APOSTOLISCHE
REISE VON PAPST FRANZISKUS
IN DIE REPUBLIK KOREA AUS ANLASS DES
6. ASIATISCHEN JUGENDTAGES
(13.-18. AUGUST 2014)
BEGEGNUNG MIT DEN LEITERN
DES LAIENAPOSTOLATS
ANSPRACHE VON PAPST
FRANZISKUS
Zentrum für Spiritualität (Kkottongnae)
Samstag, 16. August 2014
Video
Liebe Brüder und Schwestern,
Ich bin für diese Gelegenheit dankbar, euch, die ihr die vielen Formen des
blühenden Laienapostolates in Korea vertretet, zu begegnen. Immer war es
blühend! Es ist eine Blüte, die bleibt! Ich danke dem Vorsitzenden des Rates des
Katholischen Laienapostolats, Mr. Paul Kwon Kil-joong, für seine freundlichen
Begrüßungsworte in eurem Namen.
Wie wir alle wissen, ist die Kirche in Korea Erbin des Glaubens von Generationen
von Laien, welche an der Liebe zu Jesus Christus und der Gemeinschaft der Kirche
trotz des Mangels an Priestern und drohender schwerer Verfolgung festhielten.
Der selige Paul Yun Ji-chung und die heute seliggesprochenen Märtyrer stellen
ein eindrucksvolles Kapitel dieser Geschichte dar. Sie bezeugten ihren Glauben
nicht nur durch ihr Leiden und Sterben, sondern auch dadurch, dass sie eine
liebende Solidarität untereinander in der christlichen Gemeinschaft lebten, die
von beispielhafter Nächstenliebe gekennzeichnet war.
Dieses kostbare Vermächtnis lebt weiter in euren eigenen Werken des Glaubens,
der Liebe und des Dienstes. Heute, wie zu allen Zeiten, braucht die Kirche
glaubwürdige Laienzeugen, um die rettende Wahrheit des Evangeliums, seine Kraft,
die menschlichen Herzen zu reinigen und umzuwandeln, und seine Fruchtbarkeit für
den Aufbau der Menschheitsfamilie in Einheit, Gerechtigkeit und Frieden zu
vermitteln. Wir wissen, dass es nur eine Sendung der Kirche Gottes gibt und dass
jeder getaufte Christ einen lebendigen Anteil an dieser Sendung hat. Eure Gaben
als Laien sind vielfältig und eure Apostolate verschieden, dennoch soll alles,
was ihr tut, dem Fortschritt der Sendung der Kirche dienen. Dabei ist
sicherzustellen, dass die zeitliche Ordnung vom Geist Christi durchdrungen und
vervollkommnet sowie auf das Kommen seines Reiches hingeordnet wird.
In besonderer Weise möchte ich die Arbeit der vielen Vereine und Verbände
anerkennen, die sich unmittelbar der Fürsorge an den Armen und Bedürftigen
widmen. Wie das Beispiel der ersten koreanischen Christen zeigt, wird die
Fruchtbarkeit des Glaubens in der konkreten Solidarität mit unseren Brüdern und
Schwestern zum Ausdruck gebracht, ohne dabei ihre Kultur oder ihren sozialen
Status zu beachten, denn bei Christus „gibt es nicht mehr Juden und Griechen“ (Gal
3,28). Ich bin jenen von euch zutiefst dankbar, die in ihrer Arbeit und ihrem
Zeugnis die tröstende Gegenwart des Herrn zu den Menschen bringen, die an den
Rändern der Gesellschaft leben. Diese Tätigkeit sollte sich nicht auf karitative
Hilfe beschränken, sondern muss sich auch auf eine praktische Sorge um das
menschliche Wachstum erstrecken. Nicht nur Fürsorge, sondern auch Entwicklung
der Person. Den Armen beizustehen ist gut und notwendig, aber es ist nicht
genug. Ich ermutige euch, eure Anstrengungen im Bereich der Förderung des
Menschen (human promotion) zu vervielfachen, so dass jeder Mann und jede
Frau die Freude verspüren kann, die von der Würde herrührt, das tägliche Brot zu
verdienen und die eigene Familie zu ernähren. Diese Würde ist aber zur Zeit
bedroht von dieser Kultur des Geldes, die so viele Menschen in die
Arbeitslosigkeit treibt… Wir können sagen: „Pater, wir geben ihnen zu essen.“
Aber das genügt nicht! Der Mensch, der ohne Arbeit ist, muss in seinem Herzen
die Würde verspüren, das Brot nach Hause zu bringen, sich sein Brot zu
verdienen! Das Engagement dafür übertrage ich Euch.
Ich möchte auch den besonderen Beitrag der katholischen Frauen Koreas für das
Leben und die Sendung der Kirche in diesem Land würdigen: als Familienmütter,
als Katechisten und Lehrer sowie in unzähligen anderen Formen. In ähnlicher
Weise kann ich nur die Bedeutung des Zeugnisses hervorheben, das die
christlichen Familien geben. In einer Zeit der großen Krise für das
Familienleben – wir alle wissen es – sind unsere christlichen Gemeinschaften
aufgerufen, die verheirateten Paare und die Familien in der Erfüllung ihrer
eigentlichen Sendung im Leben der Kirche und der Gesellschaft zu unterstützen.
Die Familie bleibt der grundlegende Baustein unserer Gesellschaft und die erste
Schule, in der Kinder die menschlichen, spirituellen und moralischen Werte
lernen, die sie befähigen, ein Leuchtturm der Güte, der Lauterkeit und der
Gerechtigkeit in unseren Gemeinschaften zu sein.
Liebe Freunde, was auch immer euer besonderer Beitrag zur Sendung der Kirche
ist, ich bitte euch, in euren Gemeinschaften weiterhin eine umfassende Bildung
der gläubigen Laien mittels fortlaufender Katechese und geistlicher Begleitung
zu fördern. In allem, was ihr tut, bitte ich euch, in voller Eintracht des
Verstandes und des Herzens mit euren Hirten zusammenzuarbeiten. Bemüht euch
dabei, eure eigenen Erkenntnisse, Talente und Charismen für den Dienst am
Wachstum der Kirche in Einheit und missionarischer Begegnung zur Verfügung zu
stellen. Euer Beitrag ist wesentlich, denn die Zukunft der Kirche in Korea – wie
in ganz Asien – wird zu einem großen Teil von der Entwicklung einer
ekklesiologischen Vision abhängen, die in einer Spiritualität der Gemeinschaft,
der Teilnahme und des Teilens der Gaben gründet (vgl. Ecclesia in Asia,
45).
Noch einmal bringe ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck für alles, was ihr für den
Aufbau der Kirche in Korea in Heiligkeit und Eifer leistet. Möget ihr beständige
Erneuerung und Kraft für euer Apostolat aus dem eucharistischen Opfer erhalten,
in dem „jene Liebe zu Gott und den Menschen mitgeteilt und genährt wird, die die
Seele des ganzen Apostolates ist“ (Lumen Gentium, 33). Ich erbitte euch
und euren Familien sowie allen, die an den institutionellen und geistlichen
Werken eurer Pfarreien, Vereinigungen und Bewegungen teilnehmen, die Freude und
den Frieden in unserem Herrn Jesus Christus sowie den liebenden Schutz Marias,
unserer Mutter.
Ich bitte euch, für mich zu beten. Und nun beten wir alle gemeinsam zur
Muttergottes, und dann gebe ich euch den Segen.
Gegrüßet seist du Maria…
Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Vielen Dank, und betet für mich! Vergesst es nicht!
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