Der Heilige Stuhl
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Katechismus der Katholischen Kirche

1997
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  • VIERTER TEIL DAS CHRISTLICHE GEBET
    • ZWEITER ABSCHNITT DAS GEBET DES HERRN: „VATER UNSER!"
        • ARTIKEL 3 DIE SIEBEN BITTEN
          • VI „Und führe uns nicht in Versuchung"
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VI „Und führe uns nicht in Versuchung"

 

2846 Diese Bitte wurzelt in der vorhergehenden, denn unsere Sünden sind die Früchte unserer Zustimmung zur Versuchung. Wir bitten unseren Vater, uns nicht in Versuchung zu „führen". Es ist nicht einfach, den griechischen Ausdruck, der so viel bedeutet wie „laß uns nicht in Versuchung geraten" [Vgl. Mt 26,41] oder „laß uns ihr nicht erliegen" in einem Wort wiederzugeben. „Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung" (Jak 1,13); er will uns vielmehr davon befreien. Wir bitten ihn, uns nicht den Weg beschreiten zu lassen, der zur Sünde führt. Wir stehen im Kampf „zwischen dem Fleisch und dem Geist". So fleht diese Bitte des Vaterunsers um den Geist der Unterscheidung und der Kraft.

 

2847 Der Heilige Geist läßt uns unterscheiden zwischen der Prüfung, die im Hinblick auf die hoffnungsvolle „Bewährung" (Röm 5,3-5) zum Wachstum des inneren Menschen notwendig ist 1, und der Versuchung, die zur Sünde und zum Tod führt [Vgl. Mt 4,1-11]. Wir müssen auch zwischen „Versuchtwerden" und „der Versuchung zustimmen" unterscheiden. Weiters entlarvt die Gabe der Unterscheidung die Lüge der Versuchung: dem Anschein nach ist ihr Gegenstand schön, verlockend und „köstlich" (Gen 3,6), in Wahrheit aber führt er zum Tod.

 

„Gott will das Gute nicht aufzwingen, er will freie Wesen ... Auch die Versuchung hat ihr Gutes. Niemand außer Gott weiß, was unsere Seele von Gott erhalten hat, nicht einmal wir. Aber die Versuchung bringt es an den Tag, um uns zu lehren, uns selbst zu erkennen und so unser Elend zu entdecken; und um uns zu verpflichten, für all das Gute zu danken, das die Versuchung uns aufgedeckt hat" (Origenes, or. 29).

 

2848 Einer Versuchung widerstehen zu können, verlangt eine Entscheidung des Herzens. „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz ... Niemand kann zwei Herrn dienen" (Mt 6,21.24). „Wenn wir aus dem Geist leben, wollen wir dem Geist auch folgen" (Gal 5,25). In dieser „Zustimmung" zum Heiligen Geist gibt der Vater uns die Kraft. „Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie bestehen könnt" (1 Kor 10,13).

 

2849 Nun aber ist ein Sieg in einem solchen Kampf nur im Gebet möglich. Jesus besiegte den Versucher von Beginn an [Vgl. Mt 26,36-44] bis zum letzten Kampf in seiner Todesangst [Vgl. Mk 13,9.23.33-37; 14,38; Lk 12,35-40.] durch das Gebet. So vereint uns Christus in dieser Bitte zu unserem Vater mit seinem Kampf und seiner Todesangst. Wir werden eindringlich ermahnt, in Gemeinschaft mit ihm unser Herz wachsam zu halten [Vgl. Mk 13,9.23.33-37; 14,38; Lk 12,35-40.]. Wachsamkeit ist eine „Wächterin" des Herzens. Jesus bittet für uns seinen Vater mit den Worten: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen" (Joh 17,11). Ohne Unterlaß fordert uns der Heilige Geist zu dieser Wachsam [Vgl. Lk 8,13-15; Apg 14,22; 2Tim 3,12] keit auf 1. In der letzten Versuchung unseres Kampfes auf Erden wird die Ernsthaftigkeit dieser Bitte offenkundig; sie bittet um Beharrlichkeit bis zum Ende. „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt" (Offb 16,15).

 





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