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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 108 (Suppl.), December 2008

 

 

SCHLUSSDOKUMENT

I. Das Ereignis

Das III. Internationale Treffen über die Seelsorge der Straße fand am 26. und 27. November 2007 in den Räumen des Päpstlichen  Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, im Palazzo San Calisto, Vatikan, statt.

Vier Bischöfe, verschiedene National Direktoren oder Vertreter der Bischofskonferenzen sowie Experten nahmen daran teil. Sie kamen aus 28 Ländern, aus: Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Burundi, Chile, China, Deutschland, England, Eritrea, Frankreich, Indien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Korea, Niederlande, Portugal, Rumänien, Slowakische Republik, Süd-Afrika, Taiwan, USA und Zimbabwe. Die religiösen Orden waren vertreten durch die Kapuziner, die Missionsschwestern der christlichen Liebe, die Comboni Missionare, die Kleinen Schwestern Jesu. Weiter waren anwesend der Souveräne Malteser-Orden und Vertreter von SECAM und CCEE. Auch Assoziationen und Bewegungen nahmen teil, unter ihnen sind zu nennen „Aux Captifs la Liberation“, FEANTSA, FIO, die Kommunität Johannes XXIII. und die von Sankt Egidio, die Gesellschaft des heiligen Vinzenz von Paul und SELAVIP.

Der Präsident des Päpstlichen Rates, Seine Eminenz Kardinal Renato Raffaele Martino, begrüßte die Teilnehmer und hieß sie willkommen. Er hob hervor, dass die Anwesenheit so vieler Personen aus der ganzen Welt Zeugnis dafür ist, dass man sich hier mit einem globalen Phänomen befassen wolle. Er fuhr fort und erinnerte daran, dass es nichts Neues ist, heimatlos zu sein. Seit der Ausweisung unserer Stammeltern aus dem Paradies, irrten die Menschen, Männer und Frauen umher und lebten auf der Straße. Tatsächlich haben die Christen von frühestes Zeit an versucht mit pastoralen Bemühungen der Plage dieser armen und heimatlosen Menschen entgegen zu arbeiten. Seine Eminenz zeigte eine Anzahl von Indikatoren im Leben der Kirche auf, um durch das ordentliche Lehramt und die verschiedenen Belehrungen die Gläubigen in ihrer Antwort auf die pastorale Sorge der Obdachlosen zu leiten. Zum Schluss bezog er sich auf die Botschaft der Enzyklika Papst Benedikt XVI. „Deus Caritas Est“, aus der er Kraft schöpfte. Er fuhr fort, auch wenn das Evangelium keine immediaten Lösungen der Probleme gibt, so sollten wir uns immer führen lassen von dem Wunsch, unseren Nächsten zu lieben und in ihm Christus selbst zu sehen. So also wird der Dienst an den Obdachlosen “eine tiefe Offenbarung der Liebe Gottes für die Menschen“.

Danach legte Erzbischof Agostino Marchetto, Sekretär des Dikasteriums, den programmatischen Grundgedanken dar, „Herr, wann haben wir dich gesehenÂ…?“ (Mt 25,44). Er stellte beide, den Ton und die Herausforderung des Treffens heraus und erinnert uns an das Gebot des Herrn, in den Armen und Ausgeschlossenen immer das Antlitz Christi  zu sehen. Der Erzbischof hob sodann klar hervor, dass, wenn man über Obdachlose spricht, man sich unweigerlich mit einer Lücke in den grundlegenden Menschenrechten auseinander setzen muss. In der Folge beschränkte er sich nicht nur darauf, die reale Situation dieses globalen Phänomens zu beschreiben, sondern er unterstrich, dass es sich in vielen unterschiedlichen Ausdrücken zeigt. Trotz dieser Unterschiedlichkeit fließt das Heimatlos-Sein, immer in eine abwärts gehende Spirale bezüglich Gesundheit, Armut, Ausgeschlossenheit. Deshalb verlangen die Bedürfnisse der Obdachlosen sowohl eine menschliche wie auch eine kirchliche Antwort. Dies drückt sich nicht nur in der Beschaffung der grundlegenden Bedürfnisse aus, sondern auch im Schutz ihrer Würde als Person. In gleicher Weise muss die Kirche eine spezifische Seelsorge entwickeln, die auf die Person als solche schaut, abgesehen von ihren Bedürfnissen, immer vor Augen haltend, dass der Mensch ja geschaffen ist nach dem Abbild und Gleichnis Gottes. Das ist die Herausforderung, die an die christlichen Gemeinschaften gerichtet ist: Orte der Aufnahme zu werden, damit sie in den Obdachlosen nicht nur den Herrn selbst aufnehmen, sondern ihn in Gemeinsamkeit auf einem Weg der Erneuerung und der  Re-Integration begleiten.

