Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ERSTER ABSCHNITT DAS GEBET IM CHRISTLICHEN LEBEN
      • DRITTES KAPITEL DAS GEBETSLEBEN
        • ARTIKEL 8 KAMPF DES BETENS
          • III Kindliches Vertrauen
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III Kindliches Vertrauen

 

2734 In der Bedrängnis wird das kindliche Vertrauen geprüft und muß sich bewähren [Vgl. Röm 5,3-5]. Die größte Schwierigkeit liegt im Bittgebet, das wir für uns selbst oder für andere fürsprechend vorbringen. Manche hören sogar auf zu beten, weil sie denken, ihr Gebet werde nicht erhört. Hier stellen sich zwei Fragen:

Warum denken wir, daß unsere Bitte nicht erhört wird? Wie wird unser Gebet erhört und „wirksam"?

 

Warum klagen, wir seien nicht erhört worden?

 

2735 Eine Feststellung sollte uns zunächst erstaunen. Wenn wir Gott loben oder ihm für seine Wohltaten im allgemeinen danken, kümmert es uns kaum, ob unser Gebet ihm angenehm ist. Dagegen verlangen wir aber, das Ergebnis unserer Bitte zu sehen. Welches Gottesbild veranlaßt uns zu beten? Ist Gott für uns nur ein brauchbares Mittel oder ist er der Vater unseres Herrn Jesus Christus?

 

2736 Können wir mit Überzeugung sagen: „Wir wissen nicht, worum wir in rechter weise beten sollen" (Röm 8,26)? Bitten wir Gott um „angemessene Güter"? Unser Vater weiß genau, was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten [Vgl. Mt 6,8]. Er erwartet aber unsere Bitte, weil die Würde seiner Kinder in ihrer Freiheit liegt. Es ist also nötig, daß wir mit Gottes Geist der Freiheit beten, um wirklich erkennen zu können, was sein Wille ist [Vgl. Röm 8,27].

 

2737 „Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden" (Jak 4,2-3) [Vgl. den ganzen Kontext Jak 4.1-10; 1,5-8; 5,16]. Wenn wir mit einem geteilten Herzen wie „Ehebrecher" (Jak 4,4) beten, kann Gott uns nicht erhören, denn er will unser Wohl und unser Leben. „Oder meint ihr, die Schrift sage ohne Grund: Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ" (Jak 4,5). Unser Gott ist „eifersüchtig" auf uns, was zeigt, daß er uns wahrhaft liebt. Lassen wir uns in das Verlangen seines Geistes hineinnehmen und wir werden erhört werden.

 

„Werde nicht betrübt, wenn du von Gott nicht sogleich das, was du von ihm erbittest, erhältst. Denn er will dir viel mehr an Gutem erweisen mit Hilfe deiner Ausdauer, mit der du im Gebet bei ihm verweilst" (Evagrius, or. 34). „Er will, daß unser Verlangen sich im Gebet bewähre. So bereitet er uns darauf vor, das zu empfangen, was er uns zu geben geneigt ist" (Augustinus, ep. 130,8,17).

 

 

Wie wird unser Gebet wirksam?

 

2738 Die Offenbarung des Gebetes in der Heilsordnung lehrt uns, daß der Glaube sich auf das Wirken Gottes in der Geschichte stützt. Das kindliche Vertrauen wird vor allem durch sein Handeln im Leiden und in der Auferstehung seines Sohnes geweckt. Das christliche Gebet wirkt an seiner Vorsehung, an seinem liebenden Ratschluß für die Menschen mit.

 

2739 Beim hl. Paulus ist dieses Vertrauen kühn [Vgl. Röm 10, 12-13], weil es sich auf das Beten des Geistes in uns und auf die treue Liebe des Vaters, der uns seinen eingeborenen Sohn geschenkt hat [Vgl. Röm 8, 26-39], stützt. Die Verwandlung des betenden Herzens ist die erste Antwort auf unser Bitten.

 

2740 Das Beten Jesu macht das christliche Gebet zu einer wirksamen Bitte. Er ist dessen Vorbild; er betet in uns und mit uns. Wie kann sich das Herz der als Kinder Gottes Angenommenen mehr an die Gaben als an den Geber hängen, wenn das Herz des Sohnes nur das sucht, was dem Vater gefällt?

 

2741 Zudem betet Jesus an unserer Stelle und für uns. Alle unsere Bitten sind ein für allemal in seinen Schrei am Kreuz hineingenommen und vom Vater in seiner Auferstehung erhört worden. Deshalb hört Jesus nicht auf, beim Vater für uns einzutreten‘. Wenn unser Gebet mit dem Vertrauen und mit der Kühnheit eines Kindes mit dem Gebet Jesu vereint ist, erhalten wir alles, worum wir in seinem Namen bitten, und noch viel mehr als nur dieses oder jenes, nämlich den Heiligen Geist selbst, der alle Gaben in sich birgt.

 

 





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