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AMT FÜR DIE LITURGISCHEN FEIERN DES PAPSTES 

 

EINFÜHRUNG

 

I. Die Bedeutung der Apostolischen Reise

Der Ort des XX. Weltjugendtags

Der XX. Weltjugendtag ist der letzte Weltjugendtag, zu dem unser unvergessener Papst Johannes Paul II. eingeladen hat, und der erste, den unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. mit der Jugend der Welt feiert.

Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr deutsche Jugendliche an Weltjugendtagen teilgenommen haben, dürfen die Deutschen jetzt selber Gastgeber der Jugend der Welt sein.

Deutschland ist von Alters her christlich geprägt, in den Grenzen des Römischen Reiches seit dem 4. Jahrhundert, darüber hinaus durch die Missionierung der iro-schottische Wandermönche seit dem 6./7. Jahrhundert.

Deutschland ist aber auch bis heute geprägt durch die Kirchenspaltung der Reformation im 16. Jahrhundert. Die christliche Bevölkerung ist etwa zur Hälfte katholisch und zur Hälfte evangelisch.

Zwei Weltkriege gingen im 20. Jahrhundert von Deutschland aus. Die Diktatur des Nationalsozialismus beherrschte das Land von 1933 bis 1945. 1949 wurde der Westen Deutschlands als Bundesrepublik Deutschland ein demokratisches Land, während der Ostteil als Deutsche Demokratische Republik unter kommunistischer Herrschaft stand.

Die politische Wende im Osten mit dem Fall der Berliner Mauer brachte im Jahre 1990 die staatliche Einheit des demokratischen Landes. Durch den Zustrom so genannter Gastarbeiter in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts kamen viele Süd- und Südosteuropäer nach Deutschland, die heute bereits in der dritten Generation hier leben. Neben den katholischen Südeuropäern zogen auch viele türkische Mitbürger nach Deutschland, so dass es heute auch einen beachtlichen muslimischen Anteil in der städtischen Bevölkerung gibt. Hinzu kommen Einwanderer aus Osteuropa sowie asiatischen und afrikanischen Staaten in jüngerer Zeit.

Auf diesem Hintergrund der gesamtgesellschaftlichen Situation sind die Ökumene und der Dialog mit anderen Religionen und Kulturen, die Integration und das Bemühen um ein sozialverträgliches Miteinander wichtige Herausforderungen für die Kirche in Deutschland.

Wenn auch die Verfassung, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, christlichen Geist atmet, stellen wir heute einen fortschreitenden Prozess der Säkularisierung fest. Im Osten Deutschlands liegt auf Grund der kommunistischen Vergangenheit der Prozentsatz der Christen unter 20%. Die große Mehrheit ist nicht getauft und hat die christliche Botschaft nie vernommen. Die Verkündigung der Botschaft des Evangeliums ist daher eine weitere wichtige Herausforderung.

Umso bedeutsamer ist das Motto des XX. Weltjugendtags »Wir sind gekommen, um IHN anzubeten«, das gegen den Trend der Zeit, gegen die Verabsolutierung des Menschen Gott in den Mittelpunkt stellt und zum Ziel des menschlichen Strebens macht. Der Weltjugendtag wird so zu einem Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Fels, auf dem die jungen Menschen ihre »Zukunft und eine gerechtere und solidarischere Welt« aufbauen (Botschaft zum XX. Weltjugendtag, Nr. 5). Hier deutet sich auch die Herausforderung der gemeinsamen Bemühungen von katholischen, evangelischen und orthodoxen Christen an, als Zeugen des Evangeliums von Deutschland aus als Teil der Europäischen Union Europa eine christliche Prägung zu geben. Der XX. Weltjugendtag kann hier ein wichtiger Impulsgeber der jungen Generation sein.

Köln, das seit 50 nach Christus römisches Stadtrecht hatte, lag am Nordrand des Römischen Reiches und war Hauptstadt der Provinz Germania Inferior.

