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PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE FAMILIE

JUBILÄUM DER FAMILIEN

GESPRÄCHS-UND REFLEXIONSTHEMEN ZUR VORBEREITUNG AUF DAS III. WELTREFFEN DES HEILEGEN VATERS MIT DEN FAMILIEN

"DIE KINDER, FRÜHLING DER FAMILIE UND DER GESELLSCHAFT"

Rom, 14.-15. Oktober 2000

 


INHALT

 

Vorwort

  1. Das Leben als Geschenk
  2. Die Kinder: Zeichen und Ausfluß der ehelichen Liebe
  3. Die erhabene Würde des Kindes
  4. Vaterschaft und Mutterschaft als Teilhabe an der Schöpfung
  5. Die Verantwortung bei der Weitergabe des Lebens und für den Schutz der Kinder
  6. Die Rechte des Kindes
  7. Die Kinder angesichts der Kultur des Todes
  8. Die sittliche Schwere des Verbrechens der Abtreibung
  9. Kinder als Waisen lebender Eltern
  10. Das Recht der Kinder auf Liebe, Geborgenheit und Erziehung in der Familie
  11. Die Geschlechtserziehung des Kindes: Wahrheit und Bedeutung
  12. Das Recht der Kinder auf eine Erziehung im Glauben
  13. Gebet aus Evangelium vitae
  14. Literatur

 

Vorwort

Am Beginn des Heils steht die Geburt eines Kindes, die als frohe Nachricht verkündet wird: ,Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr‘ (Lk 2, 10-11). Gewiß ist es die Geburt des Erlösers, die diese, große Freude‘ ausstrahlt; aber zu Weihnachten wird auch der volle Sinn jeder menschlichen Geburt offenbar, und die messianische Freude erscheint so als Fundament und Erfüllung der Freude über jedes Kind, das geboren wird (vgl. Joh 16, 21).

Wenn es stimmt, daß ein Kind nicht nur die Freude der Eltern, sondern der Kirche und der ganzen Gesellschaft verkörpert, so stimmt es leider auch, daß in unserer Zeit viele Kinder in verschiedenen Teilen der Welt leiden und bedroht sind: sie erdulden Hunger und Elend, sie sterben an Krankheiten und Unterernährung, sie werden zu Opfern von Kriegen, sie werden von den Eltern verlassen und sehen sich zur Obdachlosigkeit verurteilt, sie erleiden von seiten der Erwachsenen viele Formen von Gewalt und Rücksichtslosigkeit.

Am 14 und 15. Oktober 2000 wird im Rahmen des Großen Jubiläums in Rom die Heilig-Jahr-Feier der Familien stattfinden. Zur Vorbereitung auf dieses 3. Welttreffen der Familien mit dem Heiligen Vater möchte der Päpstliche Rat für die Familie im folgenden einige Gesprächs- und Reflexionsthemen vorlegen.

Das dritte Welttreffen ist eine Fortsetzung der ersten beiden Welttreffen, 1994 in Rom (anläßlich des Internationalen Jahrs der Familie) und 1997 in Rio de Janeiro. Die Feier im Jahr 2000 hat aber in Anbetracht des historischen Augenblicks einen ganz besonderen Charakter

Das Motto „Die Kinder, Frühling der Familie und der Gesellschaft" hat der Heilige Vater Papst Johannes Paul II. selbst ausgesucht und beim Angelus am Sonntag, den 27. Dezember 1998, dem Fest der Heiligen Familie, verkündet. Von der Heiligen Familie, sagte der Papst, „strahlt ein Licht der Hoffnung auch auf die Wirklichkeit der Familien von heute." In Nazaret „brach der Frühling des menschlichen Lebens des Gottessohnes an in dem Augenblick, wo Er durch den Heiligen Geist im jungfräulichen Schoß Marias empfangen wurde. In den gastlichen Mauern des Hauses von Nazareth entfaltete sich in Freude die Kindheit Jesu". Dieses Geheimnis lehrt somit „jede Familie, ihren Kindern das Leben zu schenken und sie aufzuziehen und dabei auf wunderbare Weise am Werk des Schöpfers mitzuarbeiten und der Welt mit jedem Kind ein neues Lächeln zu schenken".

Anhand der folgenden zwölf Gesprächs- und Reflexionsthemen sollen einige bedeutende Fragen zum Thema Kinder entfaltet werden, wobei die Kinder als Kinder, in ihrer Beziehung zu ihren Eltern und zur gesamten Familie und im Hinblick auf die gesamte Gesellschaft betrachtet werden. Die leicht zu handhabenden und synthetischen Hilfen greifen Grundthemen des Lehramts der Kirche auf und enthalten Texte aus den jüngsten Verlautbarungen, insbesondere des II. Vatikanischen Konzils und Johannes Pauls II.

Die folgenden Hilfen sollen den in der Familienpastoral Tätigen als Leitlinien dienen zur Vorbereitung von Gebets-, Gesprächs- und Reflexionskreisen, vor allem aber für Familientreffen, wobei die Themen den verschiedenen Kulturen und sozialen Kontexten vor Ort angepaßt werden sollen. Mit Familientreffen ist gemeint die Versammlung von Familien, Eltern und Kindern, bei der die Teilnehmer mit Hilfe eines Leiters über die vorgeschlagenen Themen nachdenken.

Der Aufbau eines jeden Treffens ist sehr einfach: Nach dem Eröffnungsgesang und dem Vater Unser, wird eine Lesung aus der Heiligen Schrift vorgetragen. Danach folgen einige Gedanken zum Thema, und anschließend trägt der Priester oder der Leiter des Treffens einige kurze Überlegungen vor, die in das Gespräch der Teilnehmer einführen und zur Übernahme von Verpflichtungen führen sollen. Das Treffen endet mit dem Gegrüßet seist du Maria und dem Gebet aus Evangelium vitae sowie mit einem Schlußgesang.

Wie bereits gesagt dienen die Gesprächs- und Reflexionsthemen der Vorbereitung auf die Heilig-Jahr-Feier der Familien, sowohl derer, die sich zum 14. und 15. Oktober 2000 nach Rom begeben werden, als auch derer, die ihr Jubiläum in ihren Diözesen feiern werden.

 

1. Das Leben als Geschenk

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, daß du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen. Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war" (Ps 139, 13-15).

Gedanken zum Thema

Geschenk für die Eltern

Aber ist es wahr, daß das neue Menschenwesen ein Geschenk für die Eltern ist? Ein Geschenk für die Gesellschaft? Allem Anschein nach deutet nichts darauf hin. Die Geburt eines Menschen scheint manchmal schlicht als ein statistisches Datum auf, das wie viele andere in den Berechnungen zum Bevölkerungswachstum registriert wird. Sicher bedeutet die Geburt eines Kindes für die Eltern zusätzliche Mühen, neue wirtschaftliche Belastungen und andere praktische Bedingtheiten: Dies sind Gründe, die sie zu der Versuchung verleiten können, keine weitere Geburt zu wollen. In manchen gesellschaftlichen und kulturellen Kreisen macht sich diese Versuchung sehr stark bemerkbar. Ist also das Kind kein Geschenk? Kommt es nur, um zu nehmen und nicht, um zu geben? Das sind einige besorgniserregende Fragen, von denen sich der heutige Mensch nur mit Mühe zu befreien vermag. Das Kind kommt und beansprucht Platz, während es auf der Welt immer weniger Platz zu geben scheint. Aber stimmt es wirklich, daß das Kind der Familie und der Gesellschaft nichts bringt? Ist es etwa nicht ein ,Teilchen‘ jenes gemeinsamen Gutes, ohne das die menschlichen Gemeinschaften zerbrechen und Gefahr laufen zu sterben? Wie könnte man das leugnen? Das Kind wird von sich aus zu einem Geschenk für die Geschwister, für die Eltern, für die ganze Familie. Sein Leben wird zum Geschenk für die Geber des Lebens, die nicht umhin können werden, die Anwesenheit des Kindes, seine Teilnahme an ihrer Existenz, seinen Beitrag zu ihrem und zum gemeinsamen Wohl der Familiengemeinschaft wahrzunehmen. Das ist eine Wahrheit, die in ihrer Einfachheit und Tiefe selbstverständlich ist trotz der Kompliziertheit und auch möglichen Pathologie der psychologischen Struktur bestimmter Personen.

Zweifel und Ratlosigkeit.

