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FRIEDRICH OVERBECK (1789-1869)
AQUARELL AUF KARTON - VATIKANISCHE MUSEEN

FÜNFTE STATION
Jesus wird von Pilatus gerichtet
  

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 13-25

Pilatus rief die Hohenpriester und die anderen führenden Männer
und das Volk zusammen und sagte zu ihnen:
"Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf.
Ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört
und habe keine der Anklagen, die ihr gegen diesen Menschen vorgebracht habt, bestätigt gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt.
Ihr seht also: Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht.
Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen".
Da schrien sie alle miteinander:
"Weg mit ihm; laß den Barabbas frei!"
Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs in der Stadt
und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden.
Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen.
Doch sie schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!".
Zum dritten Mal sagte er zu ihnen:
"Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?
Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient.
Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen".
Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen,
und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch:
Pilatus entschied, daß ihre Forderung erfüllt werden solle.
Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß
und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihnen aus, wie sie es verlangten.


MEDITATION

Ein Mann, der ohne jede Schuld ist, steht Pilatus gegenüber.
Das Gesetz und das Recht weichen der Willkür einer totalitären Macht,
die die Zustimmung der Massen sucht.
In einer ungerechten Welt kann der Gerechte nur abgelehnt und verurteilt werden.
Der Mörder soll leben; jener, der das Leben schenkt, soll sterben.
Bar-Abba soll freigelassen werden, der Räuber, der "Sohn des Vaters" genannt wird,
und der, der den Vater geoffenbart hat und der wahre Sohn des Vaters ist,
soll gekreuzigt werden.
Andere, nicht Jesus, wiegeln das Volk auf.
Andere, nicht Jesus, haben das vollführt, was in Gottes Augen ein Verbrechen ist.
Aber die Macht fürchtet um ihre Autorität,
verzichtet auf das Ansehen, das aus dem gerechten Handeln kommt,
und versagt.
Pilatus, die Obrigkeit, die Macht über Leben und Tod hat,
Pilatus, der nicht gezögert hatte, Aufstandsherde im Blut zu ersticken (Lk 13, 1),
Pilatus, der jene dunkle Provinz des Reiches
mit eiserner Faust regierte, während er von umfassenderer Macht träumte,
versagt,
liefert einen Unschuldigen und mit ihm die eigene Autorität an eine schreiende Menge aus.
So wird der, der sich schweigend dem Willen des Vaters anheimgegeben hat,
dem Willen derer ausgeliefert, die am lautesten schreien.

GEBET

Jesus, unschuldiges Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird (Jes 53, 7),
um die Sünde der Welt hinwegzunehmen (Joh 1, 29),
richte deinen zärtlichen Blick auf alle unschuldig Verfolgten,
auf die Gefangenen, die in berüchtigten Kerkern schmachten,
auf die Opfer der Liebe zu den Unterdrückten und zur Gerechtigkeit,
auf alle, die kein Ende einer langen unverdienten Strafe erkennen.
Möge deine innerlich wahrgenommene Gegenwart ihre Bitterkeit versüßen
und die Finsternis des Gefängnisses vertreiben.
Bewirke, daß wir uns niemals damit abfinden,
die Freiheit in Ketten zu sehen, die du jedem Menschen geschenkt hast,
der nach deinem Abbild und Gleichnis geschaffen ist.

Jesus,
sanfter König eines Reiches der Gerechtigkeit und des Friedens,
leuchte, in einen Purpurmantel gekleidet:
dein aus Liebe vergossenes Blut.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

 

Alle:

Pater noster, qui es in caelis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Quis est homo qui non fleret,
matrem Christi si videret
in tanto supplicio?

  

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