Das Erzbistum Köln ist nach Trier die zweitälteste Diözese Deutschlands. Der erste, 313 urkundlich erwähnte Bischof von Köln ist der heilige Maternus. Schon vorher sind Martyrien christlicher römischer Soldaten in Köln und Bonn bezeugt, deren Gräber bis heute verehrt werden. Im 12. Jahrhundert wurde Köln durch die Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zu einer der bedeutendsten christlichen Pilgerstätten des Mittelalters. Die Weisen aus dem Morgenland, deren Gebeine heute im goldenen Schrein in der Kathedrale von Köln ruhen, haben daher dem XX. Weltjugendtag auch das Motto gegeben.

Der sprichwörtliche rheinische Frohsinn verbunden mit einer herzlichen Gastfreundschaft machen das Erzbistum Köln und seine Bewohner zu frohen Gastgebern der Jugendlichen, die zum XX. Weltjugendtag gekommen sind.

Das Motto

Im Motto des XX. Weltjugendtags »Wir sind gekommen, um IHN anzubeten« scheint die ganze Erzählung der Weisen aus dem Morgenland auf und wird zum Sinnbild für die zum Weltjugendtag versammelten jungen Leute.

Die Heiligen Drei Könige werden zu geistigen Wegbegleitern auf dem Pilgerweg der Jugendlichen. Wie die Weisen, vom Stern gerufen und von der Sehnsucht geleitet, haben auch die Jugendlichen sich auf den Weg gemacht, um Christus zu suchen und zu finden. Wie die Weisen, die den Stern verloren haben, kennen auch die Jugendlichen Zeiten der Orientierungslosigkeit.

Die Weisen finden im Kind von Bethlehem den König, den sie suchen. Beim Weltjugendtag können die Jugendlichen Christus, den König ihres Lebens, entdecken.

Die Weisen fallen vor Jesus nieder und beten ihn an. Die Jugendlichen sind eingeladen zur Haltung der Anbetung in Wallfahrt, Gebet und Gottesdienst. Hierin findet der Mensch seine wahre Identität und wird frei von allen falschen Ansprüchen und Abhängigkeiten dieser Welt. Aus der Begegnung in der Anbetung erwächst die Ehrfurcht gegenüber dem Menschen. »Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben« (1 Joh 4, 11).

»Seid Anbeter des einzigen und wahren Gottes, indem ihr ihm den ersten Platz in euerem Leben zuerkennt!« fordert Papst Johannes Paul II. die Jugendlichen in seiner Botschaft zum XX. Weltjugendtag auf und fährt fort: »Die Anbetung des wahren Gottes stellt einen wahren Akt des Widerstandes gegen jegliche Form des Götzendienstes dar. Betet Christus an« (Nr. 5). Und Papst Benedikt XVI. fährt fort: »Habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält alles hundertfach zurück. Ja, öffnet, reißt die Türen weit auf für Christus —dann findet ihr das wirkliche Leben.« (Predigt zur Amtseinführung am 24.04.2005)

Wie die Weisen auf einem anderen Weg heim in ihr Land ziehen, kehren die Jugendlichen verändert in ihre Heimatländer zurück.

»Diese Kursänderung kann die Bekehrung symbolisieren, zu der diejenigen gerufen sind, die Jesus begegnet sind, um zu den wahren Anbetern zu werden, die er sich wünscht.« (Botschaft zum XX. Weltjugendtag, Nr. 6)

II. Das Missale für die Apostolische Reise

Die liturgischen Feiern des XX. Weltjugendtags sind das Zentrum des gesamten Festes.

Wie es bei den Reisen des Heiligen Vaters üblich ist, hat das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes in Zusammenarbeit mit den für die Liturgie Verantwortlichen vor Ort ein spezielles

Missale für diese Apostolische Reise herausgegeben.

Dieses enthält die Texte und Rubriken für jene Gottesdienste, welchen der Papst vorsteht:

  • die Feier zum Willkommen des Heiligen Vaters;

  • die Vesper mit den Seminaristen;

  • die Vigil;

  • die Heilige Messe zum Abschluss.

