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 PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL 

PORNOGRAPHIE UND GEWALT 
IN DEN KOMMUNIKATIONSMEDIEN - 
EINE PASTORALE ANTWORT  

 

EINFÜHRUNG 

1. In den letzten Jahren ist es weltweit zu einer Umwälzung beim Verständnis moralischer Werte gekommen, verbunden mit tiefreichenden Wandlungen in der Art, wie die Menschen denken und handeln. Bei diesem Prozeß des individuellen und sozialen Wandels haben die Kommunikationsmedien eine größere Rolle gespielt und tun es weiter, weil sie neue Haltungen und Lebensstile einführen und widerspiegeln.(1) 

2. Einiges hat sich zum Besseren gewandelt. Wie Papst Johannes Paul II. kürzlich bemerkte, ist "das erste positive Merkmal das wache Bewußtsein sehr vieler Männer und Frauen von der eigenen Würde und der eines jeden Menschen. Gleichzeitig breitet sich in der durch alle Art von Konflikten entzweiten und verworrenen Welt die Überzeugung von einer tiefen wechselseitigen Abhängigkeit aus und folglich auch die Forderung nach einer Solidarität, die diese aufgreift und auf die moralische Ebene überträgt".(2) 

3. Vieles hat sich aber auch zum Schlechteren gewandelt. Neben altbekannten Mißbräuchen sind neue Verletzungen der menschlichen Würde und Rechte sowie christlicher Werte und Ideale aufgetreten. Auch hier tragen die Medien einen Teil der Verantwortung. 

4. Die Kommunikationsmedien sind hier beteiligt, weil sie nach der Feststellung des Zweiten Vatikanischen Konzils "den Menschen wirksame Hilfe bieten". Wenn das aber wahr ist, so ist ebenso sicher, daß "die Menschen diese technischen Erfindungen gegen Gottes Schöpfungsplan und zu ihrem eigenen Schaden mißbrauchen können".(3) 

5. Unter den alarmierenden Entwicklungen der letzten Jahre ist das weit verbreitete Anwachsen der Pornographie und mutwilliger Gewaltanwendung in den Medien zu nennen. Bücher und Zeitschriften, Radioaufzeichnungen, Film, Theater, Fernsehen, Videokassetten, Werbesendungen und sogar die Telekommunikation stellen häufig gewalttätiges Verhalten oder eine Freizügigkeit im sexuellen Verhalten dar, das offen pornographisch und moralisch anstößig ist. 

6. Als Äußerungen der dunklen Seite, der durch die Sünde verdorbenen menschlichen Natur, sind die Pornographie und das Rühmen von Gewaltanwendung jahrhundertealte Wirklichkeiten des menschlichen Daseins. In den letzten fünfundzwanzig Jahren aber haben sie neue Dimensionen erreicht und sind zu ernsthaften sozialen Problemen geworden. In einer Zeit weitverbreiteter und unglückseliger Verwirrung bei den moralischen Normen haben die Kommunikationsmedien Pornographie und Gewalt einer weit größeren Hörerschaft zugänglich gemacht, auch Jugendlichen und sogar Kindern - und was früher hauptsächlich auf die wohlhabenden Länder beschränkt war, beginnt nun, durch die Kommunikationsmedien auch die moralischen Werte in Entwicklungsländern zu zersetzen. 

7. Damit vermögen die Kommunikationsmedien, die so wirksame Werkzeuge für Einheit und Verständigung sein können, zuweilen auch zu Werkzeugen einer entstellten Sicht des Lebens, der Familie, Religion und Moral zu werden - eine Sicht, die die wahre Würde und Bestimmung der menschlichen Person nicht achtet.(4) In vielen Teilen der Welt haben Eltern nicht nur ihre verständliche Sorge über Filme, Videokassetten und Fernsehprogramme ausgesprochen, die ihre Kinder sehen können, sondern auch über Tonträger, die sie hören und die Veröffentlichungen, die die Kinder lesen können. Mit Recht sind sie dagegen, daß die im Elternhaus eingeprägten moralischen Ideale durch allzu leicht und an zu vielen Stellen zugängliches fragwürdiges Material - oftmals auch durch die Kommunikationsmedien - ausgehöhlt werden. 