Der dauernde technisch-wissenschaftliche Fortschritt des heutigen Menschen in der Beherrschung der Natur führt nicht nur zur Hoffnung auf eine neue und bessere Menschheit, sondern auch zu einer immer größeren Angst vor der Zukunft. Manche fragen sich, ob es überhaupt gut sei zu leben oder ob es nicht besser wäre, gar nicht geboren zu werden; sie zweifeln, ob es überhaupt erlaubt sei, anderen das Leben zu schenken, die vielleicht einmal ihr Dasein in einer grausamen Welt verfluchen werden, deren Schrecken kaum vorhersehbar sind. Andere beanspruchen die Vorteile des technischen Fortschritts für sich allein und schließen die anderen davon aus, denen sie statt dessen empfängnisverhütende Mittel oder noch ärgere Methoden aufnötigen. Wieder andere sind Opfer der Konsummentalität und der ausschließlichen Sorge um ständige Zunahme der materiellen Güter und können den geistigen Wert eines neuen menschlichen Lebens nicht mehr begreifen und bejahen. Letzte Ursache dieser Haltungen ist die Abwesenheit Gottes im Herzen der Menschen, dessen Liebe allein alle Ängste der Welt überwiegt und überwindet. So ist eine lebensfeindliche Haltung (antilife mentality) entstanden, die sich bei vielen aktuellen Fragen bemerkbar macht. Man denke zum Beispiel an eine gewisse Panik, die von demographischen Studien der Ökologen und Futurologen ausgelöst wird, die manchmal die Gefährdung der Lebensqualität durch das Bevölkerungswachstum übertreiben.

Ja zum Leben.

Aber die Kirche ist fest überzeugt, daß das menschliche Leben, auch das schwache und leidende, immer ein herrliches Geschenk der göttlichen Güte ist. Gegen Pessimismus und Egoismus, die die Welt verdunkeln, steht die Kirche auf der Seite des Lebens; in jedem menschlichen Leben weiß sie den Glanz jenes ,Ja‘, jenes ,Amen‘ zu entdecken, das Christus selbst ist (vgl. 2 Kor 1,19; Offb 3,14). Dem ,Nein‘, das in die Welt einbricht und einwirkt, setzt sie dieses lebendige ,Ja‘ entgegen und verteidigt so den Menschen und die Welt vor denen, die das Leben bekämpfen und ersticken. Die Kirche ist berufen, aufs neue und mit klarerer und festerer Überzeugung allen ihre Entschlossenheit zu zeigen, das menschliche Leben, ganz gleich, in welcher Lage und in welchem Stadium der Entwicklung es sich befindet, mit allen Mitteln zu fördern und gegen alle Angriffe zu verteidigen. Deshalb verurteilt die Kirche als schwere Beleidigung der menschlichen Würde und der Gerechtigkeit alle Aktivitäten von Regierungen oder anderen öffentlichen Autoritäten, die in irgendeiner Weise die Freiheit der Ehegatten, über die Nachkommenschaft zu entscheiden, zu beschränken versuchen.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Betrachten wir das Kind wirklich als Geschenk? Oder lehnen wir es ab, vor allem, wenn es Frucht einer Vergewaltigung ist oder behindert zur Welt kommt, usw., weil wir uns von der herrschenden Mentalität haben beeinflussen lassen?
  • Wie verhalten wir uns gegenüber Eltern, denen es schwer fällt, Kinder als Geschenk anzunehmen? Sind wir bereit, Ihnen zu helfen?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

2. Die Kinder: Zeichen und Ausfluß der ehelichen Liebe

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk. ... Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat! Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht" (Ps 127, 3.5).

Gedanken zum Thema

Gottes Bild im Menschen.

Mit der Erschaffung von Mann und Frau nach seinem Bild und Gleichnis krönt und vollendet Gott das Werk seiner Hände: Er beruft sie zu einer besonderen Teilhabe an seiner Liebe und zugleich an seiner Macht als Schöpfer und Vater durch ihre freie und verantwortliche Mitwirkung bei der Weitergabe des Geschenkes des menschlichen Lebens: Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und unterwerft sie euch (vgl. Gen 5, 1-3).

Die Fruchtbarkeit ist Ausfluß und Zeichen der ehelichen Liebe, das lebendige Zeugnis der gegenseitigen Ganzhingabe der Ehegatten: Ohne Hintansetzung der übrigen Eheziele sind deshalb die echte Gestaltung der ehelichen Liebe und die ganze sich daraus ergebende Natur des Familienlebens dahin ausgerichtet, daß die Gatten von sich aus entschlossen bereit sind zur Mitwirkung mit der Liebe des Schöpfers und Erlösers, der durch sie seine eigene Familie immer mehr vergrößert und bereichert. Die Fruchtbarkeit der ehelichen Liebe beschränkt sich aber nicht allein auf die Zeugung, auch wenn diese in ihrer spezifisch menschlichen Dimension verstanden und angezielt wird. Sie wird noch weiter und reicher durch all die Früchte sittlichen, geistigen und übernatürlichen Lebens, die Vater und Mutter ihren Kindern und durch ihre Kinder der Kirche und der Welt zu schenken berufen sind. Die Lehre der Kirche trifft heute auf eine gesellschaftliche und kulturelle Situation, die sie schwerer verständlich und gleichzeitig dringender und unersetzlicher macht für die Förderung des wahren Wohls von Mann und Frau.

Die Logik des Geschenks.

Wenn sich der Mann und die Frau in der Ehe in der Einheit des ,einen Fleisches‘ gegenseitig schenken und empfangen, tritt die Logik der aufrichtigen Hingabe in ihr Leben ein. Ohne sie wäre die Ehe leer, während die auf diese Logik gegründete Gemeinschaft der Personen zur Gemeinschaft der Eltern wird. Wenn sie das Leben an ein Kind weitergeben, fügt sich im Bereich des ,Wir‘ der Eheleute ein neues menschliches ,Du‘ ein, eine Person, die sie mit einem neuen Namen benennen werden: ,unser Sohn, unsere Tochter‘. ,Ich habe einen Mann vom Herrn erworben‘ (Gen 4,1), sagt Eva, die erste Frau der Geschichte. Ein menschliches Wesen, das zunächst neun Monate lang erwartet und den Eltern und Geschwistern dann ,offenbar gemacht‘ wurde: Der Prozeß von Empfängnis und Entwicklung im Mutterschoß, Niederkunft und Geburt dient dazu, gleichsam einen geeigneten Raum zu schaffen, damit sich das neue Geschöpf als ,Gabe‘ kundmachen kann: denn das ist es in der Tat von Anfang an. Könnte dieses zarte, hilflose Geschöpf, das in allem von seinen Eltern abhängig und vollständig ihnen anvertraut ist, etwa anders bezeichnet werden? Das Neugeborene gibt sich den Eltern damit hin, daß es zur Existenz gelangt. Seine Existenz ist bereits ein Geschenk, das erste Geschenk des Schöpfers an die Kreatur.

Die Eltern haben kein Recht auf ein Kind.

Das Kind ist nicht etwas Geschuldetes, sondern ein Geschenk. Das vorzüglichste Geschenk der Ehe ist eine menschliche Person. Das Kind darf nicht als Eigentum angesehen werden, so als könnte man ein ,Recht auf das Kind‘ beanspruchen. In diesem Bereich besitzt einzig das Kind eigentliche Rechte: das Recht, die Frucht des spezifischen Aktes der ehelichen Hingabe seiner Eltern zu sein und das Recht, vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden. Die Kirche verwirft nicht nur die heterologe künstliche Befruchtung, sondern lehnt aus moralischer Sicht auch die homologe, das heißt die in der Ehe vollzogene künstliche Befruchtung ab; diese ist in sich unerlaubt und steht im Widerspruch zur Würde der Fortpflanzung und der ehelichen Vereinigung.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum ist der eheliche Akt der einzige menschenwürdige Ort für die Zeugung einer menschlichen Person? Tragen Kinder nicht zum Wohl ihrer Eltern bei?
  • Welcher Unterschied besteht zwischen der natürlichen Empfängnis und der Herstellung des Menschen wie ein Produkt? Hat das Kind ein Recht auf eine natürliche Zeugung?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

3. Die erhabene Würde des Kindes

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Der Engel Gabriel wurde von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. ... Der Engel sagte: ,Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. ‘ Â… Maria sagte Â…: ,Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?‘ Der Engel antwortete ihr: ,Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten ....‘ Da sagte Maria: ,Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. ‘" (Lk 1, 26ff).

