The Holy See
back up
Search
riga

SCHREIBEN VON KARDINALSTAATSSEKRETÄR ANGELO SODANO
AN DEN APOSTOLISCHEN NUNTIUS VON ÖSTERREICH,
DONATO SQUICCIARINI*

10. September 1999

 

Exzellenz!

Am 13. August haben Sie die hohe Ehre und große Freude, in Aviano der Eucharistiefeier vorzustehen, mit der des Ehrwürdigen Dieners Gottes und Kapuziners Pater Marco anläßlich des 300. Jahrestages seines Hinscheidens gedacht wird. Es ist angemessen, daß Sie als derzeitiger Apostolischer Nuntius in Österreich diesem Anlaß durch Ihre Anwesenheit Gewicht verleihen. Denn es ist bekannt, wie eng seinerzeit die Bande waren, durch die sich Pater Marco mit Wien und verschiedenen dort wirkenden Vertretern des Heiligen Vaters zum Wohl der Kirche verbunden wußte. So bittet Sie Papst Johannes Paul II., die Festversammlung seiner geistigen Nähe zu versichern und ihr herzliche Segenswünsche zu übermitteln.

Mit dem Dank an Gott, der in Pater Marco d’Aviano der Kirche in bedrängter Zeit einen wertvollen Ratgeber geschenkt hat, verbindet Seine Heiligkeit die Bitte, die Botschaft dieses unermüdlichen Dieners Gottes für unsere Tage zu erschließen. Man hat Pater Marco den Beinamen »Retter Europas« gegeben. Sein Wort in kirchlichen und politischen Fragen war damals nicht selten Gold wert. Es spannte den Bogen über den Kreis der Katholiken hinaus zu Protestanten, Juden und Moslems. Dabei war sein Reden gedeckt durch glaubwürdiges Handeln. Für Pater Marco waren Liebe und Wahrheit kein gegensätzliches Paar, sondern zogen einander an: Je tiefer seine Liebe auch zu Fernstehenden und Andersgläubigen war, umso weniger enthielt er diesen seine Überzeugung vor, umso mehr führte er sie ein in die Wahrheit, von der er als katholischer Christ und Ordensmann durchdrungen war.

Was er aus seinem Familiennamen ererbt hatte, wurde für ihn Programm: Marco »Cristofori« zu heißen bedeutete für ihn tatsächlich, seinen Lebensweg als unerschrockener und liebender »Christusträger« zu gehen. In den religiösen und kulturellen Unterschieden, die sich in unserer Zeit einem zusammenwachsenden Europa als Herausforderung stellen, richtet Pater Marco d’Aviano eine ermutigende und zugleich mahnende Botschaft an alle Europäer von heute und morgen. Den Christen schärft er ein: Gebt Europas christlichen Grund nicht auf! Stellt den Kontinent auf dieses feste Fundament! Und gleichzeitig schlägt er die Brücke zu allen, die an Einen Gott glauben: Besinnt Euch auf Gott, Euren Schöpfer, der unser aller Vater und Richter ist! Dann wird der Bau des europäischen Hauses wohl gelingen.

Zu diesem anspruchsvollen und zugleich erfüllenden Vorhaben, dem der Ehrwürdige Diener Gottes Pater Marco d’Aviano den Weg mitbereitet hat, erteilt Papst Johannes Paul II. den zur Feier anwesenden Bischöfen, Priestern und Gläubigen, besonders den Vertretern der franziskanischen Familien, gern den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 6. August 1999

Angelo Kardinal Sodano
Staatssekretär Seiner Heiligkeit


*L'Osservatore Romano. Wochenausgabe in deutscher Sprache n.40 p.6.

 

top