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 Päpstlicher Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen Unterwegs

XXI. Weltkongress des Apostolates des Meeres

Schlussdokument

I. Einleitung

Der XXI. Weltkongreß des Apostolates des Meeres fand vom 20. September bis 5. Oktober 2002 in Brasilien, in Rio de Janeiro, statt.

Die 240 Teilnehmer – Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute, Pastoral-Assistenten, Mitglieder, Freiwillige, Seeleute und Angestellte im Seegewerbe, Beobachter und Gäste – kamen aus 60 Ländern, um über das Thema  Das Apostolat des Meeres im Zeitalter der Globalisierung nachzudenken. Es sind wichtige Probleme angegangen worden, denen sich die Seeleute im Fischfang, im Seehandel und auf den Kreuzfahrten gegenübergestellt sehen, und die auch ihre Familien und die Welt des Meeres im allgemeinen betreffen.

Die Seemannspastoren und ihre Laien-Mitarbeiter haben erklärt, dass sie in der internationalen Umwelt täglich Zeugen sind, wie beim freien Wettbewerb fast immer die Industrie-Länder bevorzugt werden, was Grund für die wachsende Ausbeutung des Menschen und der Not in den Entwicklungsländern ist. Die Globalisierung wird nur dann ein Segen werden, wenn von ihr besonders die Armen und Schwachen Nutzen ziehen können. Und das ist heute noch nicht der Fall.

Obwohl man die mehrseitigen Abkommen über den Fischfang, das Anwenden neuer Technologien und die größere  Arbeitsmöglichkeit als einen Fortschritt oder gar einen Vorteil betrachten könnte, so ist der Preis der Globalisierung erheblich. Ein Sektor ‚sub-standard’ des Seehandels und der Fischerei betrügt, das heißt er missbraucht die Seeleute,  nutzt sie ungestraft aus  und überlässt die Seeleute sich selbst und stürzt sie und ihre Familien in  ein unbeschreibliches Elend.

Die falschen Flaggen verbergen die Verbindung zwischen Reedern, Schiffen und Besatzungen; folglich entwickelt sich oft ein Netz der Korruption und des Gewinns auf Kosten der Besatzung, besonders auf den Kreuzfahrtschiffen. Auch  ist zu beklagen, dass die illegale Anwerbung von gewissen Regierungen geduldet wird.

Während dieses Kongresses hat man den Schrei derjenigen gehört, die Opfer dieser negativen Auswirkung der Globalisierung sind. Das Evangelium lehrt uns hingegen, dass der grundlegende Wert, der vor allem  geachtet werden muss, die Würde des Menschen ist und, dass die Wirtschaft für den Menschen da ist, und nicht der Mensch für die Wirtschaft. Die Armut, die aus der willkürlichen Globalisierung erwächst, ist in der Tat eine der schlimmsten Verletzungen der menschlichen Würde. Die Kirchen und die kirchlichen Gemeinschaften haben deshalb eine besondere Pflicht, alle zusammen, auf ökumenischer Ebene ihre Aufgabe im Dienst am Menschen zu bezeugen, um so die Ausschreitungen der Globalisierung zu kontrollieren. Sie müssen ebenfalls offen sein für eine Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens und jeder Religion zum Wohle der Menschheit.

Im Bewusstsein, dass die Regeln dieser neuen globalen Marktwirtschaft  viele mit Angst erfüllt, sie aber erst  zum Teil festgelegt und noch Gegenstand heftiger Diskussionen sind, ist das Apostolat des Meeres aufgerufen, der Globalisierung in der Welt des Meeres ein menschliches Gesicht zu geben, um so zur Festlegung der Regeln („governance“)  einer neuen Welt-Ordnung beizutragen, die auf  ethischen Prinzipien, auf der Solidarität und auf der Unverletzbarkeit der Würde des Menschen beruht.

II. Bemerkungen und Beschlüsse

Die Kongressteilnehmer sind sich dieser Realität klar bewusst  geworden und sehen es als notwendig an, dass das Apostolat des Meeres folglich die eigenen Strukturen, Methoden und Ziele anpasst

1. Strukturen:

a)  Durch sie – die nationalen wie die internationalen - muss das Apostolat des  Meeres sich den Auswüchsen der Globalisierung stellen:

