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XXV. BISCHOFSWEIHE-JUBILÄUM 
VON KARDINAL ANGELO SODANO, STAATSSEKRETÄR

PREDIGT VON KARDINAL ANGELO SODANO

Basilika Santa Maria Maggiore
 Samstag, 18. Januar 2003

 

Seit 2000 Jahren erklingt in unseren Kirchen der Lobgesang des Magnifikat. Wenn die Christen es singen, machen sie sich die erleuchteten Worte Marias zu eigen, um zu Gott einen Dankeshymnus zu erheben für die empfangenen Wohltaten. 

Von denselben Empfindungen gedrängt, seid auch ihr, Brüder und Schwestern im Herrn, in diese herrliche römische Basilika gekommen, um mich zu begleiten bei dieser Danksagung an den, der auf die Niedrigkeit seines Dieners geschaut hat und mich zu seinem Diener machen wollte. 

1. Das Geschenk der Berufung 

Viele von euch haben bereits mit mir dem Herrn für das große Geschenk des Priestertums danken und an dem Gottesdienst teilnehmen wollen, den ich in der Basilika Sankt Peter am 23. September 2000 anläßlich des 50jährigen Jubiläums meiner Priesterweihe gefeiert habe. 

Heute wiederholen wir diesen Dankhymnus an den Herrn zur Erinnerung an das 25jährige Jubiläum meiner Bischofsweihe. Denn der Herr hatte mir am 15. Januar 1978 eine neue Gnade gewährt, die mit dieser höheren Stufe des Weihesakraments verbunden ist. 

Eigentlich hätte ich diesen glücklichen Jahrestag allein begehen können. Aber dann dachte ich, daß der Priester und der Bischof nicht für sich allein da ist, sondern er ist für die anderen da. Es ist der Heilige Geist, der uns im Brief an die Hebräer daran erinnert: »Jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt« Â…»ex hominibus assumptus, pro hominibus constituitur« (5, 1). 

Auf diese soziale Sicht des Priestertums habe ich mich in den langen Studienjahren im diözesanen Priesterseminar von Asti vorbereitet. Ich erinnere mich noch daran, mit welchem Nachdruck unser verstorbener Bischof Umberto Rossi, wenn er die Gestalt von Pater Cristoforo beschrieb, uns Manzonis Worte aus seinem Meisterwerk I Promessi sposi in Erinnerung rief, indem er uns die Gestalt von Pater Cristoforo und dessen Gewissensqualen beschrieb: »Cristoforo, denk daran, daß du nicht für dich da bist Â…nicht für dich da bist.« 

2. Ziel des Priestertums 

Eingedenk der sozialen Natur jedes Dienstes in der Kirche, versuchte auch ich zuerst in den Jahren des Priestertums und später während meines Bischofsamtes der christlichen Gemeinschaft zu dienen. 

Jeder Nachfolger der Apostel vernimmt wirklich die Stimme des Herrn, der zu ihm wie einst zu den Elf im Abendmahlssaal sagt: »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20, 21). Das Priestertum ist Sendung. Es ist ein apostolischer Dienst. Es ist ein missionarischer Dienst. So versuchte auch ich in diesen Jahren, die mir der Herr geschenkt hat, so zu leben, indem ich sie der christlichen Gemeinschaft widmete, in die ich mich immer tief eingefügt habe, wo auch immer der Herr mich beauftragte zu arbeiten. 

Das Priestertum ist in der Tat stets »eins«, in welcher Form auch immer es ausgeübt wird. Die Arbeitsbereiche sind unterschiedlich, aber das Ziel ist dasselbe. Papst Johannes Paul II. merkte in dem Apostolischen Schreiben Pastores dabo vobis an, daß man nicht nur von der Berufung »zum« Priestertum, sondern auch von einer Berufung »im« Priestertum sprechen sollte. 

Wörtlich sagte er: »Man kann von einer Berufung ›im‹ Priestertum sprechen. In der Tat führt Gott damit fort, zu rufen und zu senden und so seinen Heilsplan in der geschichtlichen Entfaltung des priesterlichen Lebens wie auch der Wechselfälle von Kirche und Gesellschaft zu offenbaren« (Nr. 70). 

3. Berufung zum Episkopat 

Durch die Stimme Papst Pauls VI. seligen Angedenkens hat mich der Herr vor 25 Jahren zum Bischof berufen, wobei mir ein bestimmtes Tätigkeitsfeld als Apostolischer Nuntius in Chile übertragen wurde. Durch die Stimme Papst Johannes Pauls II. hat mich der Herr dann zum Dienst im Staatssekretariat berufen. 

Ich für meinen Teil habe meine tägliche Arbeit immer als einen Beitrag zur Ausbreitung des Reiches Gottes in der Welt von heute betrachtet. Denn wo immer ein Diener Gottes arbeitet, hört er in seinem Innern den uns von Christus hinterlassenen Sendungsauftrag widerhallen: »Geht zu allen Völkern und verkündet ihnen das Evangelium« (vgl. Mt 28, 19). 

