Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • DRITTER TEIL DAS LEBEN IN CHRISTUS
    • ERSTER ABSCHNITT DIE BERUFUNG DES MENSCHEN: DAS LEBEN IM HEILIGEN GEIST
      • DRITTES KAPITEL DAS HEIL GOTTES: DAS GESETZ UND DIE GNADE
        • ARTIKEL 13 GNADE UND RECHTFERTIGUNG
          • I Die Rechtfertigung
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ARTIKEL 13

GNADE UND RECHTFERTIGUNG

 

I Die Rechtfertigung

 

1987 Die Gnade des Heiligen Geistes hat die Macht, uns zu rechtfertigen, das heißt von unseren Sünden reinzuwaschen und uns „die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus" (Röm 3,22) und aus der Taufe [Vgl. Röm 6,3 - 4] zu schenken:

 

„Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, daß Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus" (Röm 6,8-11).

 

1988 Durch die Macht des Heiligen Geistes nehmen wir am Leiden und an der Auferstehung Christi teil, indem wir der Sünde sterben und zu einem neuen Leben geboren werden. Denn wir sind die Glieder seines Leibes, der Kirche [Vgl. 1 Kor 12], und die Rebzweige, die auf den Weinstock aufgepfropft sind, welcher er selbst ist [Vgl. Joh 15,1-4].

 

„Durch den Geist haben wir an Gott teil. Dadurch, daß wir am Geist teilhaben, werden wir der göttlichen Natur teilhaftig ... Deswegen sind die, in denen der Geist wohnt, vergöttlicht" (Athanasius, ep. Serap. 1,24).

 

1989 Das erste Werk der Gnade des Heiligen Geistes ist die Bekehrung, die die Rechtfertigung bewirkt, wie Jesus zu Beginn des Evangeliums angekündigt hat: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe" (Mt 4,17). Der Mensch wird von der Gnade dazu bewogen, sich Gott zuzuwenden und von der Sünde Abstand zu nehmen. So empfängt er die Vergebung und die Gerechtigkeit von oben. Darin besteht „die Rechtfertigung selbst, die nicht nur Vergebung der Sünden ist, sondern auch Heiligung und Erneuerung des inneren Menschen" (K. v. Trient: DS 1528).

 

1990 Die Rechtfertigung löst den Menschen von der Sünde, die der Liebe zu Gott widerspricht, und reinigt sein Herz. Die Rechtfertigung erfolgt auf die Initiative der Barmherzigkeit Gottes hin, der die Vergebung anbietet. Sie versöhnt den Menschen mit Gott, befreit von der Herrschaft der Sünde und heilt.

 

1991 Die Rechtfertigung besteht zugleich darin, daß man durch den Glauben an Jesus Christus die Gerechtigkeit Gottes aufnimmt. „Gerechtigkeit" besagt hier die Geradheit der göttlichen Liebe. Bei der Rechtfertigung werden Glaube, Hoffnung und Liebe in unsere Herzen gegossen und es wird uns geschenkt, dem Willen Gottes zu gehorchen.

 

1992 Die Rechtfertigung wurde uns durch das Leiden Christi verdient, der sich am Kreuz als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe dargebracht hat und dessen Blut zum Werkzeug der Sühne für die Sünden aller Menschen geworden ist. Die Rechtfertigung wird uns durch die Taufe, das Sakrament des Glaubens, gewährt. Sie läßt uns der Gerechtigkeit Gottes gleichförmig werden, der uns durch die Macht seiner Barmherzigkeit innerlich gerecht macht. Die Rechtfertigung hat die Verherrlichung Gottes und Christi sowie die Gabe des ewigen Lebens zum Ziel [Vgl. K. v. Trient: DS 1529].

 

„Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten: die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben. Denn es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, 5ühne, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen zeit, um zu zeigen, daß er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt" (Röm 3,21-26).

 

1993 Die Rechtfertigung begründet ein Zusammenwirken zwischen der Gnade Gottes und der Freiheit des Menschen. Sie äußert sich dadurch, daß der Mensch dem Wort Gottes, das ihn zur Umkehr auffordert, gläubig zustimmt und in der Liebe mit der Anregung des Heiligen Geistes zusammenwirkt, der unserer Zustimmung zuvorkommt und sie trägt.

 

„Wenn Gott durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes das Herz des Menschen berührt, bleibt einerseits der Mensch nicht ganz untätig, denn er nimmt ja jene Eingebung auf, die er auch ablehnen könnte; anderseits kann er sich doch nicht aus freiem Willen heraus ohne die Gnade Gottes zur Gerechtigkeit vor ihm erheben" (K. v. Trient: DS 1525).

 

1994 Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie wird in Jesus Christus geoffenbart und durch den Heiligen Geist gewährt. Der hl. Augustinus ist der Ansicht, daß „die Rechtfertigung des Gottlosen ein größeres Werk ist als die Erschaffung des Himmels und der Erde", denn „Himmel und Erde werden vergehen, während das Heil und die Rechtfertigung der Auserwählten bleiben werden" (ev. Jo. 72,3). Er meint sogar, die Rechtfertigung der Sünder übertreffe die Erschaffung der Engel in Gerechtigkeit, da sie von einem noch größeren Erbarmen zeuge.

 

1995 Der Heilige Geist ist der innere Meister. Die Rechtfertigung läßt den „inneren Menschen" erstehen (Röm 7,22; Eph 3,16) und bringt die Heiligung des ganzen menschlichen Wesens mit sich.

 

„Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit gestellt habt, so daß ihr gesetzlos wurdet, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, so daß ihr heilig werdet ... Jetzt, da ihr aus der Macht der Sünde befreit und zu Sklaven Gottes geworden seid, habt ihr einen Gewinn, der zu eurer Heiligung führt und das ewige Leben bringt" (Röm 6,19.22).

 

 





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