  1. die eigenen Netze und die eigene Sichtweite in der Welt des Meeres und auch darüber hinaus verstärken;
  2. sich dafür einsetzen, dass seine Mitglieder, die Öffentlichkeit, die Kirchen und die kirchlichen Gemeinschaften, wie auch die Gesellschaft im allgemeinen, über die wichtigen Fragen, die auf dem Spiel stehen, informiert werden.
  3. idurch den Päpstlichen Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs enge Kontakte mit allen Stellen, katholische, und die anderer Konfessionen fördern, die sich für das Wohl der Seeleute einsetzen. Auch soll mit derselben Vermittlung der Kontakt mit der NGO (Non Governmental Organisation), den Regierungen und den internationalen Agenturen gefördert werden. Die ökumenische Zusammenarbeit in diesem Sektor bleibt wesentlich.

b) Auf örtlicher Basis sollte das Apostolat des Meeres:

  1. eine bessere Ausbildung der Seelsorger und der Pastoral-Assistenten versichern;
  2. den Seeleute in ihrer Ausbildung beistehen;
  3. all denen beistehen, die in der Welt des Meeres von AIDS betroffen sind: die Seeleute, die Familien und die Waisen;
  4. teilnehmen an der Bereitstellung der Programme der Hafen-Organismen zum Wohle der Seeleute, oder sich dort für ihre Schaffung einsetzen, wo es sie noch nicht gibt.

c) Es sollte auch an die Schaffung von Antennen des Apostolates des Meeres in allen Häfen denken. Die Diözesan-Behörden, der Klerus und die Gläubigen müssen immer mehr das Werk des Apostolates des Meeres, wie auch die besonderen Bedürfnisse der Seeleute anerkennen.

2.  Methoden:

a) Auf globaler Ebene:

  1. Die beste Art, unserer Mission gerecht zu werden, ist das Zeugnis und der unentgeltliche Dienst  unserer Freiwilligen. Wir sind wirklich prophetisch, wenn wir demütig und wahr sind und den Andern achten. Wir sollten auch keine Angst vor einer Selbstkritik haben. Deshalb ist es nötig:
    • Eine Spiritualität des Dienstes zu entwickeln,
    • die Rechte und die Würde des Menschen zu verteidigen, alle Christen zu ermahnen, die nunmehr berühmte und bevorzugte Option für die Armen in die Tat umzusetzen.
  2. Der Kongress wendet sich deshalb an alle Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, damit sie gemeinsam an der Förderung der menschlichen Werte arbeiten.
  3. Mit großer Freude nehmen wir die steigende Teilnahme der ständigen Diakone im Apostolat des Meeres wahr. Wir wünschen von Herzen, dass sie sich noch überall weiter ausbreiteten möge.
  4. Dann ist es noch unser Wunsch, dass eine Kennkarte des Seemanns eingeführt werden möge, die international anerkannt wird, um so die Ausstellung eines  notwendigen, besonderen Visums für die Matrosen auszuschließen, die  bei den Zwischenaufenthalten an Land gehen wollen.
  5. Wir können beobachten, dass der Pastoralbesuch auf den Schiffen eine immer größere Bedeutung einnimmt. Man sollte versuchen dies auszubauen bis hin zu einem Programm des „see-fahrenden Seelsorgers“ auf den Fracht- oder Passagier-Schiffen. In dieser Hinsicht besteht bereits schon ein von der I.C.M.A. entworfenes Programm.
  6. Ermutigen wir zu einer immer größeren Berufskompetenz und einer größeren Ausbildung im Hinblick auf jene psychologische und pastorale Unterstützung, die in Krisenmomenten und im Einsatz für Gerechtigkeit notwendig ist.
  7. Wir müssen auch Neuerungen ausprobieren  und die Technologie Internet benutzen.

Der Kongress bittet die regionalen Koordinatoren, die National-Direktoren und alle anderen Behörden des Apostolates des Meeres sich nach einem Jahr zu treffen, um zu  überprüfen,  was von den in Rio getroffenen Entscheidungen verwirklicht werden konnte, und um festzustellen, was noch zu tun ist, und wie man es in die Tat umsetzen kann.

b) Auf individueller Ebene:

  1. Mit Beifall begrüßen wir die stets wachsende Rolle der Frau in den Gemeinden der Seeleute, besonders durch die Frauen-Vereinigungen. Wir laden alle Frauen, die sich hier noch nicht engagiert haben,  mit Zuversicht  im Apostolat des Meeres voran zu gehen, auch über die einfache Rolle der Hausfrau hinaus. Sie sollten: 
    • Ihre Begabungen und ihren Unternehmungsgeist nutzen, um die anderen Familien der Seeleute in Not zu unterstützen;
    • Ihre Stimme erheben zur Verteidigung der Rechte der Menschen und der Familien.
  2. Es sollte befürwortet werden, dass Kommunionhelfer und Animatoren der Wortgottesdienste bei den Seeleuten eingesetzt werden, und dass sie eine solide Ausbildung erhalten.
  3. Alle werden ermutigt, die Internet-Seite <www.stellamaris.net> zu benützen und sie durch genaue Informationen zu ergänzen.
  4. Das Apostolat des Meeres muss  versuchen, die Zahl  seiner Mitglieder und Freiwilligen zu verstärken,  Männer und Frauen des Gebetes, die in ihrem persönlichen Leben mit Eifer die Werte des Evangeliums leben.