Der Rest dieses ersten Tages gab den Teilnehmern nicht nur die Gelegenheit sich vorzustellen, sondern auch etwas von ihrem Apostolat und ihrer Erfahrung auszutauschen. Dies belichtete den großen Beitrag, der bereits im Gebiet der Seelsorge für die Obdachlosen gemacht wurde, wie auch die außergewöhnlichen Unterschiede der einzelnen Situationen.                                                                                                                                                                                                                                                                  

Während der beiden Kongresstage gab es in den verschiedenen, nach Sprachen aufgeteilten Gruppen, Gelegenheit sich auszutauschen über die in der Seelsorge für die Obdachlosen gemachten Erfahrung, über gute Verwirklichungen, Methoden, Erfolge und Fehlschläge. Am zweiten Tag befassten sich diese Gruppen mit den besonderen Charakteristiken, die die Grundlage für eine zukünftige kirchliche Antwort sein sollen. Es wurden ihnen einige Fragen vorgelegt, um ihnen die Überlegungen und den Dialog zu erleichtern.

Hauptpunkt des Vormittags des zweiten Tages war ein ausführlicher Vortrag von Professor Mario Pollen von LUMSA und der Universität der Salesianer in Rom. Er gab einen gut verständlichen Überblick der Person des Obdachlosen und beschrieb die verschiedenen pastoralen Antworten, die einer Umfrage entnommen waren, welche der Päpstliche Rat zuvor an die einzelnen Teilnehmer verschickt hatte.

Der Nachmittag dieses Tages war ausgefüllt mit dem Gespräch am Runden Tisch, was unter dem Thema stand: „Die menschliche Verpflichtung und die Seelsorge an den Obdachlosen“. Die Baronin Martine Jonet vom Souveränen Malteser-Orden, Herr Roger Playwin, der National Direktor der Gesellschaft des heiligen Vinzenz von Paul in den Vereinigten Staaten von Amerika, Pater Barnabe dÂ’Souza, Direktor des Heimes ‚Don BoscoÂ’, Indien, Herr Christian Gianfreda von der Kommunität Johannes XXIII. und Schwester Maria Cristina Bove Roletti, National-Beigeordnete der Seelsorge der Straße, Brasilien, tauschten ihre Erfahrungen aus unter Darlegung der besonderen Situation in ihren eigen Ländern und Organisationen. Dabei „enthüllten„ sie die Prinzipien, welche die genannte Pastoralarbeit leiten sollte, sowie die neuen Strategien. Hierbei unterstrichen sie besonders, dass es nicht nur wichtig ist, sich der Obdachlosen anzunehmen, sondern den Wert und die Würde ihrer individuellen Existenz kundzutun.

Der abschließende Teil des Treffens war den Überlegungen der Arbeitsgruppen und der  Formulierung der Schlussfolgerungen und der Empfehlungen vorbehalten. Das Treffen endete mit einem starken Wunsch, im Dialog und im brüderlichen Austausch in diesem Gebiet der Seelsorge für die Menschen ohne festen Wohnsitz fortzufahren. 

II. Schlussfolgerungen

1. Aufgrund seiner Situation hat die Person ohne festen Wohnsitz eine unwiederholbare Eigenartigkeit und Einzigartigkeit. In einer Gesellschaft, in der man die sozialen Beziehungen nur mit Blick auf einen wirtschaftlichen Gewinn versteht, übernimmt die Kirche die Aufgabe, dem  freiwilligen Einsatz und der Freundschaft im tiefsten Sinn den wahren Wert zurückzugeben.

2. In unserem geschichtlichen und sozialen Kontext identifizieren manche den Armen als eine Person, die in eine Erfahrung des Versagens gekommen ist, was die menschliche Natur wie auch die menschlichen Bedürfnisse angeht. Die Schlussfolgerung daraus ist, die Armut als Auswirkung eines Lebens ohne Werte zu betrachten und demzufolge als eine Niederlage. Folglich wird Armut als eine Situation gesehen, von der man unmöglich befreit werden kann. Ihr Andauern ist ein Merkmal, imstande eine menschliche Existenz für immer zu brandmarken. 

