirche zu leben, d.h. die eigene Beziehungsfähigkeit, deren Ursprung, Vorbild und Ziel die Dreifaltigkeit ist: »Eine große Aufgabe ist dem geweihten Leben auch im Lichte der vom II. Vatikanischen Konzil mit fester Entschiedenheit dargestellten Lehre von der Kirche als Gemeinschaft anvertraut. Von den Personen des geweihten Leben wird verlangt, als “Zeugen und Baumeister jenes 'göttlichen Planes für Gemeinschaft', der die Geschichte der Menschen krönen soll”, wirkliche Experten der Gemeinschaft zu sein und deren Spiritualität in die Praxis umzusetzen« (VC, 46).

Das brüderliche Leben, innerhalb dessen die Geweihten zur Verwirklichung der eigenen Berufung aufgefordert sind, wird zum Ausdruck eines echt kirchlichen Lebens: »Die Kirche ist ihrem Wesen nach Geheimnis der Gemeinschaft, “das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes geeinte Volk”. Die Tiefe und die Fülle dieses Geheimnisses will das geschwisterliche Leben dadurch widerspiegeln, daß es sich als von der Dreifaltigkeit bewohnter, menschlicher Raum gestaltet, der auf diese Weise die den drei göttlichen Personen eigenen Gaben der Gemeinschaft in die Geschichte einbringt« (VC, 41).

Die Geschwisterlichkeit, in der die Geweihten ihre Zugehörigkeit zum Herrn leben, kann nicht auf rein soziologische oder psychologische Kräfte reduziert werden: sie muß letztlich in ihrem theologalen Charakter als Gabe und Geheimnis neu entdeckt und verstanden werden: »Im Gemeinschaftsleben muß irgendwie erkennbar werden, daß die geschwisterliche Gemeinschaft, noch eher als Weg für eine bestimmte Sendung, göttlicher Ort ist, an dem die mystische Gegenwart des auferstandenen Herrn erfahren werden kann (vgl. Mt 18,20)« (VC, 42).

In der Feier des Großen Jubiläums ist es besonders bedeutsam daran zu erinnern, wie in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche die Geweihten eine prophetische und zur Gemeinschaft anregende Präsenz für die ganze kirchliche Gemeinschaft gewesen sind: »Das geweihte Leben hat zweifellos das Verdienst, wirksam dazu beigetragen zu haben, in der Kirche das Verlangen nach Geschwisterlichkeit als Bekenntnis zur Dreifaltigkeit lebendig zu erhalten« (VC, 41). Man darf diesen prophetischen Impuls der Geweihten nicht verkümmern lassen; ja, man muß ihn beständig neu aufgreifen und in diesem dritten christlichen Jahrtausend fördern.

3. Für diese besondere Berufung zur Kirchlichkeit, die den Geweihten eigen ist, bedarf das geschwisterliche Leben der täglichen Nahrung durch die Pflege des persönlichen und gemeinschaftlichen Gebets, durch stetiges Hinhören auf das Wort Gottes, durch ehrliche Umkehr, die aus dem Sakrament der Versöhnung die Kraft zu ständiger Wiedergeburt schöpft; ferner durch ein inständiges Erbitten der Einheit, die »eine besondere Gabe des Geistes ist für jene, die bereitwillige Hörer des Evangeliums sind«. »Er, der Geist selbst, ist es, der die Seele zur Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn Jesus Christus führt (vgl. 1 Joh 1,3)« (VC, 42). Nur wenn der Geist von unserer Menschlichkeit, von unserem Menschenherzen, von unserem Bedürfnis nach Liebe und Zärtlichkeit Besitz ergreift, nur dann werden die religiösen Gemeinschaften »kleine Kirchen« sein und Zeichen der Gegenwart des Geistes.