Gedanken zum Thema

Das Geheimnis des Menschen.

Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf. Christus, der neue Adam, macht eben in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe dem Menschen den Menschen selbst voll kund und erschließt ihm seine höchste Berufung. Der Mensch ist auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst willen gewollte Kreatur. Die Entstehung des Menschen folgt nicht nur den Gesetzen der Biologie, sondern unmittelbar dem Schöpferwillen Gottes: Es ist der Wille, der die Genealogie der Söhne und Töchter der menschlichen Familien angeht. Gott hat den Menschen schon am Anfang gewollt – und Gott will ihn bei jeder menschlichen Empfängnis und Geburt.

Gott will den Menschen als ein Ihm selbst ähnliches Wesen, als Person. Dieser Mensch, jeder Mensch wird von Gott um seiner selbst willen geschaffen. Das gilt für alle, auch jene, die mit Krankheiten oder Gebrechen zur Welt kommen. In die persönliche Verfassung eines jeden ist der Wille Gottes eingeschrieben, der den Menschen in gewissem Sinne selbst als Ziel will. Gott übergibt den Menschen sich selbst, während er ihn zugleich der Familie und der Gesellschaft als deren Aufgabe anvertraut. Die Eltern, die vor einem neuen Menschenwesen stehen, sind sich oder sollten sich voll dessen bewußt sein, daß Gott diesen Menschen um seiner selbst willen will. Diese knappe Formulierung ist sehr inhaltsreich und tiefgreifend. Vom Augenblick der Empfängnis und dann von der Geburt an ist das neue Wesen dazu bestimmt, sein Menschsein in Fülle zum Ausdruck zu bringen – sich als Person zu finden.

Das betrifft absolut alle, auch die chronisch Kranken und geistig Behinderten. Mensch sein ist seine fundamentale Berufung: Mensch sein nach Maßgabe der empfangenen Gaben. Nach Maßgabe jener Begabung, die das Menschsein an sich darstellt, und erst dann nach Maßgabe der anderen Talente. In dem Plan Gottes überschreitet die Berufung der menschlichen Person jedoch die zeitlichen Grenzen. Sie kommt dem Willen des Vaters entgegen, der im fleischgewordenen Wort geoffenbart worden ist: Gott will den Menschen dadurch beschenken, daß er ihn an seinem göttlichen Leben teilhaben läßt. Christus sagt: ,Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben‘ (Joh 10,10).

Die Unantastbarkeit des Lebens.

Der Mensch ist zu einer Lebensfülle berufen, die weit über die Dimensionen seiner irdischen Existenz hinausgeht, da sie in der Teilhabe am Leben Gottes selber besteht. Die Erhabenheit dieser übernatürlichen Berufung enthüllt die Größe und Kostbarkeit des menschlichen Lebens auch in seinem zeitlich-irdischen Stadium. Denn das Leben in der Zeit ist Grundvoraussetzung, Einstiegsmoment und integrierender Bestandteil des gesamten einheitlichen Lebensprozesses des menschlichen Seins. Eines Prozesses, der unerwarteter und unverdienterweise von der Verheißung erleuchtet und vom Geschenk des göttlichen Lebens erneuert wird, das in der Ewigkeit zu seiner vollen Erfüllung gelangen wird (vgl. 1 Joh 3, 1-2).

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum ist das Leben heilig und unveräußerlich? Sind wir nicht unsere eigenen Herren?
  • Warum ist jedes Kind ein Geschenk für jeden Familienangehörigen und für die ganze Gesellschaft?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

4. Vaterschaft und Mutterschaft als Teilhabe an der Schöpfung

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Dann sprach Gott, der Herr: ,Es ist nicht gut, daß der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.‘ ... Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: ,Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen‘"(Gen 2,18. 22-23).

Gedanken zum Thema

Gottes Bild und Gleichnis.

Ehe und eheliche Liebe sind ihrem Wesen nach auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft ausgerichtet. Kinder sind gewiß die vorzüglichste Gabe für die Ehe und tragen zum Wohl der Eltern selbst sehr viel bei. Derselbe Gott, der gesagt hat. ,Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei‘ (Gen 2,18), und ,der den Menschen von Anfang an als Mann und Frau schuf‘ (Mt 19,14), wollte ihm eine besondere Teilnahme an seinem schöpferischen Wirken verleihen, segnete darum Mann und Frau und sprach: ,Wachset und mehret euch‘ (Gen 1, 28). Die Eheleute wissen sich als mitwirkend mit der Liebe Gottes des Schöpfers und gleichsam als Interpreten dieser Liebe. Und wir beziehen uns dabei nicht einfach auf die Gesetze der Biologie. Wir wollen vielmehr hervorheben, daß in der menschlichen Elternschaft Gott selbst in einer anderen Weise gegenwärtig ist als bei jeder anderen Zeugung auf Erden. Denn nur von Gott kann jenes ,Abbild und jene Ähnlichkeit‘ stammen, die dem Menschen wesenseigen ist, wie es bei der Schöpfung geschehen ist. Die Zeugung ist die Fortführung der Schöpfung.

Gottes Mitarbeiter.

Eine gewisse Teilhabe des Menschen an der Herrschaft Gottes offenbart sich auch in der besonderen Verantwortung, die ihm gegenüber dem eigentlich menschlichen Leben anvertraut wird. Eine Verantwortung, die ihren Höhepunkt in der Weitergabe des Lebens durch die Zeugung seitens des Mannes und der Frau in der Ehe erreicht.

Wenn das II. Vatikanische Konzil von einer besonderen Teilnahme von Mann und Frau am schöpferischen Wirken Gottes spricht, will es hervorheben, daß die Zeugung des Kindes ein zutiefst menschliches und in hohem Maße religiöses Ereignis ist, weil sie die Ehegatten, die ,ein Fleisch‘ werden (Gen 2, 24), und zugleich Gott selber hineinzieht, der gegenwärtig ist. Auf dieser ihrer Rolle von Mitarbeitern Gottes, der sein Bild auf das neue Geschöpf überträgt, beruht gerade die Größe der Eheleute, die bereit sind zur Mitwirkung mit der Liebe des Schöpfers und Erlösers, der durch sie seine eigene Familie immer mehr vergrößert und bereichert. So werden Mann und Frau nach Vereinigung in der Ehe zu Teilhabern am göttlichen Werk: durch den Zeugungsakt wird Gottes Geschenk angenommen, und ein neues Leben öffnet sich der Zukunft. Aber über den spezifischen Auftrag der Eltern hinaus betrifft die Aufgabe, das Leben anzunehmen und ihm zu dienen, alle und muß sich vor allem gegenüber dem im Zustand größter Schwachheit befindlichen Leben erweisen. Was einem jeden von ihnen getan wird, wird Christus selbst getan (vgl. Mt 25, 31-46).

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Was heißt, Gottes Mitarbeiter zu sein? Besitzen die Eltern eine eigene Verantwortung? Welche?
  • Wer trägt außer den Eltern noch diese Verantwortung?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

5. Die Verantwortung bei der Weitergabe des Lebens und für den Schutz der Kinder

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: ,Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde‘" (Gen 1,27-28a).

Gedanken zum Thema

Die Sendung der Ehegatten besteht in der Weitergabe und Erziehung des Lebens. Gott, der Herr des Lebens, hat nämlich den Menschen die hohe Aufgabe der Erhaltung des Lebens übertragen, die, auf eine menschenwürdige Weise erfüllt werden muß. Das Leben ist daher von der Empfängnis an mit höchster Sorgfalt zu schützen. Die geschlechtliche Anlage des Menschen und seine menschliche Zeugungsfähigkeit überragen in wunderbarer Weise all das, was es Entsprechendes auf niedrigeren Stufen des Lebens gibt. Das menschliche Leben und die Aufgabe, es weiterzuvermitteln, haben nicht nur eine Bedeutung für diese Zeit und können deshalb auch nicht von daher allein bemessen und verstanden werden, sondern haben immer eine Beziehung zu der ewigen Bestimmung des Menschen.

Vater und Mutter werden.

