Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ERSTER ABSCHNITT DAS GEBET IM CHRISTLICHEN LEBEN
      • DRITTES KAPITEL DAS GEBETSLEBEN
        • ARTIKEL 8 KAMPF DES BETENS
          • I Einwände gegen das Gebet
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I Einwände gegen das Gebet

 

2726 Im Kampf des Betens haben wir uns mit falschen Auffassungen über das Gebet auseinanderzusetzen, die wir in uns selbst und in unserer Umwelt vorfinden. Manche sehen im Gebet lediglich einen psychologischen Vorgang, andere ein Bemühen der Sammlung, um zu innerer Leere zu gelangen. Wieder andere schreiben das Beten in rituellen Haltungen und Worten fest. Viele Christen sehen unbewußt im Gebet eine Beschäftigung, die sich mit all dem, was sie zu tun haben, nicht vereinbaren läßt: sie haben keine Zeit. Und diejenigen, die im Gebet nach Gott suchen, werden schnell entmutigt, weil sie nicht wissen, daß das Gebet auch vom Heiligen Geist und nicht allein von ihnen kommt.

 

2727 Wir haben uns auch den Geisteshaltungen „dieser Welt" zu stellen. Wenn wir nicht wachsam sind, dringen sie bei uns ein. So etwa die Ansicht, daß nur das wahr ist, was durch Vernunft und wissenschaft nachgeprüft werden kann. Dagegen steht aber, daß Beten ein Mysterium ist, das unser Bewußtes und Unbewußtes übersteigt. Eine andere Ansicht hält nur Produktion und Gewinn für wertvoll und damit Beten für nutzlos, weil unproduktiv. Für eine weitere Meinung sind Sinnlichkeit und Bequemlichkeit Maßstab des Wahren, Guten und Schönen. Dagegen aber will das Gebet, das „Liebe zur Schönheit" [Philokalie] ist, die Herrlichkeit des lebendigen und wahren Gottes über alles lieben. Schließlich wird das Gebet aus Angst vor Betriebsamkeit als Weltflucht dargestellt. Doch ist das christliche Gebet nicht ein Rückzug aus der Geschichte; es ist auch kein Bruch mit dem Leben.

 

2728 Schließlich muß unser Kampf auch dem gelten, was wir als Scheitern im Gebet erleben. Dazu zählen die Entmutigung angesichts unserer Trockenheit, die Traurigkeit, Gott nicht alles gegeben zu haben, weil wir „ein großes Vermögen" haben, die Enttäuschung darüber, nicht unserem eigenen Willen entsprechend erhört worden zu sein, die Verletzung unseres Stolzes, der sich in der Erbärmlichkeit des Sünders verhärtet und die Abneigung dagegen, das Gebet ungeschuldet geschenkt zu erhalten. In jedem Fall stellt sich die Frage:

Wozu Beten? Um diese Hindernisse zu besiegen, müssen wir um Demut, Vertrauen und Ausdauer kämpfen.

 





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