8. Wir möchten hier zunächst die schwerwiegenden Folgen der Pornographie und Gewaltanwendung auf einzelne und auf die Gesellschaft beschreiben, dann einige der Hauptgründe des Problems aufzeigen sowie abschließend die notwendigen Schritte zu einer Besserung aufzeigen, die von den Medienschaffenden, Eltern und Erziehern, von der Jugend und der großen Öffentlichkeit, von den staatlichen Autoritäten und den Kirchen, den religiösen Gemeinschaften und Gruppen im privaten Bereich unternommen werden müssen. 

AUSWIRKUNGEN DER PORNOGRAPHIE UND GEWALT 

9. Die allgemeine Lebenserfahrung, gestützt durch weltweite Studien, hat die schädlichen Auswirkungen der Pornographie und Gewalt in den Medien längst erkannt.(5) Dabei wird die Pornographie in den Medien als Verletzung des Rechtes auf die Privatsphäre des menschlichen Körpers in seiner männlichen oder weiblichen Natur durch den Einsatz audiovisueller Techniken verstanden, eine Verletzung, die die menschliche Person und den menschlichen Körper zu einem anonymen Objekt des Mißbrauchs im Dienst einer Befriedigung der Begierlichkeit erniedrigt; Gewalt in den Medien aber kann - zumal in diesem Kontext - als eine Darstellung verstanden werden, die grundlegende menschliche Instinkte zu Handlungen gegen die Würde der Person anstachelt und dabei schwerste physische Gewaltanwendung tief beleidigender und oft leidenschaftlicher Art zeigt. Fachleute mögen darüber streiten, wie und in welchem Ausmaß Einzelpersonen und Gruppen von diesem Phänomen betroffen sind, doch die großen Schwerpunkte des Problems sind deutlich, klar und erschreckend. 

10. Während niemand sich selbst als gegen die verderblichen Wirkungen der Pornographie und Gewaltanwendung gefeit ansehen kann und sicher vor den Angriffen derer, die unter ihrem Einfluß handeln, so sind Jugendliche und unreife Menschen besonders verwundbar und werden sehr leicht zu ihren Opfern.

Pornographie und sadistische Gewaltanwendung entarteter Sexualität verderben die menschlichen Beziehungen, untergraben das Ehe- und Familienleben, fördern antisoziales Verhalten und weichen den moralischen Zusammenhalt der Gesellschaft auf. 

11. Damit ist eine von den deutlichen Auswirkungen der Pornographie die Sünde. Willentliche Beteiligung an der Herstellung oder Verbreitung dieser schädlichen Produkte kann nur als ernsthaftes moralisches Übel bezeichnet werden. Ebenso würde die Produktion und Verbreitung dieses Materials nicht weitergehen, wenn es dafür keinen Markt gäbe. Wer also solches Material benutzt, fügt nicht nur sich selber moralischen Schaden zu, er trägt auch zur Fortsetzung dieses schändlichen Handels bei. 

12. Häufiges Erleben von Gewaltanwendung in den Medien kann Kinder verwirren, weil sie noch nicht klar zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden können.

Später kann Gewalttätigkeit in den Medien, besonders bei leicht beeinflußbaren Personen, wie bei vielen Jugendlichen, dazu führen, dies als normales und annehmbares Verhalten zu betrachten, das es nachzuahmen gilt. 

13. Man hat sogar behauptet, es könne eine psychologische Verbindung zwischen Pornographie und sadistischer Gewaltanwendung geben, und manche Pornographie ist selber nach Thema und Inhalt offensichtlich gewalttätig. Wer sich solche Dinge anschaut oder sie liest, läuft Gefahr, diese Haltungen und Verhaltensweisen für die eigenen Beziehungen zu übernehmen, und verliert die Ehrfurcht und Achtung vor anderen als einmalige Kinder Gottes sowie als Brüder und Schwestern der gleichen Menschheitsfamilie. Die Verbindung zwischen Pornographie und sadistischer Gewaltanwendung wirkt sich besonders bei jenen Menschen aus, die unter bestimmten geistigen und seelischen Störungen leiden. 

14. Selbst die sogenannte "weiche" Pornographie kann allmählich weniger empfindsam und einzelne nach und nach moralisch taub und persönlich für die Rechte und die Würde anderer unempfindlich machen.