In der Bulle Incarnationis Mysterium, die anläßlich des Großen Jubiläums des Jahres 2000 veröffentlicht wurde, hat der Heilige Vater betont, daß die Kirche heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor in der Geschichte hat, das Evangelium Christi zu verkünden, dank der Entwicklung der sozialen Kommunikationsmittel. Und jeder von uns, der an der Römischen Kurie arbeitet, nimmt diese missionarische Herausforderung an und setzt gerne die eigenen Kräfte für eine so edle und heilige Sache ein, wie es die Verkündigung des Evangeliums an die Welt von heute ist.

4. Mitarbeit mit dem Papst 

Dieser Mitarbeit möchte ich den Heiligen Vater Johannes Paul II. versichern, der mir die unverdiente Ehre erwiesen hat, mich an seinem Hirtenamt der universalen Kirche teilhaben zu lassen. Ihm gelten der Ausdruck meines tiefsten Dankes für das Vertrauen, das er in meine einfache Person setzen wollte, und das Versprechen, daß ich als Kardinal der Heiligen Römischen Kirche und als sein Staatssekretär alle meine Kräfte für den Stuhl Petri und für das Wohl der heiligen Kirche weiterhin einsetzen werde. 

Das gleiche möchte ich euch, lieben Freunden aus Rom, aus Albano und aus Asti versichern, die ihr aus diesem festlichen Anlaß so zahlreich versammelt seid. Weil ich euch nicht einzeln begrüßen kann, grüße ich euch alle zusammen hier, vor dem Altar des Herrn, und bitte ihn, euch für eure große Solidarität zu belohnen. 

Zuerst hatte ich die Absicht, jeden von euch im Rahmen eines Empfangs herzlich zu begrüßen, den meine Mitarbeiter aus diesem Anlaß vorbereiten wollten. Aber dann dachte ich, daß es besser wäre, der Caritas den bei dieser Gelegenheit gesammelten Betrag für die Armen in Rom zur Linderung ihrer Leiden zu geben. So haben wir heute abend das Gefühl, daß sie bei uns sind als Brüder und Schwestern in Christus. 

5. Ein apostolischer Abendmahlssaal 

Den Herren Kardinälen, den Bischöfen, den Mitarbeitern des Staatssekretariats sowie den Mitgliedern der Römischen Kurie und des Governatorats gilt mein aufrichtiger Dank für die brüderliche Nähe, die mir in dieser wichtigen Stunde meines Lebens bekundet wird. Wir gehen gemeinsam voran auf dem Weg, den uns der Papst in der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus über die Römische Kurie vorgezeichnet hat, indem er bewirkte, daß sie wirklich ein »apostolischer Abendmahlssaal« ist, belebt von den Gaben des Heiligen Geistes, um mit dem Nachfolger des Petrus zum gewaltigen Werk der Evangelisierung der heutigen Welt beizutragen.

Ich sehe hier viele Ordensleute, Seminaristen, Novizen, Mitglieder der Jugendvereine und der Laienbewegungen versammelt: Ich bitte alle, in ihrem Bemühen der Weihe an den Herrn und des Dienstes an der Kirche fortzufahren. Die Welt von heute erwartet viel von euch für die christliche Gestaltung unserer Gesellschaft. 

Auch den Herren Botschaftern, den anwesenden Obrigkeiten und insbesondere denen, die aus meinem geliebten Asti und Umgebung gekommen sind, gilt ebenfalls mein herzlichster Dank. 

6. Mit dem Helm der Hoffnung 

Mit dem Blick in die Zukunft gerichtet, lade ich alle ein, zuversichtlich voranzugehen, um der Welt das Evangelium der Hoffnung zu verkünden. Angesichts der Schwierigkeiten des gegenwärtigen Augenblicks werden wir alle zu den geistlichen Waffen greifen müssen, die der Apostel Paulus den Christen seiner Zeit angeboten hat. In der Tat schrieb er an die Epheser: »Werdet stark durch die Kraft Â…des Herrn! Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt Â… Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen« (Eph 6, 10-15). Und als der Apostel an die Thessalonicher schreibt, spricht er von der Hoffnung als dem typischen Helm, der uns kennzeichnet (vgl. 1 Thess 5, 8) gleichsam als Merkmal des Christen. Mit diesem Helm gehen auch wir auf unserem Weg voran, vereint durch das tiefe Band der Nächstenliebe. Dazu hat uns der Apostel in der Zweiten Lesung dieser Messe eingeladen: »Bekleidet euch mit Güte, Milde, Geduld Â… Bekleidet euch vor allem mit der Nächstenliebe, denn sie ist das Band, das vollkommen macht« (vgl. Kol 3, 1215). 

7. Bitte an Maria 

Brüder und Schwestern im Herrn, in diesem christlichen Bemühen fühlen wir, daß die Jungfrau Maria uns nahe ist. Im Vertrauen auf ihre mütterliche Fürsprache kann jeder Gläubige und noch mehr jeder Hirt zuversichtlich in die Zukunft blicken. Deshalb vertraue auch ich ihr meinen bischöflichen Dienst an, damit sie ihn ihrem Sohn Jesus darbringe und bewirke, daß er immer zur größeren Ehre Gottes und für die Ausbreitung seines Reiches in der Welt sein möge. Die Jungfrau Maria, die die Hilfe der Christen, »Auxilium Christianorum«, ist, sei auch die Hilfe der Bischöfe, »Auxilium Episcoporum«, und helfe uns allen, unserer Mission treu zu bleiben mit der Hand am Pflug, solange der Herr es will. Amen.

 

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