In dieser Dynamik geschwisterlichen Lebens, das für die Kirche und für die Welt ein Zeichen echter Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen ist, muß der hl. Eucharistie als dem herausragenden Sakrament der Einheit eine absolut zentrale Stellung zuerkannt werden: »Wie für das kirchliche Leben, so ist die Eucharistie auch Herzstück für das geweihte Leben. Wie könnte die Person, die berufen ist, durch das Gelübde der evangelischen Räte Christus als den einzigen Sinn ihres Daseins zu wählen, nicht wünschen, mit ihm eine immer tiefere Gemeinschaft herzustellen durch die tägliche Teilnahme am Sakrament, das ihn im Opfer gegenwärtig werden läßt, wenn es das Liebesgeschenk auf Golgotha aktuell macht, im Gastmahl, das das pilgernde Volk Gottes nährt und schützt« (VC, 95). Die Geweihten können unmöglich Zeugen der Gemeinschaft sein, wenn ihr eigenes Leben seine Herzmitte nicht im Ostergedächtnis findet: »Die Eucharistie steht aufgrund ihrer Natur im Zentrum des geweihten Lebens, des persönlichen und des gemeinschaftlichen. ... Jede Person des geweihten Lebens ist berufen, das Ostergeheimnis Christi zu leben, indem sie sich mit ihm in der Hingabe des eigenen Lebens an den Vater durch den Geist vereint. ... Und in der Feier des Geheimnisses des Leibes und Blutes des Herrn festigt sich und wächst die Einheit und die Liebe derer, die Gott ihr Leben geweiht haben« (VC, 95).

4. In dieser großen Feier des Jubiläums entdeckt sich das geweihte Leben als Zeichen des Lebens in Gemeinschaft und zeigt der modernen Welt die Antwort, die Gott selbst dem Menschen gibt, der sich nach einer wahren Beziehung mit ihm und mit den Menschen sehnt. Der Mensch verlangt wirklich nach Gemeinschaft und vollem Glück. Nur in Christus öffnet sich ihm die Gnade dieser Erfüllung.

In unserer Zeit, die gleichzeitig durch extreme, menschenfeindliche Individualismen und durch Kollektivismen, die die Person für die Behauptung einer ethnischen Zugehörigkeit oder einer Nationalität über eine andere opfern, so schmerzlich gekennzeichnet ist, erinnert das große Jubiläum alle an das Geheimnis der Gemeinschaft, das uns in Christus geoffenbart ist als ein Angebot an alle Menschen, und das aus dem Herzen des dreifaltigen Gottes hervorgeht. Hier, nach dem Vorbild des unaussprechlichen göttlichen Geheimnisses, sind die Personen gerufen, aus sich selbst herauszugehen, um die wahre eigene Identität in der Selbsthingabe an die anderen zu finden. Hier bekommt das Gemeinschaftsleben der Geweihten eine heute besonders dringliche Aufgabe: »Es hat durch die ständige Förderung des geschwisterlichen Lebens gezeigt, daß die Teilnahme an der trinitarischen Gemeinschaft die menschlichen Beziehungen dahingehend zu verändern vermag, daß sie eine neue Art von Solidarität hervorbringt. Auf diese Weise zeigt das geweihte Leben den Menschen sowohl die Schönheit der geschwisterlichen Gemeinschaft als auch die Wege, die konkret zu ihr führen. Denn die Personen des geweihten Lebens leben “für” Gott und “von” Gott und können sich eben deshalb zur Macht der versöhnenden Wirkung der Gnade bekennen, die die im Herzen des Menschen und in den sozialen Beziehungen vorhandenen zersetzenden Kräfte niederwirft« (VC, 41).

Mit seiner zweitausendjährigen Erfahrung geschwisterlichen Lebens ist das geweihte Leben am Beginn des dritten Jahrtausends mehr denn je gerufen, die Gemeinschaft als eine Wirklichkeit zu bezeugen, in der der Mensch tatsächlich zu sich selbst findet, indem er sich lieben läßt und lernt, sich selbst zu einem echten Geschenk zu machen, in der Achtung und Wertschätzung aller Unterschiede, die im Geheimnis der Gemeinschaft zu einem Reichtum werden und zu Elementen der Einheit, und nicht der Trennung: »Inmitten der verschiedenen Gesellschaften unserer Erde - Gesellschaften, die häufig von Leidenschaften und entgegengesetzten Interessen beeinträchtigt sind, die sich nach Einheit sehnen, jedoch unsicher sind bezüglich der einzuschlagenden Wege - sind die Gemeinschaften des geweihten Lebens, in denen sich Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Sprachen und Kulturen als Brüder und Schwestern begegnen, Zeichen für eine Gemeinschaft, die die Unterschiede in harmonischen Einklang zu bringen vermag« (VC, 51).