Außerdem enthält dieses Buch den Besuch des Heiligen Vaters in der Synagoge.

Zu den Feiern, denen der Heilige Vater vorstehen wird:

Die Feier zum Willkommen des Heiligen Vaters – Donnerstag, 18. August 2005

»Wo ist der neugeborene König der Juden?« (Mt 2, 2a) Mit den Menschen unterwegs zu IHM. - Unter dieser Überschrift steht die Feier zum Willkommen des Heiligen Vaters.

In seiner Botschaft zum XX. Weltjugendtag 2005 schreibt Papst Johannes Paul II.: »Die Heiligen Drei Könige fanden Jesus in ’Betlehem‘, was ’Haus des Brotes‘ heißt. In der bescheidenen Grotte von Betlehem liegt auf ein wenig Stroh das ‘Weizenkorn‘, das sterbend ’reiche Frucht‘ bringen wird (vgl. Joh 12, 24)... Wenn wir gläubig den Weg des Erlösers von der Armut der Krippe bis zur Verlassenheit am Kreuz vor uns vorüberziehen lassen, so verstehen wir besser das Mysterium seiner Liebe, die die Menschheit erlöst« (Nr. 3).

In der Willkommensfeier begrüßen wir den Heiligen Vater und bitten ihn, uns das Wort Gottes zu verkünden. Er stellt sich an die Spitze unseres Pilgerweges zu Jesus Christus. Wir feiern mit ihm das Fest des Glaubens. Jugendliche berichten ihm von dem, was wir bisher während des XX. Weltjugendtags erlebt haben und geben Zeugnis von ihren Begegnungen am Tag des Sozialen Engagements: In den Armen und Notleidenden begegnet uns Jesus Christus. Er ruft uns, als Bauleute einer neuen Zivilisation der Liebe und Gerechtigkeit zu wirken.

Die Feier der Vesper mit den Seminaristen – Freitag, 19. August 2005

Wenn der Heilige Vater sich mit den Seminaristen aus aller Welt trifft, will er sie auf ihrer Suche nach dem Willen Gottes ermutigen und in ihrer Berufung stärken. Er wird mit ihnen die Vesper beten. Nach der Tradition der Kirche bilden Vesper und Laudes »die beiden Angelpunkte des Stundengebetes.« (II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie »Sacrosanctum Concilium«, Nr. 89a).

Vereint im Gebet werden der Heilige Vater und die Seminaristen die priesterliche Aufgabe erfüllen, die Jesus Christus der Kirche übertragen hat: »sie lobt den Herrn ohne Unterlass und tritt bei ihm für das Heil der ganzen Welt ein, nicht nur in der Feier der Eucharistie, sondern auch in anderen Formen, besonders im Vollzug des Stundengebetes « (SC Nr. 83).

Die Feier der Vigil – Samstag, 20. August 2005

Eine Kathedrale für einen Tag wurde für den XX. Weltjugendtag errichtet. Die 27 leuchtenden Säulen am westlichen Ende des Geländes stehen für die 27 deutschen Bistümer. Jugendliche aus aller Welt richten am Samstagnachmittag diese Kathedrale ein: sie entzünden mehr als 12.000 Kerzen, die den Hügel und den Prozessionsweg erleuchten; sie werden auf dem Hügel den Altar aufbauen sowie das Kreuz und die Ikone des Weltjugendtags aufstellen.

»Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.« (Mt 2, 11a). IHN anbeten. – So ist die Vigil überschrieben.

In seiner Botschaft zum XX. Weltjugendtag 2005 schreibt Papst Johannes Paul II.: »’Da fielen sie nieder und beteten ihn an‘ (Mt 2, 11).

