II Wie Wird die Liturgie gefeiert?
Zeichen und Symbole
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und Symbole sind wie die Fäden, aus denen die Feier eines Sakramentes gewoben
ist. Ihre Bedeutung wurzelt, gemäß der göttlichen Heilspädagogik, im
Schöpfungswerk und in der menschlichen Kultur. Sie tritt jedoch in den
Ereignissen des Alten Bundes deutlicher zutage und offenbart sich vollständig
in der Person und im Werk Christi.
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aus der Erfahrungswelt der Menschen. Im menschlichen Leben nehmen Zeichen und
Sinnbilder einen wichtigen Platz ein. Da der Mensch ein zugleich leibliches und
geistiges Wesen ist, äußert und gewahrt er die geistigen Wirklichkeiten durch
materielle Zeichen und Symbole. Als gesellschaftliches Wesen benötigt der Mensch
Zeichen und Sinnbilder, um durch die Sprache, durch Gesten und Handlungen mit
anderen verbunden zu sein. Das gleiche gilt für seine Beziehung zu Gott.
1147 Gott
spricht zum Menschen durch die sichtbare Schöpfung. Der materielle Kosmos
bietet sich dem Verstand des Menschen dar, damit er in ihm die Spuren seines
Schöpfers wahrnehme [Vgl. weish 13,1; Röm 1,19-20; Apg 14,17]. Licht und Nacht,
Wind und Feuer, Wasser und Erde, Bäume und Früchte sprechen von Gott und
versinnbildlichen zugleich seine Größe und seine Nähe.
1148 Weil sie
von Gott geschaffen sind, können diese sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten
Ausdruck des Wirkens Gottes werden, der die Menschen heiligt, und des Wirkens
der Menschen, die Gott anbeten. Das gleiche gilt von den Zeichen und Symbolen
im Zusammenleben der Menschen: Waschen und Salben, Brechen des Brotes und
Trinken aus dem gleichen Becher können zum Ausdruck der heiligenden Gegenwart
Gottes und der Dankbarkeit des Menschen gegenüber seinem Schöpfer werden.
1149 Die großen
Religionen der Menschheit zeugen oft eindrucksvoll von diesem kosmischen und
symbolischen Sinn der religiösen Riten. Die Liturgie der Kirche benötigt,
integriert und heiligt Elemente der Schöpfung und der menschlichen Kultur,
indem sie ihnen die Würde von Zeichen der Gnade, der Neuschöpfung in Jesus
Christus verleiht.
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des Bundes. Das auserwählte Volk erhält von Gott besondere Zeichen und
Sinnbilder, die sein liturgisches Leben kennzeichnen. Es sind nicht mehr bloß
feierliche Darstellungen der Kreisläufe im Kosmos und nicht bloß
gesellschaftliche Gesten, sondern Zeichen des Bundes und Symbole der Großtaten
Gottes für sein Volk. Zu diesen liturgischen Zeichen des Alten Bundes gehören
die Beschneidung, die Salbung und Weihe der Könige und der Priester, die
Handauflegung, die Opfer und vor allem das Pascha. Die Kirche erblickt in
diesen Zeichen Vorzeichen der Sakramente des Neuen Bundes.
1151 Von
Christus aufgenommene Zeichen. Bei seinen Predigten gebraucht Jesus, der Herr,
oft Zeichen aus der Schöpfung, um die Mysterien des Reiches Gottes zu
veranschaulichen‘. Er wirkt Heilungen und unterstützt seine Predigt durch
sichtbare Zeichen oder symbolische Handlungen [Vgl. Joh 9,6; Mk 7, 33-35;
8,22-25]. Er gibt den Geschehnissen und Zeichen des Alten Bundes, vor allem dem
Auszug aus Ägypten und dem Pascha [Vgl. Lk 9,31; 22,7-20], einen neuen Sinn,
denn er selbst ist die Bedeutung all dieser Sinnbilder.
