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ANSPRACHE VON KARDINAL ANGELO SODANO 
IN DER ST. JOHANNESBASILIKA IN BERLIN-NEUKÖLLN

Samstag, 30. Juni 2001

 

Sehr geehrter Herr Pfarrer, 
liebe Mitglieder der Pfarrgemeinde der St. Johannesbasilika! 

Es war mein Wunsch, vor meiner Abreise von Berlin noch mit Ihnen zusammenzutreffen. Ihre Pfarrgemeinde hat ja eine besondere Beziehung zum Hl. Stuhl. Denn diese imposante und schöne Kirche, die vor mehr als hundert Jahren in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. geweiht wurde, erhielt am 3. Dezember 1906 von Papst Pius X. den Titel einer basilica minor. Jetzt hat sie durch den Bau der Apostolischen Nuntiatur auf einem bisher von ihr genutzten Grundstück die Vertretung des Hl. Stuhls als unmittelbaren Nachbarn bekommen. 

Mit Freude habe ich von verschiedenen Aktivitäten gehört, die diese Pfarrgemeinde auszeichnen:

– Da ist zunächst die Bistumsmesse am Freitagabend, der sich die Aussetzung und Anbetung des Allerheiligsten anschließen. Zum Treffen des Gebetskreises finden sich Gläubige ein, die aus dem gesamten Stadtgebiet kommen.

– Eine weitere Initiative, die Wertschätzung verdient, liegt darin, daß vor allem im Winter einige Obdachlose in der Kaiserloge Herberge finden. Dort erhalten sie nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch über der Seele. 

– Nicht vergessen möchte ich eine Tatsache, die in den Tugendkatalog einer glaubwürdigen Pfarrgemeinde gehört: die Gastfreundschaft. Bei Ihnen genießen auch zwei nichtkatholische christliche Gemeinden Gastfreundschaft für ihre Gottesdienste. Normalerweise werden sie in der evangelischen Kirche am Südstern gefeiert, doch kann diese wegen Bauarbeiten zur Zeit nicht genutzt werden. So freue ich mich, daß die Sankt-Johannes-Gemeinde die Tugend der Gastfreundschaft hoch hält; heißt es doch im Hebräerbrief: »Vergeßt die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt« (Hebr 13,2). 

So hege ich folgenden Wunsch: Möge Ihre Pfarrgemeinde stets eine offene Gemeinde sein – offen für die Brüder und Schwestern, erfüllt von einer tiefen Liebe zu den Nahen, aber auch zu den Fernstehenden! 

In einem italienischen Bergdorf habe ich einmal eine kleine Pfarrkirche besucht. Auf dem Türstock war in italienischer Sprache zu lesen: »Hier tritt man ein, um Gott zu lieben. Hier geht man hinaus, um die Menschen zu lieben.« Dieser Satz sei auch das Motto Ihrer Pfarrgemeinde. Auch wenn Sie ihn nicht über das Portal schreiben, mögen Sie ihn stets im Herzen tragen!

 

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