Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ZWEITER ABSCHNITT DAS GEBET DES HERRN: „VATER UNSER!"
        • ARTIKEL 3 DIE SIEBEN BITTEN
          • I „Geheiligt werde dein Name"
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I „Geheiligt werde dein Name"

 

2807 Das Wort „heiligen" ist hier zunächst nicht so sehr im verursachenden (Gott allein heiligt, macht heilig), sondern vor allem im einschätzenden Sinn zu verstehen: etwas als heilig anerkennen und es so behandeln. Daher wird die Anrufung „Geheiligt werde ...„ bei der Anbetung manchmal als Lob und Danksagung verstanden [Vgl. Ps 111,9; Lk 1,49]. Doch diese Bitte wird uns von Jesus in Wunschform gelehrt: es ist eine Bitte, ein Verlangen und ein Warten, an denen Gott und der Mensch beteiligt sind. Schon die erste Bitte des Vaterunsers nimmt uns in das innerste Mysterium der Gottheit und in die Taten des Heiles für die Menschheit hinein. Unsere Bitte, daß sein Name geheiligt werde, schließt uns in den „im voraus gefaßten gnädigen Ratschluß" mit ein, „daß wir in Liebe heilig und untadelig vor Gott leben" [Vgl. Eph 1,9.4.].

 

2808 Gott offenbart seinen Namen in den entscheidenden Ereignissen seiner Heilsökonomie, in denen er sein Werk vollendet. Dieses Werk vollzieht sich aber für uns und in uns nur dann, wenn sein Name durch uns und in uns geheiligt wird.

 

2809 Die Heiligkeit Gottes ist der unzugängliche Brennpunkt seines ewigen Mysteriums. Was in der Schöpfung und Geschichte von ihm offenbar ist, nennt die Schrift die Herrlichkeit, das Erstrahlen seiner Majestät [Vgl. Ps 8; Jes 6,3]. Gott krönt den Menschen „mit Herrlichkeit" (Ps 8,6), indem er ihn als sein „Abbild", ihm „ähnlich" (Gen 1,26) erschafft. Durch die Sünde hat der Mensch jedoch „die Herrlichkeit Gottes verloren" (Röm 3,23). Somit zeigt Gott seine Heiligkeit, indem er seinen Namen offenbart und kundtut, um den Menschen „nach dem Bild seines Schöpfers" (Kol 3,10) neu zu schaffen.

 

2810 Durch die Verheißung an Abraham und den bekräftigenden Eid [Vgl. Hebr 6,13] verpflichtet sich Gott, ohne jedoch seinen Namen zu enthüllen. Erst Mose beginnt er, diesen zu offenbaren [Vgl. Ex 3,14], und er bezeugt ihn vor den Augen des ganzen Volkes, indem er es vor den Ägyptern rettet: „Er ist hoch und erhaben" (Ex 15,1). Seit dem Bund am Sinai gehört dieses Volk ihm; es ist berufen, ein „heiliges" (oder „geweihtes" - im Hebräischen steht dafür das gleiche Wort) [Vgl. Ex 19,5-6] Volk zu sein, denn der Name Gottes wohnt in ihm.

 

2811 Gott, der Heilige [Vgl. Lev 19, 2:Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, hin heilig."], gibt dem Volk immer wieder neu das heilige Gesetz und übt in Rücksicht auf seinen eigenen Namen immer wieder Geduld. Dennoch wendet sich das Volk vom Heiligen Israels ab und entweiht seinen Namen unter den Völkern [Vgl. Ex 20; 36]. Darum sind die Gerechten des Alten Bundes, die aus der Verbannung zurückgekehrten Armen und die Propheten von glühendem Eifer für seinen Namen erfüllt.

 

2812 Endlich wird uns in Jesus der Name des heiligen Gottes im Fleisch als Retter [Vgl. Mt 1,21; Lk 1,31] geoffenbart und geschenkt. Er wird geoffenbart durch das, was er ist, durch sein Wort und sein Opfer [Vgl. Joh 8,28; 17,8; 17,17-19]. Dieses ist das Herz des hohenpriesterlichen Gebetes: Heiliger Vater, „ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind" (Joh 17,19). Weil Jesus selbst seinen eigenen Namen „heiligt" [Vgl. Ex 20,39; 36,20-21], „offenbart" er uns den Namen des Vaters (Joh 17,6). Am Ende seines Pascha verleiht ihm der Vater den Namen, der größer ist als alle Namen: Jesus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters [Vgl. Phil 2,9-11].

 

2813 Im Wasser der Taufe sind wir reingewaschen, geheiligt und „gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes" (1 Kor 6, 11). Gott hat uns berufen, in unserem ganzen Leben „heilig zu sein" (1 Thess 4,7): „Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Heiligung ... gemacht hat (1 Kor 1,30). In der Bitte, daß sein Name in uns und durch uns geheiligt werde, geht es um seine Ehre und um unser Leben. Darum ist die erste Bitte so dringlich.

 

„Von wem könnte Gott geheiligt werden, der doch selbst heiligt? Aber weil er selbst gesagt hat: ‚Seid heilig, weil auch ich heilig bin‘ (Lev 20,26), flehen wir darum, daß wir, in der Taufe geheiligt, an dem festhalten, was wir zu sein angefangen haben. Und um das bitten wir Tag für Tag; denn uns tut tägliche Heiligung not, damit wir, die täglich sündigen, unsere Sünden durch beständige Reinigung wieder reinwaschen ... Wir beten, damit diese Heiligung in uns bleibe" (Cyprian, Dom. orat. 12).

 

2814 Es hängt zugleich von unserem Leben und von unserem Gebet ab, ob sein Name unter den Völkern geheiligt wird:

 

„Wir bitten, daß Gott seinen Namen heilige, der durch seine Heiligkeit die ganze Schöpfung rettet und heiligt ... Das ist der Name, der verlorenen Welt das Heil wiedergibt. Aber wir bitten, daß der Name Gottes durch unser Leben in uns geheiligt werde. Handeln wir gut, so wird der Name Gottes gepriesen; handeln wir schlecht, so wird er gelästert dem Wort des Apostels gemäß: ‚Der Name Gottes wird durch uns gelästert unter den Heiden‘ (Röm 2,24; Ez 36,20-22). Wir bitten deshalb darum, in unseren Seelen ebensoviel Heiligkeit zu verdienen, wie der Name unseres Gottes heilig ist" (Petrus Chrysologus, serm.71).

 

„Wenn wir sagen: ‚Geheiligt werde dein Name‘, bitten wir, daß er in uns geheiligt werde, die wir ihm angehören, sowie auch in den andern, auf welche die Gnade Gottes noch wartet, so daß wir also auch der Vorschrift gehorchen, für alle, auch für unsere Feinde zu beten. Deshalb bitten wir nicht ausdrücklich ‚Geheiligt werde dein Name in uns‘, denn wir bitten, daß er in allen Menschen geheiligt werde" (Tertullian, or. 3).

 

2815 Diese erste Bitte, die alle anderen enthält, wird, wie die sechs weiteren Bitten, durch das Gebet Christi erhört. Das Gebet zu unserem Vater ist unser Gebet, wenn es im Namen Jesu gebetet wird [Vgl. Joh 14,13; 15,16; 16, 24. 26]. Jesus betet in seinem hohepriesterlichen Gebet: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast" (Joh 17,11).

 





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