3. Das Schicksal der Menschen ohne festen Wohnsitz trägt ein weiteres „Zeichen“, wenn es als eine „Wahl“ betrachtet wird. Wer würde denn ein Leben des Behelfs oder eine durch Unbeständigkeit gekennzeichnete Existenz für sich und seine/ihre eigene Familie wählen? Trotz all dem, beginnt die Suche nach Gerechtigkeit mit der Anerkennung des Armen und in der Überzeugung, dass wenn man ihn mit einem falschen Namen nennt, man ein Unrecht zum anderen fügt.

4. Gewöhnlich werden wir mit der Idee konfrontiert, dass derjenige, der keinen festen Wohnsitz  hat ein „andersartiger“ Menschen ist. Armut ist ein Problem, was nicht uns, sondern andere betrifft. In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied, denn wir leben in einer „Gesellschaft ohne Sicherheit“, in der niemand behaupten kann, von der Gefahr arm zu werden ausgeschlossen zu sein.

5. In jedem der fünf Erdteile ist das Beispiel und die Hingabe der christlichen Gemeinden für die „Ärmsten der Armen“ ein sichtbares Zeichen der Liebe Gottes für die Menschen, wo auch immer sie leben, in welcher Lebenssituation sie sich auch befinden. Das wird umso sichtbarer in den spezifischen Aktivitäten und ihrer Förderung, wenn auch die Methoden unterschiedlich sind und die organisatorischen Entscheidungen typisch sind für den Ort der Ausführung der pastoralen Aktionen. Mannigfaltige fundamentale Werte charakterisieren was man schafft und konstituieren ihren theologischen Hintergrund.

6. Vor allen anderen geht es hier um den Wert der Beziehungen. Wenn man die Definition des Obdachlosen, wie folgt ausgedrückt, annimmt: „eine Person, die sich in einer Situation materieller, oder auch nicht materieller Armut befindet, also Träger einer komplexen, dynamischen und vielfältige Unbehaglichkeit ist", was durch das Fehlen eines festen Wohnsitzes klar hervortritt, stellt man fest, dass das Ausmaß der fehlenden Beziehungen ein Element ist, was ein Leben in Armut definieren und hervorrufen kann. Hiervon ausgehend muss  ein Weg zu einem größeren Vertrauen abgesteckt werden, zu einem wahren und bedeutungsvollen Leben, in dem jede andere Person als Freund betrachtet werden kann. Das ist auch dort möglich, wo es keine „Strukturen“ wie die Straße gibt. Diese kann also ein pädagogischer, aber auch pastoralen Ort sein, um eine menschliche Förderung, eine Veränderung zu erzielen.

7. Aus diesem Grunde wirkt die Kirche, die örtliche Gemeinde, auf territorialer Ebene, sie kümmert sich um die dringlichsten Bedürfnisse und bietet Unterstützung an, um Lösungen zu finden. Auf dieser Route sind die Menschen ohne festen Wohnsitz eingeschlossen in eine Wegstrecke der Aussöhnung, so wie auch die Bewohner eines bestimmten Gebietes mit einbezogen sind. Dieser Prozeß der Versöhnung fordert notwendigerweise eine existenzielle Ergänzung. Nur durch freundschaftliche Beziehungen kann die menschliche Person sich selbst entdecken und erkennen

8. Die politischen Veränderungen und die sich in ständigem Wechsel befindlichen sozialen Phänomene verlangen seitens der Ortskirchen eine prophetische Aktion. Augenblicklich können wir feststellen, dass sie sich in konstanter Weise um den Schutz des Lebens bemühen, und durch ihre Wahl und ihr Zeugnis bekunden, dass die Liebe Christi eine Quelle ist, die die Wunden der Gleichgültigkeit heilt.

9. Einige notwendige Elemente orientieren über eine „bessere pastorale Aktivität“ unter den Obdachlosen. Ein gemeinsames Schicksals teilen ist Frucht tiefer Beziehungen, in denen der Blick auf die Armen geläuterten ist. Eine solch geläuterte Vision bestätigt die Überzeugung, dass es Menschen gibt, die fähig sind, sich das Schicksal der anderen zu Herzen zu nehmen und gleichzeitig – durch die Mitarbeiter in der Pastoral - bestätigt, dass Gott hic et nunc (hier und jetzt) liebt.