Der Umgang mit Pornographie kann ferner - wie der Umgang mit Drogen - zur Gewohnheit werden und einzelne dahin bringen, sich immer "härteres" und perverseres Material zu verschaffen. Entsprechend unsoziales Verhalten wird wahrscheinlich im Verlauf dieses Prozesses die Folge sein. 

15. Pornographie kann ungesunde Vorstellungen in Phantasie und Verhalten begünstigen. Sie kann das persönliche moralische Wachstum sowie die Entwicklung gesunder und reifer Beziehungen, zumal im Ehe- und Familienleben behindern, wo gegenseitiges Vertrauen und Offenheit sowie persönliche moralische Integrität im Denken und Handeln so wichtig sind. 

16. In der Tat kann sich Pornographie gegen den familienhaften Charakter echt menschlichen sexuellen Verhaltens auswirken. Je mehr sexuelles Tun als ein ständiges leidenschaftliches Streben nach persönlicher Befriedigung statt als Ausdruck bleibender Liebe in der Ehe angesehen wird, desto mehr kann Pornographie als ein Faktor gelten, der zur Aushöhlung eines gesunden Familienlebens beiträgt. 

17. In den schlimmsten Fällen kann Pornographie als Anregung oder Verstärkung, als eine Art von Komplizenschaft für das Verhalten von gefährlichen Sexualtätern dienen, die Kinder belästigen, entführen und töten. 

18. Eine fundamentale Auswirkung von Pornographie und Gewalttätigkeit ist die Verachtung, die Betrachtung anderer als Objekte statt als Personen. So können Pornographie und Gewalt Zärtlichkeit und Mitleid beseitigen, um Gefühllosigkeit und sogar Brutalität zu fördern. 

URSACHEN DES PROBLEMS 

19. Ein wesentlicher Grund für die Verbreitung der Pornographie und Gewaltanwendung in den Medien scheint eine verbreitete moralische Freizügigkeit zu sein, die im Suchen nach persönlicher Befriedigung um jeden Preis ihre Wurzel hat. Verbunden damit ist eine Art von verzweifelter moralischer Leere, die den Sinnenrausch als einziges Glück, das Menschen erreichen kann, betrachtet. 

20. Eine Reihe von mehr unmittelbaren Gründen kann ebenfalls zur Ausbreitung von Pornographie und Gewalttätigkeit in den Medien beitragen. Unter ihnen sind zu nennen:

  • - das Profitdenken. Pornographie ist eine gewinnbringende Industrie. Einige Bereiche der Kommunikationsindustrie sind tragischerweise der Versuchung erlegen, menschliche Schwäche auszunutzen, darunter die Schwäche junger und eindrucksfähiger Geister, um mit der Produktion von Pornographie und Gewalttätigkeit Geld zu machen. In manchen Gesellschaften bringt die Pornographie so viel Geld ein, daß sie mit dem organisierten Verbrechen ein Bündnis eingegangen ist.
  • - schlechte Berufung auf Freiheit. Manche sagen, die Freiheit des Ausdrucks der eigenen Person verlange eine Duldung der Pornographie, selbst auf Kosten des moralischen Wohls der Jugendlichen und des Rechtes aller Mitglieder der Gesellschaft auf eine Privatsphäre sowie auf eine Atmosphäre öffentlicher Anständigkeit. Manche behaupten sogar fälschlicherweise, der beste Weg zur Bekämpfung der Pornographie sei ihre Legalisierung. Falsche Argumente mit der Freiheit werden zuweilen von kleinen Gruppen in Beschlag genommen, die keineswegs die moralischen Wertvorstellungen der Mehrheit vertreten und auch nicht anerkennen wollen, daß jedes Recht eine entsprechende Verantwortung mit sich bringt. Das Recht auf Freiheit des Ausdrucks existiert nicht im leeren Raum. Die Verantwortung der Öffentlichkeit für die Förderung des Wohls der Jugend, der Achtung vor den Frauen und für den Schutz der Privatsphäre sowie für den öffentlichen Anstand zeigen, daß Freiheit nicht mit Beliebigkeit gleichgesetzt werden darf.
  • - das Fehlen von sorgfältig vorbereiteten Gesetzen oder die unwirksame Betonung von Gesetzen, die zum Schutz des Gemeinwohls und der Moral der Jugend bereits existieren.
  • - Verwirrung und Gleichgültigkeit bei vielen Personen, einschließlich den Mitgliedern von religiösen Gemeinschaften, die sich irrtümlich entweder als von Pornographie und Gewalttätigkeit in den Medien nicht betroffen fühlen oder als unfähig betrachten, zu einer Lösung des Problems beizutragen.