1152 Sakramentale Zeichen. Seit Pfingsten bewirkt der Heilige Geist die Heiligung durch die
sakramentalen Zeichen seiner Kirche. Die Sakramente der Kirche schaffen den
ganzen Reichtum der Zeichen und Symbole des Kosmos und des gesellschaftlichen
Lebens nicht ab, sondern läutern und integrieren sie. Zudem lassen sie in
Erfüllung gehen, was der Alte Bund in Urbildern und Gestalten im voraus
andeutete. Sie versinnbilden und verwirklichen das durch Christus gewirkte
Heil, deuten im voraus auf die Herrlichkeit des Himmels hin und nehmen sie in
gewisser Weise vorweg.
Worte und Handlungen
1153 Die Feier
eines Sakramentes ist eine Begegnung der Kinder Gottes mit ihrem Vater in
Christus und dem Heiligen Geist. Diese Begegnung findet wie ein Zwiegespräch
ihren Ausdruck in Taten und Worten. Zwar sind die liturgischen Handlungen schon
an und für sich eine Sprache, aber das Wort Gottes und die Antwort des Glaubens
müssen diese Handlungen begleiten und lebendig machen, damit der Same, das Wort
vom Reich Gottes, auf gutem Erdreich Frucht bringe. Die liturgischen Handlungen
deuten zeichenhaft an, was das Wort Gottes ausdrückt: das Angebot der Gnade
Gottes und zugleich die Glaubensantwort seines Volkes.
1154 Der
Wortgottesdienst bildet einen unerläßlichen Bestandteil der sakramentalen
Feiern. Um den Glauben der Gläubigen zu nähren, werden die Zeichen, die das
Wort Gottes begleiten, verdeutlicht: die Heilige Schrift (Lektionar oder
Evangeliar), ihre Verehrung (Prozession, Weihrauch, Licht), die Stätte ihrer
Verkündigung (Ambo), ihre Lesung, die gut vernehmbar und verständlich sein
soll, die Homilie des Amtsträgers, welche die Verkündigung weiterführt sowie
die Antworten der Versammlung (wie Akklamationen, Psalmen, Litaneien und Glaubensbekenntnis).
1155
Liturgisches Wort und liturgische Handlung lassen sich als Unterweisung und
Zeichen nicht voneinander trennen; auch als Verwirklichung dessen, was sie
bedeuten, sind sie untrennbar. Der Heilige Geist führt nicht nur zum
Verständnis des Wortes Gottes, indem er den Glauben weckt, sondern er
verwirklicht durch die Sakramente auch die Großtaten Gottes, die das Wort
Gottes verkündet. Er läßt das Werk, das der Vater durch den geliebten Sohn
vollbracht hat, gegenwärtig werden und teilt es mit.
Gesang und Musik
1156 „Die
überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem
Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor
allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche
Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen
Liturgie ausmacht" (SC 112). Das Dichten und das oft von Musikinstrumenten
begleitete Singen der inspirierten Psalmen stehen schon in enger Verbindung mit
den Liturgiefeiern des Alten Bundes. Die Kirche führt diese Tradition weiter
und entfaltet sie: „Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen,
wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn
!" (Eph 5, 19)[Vgl. Kol 3,16-17]. „Wer singt, betet doppelt"[Vgl.
Augustinus, Psal. 72,1].
1157 Der Gesang
und die Musik erfüllen ihre Zeichenfunktion auf umso bedeutsamere Weise, „je
enger sie mit der liturgischen Handlung verbunden" sind (SC 112). Dabei
ist auf die folgenden drei Punkte zu achten: auf die ausdrucksvolle Schönheit
des Betens, die einmütige Beteiligung der Gemeinde zu den vorgesehenen Zeiten
und den festlichen Charakter der Feier. So dienen Gesang und Musik dem Ziel der
liturgischen Worte und Handlungen: der Verherrlichung Gottes und der Heiligung
der Gläubigen [Vgl. SC 112].
„Wie
weinte ich unter deinen Hymnen und Gesängen, heftig bewegt von den
wohllautenden Klängen in deiner Kirche! Jene Klänge drangen in mein Ohr und
ließen die Wahrheit in mein Herz träufeln; fromme Empfindungen wallten darin
auf, meine Tränen flossen, und mir war wohl dabei" (Augustinus, conf.
9,6,14).