10. An die Bedeutung der Beziehungen glauben, setzt die materielle Hilfe in die rechte Dimension zur menschlichen Förderung, pädagogische Mitarbeiter sein und daran festhalten, dass der zu gehende Weg grundlegend erneuernd ist, um die schweren Formen des Randdaseins auszuschließen, und an eine globale pastorale Art zu denken, sie vorzuschlagen und daran zu glauben. 

11. Die Obdachlosen stellen jedenfalls eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar, die ja aufgerufen ist zur Mitverantwortung bei der Förderung einer liebevollen Annäherung, die Grundlage für einen Entwicklungsprozess ist. Es handelt sich eher darum die Situation zu verstehen, als eine Erklärung zu finden, welche manchmal in eine unangepaßte Klassifikation ausarten könnte. Es geht darum die Person nicht als ein Objekt zu betrachten, Empfänger von vorher festgesetzten Eingriffen. Hier ist ein Projekt von Nöten, welches nicht brandmarkt, sondern weit entfernt ist von Aktionen sozialen Zwangs, in der Logik einer wahren Miteinbeziehung. Trotz alledem bleibt die Aufnahme begrenzt, zerbrechlich, unzureichend, aber genährt von einem entschlossenen und konstanten Einsatz. Unvermitteltheit, Halbheit und Zurückhaltung sind Elemente, die im Gegensatz zu einer vollkommenen, dauerhaften und tragbaren Annäherung stehen.

12. Die konsequente Sensibilisierung – im Kontext eines hermeneutischen Prozesses – ist der Weg durch den man an eine andere Zukunft denkt und sie plant, in der die Würde wieder entdeckt wird (und nicht einfach nur zurückgegeben). Gerade wegen der Tatsache, dass jeder Mensch in sich selbst seine unwiederholbare Einzigartigkeit birgt, weil er Kind Gottes ist, ist es also wichtig, die nötige Zeit für das Wachsen und die Veränderung zu respektieren. Das gilt auch für die kirchliche Gemeinde, die mit der Sorge um den Nächsten befasst ist.

13. In jeder pastoralen Beziehung muss man unbedingt „wahr“ sein. Die Glaubwürdigkeit leben in der Ausübung der Nächstenliebe, sollte an der Basis jeder eventuellen Aktion stehen. Und diese Aufrichtigkeit verlangt eine Äußerung ihrer Selbstlosigkeit, ihres Ursprungs und ihrer tiefen Gründe. Zusammenfassend können wir sagen, dass der Entwurf einer Kirche, die ihren Kindern nahe steht, auch wenn sie oft weit von „zuhause“ sind, sollte in ihrem „Salz und Licht sein“  Ausdruck finden.

14. Ein ‚HeimÂ’ geben ist somit die Mission jeder wahren pastoralen Aktion. Es handelt sich nicht einfach darum einen Unterschlupf zu geben, sondern eher einen Ort, an dem die Menschen sich selbst sein können, in Fülle und Würde. Eben ein Ort, wo man Beziehungen aufbauen kann und jede Dimension seiner eigenen Existenz, einschließlich der spirituellen, entwickeln kann.

15. Die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz ist in ständigem Ansteigen, in den industrialisierten Ländern, wie in den Entwicklungsländern, in den großen Städten und in den ländlichen Zonen, im Kreis der Bürger, der Immigranten, es sind Männer, Frauen und Kinder jeden Alters.

16. Die Kirche hat sich mit ihren vielen Institutionen bemüht, den Obdachlosen zu helfen durch Mensen, Unterkünfte, berufliche Fortbildungskurse und Stellenvermittlung, advocacy, Beschaffung von Lehrstellen im Hinblick auf eine Arbeit als Teil des Integrationsprozesses in die Gemeinde, und als Garantie einer pastoraler Assistenz.

17. Hier ist Raum für die allgemeine, territoriale Seelsorge der Kirche aber auch für die spezifische, holistische, multidimensionale, soziale und beziehungsreiche Pastoral.

18. Die Seelsorge sollte in ihrem weitesten Sinn verstanden werden, als Antwort auf die materiellen und spirituellen Bedürfnisse. 

19. Die Pflicht der Gastfreundschaft, besonders gegenüber den Ausgeschlossenen ist ebenfalls integraler Teil des Lebens der Pfarrgemeinde. Wenn in der Gemeinde die Armen und die Obdachlosen fehlen, ist die Kirche nicht „vollständig“. Es gibt weiter eine klare Verbindung zwischen den Werken der Nächstenliebe und dem Anspruch auf Gerechtigkeit. 