Die verantwortliche Elternschaft bringt die konkrete Aufgabe zum Ausdruck, diese Pflicht zu erfüllen, die in der heutigen Welt neue Wesensmerkmale angenommen hat. Diese betrifft insbesondere direkt den Augenblick, in dem Mann und die Frau dadurch, daß sie sich ,zu einem Fleisch‘ vereinen, Eltern werden können. Es ist ein an besonderem Wert reicher Augenblick, sei es für ihre interpersonale Beziehung, sei es für ihren Dienst am Leben: Sie können Eltern – Vater und Mutter – werden und das Leben an ein neues menschliches Wesen weitergeben. Die beiden Dimensionen der ehelichen Vereinigung, nämlich Vereinigung und Zeugung, lassen sich nicht künstlich trennen, ohne die tiefste Wahrheit des ehelichen Aktes selbst anzugreifen. Das Zweite Vatikanische Konzil, das dem Problem des Menschen und seiner Berufung besondere Aufmerksamkeit widmete, führt aus, daß die eheliche Vereinigung, das biblische ,una caro‘ (ein Fleisch) nur dann vollkommen verstanden und erklärt werden kann, wenn man auf die Werte der Person und der Hingabe zurückgreift. Jeder Mann und jede Frau verwirklichen sich vollständig durch die aufrichtige Hingabe ihrer selbst, und der Augenblick der ehelichen Vereinigung stellt für die Eheleute eine ganz besondere Erfahrung dar. Da werden der Mann und die Frau in der Wahrheit ihrer Männlichkeit und Weiblichkeit zu gegenseitiger Hingabe. Das ganze Leben in der Ehe ist Hingabe; in einzigartiger Weise wird das aber offenkundig, wenn die Ehegatten durch ihr gegenseitiges Sich-Darbringen in der Liebe jene Begegnung vollziehen, die aus den beiden ,ein Fleisch‘ macht (Gen 2,24).

Ein Augenblick besonderer Verantwortung.

Sie erleben also auch wegen der mit dem ehelichen Akt verbundenen Zeugungsfähigkeit einen Augenblick besonderer Verantwortung. Die Ehegatten können in jenem Augenblick Vater und Mutter werden, indem sie die Entstehung einer neuen menschlichen Existenz hervorrufen, die sich dann im Schoß der Frau entwickeln wird. Wenn die Frau als erste bemerkt, daß sie Mutter geworden ist, so erfährt durch ihr Zeugnis der Mann, mit dem sie sich zu ,einem Fleisch‘ vereinigt hat, seinerseits, daß er Vater geworden ist. Der Mann muß das Ergebnis einer Entscheidung, die auch seine gewesen ist, anerkennen und annehmen. Wie könnte der Mann davon unberührt bleiben? Beide, der Mann und die Frau, müssen gemeinsam sich selbst und den anderen gegenüber die Verantwortung für das von ihnen hervorgerufene neue Leben übernehmen.

Verantwortungsbewußte Sexualität.

Gottes Mitarbeiter sein bei der Weitergabe des Lebens bringt eine Verantwortung im Umgang mit der Sexualität mit sich. Aus berechtigten Gründen dürfen Eheleute für Abstände zwischen den Geburten ihrer Kinder sorgen wollen. Es ist an ihnen, zu prüfen, ob ihr Wunsch nicht auf Egoismus beruht, sondern der angebrachten Großmut einer verantwortlichen Elternschaft entspricht. Wo es sich um den Einklang zwischen ehelicher Liebe und verantwortlicher Weitergabe des menschlichen Lebens handelt, hängt die sittliche Qualität der Handlungsweise nicht allein von der guten Absicht und Bewertung der Motive ab, sondern auch von objektiven Kriterien, die sich aus dem Wesen der menschlichen Person und ihrer Akte ergeben und die sowohl den vollen Sinn gegenseitiger Hingabe als auch einer wirklich humanen Zeugung in wirklicher Liebe wahren. Die zeitweilige Enthaltsamkeit sowie die auf Selbstbeobachtung und der Wahl von unfruchtbaren Perioden der Frau beruhenden Methoden der Empfängnisregelung entsprechen den objektiven Kriterien der Moral. In diesem Zusammenhang macht das Ehepaar die Erfahrung, daß die eheliche Vereinigung um jene Werte der Zärtlichkeit und Affektivität bereichert wird, die die Seele der menschlichen Geschlechtlichkeit bilden, auch in ihrer leiblichen Dimension.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum ist die gegenseitige Hingabe der Gatten für das Leben offen und darauf ausgerichtet? Warum hat die Enzyklika Humanae vitae die Ehegatten vor der Einmischung der öffentlichen Hand in Schutz genommen?
  • Welche Werte bilden die Grundlage der Methoden zur natürlichen Familienplanung? Wie können sie Jugendlichen, Verlobten, Verheirateten vermittelt werden?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

6. Die Rechte des Kindes

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: ,Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr‘" (Lk 2,9-11).

Gedanken zum Thema

Die Hilflosigkeit und Erhabenheit des Lebens eines Kindes.

Das menschliche Leben befindet sich unmittelbar vor und nach der Geburt in einer ganz bedenklichen Lage. ,Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt‘ (Jer 1, 5): die Existenz jedes einzelnen Menschen ist von ihren Anfängen an im Plan Gottes vorgegeben. Wie sollte man annehmen, daß auch nur ein Augenblick dieses wundervollen Prozesses des Hervorquellens des Lebens dem weisen und liebevollen Wirken des Schöpfers entzogen sein und der Willkür des Menschen überlassen bleiben könnte?

Die Offenbarung des Neuen Testamentes bestätigt die unbestrittene Anerkennung des Wertes des Lebens von seinen Anfängen an. Verherrlicht wird der Wert der Person von ihrer Empfängnis an in der Begegnung zwischen der Jungfrau Maria und Elisabet und zwischen den beiden Kindern, die sie im Schoß tragen. Es sind gerade die Kinder, die den Anbruch des messianischen Zeitalters offenbaren: in ihrer Begegnung beginnt die erlösende Kraft der Anwesenheit des Gottessohnes unter den Menschen wirksam zu werden. ,Sogleich - schreibt der hl. Ambrosius - machen sich die Segnungen des Kommens Marias und der Gegenwart des Herrn bemerkbar [...] Elisabet hörte als erste die Stimme, aber Johannes nahm als erster die Gnade wahr; sie hörte nach den Gesetzen der Natur, er hörte kraft des Geheimnisses.‘

Rechte zum Schutz des Kindes.

Jeder Mensch, der in ehrlicher Weise für die Wahrheit und das Gute offen ist, vermag im Licht der Vernunft und nicht ohne den geheimnisvollen Einfluß der Gnade im ins Herz geschriebenen Naturgesetz (vgl. Röm 2, 14-15) den heiligen Wert des menschlichen Lebens vom ersten Augenblick bis zu seinem Ende zu erkennen und das Recht jedes Menschen zu bejahen, daß dieses sein wichtigstes Gut in höchstem Maße geachtet werde. Auf der Anerkennung dieses Rechtes beruht das menschliche Zusammenleben und das politische Gemeinwesen.

Das fundamentale Recht auf Leben wird heute bei einer großen Zahl schwacher und wehrloser Menschen, wie es insbesondere die ungeborenen Kinder sind, mit Füßen getreten. Das Leben des Menschen kommt aus Gott, es ist sein Geschenk, sein Abbild und Ebenbild, Teilhabe an seinem Lebensatem. Daher ist Gott der einzige Herr über dieses Leben: der Mensch kann nicht darüber verfügen. Aus der Heiligkeit des Lebens erwächst seine Unantastbarkeit, die von Anfang an dem Herzen des Menschen, seinem Gewissen, eingeschrieben ist.

Das Leben des Menschen ist das höchste menschliche Gut, das wir alle bewahren müssen. Deshalb heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder einzelne Mensch hat ein Recht auf Leben" (Art. 3), und die Charta der Familienrechte des Heiligen Stuhls (1983) bekräftigt, daß menschliches Leben vom Augenblick der Empfängnis an absolut geachtet und geschützt werden muß (cfr. Art. 4). „Kinder haben [deshalb] vor und nach der Geburt ein Recht auf besonderen Schutz und Beistand" (Art. 4, d). Infolgedessen erfordert die Frucht der menschlichen Zeugung vom ersten Augenblick ihrer Existenz an unbedingte Achtung. Ein menschliches Wesen muß vom Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet und behandelt werden, und infolgedessen muß man ihm von diesem selben Augenblick an die Rechte der Person zuerkennen und darunter vor allem das unverletzliche Recht jedes unschuldigen menschlichen Wesens auf Leben.