Darum mögen alle jene, die Gott zu einer besonderen Gleichgestaltung mit Christus gerufen hat, sich dessen bewußt sein, »daß die Kirche den Gemeinschaften des geweihten Lebens die besondere Aufgabe anvertraut, die Spiritualität der eigenen Gemeinschaft vor allem innerhalb der eigenen Gemeinschaft und dann in der kirchlichen Gemeinschaft und über deren Grenzen hinaus dadurch zu stärken, daß sie vor allem dort, wo die heutige Welt von Rassenhaß oder mörderischem Wahn zerrissen ist, den Dialog der Liebe eröffnet bzw. immer wieder aufnimmt« (VC, 51).

Doch wie soll man gerade angesichts dieser Aufgabe, nämlich Förderer der Einheit des ganzen Menschengeschlechts zu sein, nicht von neuem den Schmerz über die Trennungen innerhalb des Gottesvolkes verspüren, und die dringende Notwendigkeit, die volle Einheit unter allen Christen herzustellen! Dafür ist erforderlich, daß im geweihten Leben die Bemühungen und der Einsatz für die Einheit derer, die an Christus glauben, einen besonderen Platz einnimmt. Gemeint ist besonders, sich das Gebet des Herrn selbst zu eigen zu machen: »Sie sollen vollendet sein in der Einheit« (Joh 17,23)«. Eine solche Einheit — man bedenke es wohl — »ist letztlich ein Geschenk des Heiligen Geistes» (TMA, 34), und darum »fleht die Kirche zum Herrn, daß die Einheit unter allen Christen der verschiedenen Bekenntnisse wachse, bis sie die völlige Gemeinschaft erreiche« (TMA, 16). Hier also wird die Aufgabe der Geweihten in dieser Beziehung deutlich: »Wenn nämlich die Seele der Ökumene das Gebet und die Umkehr sind, besteht kein Zweifel, daß die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens eine besondere Verpflichtung haben, sich dieser Aufgabe zu widmen. Es ist also dringend geboten, im Leben der Personen des geweihten Lebens dem ökumenischen Gebet und dem glaubwürdigen Zeugnis des Evangeliums mehr Raum zu geben, damit die Mauern der Trennungen und der Vorurteile zwischen den Christen durch die Kraft des Heiligen Geistes niedergerissen werden können« (VC, 100).

Anhang I,C

SENDUNG - ZEUGNIS - MARTYRIA

Das Große Jubiläum, »das Jahr der Gnade«, kennt kein anderes Ziel als das, für die Kirche, den Leib Christi, die besten Voraussetzungen zu schaffen, damit der Geist sie noch einmal erneuere und läutere und in der Zeit des Jubiläums das Werk der Befreiung und der Heilung wiederhole, das er in der Person des Jesus von Nazareth vor zwanzig Jahrhunderten gewirkt hat: »Der Geist des Herrn ruht auf mir: denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe (“ein Jubiläumsjahr”)« (Lk 4,18-19).

1. Wenn das Charisma des geweihten Lebens vor allem in der größeren Gleichwerdung mit Christus besteht, dann ist gewissermaßen auch die Ordensperson vom Geist »gesalbt«, um in die Welt gesandt zu sein. Außerdem ist hinreichend bekannt, daß das geweihte Leben als ein Charisma für das Wohl des Leibes Christi, also der Kirche, geschenkt ist. Das Dokument Vita Consecrata sagt: »Weit davon entfernt, diejenigen die der Vater berufen hat, der Menschheitsgeschichte vorzuenthalten, stellt sie derselbe Geist sodann, je nach den Bestimmungen ihres Lebensstandes, in den Dienst der Brüder und Schwestern und leitet sie an, in Bezug auf die Bedürfnisse von Kirche und Welt durch die den verschiedenen Instituten eigenen Charismen besondere Aufgaben zu erfüllen. Daraus erklärt sich das Entstehen so vielfältiger Formen geweihten Lebens, durch welche die Kirche “mit den mannigfaltigen Gnadengaben ihrer Kinder wie eine Braut für ihren Mann geschmückt dasteht (vgl. Offb 21,2)” und durch jedes Mittel bereichert wird, um ihre Sendung in der Welt zu erfüllen« (VC, 19).