ANTWORTEN AUF DAS PROBLEM 

21. Die Verbreitung von Pornographie und Gewaltanwendung in den Kommunikationsmedien tut dem Einzelnen und der Gesellschaft Unrecht und schafft ein dringliches Problem, das von zahlreichen Personen und Gruppen realistische Antworten verlangt. Die legitimen Rechte auf Freiheit des Ausdrucks und des freien Informationsaustausches müssen geachtet werden sowie das Recht des Einzelnen, der Familien und der Gesellschaft auf Privatsphäre, auf öffentliche Anständigkeit und den Schutz der Grundwerte. 

22. Wir sprechen im Folgenden von sieben Gruppen, die auf diesem Gebiet Verantwortung tragen: von den Medienschaffenden, den Eltern, den Erziehern, der Jugend, der breiten Öffentlichkeit, den staatlichen Autoritäten sowie der Kirche und den religiösen Gruppen. 

23. Die Medienschaffenden. Unfair wäre es, nahezulegen, daß alle Medien und sämtliche in diesem Berufsfeld tätigen, in diesen schädlichen Handel verwickelt sind. Viele unter ihnen erfüllen persönlich und beruflich hohe Ansprüche und bemühen sich, ihrer Verantwortung in einer strengen Bindung an moralische Normen und das Gemeinwohl gerecht zu werden. Ihr Bemühen verdient Anerkennung und Ermunterung, zumal dann, wenn sie eine gesunde Unterhaltung für die ganze Familie anzubieten suchen.

Wir fordern die Mitarbeiter im Bereich der Kommunikationsmedien dringend auf, gemeinsam ethische Normen zu formulieren und anzuwenden, die Reklame mit Respekt vor dem Gemeinwohl zu gestalten und eine gesunde menschliche Entwicklung zu fördern. Solche Normen sind besonders für das Fernsehen notwendig, das mit seinen Bildern direkt ins Haus eindringen kann, wo Kinder oft allein und unbeaufsichtigt sind. Wirksame Selbstkontrolle ist immer die beste Kontrolle, und eine Selbstregelung durch die Medien kann die erste und beste Verteidigungslinie gegen jene sein, die die Medien und die Gesellschaft selber verderben würden, indem sie mit Pornographie und Gewalt Profit machen.

Wir fordern die Medienschaffenden dringend zur Mithilfe auf, um durch die Medien jene Schritte bekannter zu machen, die man gegen die Flut der Pornographie und die Verherrlichung von Gewalttätigkeit in der Gesellschaft unternehmen kann. 

24. Eltern. Eltern müssen mit doppeltem Eifer für die gesunde moralische Formung der Kinder und Jugendlichen sorgen. Dazu gehört das Einprägen gesunder Haltungen gegenüber der menschlichen Sexualität, die sich auf der Achtung vor der Würde einer jeden Person als Kind Gottes, auf die Tugend der Keuschheit und auf praktische Selbstbeherrschung gründet. Ein wohlgeordnetes Familienleben, bei dem die Eltern sich selber und den Kindern gegenüber selbstverständlich treu und hingebungsvoll sind, ist die beste Schule zur Ausprägung gesunder moralischer Werte.

Heute muß man Kinder und Jugendliche heranführen, wie man die Medien unterscheidend und als informierter Konsument benutzt. Zumal Eltern ihre Kinder durch das Beispiel, das sie selbst geben beeinflussen; sind Eltern dagegen den Medien gegenüber gleichgültig oder nachgiebig, dann geben sie damit den Jugendlichen einen falschen und schädlichen Unterricht. Von besonderer Bedeutung für die Jugendlichen ist das Beispiel, das ihre Eltern von wahrer Liebe und Zärtlichkeit in der Ehe geben, und wenn sie zur Diskussion von Dingen, die ihre Kinder interessieren, ebenso liebevoll wie ungezwungen bereit sind. Man darf nicht vergessen, daß man bei der Bildung des Menschen "mehr durch begründende Erklärung als durch Verbot erreicht".(6) 

25. Erzieher. Die Hauptmitarbeiter der Eltern bei der moralischen Bildung der Jugendlichen müssen die Erzieher sein. Schulen und andere Bildungseinrichtungen sollten die sozialen und ethischen Werte stützen und einprägen, die die Einheit und Gesundheit der Familien und der Gesellschaft fördern.

