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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 102, December 2006

 

 

Interview bei Radio Vatikan

MIT ERZBISCHOF Agostino Marchetto

über den Welttag des Tourismus 2006* 

 

F:  Exzellenz, zunächst die Frage, warum nimmt Ihr Päpstlicher Rat mit einer Botschaft an diesem Tag teil?

A: Der Heilige Stuhl hat die Möglichkeit einen Welttag einzuberufen, mit eigenem Datum, zu einem festgelegten Tag, über Themen, Probleme und Fragen, die während des Jahres von der Internationalen Gemeinschaft, den Organen der Vereinten Nationen, erörtert wurden. Das trifft zu beim Welttag des Friedens, am 1. Januar jeden Jahres, oder bei dem Welttag für die Migranten und Flüchtlinge, am 2. Sonntag nach dem Dreikönigsfest, wenn dieses am 6. Januar gefeiert wird. Aber es gibt da andere Gelegenheiten, zu denen der Heilige Stuhl und folglich der Päpstliche Rat der Seelsorger für die Migranten und Menschen unterwegs, sich zum Beispiel an internationale Feiern – ich möchte sagen aus geschichtlichen, traditionellen Gründen – anschließt, und das ist der Fall bei diesem internationalen Tag der Weltorganisation für Tourismus. Ich sagte unser Päpstlicher Rat, denn die Seelsorge an den Menschen unterwegs, schließt auch die Touristen mit ein.

F: Sie haben von der Seelsorge an Touristen gesprochen. Warum Seelsorge?

A: In der Tat ist es unsere Aufgabe, an der pastoralen Sorge des Heiligen Vaters teilzunehmen, das ist der Grund dieser unserer Beteiligung. Wenn wir die Botschaft lesen, so erscheint ihr pastoraler Schnitt das Dokument, das in besonderer Weise direkt gerichtet ist an unsere Korrespondenten, an die Seelsorger und die in der Seelsorge Arbeitenden, an die Bischöflichen Promotoren, usw. in den verschiedenen Bischofskonferenzen und gleichbedeutenden Organismen in den katholischen Ostkirchen. In diesem Jahr zeigt das Dokument einen etwas poetischen Ton, denn wir sind überzeugt, dass die wahre Poesie, nach der Heiligen Schrift, in der Lage ist, uns etwas von der ewigen und immer neuen Schönheit zu vermitteln, welche der Tourist in der von ihm bewunderten Natur entdeckt, und auch – in gewissem Sinn – im menschliche Genie, das in besonderer Weise in seinen Kunstwerken seinen Ausdruck findet.

 

F:  Wollen Sie uns die Hauptpunkte der Botschaft benennen?

A: Wir haben das Thema „Der Tourismus ist Reichtum“ behandelt, indem wir die folgende Anfangssynthese weiter ausgearbeitet haben: „Der Tourismus – der sich immer schneller als Phänomen ausbreitet – öffnet neue Möglichkeiten der Begegnung, regt die Entwicklung an, ruft auch Panik hervor und fordert das ethischen Gewissens heraus“. Diese Aspekte haben wir dann aufgegriffen und die Bedeutung der Begegnung mit den Menschen unterstrichen, unter zur Hilfenahme des Bildes des Glasfensters und der Ikone, ein Zusammentreffen, aus dem die Solidarität erwachsen müsste. Tatsächlich „ das wirtschaftlich-finanzielle System ist nicht einmalig, sondern eher vorherrschend, und nicht das beste, aber das aktuelle, Quelle großer Ungleichheiten. Es bleibt der Eindruck einer viel reicheren Menschheit, wenn man den Andern die Fenster eines Systems öffnet und so den Zutritt zu den kulturellen, geschichtlichen, naturalistischen, ästhetischen, menschlichen und geistigen Schätzen ermöglicht, die von jedem Volk mehr oder weniger eifersüchtig erhalten werden… Der Tourismus ist genau in dem Maße Reichtum, in dem er dazu beiträgt, die so genannten reichen Systeme zu relativieren und sie für die Wahrnehmung andere Formen des ’reich seins’ zu öffnen“. 

Abschließend sagen wir, dass der Mensch auch aus der Sicht des Tourismus „das wertvollste Erbgut“ ist.

Was die negativen Aspekte des Tourismus angeht, die hier wegen des diesjährigen Themas nicht behandelt wurden, die aber bestehen, so verweise ich zum Beispiel auf das Supplement Nr. 96 unserer Zeitschrift „People on the Move“, in dem die Akten unseres VI. Weltkongresses über Tourismusseelsorge veröffentlich sind, der im Jahre 2004 in Bangkok stattgefunden hat. 



*Radio-Nachrichten, 29 August 2006.

 

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