In diesem Jubiläumsjahr werden sich die Geweihten, insofern sie Christus ähnlich geworden sind («gesalbt« durch die Taufe und die Ordensweihe), noch mehr von der Kraft des Geistes durchdringen lassen, um ihre Sendung in der Welt wirksam erfüllen zu können: »Nach dem Bilde Jesu, des geliebten Sohnes, “den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat” (Joh 10,36), werden auch diejenigen, die Gott in seine Nachfolge ruft, geheiligt und in die Welt gesandt, um sein Beispiel nachzuahmen und seine Sendung fortzusetzen. Grundsätzlich gilt das für jeden Jünger. Doch in besonderer Weise gilt es für alle, die in der charakteristischen Form des geweihten Lebens dazu berufen sind, Christus “näher” zu folgen und ihn zum “Ganzen” ihrer Existenz zu machen. In ihrer Berufung ist daher die Aufgabe enthalten, sich vollständig der Sendung zu widmen: ja, das geweihte Leben wird unter dem Wirken des Heiligen Geistes, dem Ursprung jeder Berufung und jedes Charismas, selbst zur Sendung, wie es das ganze Leben Jesu gewesen ist« (VC, 72).

Denn Christus, über den der Geist herabkommt und auf dem er ruht, hat sein ganzes Leben als Sendung des Vaters gelebt: er ist jener, den der Vater gesandt hat; er kommt nicht von sich, sondern ist der Gesandte des Vaters (Joh 8,42) um dessen Willen zu erfüllen; und sein Wille ist es, daß nichts von dem, das er ihm gegeben hat, verloren gehe, sondern auferweckt werde am jüngsten Tag (Joh 6,38f). So muß die geweihte Person, da sie zur sichtbaren Gleichwerdung mit Christus gerufen ist, das eigene Leben als eine Sendung leben und sich das Wort des Auferstandenen besonders zu eigen machen: »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20.21)! Das konkrete Sein der Geweihten ist mit all seinen besonderen Gaben also ein Ruf, sich ganz in die Sendung zum Heil der Welt einzubringen.

2. In der Kirche spürt man heute immer deutlicher das Bedürfnis, die Evangelisierung mit der »Neuevangelisierung« zu verbinden, und man wird sich auch der entscheidenden Rolle bewußt, die den Geweihten dabei zufällt. Dieses so wichtige Bedürfnis verlangt, noch vor jeder organisatorischen oder strategischen Anstrengung, eine größere Verfügsamkeit für das Wirken des Heiligen Geistes, ohne die man Gefahr läuft, »umsonst zu arbeiten«. Denn »die Evangelisierung wird nie möglich sein, ohne das Wirken des Heiligen Geistes«, sagt Paul VI. (EN, 75), und Johannes Paul II. greift die Lehre seines Vorgängers auf, wenn er sagt: »Der Geist ist auch für unsere Zeit die Hauptkraft der Neuevangelisierung. Es wird also darauf ankommen, den Geist neu zu entdecken als den, der im Laufe der Geschichte das Reich Gottes aufbaut und seine volle Offenbarwerdung durch Jesus Christus dadurch vorbereitet, daß er die Menschen innerlich anregt und im menschlichen Erleben die Keime der endgültigen Rettung, die am Ende der Zeiten eintreten wird, aufgehen läßt« (TMA, 45).

Bezüglich der Geweihten, die zur Evangelisierung gerufen sind, sagt das Dokument Vita Consecrata: »Der besondere Beitrag der Personen des geweihten Lebens zur Evangelisierung besteht vor allem im Zeugnis eines Lebens der vollständigen Hingabe an Gott und an die Brüder und Schwestern in der Nachfolge des Erlösers, der sich aus Menschenliebe zum Knecht gemacht hat. Denn im Heilswerk kommt alles aus der Teilnahme der göttlichen Agape. Die Personen des geweihten Lebens machen in ihrer Weihe und Ganzhingabe die liebende und heilbringende Gegenwart Christi sichtbar, der vom Vater geheiligt und in die Welt gesandt wurde. Wenn sie sich von ihm ergreifen lassen (vgl. Phil 3,12), sind sie bereit, gewissermaßen zu einer Verlängerung seines Menschseins zu werden. Das geweihte Leben ist beredter Ausdruck dafür, daß einer, je mehr er aus Christus lebt, ihm um so besser in den anderen dienen kann, indem er bis an die vordersten Missionsfront vorstößt und größte Risiken auf sich nimmt« (VC, 76).

Die Evangelisierung ist also nichts anderes als die Ausbreitung jenes Lebens Christi unter die Menschen durch den Geweihten, der es selbst bereits im Heiligen Geist erfährt. Das größte Werk der Evangelisierung, das ein Geweihter vollbringen kann, ist jenes, ernsthaft sein Kirche-Sein zu leben, sein »In-Gemeinschaft-Stehen« als eine Wirklichkeit, die den endgültigen Beweis für die Gegenwart und für das Wirken des Geistes in seinem Inneren darstellt.