3. Ziele

a) Bezüglich der Familien der Seeleute.

Überall sollten die Vereinigungen der Familien oder der Ehefrauen der Seeleute unterstützt werden. Die Frauen, die Kinder und die Familien sind aufgerufen in einer noch vollständigeren Weise an der „See-Mission“ teilzunehmen. Ebenso werden sie ermutigt, Initiativen zu ergreifen, die dazu führen, die Hafengemeinden in den Räumen des Apostolates des Meeres zusammenzuführen, um ihnen beizustehen und ihnen eine geistige und praktische Führung anzubieten.

b) Bezüglich der internationalen Handelsmarine.

Das Apostolat des Meeres drückt seine Freude aus über die schon erreichten Resultate der Arbeitsgruppe der IMO/ILO bezüglich der in den Häfen im Stich gelassenen Seeleute und der Verantwortung der Reeder, was Unfälle und Tod der Seeleute betrifft. Man hofft, dass die bestehenden Richtlinien sich in Internationale Konventionen wandeln werden. Das Apostolat des Meeres unterstützt jede Initiative, die dahin geht die I.L.O. zu bevollmächtigen, die See-Konventionen in Kraft zu setzen.

Nach dem 11. September versteht man gut, dass die Staaten wirksamere  Sicherheitsmaßnahmen anwenden müssen. Gleichzeitig sind wir jedoch um die körperliche, geistige und psychologische Gesundheit der Besatzungen besorgt, wenn diese Maßnahmen zu einschränkend sind, wenn sie es, zum Beispiel, der Besatzung verwehren, an Land zu gehen.

Wir sind der ‚Seafarers’Trust von I.T.F. dankbar für ihre aktive Rolle in der Sicherstellung der notwendigen finanziellen Hilfe  für die Aktivitäten zum Wohlergehen der Seeleute.

Wir möchten allen Seeleuten das neue Instrument vorstellen, dass ihnen zur Verfügung steht, um Hilfe zu erbitten. Es handelt sich um ein Internationales Netz der Hilfe für Seeleute (I.S.A.N.), welches überall über ein kostenfreies Telefon Tag und Nacht zu erreichen ist (00800 SEAFARERS).

c) Bezüglich des industriellen und des traditionellen Fischfangs.

Etwa eine halbe Milliarde Menschen in der Welt  hängt für den eigenen Lebensunterhalt vom Fischfang ab, aber der Fischfang, auch der industrielle, hat seine Probleme. Wir wissen auch, dass die Würde der Fischer oft  verachtet wird.

Der Kongress anerkennt hingegen die berufliche Kompetenz und den Beitrag der Fischer zum Gemeinwohl, auch in der nicht-industriellen, traditionellen  Fischerei, und will sie unterstützen, damit sie sich auch mit ihren beruflichen Problemen, ihren Infrastrukturen und den Finanzen befassen können. So können die Fischer, dank der internationalen Instrumente, auch die Hilfe und den sozialen Schutz genießen,  den,  zum Beispiel, die Seeleuten der Handelsmarine genießen.

Das Apostolat des Meeres schätzt und unterstützt außerdem die volle und schnelle Anwendung des Verhaltens-Kodex für eine verantwortungsvolle Fischerei.

Die Schaffung eines „Fischerei-Komitees“ des Apostolates des Meeres ist wünschenswert, bestehend aus Mitgliedern, die seelsorglich mit den Fischern zusammenarbeiten und  mit ihren entsprechenden Organisationen auf örtlicher, nationaler und internationaler Basis in Verbindung stehen.

 Zusammenfassung

Während des Kongresses haben sich folgende drei prinzipielle Punkte überzeugend herausgestellt, und zwar:

  • Es ist notwendig, die Solidarität zu globalisieren;
  • Es ist  grundlegend, der Globalisierung ein menschliches Gesicht zu geben.
  • Im Hinblick auf eine neue globalisierte Weltordnung, hat das Apostolat des Meeres     eine eigene Rolle zu spielen. Es muss die Werte des Evangeliums und der Soziallehre der Kirche berücksichtigen.
In der Tat, wenn wir unsere Herzen der Liebe Gottes und der unserer Brüder und Schwestern öffnen, werden wir fähig sein die  Geschichte gemäß den Plänen Gottes zu gestalten. Der Herr hat uns versichert: „ Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20).
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