1158 Die
Harmonie der Zeichen (Gesang, Musik, Worte und Handlungen) ist umso ausdrucksvoller
und fruchtbarer, je besser sie sich im kulturellen Reichtum des feiernden
Volkes Gottes entfaltet [Vgl. SC 119]. Darum soll „der religiöse Volksgesang
... eifrig gepflegt werden, so daß die Stimmen der Gläubigen bei
Andachtsübungen und gottesdienstlichen Feiern und auch bei den liturgischen
Handlungen selbst gemäß den [kirchlichen] Richtlinien und Vorschriften ...
erklingen können" (SC 118). Doch die „für den Kirchengesang bestimmten
Texte müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; sie sollen vornehmlich
aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden"
(SC 121).
Die heiligen Bilder
1159 Das
heilige Bild, die liturgische Ikone, stellt in erster Linie Christus dar. Es
kann nicht den unsichtbaren, unfaßbaren Gott darstellen. Die Inkarnation des
Sohnes Gottes hat eine neue Bilder-,,Ökonomie" eingeführt:
„Einst
konnte Gott, der weder Körper noch Gestalt hat, keineswegs durch ein Bild
dargestellt werden. Aber jetzt, nachdem er im Fleisch sichtbar wurde und mit
den Menschen lebte, kann ich von dem, was ich von Gott gesehen habe, ein Bild
machen ... Wir schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des
Herrn" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,16).
1160 Die
christliche Ikonographie gibt durch das Bild die gleiche Botschaft des
Evangeliums wieder, die die Heilige Schrift durch das Wort übermittelt. Bild
und Wort erhellen einander:
„Kurz, wir bewahren alle
kirchlichen Traditionen, ob sie uns schriftlich oder mündlich anvertraut wurden,
ohne sie durch Neuerungen zu entstellen. Eine dieser Traditionen ist die
Ikonenmalerei. Da sie mit den Berichten des Evangeliums übereinstimmt, ist sie
uns nützlich, den Glauben an die wirkliche und nicht eingebildete Menschwerdung
des Wortes Gottes zu bestärken und uns großen Gewinn zu bringen. Denn die
Dinge, die einander gegenseitig erhellen haben offensichtlich die gleiche
Bedeutung" (2. K. v. Nizäa 787: COD 111).
1161 Sämtliche
Zeichen der Liturgiefeier beziehen sich auf Christus, so auch die Bilder der
heiligen Gottesmutter und der Heiligen. Sie sind Zeichen für Christus, der in
ihnen verherrlicht wird. In ihnen schauen wir die „Wolke von Zeugen" (Hebr
12,1), welche sich weiterhin um das Heil der Welt sorgen und mit denen wir, vor
allem in der sakramentalen Feier, vereint sind. Durch ihre Ikonen sieht unser
Glaube den „nach dem Bilde Gottes" geschaffenen, endlich zur
Gottähnlichkeit verklärten Menschen [Vgl. Röm 8.29; 1 Joh 3,2.], und sogar die
Engel, die ebenfalls unter Christus, dem Haupt, zusammengefaßt sind.
„Folgend
der gottkündenden Lehre unserer heiligen Väter und der Überlieferung der
katholischen Kirche - denn wir wissen, daß diese vom Heiligen Geist, der in ihr
wohnt, stammt - beschließen wir mit aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, in
den heiligen Kirchen Gottes, auf den heiligen Geräten und Gewändern, Wänden und
Tafeln, Häusern und Wegen, ebenso wie die Darstellung des kostbaren und
lebendigmachenden Kreuzes die ehrwürdigen und heiligen Bilder - seien sie aus
Farben, Stein oder sonst einem geeigneten Material -anzubringen; [dies gilt]
für das Bild unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus, unserer
unbefleckten Herrin, der heiligen Gottesgebärerin, der ehrwürdigen Engel und
aller heiligen und frommen Menschen" (2. K. v. Nizäa:DS 600).
1162 „Die
Schönheit und die Farbe der Bilder regen mein Gebet an. Sie sind ein Fest für
meine Augen, so wie das Bild der Landschaft mein Herz anregt, Gott zu
preisen" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,27). Die Betrachtung der heiligen
Bilder, zusammen mit dem Nachsinnen über das Wort Gottes und mit dem Gesang der
kirchlichen Hymnen, fügt sich in die Harmonie der liturgischen Zeichen ein,
damit das gefeierte Mysterium sich dem Gedächtnis des Herzens einpräge und sich
sodann im neuen Leben der Gläubigen auspräge.
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