Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • ERSTER TEIL DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
    • ZWEITER ABSCHNITT DAS CHRISTLICHE GLAUBENSBEKENNTNIS
      • DRITTES KAPITEL ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST
        • ARTIKEL 8 „ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST"
          • III Der Geist und das Wort Gottes in der Zeit der Verheißungen
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III Der Geist und das Wort Gottes in der Zeit der Verheißungen

 

702 Bis zur „Fülle der Zeit" (Gal 4,4) bleibt die gemeinsame Sendung des Wortes und des Geistes des Vaters verborgen, ist aber schon von Anfang an am Werk. Der Geist Gottes bereitet auf den Messias vor. Ohne voll geoffenbart zu sein, sind beide schon verheißen, damit sie erwartet und bei ihrem Erscheinen aufgenommen werden. Deshalb forscht [Vgl. Joh 5,39.46] die Kirche, wenn sie das Alte Testament liest [Vgl. 2 Kor 3,14], nach dem, was der Geist, „der durch die Propheten gesprochen hat", uns von Christus sagen will.

Unter „Propheten" versteht der Glaube der Kirche hier diejenigen, die der Heilige Geist bei der Abfassung der Heiligen Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes inspiriert hat. Die jüdische Überlieferung unterscheidet das Gesetz (die fünf ersten Bücher, der sogenannte Pentateuch), die Propheten (unsere sogenannten geschichtlichen und prophetischen Bücher) und die Schriften (vor allem die Weisheitsbücher und insbesondere die Psalmen) [Vgl. Lk 22,44].

 

 

In der Schöpfung

 

703 Aus dem Wort und dem Hauch Gottes geht das Sein und das Leben jedes Geschöpfes hervor [Vgl. Ps 33,6;104,30; Gen 1,2;2,7; Koh 3,20-21; Lz 37,10].

 

„Dem Heiligen Geist kommt es zu, zu herrschen, die Schöpfung zu heiligen und zu beseelen, denn er ist Gott dem Vater und dem Sohn wesensgleich ... Ihm kommt die Macht über das Leben zu, denn, da er Gott ist, bewahrt er die Schöpfung durch den Sohn im Vater" (Byzantinische Liturgie, Tropar der Metten an den Sonntagen des zweiten Tons).

 

704 „Den Menschen formte Gott mit seinen eigenen Händen [das heißt mit dem Sohn und dem Heiligen Geist] ... und er prägte dem geformten Fleisch seine eigene Gestalt auf, sodaß selbst das Sichtbare die göttliche Gestalt trüge" (Irenäus, dem. 11).

 

 

Der Geist der Verheißung

 

705 Obwohl durch die Sünde und den Tod verunstaltet, bleibt der Mensch „nach dem Bilde Gottes", nach dem Bilde des Sohnes geschaffen, doch er hat „die Herrlichkeit Gottes verloren" (Röm 3,23), ist der „Ähnlichkeit" mit ihm beraubt. Mit der Verheißung, die an Abraham erging, beginnt die Heilsökonomie, an deren Ende der Sohn selbst „das Bild" annimmt [Vgl. Joh 1,14; Phil 2,7.] und es in seiner „Ähnlichkeit" mit dem Vater wiederherstellt, indem er ihm die Herrlichkeit wiedergibt, den Geist, „der Leben spendet".

 

706 Entgegen aller menschlichen Hoffnung, verheißt Gott dem Abraham als Frucht des Glaubens und der Macht des Heiligen Geistes Nachkommenschaft 1. In ihr werden alle Völker der Erde gesegnet [Vgl. Gen 12,3]. Diese Nachkommenschaft ist Christus [Vgl. GuI 3,16], in dem die Ausgießung des Heiligen Geistes die versprengten Kinder Gottes wieder sammelt [Vgl. Joh 11,52]. Durch einen Schwur [Vgl. Lk 1,73] verpflichtet sich Gott, seinen geliebten Sohn [Vgl. Gen 22,17-19; Röm 8,32; Joh 3,16] und den „Geist der Verheißung" zu schenken, der „der erste Anteil des Erbes" ist, „das wir erhalten sollen: der Erlösung durch die wir Gottes Eigentum werden" (Eph 1,13-14) [Vgl. Gal 3,14].

 

 

Die Theophanien und das Gesetz

 

707 Die Theophanien [Erscheinungen Gottes] erhellen den Weg der Verheißung, von den Patriarchen über Mose und Josua bis zu den Visionen, die Sendung der großen Propheten eröffnen. Die christliche Überlieferung hat stets angenommen, daß in diesen Theophanien das Wort Gottes, in der Wolke des Heiligen Geistes zugleich offenbar und „schattenhaft" zu erblicken und zu hören war.

 

708 Diese göttliche Pädagogik zeigt sich insbesondere in der Gabe des Gesetzes [Vgl. Ex 19-20;Dtn - 1-11;29-30]. Der Buchstabe des Gesetzes wurde gleichsam als „Zuchtmeister" gegeben, um das Volk Christus entgegenzuführen (Gal 3,24). Da das Gesetz jedoch den der

 

„Ähnlichkeit" mit Gott beraubten Menschen nicht zu retten vermag und die Sünde erschärfer erkennen läßt [Vgl. Röm 3,20], wird das Verlangen nach dem Heiligen Geist geweckt, wie das die Klagerufe der Psalmen bezeugen.

