Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ZWEITER ABSCHNITT DAS GEBET DES HERRN: „VATER UNSER!"
        • ARTIKEL 3 DIE SIEBEN BITTEN
          • III „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden"
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III „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden"

 

2822 Es ist der Wille unseres Vaters, „daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4). Er ist geduldig, „weil er nicht will, daß jemand zugrunde geht" (2 Petr 3,9) [Vgl. Mt 18,14]. Sein Gebot, das alle anderen zusammenfaßt und uns seinen Willen offenbart, lautet: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34) [Vgl. 1 Joh 3; 4; Lk 10,25-37].

 

2823 Gott „hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, nach seinem gnädigen Ratschluß ... das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen. Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt" (Eph 1,9-11). So beten wir inständig, daß dieser gnädige Ratschluß sich verwirkliche auf der Erde, so wie er es im Himmel schon ist.

 

2824 Der Wille des Vaters wurde in Christus durch seinen menschlichen Willen ein für allemal vollkommen erfüllt. Bei seinem Eintritt in die Welt sprach Jesus: „Ja, ich komme ... deinen Willen, Gott, zu tun" (Hebr 10,7; Ps 40,8). Nur Jesus kann von sich sagen, daß er „immer das tue, was [dem Vater] gefällt" (Joh 8,29). Beim Beten in seiner Todesangst stimmt er diesem

Willen des Vaters ganz zu: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lk 22,42) [Vgl. Joh 4,34; 5,30; 6,38.]. Darum hat sich Jesus „für unsere Sünden hingegeben nach dem Willen unseres Gottes" (Gal 1,4). „Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Opfergabe des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt" (Hebr 10,10).

 

2825 Jesus hat, „obwohl er der Sohn war ... durch Leiden den Gehorsam gelernt" (Hebr 5,8). Wieviel mehr gilt das für uns Geschöpfe und Sünder, die in Jesus an Kindes Statt angenommen wurden! Wir bitten unseren Vater, unseren Willen mit dem seines Sohnes zu vereinen, damit wir seinen Willen, den Ratschluß des Heiles für das Leben der Welt, erfüllen. Aus uns selbst sind wir dazu völlig unfähig, aber mit Jesus vereint und mit der Kraft seines Heiligen Geistes können wir dem Vater unseren Willen übergeben und uns zu dem entschließen, wozu sich der Sohn stets entschieden hat: Das zu tun, was dem Vater gefällt.

 

Wenn wir Christus anhängen, „können wir mit ihm ein einziger Geist werden und dadurch seinen Willen erfüllen; so wird dieser auf Erden wie im Himmel vollkommen erfüllt" (Origenes, or. 26).

 

„Seht, wie Jesus Christus uns Demut lehrte, indem er uns zu verstehen gab, daß die Tugend nicht nur ein Werk unseres Eifers ist sondern auch der Gnade Gottes. Auch hier hieß er wieder einen jeden von uns, im Gebet auf das Wohl der ganzen Welt bedacht zu sein. Er sagte nämlich nicht: ‚Es geschehe dein Wille‘ an mir oder an euch, sondern: ‚auf der ganzen Welt [Vgl. Joh 8,29], auf daß aller Irrtum verschwinde, die Wahrheit erscheine, jegliches Böse ausgerottet werde, die Tugend Einzug halte und so kein Unterschied mehr bestehe zwischen Himmel und Erde" (Johannes Chrysostornus, horn. in Mt 19,5).

 

2826 Durch das Gebet können wir „erkennen ... was der Wille Gottes ist" (Röm 12,2) [Vgl. Eph 5,17], und „Ausdauer" erhalten, um ihn zu „erfüllen" (Hebr 10,36). Jesus lehrt uns, daß nicht jener, der viele Worte macht, in das Himmelreich eintritt, „sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt" (Mt 7,21).

 

2827 „Wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört Gott" (Joh 9, 31) [Vgl. 1 Joh 5,14]. Eine so große Macht hat das Gebet der Kirche im Namen ihres Herrn, vor allem in der Eucharistie. Diese ist fürbittende Gemeinschaft mit der heiligen Mutter Gottes [Vgl. Lk 1,38.49.] und allen Heiligen, die dem Herrn „wohlgefällig" waren, weil sie einzig seinen Willen erfüllen wollten.

 

„Wir können, ohne die Wahrheit zu verletzen, die Worte: ‚Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden‘ auch übersetzen durch: ‚in der Kirche wie in unserem Herrn Jesus Christus; in der Braut, die ihm verlobt worden ist, wie im Bräutigam, der den Willen des Vaters erfüllt hat‘" (Augustinus, serm. Dom. 2,6,24).

 





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