Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ERSTER ABSCHNITT DAS GEBET IM CHRISTLICHEN LEBEN
      • DRITTES KAPITEL DAS GEBETSLEBEN
        • ARTIKEL 8 KAMPF DES BETENS
          • IV In der Liebe ausharren
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IV In der Liebe ausharren

 

2742 „Betet ohne Unterlaß!" (1 Thess 5,17). „Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!" (Eph 5,20). „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen" (Eph 6,18). „Es wurde uns nicht vorgeschrieben, beständig zu arbeiten, zu wachen und zu fasten. Doch ist es für uns ein Gesetz, unablässig zu beten" (Evagrius, cap. pract. 49). Dieser unermüdliche Eifer kann nur aus der Liebe kommen. Der Kampf des Gebetes gegen unsere Schwerfälligkeit und Faulheit ist ein Kampf um eine demütige, vertrauende und beharrliche Liebe. Diese Liebe öffnet unsere Herzen für drei leuchtende und lebendigmachende Gewißheiten des Glaubens:

 

2743 Beten ist immer möglich. Die Zeit des Christen ist die Zeit des auferstandenen Christus, der zu uns spricht: „Ich bin bei euch alle Tage" (Mt 28,20), wie groß die Stürme [Vgl. Lk 8,24] auch sein mögen. Unsere Zeit liegt in Gottes Hand.

 

„Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann, wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst wenn ihr kocht" (Johannes Chrysostomus, ed. 2).

 

2744 Beten ist lebensnotwendig. Der Beweis durch das Gegenteil ist nicht weniger überzeugend: Wenn wir uns nicht vom Geist leiten lassen, fallen wir in die Knechtschaft der Sünde [Vgl. Gal 5, 16-25] zurück. Wie kann der Heilige Geist „unser Leben" sein, wenn unser Herz fern ist von ihm?

„Nichts ist so wertvoll wie das Gebet: Es macht Unmögliches möglich und Schweres leicht ... Ein Mensch, der betet, kann unmöglich sündigen" (Johannes Chrysostomus, Anna 4,5).

„Wer betet, wird sicherlich gerettet; wer nicht betet, verdammt sich sicherlich" (Alphons v. Liguori, mez.).

 

2745 Beten und christliches Leben lassen sich nicht trennen. Denn es handelt sich hier um dieselbe Liebe und denselben Verzicht, der aus der Liebe hervorgeht; um dieselbe kindliche und liebende Gleichförmigkeit mit dem liebenden Ratschluß des Vaters; um dieselbe verwandelnde Vereinigung im Heiligen Geist, die uns Christus Jesus immer mehr gleichgestaltet und um dieselbe Liebe zu allen Menschen, mit der Jesus uns geliebt hat. „Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!" (Joh 15,16-17).

 

„Unablässig betet, wer sein Gebet mit Taten, und Taten mit Gebet verbindet. Nur so können wir der Ansicht sein, daß sich der Grundsatz, jederzeit zu beten, verwirklichen läßt" (Origenes, or. 12).

 

DAS HOHEPRIESTERLICHE GEBET JESU

 

2746 Da seine Stunde gekommen ist, betet Jesus zum Vater [Vgl. Joh 17]. Sein Gebet ist das längste, das im Evangelium weitergegeben wird, es umfaßt die ganze Ökonomie der Schöpfung und des Heiles wie auch Tod und Auferstehung Jesu. Das Gebet der Stunde Jesu bleibt immer sein Beten, so wie sein „ein für allemal" geschehenes Pascha in der Liturgie seiner Kirche gegenwärtig bleibt.

 

2747 Die christliche Überlieferung nennt es mit Recht das „hohepriesterliche" Gebet Jesu. Es ist das Gebet unseres Hohenpriesters; es läßt sich nicht von seinem Opfer trennen, von seinem „Gehen zum Vater" [Pascha], durch das er dem Vater ganz „geweiht" wird [Vgl. Joh 17,11.13.19].

 

2748 In diesem österlichen Opfergebet wird in Jesus alles unter ein Haupt zusammengefaßt [Vgl. Eph 1,10.]: Gott und die Welt; das Wort und das Fleisch; das ewige Leben und die Zeit; die Liebe, die sich hingibt und die Sünde, welche die Liebe verrät; die Jünger, die anwesend sind, und die Menschen, die auf deren Wort hin an ihn glauben werden; die Erniedrigung und die Erhöhung. Es ist das Gebet der Einheit.

 

2749 Jesus hat das Werk des Vaters ganz erfüllt, und wie sein Opfer währt auch sein Gebet bis zum Ende der Zeit. Das Gebet der Stunde erfüllt die letzten Zeiten und bringt sie ihrer Vollendung entgegen. Jesus ist der Sohn, dem der Vater alles gegeben hat und der sich ganz dem Vater überantwortet hat. Zugleich spricht er mit einer erhabenen Freiheit [Vgl. Joh 17,11.13.19.24], die aus der Macht kommt, die der Vater ihm über alles Fleisch gegeben hat. Der Sohn, der sich zum Diener gemacht hat, ist der Herr, der Pantokrator [Aliherrscher]. Unser Hoherpriester, der für uns betet, ist auch der, der in uns betet; er ist der Gott, der uns erhört.

 

2750 Wenn wir in den heiligen Namen Jesu, des Herrn, eindringen, können wir das Vaterunser, das Gebet, das er uns lehrt, von innen her empfangen. Sein priesterliches Gebet erfüllt die großen Bitten des Vaterunsers von innen her mit Geist: die Sorge um den Namen des Vaters [Vgl. Joh 17,6.11.12.26], die Leidenschaft für sein Reich und seine Herrlichkeit [Vgl. Joh 17,1.5.10.23-26], die Erfüllung des Willens des Vaters, seines Heilsratschlusses [Vgl. Joh 17,2.4.6.9.11.12.24]und die Befreiung vom Bösen [Vgl. Joh 17,15].

 

2751 In diesem Gebet offenbart und schenkt uns Jesus eine untrennbare „Erkenntnis" des Vaters und des Sohnes [Vgl. Joh 17,2.4.6.9.11.12.24]. Diese Erkenntnis ist das Geheimnis des Gebetslebens.

 

 





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