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INTERNATIONALE THEOLOGISCHE KOMMISSION

 

Der Dreifaltige Gott, Einheit der Menschen

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Der christliche Monotheismus gegen die Gewalt [*]

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorbemerkung

Einführung

I. KAPITEL: Verdächtigungen gegenüber dem Monotheismus

            1. Die religiöse Erfahrung des Göttlichen
            2. Monotheismus und Gewalt: Eine notwendige Verbindung?
            3. Toleranter Polytheismus? Eine fragwürdige Metapher
            4. Die unserem Glaube anvertraute Verantwortung

II. KAPITEL: Die Initiative Gottes  auf dem Lebensweg der Menschen

            1. Der Bund Gottes, bestimmt für alle Völker
            2. Christliche Unterscheidung der alttestamentlichen Offenbarung
            3. Die Liebe üben, die Gerechtigkeit bewahren
            4. Der Glaube an den Sohn, gegen die Feindschaft unter den Menschen

III. KAPITEL: Gott, um uns aus der Gewalt zu retten

  1. Gott Vater rettet uns durch das Kreuz des Sohnes
  2. Die Überwindung der Gewalt im Sohn
  3. Der Leib des Menschen, zu Gottes Herrlichkeit bestimmt
  4. Die Hoffnung der Völker, der Glaube der Kirche
 

IV. KAPITEL: Der Glaube in Auseinandersetzung mit der Weite der Vernunft

   1. Der Weg des Dialogs und der Kernpunkt des Atheismus
   2. Die Auseinandersetzung um die Wahrheit der Existenz Gottes
   3. Kritik der Religion und atheistischer Naturalismus
   4. Der Einsatz der Vernunft: geschaffene Welt, göttlicher Logos
   5. Göttliche Transzendenz und die Beziehungen in, bzw. mit dem einen Gott

V. Kapitel: Gottes Kinder, zerstreut und versammelt

   1. Die Würde des Einzelnen und die Beziehung der Vielen
   2. Gott fördert die Leidenschaft für die Gerechtigkeit und eröffnet neu
       die Hoffnung des Lebens
   3. Die religiöse Läuterung von der Versuchung zur Herrschaft
   4. Die Stärke des Friedens mit Gott, Sendung der Kirche

 

VORBEMERKUNG

In ihrer Berufungsperiode 2009-2014 hat die Internationale Theologische Kommission eine Untersuchung zu einigen Aspekten der christlichen Gottesrede durchgeführt – besonders berücksichtigt wurde die These, nach der ein notwendiges Verhältnis zwischen Monotheismus und Gewalt bestünde. Die Arbeiten wurden von einer Unterkommission unternommen. Vorsitzender dieser Unterkommission war Prof. Philippe Vallin, und deren Mitglieder waren: Prof. Peter Damian Akpunonu, Prof. Gilles Emery O.P., S. Exz. Msgr. Savio Hon Tai-Fai S.D.B:, S. Exz. Msgr. Charles Morerod O.P, Prof. Thomas Norris, Prof. Javier Prades López, S. Exz. Msgr. Paul Rouhana OL, Prof. Pierangelo Sequeri und Prof. Guillermo Zuleta Salas.

Die Diskussionen dieses Themas erfolgten in den verschiedenen Treffen der Unterkommission und in den Plenarsitzungen der Internationalen Theologischen Kommission selbst (in der Zeit von 2009 bis 2013). Der vorliegende Text, mit dem Titel „Der Dreifaltige Gott, Einheit der Menschen. Der christliche Monotheismus gegen die Gewalt“, wurde von der Internationalen Theologischen Kommission „in spezifischer Form“ am 6. Dezember 2013 verabschiedet. Der Text wurde dann dem Vorsitzender der Kommission vorgelegt, S. Exz. Msgr. Gerhard L. Müller, dem Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, der seine Veröffentlichung genehmigt hat.

EINFÜHRUNG

Die vorliegende theologische Reflexion möchte einige Aspekte der christlichen Rede über Gott aufzeigen, die im gegenwärtigen Kontext einer besonderen theologischen Klärung bedürfen. Der konkrete Ausgangspunkt dieser Klarstellung ist die unterschiedlich argumentierte Theorie, gemäß der ein notwendiges Verhältnis zwischen Monotheismus und Religionskriegen bzw. religiöser Gewalt bestünde. Die Debatte über diesen vermeintlichen Zusammenhang hat nicht wenige Missverständnisse in Sachen Religion hervorgerufen, die das authentisch christliche Denken über des einen Gottes verstellt haben.

Man könnte die Absicht unserer Reflexionen mit einer doppelten Frage zusammenfassen: a) Wie kann sich die katholische Theologie mit der kulturellen und politischen Meinung kritisch auseinandersetzen, die ein inneres Verhältnis zwischen Monotheismus und Gewalt behauptet? b) Wie findet die Reinheit bzw. die Redlichkeit des Glaubens an den einen Gott als Prinzip und Quelle der Liebe zwischen den Menschen Anerkennung?