In der Familie als einer Gemeinschaft von Personen muß dem Kind ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, in tiefem Gespür für seine personale Würde, in großer Achtung und selbstlosem Dienst für seine Rechte. Das gilt für jedes Kind, gewinnt aber eine besondere Dringlichkeit, wenn das Kind noch klein und hilflos ist, krank, leidend oder behindert.

Was hier von der Würde der menschlichen Person gesagt wird, gilt auch für das noch ungeborene Kind, denn nicht die Geburt verleiht die Würde, sondern die Tatsache, daß es ein vernunftbegabtes Individuum ist, und zwar vom ersten Augenblick der Empfängnis an. Das ungeborene Kind ist daher ein Geschöpf, das Gott um seiner selbst willen liebt. Zur Würde kommt beim ungeborenen Kind noch seine große Hilflosigkeit.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Was bildet die Grundlage der Rechte des Kindes? Sind es Rechte im eigentlichen Sinne (die dem Kind als Kind zukommen) oder Rechte, die sich aus der gesellschaftlichen Anerkennung ableiten?
  • Die Rechte der Kinder zu achten, ist eine Frage der Zivilisation. Was kann der christliche Glaube zusätzlich bieten?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

7. Die Kinder angesichts der „Kultur des Todes"

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Als Herodes merkte, daß ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig, und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden war: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin" (Mt 2,16-18).

Gedanken zum Thema

Angriffe auf das ungeborene Leben.

Eine andere Art von Angriffen betreffen das werdende und das zu Ende gehende Leben, Angriffe, die im Vergleich zur Vergangenheit neue Merkmale aufweisen und ungewöhnlich ernste Probleme aufwerfen: deshalb, weil die Tendenz besteht, daß sie im Bewußtsein der Öffentlichkeit den ,Verbrechenscharakter‘ verlieren und paradoxerweise ,Rechtscharakter‘ annehmen, so daß eine regelrechte gesetzliche Anerkennung durch den Staat und die darauf folgende Durchführung mittels des kostenlosen Eingriffs durch das im Gesundheitswesen tätige Personal verlangt wird. Diese Angriffe treffen das menschliche Leben in äußerst bedenklichen Situationen, wo es völlig wehrlos ist. Noch schwerwiegender ist die Tatsache, daß sie großenteils gerade in der und durch die Familie ausgetragen werden, die doch grundlegend dazu berufen ist, ,Heiligtum des Lebens‘ zu sein. Wir stehen vor einer viel weiter reichenden Wirklichkeit, die man als wahre und ausgesprochene Struktur der Sünde betrachten kann, gekennzeichnet von der Durchsetzung einer Anti-Solidaritätskultur, die sich in vielen Fällen als wahre ,Kultur des Todes‘ herausstellt. Man kann in gewisser Hinsicht von einem Krieg der Mächtigen gegen die Schwachen sprechen.

Empfängnisverhütung und „Verhütungsmittel" mit abtreibender Wirkung.

Es wird häufig behauptet, die sichere und allen zugänglich gemachte Empfängnisverhütung sei das wirksamste Mittel gegen die Abtreibung. Doch die der ,Verhütungsmentalität‘ innewohnenden Pseudowerte verstärken nur noch diese Versuchung angesichts der möglichen Empfängnis eines unerwünschten Lebens. In der Tat hat sich die Abtreibungskultur gerade in Kreisen besonders entwickelt, die die Lehre der Kirche über die Empfängnisverhütung ablehnen. Sicherlich sind vom moralischen Gesichtspunkt her Empfängnisverhütung und Abtreibung ihrer Art nach verschiedene Übel: Aber trotz dieses Unterschieds in ihrer Natur und moralischen Bedeutung stehen sie, als Früchte ein und derselben Pflanze, sehr oft in enger Beziehung zueinander. Sie besitzen dieselben Wurzeln. Das Leben, das aus der sexuellen Begegnung hervorgehen könnte, wird so zum Feind, das absolut vermieden werden muß: durch Empfängnisverhütung, und wenn diese mißlungen ist, durch Abtreibung.

Leider tritt der enge Zusammenhang, der mentalitätsmäßig zwischen der Praxis der Empfängnisverhütung und jener der Abtreibung besteht, immer mehr zutage; das beweisen auf alarmierende Weise auch die Anwendung chemischer Präparate, das Anbringen mechanischer Empfängnishemmer in der Gebärmutter und der Einsatz von Impfstoffen, die ebenso leicht wie Verhütungsmittel verbreitet werden, aber in Wirklichkeit als Abtreibungsmittel im allerersten Entwicklungsstadium des neuen menschlichen Lebens wirken.

Die künstliche Befruchtung.

Auch die verschiedenen ,Techniken künstlicher Fortpflanzung‘ oder ,künstlicher Befruchtung‘, die sich anscheinend in den Dienst am Leben stellen und die auch nicht selten mit dieser Absicht gehandhabt werden, öffnen in Wirklichkeit neuen Anschlägen gegen das Leben Tür und Tor. Unabhängig von der Tatsache, daß sie vom moralischen Standpunkt aus unannehmbar sind, da sie die Zeugung von dem gesamtmenschlichen Zusammenhang des ehelichen Aktes trennen, verzeichnen diese Techniken hohe Prozentsätze an ,Mißerfolgen‘.

Zudem werden mitunter Embryonen in größerer Zahl erzeugt, als für die Einpflanzung in den Schoß der Frau notwendig sind, und diese sogenannten, ‚überzähligen Embryonen‘ werden dann umgebracht oder für Forschungszwecke verwendet. Mit diesen Verfahren, werden das Leben und der Tod den Entscheidungen des Menschen unterworfen, der sich so selbst zum Herrn über Leben und Tod nach Belieben macht.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum sind der chirurgische Eingriff der Abtreibung, empfängnisverhütende Mittel mit abtreibender Wirkung und künstliche Befruchtung ein Angriff auf das ungeborene Leben? Was haben sie gemeinsam mit Empfängnisverhütung und Sterilisation?
  • Welche Merkmale besitzt die ,Kultur des Lebens‘?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

8. Die sittliche Schwere des Verbrechens der Abtreibung

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras, das verwelkt auf dem Weg, wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen. Ehe eure Töpfe das Feuer des Dornenstrauchs spüren, fege Gott die Feinde hinweg, ob frisch, ob verdorrt" (Ps 58, 8-10).

Gedanken zum Thema

Ein verabscheuungswürdiges Verbrechen.

Unter allen Verbrechen, die der Mensch gegen das Leben begehen kann, weist die Vornahme der Abtreibung Merkmale auf, die sie besonders schwerwiegend und verwerflich machen. Das II. Vatikanische Konzil bezeichnet sie und die Tötung des Kindes als, verabscheuungswürdiges Verbrechen‘. Doch heute hat sich im Gewissen vieler die Wahrnehmung der Schwere des Vergehens nach und nach verdunkelt. Die Billigung der Abtreibung in Gesinnung, Gewohnheit und selbst im Gesetz ist ein beredtes Zeichen für eine sehr gefährliche Krise des sittlichen Bewußtseins, das immer weniger imstande ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, selbst dann, wenn das Grundrecht auf Leben auf dem Spiel steht. Angesichts einer so ernsten Situation bedarf es mehr denn je des Mutes, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen und die Dinge beim Namen zu nennen, ohne bequemen Kompromissen oder der Versuchung zur Selbsttäuschung nachzugeben.

Die sittliche Schwere der vorsätzlichen Abtreibung wird in ihrer ganzen Wahrheit deutlich, wenn man erkennt, daß es sich um einen Mord handelt, und insbesondere, wenn man die spezifischen Umstände bedenkt, die ihn kennzeichnen. Getötet wird hier ein menschliches Geschöpf, das gerade erst dem Leben entgegengeht, das heißt das absolut unschuldigste Wesen, das man sich vorstellen kann: es könnte niemals als Angreifer und schon gar nicht als ungerechter Angreifer angesehen werden!

"Schwangerschaftsabbruch".

In diesem Zusammenhang klingt der Tadel des Propheten kategorisch: ,Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen‘ (Jes 5, 20). Gerade in bezug auf die Abtreibung ist die Verbreitung eines zweideutigen Sprachgebrauchs festzustellen, wie die Formulierung , Schwangerschaftsabbruch‘, die darauf abzielt, deren wirkliche Natur zu verbergen und ihre Schwere in der öffentlichen Meinung abzuschwächen. Vielleicht ist dieses sprachliche Phänomen selber Symptom für ein Unbehagen des Gewissens. Doch kein Wort vermag die Realität der Dinge zu ändern: die vorsätzliche Abtreibung ist, wie auch immer sie vorgenommen werden mag, die beabsichtigte und direkte Tötung eines menschlichen Geschöpfes in dem zwischen Empfängnis und Geburt liegenden Anfangsstadium seiner Existenz.