III. Empfehlungen

Für die Gesellschaft

1. Da die sozial-wirtschaftliche Realität komplex ist und Werke der Gerechtigkeit tun heißt, Gerechtigkeit leben, ist es notwendig in der Komplexität zu wirken und Zersplitterungen zu vermeiden. Darüber hinaus destabilisiert der Werteverlust das soziale Zusammenleben, so dass die Ortskirchen einen axiallogischen Gesichtspunkt vorstellen, der Mensch zu Mensch führt.

2. Um dieses Vorhaben zu erreichen ist es wichtig, ein örtliches „Netz“ zu schaffen, in dem die Verantwortlichkeit und die Kompetenz erkennbar sind, und eher der Planung Vorrang zu geben, als dem Eintreten in Notsituationen. So sollen also Begegnungen zwischen-kirchlicher und außer-kirchlicher Koordinierung gefördert werden, um gemeinsame Ziele festzulegen. Auch sollte es ein gegenseitiges Verständnis der angewandten Sprachen geben, die man benutzt,  um die Bedürfnisse der Obdachlosen zu analysieren und sich ihnen zu stellen. Auch so entwickelt sich eine für sie bestimmte Pastoral, die gereinigt ist von Stereotypen, von Vorurteilen und von ideologischen Divisionen.

3. Obwohl es Organisationen oder Gruppen gibt, die sich als geiegnet verstehen, sich der Obdachlosen anzunehmen, ist es zweckmäßig, die respektive Verantwortung den zivilen, zentralen und lokalen Autoritäten zurückzugeben.

4. Arbeit und Wohnung beschaffen, sollten auch in der Perspektive der fundamentalen Rechte gefördert werden. In diesen ist auch das Recht auf Gesundheit einzuschließen, nicht nur verstanden als Fehlen von Pathologien, sondern als Möglichkeit des Zugangs zur existentiellen Wohlfahrt.

5. Es ist also zweckmäßig in jeder pastoralen Aktion für die Obdachlosen – wie Wohnung, Arbeit, psychologische Behandlung, erzieherische Begleitung, usw. – die Begrenzung der Person aufzunehmen, um ein Versagen soweit als möglich zu vermeiden. Das heißt, es ist zweckmäßig, mögliche und erreichbare Ziele vor Augen zu haben.

6. Man sollte eine neue und respektvolle Sprache entwickeln, wenn man von Menschen ohne festen Wohnsitz spricht.

7. Ohne die Personen zu beurteilen, sollen die Aktivitäten ihrer Dienste hinzielen auf die Hebung der Lebensqualität und langfristige Lösungen im Auge haben, die in respektvoller Art vorgeschlagen werden, unter Beachtung der Soziallehre der Kirche über die Würde der menschlichen Person. Außerdem sollen diese Eingriffen auf die vollkommene Umwandlung hinzielen.

Für die Kirche

    8. Der Einsatz der Kirche für die Obdachlosen möge auf der grundlegenden Wahrheit basieren, dass sich in ihnen der leidende und auferstandene Christus zeigt. Dem Beispiel Christi folgend muss man sie anhören, dem Vertrauen Raum geben und Beziehungen schaffen. Zu diesem Zweck gehe die Kirche ihnen auf der Straße entgegen, in einem positiven Miteinbeziehen.

9. Um fähig zu sein, den Obdachlosen einen besseren Dienst anzubieten, muss notwendiger Weise eine Zusammenarbeit zwischen den kirchlichen Institutionen gefestigt werden und das Arbeiten im Alleingang und in Konkurrenz beendet werden. So soll zu einer geeigneten Kooperation ermutigt werden mit den Zivilbehörden, mit anderen religiösen Bekenntnissen und nicht-konfessionellen Institutionen, welche die gleiche Besorgnis teilen und die gleichen Ziele verfolgen. Auch sollten die ökumenischen Initiativen in aktiver Weise bestärkt werden.

10. Die Obdachlosen sollten angeregt werden am sozialen und kirchlichen Leben, so weit dies möglich ist, teilzunehmen. Die für sie vorgesehenen Programme sollten ihre Erfahrungen, Überzeugungen, ihre Kultur und ihre Bedürfnisse mit berücksichtigen und die Personen in das Werk der Zurückgewinnung mit einbeziehen und vermeiden, Abhängigkeit zu schaffen.