Besonders wertvoll sind Programme für Medienerziehung, die in den jungen Menschen eine kritische Haltung und entsprechend ausgeprägte Fähigkeiten entwickeln, mit denen sie ihren Konsum von Fernsehen, Radio und anderen Medien steuern und Manipulationen widerstehen können, ferner rein passive Hör- und Sehgewohnheiten zu vermeiden wissen.

Wichtig ist außerdem, daß die Schulen die Notwendigkeit der Achtung vor der menschlichen Person, den Wert des Familienlebens und die Bedeutung persönlicher moralischer Integrität betonen. 

26. Jugend. Junge Menschen können selbst beim Kampf gegen die Flut der Pornographie und Gewaltanwendung in den Medien mithelfen, wenn sie positiv auf die Initiativen ihrer Eltern und Erzieher eingehen und für ihre eigenen moralischen Entscheidungen bei der Auswahl ihrer Unterhaltung Verantwortung übernehmen. 

27. Die Öffentlichkeit. Auch das breitere Publikum muß seine Stimme vernehmbar machen. Aufgeschlossene Bürger - Jugendliche eingeschlossen - sollten einzeln und kollektiv den Produzenten, den interessierten Händlern und den staatlichen Autoritäten ihre Ansichten bekannt machen. Dringend notwendig ist ein ständiger Dialog zwischen Kommunikatoren und Vertretern der Öffentlichkeit, so daß die mit den Kommunikationsmedien Befaßten mehr über die wirklichen Bedürfnisse und Interessen derer erfahren, denen sie dienen. 

28. Staatliche Autoritäten. Gesetzgeber, Verwaltungsorgane, ausführende Behörden und Juristen sollten das Problem der Pornographie und Gewaltanwendung in den Medien erkennen und darauf reagieren. Wo sie fehlen, müssen ausgewogene Gesetze erlassen, schwache verbessert und vorhandene Gesetze durchgeführt werden.

Da die Produktion und Verteilung pornographischen Materials internationale Auswirkungen hat, sind auch Aktionen auf regionaler, kontinentaler und weltweiter Ebene notwendig, um diesen gefährlichen Handel zu kontrollieren. Jene, die solche Initiativen bereits ergriffen haben, verdienen Unterstützung und Ermutigung.(7)

Gesetzen und Gesetzgebern obliegt die heilige Pflicht, das Gemeinwohl zu schützen, zumal es die Jugend und die am meisten verwundbaren Mitglieder der Gesellschaft betrifft.

Wir haben bereits einige von den schädlichen Auswirkungen der Pornographie und Gewaltanwendung genannt, und wir können feststellen, daß das Gemeinwohl tatsächlich dort beeinträchtigt worden ist und weiter beeinträchtigt wird, wo solches Material produziert, gezeigt und verteilt wird, ohne daß eine verantwortliche Einschränkung oder Regelung erfolgt.

Staatliche Autoritäten müssen sich verpflichtet fühlen, alsbald tätig zu werden, und das Problem aufzugreifen, oder dort, wo es vielleicht noch kein dringendes Anliegen bildet, sein Aufkeimen zu verhindern. 

29. Die Kirche und die religiösen Gruppen. Für die Kirche besteht die erste Aufgabe in der ständigen und klaren Lehre des Glaubens und daher auch der objektiven moralischen Wahrheit, eingeschlossen die Wahrheit über die Sexualmoral. In einer Zeit des Permissivismus und der moralischen Verwirrung erfordert dies, daß die Kirche zur prophetischen Stimme und oft zum Zeichen der Widerspruchs wird.

Die sogenannte "Ethik" der unmittelbaren persönlichen Befriedigung steht in grundsätzlichem Gegensatz zur integralen menschlichen Reife und Erfüllung. Die Heranbildung für das Familienleben und für ein wirklich verantwortliches Leben in der Gesellschaft erfordert auch eine Erziehung zur Keuschheit und Selbstbeherrschung. Umgekehrt können Pornographie und mutwillige Gewaltanwendung Menschen für das Bild Gottes in der menschlichen Person blind machen, das Ehe- und Familienleben unterhöhlen und einzelne sowie die Gesellschaft selber ernsthaft schädigen.