Gewiß nimmt der Entschluß zur Abtreibung für die Mutter sehr oft einen dramatischen und schmerzlichen Charakter an, wenn die Entscheidung, sich der Frucht der Empfängnis zu entledigen, nicht aus rein egoistischen und Bequemlichkeitsgründen gefaßt wurde. Niemals jedoch können diese und ähnliche Gründe, mögen sie noch so ernst und dramatisch sein, die vorsätzliche Vernichtung eines unschuldigen Menschen rechtfertigen.

Wenn die vorgeburtliche Diagnostik das Leben und die Integrität des Embryos und des menschlichen Fötus achtet und auf dessen individuellen Schutz oder Heilung ausgerichtet ist, ist sie moralisch erlaubt. Aber sie steht in schwerwiegender Weise im Gegensatz zum Sittengesetz, falls sie - je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen - die Möglichkeit in Erwägung zieht, eine Abtreibung durchzuführen. Deshalb würde die Frau schwerwiegend unerlaubt handeln, die die Diagnostik mit der bestimmten Absicht verlangte, eine Abtreibung vorzunehmen, falls die Resultate das Vorliegen einer Mißbildung oder Anomalie bestätigten.

Andere Verantwortliche.

Den Tod des noch ungeborenen Kindes beschließen außer der Mutter häufig andere Personen. Schuldig sein kann vor allem der Vater des Kindes, nicht nur, wenn er die Frau ausdrücklich zur Abtreibung drängt, sondern auch, wenn er sie mit den Problemen der Schwangerschaft allein läßt. Nicht verschwiegen werden dürfen sodann die Beeinflussungen, die aus dem weiteren Familienverband und von Freunden kommen Verantwortlich sind auch die Ärzte und das Pflegepersonal, wenn sie ihre berufliche Kompetenz, die sie erworben haben, um das Leben zu fördern, in den Dienst des Todes stellen, die Gesetzgeber, die Abtreibungsgesetze gefördert und beschlossen haben, und in dem Maße, in dem die Sache von ihnen abhängt, die Verwalter der Einrichtungen des Gesundheitswesens, die für die Durchführung von Abtreibungen benutzt werden. Eine nicht minder schwere allgemeine Verantwortung betrifft internationale Institutionen, Stiftungen und Vereinigungen ausdehnt, die systematisch für die Legalisierung und Verbreitung der Abtreibung in der Welt kämpfen.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Worin liegt die besondere sittliche Schwere der Abtreibung? Ist die Mutter für diese Entscheidung immer allein und in erster Linie verantwortlich? Wer trägt außer der Mutter Verantwortung?
  • Wie können wir schwangeren Frauen, die in Schwierigkeiten sind, helfen? Wer unterstützt Zentren für das ungeborene Leben?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

9. Kinder als Waisen lebender Eltern

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein" (Mt 19,5).

Gedanken zum Thema

Schwere Schäden für die Kinder.

Die Ehescheidung ist auch deshalb unsittlich, weil sie in die Familie und in die Gesellschaft Unordnung bringt. Diese Unordnung zieht schlimme Folgen nach sich: für den Partner, der verlassen worden ist; für die Kinder, die durch die Trennung der Eltern einen Schock erleiden und oft zwischen diesen hin- und hergerissen werden; für die Gesellschaft, für die sie aufgrund ihrer ansteckenden Wirkung zu einer tiefen Wunde wird.

Darum müssen die menschlichen Gesellschaften und in ihnen die Familien, die häufig in einem Umfeld des Kampfes zwischen der Zivilisation der Liebe und ihren Gegensätzen leben, ihr tragendes Fundament in einer richtigen Auffassung vom Menschen und davon suchen, was über die volle Verwirklichung seines Menschseins entscheidet. Sicher im Widerspruch zur Zivilisation der Liebe steht die sogenannte ,freie Liebe‘, die um so gefährlicher ist, weil sie gewöhnlich als Frucht eines echten Gefühls hingestellt wird, während sie tatsächlich die Liebe zerstört. Wie viele Familien sind gerade aus ,freier Liebe‘ in die Brüche gegangen! Dem ,wahren‘ Gefühlsantrieb im Namen einer von Auflagen ,freien‘ Liebe auf jeden Fall zu folgen, bedeutet in Wirklichkeit, den Menschen zum Sklaven jener menschlichen Instinkte zu machen, die der hl. Thomas ,Leidenschaften in der Seele‘ nennt. Die ,freie Liebe‘ nützt die menschlichen Schwächen aus, indem sie ihnen mit Hilfe der Verführung und mit dem Beistand der öffentlichen Meinung einen gewissen Rahmen von Vortrefflichkeit liefert. So sucht man durch die Schaffung eines moralischen Alibi das Gewissen zu beruhigen. Nicht bedacht werden jedoch alle daraus erwachsenden Folgen, besonders wenn außer dem Ehegatten die Kinder zu bezahlen haben, die des Vaters oder der Mutter beraubt dazu verurteilt werden, tatsächlich Waisen lebender Eltern zu sein.

Verwurzelt in der personalen Ganzhingabe der Ehegatten und vom Wohl der Kinder gefordert, findet die Unauflöslichkeit der Ehe ihre letzte Wahrheit in dem Plan, den Gott in seiner Offenbarung kundgetan hat: Er will und schenkt die Unauflöslichkeit der Ehe als Frucht, Zeichen und Anspruch der absolut treuen Liebe, die Gott dem Menschen, die Christus seiner Kirche entgegenbringt.

Eine Familie für den, der keine hat.

Die christlichen Familien werden eine größere Bereitschaft zu Adoption oder Annahme von Kindern zu finden wissen, die ihrer Eltern beraubt oder von ihnen verlassen worden sind. Während diese Kinder dadurch, daß sie die affektive Geborgenheit einer Familie wiederfinden, Gott als den liebenden und fürsorgenden Vater erfahren und so unbeschwert und mit Vertrauen zum Leben aufwachsen können.

Waisen oder Kinder, die des Beistands ihrer Eltern oder Pflegeeltern entbehren, müssen von seiten der Gesellschaft einen besonderen Schutz erhalten. Im Hinblick auf ein Pflegeverhältnis oder auf Adoption muß der Staat für eine Gesetzgebung sorgen, die es geeigneten Familien erleichtert, Kinder in ihr Heim aufzunehmen, die dauernde oder zeitweilige Sorge brauchen und die zugleich die natürlichen Rechte der Eltern achtet.

In dieser Hinsicht können insbesondere jene Eheleute, welche die Erfahrung der Unfruchtbarkeit machen, ein wertvolles und anspruchsvolles Beispiel für alle sein. Christliche Familien, die alle Menschen als Kinder des gemeinsamen Vaters im Himmel anerkennen, werden sich Kindern anderer Familien hochherzig zuwenden und ihnen in Liebe als Glieder der einzigen Familie der Kinder Gottes helfen. Die christlichen Eltern können so ihre Liebe über die blutsverwandten Bindungen hinaus ausdehnen und so jene Bande stärken, die im Geist verwurzelt sind und sich im konkreten Dienst an den Kindern anderer Familien, denen oft das Lebensnotwendige fehlt, entfalten.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Was ist die Ursache dafür, daß viele Kinder Waisen ,lebender Eltern‘ sind? Achten Eltern das Recht ihrer Kinder, wenn sie sich zur Scheidung entschließen?
  • Wie kann Kindern, ,Waisen lebender Eltern‘, geholfen werden, wie kann man ihnen entgegenkommen? Adoption, Übertragung des Sorgerechts, andere Lösungen? Welche?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

10. Das Recht der Kinder auf Liebe, Geborgenheit und Erziehung in der Familie

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist. Ehre deinen Vater und deine Mutter: Das ist ein Hauptgebot, und ihm folgt die Verheißung: damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde. Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn" (Eph 6, 1-4).

Gedanken zum Thema

Schule der Humanität.