 

 

Zur Zeit der Könige und im Exil

 

709 Als Zeichen der Verheißung und des Bundes hätte das Gesetz das Herz und die Einrichtungen des aus dem Glauben Abrahams hervorgegangenen Volkes bestimmen sollen. „Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, ... sollt ihr mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören" (Ex 19, 5_6) [Vgl. 1 Petr 2,9]. Nach David erliegt aber das Volk der Versuchung, ein Königreich wie die anderen Nationen zu errichten. Das David verheißene Reich [Vgl. 2 Sam 7; Ps 89; Lk 1,32-33] wird jedoch das Werk des Heiligen Geistes sein; es wird den im Geiste Armen gehören.

 

 

710 Die Mißachtung des Gesetzes und die Untreue gegenüber dem Bund führen zum Tode. Es kommt zum Exil; die Verheißungen werden scheinbar zunichte gemacht. In Wirklichkeit zeigt sich darin die geheimnisvolle Treue des Rettergottes, und damit beginnt eine verheißene - aber dem Geist entsprechende - Wiederherstellung. Es war nötig, daß das Gottesvolk diese Läuterung durchmachte [Vgl. Lk 24,26]. Gemäß dem Plane Gottes steht das Exil bereits im Schatten des Kreuzes, und der „heilige Rest", der zurückkehrt, ist eines der deutlichsten Bilder der Kirche.

 

Die Erwartung des Messias und seines Geistes

 

711 „Seht her, nun mache ich etwas Neues" (Jes 43,19). Zwei prophetische Linien zeichnen sich ab: die eine in Richtung der Messiaserwartung, die andere in Richtung der Ankündigung eines neuen Geistes. Beide laufen auf den kleinen Rest, das Volk der Armen, zu [Vgl. Zef 2,3], das voll Hoffnung den „Trost Israels" und die „Befreiung Jerusalems" erwartet.

Weiter oben wurde gezeigt, wie in Jesus die ihn betreffenden Weissagungen in Erfüllung gehen. Hier beschränken wir uns auf die, in denen die Beziehung zwischen dem Messias und seinem Geist deutlicher hervortritt.

 

712 In den Kapiteln über den Immanuel [Vgl. Jes 6-12] (,‚als Jesaja Jesu Herrlichkeit sah":

Joh 12,41), insbesondere in Jes 11,1-2 beginnen die Wesenszüge des erwarteten Messias aufzuscheinen:

„Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht,"

 

713 Die Züge des Messias werden vor allem in den Liedern vom Gottesknecht enthüllt [Vgl. Jes 42,1-9;Mt 12,18-21;Joh 1,32-34; sodann Jes 49,1-6; Mt 3,17; Lk 2,32; schließlich Jes 50,4-10 und 52,13-53,12.]. Diese Lieder sagen den Sinn der Passion Jesu voraus und deuten so an, auf welche Weise dieser den Heiligen Geist spenden wird, um die vielen lebendig zu machen: nicht von außen her, sondern indem er sich unsere „Knechtsgestalt" (Phil 2,7) zu eigen macht. Weil er unseren Tod auf sich nimmt, kann er uns seinen Geist des Lebens weitergeben.

 

714 Darum eröffnet Christus die Verkündigung der Frohbotschaft damit, daß er folgende Jesaja-Stelle (61,1-2) auf sich bezieht (Lk 4,18-19):

Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich.gesandt, damit ich den Armen Frohbotschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

 

715 Die Prophetentexte, welche die Sendung des Heiligen Geistes direkt betreffen, sind Weissagungen, in denen Gott in der Sprache der Verheißungen, im Ton der „Liebe und Treue" zum Herzen seines Volkes spricht [Vgl. Ez 11,19; 36,25-28; 37,1-14;Jer 31,31-34 und Joël 3,1-5; von der letztgenannten Stelle wird der hI, Petrus sagen, sie habe sich am Pfingstmorgen erfüllt:]. Diesen Verheißungen gemäß wird der Geist des Herrn in den „letzten Zeiten" die Herzen der Menschen erneuern, indem er ihnen ein neues Gesetz einprägt. Er wird die zersprengten und getrennten Völker sammeln und miteinander versöhnen; er wird die erste Schöpfung umgestalten, und Gott wird in ihr mit den Menschen im Frieden zusammenleben.

 

716 Im Volk der Armen [Vgl. Apg 2,17], der demütigen und sanften Menschen, die sich ganz auf die geheimnisvollen Pläne ihres Gottes verlassen und Gerechtigkeit erwarten, aber nicht von den Menschen, sondern vom Messias, ist während der Zeit der Verheißungen der Heilige Geist in seiner verborgenen Sendung mächtig am Werk, um auf das Kommen Christi vorzubereiten. Ihr redliches, durch den Geist geläutertes und erhelltes Herz äußert sich in den Psalmen. In diesen Armen bereitet der Geist dem Herrn ein „williges Volk" [Vgl. z.B. Zef 2,3; Ps 22,27;34,3;Jes 49,13;61,1].

 

 





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