Wenn man die eigenen Gemeinschaften sich erneuern und die Berufungen neu erblühen sehen will, dann muß der Geist wirklich zum Protagonisten auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene des geweihten Lebens werden, und zwar in einer echt missionarischen Kraft. Das bedeutet Umkehr vom eigenen »Ich« (auch vom Ich der eigenen Kongregation oder Provinz), hin zum »Wir« der Gemeinschaft und der kirchlichen Sendung; das bedeutet Überwindung der Kräfte, die zum Tod führen, und Öffnung auf das Leben hin; Überwindung einer falschen Anhänglichkeit an Vergangenes und prophetische Öffnung, genährt von der echten Tradition, hin zur Zukunft der Suche nach dem Willen Gottes; Überwindung unseres engen Provinzialismus und Öffnung auf die Horizonte der Katholizität; Überwindung der Logik der Welt und Hinöffnung auf die Logik des Evangeliums und des Ostergeheimnisses, die eine Logik des Kreuzes und der Auferstehung ist. Letztlich geht es darum, unsere Entscheidung für den höchst-geliebten Gott ständig zu erneuern, in der Nachfolge Christi, bestärkt und beseelt durch die Kraft des Geistes.

3. Die Sendung der Geweihten muß immer, besonders jedoch in diesem »Gnadenjahr«, wie jene Sendung Christi sein: »den Armen die frohe Botschaft zu verkünden«. Unsere Brüder und Schwestern von heute leiden nicht nur an materieller Armut (Hunger, Entwurzelung von der Heimat, Verfolgung, Krieg, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Verlassenheit...), sondern auch an geistiger Armut (Einsamkeit, Verzweiflung, moralische Verwahrlosung, Verlust der Werte, Ausbeutung...). Zu all diesen sind die Geweihten gesandt, die »Frohbotschaft« des Heils und der Befreiung zu verkünden. Die Mönche, die Schwestern des kontemplativen Lebens, die verschiedenen Ordensleute des aktiven Lebens werden den leidenden Menschen verkünden, daß man noch hoffen kann, daß man noch lieben kann. Sie haben in ihrem Leben die befreiende Erfahrung Christi gemacht, sie können die Früchte der Erlösung allen Menschen bezeugen. Sie, die durch ihre Berufung »ins Gnadenjahr« eingetreten sind, werden durch ihr Leben, ihre Worte und ihre Werke sagen, daß das mit Christus vor 2000 Jahren begonnene Gottesreich mächtig und für alle wirksam ist; es kann und muß in das Gewebe unserer Gesellschaft eindringen, es kann und muß die Herzen der Menschen und der Strukturen verändern, es vermag Ungerechtigkeit in Gerechtigkeit, Verzweiflung in Hoffnung zu verwandeln, und Haß in Liebe.

In allen Geweihten wird Christus auch heute noch unter uns sein »allen Gutes tuend«; er wird weiterhin Tränen trocknen, Traurige trösten, Hungernde speisen, Kinder liebkosen, Gefangene befreien. Es bleibt jedoch für alle Ordensleute zutreffend: »Noch ehe sich die Sendung durch äußere Werke kennzeichnet, entfaltet sie sich dadurch, daß sie durch das persönliche Zeugnis für die Welt Christus selbst gegenwärtig macht. Das ist die Herausforderung, das ist die erstrangige Aufgabe des geweihten Lebens! Je mehr man Christus gleichförmig wird, um so gegenwärtiger und wirksamer macht man ihn in der Welt zum Heil der Menschen« (VC, 72).

Wenn wir uns an der Schwelle des Dritten christlichen Jahrtausends als Gottgeweihte an unsere Aufgabe erinnern, uns mit der Sendung Christi zu identifizieren, dann müssen wir doch auch all jene in Erinnerung rufen, die als Gottgeweihte bis zur Vergießung ihres Blutes dem Evangelium treu geblieben sind.

Christus ist der »getreue Zeuge« (Apg 1,5), der seine Sendung erfüllt hat, indem er »bis zum Ende« (Joh 13,1) liebte, in einem Gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Die Kirche, als sein Leib und als seine Braut, ist dazu berufen, an seiner Sendung teilzuhaben und dasselbe Zeugnis von der Wahrheit Gottes zu geben, bereit, »jedem Rechenschaft zu geben von der Hoffnung« (1 Petr 3,15).