Die Familie ist eine Art Schule reich entfalteter Humanität. Damit sie aber ihr Leben und ihre Sendung vollkommen verwirklichen kann, sind herzliche Seelengemeinschaft, gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zusammenarbeit der Eltern bei der Erziehung der Kinder erforderlich. Zu ihrer Erziehung trägt die anteilnehmende Gegenwart des Vaters viel bei. Aber auch die häusliche Sorge der Mutter, deren besonders die jüngeren Kinder bedürfen, ist zu sichern, ohne daß eine berechtigte gesellschaftliche Hebung der Frau dadurch irgendwie beeinträchtigt wird.

Die Erziehungsaufgabe der Familie hat ihre Wurzeln in der Teilhabe am Schöpfungswerk Gottes. Da die Eltern ihren Kindern das Leben geschenkt haben, haben sie die überaus schwere Verpflichtung zur Kindererziehung. Daher müssen sie als die ersten und bevorzugten Erzieher ihrer Kinder anerkannt werden. Ihr Erziehungswirken ist so entscheidend, daß es dort, wo es fehlt, kaum zu ersetzen ist. Den Eltern obliegt es, die Familie derart zu einer Heimstätte der Frömmigkeit und Liebe zu Gottes und den Menschen zu gestalten, daß die gesamte Erziehung der Kinder nach der persönlichen wie der gesellschaftlichen Seite hin davon getragen wird. So ist die Familie die erste Schule der sozialen Tugenden und reich entfalteter Humanität, deren kein gesellschaftliches Gebilde entraten kann.

Erste und hauptsächliche Erzieher.

Das Recht und die Pflicht der Eltern zur Erziehung sind als wesentlich zu bezeichnen, da sie mit der Weitergabe des menschlichen Lebens verbunden sind; als unabgeleitet und ursprünglich, verglichen mit der Erziehungsaufgabe anderer, aufgrund der Einzigartigkeit der Beziehung, die zwischen Eltern und Kindern besteht; als unersetzlich und unveräußerlich, weshalb sie anderen nicht völlig übertragen noch von anderen in Beschlag genommen werden können. Außer diesen grundlegenden Merkmalen darf nicht vergessen werden, daß das entscheidende Element, welche die Erziehungsaufgabe der Eltern schlechthin prägt, die väterliche und mütterliche Liebe ist, die im Werk der Erziehung ihre Vollendung zum vollen und vollkommenen Dienst am Leben findet. Die Liebe der Eltern bleibt nicht nur Quelle, sie wird die Seele und somit die Norm, die das gesamte konkrete erzieherische Wirken prägt und leitet und mit jenen Werten wie Verständnis, Beständigkeit, Güte, Dienen, Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft bereichert, die anderen kostbaren Früchte der Liebe sind.

Für die christlichen Eltern hat der Erziehungsauftrag eine neue und spezifische Quelle im Ehesakrament, das sie für eine wahrhaft christliche Erziehung der Kinder weiht, das heißt dazu beruft, an der Autorität und der Liebe Gottes, des Vaters, und Christi, des Göttlichen Hirten, wie auch an der mütterlichen Liebe der Kirche teilzunehmen, damit sie den Kindern in ihrem menschlichen und christlichen Reifungsprozeß beistehen können.

Die Eltern sind daher die ersten und hauptsächlichen Erzieher der eigenen Kinder und haben auch in diesem Bereich grundlegende Zuständigkeit: Sie sind Erzieher, weil sie Eltern sind. Sie teilen ihren Erziehungsauftrag mit anderen Personen und Institutionen wie der Kirche und dem Staat; dies muß jedoch immer in korrekter Anwendung des Subsidiaritätsprinzips geschehen. Dieses impliziert die Legitimität, ja die Verpflichtung, den Eltern Hilfe anzubieten, findet jedoch in deren vorgängigem Recht und in ihren tatsächlichen Möglichkeiten aus sich heraus seine unüberschreitbare Grenze. In der Tat sind die Eltern nicht in der Lage, allein jedem Erfordernis des gesamten Erziehungsprozesses zu entsprechen, insbesondere was die Ausbildung und das breite Feld der Sozialisation betrifft. Denn jeder andere Mitwirkende am Erziehungsprozeß kann nur im Namen der Eltern, auf Grund ihrer Zustimmung, und in einem gewissen Maße sogar in ihrem Auftrag tätig werden.

Die Grundwerte.

Die Eltern müssen mit Vertrauen und Mut die Kinder zu den Grundwerten des menschlichen Lebens heranbilden. Die Kinder müssen aufwachsen in angemessener Freiheit gegenüber den materiellen Gütern, indem sie sich einen einfachen und anspruchslosen Lebensstil aneignen in der Überzeugung, daß der Wert des Menschen mehr in dem liegt, was er ist, als in dem was er hat. In einer Gesellschaft, die aufgrund gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Individualismen und Egoismen von Spannungen und Konflikten erschüttert ist, müssen die Kinder sich nicht nur ein Gespür für wahre Gerechtigkeit aneignen, die allein die Achtung der personalen Würde eines jeden Menschen gewährleistet, sondern auch und vor allem das Gespür für wahre Liebe als aufrichtige Sorge und selbstlosen Dienst für die anderen, besonders für die Armen und Bedürftigen.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum sind in erster Linie die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich? Welche Verantwortung tragen Schule, Kirche und Staat?
  • Welche Grundwerte soll der Erzieher vermitteln? Besteht zwischen lehren und erziehen ein Unterschied?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

11. Die Geschlechtserziehung des Kindes: Wahrheit und Bedeutung

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!" (Phil 4,8).

Gedanken zum Thema

Die Erziehung zur Liebe.

Die Erziehung zur Liebe als Hingabe seiner selbst ist auch die unerläßliche Voraussetzung für die Eltern in ihrer Aufgabe, den Kindern eine klare und taktvolle Geschlechtserziehung zu vermitteln. Der erzieherische Dienst der Eltern muß entschieden auf eine Kultur der Geschlechtlichkeit hinzielen, die wahrhaft und vollmenschlich ist - angesichts einer Kultur, die in weiten Kreisen die menschliche Geschlechtlichkeit banalisiert, weil sie diese in verkürzter und verarmter Weise interpretiert und lebt, indem sie sie einzig mit dem Leib und dem egoistisch verstandenen Vergnügen in Verbindung setzt. Die Geschlechtlichkeit ist ja ein Reichtum der ganzen Person - Leib, Gemüt und Seele - und zeigt tiefste Bedeutung darin, daß sie die Person zur Hingabe ihrer selbst in der Liebe führt. Die Geschlechtserziehung, Grundrecht und Grundpflicht der Eltern, muß immer unter ihrer sorgsamen Leitung erfolgen, sei es zu Hause, sei es in den von ihnen für ihre Kinder gewählten Bildungsstätten, deren Kontrolle ihnen zusteht. Die Schule muß das Subsidiaritätsprinzip beobachten, wenn sie sich an der Geschlechtserziehung beteiligt; sie hat sich dabei vom gleichen Geist leiten zu lassen wie die Eltern.

In diesem Zusammenhang ist die Erziehung zur Keuschheit völlig unverzichtbar als Tugend, die die wahre Reifung der Person fördert und sie befähigt, die bräutliche Bedeutung des Leibes zu achten und zu entfalten. Die christlichen Eltern werden sogar der Erziehung zur Jungfräulichkeit eine besondere Aufmerksamkeit und Sorge widmen und in ihr die höchste Form der Selbsthingabe sehen. Die Erziehung muß die Kinder dazu führen, die ethischen Werte und sittlichen Normen als notwendige und wertvolle Garantie für ein verantwortliches persönliches Wachsen in der menschlichen Geschlechtlichkeit zu erkennen und zu schätzen.

Eine gewisse, vielfach verbreitete Art sexueller Information, losgelöst von sittlichen Grundsätzen, ist nichts anderes als eine Einführung in die Erfahrung des Vergnügens und ein Anreiz, der den Kindern - schon in den Jahren der Unschuld - ihre Unbefangenheit nimmt und den Weg des Lasters öffnet.

Ein schwieriges kulturelles Umfeld.

Wer kann leugnen, daß unsere Zeit eine Zeit großer Krisen ist, die sich an erster Stelle als eine tiefe Krise der Wahrheit darstellt? Krise der Wahrheit bedeutet in erster Linie Krise von Begriffen. Bedeuten die Begriffe ,Liebe‘, ‚Freiheit‘, ‚aufrichtige Hingabe‘ und selbst die Begriffe ,Person‘, ‚Rechte der Person‘ wirklich das, was sie von ihrem Wesen her beinhalten? Nur wenn die Wahrheit über die Freiheit und die Gemeinsamkeit der Personen in Ehe und Familie ihren Glanz zurückgewinnt, wird es wirklich den Aufbau der Zivilisation der Liebe geben.

