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SCHREIBEN VON KARDINALSTAATSSEKRETÄR BERTONE
AN KARDINAL RUINI, GENERALVIKAR SEINER HEILIGKEIT
FÜR DIE DIÖZESE ROM, ANLÄSSLICH DES
5. EUROPÄISCHEN SYMPOSIUMS DER HOCHSCHULLEHRER 

 

Herr Kardinal!

Mit Freude überbringe ich den herzlichen Gruß des Heiligen Vaters Eurer Eminenz, dem Herrn Staatspräsidenten und den verehrten Autoritäten, den geschätzten Referenten und Teilnehmern sowie den Organisatoren des 5. Europäischen Symposiums der Hochschullehrer, das unter dem Thema steht: »Europa – wohin führt der Weg? Kultur, Völker und Institutionen«.

Der Heilige Vater bringt seine Wertschätzung für diese glückliche Initiative zum Ausdruck, deren Anliegen es ist, über die kulturellen Grundlagen des europäischen Kontinents nachzudenken – nicht nur jetzt, sondern im Rahmen eines anhaltenden und organischen Wirkens zur Beseelung der akademischen Welt im Geiste des Evangeliums. Er wünscht, daß die Begegnung und das Gespräch unter fachkundigen Gelehrten dazu beitragen mögen, daß die europäischen Universitäten auch in der Gegenwart – ebenso wie in der goldenen Zeit ihrer Anfänge – »Laboratorien« eines echten Humanismus sein können, Orte, wo die Vernunft ihr Forschen im vollen Maß ihrer Fähigkeiten durchführt, indem sie die gesicherten Daten nach streng wissenschaftlichen Kriterien untersucht und sich gleichzeitig stets den großen Fragen nach der letzten und universalen Bedeutung des Menschen, der Geschichte und des Kosmos stellt.

Auch im Lichte dessen, was er jüngst in seiner Ansprache in der Universität Regensburg während seiner Apostolischen Reise nach Bayern sagte, nennt der Papst als vorrangige Aufgabe der christlichen Universitätsdozenten und Studenten das Streben nach einer umfassenden Vernünftigkeit, die der ganzheitlichen Erfahrung des Menschen treu ist. Dieses Ziel muß mittels eines konstruktiven Dialogs mit all denjenigen verfolgt werden, die dieselbe Leidenschaft für die Wahrheit und für den Menschen teilen und bereit sind, sie auf unideologische Weise und in der gegenseitigen Respektierung der Unterschiede zu verwirklichen. Auf einer solchen kulturellen Grundlage ist es möglich, realistisch am Aufbau einer erneuerten europäischen Identität zu arbeiten, die geeignet ist, der Welt angesichts der enormen Herausforderungen den Beitrag eines unschätzbaren geistlichen und kulturellen Erbes zu bieten. Durch diesen Beitrag kann ein vernunftgemäßer und für die Offenbarung Jesu Christi offener Humanismus herausgebildet werden, der tolerant ist, aber fest in seinen ethischen Grundsätzen.

Daß dies das Ideal einer neuen Generation von christlichen Universitätsdozenten werden möge, ist der Wunsch, den der Heilige Vater im Hinblick auf das gegenwärtige Symposium zum Ausdruck bringt. Er überläßt ihn den Teilnehmern zur Reflexion, während er sein Gedenken im Gebet zusichert und von Herzen allen einen besonderen Apostolischen Segen erteilt.

Gern schließe ich mich mit meinem Gruß an. Ich wünsche, daß die Arbeiten des Kongresses erfolgreich sein mögen und nehme die Gelegenheit wahr,

Eure Eminenz meiner Empfindungen

der Ergebenheit im Herrn zu versichern.

Tarcisio Bertone
Staatssekretär

   

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