Unsere Überlegungen verstehen sich zuerst als vernunftmäßig argumentiertes Zeugnis, nicht in apologetischer Kontraposition. Der christliche Glaube erkennt in der Aufstachlung zur Gewalt im Namen Gottes die höchste Form der Korruption der Religion. Diese Überzeugung schöpft das Christentum aus der Offenbarung von Gottes innerstem Wesen, das uns durch Jesus Christus erreicht. Die Kirche der Gläubigen ist sich wohl bewusst, dass das Zeugnis solch eines Glaubens nur in einer Haltung von permanenter Umkehr seinen Ausdruck findet – was auch die „Parresia“ (d.h. den kühnen Freimut) einer notwendigen Selbstkritik einschließt.

Im ersten Kapitel beabsichtigen wir, uns mit der Frage des Monotheismus auseinanderzusetzen und diese Frage in Bezug darauf zu erörtern, wie gerade er in einigen Ansätzen der gegenwärtigen politischen Philosophie verstanden wird. Wir sind uns bewusst, dass das sehr ausdifferenziertes Spektrum theoretischen Ansätzen von der klassischen Position des so genannten humanistischen Atheismus bis zu den jüngeren Phänomenen des religiösen Agnostizismus und des politischen Laizismus reicht. Unsere Überlegungen möchten vor allem klarstellen, dass der Begriff des Monotheismus, nicht ohne Bedeutung für unsere Kulturgeschichte, noch viel zu unbestimmt istt, wenn er als Gleichheitsbegriff der geschichtlichen Religionen benutzt wird, die die Einheit Gottes bekennen (nämlich Judentum, Islam und Christentum). Im zweiten Schritt geben wir unserem kritischen Vorbehalt gegenüber einer kulturellen Vereinfachung eine Stimme, die die Alternative  einer Wahl auf einen notwendigerweise gewalttätigen Monotheismus oder einen vermeintlich toleranten Polytheismus beschränkt.

In diesen Überlegungen trägt uns die gemeinsame Überzeugung mit vielen Zeitgenossen, seien sie gläubig oder nicht, dass sowohl Kriege unter Religionen und Konfessionen, als auch der Kampf gegen die Religion einfach sinnlos sind.

Ausgehend von der Wahrheit Jesus Christui, haben wir als katholische Theologen versucht, das Verhältnis zwischen der Offenbarung Gottes und einem nicht gewalttätigen Humanismus zu entfalten, durch eine neue Darlegung einiger Aspekte besonders geeinigter kirchlichen Lehre, die unseres Erachtens der gegenwärtigen Diskussion hilfreich sind. Das betrifft einerseits das authentische Verständnis des trinitarischen Glaubensbekenntnisses an den einen Gott und andererseits die christologische Offenbarung hinsichtlich der Beziehungen unter den Menschen.

Im zweiten Kapitel hinterfragen wir den Horizont des biblischen Glaubens unter Berücksichtigung besonders jener „schwierigen Passagen“, in denen die Offenbarung Gottes mit Formen der Gewalt unter Menschen verstrickt ist. Hier versuchen wir, jene hermeneutischen Bezugspunkte zu finden, die dieselbe Schrifttradition - in ihrem Inneren – hervorhebt; durch die Auslegung des Wortes Gottes. Herausgefordert von der heutigen geschichtlichen Situation, stellen wir, auf der Basis dieser Kenntnisnahme, einen ersten Entwurf einer anthropologischen bzw. christologischen Einordnung der Entwicklungen des hier behandelten Themas vor.

Im dritten Kapitel bieten wir eine Vertiefung des Heilsereignisses von Todes und Auferstehung Jesu im Hinblick auf die Versöhnung zwischen den Menschen. Die Heilsökonomie ist hier entscheidend für die Theologie. Die im Heilereignis Jesu Christi eingeschriebene Offenbarung, in der sich die Liebe Gottes universell wahrnehmbar manifestiert, erlaubt es die religiöse Rechtfertigung der Gewalt auf der Grundlage der christologischen und trinitarischen Wahrheit Gottes zu neutralisieren.

Im vierten Kapitel beschäftigen sich unsere Überlegungen mit Annährungsversuchen und philosophischen Implikationen des christlichen Gottesgedankens. Vor allem geht es hier um die Diskussionspunkte mit dem heutigen Atheismus, weithin vertreten in den Thesen eines anthropologischen Naturalismus. Gegen Ende hin, auch im Hinblick des interreligiösen Vergleiches zum Monotheismus, entfalten wir eine Art philosophisch-theologischer Meditation in der Absicht einer Integration der Offenbarung des inneren Wesens Gottes als Beziehung und des traditionellen Begriffes seiner absoluten Einfachheit.

Im fünften Kapitel fassen wir die Elemente des christlichen Proprium zusammen, die die  Botschaft der Kirche um Versöhnung der Menschen mit Gott und untereinander ausmachen. Die christliche Offenbarung läutert die Religion, indem sie ihr zugleich ihre grundsätzliche Bedeutung für die menschliche Erfahrung von Sinn zurückgibt. Darum, besonders angesichts des gegenwärtigen Kulturhorizont, halten wir uns in unserer Einladung zum Nachdenken die besonders dringende Notwendigkeit vor Augen, den theologischen Inhalt und die geschichtliche Entwicklung der christlichen Offenbarung Gottes immer gemeinsam zu betrachten.

 

[*] In Erwartung der Übersetzung des Dokuments verweisen wir Sie auf die Einführung zu dem Text

 

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