Wo immer es möglich ist, muß sich die Kirche mit anderen Kirchen, Denominationen und religiösen Gruppen bei der Lehre und Förderung dieser Botschaft zusammentun. Sie muß ferner von ihren eigenen Institutionen und ihrem Personal den bestmöglichen Gebrauch machen, um für die Medien der Sozialen Kommunikation und ihre besondere Rolle im persönlichen und sozialen Leben zu erziehen und auszubilden. Besondere Aufmerksamkeit muß der Hilfe für die Eltern bei ihrem Bemühen gelten.

Medienerziehung gehört daher in katholische Schulen und andere Erziehungsprogramme hinein, in Seminare,(8) in die Ausbildungsprogramme religiöser und weltlicher Institute, in die Weiterbildung der Priester sowie in Pfarrprogramme für Jugendliche und Erwachsene. Priester und Ordensleute in der Seelsorge- und Erziehungsarbeit sollten selbst kritische Konsumenten der Medien sein, die mit dem, was sie lesen und sehen, ein gutes Beispiel geben. 

30. Eine bloße Zensur ausübende Haltung der Kirche den Medien gegenüber ist weder ausreichend noch angebracht. Die Kirche sollte sich statt dessen um ein ständiges Gespräch mit den verantwortlichen Kommunikatoren bemühen, um sie bei ihrer Arbeit zu ermutigen und ihnen Hilfe anzubieten, wo diese notwendig erscheint oder erbeten wird. Katholische Kommunikatoren und ihre Berufsorganisationen können mit ihrer besonderen Kenntnis und Erfahrung bei diesem ständigen Gespräch eine Schlüsselrolle spielen. 

31. Wenn sie Produktionen und Veröffentlichungen in Übereinstimmung mit klaren und zusammenhängenden moralischen Grundsätzen gewissenhaft bewerten, können katholische Kritiker und Kommunikationsorganisationen sowohl den Fachleuten der Kommunikation, als auch den Familien eine wertvolle Hilfe bieten. Tatsächlich verdienen die in vorliegenden kirchlichen Dokumenten dargelegten Richtlinien über die Kommunikationsmedien, einschließlich der in letzter Zeit von zahlreichen Bischöfen vorgelegten Gedanken zum Problem der Pornographie und Gewalt, ein gründliches Studium und eine systematische Anwendung. 

32. Dieses Dokument möchte die ausgesprochenen Sorgen der Familien und der Hirten der Kirche aufgreifen und zu einer noch umfassenderen, ethischen und praktischen Reflexion über das Problem der Pornographie und Gewaltanwendung in den Kommunikationsmedien auffordern. Es möchte abschließend alle ermuntern, der Mahnung des hl. Paulus zu entsprechen: "Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute" (Röm 12, 21).

Vatikanstadt, 7. Mai 1989, 23. 

 

John Foley    
Präsident

 Msgr . Pierfranco Pastore
Sekretär

      

 

1)Communio et progressio, 22.

2)Sollicitudo rei socialis, 26. 

3)Inter mirifica, 2a.

4)Familiaris consortio; vgl. Johannes Paul II., Nr. 76; vgl. Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel vom 1. Mai 1980.

 5)Siehe: 1) The Longford Report on Pornography (original title, Pornography: the Longford Report), Ricerche-Mursia, Mailand (Italien), 1978; 2) Final Report of the Attorney Generals Commission on Pornography, Rutledge Hill Press, Nasllville, Tennesse (U.S.A.), 198G; 3) ISPES (Istituto di Studi Politici, Economici e Sociali), I e II Rapporto sulla Pornografia in Italia, Rom (Italien), 1986 und 1988.          

6) Communio et progressio, 67.

7) Die EWG (Europäische Wirtschafts-Gemeinschaft), der Europarat und die UNESCO sind u.a. in diesem Sinn tätig geworden.

8) Vgl. Kongragation für das katholische Bildungswesen, Leitlinien für die Ausbildung der künftigen Priester in den Medien der Sozialen Kommunikation, Vatikanstadt 1986.