Wenn die Heiligen Drei Könige im Kind, das Maria in ihre Arme schließt, den von den Völkern Ersehnten und den von den Propheten Verheißenen anerkennen und anbeten, so können wir ihn heute in der Eucharistie anbeten und ihn als unseren Schöpfer und alleinigen Herrn und Heiland anerkennen... Seid Anbeter des einzigen und wahren Gottes, indem ihr ihm den ersten Platz in eurem Leben zuerkennt!«

Die Vigil besteht aus folgenden Elementen: Gotteslob und Verkündigung, Marienlob, Lichtfeier und Eucharistische Anbetung. Im Einzug des Kreuzes betrachten wir den Leidensweg Jesu für uns und im Einzug der Marienikone den Glaubensweg der Gottesmutter. In der Lichtfeier erinnern wir uns an Jesus Christus, der als Licht der Welt gekommen ist. Ihn beten wir in der Eucharistie an als den Auferstandenen, der uns im Brot des Lebens begegnet.

Die Feier der Heiligen Messe zum Abschluss des XX. Weltjugendtags – Sonntag, 21. August 2005

»Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.« (Mt 2, 12b) Von IHM beschenkt, zu den Menschen gesandt. - So lautet die Überschrift für die Abschlussmesse.

In seiner Botschaft zum XX. Weltjugendtag 2005 schreibt Papst Johannes Paul II.: »Das Kind, von Maria sanft in die Krippe gebettet, ist der Gott-Mensch, den wir an das Kreuz genagelt sehen werden.

Derselbe Erlöser ist im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig... So wird jetzt die heilige Messe zu einer wahren Begegnung der Liebe mit dem, der sich für uns gänzlich hingegeben hat. Liebe Jugendliche, zögert nicht, ihm zu antworten, wenn er euch ’zum Hochzeitsmahl des Lammes‘ einlädt (vgl. Offb 19,9)«.

Wir feiern, dass durch Jesus Christus das Kreuz zum Zeichen der Erlösung geworden ist. Wie die Heiligen Drei Könige dem Stern folgten, so folgen wir dem Lichtzeichen Kreuz. Dieses Zeichen sehen wir heute auf den Messgewändern, die für den XX. Weltjugendtag gestaltet und hergestellt wurden: Die Kasel zeigt einen vertikalen Stab auf der Vorderseite und einen horizontalen auf der Rückseite des Gewandes. Beide Stäbe symbolisieren einen Weg und sind in einem leuchtenden Gelb gestaltet. Wenn der Priester die Hände faltet, entsteht das leuchtende Kreuz. Der Priester selbst stellt sich »unter das Geheimnis des Kreuzes«, wie es in der Liturgie der Priesterweihe heißt. Mit allen Getauften bringt er dieses Kreuz auf den Weg, damit es für alle Menschen zu dem Lichtzeichen wird, das wir als Kirche feiern und dem wir als Christen folgen.

In dieser Feier wird die tradierte »Missa mundi« in einen neuen musikalischen Kontext gestellt. Die einzelnen Teile dieser Messe bringen musikalisch die Kontinente der Welt zum Klingen.

III. Ausblick

Dieses »Missale« begleitet die Apostolische Reise des Heiligen Vaters während des XX. Weltjugendtags. Es wurde vom Amt für die liturgischen Feiern des Papstes vorbereitet und gibt einen tieferen Einblick in die Bedeutung der Wallfahrt zu Jesus Christus, den die Drei Weisen gesucht, gefunden und angebetet haben. Der Weltjugendtag ist wie eine weitere »Völkerwallfahrt«. Menschen aus aller Welt sind zusammen gekommen, um den Herrn zu suchen, zu finden und anzubeten, der Mensch geworden, gestorben und auferstanden ist. Menschen machen sich auf den Weg, um diesem Herrn durch die Kirche im Wort, im Sakrament und in den Menschen zu begegnen. Mögen die Jugendlichen aus Deutschland und aus der ganzen Welt durch diese Begegnung mit Jesus Christus wie die Heiligen Drei Könige gewandelt zurückkehren in ihr Land und verkünden: »Wir haben seinen Stern aufgehen sehen« (Mt 2, 2).

        

 

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