So besteht also aller Grund, Gott zu danken für das Geschenk so vieler Gottgeweihter, die ihr Leben hingegeben haben, um die Liebe Christi zu jedem Menschen zu bezeugen! Das Apostolische Schreiben Vita Consecrata erinnert an Ereignisse aus jüngster Zeit und sagt: »Männer und Frauen des geweihten Lebens haben durch die Hingabe ihres Lebens Zeugnis von Christus, dem Herrn, gegeben. Tausende, die durch die Verfolgung seitens totalitärer Regime oder gewalttätiger Gruppen zum Leben im Untergrund gezwungen und in ihrer Missionstätigkeit, im Einsatz zugunsten der Armen, in der Sorge und Hilfe für die Kranken und die Menschen am Rand der Gesellschaft behindert waren, haben in langem und heroischem Leiden und oft durch Vergießen ihres Blutes ihre Weihe an Gott gelebt — und leben sie noch immer — und sind so ganz dem gekreuzigten Herrn gleichförmig geworden. Einigen von ihnen hat die Kirche bereits offiziell die Heiligkeit zuerkannt und ehrt sie damit als Märtyrer Christi. Sie erleuchten uns durch ihr Beispiel, sie leisten Fürbitte für unsere Treue, sie erwarten uns in der Herrlichkeit. Es besteht der lebhafte Wunsch, daß das Andenken so vieler Glaubenszeugen als Anregung zur Verehrung und Nachahmung im Bewußtsein der Kirche erhalten bleibt« (VC, 86).

Anhang II

EINE PROPHETISCHE GESTE
DER GEMEINSCHAFT UND SOLIDARITÄT

Für die Vorbereitung der Feier des Großen Jubiläums durch die Personen des geweihten Lebens wurde eine Kommission gebildet, bestehend aus den Vereinigungen USG (Vereinigung der Generalobern), UISG (Internationale Vereinigung der Generaloberinnen) und der CMIS (Weltkonferenz der Säkularinstitute). Sie stand in Zusammenarbeit mit der CIVCSVA (Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens). In der Vorbereitung der Mitfeier des Jubiläums hielt sie es für gut, die von vielen Seiten gewünschten und vom Geist des Jubiläums angeregten Aspekte der Vergebung, der Solidarität und der gegenseitigen Annahme zu betonen. Es sollte durch alle Personen des geweihten Lebens eine prophetische Geste der helfenden Gemeinschaft mit jenen gegeben werden, die besonders der Hilfe bedürfen. Die Kommission ist dabei, die verschiedenen Vorschläge zu prüfen.

Von diesem Verlangen nach Gemeinschaft beseelt bitten wir deshalb jede Gemeinschaft, und sei es die ärmste, entsprechend ihrer Möglichkeit, um einen Beitrag, der zum Ausdruck bringen soll, daß das geweihte Leben sich der großen Armut bewußt ist, die in vieler Hinsicht die Menschheit geißelt.

Wir wollen diese Geste der Liebe in der Adventszeit vollziehen, der Zeit der Erwartung und der Bitte, damit beim Gedenken an die Geburt Jesu, vor 2000 Jahren, des Heilandes und Erlösers, unsere Herzen sich in seiner Liebe durch eine neue Kraft der Liebe erneuern, was eine Voraussetzung ist, um das Geschenk des Friedens unter den Menschen und unter den Nationen zu erhalten.

Was dabei zusammengetragen wird, wird während der Eucharistiefeier in der Petersbasilika am 2. Februar 2000 von den Präsidenten der Unionen dem Hl. Vater überreicht werden. Alle in Rom residierenden Institute des geweihten Lebens werden zugegen sein, und in der überreichten Gabe auch jede einzelnen Gemeinschaft auf der Welt. Diese Gabe will die im Glauben und in der Hoffnung gelebte und vom Opfergeist getragene Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, die wir alle in uns, in unseren Gemeinschaften, unseren Völkern und auf der ganzen Welt bestärken wollen.

Jede Gemeinschaft kann ihre Opfergabe durch die Obernkonferenz des jeweiligen Landes oder durch den Generalobern oder die Generaloberin des eigenen Instituts überreichen lassen. Diese werden die Gaben an die CIVCSVA weiterleiten, die sie dann an die Präsidenten der Vereinigungen zur Übergabe an den hl. Vater überreicht.

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