11. Man sollte die Person als einzigartiges Individuum betrachten und sich ihr in diesem Sinne nähern und in ihr das Abbild und Gleichnis Gottes erkennen und sie beim Namen nennen.

12. Trotz der Schwierigkeiten in der Umgebung, in der man arbeitet, sollte man mit Überzeugung die Wege der Gerechtigkeit gehen und die Spezifität der Mission der Kirche hervorheben.

13.  So ist es also notwendig diese Realität sowohl durch das Studium oder die Aufnahme zu erkennen, als Ergebnis der Beziehungen. Die Armen sind Teil der kirchlichen Gemeinschaft und als solche müssen sie aufgenommen werden, genauso wie Familien in Schwierigkeiten, wie Witwen, usw. Jede Person hat eine eigene Geschichte und spezifische Probleme, die erkannt und angegangen werden müssen. Die Menschen ohne festen Wohnsitz müssen als Träger von Rechten betrachtet werden und nicht nur wie ein Katalog von Bedürfnissen, die es zu befriedigen gibt.

14.  Den Obdachlosen muss es möglich sein, ihre Stimme in der Kirche und in den öffentlichen Ereignissen zu erheben. Das kann auch in Form eines Theaters oder anderer Kommunikationsmittel geschehen.

15. Die Studenten der verschiedenen Studienstufen sollten mit einbezogen werden, damit sie erfahren, was es heißt ohne festen Wohnsitz zu sein, und damit sie in der Lage sind zu helfen in dem Maße, wie es ihrem Niveau entspricht.

16. In den Pfarreien sollte man für ein gutes familiäres und gemeindliches Leben Sorge tragen, damit man die vor Ort auftretenden Bedürfnisse sofort erkennen und eine vorbeugende Aktion vorsehen kann, um so das Phänomen der Obdachlosigkeit einzudämmen.

17. Die kirchlichen Dokumente sollen Ressource sein, um einen wirksameren spirituellen Dienst anzubieten.

18.  Es sollen angemessene finanzielle Normen geschaffen werden, die es den Laien erlauben, ihren Beitrag zur Seelsorge der Obdachlosen geben zu können.

Für die Bischofskonferenzen und die entsprechenden hierarchischen Strukturen der katholischen Ostkirchen

19. Die Bischofskonferenzen und die entsprechenden hierarchischen Strukturen der katholischen Ostkirchen sollten Fürsprecher sein und das Recht der Obdachlosen auf Wohnung und ihre Förderung im Geist der Populorum Progressio verteidigen. Eine gute advocacy stammt aus glaubwürdigen Informationen. Die Ortsbischöfe sollten über das Argument von den eigenen und von anderen Assoziationen, die in ihren Diözesen/Eparchien arbeiten, informiert werden.

20. Der Weg eines starken Einsatzes beinhaltet die Aktivierung der Bischofskonferenzen und der entsprechenden hierarchischen Strukturen der katholischen Ostkirchen, den Beistand des Heiligen Stuhls und die Erleuchtung durch das Päpstliche Lehramt.

21. In diesem Zusammenhang schlagen die Bischofskonferenzen und die entsprechenden hierarchischen Strukturen der katholischen Ostkirchen Leitlinien vor für die Beschaffung von Fonds zur Unterhaltung der spezifischen Aktivitäten zur Unterstützung der Obdachlosen, zur Planung einer anderen Zukunft und als Hilfe für diejenigen, die schon mit den Armen arbeiten ( und oft selbst arm sind).

22. In der Liturgie könnte diese Besorgnis Ausdruck finden durch liturgische Zeichen, welche die zentrale Stellung der Armen im Herzen Gottes hervorheben. Ein Gebetstag zur Unterstützung der äußersten Armut (vielleicht der 17. Oktober, Welttag zur Behebung der Armut) könnte in diesem Sinne ein Beitrag sein.

Für die Diözesen/Eparchien

Unbenutztes kirchliches Eigentum (Gebäude) könnte zur Verfügung gestellt werden als preiswerte Wohnungen oder Heime. Die Diözesen/Eparchien mögen die günstige Gelegenheit bedenken, einen Plan für die Wohnungen der Obdachlosen zu erarbeiten, falls ein solcher nicht schon besteht, als konkretes Zeichen und Folge dieses Ersten Internationalen Kongresses.