Der Utilitarismus ist eine Zivilisation der Produktion und des Genusses, eine Zivilisation der Dinge und nicht der Personen, eine Zivilisation, in der von Personen wie von Dingen Gebrauch gemacht wird. Die Frau kann für den Mann zu einem Objekt werden, die Kinder zu einem Hindernis für die Eltern, die Familie zu einer hemmenden Einrichtung für die Freiheit der Mitglieder, die sie bilden. Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur manche Programme der Sexualerziehung zu prüfen, die häufig trotz gegenteiliger Meinung und des Protestes vieler Eltern in den Schulen eingeführt werden; oder die Neigung zur Abtreibung, die sich vergeblich hinter dem sogenannten ,Selbstentscheidungsrecht‘ (pro choice) von seiten beider Ehegatten, im besonderen aber von seiten der Frau zu verstecken sucht. Die von der technischen Zivilisation propagierte sogenannte ,sichere Sexualität‘ ist im Hinblick auf die globalen Erfordernisse der Person in Wirklichkeit ganz entschieden nicht sicher, ja für die Person äußerst gefährlich.

Die Wahrheit, nur die Wahrheit wird euch auf eine Liebe vorbereiten, von der man sagen kann, daß sie ,schön‘ ist. Eine Liebe, die nicht ,schön‘ ist oder die nur auf Befriedigung der Begierde (vgl. 1 Joh 2,16), auf einen gegenseitigen ,Gebrauch‘ des Mannes und der Frau verkürzt wird, macht die Person zum Sklaven ihrer Schwächen. Bringen nicht manche moderne Kulturprogramme diese Versklavung? Es sind Programme, die auf die Schwächen des Menschen niederrieseln und ihn auf diese Weise immer schwächer und schutzloser machen.

Auf die Beziehung zu anderen vorbereiten.

Nicht übergangen werden darf im Rahmen der Erziehung auch die wesentliche Frage der Wahl einer Berufung, und dabei insbesondere die der Vorbereitung auf das Eheleben. Es darf aber nicht vergessen werden, daß die Vorbereitung auf das künftige Eheleben vor allem Aufgabe der Familie ist. Die entferntere Vorbereitung beginnt nämlich schon in der Kindheit mit einer klugen Familienerziehung, deren Ziel es ist, die Kinder dahin zu führen, sich selbst als Menschen zu entdecken, die ein reiches und vielschichtiges seelisches Leben und eine besondere Persönlichkeit mit je eigenen Stärken und Schwächen besitzen. Das ist die Zeit, in der der Sinn für jeden wahren menschlichen Wert in persönlichen wie auch in gesellschaftlichen Beziehungen geweckt wird. Und dies hat seine Bedeutung für die Formung des Charakters, für die Beherrschung und rechte Nutzung der eigenen Neigungen, für die Weise, Menschen des anderen Geschlechts zu sehen und ihnen zu begegnen.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Warum ist die Geschlechtserziehung der Kinder eine vorrangige Notwendigkeit? Welche Werte sind mit der Geschlechtlichkeit verbunden?
  • Warum müssen Eltern die Schulausbildung ihrer Kinder verfolgen und den Lehrstoff oder den Sexualkundeunterricht prüfen? Wie können sie ihren Kindern im Hinblick auf deren spätere Berufung zur Ehe schon von klein auf helfen?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

 

12. Das Recht der Kinder auf eine Erziehung im Glauben

Eröffnungsgesang
Vater Unser
Lesung aus der Heiligen Schrift

"Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm" (Lk 2, 39-40).

Gedanken zum Thema

Die Ungeschuldetheit des Glaubens und die Erziehung im Glauben.

Die heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Eingangstor zum Leben im Geiste [,vitae spiritualis ianua‘] und zu den anderen Sakramenten. Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche einverleibt und an ihrer Sendung beteiligt. Daß die Heilsgnade ganz ungeschuldet ist, tritt in der Kindertaufe ganz klar zutage. Die Kirche und die Eltern würden dem Kind die unschätzbare Gnade vorenthalten, Kind Gottes zu werden, wenn sie ihm nicht schon bald nach der Geburt die Taufe gewährten. Die christlichen Eltern sollen erkennen, daß dieser Brauch ihrem Auftrag entspricht, das Leben, das Gott ihnen anvertraut hat, zu fördern.

Die Eltern helfen ihren Kindern durch die christliche Erziehung, des empfangenen Geschenks des Glaubens jeden Tag stärker bewußt zu werden; während sie sie Schritt für Schritt ins Heilsgeheimnis einführen, lehren sie sie als neue Menschen in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu leben, und tragen so zum Wachstum des mystischen Leibes bei. Der Erziehungsauftrag verlangt von den christlichen Eltern, daß sie ihren Kindern alle Inhalte verkünden, die für die schrittweise Reifung ihrer Persönlichkeit aus christlicher und kirchlicher Sicht erforderlich sind. Der Erziehungsauftrag der Familie, in der das Evangelium weitergegeben wird und ausstrahlt, gelangt an einen Punkt, wo das Leben der Familie zu einem Glaubensweg und in gewisser Weise zur christlichen Initiation und Schule für die Nachfolge Christi wird. In der Familie verkünden alle Familienmitglieder das Evangelium, und es wird ihnen verkündet.

Evangelisierung in der Familie.

Kraft des Erziehungsauftrags und durch das Zeugnis ihres Lebens sind die Eltern für ihre Kinder die ersten Verkünder des Evangeliums. Wenn sie außerdem mit ihren Kindern beten, mit ihnen die Heilige Schrift lesen und sie durch die christliche Initiation ins Innenleben des Leibes Christi einführen, erweisen sie sich in einem volleren Sinn als Eltern. Ein Bereich, wo die Familie unersetzlich ist, ist sicherlich die religiöse Erziehung, dank welcher die Familie als ,Hauskirche‘ wächst. Die religiöse Erziehung und die Katechese der Kinder stellen die Familie als ein echtes Subjekt der Evangelisierung und des Apostolats in den Bereich der Kirche. Es handelt sich um ein Recht, das zutiefst mit dem Prinzip der Religionsfreiheit verbunden ist.

Die Unterstützung durch andere Institutionen.

Die Familien, und konkreter die Eltern, haben die freie Ermächtigung, für ihre Kinder eine bestimmte, ihren eigenen Überzeugungen entsprechende Form religiöser und sittlicher Erziehung zu wählen. Doch auch wenn sie diese Aufgaben kirchlichen Institutionen oder von Ordenspersonal geführten Schulen anvertrauen, ist es notwendig, daß ihre erzieherische Präsenz weiterhin beständig und aktiv ist.

Damit die Eltern ihren Erziehungsauftrag entsprechend erfüllen können, sind Staat und Kirche verpflichtet, den Familien alle möglichen Hilfestellungen zu leisten, damit sie ihre Aufgaben in der Erziehung entsprechend wahrnehmen können. Und darum muß die Forderung nach einer besonderen Solidarität zwischen den Familien unterstrichen werden, die sich durch verschiedene Organisationsformen, wie die Vereinigungen von Familien für Familien, äußern kann. Es ist wichtig, daß die Familien untereinander Solidaritätsbande aufzubauen versuchen. Dies ermöglicht ihnen außerdem, sich gegenseitig bei der Erziehung zu helfen: Die Eltern werden durch andere Eltern erzogen, die Kinder durch die Kinder. Auf diese Weise entsteht eine eigene Erziehungstradition, die aus der Wesenseigenschaft der ,Hauskirche‘, die der Familie eigen ist, Kraft schöpft.

Überlegungen des Priesters oder des Leiters des Treffens

Gespräch

  • Wie können die Kinder schon in Kohärenz zum Geschenk der Taufe in den ersten Jahren im christlichen Glauben erzogen werden?
  • Wie können die Kinder außer in die Frömmigkeitsformen der Familie auch zur Teilnahme an anderen religiösen Veranstaltungen geführt werden: in der Pfarrei, in Gruppen oder an anderen Initiativen?

Vorsätze

Ave Maria. Regina Familiae: ora pro nobis

Gebet aus Evangelium vitae

Schlußgesang

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