Seminaristen, Ordensleute und Mitarbeiter in der Pastoral sollten in der katholischen Soziallehre der Kirche und der Seelsorge an den Armen und Ausgeschlossenen ausgebildet werden.

Eine stärkere Präsenz des Ständige Diakonats im Dienst an den Armen und den Obdachlosen sollte unterstützt werden.

Eine bessere Abstimmung der Aktivität der Ordensmänner und –frauen und der Assoziationen die eine lange Tradition im Sozialdienst haben, sollte angeregt werden.

Für die Pfarrgemeinden und die Kommunitäten

27. Die Pfarreien mögen „Kommunitäten der Aufnahme“ werden. Man unterstütze die Schaffung von „Sozialkomitees“, um die Werke der körperlichen Barmherzigkeit klar herauszustellen.

28. Die Homilien und die Formen der Katechese müssen mit Aufmerksamkeit die unglückliche Situation der Obdachlosen und die folgerichtigen christlichen Antworten behandeln.    

29. Um eine Gemeinde der Aufnahme zu sein, sollte die christliche Gemeinde alle Vorurteile beiseite tun und eine Arbeit der Anerkennung und Wertschätzung durchführen. In diesem Sinne gibt es keine Armen, die ein ausschließliches Vorrecht für die Tätigkeiten von irgend jemand sind. Es ist jedenfalls immer die Gemeinde, die die Bürde tragen muss, selbst wenn es darum geht, eine Verantwortung zurückzugeben. In einem bestimmten Gebiet ist eine Gemeinde aufnahmefreudig, wenn sie die Nöten erkennt und flexible Antworten darauf gibt, die eine „Bürokratisierung“ vermeiden. So also können die kirchlichen Gemeinden das Risiko übernehmen, eine prophetische Nächstenliebe zu leben.

30. Es ist zweckmäßig, dass die kirchlichen Gemeinden in ihrem internen Bereich die Kompetenzen erkennen, die zur Verfügung gestellt werden können. Diese Kompetenzen werden von einem Ausbildungsvorschlag begleitet, der in der Lage ist, Elemente zu liefern, die für das Verständnis der realen Situation nützlich sind.

31. In den Pfarreien ist es also möglich Arbeiten zu fördern, die „Zeichen sind“, um Prophezeiung, Interesse und Einsatz der christlichen Gemeinde für die Obdachlosen zu bestätigen. Besonders auf lokaler Ebene sollte man noch vor den Symptomen der Leiden, die der Entbehrung und Angst auffangen. Den letzteren kann man vorgreifen indem man anhört, was die Person gerade durchlebt und erfährt, und allem genügend Raum geben.

32. Alle Pfarreien und andere kirchliche Gruppen mögen den Auftrag des Evangeliums annehmen und den Fremden unter sich aufnehmen und sich des Obdachlosen in der best möglichen Art  annehmen. Die Priester und die geistlichen Direktoren mögen prompt für die Obdachlosen bereit sein und ihnen in besonders kritischen Situationen ihres Lebens oder in Sterbefällen beistehen.

33. Die Ortsgemeinden, die Kirche, das ganze Gottesvolk sind aufgerufen an die Zukunft der Personen, auch der Obdachlosen, zu glauben. Das kann verwirklicht werden durch den konstanten Kontakt, in passender Form und der geeigneten Zeit. Jede Gelegenheit „denjenigen eine Stimme zu geben“, die keine haben (siehe die Erfahrung der so genannten Straßenzeitungen), ist eine Gelegenheit, die Auffassung, die die Obdachlosen von sich selbst haben zu ändern, und auch die Auffassung und das Verständnis der Gesellschaft ihnen gegenüber. Das alles sind Schritte in der Stärkung des Vertrauens in sich selbst und in das Leben.

Für den Päpstlichen Rat

34. Der Päpstliche Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs bereite, mit Hilfe der Teilnehmer, eine Liste der Organisationen vor, die mit den Obdachlosen arbeiten, um so einen Austausch der „Modelle“ zu erleichtern  und die Verbindung und die Koordinierung immer mehr zu vereinfachen.

35. Der Päpstliche Rat möge jedes Jahr eine Woche vorsehen um auf die pastoralen Bedürfnisse der Obdachlosen hinzuweisen, vielleicht im Gleichklang mit den internationalen Tagen, die ihnen geweiht sind.

36. Dieses Treffen ist das erste, aber es soll nicht das letzte sein; eine weitere Folge ist notwendig.

 

 

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